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110. Rübezahl betrieget eine Kränzmacherin.

Ein Krämer erzählet mir auf vergangene Messe, wie daß ein stolzes und naseweises Mägdchen einsmals aus Vorwitz auf das Gebürge gegangen, daselbsten allerhand schöne Blumen (so auf den Angern wachsen) gepflücket, einen Kranz geflochten, ihrem Liebsten zum Präsent mitzubringen. Was geschicht? Wie der Kranz verfertiget gewesen, welchen sie wacker weit und groß gemacht, da hat sie ihn in ihren Korb geleget und ist damit nach Hause gekehret. Aber wie sie ihre verhoffte Freude damit erwecken will und ihrem Buhlen damit beschenken, da befindet sie, daß die wohlriechenden Blumen lauter Schweindrecker oder Sauküttel gewesen; damit sie einen trefflichen Gestank und Schimpf eingeleget. Doch war dennoch solcher Possen letztlich zur Freude und Ergetzlichkeit geworden, wie man ungefähr befunden, daß des Kranzes Bügel oder Reif, welchen sie auch auf dem Gebürge aus einem Reise geschnitzelt, Silber gewesen. Eine wunderliche Sache, daß dem guten Mägdchen die Finger nicht flugs auf dem Berge davon gestunken, wie sie ihn gewunden gehabt. Aber hievon weiß diese Geschichte nichts.

 


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