Arthur Schnitzler
Flucht in die Finsternis
Arthur Schnitzler

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VII

Als er am nächsten Morgen in die kühle Herbstluft hinaustrat und den Himmel mit trüben, unruhigen Wolken bedeckt sah, senkte er mißmutig den Blick, ohne eine junge, weibliche Gestalt zu beachten, die in einer weißen Wolljacke auf der Bank am Hoteleingang saß. Doch als er von dort zwei Augen auf sich gerichtet fühlte, wandte er die seinen hin und erkannte Fräulein Rolf. »Ist es möglich«, rief er mit einem Ausdruck der Überraschung, ja der Freude, dessen Übertriebenheit er sofort empfand. – »Es ist sogar gewiß«, erwiderte Paula, ihm die Hand entgegenstreckend. »Gestern, denken Sie, sind wir in Wien angekommen und sofort wieder heraufbefördert worden, Mama und ich. Aber lassen Sie sich nicht stören. Sie wollten gewiß einen Spaziergang unternehmen?«

»Damit eilt es nicht. Wenn Sie erlauben, so leiste ich Ihnen Gesellschaft, bis Ihre Mutter herunterkommt.«

»Das dürfte Ihnen zu lang dauern«, sagte Paula. »Mir übrigens auch. Eben war ich im Begriff, mich allein auf den Weg zu machen.«

Robert bat um die Erlaubnis, sich anschließen zu dürfen. Paula hatte nichts dagegen, trat vom Tor weg gegen die Mitte der Straße, spitzte die Lippen zu einem leisen, eigentümlichen Pfeifen, auf das hin an einem Fenster des ersten Stockwerks Frau Rolf im hellblauen Morgenkleid sichtbar wurde, und rief zu ihr hinauf: »Ich gehe ein Stück voraus, Mama, gegen die Kampalm zu, der Herr Sektionsrat begleitet mich.« Frau Rolf erwiderte freundlich Roberts stummen Gruß. »Wie hübsch, daß Sie auch da sind, Herr Sektionsrat! Aber bitte sich nicht aufhalten zu lassen, ich komme schon nach.«

Paula schlug sofort ein lebhaftes Tempo ein, und ohne Rücksicht auf die stattgehabte Unterbrechung fuhr sie fort: »Das pflegt der Papa nämlich immer zu tun, wenn er sehr intensiv und mit besonders schwierigen Dingen beschäftigt ist.« – »Was pflegt er dann zu tun?« fragte Robert. – »Er schickt uns fort. Er kann dann niemanden – ganz besonders niemanden von seiner Familie, in der Nähe vertragen.« – »Sonderbar«, sagte Robert. – »Warum sonderbar?« entgegnete Paula. »Ich begreife es sehr gut.« Und sie erwähnte eines berühmt gewordenen Prozesses, in dem ihr Vater vor drei Jahren plädiert und wider allgemeines Erwarten seinem Klienten, einem Millionenkridar, zu einem Freispruch verholfen hatte. Auch damals hatte er Frau und Tochter auf Reisen geschickt.

Robert wunderte sich stillschweigend. Er war der Meinung, daß eigentlich jede Arbeit viel leichter vonstatten gehen müßte, wenn man solch ein klaräugiges, kluges Wesen zur Seite hatte, wie Paula eines war.

Sie fragte nach Roberts Bruder und Schwägerin, die sie aus früherer Zeit flüchtig kannte. Nun habe sie seit lange fast jeden gesellschaftlichen Verkehr aufgegeben, da sie nicht die geringste Freude davon habe. Robert glaubte sich zu erinnern, daß die musikalischen Abende im Hause Rolf in verflossenen Jahren eines gewissen Rufs genossen und daß bei solchen Gelegenheiten Paula persönlich mitgewirkt habe. Er hatte an diesen Abenden niemals teilgenommen. Hingegen vermochte Paula sich zu entsinnen, daß sie den Herrn Sektionsrat vor Jahren – sie wußte nicht mehr, in welchem Kreise – auf dem Piano phantasieren gehört hatte. »Spielen Sie noch viel?« fragte sie. Er erwiderte unbestimmt. Und jenes Gerücht von ihrem Verlöbnis mit einem berühmten, seither verstorbenen Komponisten ging ihm durch den Sinn.

