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3.

Will Morton, der Detektiv, kam rasch im Auto und wurde ohne Zeitverlust von Gladis empfangen.

Sie sagte ihm alles, was sich in den letzten Stunden zugetragen hatte und Morton hörte zu, ohne daß sich eine Muskel in seinem bartlosen Gesicht bewegte.

Als Gladis geendet hatte und ihn fieberhaft erregt ansah, hob er langsam den Kopf.

»Darf ich Sie noch bitten, Madame, mir den Betrüger – denn daß wir es hier mit einem solchen zu tun haben, steht bereits absolut fest – der sich Harry Dirksen nannte, möglichst genau zu beschreiben?« versetzte er.

Während sie sprach, auf das schärfste den Besucher schildernd, sah Will Morton wiederum bewegungslos vor sich nieder. Dann wußte er auch dies. Er besaß eine genaue Beschreibung des Verdächtigen. Aber wer war es? Das herauszubringen war nun seine nächste Aufgabe. Mistreß Clifford behauptete, den Mann niemals zuvor gesehen zu haben, er war ihr völlig fremd.

Der Detektiv aber wußte nun bereits, daß er auch der Mann war, der den dunkelgrauen Handschuh am Stahlschrank verlor. Also war er schon einmal im Hause – heimlich natürlich – und in der Nacht, da Mac Clifford verschwand. Was suchte er an diesem Abend? Und wohin hatte er den reichen Mann gelockt?

Galt es eine Erpressung? Aber Mistreß Clifford erhielt in den letzten Tagen keinerlei Zuschriften, die darauf hindeuteten.

Morton ließ sich die Papiere zeigen, die der angebliche Harry Dirksen Gladis übergab und die Anordnungen Mac Cliffords enthielten.

Er studierte sie rasch durch und lächelte.

»Nichts anderes als Fälschungen, nicht einmal sehr klug ausgeführt,« sagte er. »Ein Vorwand, um seine Person fürs erste in besseres Licht zu setzen. Was hier an Anordnungen getroffen wird, ist Unsinn. Dergleichen würde Mac Clifford niemals gutheißen. Die Papiere sind wertlos, wenn wir sie nicht später zur Ueberführung des Betrügers benützen können.«

Gladis sah mit Entsetzen ein, daß sich das Rätsel immer mehr verwirrte. Wo war vor allen Dingen ihr Gatte?

Morton betrat noch einmal das Kassenzimmer, in dem Mac Clifford ganz besonders wichtige Dokumente aufbewahrte, die er nicht einmal in seinen gepanzerten Geschäftsräumen für sicher genug hielt. Daß die Buchstaben des Schrankschlosses verändert wurden, war nicht weniger bedeutungsvoll. »Schuldig« hießen sie zuerst, nun lauteten sie »Gesühnt«! Was war gesühnt? Galt es Abrechnung, Rache? Aber Gladis wußte nichts von einem geheimen Feinde zu berichten, der etwa in der letzten Zeit ihrem Gatten Drohbriefe gesandt hätte.

Während Gladis unter der Tür stehen blieb, sah sich der Detektiv noch einmal in dem nicht sehr großen Raume um. Es lag etwas in der Luft dieses Zimmers, das ihm auffiel. Er ging langsam an den Wänden entlang, die auf der einen Seite hohe Elchenholzvertäfelungen aufwiesen. Dieses Holz war dunkelgebeizt und am obern Rand mit schönen Schnitzereien verziert.

Einmal blieb der Detektiv stehen und hob bedächtig den Kopf. Er schnupperte gewissermaßen in der Luft.

»Was haben Sie, Mister Morton?« fragte Gladis beklommen.

»Ich suche, Madame – aber ich finde noch, immer nicht das, was ich brauche,« lautete die Antwort des Detektivs. »Immerhin – –« er brach ab und zuckte die Schultern. »Wollen Sie mir gestatten, daß ich morgen vormittag noch einmal hierher komme? Ich verfolge dabei einen ganz bestimmten Gedanken. Vielleicht darf ich meinen Gehilfen Bob mitbringen. Ich möchte eine gewisse Untersuchung anstellen, bei der mir Bob helfen soll.«

»Selbstverständlich steht Ihnen dieses Haus jederzeit offen, Mister Morton,« erwiderte Gladis, »aber wollen Sie mir nicht wenigstens andeuten, was Sie vermuten?«

»Erlassen Sie mir für jetzt noch die Antwort darauf, Madame,« versetzte Morton sehr ernst. »Ich kann mich auch täuschen und möchte Ihnen keine neuen Sorgen bereiten. Habe ich Gewißheit, dann freilich ist es an Ihnen, sich stark und mutig zu zeigen.«

»Sie sind bereits überzeugt, daß mein Gatte einem – Verbrechen zum Opfer fiel?« stieß Gladis hastig hervor. »Sie fürchten – ihn nicht mehr unter den Lebenden anzutreffen?«

Will Morton trat ernst zurück.

