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Dasselbe Zimmer wie in den vorhergehenden Akten.
Jette. Wilhelmine.
(Wilhelmine, im weißen Ballkleide, sitzt auf einem Stuhl vor dem Spiegel. Jette neben ihr stehend und mit Wilhelminens Frisur beschäftigt. Auf dem Spiegeltische ein Gläschen mit der Rose, welche Wilhelmine von Schaum erhalten.)
Jette. So! Nu wäre Fräulein ja beinah schon fertig!
Wilhelmine. Auch lieber ein bißchen früher als zu spät.
Jette. Soll ick Fräulein nu jleich die Blume int Haar stecken?
Wilhelmine. (schwärmerisch). Die Rose, welche ich von ihm habe! Gib sie her! (Jette gibt ihr die Rose.) Nein! Nein! Nicht ins Haar. Wo er sie trug, am Herzen! (Steckt sich die Rosen an den Busen.)
Jette. Det is wahr! Wo det Herz pocht! Et is ooch noch jefühlvoller als an'n Kopp! Und die rote Rose uf det weisse Kleid, ach, Fräulein, wie det scheint! (Man hört die Türklingel.) Horch! die Tür! Ick jlaube, die Madam! Na, wat wird die sagen! Nu man jleich heraus damit!
Wilhelmine. (schwärmerisch). Schon gleich?! Ich trüg' es lieber noch als mein süßes Geheimnis weiter!
Karoline. Die Vorigen.
Karoline. (kommt rasch durch die Mitteltür, in der Hand die Blumen, etwas erregt). Da bin ich und bringe die Blumen gleich wieder mit! (Wirft die Blumen auf einen Stuhl.) Unsere beiden Herren waren gar nicht mit dazwischen!
Jette. (rasch zu Wilhelmine, sie animierend). Nu sag' Fräulein et man!
Wilhelmine. Du hast sie wohl übersehen; in einer solchen Menge kann das ja leicht geschehen.
Karoline. Nein, nein! Was ich dir sage! Ich hab' genau acht gegeben! Im ganzen Zuge kein Doktor und auch kein Apotheker!
Wilhelmine. So?!
Jette. (Wilhelmine animierend). Madam muß et doch wissen!
Karoline. Ich wurde darüber so verstimmt, daß ich die Blumen nun lieber gar nicht geworfen habe.
Jette. Jott, Madam!
Karoline. Hätte ich das geahnt, dann war' ich lieber garnicht hingegangen! Die Zeit drängt! Ich soll doch auch noch Toilette machen! Du bist ja beinah' schon fertig, Mine!
Jette. (Wilhelmine animierend). Fräulein muß et doch sagen!
Karoline. (zu Jette). Was hast du denn, Jette? Was soll meine Schwester? Habt ihr mir was mitzuteilen?
Wilhelmine. (nach kurzer Zögerung, sich Karolinen nähernd, sentimental und schwärmerisch). Schwester!
Jette. (Wilhelmine animierend). Det is recht! (Gegen Karoline, sentimental.) Ach, Jott, Madam!
Karoline. (verwundert). Na nu! Was ist denn?
Wilhelmine. (sentimental). Schwester, es steht noch etwas bevor!
Jette. (sentimental). Ja, Madam, et wird noch wat passieren!
Karoline. Noch was bevor? Was passieren? Und ihr werdet mir beide plötzlich so sonderbar?!
Jette. Als Madam weg war mit die Blumen, da
Wilhelmine. (sentimental). Da, da, als du ihn suchtest, suchte er mich!
Karoline. (sehr erfreut). Wilhelmine! Was sagst du?! O, nun begreife ich! Komm', laß dich umarmen! (Umarmt sie.)
Wilhelmine. Es kam so plötzlich, so unerwartet!
Karoline. Also doch! Endlich! Endlich! O, diese Freude! Aber komm' und erzähle es mir! (Will mit Wilhelmine nach Mehlmeiers Zimmer.)
Wilhelmine. Aber willst du dich nicht erst schnell ankleiden?
Jette. Ja, Madam, et ist schon sehr spät.
Karoline. (freudig). Der Ball! Ihr habt Recht!
Wilhelmine. (rasch). Ich helfe dir!
Karoline. (freudig). Ja! Ja! Du hilfst mir und erzählst mir! Aber alles! alles! Hörst du?! Ich muß alles wissen! Ach, Mine! (Faßt sie bei der Hand. Beide ab in Mehlmeiers Zimmer.)
Jette. Sie kann sich freuen zu dem hübschen Schwager! Aber wat sie wohl von mich sagen wird?! Dat er Absichten hat, is doch klar. Na, et is ooch just nich dat erstemal, dat eine von 'n niedern Stand sich in die Höhe heiratet! Ick las noch neulich, dat'n wirklicher Jraf eine Sängerin vons Theater und en Prinz sogar eine von die Kunstreiters jeheiratet hat! Anjesprochen hat er mir freilich noch nich; aber et war doch beinah schon dasselbe. Ach, wenn er 't täte! Wer hätte det jedacht von dieses Fest für mir un det Fräulein! (Ab in die Küche.)
