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Der Mann, der klarer als alle anderen die Kriegs- und Friedensziele der Vereinigten Staaten formuliert hatte, war tot, als in Europa der letzte Schuß fiel. Aber Roosevelts Worte sind heute genau so lebendig, genau so wichtig wie während des Krieges, ja wegen ihrer prophetischen Kraft vielleicht noch eindrucksvoller; deshalb veröffentlichen wir sie in diesem Buch. Sie verkünden die Grundsätze, für die der Mann aus dem Volke kämpfte. Roosevelts Erklärungen sind auch heute die Grundlage der Politik der Vereinigten Staaten, denn Präsident Truman hat sich ausdrücklich zu den Grundsätzen und zu den Überzeugungen seines großen Vorgängers bekannt. In seiner ersten Ansprache an den Kongreß am 16. April 1945, vier Tage nach Roosevelts Tod, legte Präsident Truman das folgende Gelöbnis ab:
»In tiefer Demut rufe ich alle Amerikaner auf, mir in meinem Streben zu helfen, die Einigkeit unseres Volkes in der Verteidigung der Ideale zu bewahren, die Franklin Roosevelt so beredt verkündet hat. Und ich möchte meinen amerikanischen Mitbürgern und allen fried- und freiheitsliebenden Menschen auf der ganzen Welt versichern, daß ich diese Ideale mit ganzer Kraft und aus ganzem Herzen hochhalten und verteidigen werde. Das ist meine Pflicht, und ich werde mich ihr nicht entziehen …
Die Verantwortung dafür, was für eine Art Frieden geschlossen werden wird – wahrlich eine schwere Verantwortung –, liegt bei den Verteidigern des Friedens, den Vereinten Nationen. Der Gebote der Menschlichkeit sind wir uns bewußt. Wir wollen keine unnötigen und ungerechtfertigten Leiden. Aber göttliches und menschliches Recht ist gebrochen worden, und die Schuldigen dürfen der Strafe nicht entgehen. Nichts soll uns in unserer Entschlossenheit wankend machen, die Kriegsverbrecher zu bestrafen, selbst wenn wir sie bis ans Ende der Welt verfolgen müßten.
Niemals kann ein dauernder Friede sichergestellt werden, wenn wir unseren gefährlichen Gegnern gestatten, in irgendeinem Berghorst, und sei er noch so entlegen, ungestraft neue Kriegspläne zu schmieden. Auf dieser Welt, die täglich kleiner wird, ist es nutzlos, Sicherheit hinter geographischen Schranken zu suchen. Wirkliche Sicherheit kann nur in Recht und Gesetz gefunden werden …
Wir werden den Problemen des Friedens mit dem gleichen Mut gegenübertreten, mit dem wir die Probleme des Krieges ins Auge gefaßt und gemeistert haben. Im Gedenken an jene, die das höchste Opfer gebracht haben – im Gedenken an unseren gefallenen Präsidenten –, werden wir nicht versagen.
Die Sehnsucht nach Frieden genügt nicht. Wir müssen für den Frieden arbeiten und, wenn es sein muß, für ihn kämpfen. Die Aufgabe, eine auf festem Grunde stehende internationale Organisation zu schaffen, ist verwickelt und langwierig. Ohne eine solche Organisation aber können die Menschenrechte auf Erden nicht geschützt werden. Ein System gerechter Austragung internationaler Meinungsverschiedenheiten muß gefunden werden. Ohne ein solches System würde die Welt ein waffenstarrendes Feldlager bleiben. Zu mörderischen Kriegen wäre sie unentrinnbar verurteilt, ohne Hoffnung auf wirklichen Frieden …
Wir können nicht in jeder Generation die Blüte unserer Jugend hinopfern, um machtgierige Tyrannen zu stürzen und ihre Weltherrschaftspläne zu zerstören. Menschliche Gesittung und menschliche Zivilisation verlangen nach einer vernünftigeren Methode der Austragung internationaler Meinungsverschiedenheiten; sie muß und wird gefunden werden.
Amerika muß mithelfen, die Menschheit auf den Weg friedlichen Fortschritts zurückzuführen. Das wird Zeit und Duldsamkeit erfordern. Wir werden auch einen unerschütterlichen Glauben an das Volk haben müssen, jenen tiefen Glauben und Mut, von denen Franklin Delano Roosevelt stets erfüllt war.«