Sie saßen auf einer Bank, die, auf einem Felsenvorsprung gelegen, freieste Aussicht auf die Windungen der Bahn, auf Wiesen, Wälder, Viadukte und auf die herandämmernde Ebene bot. Paula nahm aus ihrer Dose eine Zigarette und bot auch ihrem Begleiter eine an. Die Dose, erzählte sie, habe ihr der Vater vor einiger Zeit aus Moskau mitgebracht. Dann äußerte sie den Plan, im nächsten Jahre eine Reise nach Japan zu unternehmen.

»Allein?« fragte Robert, wie besorgt um sie.

Sie lächelte: »Ich werde mich wohl dazu entschließen müssen. Mama hat zu große Angst vor der Seekrankheit.«

Wie schön wäre das, dachte Robert, mit ihr in der Welt herumzureisen; und er wußte, daß sie seine Gedanken mitfühlte.

Ein leiser Regen setzte ein, und sie machten sich auf den Rückweg. Im Walde kam ihnen die Mutter entgegen, und man sprach von der wunderbaren Insel, wo sie viele Wochen lang so nachbarlich gewohnt und sich gar nicht umeinander gekümmert hatten. »Im Gebirge«, scherzte Paula, »kommen Sie nicht so leicht davon.«

Beim Mittagessen kam das Gespräch auf allerlei gemeinsame Bekannte aus früherer Zeit. Die Bemerkungen Paulas erschienen Robert zuweilen etwas scharf, aber immer treffend. Im weiteren Verlauf der Unterhaltung fügte es sich, daß Robert von den nervösen Verstimmungen sprach, die der Anlaß seiner Urlaubsreise gewesen, nun aber so gut wie völlig geschwunden seien. Ihm war, als wüßte Paula mehr zu erraten, als er zu erzählen für richtig hielt. Doch er dachte: Ihr dürfte ich auch Verbrechen eingestehen, wenn ich welche begangen hätte.

Während seines einsamen Nachmittagsspaziergangs spielte er mit der Frage, ob er es wagen dürfe, um Paula anzuhalten. Sie gefiel ihm besonders gut. Daß sie nicht mehr allzu jung war, vielleicht schon dreißig, und auch, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach ein ernstes Herzenserlebnis hinter sich hatte, empfand er als weitere Vorzüge ihrer Person. Am Abend saßen sie lang in der Halle zusammen; sie plauderten wie alte Freunde, so daß sie einander endlich mit Verwunderung fragten, warum sie am Meeresstrand wie Fremde, ja, wie sie sich gegenseitig gestanden, anfangs sogar mit einer Art von Antipathie aneinander vorbeigegangen waren.

»Wir haben viel nachzuholen«, sagte Robert, und er fügte hinzu: »In den paar Tagen heroben.« – Sie sah eine Weile vor sich hin, plötzlich, mit einer ihr eigenen, raschen Bewegung, warf sie den Kopf nach der Seite und ließ das Gespräch harmlos weitergehen.

Nachts träumte Robert von der armen Klavierlehrerin, mit der er seinen letzten Wiener Abend verbracht hatte. Er schritt mit ihr einen Waldpfad hin, denselben, den er in jener Abschiedsstunde mit Alberta gegangen war. Sie hielt die Hände in den Taschen ihres langen Regenmantels, und sehr rasch, ohne Robert nur anzusehen, sprach sie völlig unverständliche Worte ins Leere. Er aber wußte, daß dies eigentlich keinen Spaziergang zu bedeuten hatte, sondern seinen eigenen Lebensweg, ja, sein allmählich zur Neige gehendes Dasein; und diese Erkenntnis erfüllte ihn mit einer halb lächerlichen, halb ärgerlichen Rührung. Als er erwachte, verspürte er in seinem Herzen nur eine unbestimmte Zärtlichkeit und merkte bald, daß diese Zärtlichkeit, ja, all seine Liebe der armen Klavierlehrerin galt, die noch um so viel einsamer war als er. Er erhob sich, sah zum Fenster hinaus. Die Scheiben, nach einem leichten Nachtfrost, waren angelaufen und der Himmel wundersam klar.