Bollmann. Später Jette.
Bollmann. (durch die Mitteltür). Es war doch man gut, daß ich mit ihm rüberging. Der arme Mensch war sehr herunter. Ich hatte zuerst meine liebe Not mit ihm, daß ich ihn man beruhigte. Nun hat er die Blumen ins Wasser gestellt und sich 'n bischen aufn Sofa gelegt. Und ich wollte nun gern doch auch endlich mal mit Jette ins reine! Mich fehlt noch immer das Jawort! Und in diesen Tagen, wo so viele fremde Mannsleute hier herumflankieren, ist es doch immer besser, wenn man sicher geht. Man kann nicht wissen, was passieren kann; das sieht man ja bei Herr Pingel.
Jette. (aus der Küche kommend). Bollmann! Ach, wenn er det wäre!
Bollmann. Jette, Sie seufzen! Ich seufze auch!
Jette. So? Wat seufzen Sie denn?
Bollmann. Jette, wir dienen hier nun schon zwei Jahre zusammen.
Jette. Na, darum seufzen Sie doch wohl nich?! Wat haben Sie denn?
Bollmann. (weich). Jette! Sie sollen es gleich sehen. Es ist eingewickelt, ich hab' es noch in die Tasche. (Nimmt das in Papier geschlagene Kuchenherz aus der Rocktasche.) Es ist ein Zeichen der Erkenntlichkeit für die rote Schleife von Sie! Ich konnte es Sie nur sub rosas geben.
Jette. sub rosas? Wat heißt det?
Bollmann. Als die Madam sagt, wenn ich mit Sie alleine bin! (Weich.) Jette, es ist noch was dabei! (Nimmt das Kuchenherz aus dem Papier.)
Jette. En Herz! Ha! Ha! Ha! Ha!
Bollmann. (weich). Ein Herz, Jette. Denken Sie, daß es mein Herz wäre! Ich schenke es Sie. Es ist eins mit die Sprache durch die Blume!
Jette. Mit die Blumensprache?
Bollmann. (weich). Mit das Bild darauf! (Zeigt ihr das Bild.) Jette, da kniet 'n Herr, das bin ich! Vor 'ne Dame, das sind Sie! Und gibt ihr was, das ist mein Herz! Es ist symbolisch, als die Madam sagt, Jette, (er kniet vor ihr nieder) und so knie ich denn vor Sie und schenke Ihnen mein Herz, weil ich weiß, ich hab' es ja lange schon gemorken!
Jette. Jemorken? Wat haben Sie jemorken? Nichts haben Sie jemorken! Det merken Sie sich! denn haben Sie wat jemorken! (Bollmann während dieser Worte sehr verdutzt.) Und nun stehen Sie man uf! Et is zu spät! Ick habe schon en Herz!
Bollmann. (aufstehend). Zu spät?! Sie haben schon ein Herz?!
Jette. Ja! Und wat für ein! Von 'n Apotheker!
Bollmann. Von 'n Apotheker?! Von ihm mit das blanke Dings auf 'n Puckel?! O, Jette!
Jette. Wer kann vor seine Jefühle! Herr Brenneisen hat et mich jeschenkt!
Bollmann. Er ist doch man einer von die Sänger! Und wenn das Fest aus ist, reist er wieder fort, aber ich bleibe!
Jette. Na, denn bleiben Sie man! Ick jehe! (Will abgehen nach der Küche.)
Bollmann. (erregt). Sie gehen? Ne! Bleiben Sie man! Ich gehe! Ich gehe zu meinem Freund, Herr Pingel, der wird mich trösten, wie ich ihn getröstet habe! Aber denken Sie an mir, was ich sage! Ich meinte es so gut mit Sie! Ich halte so viel von Sie! Und Sie, Sie geben mich den Korb, weil er Sie was vorgeschnackt hat, der Brenneisen der! Aber warten Sie man bis das Fest vorbei ist! Und denn denn verbrennen Sie sich man nicht an diesen Brenneisen! (Steckt das Kuchenherz in die Tasche und geht wütend ab durch die Mitteltür.)
Jette. Ick soll mir nich an ihn verbrennen?! Ah, so! Ick verstehe! Mit die Liebe brennt et immer! Wenn et nich brennte, liebte er mich ja nich! Det ist et ja jrade! Er is in mir entbrennt! Ach! Und ick brenne ooch! Ick stehe schon in helle Flammen!
Wie ist mich doch so wonniglich!
Wie kloppt et mir im Busen!
Et is, als weilten rings um mich
Die Jötter und die Musen!
