Ernst Raupach
Der Degen
Ernst Raupach

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Zweiter Aufzug.

(Scene: der Salon wie im ersten Aufzuge.)

Erster Auftritt.

Die Flügel der Mittelthüre öffnen sich: die Präsidentin und der Graf, der Rath und Ida, der Präsident, der Assessor, Herr von Hornburg, Lindau und Krautfeld, dem die Degenkette unter der Weste hervorhängt, treten ein, wie sie im ersten Aufzuge abgegangen sind. Später der Haushofmeister. Stumme Complimente unter einander, wobei man einige Male Krautfelds »Wohl gespeist zu haben« hört.

Ida (die dem Rathe im Vordergrunde begegnet, heimlich zu ihm). Wir haben es bei Tische nicht weit gebracht.

Rath (ebenso). Er ist mehr auf seiner Hut, als ich glaubte. Was kann man mit einem Menschen anfangen, der kaum eine Hand rührt, nur Silben spricht, und wie eine Brautjungfer trinkt?

Ida (sich entfernend, für sich). So muß ich mein Gebet an den Zufall richten. (Sie geht nach der Linken, wo sie auf Lindau stößt.)

Rath (für sich). Necken will ich ihn doch noch ein wenig: es giebt keinen angenehmern Zeitvertreib.

[Lindau (heimlich zu Ida). Ich habe die beste Hoffnung, theuerste Cousine. Wenn ich den Baron sehe und höre, 19 scheint es mir unmöglich, daß Ihre Mutter auf dieser Verbindung bestehen sollte.

Ida (eben so). Ach! Cousin! denken Sie doch an die halbe Million und an die Jugendfreundin, die am Podagra gestorben ist.]

Rath (Zu Krautfeld, der zufällig in seine Nähe gekommen ist) Wohl gespeist zu haben, Herr Baron!

Krautfeld (macht ihm mit finsterer Miene eine stumme Verbeugung; dann bei Seite). Ich wünschte, er wäre wo der Pfeffer wächst.

Rath (die herabhängende Degenkette gewahrend). Sie haben ja da eine recht seltsame Uhrkette, Herr Baron.

Krautfeld (hinfühlend). Ja – ich mag die dünnen Ketten nicht – sie reißen alle Augenblicke. (Nach und nach zur Linken gehend.) Der Kerl ist mein Todtenvogel. (Er stopft die Kette wieder unter die Weste und hält von nun an, soviel wie möglich, die Hand auf diese Stelle.)

Ida (zu Krautfeld, der in ihre Nähe gekommen). Entscheiden Sie, Herr Baron! Welcher Schule geben Sie den Vorzug, der italienischen oder der niederländischen?

Krautfeld. O ich bitte, gnädiges Fräulein; ich habe mich nur wenig um das Schulwesen bekümmert.

 
Zweiter Auftritt.

Die Vorigen. Der Haushofmeister tritt mit dem Kaffee ein.

Präsidentin (auf die Stühle deutend). Ist es den Herrn nicht gefällig? (Sie setzt sich in die Ecke des Sopha's, wo der Degen liegt.)

Krautfeld (der dies sieht, erschreckend und sich vergessend). Ach Herr Je!

Präsident. Was ist Ihnen, Herr Baron?

Krautfeld. Ach ich bitte unterthänig – nichts – gar nichts – blos Seitenstiche.

Rath. Dagegen hat die Frau Präsidentin ein vortreffliches Elixir.

Präsidentin. Un vrai spécifique (Zu Ida.) Allez le chercher, ma fille.

(Ida geht in die rechte Seitenthüre ab. Der Graf und der Herr von Hornburg haben sich schon gesetzt, der Präsident und der Assessor setzen sich jetzt. Der Haushofmeister giebt Kaffee herum.)

Krautfeld (für sich). Ach Gott! nun sitzt sie auf meinem 20 Degen. Sie wird ihn fühlen, und hervorziehen, und fragen: wem gehört der Degen; und der Satan von Regierungsrath wird gleich bei der Hand sein: »dem Herrn Baron, dem Herrn Baron.« O ich wollte, ich weiß nicht was!

(Der Haushofmeister präsentirt ihm Kaffee, er nimmt eine Tasse.)