»Ich weiß weder das eine noch das andere, Madame. Lassen Sie mir noch etwas Zeit. Aber es wird Licht werden. Dafür garantiere ich Ihnen. Binnen achtundvierzig Stunden werde ich wissen, was das Schicksal Mac Cliffords ist und dann soll es mein weiteres Bestreben sein, den Schuldigen zur Strecke zu bringen. Für jetzt bitte ich mich zu entlassen. Ich halbe noch eine Besprechung in der City.«

Gladis mußte den Detektiv gehen lassen, so schwer es ihr ankam. Der Mann hatte einen ganz bestimmten Verdacht gefaßt, das war gewiß. Fürchtete er sich nur, irgend etwas Schreckliches auszusprechen?

Schon an der Tür, wendete sich Morton noch einmal um und sagte höflich: »Haben Sie sie Güte Madame, das Kassenzimmer bis zu meinem späteren Eintreffen abzusperren.«

Sie nickte nur stumm und er entfernte sich.

Den Rest dieses Tages benützte Will Morton, um sich mit seinem Gehilfen Bob eingehend zu besprechen. Bob war ein äußerst zuverlässiger Mensch, der Morton viel verdankte und an dem er deshalb mit unentwegter Treue hing. Er kam vor einigen Jahren in die Hände einer Fälscherbande, die ihn, der in chemischen Prozessen genauen Bescheid wußte und überhaupt in seiner Art ein Künstler war, ausnützte. Ein Deutscher, kam er damals nach Neuyork, hatte Unglück, stand am Rande der Verzweiflung und ließ sich aus Not herbei, der Bande wertvolle Dienste zu leisten.

Bei der Aufdeckung der Fälschungen und der Festnahme der einzelnen Mitglieder fiel auch Bob in Will Mortons Hände. Doch gelang es diesem, der den sonst ganz unbestraften Menschen seinem inneren Werte entsprechend behandelte, vor dem Polizeirichter derart zu entlasten, daß Bob nur mit einer geringen Haftstrafe davonkam. Seitdem gehörte Bob seinem Herrn und Meister für Tod und Leben und Morton wußte die großen, sich täglich erneuernden Eigenschaften dieses jungen Mannes gebührend zu würdigen.

Die Besprechung von Meister und Gehilfe währte ziemlich lange. Dann aber waren sie sich einig über das, was weiter in der Villa Mac Cliffords geschehen mußte.

Gegen Abend fuhr Morton noch einmal in das Innere der Stadt. Er besuchte mehrere Läden, in denen Wolle und Seidenwaren, oder überhaupt Ausstattungsgegenstände für die elegante Herrenwelt feilgeboten wurden. Es handelte sich darum, den Ursprung des von ihm aufgefundenen grauen Wildlederhandschuhes festzustellen. So leicht war dies nicht, da sich in dem Futter nur jene kleine, aufgestempelte Nummer fand, aber keine Firma. Will Morton hatte sich bereits mit einer ganzen Anzahl derartiger Verkaufsläden in Verbindung gesetzt, ohne Glück zu haben. Heute wollte er noch zwei andere Geschäfte aufsuchen, die von ihm vorher telefonisch benachrichtigt wurden.

Gleich im ersten erhielt er eine wichtige Auskunft. Die in Frage kommende Handschuhmarke wurde auch von jenem Geschäft geführt. Jedes Paar bekam von der Fabrik, die in Brooklyn lag, eine kleine Nummer eingestempelt, ehe die Paare an die zahlreichen Abnehmer gingen.

Ob aber gerade jenes Paar, um das es sich bei Morton handelte, in dem Geschäft verkauft wurde, ließ sich nicht feststellen, da die kleine Firma ihre Kunden nicht dem Namen nach einschrieb. Man erinnerte sich auch nicht mehr, an wen das letzte Paar verkauft wurde.

