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Spruchweisheit

Lebensregeln.

Eener alleene, is nich scheene;
Aber eener mit eene.
Und denn alleene,
Det is scheene!

 

Bescheidenheit is eine Zier,
Doch weiter kommt man ohne ihr.

 

Kopp weg, Beene weg!
Det andere jeht alleene weg.

 

Mit Jeduld und Spucke
Fängt man eine Mucke.

 

Mensch, entschlage dich der Sorgen
Und verschiebe nich uff morjen,
Wat du übermorjen
Ooch noch kannst besorjen.

 

Wenn über eene olle Sache
Mal wieder Jras jewachsen ist,
Kommt sicher een Kamel jeloofen,
Det alles wieder runterfrißt.

 

Ick bitte dir, ick bitte dir sehr,
Ick bitte dir um Jotteswillen,
Bloß niemals dein Privatmalheur
Vor andere zu enthüllen!

 

Und wat een richtiger Berliner is,
Der merke sich diese Spitze:
Über det, wat dir det Liebste is,
Reiß deine schnoddrigsten Witze!

Lederer.

 

Halte dir an der Natur,
Sie allein bejlickt dir nur,
Laß det Kneipen und den Kümmel,
Denn sonst kommste nich in'n Himmel!

 

Wenn du einmal eine Braut hast,
Der du immer sehr vertraut hast,
Und du siehst sie mit'n andern,
Laß se wandern, laß se wandern.

 

Jeduld, Jeduld, wenn's Herz auch bricht!
Mit de Beene strampeln nutzt ja nicht.

 

Sind's die Augen, jeh zu Mampe,
Jieß dir eenen uff de Lampe,
Kannste alles doppelt sehn,
Brauchste nich zu Ruhnke jehn.

(Ruhnke: Optiker.)

 

Mein erst Jefühl sei preuß'sch Kurant,
Mein zweites kleene Münze;
Mein drittes is kleen Kupperjeld,
Da kommt man durch de janze Welt.

(Parodie des Chorals »Mein erst Gefühl sei Preis und Dank« von Gellert.)

 

Arbeit macht das Leben süß,
Un Faulheit stärkt die Jlieder.

 

Halt euch Kopp und Fieße warm,
Un beschwert euch nich den Darm,
Halt' euch immer hinten offen,
Un laßt alle Doktors loofen.

 

Lieben kann ick dir immer,
Heiraten dhu ick dir nimmer.

 

Wie lieblich ist die Träne einer Braut,
Wenn der Jeliebte ihr ins Ooge haut.

 

Hab' ick dir nich jleich jesagt?
Nimm dir keene Bauernmagd,
Nimm dir eene aus de Schtadt,
Die ne schlanke Tallje hat!

 

Der Stolz, det is det schlimmste,-
Wat de kriejen kannst, det nimmste.

 

Häßlichkeit entstellet immer,
Selbst das schönste Frauenzimmer.

 

Wer nischt erheirat' un nischt ererbt,
Der bleibt 'n armes Luder, bis er sterbt.

 

Von der Wieje bis zur Bahre
Is der Suff das einzig Wahre,
(Sind de mehrsten Lebensjahre).

 

Wat besser is wie ne Laus,
Det nehm ick mit nach Haus.

 

Auch der Selbstmord ist ein Laster,
Wenn er zur Jewohnheit wird.

 

Die Pünktlichkeit is eine Zier,
Doch später kommt man ohne ihr.

 

Es wird schon wern
Mit Mutter Bern;
Mit Mutter Horn
Is' ja ooch jeworn.
(De Mutter Schmidten
hat sehr jelitten.)

 

Mang und mang is eener (keener) mang,
Der nich mang uns mang jehört.

 

Quäle nie ein Tier zum Scherz,
Denn es könnt' jeladen sein.

 

Reichtum schändet nich,
Armut macht nich jlücklich.
(Un Lackstiebeln machen nich jlücklich.)

 

Salz und Brot
Macht Wangen rot,
Doch belegte Butterbröter
Machen sie noch röter.

 

Was du nicht willst, daß man dir tu!
Das füje lieber einem andern zu.

 

Im Fremdenbuch eines Waldhauses stand:

Unter diesen grünen Bäumen
Möcht' mein Leben ich verträumen.

Auguste.

Darunter schrieb dann einer:

Unsinn, Aujuste,
Heiraten mußte!

 

Womit ick meine Stiebeln wichse?
Mit Eulenwichse wichse ick se.

 

Wo du nich bist,
Herr Orjanist,
Da schweijen alle Flöten.

(Mit der Bewegung des Geldzählens.
Lied von E. Neumeister.)

 

Einen jeschenkten Drachen
Sieht man nich in den Rachen.

 

Zankt euch nich un streit euch nich,
Kricht euch lieber in de Haare,
(bei de Köppe).

 

Üb immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und schneide nur zwei Finger breit
Von jeder Elle ab

(Lied von Hölty.)

 

Und wer des Lebens Unverstand
Mit Wehmut will jenießen,
Der lehne sich an eine Wand,
Und strample mit den Füßen.

(Nach Büchmann aus dem Fremdenbuch der Rudelsburg, 1840
Parodie auf einen Vers von H. A. v. Thümmel.)

 

Weine nich, es is verjebens,
Jede Träne dieses Lebens
Fließet in ein Kellerloch –
Deine Keile kriste doch!

 

Wer nur den lieben Jott läßt walten – un hat nischt,
Und hoffet auf ihm alle Zeit – un kriegt nischt,
Den muß er wunderbar erhalten – det kost nischt,
Von nun an bis in Ewigkeit – det schadt nischt.

(Lied von G. Neumarck.)

 

Immer rin, immer rin in de Heilsarmee!
Macht viel Spaß un dut nich weh!

