Wilhelm Müller
Lieder der Griechen
Wilhelm Müller

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Der Minister

          Hört! Von Geschäften wurde toll ein christlicher Minister! –
So wollen wir einmal beschaun doch sein Geschäfts-Register.
Ei, gab es denn in diesem Jahr so schrecklich viel zu schaffen?
Was ist geschaffen und geschafft? – Wir dürfen's auch begaffen.
Die Segel auf! Gen Osten hin! Da gibt es was zu sehen.
Schon leuchten uns von Chios' Strand entgegen die Trophäen,
Trophäen, prächtig aufgetürmt, Trophäen ohnegleichen,
Trophäen, weiß und schwarz und rot, von Schädeln, Blut und Leichen.
Und Kreuze liegen obenauf, bespien und zerschlagen –
Was ist geschaffen und geschafft? – Hier laßt einmal uns fragen.
Und um das hohe Leichenmal sieht man die Wölf und Tiger
In festlich wildem Pompe ziehn, als ehrenwerte Sieger.
Viel Sklaven ziehn im Joch voraus, viel Greise, Kinder, Weiber;
In Schweiß und Blut und Tränen sind gebadet ihre Leiber.
So schleppen sie ihr eignes Fleisch zum Klotz der Schlächterhöhlen;
Man sagt, es sollen Christen sein: ich will es nicht verhehlen.
Die Segel auf! Gen Osten hin! Da gibt es was zu sehen,
Daß Herz und Gall und Aug und Mund vom Sehen übergehen.
Der muß auf hoher Höhe stehn, der ruhig hier mag gaffen:
Wir wollen's ohne Streit gestehn: das Jahr gab viel zu schaffen.

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