Er hatte mit den Damen verabredet, daß sie ihn, der früher aufzubrechen gedachte, auf einer kürzlich angelegten, bequemen Bergstraße im Wagen einholen sollten. In einer lang nicht erlebten, beinahe beglückten Stimmung, unter hellem, kühlem Himmel, kräftig, wie nach einem fernen Ziele ausschreitend, wandelte er die langsam ansteigende Straße hinan. Früher, als er vermutet, hörte er das Rollen der Räder hinter sich. Er wartete am Wegrand, der Wagen hielt an, und die beiden Damen, ihn herzlich begrüßend, forderten ihn zum Einsteigen auf. Dankend nahm er ihnen gegenüber Platz. Frau Rolf erzählte, daß sie, wie meist im Gebirge, auch heute erst gegen Morgen eingeschlafen sei. Robert sprach von einer merkwürdigen Beobachtung, die er nun schon zu wiederholten Malen gemacht habe: daß er in der Höhe nicht nur mehr, sondern auch ganz anders träume als daheim. Diese Träume zeichneten sich nämlich dadurch aus, daß die Menschen oder Dinge nicht sich selbst, sondern irgend etwas anderes, ganz weit davon Abliegendes, ja, gar nichts Wirkliches, sondern gewissermaßen Begriffliches vorstellten. Doch er erwähnte als Beispiel nicht den Traum der verflossenen Nacht, sondern einen aus längst verflossener Zeit, in dem er auf weiter Ebene eine Art von Schlacht gesehen, aber in so trüb-fahlem Lichte, daß er die beteiligten Kämpfer weder einzeln, noch als Ganzes wahrzunehmen vermochte. Dann aber hatte er am Firmament statt der Sonne einen schief gestellten, mit Organtin verhängten, gelb flimmernden Lüster erblickt und plötzlich gewußt, daß dieser Lüster und nicht jenes fahle Bild auf der Ebene die Schlacht bedeutete. Paula hatte den Kragen ihrer weißen Wolljacke aufgestellt, ihr Gesicht war von der frischen Luft gerötet. Plötzlich, mit jener überraschenden Wendung des Kopfes, die Robert schon an ihr kannte und beinahe liebte, wandte sie sich zu ihm: »Beschäftigen Sie sich nicht ein bißchen zu viel mit sich selbst?« – »Ich glaube nicht«, erwiderte Robert betroffen. »Vielleicht gesteh' ich's nur aufrichtiger zu als andere.« Und er fragte sich: Wenn ich ihr früher begegnet wäre, hätte es mir geholfen? Wäre ich ein anderer geworden, ein Gesünderer, ein Besserer, als ich heute bin? War mir mein Dasein von Beginn an vorgezeichnet? Oder hab' ich irgendeinmal die Wahl gehabt – die Wahl zwischen Schwäche und Stärke, zwischen Gesundheit und Kranksein, zwischen Klarheit und Verwirrung? Aber war denn schon etwas entschieden? Nein. Untrüglich wußte er's mit einemmal, daß ihm die Wahl noch immer in die Hand gegeben war; aber freilich nicht mehr für lange . . .

Der Wagen hatte sich gewandt, und nun ging es rasch bergab. Robert sprach von Amtsgeschäften, die ihn erwarteten, von seinem Interesse für die Forderungen seines Berufs – so lebhaft, als läge es ihm daran, merken zu lassen, daß er mit beiden Füßen auf festem Boden stand und keineswegs ein Träumer oder weiß Gott was noch Schlimmeres sei. Und Paulas kluge Fragen lockten ihm so entschiedene Antworten auf die Lippen, daß ihn während dieses Gesprächs, das sich bei Tisch mit erhöhtem Ernst fortsetzte, eine immer echtere Sehnsucht nach Arbeit und Betätigung überkam. Die steigende Aufmerksamkeit in Paulas Mienen, ihr beifälliges Nicken wurden ihm zu günstigster Vorbedeutung, und ihren Händedruck beim Abschied, ihren milden, gütigen Blick nahm er beinahe wie ein Versprechen mit sich.