Et leuchtet mich im Anjesicht
Det Feuer seiner Liebe!
Ach sowat kommt von Bollmann nicht,
Der weckt nich solche Triebe!
Wie ist er sanft! Wie ist er zart!
Wie ist er fein erzogen!
Wat hat er Locken! Wat für'n Bart!
Und wat für blaue Ogen!
Wenn ick det Jleichnis mir bedien',
So is er, wie Liköre!
Und Bollmann det is jegen ihn,
Als ob et Fusel wäre!
Er hat mir zärtlich anjeblickt
Mit innigem Verlangen!
Dann hat er mir an sich jedrückt,
Dat mir die Luft verjangen!
Er nahm in meinem Herzen Platz,
Ick hab' ihn in die Falle!
Nun hab ick einen andern Schatz,
Mit Bollmann is et alle!
Karoline. Wilhelmine. Jette.
(Karoline und Wilhelmine aus Mehlmeiers Zimmer kommend und im Begriff, zur Reunion zu gehen. Wilhelmine in ihrem weißen Kleide. Karoline in anderer Toilette. Beide mit Schal und passender Kopfbedeckung.)
Karoline. Adieu, Jette! nun gehen wir! Wenn der Herr mit den Fremden von der Bierprobe kommt, sag ihm nur, daß wir schon fort wären und daß sie sich beeilen möchten nachzukommen.
Jette. Dat werd' ick duhn, Madam!
Karoline. Und vergiß mir später ja nicht, die Ampel anzuzünden, daß sie auf alle Fälle brennt, wenn wir zurückkommen.
Jette. Ick werd' et nich verjessen, Madam! Madam kann sich uf mir verlassen!
Wilhelmine. Es wäre schlimm, wenn sie zu spät kämen! Der Doktor hat mich zum ersten Tanz engagiert!
Karoline. Und mich der Apotheker! Sie müssen auf jeden Fall zur rechten Zeit da sein!
Jette. (mit einem Anflug von Eifersucht). Der Apotheker! Ach! ja! ja Madam! Ick wünsch ooch viel Vergnügen!
Karoline. Und, nun komm', Mine! (Ab durch die Mitteltür.)
Wilhelmine. (im Abgehen). Arme Jette! (Ab durch die Mitteltür.)
Jette. Mit'n Apotheker?! Mit ihm?! Und mich hat er die Liebeserklärung jemacht! (Seufzend.) Ach, dat ick ooch dien'!
Bollmann. Pingel. Jette.
(Bollmann und Pingel kommen durch die Mitteltür. Pingel diesmal ohne Bukett.)
Bollmann. (im Hereintreten). Noch einmal, Jette, wollt' ich mit Sie sprechen,
Jette. Lassen Sie et! Et nützt Sie nichts! Und wat will Herr Pingel?
Bollmann. Herr Pingel? Ich habe Ihnen schon gesagt, daß er mein Freund ist. Wir teilen alles miteinander!
Pingel. Wir teilen alles miteinander!
Bollmann. Sie haben mich sehr Unrecht getan, Jette.
Jette. Wat hab' ick? Ick kann Sie doch nich lieben, wenn ick Sie nich liebe, Bollmann!
Bollmann. Ich habe Sie immer geliebt, schon von Anfang an. Herr Pingel weiß es!
Pingel. Ich weiß es, er hat Sie immer geliebt!
Bollmann. Und der Apotheker, mit seine Kruken und Gläser, ist doch man von gestern!
Pingel. Ist doch nur von gestern, Jette!
Jette. Det is ejal! Mit die Liebe, Bollmann, is et janz ejal, wie alt sie is! Da hängt man alles von ab, wie jroß sie is, nich wahr, Herr Pingel!
Pingel. (sentimental). Wie groß sie ist! Und meine war so groß!
Bollmann. Ich liebe Sie nun schon zwei Jahre! Ist seine eintägige Liebe denn größer als meine zweijährige? Jette! Ich hatte es so gut mit Sie im Sinn!
Jette. Sie sind mich ooch schon zu alt, Bollmann, Und denn 'n Hausknecht und 'n Apotheker, det is denn doch jar keinen Verjleich!
Bollmann. Jette, Sie kränken mir in meine Ehre!
Pingel. Sie kränken ihn in seiner Ehre, Jette!
Bollmann. Daß Sie mir nicht wollen, das kann ich Sie verzeihen, aber daß Sie mich in meine Ehre kränken, das ist kränklich vor mir!
Pingel. Das ist kränkend für ihn!
Jette. Wat kann ick dafür?! Warum lieben Sie mir?!
Bollmann. Jette, denn will ich warten! Vielleicht kommt es noch, wenn die andern man erst wieder weg sind.
Pingel. Ja, wenn sie nur erst wieder weg sind!