Motion fuhr eiligst im Auto nach Brooklyn und trotz der späten Stunde glückte es ihm, den Lagerchef zu sprechen, der ihm bereitwilligst Auskunft gab.

Da der Detektiv die Nummer des einzelnen Handschuhes angeben konnte, vermochte der Lagerchef nach Einsicht in seine Bücher anzugeben, welche Firma eine Partie der Handschuhe bekam. Das genügte Morton zunächst. Er dankte und raste zurück.

Eine Stunde später wußte er, wie der Gentleman aussah, dem ein Paar dieser nicht billigen, feinen Wildlederhandschuhe vor etwa acht Tagen verkauft wurde. Es waren nur drei Paare abgegangen und so vermochte sich die Geschäftsdame, die persönlich den Verkauf getätigt hatte, noch ganz genau zu entsinnen.

Einen Namen wußte sie natürlich auch nicht, doch war die Beschreibung ziemlich präzis. Sie deckte sich auf das genaueste mit den Angaben, die Mistreß Clifford über den angeblichen Harry Dirksen machte.

»Ich werde den Burschen finden,« sagte sich Will Morton zufrieden. »Jetzt aber erst – das andere!«

Er fuhr nach der Zentrale der Geheimpolizei, wo er mit einem Beamten eine längere Besprechung hatte. Auch eines der großen Bücher, wie sie hier geführt wurden und in denen die Bilder von hunderten der Polizei bekannten Verbrechern enthalten sind, sah er durch, doch fand er nicht das, was er suchte.

Für diese Nacht war nichts mehr zu unternehmen. Der morgige Tag sollte erst neue, wichtige Feststellungen erbringen.

Es war ein heller Vormittag als Will Morton mit seinem Gehilfen Bob, der in einfacher, doch gewählter Kleidung neben seinem Herrn im Auto saß, nach der Villa Cliffords fuhr.

Da er dem alten Lawrence bereits gut bekannt war, meldete ihn dieser ohne Umstände Gladis. Sie trat den beiden Männern etwas bleich, aber gefaßt entgegen.

»Haben Sie etwas gefunden, Mister Morton?« fragte sie hastig.

Der Detektiv war sehr ernst.

»Ich glaube eine bestimmte Spur nun verfolgen zu können, Madame,« erwiderte er. »Aber sie ist noch unsicher und ich darf keine trügerischen Hoffnungen wecken. Wollen Sie mir nun gestatten, daß ich mich mit meinem Gehilfen in das Kassenzimmer verfüge?«

»Sie haben freie Hand in allem, Mister Morton,« erwiderte Gladis, schwer nach Atem ringend, da sich ihr ein unheimlicher Druck auf die Brust legte.

»Glauben Sie noch immer, dort etwas Neues zu entdecken?«

»Vielleicht – vielleicht auch nicht,« wich Morton aus. »Ich habe dabei noch eine weitere Bitte: Mich mit meinem Gehilfen im Kassenzimmer allein zu lassen. Wenn wir etwas gefunden haben, gebe ich Ihnen sofort Nachricht.«

Gladis neigte zustimmend den schönen Kopf und deutete auf die Tür des Kassenzimmers.

»Lawrence hat den Schlüssel,« fügte sie hinzu.

Sie klingelte und der alte Diener überreichte Morton den Türschlüssel.

Der Detektiv verneigte sich leicht und schritt mit Bob auf die versperrte Tür zu.

Gladis und Lawrence blieben zurück. Die junge Frau setzte sich etwas entfernt in einen Sessel am Fenster und sah bleich und ergriffen in den Park hinaus. Was suchte der Detektiv abermals in dem Zimmer? Seine Stimme klang schon am verflossenen Tage seltsam ernst und in seinem Blick lag etwas wie verstecktes, tiefes Bedauern. Sollte Mac wirklich etwas Schlimmes zugestoßen sein? Aber wozu schlossen sich die beiden Detektivs noch einmal im Kassenzimmer ein?

Es war ganz still geworden. Man hörte auch aus dem wieder abgeschlossenen Zimmer keinen Ton.

Die Minuten verflossen wie Ewigkeiten. Noch immer kam kein Ruf aus dem Zimmer.

Da endlich – es mochte mehr als eine Viertelstunde vergangen sein – öffnete sich die Tür. Auf der Schwelle stand Will Morton. Er sah womöglich noch ernster aus als vordem, suchte nach Worten. Seine Blicke begegneten denen Gladis, die ihn fieberhaft ansah.