Es war ihm zumute wie einem Genesenden. Für die Einbildungen, die ihn vor wenigen Tagen, ja, gestern noch gequält, glaubte er eine neue und nahezu beruhigende Erklärung gefunden zu haben. Von seinem eigenen Leben gleichsam im Stich gelassen, im Innersten leer geworden, hatte er allzu willig, ja, mit einer gewissen Selbstgefälligkeit eine Art Rolle für sich zu spielen begonnen, die wachsende Gewalt über ihn erlangt und allmählich gedroht hatte, sein innerstes Wesen zu verstören. Nun aber reckte er die Stirn hervor wie aus gefährlichem Nebeldunst und fühlte den Willen und die Kraft in sich, wieder gesund und – endlich wahr zu werden.

Zum Abendessen erschienen die Damen nicht, und Robert nahm an, daß sie sich beide, ermüdet, vorzeitig auf ihr Zimmer zurückgezogen hatten. Trotzdem gab er die Hoffnung nicht auf, daß Paula sich vielleicht später noch in der Halle zeigen würde, und blätterte geraume Zeit in illustrierten Wochenschriften, die er sonst selten zur Hand zu nehmen pflegte. Doch seine Erwartung erfüllte sich nicht, die Halle leerte sich, und es blieb Robert nichts übrig, als gleich den anderen Gästen zur Ruhe zu gehen.

Vorher aber hielt er sich, wie um nach Briefen zu fragen, an der Loge des Portiers auf, von dessen Eigenheit, sich zu den Gästen des Hotels in ein persönliches, ja, herzliches Verhältnis zu setzen, auch er schon manche Probe erhalten und von dem er daher vielleicht Aufklärung erhoffen durfte. Und tatsächlich ward ihm, bei Übergabe des Zimmerschlüssels, in leicht bedauerndem Tone die Mitteilung, daß die Damen Rolf auf ein Telegramm hin mit dem Sieben-Uhr-Zug plötzlich abgereist seien. Sie ließen sich dem Herrn Sektionsrat bestens empfehlen, fügte der Portier hinzu, während er mit Beflissenheit auf Ansichtskarten Marken klebte.

»Ein Telegramm«, wiederholte Robert wie abwesend, blieb noch eine Weile stehen, dann faßte er sich und begab sich auf sein Zimmer. Er machte Licht und ging hin und her. »Ein Telegramm«, sagte er nochmals vor sich hin. Was für eine Art von Telegramm mochte das sein? Und schon wußte er's: Sie waren vor ihm gewarnt worden. Der besorgte Vater hatte sie eilends zurückberufen. »Die Damen lassen sich empfehlen –?« Eine freundliche Erfindung des Portiers. Über Hals und Kopf waren sie geflohen.

