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3.

Anna Moor that was sie konnte, um ihren Gästen zu gefallen. Sie ließ sich schmeicheln und streicheln und wehrte ihnen nicht. Lorenz Karstens aber stand noch immer mit seinen geschnürten Armen daneben, denn der Lieutnant hatte noch nicht über sein nächstes Geschick entschieden und es schien ihm Vergnügen zu machen, daß es der friesische Tölpel mit ansehen mußte, wie er seinen Arm um das hübsche Mädchen legte und vertraulich mit ihr that.

Du willst uns also hier behalten und willst und bewirthen? fragte er.

Wohl, Herr, will ich es, antwortete sie. Wer in ein friesisches Haus tritt, ist darin willkommen, und Ihr habt mir ja versprochen mich zu besuchen.

Ei du süße Kleine, lachte Lund, wenn es nach mir ginge, würdest Du mich in der ersten Woche, vielleicht sogar noch länger nicht wieder los.

Seht zu, wie Euch der erste Tag gefällt, dann sprechen wir mehr davon, versetzte sie. Das Mittagsmahl soll gleich bereit sein. Ein saftiger Schafrücken brät im Ofen, auch giebt es quicke Enten, Ihr Herren, und einen Eierkuchen von frischen Möveneiern.

Welche Herrlichkeiten, und dazu obenein Du selbst, schöne Anna! rief Heiström. Du wirst doch mit uns speisen?

Wenn Ihr mich haben wollt, Ihr Herren, antwortete sie mit einem coketten Knix, bin ich zu Euren Diensten. Thut nur nicht zu vornehm; Ihr sollt sehen, daß ich Manches habe, was Euch gefällt.

Sie ließ sich durch das Gelächter der jungen Offiziere nicht stören, sondern fuhr fort:

Es fehlt in meinem Hause nicht an indischem Arak, auch nicht an gutem Portwein, und wenn Ihr artig sein wollt, will ich Euch von dem fränkischen Schaumwein vorlegen, den Herren, wie Ihr seid, so gerne mögen.

Dabei sprang sie in die Küche und kam bald wieder mit zwei verpichten Flaschen zurück.

Alle Wetter! Champagner! schrie Heiström, wie kommt der hierher?

Lorenz Karstens wußte am besten, woher der kam. Ein französischer Capitän, dessen Schiff er vor einiger Zeit durch den Heverstrom geführt, hatte ihm drei Flaschen davon geschenkt. Eine hatte er mit Anna geleert, die beiden anderen aber in dem kühlen Loch verwahrt, das, in der Küche ausgehöhlt, als Keller und Vorrathskammer diente. Wenn er ihr Jawort bekommen, dann sollten sie hervorgeholt werden, jetzt gab sie sie den Dänen hin und lachte mit ihnen um die Wette.

Wir bleiben bei Dir, Du liebliche Zauberin, sagte Lund, und wollen Dich keinen Augenblick eher verlassen, ehe es nicht durchaus nöthig; inzwischen senden wir diesen Burschen an Bord, damit er auch sein Vergnügen haben möge.

Anna Moor aber wollte das nicht haben. Laßt ihn doch, sagte sie. Er hat mich, ehe Ihr kamt, eine leichtsinnige Dirne genannt, jetzt will ichs ihm beweisen, was ich bin. –

Sie stemmte den Arm in die Seite und ihre Augen funkelten.

Hier soll er bleiben und mag's mit anhören und ansehen, damit er nimmer meinen Leichtsinn vergesse. Keiner soll aus meinem Hause, nicht der Krämer, nicht Ole Erichson. Sie sollen alle Zeugen sein, wie Anna Moor froh ist, so schöne Gäste in ihrem Hause zu haben.

Nun wie Du willst, Du übermüthig Mädchen, rief Lund in ihr Gelächter einstimmend. Mag er denn zuschauen, wie wir in Deiner Gesellschaft uns behagen. Aber wohin mit ihm? Hier mag ich ihn doch nicht um mich haben.

Hier in der Kammer kann er zuhören, sagte Anna, und kann dabei sich auf mein Bett niedersetzen, um besser nachzudenken.

O, Du boshafte, schreckliche Dirne! murmelte der Krämer. Laßt mich fort, ich mag's nicht länger ansehen. Schämt Euch, Anna Moor, schämt Euch um Eures Vaters wegen und Eurer Mutter wegen, die eine ehrbare Frau war. Laß uns fort, Ole Erichson, sagte er dann laut. Es ist eine schreckliche Zeit, Ole, eine grausame Zeit!