Haushofmeister. Il n'y a pas de sucre, Monsieur.

Krautfeld (für sich). O verwünscht! schnackt der auch rothwälsch? (Er nickt gegen den Haushofmeister mit dem Kopfe; dieser geht und präsentirt dem Präsidenten und Lindau.)

Krautfeld (trinkt für sich). Puh! gallenbitter. Abscheuliches Gesöff! (Er kostet wieder.) Wenn man wenigstens eine Pfeife Tabak dazu hätte. – Ob ich ihn stehen lasse? Nein, es schickt sich nicht. Courage! (Er trinkt schnell aus.)

(Der Haushofmeister sammelt die leeren Tassen und geht dann ab.)

 
Dritter Auftritt.

Die Vorigen ohne den Haushofmeister. Ida kommt mit einer Medicinflasche und einem Löffel von Rechts zurück.

Ida. Voici, maman!!

Rath (ihr Flasche und Löffel abnehmend, zur Präsidentin). Permettez-moi, Madame, de faire le médecin.

Präsidentin. Je vous en prie. (Zu Krautfeld.) Herr Baron, nehmen Sie einen Löffel von diesem Elixir. Ihre Seitenstiche werden sogleich verschwinden.

Krautfeld (für sich). Das fehlte noch. (Laut.) O ich bitte unterthänig – meine Seitenstiche lohnen sich nicht der Mühe, sie sind schon weg – ich glaube, ich habe sie mir nur eingebildet.

Präsident. Sie werden sich doch nicht vor einem Löffel Medicin fürchten, Herr Baron?

Rath (der unterdessen die Medicin in den Löffel gegossen, reicht sie Krautfeld). Ist Ihnen gefällig?

Krautfeld (zurückweichend, für sich). Den Henker auch. (Laut.) Ich bin gesund wie ein Bär.

Rath (ihm folgend). Wie? Verschmähen Sie die Gabe einer Dame?

Krautfeld (für sich). O Bösewicht!

Präsidentin. Allons! nehmen Sie, Herr Baron!

Krautfeld (für sich). Friß Vogel oder stirb. (Er verschluckt hastig die Medicin; 21 für sich.) Brr! War es nicht genug am Kaffee? muß ich auch noch mit Medicin vergiftet werden?

[Präsidentin (zum Grafen). Avez-Vous été hier au théâtre, Monsieur?

Graf. Moi, Madame? Pouvez-Vous le croire?

Ida (die sich in die andere Ecke des Sopha's gesetzt). Wäre es denn eine Sünde, Herr Graf?

Graf. Das nicht, mein schönes Fräulein; aber deutsches Theater ist nun einmal nicht mein Geschmack.

Präsidentin. Et nous ne sommes pas si heureux que les habitants de la capitale, d'avoir un théâtre français.

Graf. C'est ça, Madame, c'est ça.

Präsident. In der Residenz ist das französische Theater eigentlich kein Theater, sondern eine Schule, wo man französisch lernt.

Präsidentin. Quelle calomnie, Monsieur!

Lindau. Nicht so ganz, gnädige Tante. Als ich neulich in der Residenz war, besuchte ich auch das französische Theater. Man gab an diesem Abende zwei Stücke. Vor mir saßen ein paar stattliche Damen. Als der letzte Act des ersten Stückes begann, bemerkte die eine, »Nun geht das zweite Stück an;« als aber die Darstellerin die den Act anfängt, erschien, meinte die andere: »Es muß wohl noch das vorige Stück sein, denn die hat noch dieselben Kleider an.«]

Krautfeld (für sich). Es ist nur ein Glück, daß sie meinen Degen nicht fühlt. [– Sie muß gewaltig dick angezogen sein.

Präsident. Ich sehe nicht ein, warum man gegen ein französisches Theater in Deutschland eifert. Ist es nicht besser, die französischen Stücke im Original zu geben, als in der Uebersetzung?

Graf. C'est ça, Monsieur, c'est ça.

Lindau. Nach diesem Grundsatze, lieber Oheim, müßten wir auch ein spanisches und ein englisches Theater haben.

Assessor. An English stage! It would be a great step in the career of civilisation.

Präsident. Alle mögliche Theater, nur kein deutsches.

Rath. Bis es einmal anders wird.