Offenbar waren schon Gerüchte über ihn in Umlauf. Gerüchte nur –? Vielleicht wird er schon verfolgt, bewacht, ist von Detektiven umgeben; und morgen früh wird man ihn verhaften. Und wenn er auch unschuldig ist, wie kann er es beweisen? Alberta ist in Amerika oder weiß Gott wo – wer wird ihm glauben, daß er sie nicht umgebracht hat? Vielleicht ist auch schon der Verdacht ausgesprochen worden, daß er seine Frau vergiftet hat. Wird man den Leichnam ausgraben? Wird man nach Giftspuren forschen? Wenn sich keine finden – was hilft's nach so langer Zeit –? Plötzlich sah er sein eigenes Porträt vor sich, mit Überzieher, Zylinder und Stock, so wie er sich in Wirklichkeit niemals hatte photographieren lassen; ganz in der Art eines nachlässig vervielfältigten Bildes in einer Tageszeitung, und darunter las er mit großen Lettern die Worte: Ein neuer Blaubart. Er roch das Papier und die Druckerschwärze. Gleich darauf sah er sich vor Gericht stehen als Angeklagten. Er leugnete. Er schwor zu Gott, daß er niemals einen Menschen umgebracht habe. Es ist nur ein Wahn von mir, meine Herren Geschworenen. Wie darf man mich denn wegen eines Wahns vor Gericht stellen? Ich bin krank, meine Herren Geschworenen, aber ich bin kein Verbrecher. Die Umstände sprechen gegen mich. Forschen Sie nach, meine Herren. Alberta ist in Amerika verheiratet, und meine Frau war herzleidend. Sie ist eines natürlichen Todes gestorben. Und wie, schrillte plötzlich eine hohe Stimme, erklären Sie sich, Angeklagter, daß Ihre Geliebte unter welkem Laube im Walde tot gefunden wurde? – Man hat sie tot gefunden? Dann hat sie ein anderer umgebracht. Der Amerikaner hat es getan. – Sie verwickeln sich in Widersprüche, Angeklagter. Haben Sie uns nicht selbst erzählt, daß dieser Amerikaner sich um Ihre Geliebte bewarb und daß Sie mit ihr in den Wald spazierten, während der Amerikaner im Hotel zurückblieb? Sie erzählten uns ferner, daß das Klavierspiel Ihrer Gattin Sie zur Verzweiflung brachte und daß Sie sich längst mit Mordgedanken getragen hatten. – Ich habe nichts erzählt, man legt mir Dinge in den Mund, die ich nie gesagt habe. Ich bin unschuldig. Ich kann keiner Fliege ein Haar krümmen. – Ein dröhnendes Lachen geht durch das ganze Auditorium, daß alle Fenster klirren. Ich bitte um Ruhe, schreit der Richter, hier ist kein Theater. Ich werde den Saal räumen lassen.

Robert, der ununterbrochen im Zimmer hin und her gelaufen war, blieb stehen, sah rings um sich, und wie es ihm meistens geschah, grade, wenn die Flucht seiner Gedanken sich ins Abgeschmackt-Unsinnige verloren hatte, kam er jählings zur Besinnung. Er sagte sich, daß die Abreise der Damen unmöglich in irgendeiner Beziehung zu seiner Anwesenheit hier oben stehen könne. Er wußte, daß er weder schuldig, noch irgendeinem Menschen auf der Welt verdächtig war. Seine Nerven waren noch immer nicht in Ordnung, das war alles. Keineswegs aber war Paula das Geschöpf, auf ein unklares, verleumderisches Telegramm hin davonzufahren und ihn seinem Schicksal zu überlassen. Sie wäre nicht abgereist, ohne ihn gesprochen zu haben; was immer man ihr hinterbracht, sie hätte versucht, mit eigener Urteilskraft der Angelegenheit auf den Grund zu kommen. Und selbst den Fall gesetzt, er hätte jemals in seinem Leben ein Verbrechen begangen, sie war die Frau, es zu verstehen und es zu verzeihen. Übrigens . . . kam das alles nicht in Betracht. Gründe für die Abreise der Damen konnte es zu Dutzenden geben. Der Vater war erkrankt, oder sonst wer aus der Familie. Gewiß nichts Bedenkliches, sonst hätte man kaum daran gedacht, ihn grüßen zu lassen. Ich bin kein Mörder, und kein Mensch denkt von mir, daß ich einer sein könnte. Morgen kommt ein Brief von Paula, eine Entschuldigung, eine Erklärung. Und wenn nicht – so verschaffe ich sie mir selber. Ich bin ja frei, ich bin ja nicht eingesperrt, und Höhnburg ist lange tot. Was geht mich Höhnburg an? Mein Bruder denkt nicht daran, mir den Schuldschein vorzuweisen. Es gibt weder Schein noch Schuld . . . Ich habe die Wahl . . .


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