Bollmann. Und wenn Sie es jetzt denn auch noch nicht aus Liebe kennen, so nehmen Sie das Herz, (er nimmt das Kuchenherz aus der Tasche) was ich Sie schenken wollte, aus Freundschaft von mir!
Pingel. (sentimental). Nehmen Sie es aus Freundschaft, Jette!
Jette. Behalten Sie et! Wat soll ick mit den Sirupsteig?!
Bollmann und Pingel. (gereizt). Sirupsteig?!
Bollmann. Das ist zuviel, Herr Pingel?! Das ist zuviel!
Pingel. Bollmann, Bollmann, fassen Sie sich, wie ich mich gefaßt habe!
Bollmann. Ja, das tu ich auch! Der Herr hatte zu mich gesagt: Bollmann, du kannst ausgehen, Jette bleibt zu Hause. Und ich wollte bei Sie bleiben heute abend, wenn sie alle aus sind! aber nun gehe ich auch aus!
Jette. So? Na, det dun Sie man! Et is mich schnuppe, wat Sie dun!
Bollmann. (gereizt). Schnubbe?! Haben Sie es gehört, Herr Pingel? Das ist schändlich!
Pingel. Das ist schändlich!
Bollmann. Nun geh' ich in'n Keller, in die Wirtschaft mit die weibliche Bedienung! In, in in'n Tingeltangel! Nicht wahr, Herr Pingel?
Pingel. In'n Tingeltangel?!
Bollmann. O, da sind doch auch noch Mädchen! Und was für welche! Noch ganz andere als Sie! Nicht wahr, Herr Pingel?
Pingel. Noch ganz andere als Sie!
Jette. (auffahrend). Wat sagen Sie? Sie verjleichen mir mit 'n Mädchen von die Harfe? Und auch Sie, Herr Pingel? Aber warten Sie man, dat werd' ick Ihnen verjelten, allebeide!
Bollmann. Das tun Sie man! Sie sind auch kein Haar nicht besser! Noch lange nicht so gut! Nicht wahr, Herr Pingel?
Pingel. Noch lange nicht so gut!
Bollmann. Sie! Sie! Sie!
Pingel. Sie! Sie! (Beide ab durch die Mitteltür.)
Jette. Sie?! Sie?! Sie?! Ha! Ha! Ha! Wat doch die Liebe dut. Nu sind sie beide verrückt, der eine um mir und der andere um det Fräulein! Wat jlaubt er denn, der olle Spöker?! Ick soll 'n Kartoffel nehmen und 'n Appelsine liegen lassen?! (Man hört laut sprechen.) Ha! Ick höre wat! Sie sind et! (Sentimental.) Ick sehe ihn wieder! Ihn, den mein Herz jehört! Aber so darf er mir doch nicht sehn! Ick bin noch rot vor Zorn! (Ab nach der Küche.)
Mehlmeier. Schaum. Brenneisen. Nachher Jette.
Mehlmeier. Et ist jut, et ist jut, meine Herrn! Ick freue mir, dat wir uns wiederhaben. Wir hatten uns janz verloren!
Schaum. Dieser Festzug und bei dem Gedränge! Man verliert sich nur zu leicht!
Mehlmeier. Als ick mir umsah, waren Sie weg.
Brenneisen. Es drängten sich andere vor, so kamen wir weiter nach hinten.
Schaum. Aber ich begreife nicht, nach der Auflösung des Zuges in der Wallhalle, daß wir uns auch da nicht fanden.
Brenneisen. Nun, sehr einfach! Die einen gruppierten sich hier und die andern da. Wir saßen im Garten.
Mehlmeier. Und ick war im Saal.
Schaum. Zu uns kam ein Bekannter und begrüßte uns! Was, sagte er, ihr auch hier? Na, dann kommt nur, wir trinken eins. So kam es, daß wir uns nicht schon früher nach Ihnen umsahen und unsern liebenswürdigen Wirt erst so spät wiederfanden.
Mehlmeier. Ja, meine Herrn, et jeht so leicht an! Nehmen Sie 't man nicht übel! Da kam der Direkter von die Polyhymnia, auch mit 'n Rosette, und bejrüßte den Direkter von die Euterpe, auch mit 'n Rosette, und da sah'n Sie mir, auch mit die Rosette! Und da jing et denn los mit die Seidels, und Sie in'n Jarten und wir in'n Saal. Und so kam et denn wohl, dat wir uns noch immer verloren hatten.
Jette. (durch die Küchentür). Verloren? Wat 'n Jlück, dat er sie wieder hat!
Schaum. Wir suchten lange nach Ihnen, aber immer vergeblich.
Brenneisen. Bis wir endlich doch so glücklich waren, wieder im Bierkeller mit Ihnen zusammenzukommen!