Ihr alter Narr, spottete Anna, wohin wollt Ihr denn? Seht Ihr nicht, daß das Meer voller Nebel ist, und seid ihr der Mann, der sich darin zurecht findet? Wartet, bis das Wetter hell wird, und habt nur Geduld, es wird schon besser werden. Ja wirklich, es wird schon besser werden!

Sie ahmte dem Krämer so lustig nach, daß die jungen Herren sich sehr daran ergötzten, aber Hans Becker hatte etwas bemerkt, das ihn nachdenklich machte. Von Natur besaß er eine gute Portion Verstand und durch Handel und Wandel war er noch gewitzigter geworden. Er konnte es daher auch noch immer nicht recht begreifen, daß ein Mädchen wie Anna Moor Sitte und Anstand so verletzen sollte, wie sie es that, wenn es dabei mit rechten Dingen herging. Jetzt aber, wo sie, dicht an ihn getreten, ihm ins Gesicht geschaut, war's ihm, als hätte sie ihm gesagt: Sei nicht so dumm, Hans Becker, und denke Schlechtes von mir. Kein dergleichen Wort kam freilich über ihre Lippen, vielmehr verhöhnte und verlachte sie ihn, und doch meinte er, er könnt es auf ihrer Stirn und in ihren Augen lesen.

Jo, Herr, jo! flüsterte Ole Erichson ihm heimlich zu, wir wollen fort, denn es wird mir gruselich. Fürchtet Euch nicht, wenn es auch dicht nebelt, ich bringe Euch doch nach Amrom.

Der Krämer blickte jedoch noch bedächtiger hinaus und er sah nichts mehr von Sonnenschein, nichts von der Insel Amrom und nichts von dem Kriegsschiffe, das in der Rinne lag. Ja selbst nicht einmal das spitze Ende der Hallig konnte er mehr erkennen. Die großen Schafe sprangen dort umher, als seien es Schattenbilder, die ein Magier in Dampfwolken erscheinen läßt.

Nein, nein, Ole, sagte er abwehrend, es geht nicht, wir müssen bleiben. Wenn Du auch kein Deutscher bist, so bist Du doch noch viel weniger ein Friese, und es muß ein richtiger sein, so einer wie der arme Lorenz Karstens, wenn er in solchem dicken Qualm seinen Weg finden will. Daß Gott erbarm! was machen sie mit ihm? Sie binden ihm wie einem Kalbe die Beine zusammen und schmeißen ihn so in die Kammer. O! Du armer Lorenz! Zehn Mark gäbe ich drum, wenn Einer ihm helfen könnte, obwohl kein ehrlicher Mann jetzt Geld verdienen kann. Es geht nicht, Ole, es geht nicht. Es ist eine schreckliche Zeit, aber es wird schon besser werden; nur Geduld! Geduld muß man haben.

Mit diesem vor sich hin gemurmelten Trost setzte sich Hans Becker auf die Ofenbank, und Ole Erichson drückte sich in den tiefsten Winkel.

Die dänischen Matrosen hatten inzwischen auf Befehl ihres Lieutnants den gepreßten Mann nochmals gebunden und in die Kammer auf das Bett gesetzt. Dann folgten sie dem Rufe der hübschen Wirthin, die in der Flur ihnen einen Tisch gedeckt und mit mancherlei Speise sammt einer großen Flasche starken Branntweins besetzt hatte, bei dessen Anblick sich ihre theerigen Gesichter verklärten.

Die beiden jungen Offiziere drinnen beschäftigten sich dagegen mit einer der beiden Champagnerflaschen und lachten über den unglücklichen Lorenz, dessen Wein sie tranken und dessen treulose Schöne ihn zu allermeist boshaft betrog.

Wenn der Bursche jemals wiederkommt, sagte Heiström, wird er es dieser falschen Dirne gedenken, und ich nehme es ihm nicht übel, wenn er seine Rache sucht. Hübsch ist die Hexe, aber ihr Herz muß so schlecht sein, wie ihr Gewissen, und meiner Treu, Lund, der Junge thut mir leid. Er sieht aus wie ein tüchtiger Kerl, trägt auch sein Schicksal wie ein solcher. Daß er da liegen soll, gebunden wie ein Schwein, ist eine Schande. Ich wollte, wir könnten ihn an Bord bringen lassen.

