Plautus
Der Schiffbruch (Rudens)
Plautus

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Prolog.

ArcturusEs ist in den Lustspielen des Plautus nicht ohne Beispiel, daß Götter bemüht werden, den Prolog zu sprechen. So der Lar (Hausgott) in der Aulularia (im Goldtopf), der Hülfsgott (Auxilium) in der Cistellaria (im Kästchen). Götter treten auf, wenn Menschen nicht helfen können, oder das nicht wissen, worauf es ankommt und nur Götter gehörig von Allem unterrichtet sind. So nimmt auch hier Plautus den Arcturus (der sonst nur ein einzelner Stern ist) als ein Gestirn und macht ihn zum Gott, um ihn, so vergöttert, als Prolog aufzustellen, wie er es mit der Luxuria (Ueppigkeit) und Inopia (Dürftigkeit) im Trinummus (Schaz) macht. – Der Arcturus oder Bärenhüter ist ein glänzender Stern im Gestirne des Bootes an der Hüfte oder vielmehr am Schwanze des Bären. Man glaubte, daß er besonders bei seinem Untergang im Herbste großen Sturm bringe. Nach dem alten römischen Calender, welchem noch Columella folgt, ging er den fünften September auf; nach dem späteren des Julius Cäsar, dem Plinius der ältere folgt, am zwölften September, zwölf Tage also vor der herbstlichen Sonnenwende, die am 24 oder 25 September erfolgt. Er geht unter nach Columella am 29 October. Köpke. . Der alle Völker, alles Meer und Land bewegt,
Des Gottes Landsmann bin ich in des Himmels Land.
Ich bin ein glänzend heller Stern, wie ihr mich seht,
Ein Zeichen, das zu seiner Zeit sich stets erhebt
Hier und am Himmel, und Arctur werd' ich genannt.
Nachts glänz' ich hell am Himmel bei der Götter Schaar;
Tags wandl' ich um auf Erden unter Sterblichen.
Auch andre Sterne senken sich zur Erd' herab.
Der Götter und der Menschen Herrscher, Jupiter,
Schickt durch die Welt uns, diesen hier, den andern dort,
Daß wir der Menschen Werke, Sitten, Frömmigkeit
Und Treu erspäh'n, und wie der Wohlstand ihnen frommt.
Wer vor dem Richter seine Schuld abschwört, und wer
Durch falsches Zeugniß falsches Eigenthum erstrebt,
Die Namen Solcher bringen wir vor Jupiter.
Tagtäglich wird ihm Kunde, wer auf Böses sinnt.
Wer hier mit Meineid den Prozeß gewinnen will,
Wer vor Gericht böswillig fremdes Gut erwirbt,
Die Sache dessen richtet er nochmals und straft
Mit größeren Bußen, als Gewinn der Trug gebracht.
Der Guten Namen kündet ihm ein andres Buch.
Die Bösen aber wähnen oft, Zeus lasse wohl
Durch Opfer und Geschenke sich begütigen;
Doch sie verlieren Müh' und Geld; denn kein Gebet
Von eidvergessenen Frevlern ist ihm angenehm.
Viel leichter wird der Fromme, der die Himmlischen
Anfleht, Gewährung finden, als der Bösewicht.
Euch, die ihr hier seid, mahn' ich denn, ihr Redlichen,
Die treu ihr Leben führen und mit Frömmigkeit:
So bleibt hinfort auch, daß ihr einst euch dessen freut.
Doch nun, warum ich hier erschien, erklär' ich euch:
Vernehmt den Inhalt unsres Stücks aus meinem Mund.
Vor Allem wollte DiphilusDiphilus, nächst Menander und Philemon einer der Meister der neuen Komödie, dem Plautus dieses Stück nachgebildet hat. , daß diese Stadt
Cyrenä heiße. Dort im Feld hat Dämones
Im Haus sich angesiedelt, hart am Meeresstrand,
Ein Alter, flüchtig aus Athen, ein wackrer Mann,
Der nicht um Frevel missen muß sein Vaterland,
Nein, Andre rettend, selbst sich in's Verderben riß:
Durch Güte kam er um das wohlerworbne Gut.
Dem ward die Tochter einst geraubt als kleines Kind;
Ein Niederträchtiger kaufte sie dem Räuber ab,
Ein Kuppler, der das Mädchen nach Cyrene bringt.
Ein junger Mensch, des Alten Landsmann aus Athen,
Sah von der Citherschule sie nach Hause geh'n,
Erglüht für sie in Liebe, geht zum Kuppler hin,
Und kauft um dreißig Minen ihm das Mädchen ab,
Gibt ihm das Angeld, und er schwört ihm einen Eid.
Der Kuppler, wie natürlich, achtet keine Treu,
Noch was er schwörend zugesagt dem Jünglinge.
Da war ein Gastfreund seines Schlags aus Agrigent,
Ein alter Schuft, Verräther seiner Stadt, um ihn,
Fängt ihm der Jungfrau Wohlgestalt zu preisen an,
Wie die der andern Dirnen, die der Kuppler hielt,
Und räth dem Kuppler, daß er nach Sicilien
Mit ihm sich überschiffe; viele Lüstlinge
Geb's dort; in kurzem würd' er dort ein reicher Mann;
Mit Buhlerinnen wäre dort der beste Markt.
Der Kuppler glaubt ihm. Heimlich wird ein Schiff bestellt;
All seine Habe bringt der Kuppler Nachts in's Schiff,
Und sagt dem Jüngling, der von ihm die Dirn' erstand,
Er wolle Venus ein gelobtes Opfer weih'n.
Hier ist der Venustempel; hierher lud er ihn
Zum Mahl, den Jüngling. Aber er steigt selbst sogleich
In's Schiff, und segelt mit den jungen Dirnen weg.
Dem jungen Mann erzählen Andre, was gescheh'n:
Fort sei der Kuppler. Er geschwind zum Hafen hin;
Da war ihr Schiff schon weit hinweg auf hoher See.
Als ich die Jungfrau mit Gewalt entführen sah,
Schwur ich dem Kuppler Untergang, ihr Hülfe zu.
Ich regte Sturm auf, trieb die Meeresflut empor:
Denn ich, Arctur, bin aller Sterne heftigster,
Wild schon im Aufgang, wilder noch bei'm Niedergang.
Nun sizt der Kuppler und sein Gast auf einem Fels,
An's Land geschleudert; denn zerschmettert ward ihr Schiff.
Doch jene Jungfrau mit der Andern, ihrer Magd,
Die sprangen furchtsam aus dem Schiff in einen Kahn.
Jezt tragen sie die Fluten von dem Fels an's Land
Zu jenem Landhaus, wo der Greis als Flüchtling wohnt,
Von dem der Sturmwind abgedeckt das Ziegeldach.
Der dort heraustritt vor die Thür, das ist sein Knecht.
Auch werdet ihr den Jüngling alsbald kommen seh'n,
Der unsre Jungfrau von dem Kuppler sich erstand.
Nun lebet wohl, daß euren Feinden bangt vor euch!


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