Lindau. Sollte es das jemals, da tüchtige Lectionen nichts geholfen haben? 22

Rath. Lectionen thun es nicht; aber wie wir Italiener und Spanier, Franzosen und Engländer geworden sind, so kann uns der Zufall wohl auch einmal zu Deutschen machen.

Präsident. Ja, wenn es ein Neu-Deutschland in Amerika geben wird, dann werden wir diese Neu-Deutschen nachahmen und selbst Deutsche werden.

Graf. Dieu préserve! Alors nous ne serions plus rien.

Assessor. Nothing, completely nothing. May it never happen!

Präsidentin. Point de satires, Messieurs! je Vous en prie.] (Zu Krautfeld.) Haben Sie zu Paris oft das Theater besucht, Herr Baron?

Krautfeld (der bisher, ohne auf das Gespräch Achtung zu geben, dann und wann sich halb bückend, nach dem Sopha gesehen.) O ich bitte unterthänigst – ich kann mich – nicht recht besinnen –

Rath. Ich glaube, der Herr Baron leidet wieder an Stichen: ich sehe, er hält sich fortwährend die Seite.

Krautfeld. Gott bewahre! Das bin ich nur so von Paris und London her gewohnt; da hält man sich die Taschen zu der Diebe wegen. (Heimliches Lachen der Anwesenden.)

Präsidentin (verlegen zum Rath). Vous voilà bien payé.

(Der Graf, der Assessor und der Herr von Hornburg stehen auf, und gehen nach ihren Hüten. Der Präsident ist ebenfalls aufgestanden.)

Graf (indem er seinen Hut nimmt, heimlich zum Assessor). Il faut partir, on risque d'éclater.

Assessor (eben so). Truly, a most ridiculous fellow!

(Die drei Herrn kommen zurück und empfehlen sich. Die Präsidentin und Ida stehen auf; erstere verläßt jedoch ihren Platz nicht.)

Krautfeld (für sich). Gott sei gelobt, sie ist aufgestanden – und hat meinen Degen nicht gefühlt.

(Die drei Herrn gehen, von dem Präsidenten bis an die Thür begleitet, durch die Mitte ab.)

Krautfeld (für sich). Ach die Glücklichen! Die haben keinen Degen hier.

Präsidentin (setzt sich wieder).

Krautfeld (dies sehend für sich). Gerechter Gott! da sitzt sie wieder.

(Der Rath, der bisher mit Ida gesprochen, geht nach seinem Hute.)

Präsident (heimlich zu Lindau). Wir wollen die Frau Präsidentin mit dem gelehrten Thebaner allein lassen; mag er 23 sie doch um ihre Mittagsruhe bringen. (Laut.) Nun, Neffe, wir müssen wieder an unsre Arbeit: sie ist zu dringend, um Aufschub zu leiden.

Lindau. Ich stehe zu Befehl.

Präsident (zum Rath und zu Krautfeld). Verzeihen Sie, meine Herren! der Dienst geht vor Allem.

Krautfeld. O ich bitte unterthänig – brauchen Sie Ihre Bequemlichkeit. (Für sich.) Ach! ich wollte gern gehen, wenn ich nur meinen Degen hätte.

(Der Präsident und Lindau gehen in die linke Seitenthüre ab.)

Ida (zum Rath). Ehe Sie uns verlassen, Herr Rath, müssen Sie noch einen Blick auf meine letzte Zeichnung werfen. Sie wissen, wie viel mir an Ihrem Urtheil liegt.

Rath. Allzu gnädig, mein Fräulein.

Ida. Wenn es Ihnen gefällig ist. (Sie deutet auf die rechte Seitenthüre.)

Präsidentin (zu Ida). Apportez Votre dessin ici, ma chère

Ida. Pardon maman! Ici le jour est faux. Kommen Sie, Herr Rath.

Rath. Wem sollte ich lieber folgen, als einer Grazie in das Heiligthum der Kunst?

(Ida und der Rath gehen in die rechte Seitenthüre ab.)

Krautfeld (für sich). Gott sei Dank, daß wenigstens diese Kröte geht.

 
Vierter Auftritt.

Die Präsidentin und Krautfeld.

Präsidentin (macht ihm eine Verbeugung in der Meinung, daß er auch gehen werde).