Dahin kommt er zeitig genug, antwortete der Lieutnant, bei diesem Nebel läßt sich das Schiff kaum finden, auch gönn' ich es unseren Männern, sich gütlich zu thun. Laß den Burschen nur liegen und meinetwegen Rache brüten. Vor der Hand wird er nicht wiederkommen, und seine Strafe verdient er. Er hat um sich geschlagen wie ein Toller, somit trägt er mit Recht hanfene Armbänder. In einer Stunde oder in zweien wird dieser verdammte Nebel zerfließen, dann bring ihn fort, gefühlvoller Heiström, aber mich laß hier, ich will mit dieser kleinen Hexe einen lustigen Abend verleben.

Und da kommt sie! fuhr er fort, denn Anna Moor trat herein und brachte eine große Schüssel voll Fischsuppe, wie man sie lecker auf diesen Inseln mit Schaffleisch und mancherlei Kräutern bereitet. Es duftete den jungen Herrn lieblich entgegen. Der Eine schrie nach dem herzallerliebsten Koch. Der Andere nach dem schönen Gericht. Umfaßt von Beiden, mußte sie sich niedersetzen und ihnen austheilen, Teller und Gläser füllen und im süßen Portwein sowohl wie im schäumenden Champagner Bescheid thun.

Hans Becker und sein Gefährte saßen inzwischen still in ihrer Ecke, sahen zu, leckten ihre Lippen und hätten auch gern etwas gehabt. Dann und wann hefteten sich ihre Augen verlangend auf die neuen Gerichte, welche Anna von ihrer Magd herbeibringen ließ oder auch wohl selbst herein holte. Da dampfte der braunglänzend gebratene Fleischberg, da gab es einen wachsgelben Auflauf von Möveneiern, da endlich kam ein ganzer Napf voll Zuckergebackenes, wie es friesische Frauen zu bereiten verstehen, daß es auf der Zunge zerschmilzt.

Aber Alles ging an dem Krämer vorüber, ohne daß ihm etwas davon angeboten wurde. Die stolze Dirne rauschte in ihren rothen Röcken an ihm hin, wie ein Pfau, und die Junker sprangen wohl hinter ihr her, um sie zu haschen, Neckereien gab es genug; auch hörte der Krämer den Lieutnant fragen, was denn eigentlich der dickköpfige Affe da auf der Ofenbank hocke? Er wolle ihn hinauswerfen lassen, draußen auf der Flur sei Platz für ihn; doch Hans Becker that, als hörte er nichts, und Anna Moor sprach:

Laßt ihn sitzen, denn das ist so Sitte hier im Lande, daß Jeder, wer er auch sein möge, sich am Feuer wärmt und mit ißt, wenn gegessen wird. Der Krämer aber hat sicherlich heut keinen Hunger. Mag ihn der speisen, um den er gekommen ist.

Dabei sah sie spöttisch nach der Kammerthür, und es war, als zöge eben ein tiefer Seufzer von dort her, und Anna Moor lachte noch lauter. Sie nahm ihr Glas auf und sagte:

Stoßt an, Ihr Herren, ich wünsche Euch immer so viel Glück auf Euren Weg, wie Ihr heut habt, und daß Euch jeder Fang so gelingen möge, wie es heut Euch gelungen ist.

Bravo, Du schnakische Dirne! lachte Lund. Laß Dich küssen für Deinen Segen, doch ich gebe ihn Dir zurück. Möge Dir zu allen Zeiten Alles gelingen, was Du beginnst, auch Deine Verräthereien gegen die überflüssigen Liebhaber. Höre, wie der Schelm in der Kammer stöhnt. Ich fürchte, die Zeit wird ihm lang. Stoß an, auf daß er, wenn Du ihn wiederstehst, ein bescheidener Mann geworden ist, der Dir seine Liebe getreulich bewahrt hat.

Ja Herr, ja! rief sie, das hoffe ich von ihm und erwarte es, denn sicher wird er noch einsehen, daß ich viel für ihn gethan habe, und wird sein risches, rauhes Wesen ablegen.

Dazu wollen wir ihm helfen! schrieen die jungen Herren, und nun gab es neue Scherze und neues Lachen ohne Ende.