Mehlmeier. Na, et macht ja nichts! Et duht ja nichts, meine Herrn. Aber, wie et schnell jeht mit die Zeit auf solche Feste! (Sieht nach der Uhr.) Et ist schon 'n Viertel über und wird Zeit zu die Bierprobe, wir müssen ja nochmal wieder hin! Et is ja man so'n kleinen Abstecher, den wir man jemacht haben wegen unsere Damen, um zu sehen, wieviel Zeit wir noch haben. Ich jlaub' wahrhaftig, sie sind schon weg!
Schaum. Da müssen wir uns beeilen! Wir haben noch nicht einmal Toilette gemacht! Und nach der Bierprobe gehts ja schon direkt zu Ball.
Mehlmeier. Lassen Sie et! Lassen Sie et, meine Herrn!
Schaum. Aber wir können doch so nicht auf dem Ball erscheinen?!
(Jette sieht durch die Tür.)
Mehlmeier. Dut nichts! Dut nichts! Wissen Sie wat? meine Herrn? Det machen wir nachher! Wenn wir zurückkommen von die Bierprobe, denn müssen wir hier doch wieder vorbei; denn machen Sie et schnell! Aber wat meinen Sie, meine Herrn, wenn wir nun wieder jeh'n.
Jette. (durch die Küchentür). Denn muß ick man rein! (Tritt ganz ein.)
Brenneisen. (rasch). Ah, Fräulein Jette!
Schaum. (rasch). Fräulein Jette!
Mehlmeier. Ha! Ha! Ha! Det is Jette, meine Herrn! (Kneift sie in die Wangen.)
Jette. (unwillig). Aber Herr Mehlmeier, ick bitte Sie doch!
Mehlmeier. Na, na! Et ist ja man Spaß, Jette!
Brenneisen. (weich). Es ist schade, daß Sie nicht mitgehen!
Schaum. Ich tanzte,
Brenneisen. (ihm rasch ins Wort fallend). Ich tanzte gleich mit Ihnen! (Beiseite.) Da kam ich ihm doch mal wieder zuvor! Hier bin ich der Erste!
Jette. Ick sollt' dem Herrn noch sagen, daß die Madam und det Fräulein schon jegangen wären.
Mehlmeier. Denn müssen wir auch jleich wieder jehn. Et wird immer später!
Jette. Ja, und denn auch vonwegen die Bierprobe in 'n jroßen Keller.
Mehlmeier. Die Bierprobe?! Ha! Ha! Ha! Keine Sorge! Weeß schon! Weeß schon! (Zu den Herren.) Det wir aufpassen, meine Herrn!
Schaum. (rasch). Versteht sich!
Brenneisen. (rasch). Versteht sich!
Jette. Det Sie nicht zu lange proben!
Mehlmeier. Et ist wegen die Reunion, meine Herrn, dat wir da sind, wenn et anfängt
Schaum. Zum ersten Tanz!
Brenneisen. (rasch). Den ich mit der Frau des Hauses
Schaum. (rasch). Und ich mit dem Fräulein tanze! Versteht sich!
Brenneisen. (rasch). Versteht sich!
Mehlmeier. Na, na! Wir haben ja die Uhr! (Sieht nach der Uhr.) Ick werde schon sagen, wenn et Zeit ist, meine Herrn! Aber nun müssen wir auch wirklich jehn! (Nach der Tür zeigend.) Bitte meine Herrn!
Schaum. (zu Jette). Leben Sie wohl, Jette! (Ab durch die Mitteltür.)
Brenneisen. (gefühlvoll). Auf Wiedersehn! (Ab durch die Mitteltür.)
Jette. (seufzend). Ach!
Mehlmeier. Na, adjeu denn, Jette! (Ab durch die Mitteltür.)
Jette. (sentimental). Da jehn Sie hin! Alle! Auch Er! Er! Und ick muß bleiben!
Brenneisen. (wieder zurückkommend, zärtlich). Noch einmal! Leben Sie wohl, Jette! (Küßt sie. Ab durch die Mitteltür. Auf der Bühne wird es allmählich dunkler.)
Jette. (bewegt). Leben Sie wohl! Ach, wie er det sagte! Und wie er mir küßte! Mit welche Jlut! Dat ick ooch nich mit kann! Jeliebt werden und ferne sein, et ist 'n hartes Los! (Steht einen Augenblick wie sinnend, dann seufzend.) Ach! Wat du' ick nu? Et wird schon dämmerig, Ick zünde den Mond an! (Zündet die Ampel an.) Madam hat et jesagt, dat er brennt, wenn sie wiederkommen! Ick bin alleine! Et paßt zu meine Stimmung! Denn sitz ick in 'n Mondenschein und träume (sentimental) von ihm! (Bollmann kommt durch die Mitteltür.)
Jette. Bollmann.
Jette. (ihn gewahr werdend). Bollmann! Wat will er schon wieder?!
Bollmann. Ich komme noch einmal, Jette!
Jette. Bollmann, lassen Sie doch endlich det Jewinsel!