*

Verse und Spottweisen.

Als ich achtzehnhundertsiebzig
Bin nach Frankreich inmarschiert,
Hat Napoljum,
Mit Petroljum
Sich die Stiebeln injeschmiert.

 

Denkste denn, denkste denn,
Du Berliner Flanze,
Denkste denn, ick liebe dir,
Weil ick mit dir danze?

(Singweise: Petersburger Marsch.)

 

Det neue Lied, det neue Lied,
Von den versoffnen Fahnenschmied!
Un wer det Lied nich weiter kann,
Der fängt es wieder von vorne an.

(Singweise: O Tannenbaum.)

 

Du kennst mein Herz noch lange nich,
Und wenn de't kennst, denn kriechste't nich.
(Du kennst mein langet Herz noch nich.)
Mein Herz, det hab ick an een Boom gehängt,
Mein Herz, det hab ick längst verschenkt.

 

Lott' is dot.
Jule liegt im Sterben,
Freu mir schon, freu mir schon,
Jibt et wat zu erben!

 

Wat soll da, wat soll da
Nu der Christian erben?
Det is recht, det is recht
Den verdammten Stiebelknecht.

 

Siehste wol, da kimmt er,
Jroße Schritte nimmt er;
Siehste wol, da kimmt er schon,
Dein verliebter Schwiejersohn.

(Kreuzpolka.)

 

Was is mich das mit dich, mein Kind?
Du ißt mich nich, du trinkst mich nich,
(Du stippst mich nich in Kaffee in),
Du bist mich doch nich (krank) wol?
So nimm dich was un stipp dich in,
So wird dich widder besser sin.

(Von dem Schauspieler J. R. Rüthling 1847.)

 

Untern Mühldamm,
Da sitzt 'n Mann mit Schwamm,
Der will janich, janich, janich fang'n
(Kommt'n Leutnant an
oder: Kommt 'n Landwehrmann)
Kooft forn Dreier Schwamm;
Ach, der arme, arme, arme Mann!
Er streicht wol eenmal an,
Er streicht wol zweemal an,
Er streicht wol eenmal, zweemal, dreimal an,
Det is ja Luderzeich,
Wat man hier bei euch kreicht!
So'n Luderzeich von Schwamm, det koof ick nich!

(Solche Männer mit Schwamm und Feuerstein gab es namentlich einen an der Ecke der König- und der Heiligengeiststraße und einen auf dem Schloßplatz an der Langen Brücke.)

Zu singen nach »Webers letzter Gedanke«.

 

Uff'n Molkenmarcht
Is eener injeschnarcht,
Ach, der arme, arme müde Mann.
Kommt een Nachtwächteer,
Pickt'n mit'n Speer,
Det er nich mehr, nich mehr schnarchen kann.

 

Mein Mann hat mir Bonbons jeschenkt,
Aus Spaß, aus Spaß,
Dann hat er sie mir wieder wegjenomm',
So'n Aas, so'n Aas!

 

Wer hat dich, du schöner Wald,
Abjeholzt und dann verschoben?

 

Meine Frau ißt gerne Sülze,
Wenn se keene hat und keene kricht
Denn brüllt se.

(Echt berlinischer Reim. Singw.: Ma petit Tonkinoise.)

 

Nach Hause jehn wir nich!
Bis daß der Schutzmann spricht ...
Nach Hause jehn wir nich!

 

't liecht eene Leiche in' Landwehrkanal;
:,:Lang' se mir mal her:,:
Aber knautsch se nich so sehr.

(Singweise: Long ago.)

 

Auf der Vogelwiese
Hab ich sie gefragt,
Wie ihr Schatz wohl hieße,
Hat sie mir gesagt:
»Ei, mein Schatz heißt Fritze!
Fritze, meiner Treu!
Fritze mit der Mütze!
Ist das Ihnen neu?«

 

Du bist verrückt, mein Kind,
Du mußt nach Berlin;
Wo die Verrückten sind,
Da jehörste hin.

(Singweise: Fatinitzamarsch.)

 

Komm, Karlinekin,
Komm, Karlinekin, komm!
Wir woll'n nach Pankow jehn,
In Pankow ist es schön,
Pankow, Pankow, Pankow,
Kille, kille Pankow,
Kille, kille, hopsasa!

*

Erntefest auf dem zweiten Hofe, Berlin O.

Maxe, komm in Kientopp rin,
Heut wechselt det Programm,
Wir nehm' 'nen reservierten Platz,
Wir rücken dicht zusamm'.

Maxe, wenn et dunkel wird,
Dann macht et riesigen Spatz,
Wir knutschen, knutschen, knutschen uns,
Bis wieder brennt der Gas.

*

Kneipensprüche.

Galanterie.

Wer die Wirtin kränkt,
wird uffjehängt.

*

Bargeld lacht.
»Nassauer«.

Für Schnaps und Bier und Happen-Pappen
Ist beim Empfang gleich zu berappen,
Für alles andre ist dagegen
Das bare Geld gleich hinzulegen.

*

Gierschlung.

Lieber'n Darm verrenkt,
Als'n Wirt wat jeschenkt.

*

Ohne Asche.

Hast du Draht, so laß dich nieder,
Sag', womit ich dienen kann,
Ohne Asche – drück dich wieder,
Setze keinen Gastwirt an.

*

Seid gemütlich!

Seid gemütlich, meine lieben Gäste,
Tut, als wäret Ihr bei mir zu Haus,
Laßt's euch schmecken auf das allerbeste,
Zanken zwee, fliegen beede raus.

*

Jlück ist, wer verfrißt,
Was nich zu versaufen ist.

(Parodie eines Refrains aus der »Fledermaus.)

*


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