Der Krämer schüttelte leise den Kopf und sah dem Spectakel mit vieler Gelassenheit zu, wie ein weiser Mann. Draußen auf der Flur sangen die vier Matrosen, tranken und schmaußten und machten es eben so mit der kernigen Magd, wie die Herren drinnen in der Stube mit deren Gebieterin. Und mehr als eine volle Flasche kam und wurde leer, und alle die berauschten Gäste vergaßen Zeit und Raum und sahen kaum hin, wie draußen der Nebel inzwischen die ganze Hallig deckte und wie die graubleichen Dünste um die Warft ringten und jagten, daß auf ein halbes Dutzend Schritte nichts mehr zu erkennen war.

Eben jetzt lief Anna Moor wieder bei dem Krämer vorüber. Ihre Augen blitzten ihn sonderbar an, und an dem Tische saßen die beiden Offiziere, die Arme aufgestemmt, erhitzt, lachend, schwatzend, rauchend, fluchend und prahlend.

Gleich darauf hörte Hans Becker ein leises Knarren und er zweifelte nicht, daß dies von der kleinen Pforte herkomme, die aus der Küche in die Kammer führte. Er hielt seinen Kopf fest auf die dänischen Herren gerichtet, aber sein Augäpfel drängten sich tief in die Ecke und schielten seitwärts nach der halb offenen Kammerthür. Er sah einen Schatten dort vorüberhuschen, auch den Schein eines rothen Rockes und seine breiten Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, das gleich wieder verschwand.

Das war Anna Moor, murmelte er, und es soll mich wundern, obs nicht dennoch – hier hielt er inne, denn ein Geräusch entstand in der Kammer, als spränge der Gefangene auf seine Beine, und am Fenster klirrte es, als würde der Riegel kräftig aufgerissen.

Der Krämer hatte sich nicht getäuscht. Es war Anna Moor, die leise aus der Küche in die Kammer lief und ein Messer in ihrer Hand hielt. Da saß Lorenz, wie sie ihn hingesetzt, auf dem Bett, und der Strick, der seine Arme band, war an einem Haken festgeschnürt. Er hielt den Kopf niedergesenkt, wollte nichts sehen, nichts hören, doch sein Gesicht wurde noch düsterer, als er ihren Schritt bei sich vernahm. Sie sprach kein Wort, that nichts als zwei rasche Schnitte mit dem scharfen Messer, da waren seine Hände frei.

Wie er das fühlte, blickte er auf und wie er sie anschaute ging plötzlich in seinem Herzen etwas vor, daß er aufspringen mußte, seine Arme um die treulose Dirne schlug und seine Augen wie voll Feuer funkelten. Denn ihre Hände klammerten sich um seinen Hals und ihr Kopf fiel an seine Brust. So lag sie einen Augenblick und wischte dann mit der Hand über ihre Wimpern.

Sprich keinen Laut, flüsterte sie, spring aus dem Fenster und lauf, vorher hätten sie Dich niedergeschossen, jetzt liegt der Nebel dicht. Die Jolle liegt an ihrer Stelle, die Ruder darin, hier ist Dein Bündel. Fort, Lorenz, fort!

Was wird's mit Dir, Anna? fragte er.

Sorge nicht um mich, will mir schon helfen, will die Narren auslachen, wie es Recht ist. Vergiß mich nicht!

Nimmer, antwortete er, nimmer! –

Das war Alles was er sagte, er hatte seine Stimme dabei so fest klingen lassen, daß sie bis zu dem Krämer drang, und gleich darauf, wie das Fenster klirrte, schrie Anna Moor laut auf.

Halt! halt! schrie sie, kommt doch und helft, Ihr Herren. Kommt, kommt!

Die beiden lustigen Offiziere sprangen auf und liefen herein, eben zur rechten Zeit, um zu sehen, wie eine Gestalt von der Warft hinabsprang und im Nebel verschwand.

Sogleich lief Lund zurück und schrie nach seinen Männern, die waren jedoch kaum im Stande auf ihren Beinen zu stehen und verstanden zunächst gar nicht, was ihre Offiziere meinten. Als sie aber hörten, ihr Gefangener sei davon gelaufen, ging's an ein Nachsetzen; doch noch ehe sie die steile Warft hinab stolperten, wälzten sich die meisten an der Erde.