Krautfeld (ohne sie zu verstehen, wiederholt die Verbeugung).

Präsidentin (nach einer Pause). Nehmen Sie doch Platz, Herr Baron.

Krautfeld. O ich bitte unterthänigst.

Präsidentin. Ohne Umstände! ich bitte.

Krautfeld (sich der Präsidentin gegenüber setzend, für sich). Wenn ich nur meinen Degen hätte!

Präsidentin (für sich). Qu'attend-il encore?

Krautfeld (für sich). Sie wird doch endlich auch gehen. 24

Präsidentin (nach einer Pause). Es ist heute ein sehr heißer Tag.

Krautfeld. Aufzuwarten.

Präsidentin. Die Hitze greift außerordentlich meine Nerven an.

Krautfeld. Sehen Sie einmal.

Präsidentin. Ich bin dann immer sehr unwohl – heute ganz besonders – ich glaube, man sieht es mir an. Nicht wahr?

Krautfeld. Bewahre! Sie sehen ja aus wie gemalt –

Präsidentin (für sich). O le vilain!

Krautfeld. Wie man bei uns auf dem Lande spricht, recht zum Küssen.

Präsidentin (für sich). Il est dróle.

Krautfeld (für sich). Ich wollte sie zehnmal küssen, wenn sie nur ginge.

Präsidentin (nach einer Pause). Pflegen Sie Mittagsruhe zu halten, Herr Baron?

Krautfeld. Nein, ich schlafe nur des Nachts.

Präsidentin. Ich bin gewohnt, nach Tische eine Stunde zu ruhen.

Krautfeld. Das thut mein Alter auch, wenn er zu viel getrunken hat.

Präsidentin. So? – Wie spät mag es wohl sein?

Krautfeld (nach der Uhr sehend). Bald fünf, gnädige Frau!

Präsidentin. Schon fünf? – die Zeit vergeht –

Krautfeld. Ja freilich. Was sollte sie auch anderes machen?

Präsidentin (für sich, gähnend). Il n'est pas amusant.

Krautfeld (für sich). Wenn ich nur meinen Degen hätte.

Präsidentin. Ich höre Geräusch: sollte es nicht Ihr Wagen sein, Herr Baron?

Krautfeld. O nein, gnädige Frau! der muß schon lange hier sein: ich habe ihn um halb fünf bestellt.

Präsidentin (für sich). Allons! un peu d'impolitesse! il le faut. (Laut.) Es ist doch schon sehr spät, und ich muß noch einen nothwendigen Besuch abstatten.

Krautfeld. Ja, schon gewaltig spät. (Für sich.) Wenn ich nur wüßte, warum sie nicht geht.

Präsidentin (für sich). Il n'y a plus d'espoir

Krautfeld. Und es wird mit jeder Minute später. 25

Präsidentin. Allerdings. (Für sich.) Je m'y perds!!

Krautfeld (für sich). Sie sitzt wie Blei. Wie schaffe ich sie fort, um meinen Degen zu erwischen! – Halt! das wird gehen – der Präsident hat es ja selbst gesagt.

Präsidentin (für sich). Ah! il est ennuyeux.

Krautfeld. Um von etwas Anderem zu sprechen, so wäre das Leben auf dem Lande ein recht hübsches Leben, wenn es auf dem Lande nicht so viel Ratten und Mäuse gäbe.

Präsidentin. Fy, Monsieur, fy! abscheulich!

Krautfeld. Ja, das sage ich auch, abscheuliches Vieh; und zum Unglück sind alle Böden und Keller, Scheunen und Ställe voll davon, und man ist keinen Augenblick sicher, daß Einem nicht so ein Beest auf den Hals springt.

Präsidentin. Nicht weiter, Herr Baron, nicht weiter! Ich muß mir dies Gespräch durchaus verbitten.

Krautfeld (für sich). Nun, so helfe mir der liebe Gott zu meinem Degen. (Laut.) Wovon befehlen Sie denn, daß ich sprechen soll?

Präsidentin. Erzählen Sie mir etwas Merkwürdiges von Ihren Reisen. (Für sich.) Voilà ce qui s'appelle être victime de la politesse. (Sie gähnt.)