Bollmann. Ich winsele nicht! Ich komme nicht vor mir, ich komme vor andere.
Jette. Vor andere?
Bollmann. Es sind zwei Damens draußen.
Jette. Zwei Damens? Wat wollen sie?
Bollmann. Sie suchen ihre Männer, sie meinen, daß sie hier sind. Es sind 'n paar Sängers von die Polyhymnia. Sie sind nachgereist und wollen sie überraschen.
Jette. Haben Sie denn nich jesagt, dat sie hier nich sind?
Bollmann. Das hab' ich wohl, aber sie meinen doch, daß sie hier sind. Die andern Sängers, die sie gefragt haben, haben es auf die Straße zu sie gesagt.
Jette. Det is'n Irrtum. Aber ick muß man selbst mal mit sie sprechen. Denn jehn Sie man und holen Sie sie man! (Bollmann ab durch die Mitteltür.)
Jette. Zwei Frauen, die ihre Männer suchen, det ist jut! Schade, det die Madam nicht hier is! Et is romantisch und wäre recht wat für sie! Et soll wohl 'n kleine Überraschung sind! Na, werden die sick aber wundern, wenn sie nu mit einmal ihre Frauen sehen!
Bollmann. Gleich nachher Rosalie und Auguste. Jette.
Bollmann. Bitte, sein Sie man so gut. Treten Sie ein.
(Auguste und Rosalie treten ein. Beide mit Schleier und im Reisekostüm.)
Bollmann. (erregt gegen Jette). Sieh so! Nu geh' ich!
Jette. (ihm nachrufend). Viel Verjnügen! (Zu den Frauen.) Sie sind von die Polyhymnia und suchen Ihre Männer? Aber hier sind sie nich!
Rosalie und Auguste. (verwundert). Hier sind sie nicht?
Jette. Hier sind man zwei bei uns, beide noch unverheiratet, und der eine is'n Dokter und der andere sein Freund, en Apotheker!
Rosalie. Das ist sonderbar! Der Bassist Sternheimer von der Polyhymnia, den wir auf dem Bahnhofe trafen, hat uns doch gesagt, daß unsere Männer hier seien.
Auguste. Und auf der Straße soeben auch noch der Tischler Metzge, unser Nachbar, vom zweiten Tenor.
Jette. Et is aber, als ick sage, wir haben en Dokter und 'n Apotheker. Die Herrn sind eben mit meinen Herrn nach die Bierprobe jejangen. Wat sind denn Ihre Jatten?
Rosalie. (rasch). Mein Mann ist Barbier.
Auguste. (rasch). Und der meinige Friseur.
Jette. (rasch). Barbier? Friseur? Na, seh'n Sie wohl?!
Rosalie. Wir sind Freundinnen und unsere Männer Freunde! Mein Mann heißt Schaum!
Jette. (erschrocken). Schaum?!
Auguste. Und der meinige Brenneisen!
Jette. (erschrocken). Brenneisen?! Wat sagen Sie? Nicht möglich! Et muß 'n Irrtum sind!
Rosalie. Aber ich bitte Sie!
Jette. Et jeht nich anders! Et muß 'n Irrtum sind! Weil et 'n Barbier und 'n Friseur is! Hier loschiert man 'n Doktor und 'n Apotheker.
Auguste. Na, das ist sonderbar! Aber warten Sie mal! Hatten Ihre Gäste Gepäck?
Rosalie. (rasch). Mein Mann auch!
Auguste. (rasch). Mein Mann auch!
Jette. Aber et is 'n Irrtum! Jlauben Sie et, et is 'n Irrtum!
Rosalie. Nun, das ist einfach! Zeigen Sie uns, bitte, das Gepäck! Ich kenne doch meines Mannes Gepäck!
Auguste. (rasch). Und ich Brenneisens!
Jette. (erschrocken), Brenneisens?! Schaum? Brenneisen? Nich möglich! Aber warten Sie! Jleich! Jleich! (nimmt ein Streichholz und zündet eine Kerze an, die Bühne wird heller.) Sie werden et jleich sehn, dat et 'n Irrtum is! (Öffnet Schaums Schlafzimmer.) Hier is 'n Doktor seine Stube! Und hier (öffnet Brenneisens Schlafzimmer) den Apotheker seine!
Rosalie. Bitte! Erlauben Sie! (Nimmt, den Schleier zurückschlagend, das Licht, geht in Schaums Schlafzimmer hinein und ruft drinnen) Meines Mannes Gepäck! (Kommt mit dem Reisesack in der Hand heraus.) Unser Reisekoffer! (Den Reisekoffer niedersetzend.)
Jette. (bestürzt). Unbejreiflich! Aber et is nich möglich!