Lieutnant Lund lief durch die dichte Nebelschicht der Richtung nach, welche der Flüchtling genommen. Bald stand er an der Rinne, in welcher die Jolle gelegen hatte, und wie er horchte, hörte er Ruderschlag. Er feuerte auf gut Glück die Pistole ab, welche er in der Hand hielt; eines Mannes Gelächter antwortete ihm.

Da fährt er hin, der Hund! schrie der Lieutnant wüthend. Wo ist unser Boot? Ihm nach! ihm nach!

Ein abermaliges Gelächter erfolgte, doch diesmal war es hinter ihm und kam von einem Weibe, von Anna Moor.

Habt Ihr ihn! rief sie. Haltet ihn fest, springt ihm nach, Ihr holt ihn sicher ein. Halt an, Lorenz! Wart ein Weilchen; die dänischen Herren werden doch einen friesischen Bauer fangen können?

Schweig still, Du vorwitzige Dirne, sagte der Däne erzürnt. Wie ist der Bursche davon gekommen?

Fragt ihn doch, sagte sie. Ohi Lorenz! wie hast Du es gemacht, um die dänischen Stricke los zu werden? Es ist ein Wunder. Ihr hattet's doch so gut mit ihm gemeint und mit mir, und jetzt ist Alles aus. Mein Herz ist voll Traurigkeit, ich mag nichts weiter wissen, nichts hören. Fangt ihn ein, Ihr habt ja ein großes Schiff und viele Leute. So viele Dänen und haben einen Friesen nicht halten können!

Der Lieutnant wollte zornig werden, doch sein milder gesinnter Freund hielt ihn davon zurück. Er nahm ihn beim Arm, führte ihn mit sich fort und sagte leise lachend:

Die Hexe hat uns gehörig angeführt, wir können nichts Besseres thun, als gute Miene dazu machen. Den Lorenz kriegen wir nicht wieder, und ich gönne es dem Burschen von ganzem Herzen, daß er davon gekommen ist. Es ist nichts mehr zu machen als mit zu lachen. Freund, also stimme frisch an und laß Anna Moor leben, die ihre Sache besser verstanden hat, als wir.

Der Lieutnant sah, daß dies der beste Rath sei, und obwohl es ihm nicht recht glückte, that er doch, was er konnte, um seinen Aerger zu vergessen. –

Nach einer Stunde lichtete sich der Nebel. Von der Jolle war nichts zu sehen, aber das Kriegsschiff trat aus dem Schatten, und die Dänen wollten fort.

Bleibt doch bei mir, Ihr Herren, bat Anna Moor schmeichelnd. Es wird ein feiner Abend werden; alle meine Nachbarn werden kommen, Euch gerne sehen wollen und hören, wie Ihr den Lorenz gefangen habt.

Ich danke, Du übermüthiges Mädchen, wir haben genug an Dich und Deine Bewirthung zu denken, antwortete der Offizier.

O! antwortete sie mit einem Knix, indem sie Abschied nahm, kommt bald wieder, wenn es Euch gefallen hat. Ich will Euch meiner Treu noch öfter aufwarten, liebe Herren.

Mit guten Wünschen begleitete sie ihre Gäste, und als sie hinaus war, sprang Hans Becker aus Tondern vergnügt von der Ofenbank, rieb sich behaglich die breiten Hände und fing an vergnügt seinen Kopf zu kratzen.

Siehst Du wohl, Ole Erichson, sagte er, Du tüdsker Mann, so ein Mädchen ist tausendmal mehr werth, wie wir alle Beide. Den Lorenz holt kein Däne ein und uns hat sie hier behalten, damit wir uns mit ihr freuen und nachträglich auch essen und trinken können, wie es sich gehört. Die schönste Spitzenhaube in meinem ganzen Kram soll sie dafür haben, und ich sage es immer, Ole, ich sage es ja: Es ist eine schreckliche Zeit, aber es wird schon besser werden. Nur Geduld muß man haben, nur Geduld!

Und mit Zeit und Geduld wurde auch diesmal Alles besser. Lorenz. Karstens entkam glücklich aus mancher Gefahr. Jetzt ist er Capitän auf einem hamburger stolzen Fregattschiff und Anna Moor ist seine lustige, hübsche Frau. Es sollen jedoch noch immer Tage kommen, wo sie lachend behauptet, er sei ein rauher, scharfer Mann, dem's wohlgethan hätte, wenn die Dänen ihm milde Sitten beigebracht.



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