Dann sagte er mit belegter, etwas heiserer Stimme: »Suchen Sie sich zu fassen, Madame, Sie müssen jetzt sehr stark sein. Wir haben Ihren Gatten Mac Clifford gefunden.«

»Gefunden –?« Gladis begriff nicht und tastete mit der Hand nach der Stirne. »Wie denn gefunden? In jenem Zimmer, das seit drei Tagen kaum jemand betrat, das bis jetzt abgesperrt war?«

»Die Lösung dieses Rätsels ist erschütternd, Madame,« erwiderte langsam der Detektiv. »Ich bitte Sie dringend, nicht sofort den Raum hinter mir zu betreten. Später – –«

Aber da stürzte Gladis auf ihn zu, an ihm vorbei in das Zimmer, das diesmal in Tageshelle vor ihr lag und dessen Fenster nach dem Park weit geöffnet waren.

Sie warf einen einzigen Blick um sich – und stürzte dann ohnmächtig zu Boden.

*

Was war geschehen, seitdem Will Morton und sein Gehilfe Bob das Kassenzimmer betreten hatten? Wir wollen es in Kürze berichten.

Gleich nachdem die beiden Männer im Kassenzimmer allein waren, knipste Morton das elektrische Licht an. Es wurde hell. Die dicken Vorhänge am Fenster waren noch immer geschlossen, so daß von dem Tageslicht kaum ein Strahl hereindrang.

Morton schob den Türriegel vor, um nicht gestört zu werden. Mit einem Schlage veränderten sich die Mienen der beiden Männer. Sie ließen rasch die Blicke über den Innenraum schweifen. Es war nichts verändert.

Morton stand in der Mitte des Zimmers, Bob einen Schritt von ihm entfernt. Einige Sekunden lang sprachen sie nichts, sahen nur regungslos nach oben, schienen gleichsam in sich hineinzulauschen.

»Meine Vermutung, Bob?« sagte endlich Morton. »Findest Du nicht auch, daß ich recht habe?«

Bob sah seinen Herrn ruhig an und erwiderte gelassen, kalt: »Es ist so, Meister. In diesem Raume befindet sich ein Toter.«

Morton nickte.

»Heute, wo abermals ein weiterer Tag verflossen ist, bin ich meiner gestrigen Vermutung noch sicherer geworden. Es liegt ein Geruch in der Luft, den wir beide nur zu gut kennen. Aber wo befindet sich ein Toter?«

»Wir werden es rasch herausfinden, Meister,« versetzte Bob. »Soll ich nicht die Fenster öffnen und frische Luft hereinlassen?«

»Noch nicht, gerade dieser verdächtige Geruch soll uns leiten,« gab der Detektiv zurück.

»Sie haben recht, Meister,« versetzte Bob.

Beide Männer knieten am Boden nieder und glitten schweigend, lautlos über das glatte Parkett. Aber nirgends zeigte sich ihnen eine verborgene Tür, die etwa nach einem untern Raume ging. Der Parkettboden war fest und unversehrt.

In diesem Moment – Bob hatte eine Stelle erreicht, die dem Stahlschrank gegenüber sich befand – stieß er leise hervor: »Hier muß es sein, Meister!«

Sogleich stand Morton bei ihm. Sie erhoben sich und betrachteten mit scharfen Blicken die hohe, dunkle Wandvertäfelung.

»Dahinter muß sich ein Hohlraum befinden, von dem höchst wahrscheinlich auch Mistreß Clifford keine Ahnung hat,« sagte Bob.

»Suchen wir,« versetzte leise Morton.

Ihre Finger glitten langsam an dem Holze auf und nieder, bohrten sich in die feinen Spalten und in die Verzierungen ein. Dann sagte Bob plötzlich: »Ich glaube den Geheimmechanismus entdeckt zu haben, Meister. Diese kleine Rosette, ganz unscheinbar in der Verzierung oben, läßt sich bewegen.«

»Halt,« sagte Morton ebenso leise wie vorher, »wir können nun das Fenster öffnen, da wir an Ort und Stelle sind. Lasse frische Luft ein.«

Das war schnell geschehen. Bob drehte das Licht aus. Man sah in dem hellen Licht des Tages genügend.

Mit nicht geringer Spannung gingen die beiden Männer nun an die weitere Arbeit. Es war wiederum Bob, dem es glückte, der winzigen Rosette eine rotierende Bewegung zu geben und plötzlich erweiterte sich ein bis dahin kaum bemerkbarer ganz feiner Spalt in der Eichenwand.