Auguste. Nun! Lassen Sie mich doch auch gleich mal sehn! (Nimmt, den Schleier zurückschlagend, Rosalien das Licht ab, geht in Brenneisens Stube hinein und ruft drinnen) Unser Gepäck! (Kommt mit dem Reisesack heraus.) Mein Reisesack! (Den Reisesack niedersetzend.)
Jette. (bestürzt). Nich möglich! Nein, nein, et ist nich möglich!
Rosalie. Na, wenn Sie es noch nicht glauben?! (Öffnet den aufgeschlossenen Koffer und zieht einen Barbierbeutel heraus, denselben zeigend.) Sehn Sie, Fräulein, der Beutel ist von mir, R. S. Rosalie Schaum! Ich hab meinem Manne ihn zum Geburtstage geschenkt! (Nimmt aus dem Beutel eine Instrumententasche und zeigt sie.) Und hier, sehn Sie, meines Mannes Messer und Zangen! Die Symbole seiner Kunst!
Jette. (bestürzt). O, Jott! Aber nein! Nein! Et is nich möglich! Et is 'n Irrtum! Wat ick Ihnen sage, et is'n Irrtum!
Auguste. Irrtum? Ist denn das nicht klar? Es ist Frau Schaums Reisekoffer, ich kenne ihn auch. Aber warten Sie nur (nimmt Brenneisens Reisesack.) Bitte leuchten Sie mal! (Gibt Jette das Licht, welche leuchtet, Auguste setzt den Reisesack auf einen Stuhl und stellt die Gegenstände, welche sie ihm entnimmt, auf den Spiegeltisch. Jette, sehr erregt und konsterniert, wiederholt nur teilweise und mit schwacher, zitternder Stimme die einzelnen Etikette-Bezeichnungen, während sie jedesmal nach der Stelle eines Stuhls hin etwas zurückweicht. Die Szene muß möglichst rasch gesprochen und gespielt werden.) Seh'n Sie, Pomade von Ochsenmark de moelle (spr. moile) de boeuf!
Jette. Ochsenmark!
Auguste. Und da von Pferdefett, de gras de cheval!
Jette. Pferdefett!
Auguste. Und da cire à moustaches Bartwichse!
Jette. Bart Bartwichse!
Auguste. Und da Eau de Cologne.
Jette. Eau de Cologne.
Auguste. Na, was sagen Sie nun? Und hier! Warten Sie nur! (Entnimmt dem Reisesack ein mit Papier umwickeltes Brenneisen, zeigt es und tut, als ob sie sich eine Locke kräuseln wolle.) Ha! Ha! Ha! Ha! Hieran erkenne ich meinen Pappenheimer!
Jette. (laut schreiend). Ach! (Läßt das Licht fallen und sinkt ohnmächtig auf den Stuhl.)
Auguste. (hinzuspringend). Sie wurde ohnmächtig!
Rosalie. Sonderbar!
Jette. (seufzend). Ach! (Auguste nimmt eine von ihres Mannes Parfüm-Flaschen und bespritzt Jette, gießt etwas Eau de Cologne auf ihr Taschentuch und hält Jette das Tuch unter die Nase.)
Jette. (seufzend). Ach! Ach! (Beginnt sich zu rühren.)
Rosalie. (teilnehmend). Das arme Mädchen!
Auguste. Sie erholt sich schon!
Jette. (mit schwacher Stimme). O, wie schrecklich!
Auguste und Rosalie. (verwundert). Schrecklich?
Jette. Bejreifen Sie denn nicht?! Et ist jräßlich! O, wat für Männer!
Rosalie. (rasch, bestürzt). Was? Was sagen Sie? Um Gotteswillen, sprechen Sie! sprechen Sie!
Jette. (rasch, sehr erregt). En Barbier jibt sich aus für 'n Doktor und ist doch man 'n Barbier!
Rosalie. (rasch, bestürzt). Mein Mann?!
Jette. (rasch, sehr erregt). O, wat'n Betrüger! Spielt sich uf als 'n Doktor und schnackt det arme Fräulein wat in'n Kopp (Rosalie wankt) und schneidet sie die Kur, als ob er sie heiraten wollte! O pfui!
Rosalie. Himmel! was muß ich hören!
Jette. (sich an Auguste wendend, noch immer sehr erregt). Und Ihr Mann (weinerlich), der Apothe der Friseur, wie is et möglich! Wie schäme ick mir! (Hält die Schürze vor ihr Gesicht, weinend.) Ick bin sein Opfer jeworden!
Auguste. (laut schreiend). Ach! Das ist ja entsetzlich!
Jette. Arme Frauen! Aber et muß alles überwunden werden! Trösten Sie sich man! (Weinerlich.) Ick leide ja mit Ihnen! Und det Fräulein ooch! Aber et muß schwer an sie jerochen werden!
Rosalie. Ja, das muß es! Rache!
