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Rainer Maria Rilke
Das Buch der Bilder
Inhalt

Inhalt

  • Rainer Maria Rilke
  • Des ersten Buches erster Teil
  • Aus einem April
  • Zwei Gedichte zu Hans Thomas sechzigstem Geburtstag
  • Mädchenmelancholie
  • Von den Mädchen
  • Das Lied der Bildsäule
  • Der Wahnsinn
  • Die Liebende
  • Die Braut
  • Die Stille
  • Musik
  • Die Engel
  • Der Schutzengel
  • Martyrinnen
  • Die Heilige
  • Kindheit
  • Aus einer Kindheit
  • Der Knabe
  • Die Konfirmanden
  • Das Abendmahl
  • Des ersten Buches zweiter Teil
  • Zum Einschlafen zu sagen
  • Menschen bei Nacht
  • Der Nachbar
  • Pont du Carrousel
  • Der Einsame
  • Die Aschanti
  • Der Letzte
  • Bangnis
  • Klage
  • Einsamkeit
  • Herbsttag
  • Erinnerung
  • Ende des Herbstes
  • Herbst
  • Am Rande der Nacht
  • Gebet
  • Fortschritt
  • Vorgefühl
  • Sturm
  • Abend in Skåne
  • Abend
  • Ernste Stunde
  • Strophen
  • Sturmnacht
  • Des zweiten Buches erster Teil
  • Verkündigung
  • Die Heiligen Drei Könige
  • In der Certosa
  • Das jüngste Gericht
  • Karl der Zwölfte von Schweden reitet in der Ukraine
  • Der Sohn
  • Die Zaren
  • Der Sänger singt vor einem Fürstenkind
  • Die aus dem Hause Colonna
  • Des zweiten Buches zweiter Teil
  • Die Stimmen
  • Von den Fontänen
  • Der Lesende
  • Der Schauende
  • Aus einer Sturmnacht
  • Die Blinde
  • Requiem
  • Schlußstück
Rainer Maria Rilke

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Der Schutzengel

Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,
wenn ich erwachte in der Nacht und rief.
Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen
ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.
Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,
und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, –
du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,
der dich ergänzt in glänzendem Relief.

Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.
Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,
ich bin das langsame und bange Amen,
das deine Schönheit scheu beschließt.

Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,
wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien
und wie Verlorengehen und Entfliehn, –
da hobst du mich aus Herzensfinsternissen
und wolltest mich auf allen Türmen hissen
wie Scharlachfahnen und wie Draperien.

Du: Der von Wundern redet wie vom Wissen
und von den Menschen wie von Melodien
und von den Rosen: von Ereignissen,
die flammend sich in deinem Blick vollziehn, –
du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,
aus dessen siebentem und letztem Tage
noch immer Glanz auf deinem Flügelschlage
verloren liegt.
Befiehlst du, daß ich frage?


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