Krautfeld. Es ist mir viel Merkwürdiges begegnet, aber das Merkwürdigste war doch, wie in der Nacht auf dem Wege nach Budweis die eiserne Hinteraxe an meinem Wagen brach.

Präsidentin (gähnt).

Krautfeld. Es war ein Koth zum Versinken, aber es half nichts, wir mußten alle Drei, ich, mein Christian und der Postillon, zu Fuße neben dem Wagen her gehen. Und so gingen wir eine ganze Stunde und eine halbe Stunde –

Präsidentin (gähnt).

Krautfeld. Und kamen mit Tagesanbruch in ein Dorf, wo freilich ein Schmied war, der aber als ein Dorfschmied keine Axe zu schmieden verstand. Ich wollte natürlich aus der Haut fahren; aber da war eine sehr hübsche Wirthstochter – (er schlägt sich auf den Mund) – ich wollte sagen, sehr gutes Bier.

Präsidentin (fängt an einzuschlafen).

Krautfeld. Da trank ich denn vor langer Weile ein Paar 26 Krüge, und dann schleppten wir uns weiter. (Er bemerkt, daß die Präsidentin einschläft; für sich.) Ich glaube, sie schläft ein. Gott gebe es! Da könnte ich zu meinem Degen kommen. (Er fährt leiser als vorhin und halb singend fort.) Da gingen wir noch eine Stunde, dann noch eine halbe Stunde, dann noch eine viertel Stunde – –

Präsidentin (ist eingeschlafen).

Krautfeld. Sie schläft – Gott sei Dank, daß die Stadtleute auch schlafen. Nun frisch an's Werk! (Er schleicht auf den Zehen zum Sopha, greift mit der Rechten unter das Kissen, zieht aber nur den bloßen Degen hervor.) Verwünscht, die Scheide ist sitzen geblieben; nun muß ich noch einmal greifen. (Indem er mit der Rechten unter das Kissen nach der Scheide greift, hält er in de Linken den Degen so, daß die Spitze desselben gegen die Präsidentin gerichtet ist, die in diesem Augenblicke erwacht.)

Präsidentin (erschrocken schreiend). Hilfe! Mörder! Hilfe!

Krautfeld (zieht im Schreck die rechte Hand zurück, so daß die Scheide stecken bleibt aber sichtbar wird). Schreien Sie nicht! schreien Sie nicht! Ich thue Ihnen ja nichts! (Er will ihr mit der rechten Hand den Mund zuhalten.)

 
Fünfter Auftritt.

Die Vorigen. Lindau, und etwas später der Präsident von der Linken. Ida und der Rath von der Rechten.

Präsidentin (sich gegen Krautfeld wehrend). Hilfe! Hilfe!

Lindau (faßt Krautfeld von hinten und reißt ihn weg). Sind Sie rasend?

Zugleich:
Präsident. Was geht hier vor?
Ida. Meine Mutter!
Rath. Welcher Lärm!

Präsidentin. Je me meurs! je me meurs!

Ida (geht zu ihr und hält ihr ein Riechfläschchen vor).

Präsident. Herr Baron, ich fordre Erklärung.

Rath. Reden Sie!

Lindau. Erklärung oder blutige Genugthuung!

Krautfeld (rennt wieder, sich von den Dreien losmachend, auf das Sopha zu). Platz da!

Zugleich:
Präsidentin. Tenez-le! tenez-le!
Ida. Cousin! Cousin! 27

Lindau faßt Krautfeld beim Rocke, um ihn zurückzuhalten. Krautfeld aber reißt sich los, springt zum Sopha, worüber die beiden Damen laut aufschreien, und reißt schnell die Scheide hervor. Dann eilt er, den Präsidenten und den Rath bei Seite stoßend, nach der Linken, nimmt seinen Hut, und läuft mit dem Ausruf davon:

Krautfeld. Hol's der Teufel!

Präsidentin. Ah! quelle horreur!

Rath. Erklären Sie uns, gnädige Frau.

Präsidentin. Was ist zu sagen, zu erklären? Der Gräßliche überfiel mich – –

Präsident (zu Ida und Lindau). Meine Frau hat recht. Wozu noch lange erklären. Kinder! da habt ihr euch. Der Feind räumt das Feld! – der Sieg ist euer!

 

Ende.

 


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