Noch einmal drehte Bob, dann konnte man schon mit der Hand in den Spalt greifen. Morton fand dabei einen kleinen verborgenen Innengriff und mit einem Ruck, der keinerlei Geräusch machte, schob er die feste Holzwand zur Seite.

Ein unheimlicher Geruch schlug ihnen entgegen. Vor ihnen, zusammengekauert in einem gar nicht allzugroßen Raume, der im obern Teil Stahlfächer zu enthalten schien, lag der große Mac Clifford.

Daß er tot war, daran ließ sich keinen Moment zweifeln. Er war vollkommen angekleidet und sein Kopf lag tief auf der Brust. Daß er sich selber hier in diesen Geheimschrank, der möglicherweise außer ihm niemand bekannt war, begeben hatte und darin vom Tod ereilt wurde, war ganz ausgeschlossen. Aber sollte in diesem Falle denn die Eichentür wieder so sorgsam verschlossen haben?

Nachdem sich die beiden Männer von der ersten Ueberraschung erholt hatten, galt es unverzüglich, die nötigen weiteren Schritte zu unternehmen. Ob ein direkter Mord vorlag oder ein Herzschlag, dem dann die Beseitigung des Toten zu irgendeinem Zwecke folgte oder was sonst, das konnte nur die nachfolgende Untersuchung feststellen.

Es ließ sich leider nicht vermeiden, daß der bereits in erste Verwesung übergehende Körper zunächst in derselben Stellung belassen wurde, wie ihn Morton und Bob fanden. Das war wichtig für die weitere Untersuchung. Im ersten Augenblick waren keine Spuren einer etwaigen Gewalt an dem Toten zu bemerken, auch kein Blut. Ob aus dem Geheimschrank in der Mauer etwas geraubt wurde, konnte ebenfalls jetzt nicht festgestellt werden, wußte man doch gar nicht einmal, was hier Mac Clifford eigentlich so sorgfältig verbarg. Alles dies war Sache des Untersuchungsrichters.

»Ich muß Mistreß Clifford benachrichtigen, so schwer es mir wird, Bob,« meinte Morton, indem er zurücktrat. »Ich hoffe aber, daß sie diese schreckliche Enthüllung tapfer erträgt. Du wirst sogleich mit dem Auto nach dem nächsten Polizeirevier fahren und von dort die nötigen Anzeigen abgehen lassen. Der Coroner kann in einer Stunde hier sein, ebenso die Kriminalbeamten. Ich werde ihnen die erforderlichen Mitteilungen machen, im übrigen auch weiterhin meine eigenen Wege gehen, um den Schuldigen abzufassen. Ich glaube beinahe zu wissen, um was es sich bei diesem geheimnisvollen Falle handelte. Die andern mögen ruhig nach fernliegenden Gründen forschen. Einer kann nur das Rennen machen, ich hoffe aber, daß ich das bin.«

Daraufhin öffnete Morton die entriegelte Tür und trat Gladis entgegen. Was darauf geschah, wissen wir. Will Morten trug mit Hilfe Bobs die Ohnmächtige in das erste Zimmer und bettete sie auf dem Diwan. Dann rief er Lawrence, der eilig kam und nicht wenig erschrak, als er seine junge Herrin in hilfloser Lage sah.

Auf Anordnung Mortons sollte Mistreß Gladis Clifford auf ihr Zimmer gebracht werden und die Zofe wurde schnellstens benachrichtigt. Gleichzeitig sollte Lawrence den Hausarzt rufen, der das Weitere dann schon veranlassen würde.

»Ihr Herr ist tot, Lawrence,« sagte zum Schluß Morton dem Alten. »Es scheint, daß er einem Verbrechen zum Opfer fiel. Genaues weiß ich noch nicht. Ich warte hier, bis die Gerichtspersonen eingetroffen sind.«

Lawrence taumelte völlig fassungslos aus dem Zimmer. Man brachte Gladis nach dem andern Teil des Hauses und da ihre Ohnmacht eine sehr tiefe war, wußte sie wenigstens bis zum Eintreffen des Arztes nichts von dem, was um sie geschah.

So war also der verschwundene Mac Clifford gefunden, doch in ganz anderer Verfassung als es Gladis jemals befürchtet hatte. Wie er in den Geheimschrank kam, während alle im Hause tagelang nach ihm suchten, dies war allerdings noch ein weiteres Rätsel.


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