Jette. Das sag' ick ooch! Rache! Rache! (Geht nach der Mitteltür und ruft hinaus.) He! Bollmann! Bollmann! Sind Sie noch da?
Bollmann. (hinter der Szene). Ich bin noch da!
Jette. Denn kommen Sie man schnell mal her! aber schnell!
Bollmann. (erscheint). Da bin ich schon! Eben wollt' ich nach Herrn Pingel und 'n bischen mit ihm ausgehen. Was soll ich denn?
Jette. Erst noch schnell mal für mich ausgehn!
Bollmann. (freudig). Für Sie?! Und wenn es nach'n Blocksberg wäre, ich täte es für Sie!
Jette. Sie müssen noch schnell mal nach die Reunion zu die Madam und das Fräulein.
Bollmann. Aber ich komme ja man nicht rein, weil ich keine Karte habe.
Jette. Denn nehmen Sie Herr Pingel mit! der hat eine!
Bollmann. Ja, das hat er! Er hat sogar zwei, nämlich auch eine für das Fräulein!
Jette. Na, sehn Sie wohl? Denn nehmen Sie das Fräulein ihre, denn haben sie jeder eine! Und denn man schnell hinein, zu die Madam und Fräulein!
Bollmann. Zu die Madam und das Fräulein? Was sollen wir da?
Jette. Ihnen sagen, daß sie noch schnell mal wieder nach Hause kommen müssen! Wir hätten Fremde gekriegt, die auch noch mit zu Ball wollten. Zwei vornehme Fremde. Verstehen Sie?
Bollmann. Ja, ich verstehe!
Jette. Und die Herrn wären noch immer beim Bier. Am Ende müßten sie noch geholt werden! Und nu machen Sie man, dat Sie fortkommen!
Bollmann. Ich fliege! und nehm Herr Pingel mit! (Seufzend.) Ach, Jette! (Ab.)
Jette. Sieh so! Nun möchte ick nich Schaum sein! und auch nicht Brenneisen! Wat werden die en Schreck kriegen, wenn sie vons Bier kommen!
Rosalie. Unsere falschen Männer!
Auguste. Die Hallunken!
Jette. Die Räuber! Aber nun jehn Sie man schnell, eine jede in ihren Jatten seine Stube! Und nehmen Sie dat Jepäck man lieber jleich wieder mit! (Jette packt, während sie spricht, alles eilig wieder in die Koffer und gibt einer jeden Frau den Reisesack ihres Mannes.)
Rosalie. Aber was sollen wir dort im dunklen Zimmer?
Jette. Nachdenken über Ihre Jatten! Wat Sie sagen, wenn sie kommen, und wie Sie sie empfangen und bejrüßen. Ihre Schniepels sind ja auch noch da und die weißen Handschuhe auch, die sie anhaben müssen zu Ball! Kommen werden sie, alle beide!
Auguste. Dann empfangen wir sie zuerst!
Rosalie. Unter vier Augen!
Jette. Jawohl! unter vier Augen! und denn kratzen Sie ihnen man jleich die Augen aus!
Auguste und Rosalie. Wir gehen! Rache! (Beide ab, eine jede mit dem Reisekoffer in ihres Mannes Stube.)
Jette. Und ick? warte solange in die Küche, bis sie kommen! (Man hört die Glocken der Haustür und Lärmen und Stimmen hinter der Szene.) Da sind sie schon! Na, ick wünsch' auch viel Verjnügen! (Ab in die Küche.)
Mehlmeier. Schaum. Brenneisen. Später Jette, Auguste und Rosalie. durch die Küchentür.
(Die drei Herren Arm in Arm durch die Mitteltür; Mehlmeier in der Mitte, links Schaum, rechts Brenneisen, alle drei etwas angeheitert.)
Mehlmeier. Da auf die große Brauerei
Schaum. O, was für 'n Fest im Feste!
Brenneisen. Da hatten wir das Trinken frei
Alle. Als liebe Sängergäste!
Schaum. Und nach des Kellers tiefem Grund'
Auch uns einmal die Sehnsucht stund!
Alle. Sehnsucht stund!
Mehlmeier. Sehnsucht stund!
Brenneisen. Es zog uns schier, kridiwidibum!
Hin nach dem Bier-Elysium.
Alle. Lysium.
Mehlmeier. Lysium.
Schaum. Da auf der großen Brauerei,
Brenneisen. Da hatten wir das Trinken frei.
Alle.
Tres faciunt, tres faciunt, tres faciunt collegium!
Tres faciunt, tres faciunt, tres faciunt collegium!
Schaum. Und in des Kellers tiefem Grund',
Da schlossen wir den Freundschaftsbund!
Alle. Freundschaftsbund!
Mehlmeier. Freundschaftsbund!
Brenneisen. Du Bruder mir, nun faß' mich um!
(Sie umarmen sich.)
Ich Bruder dir, so muß es komm'!
Alle. Muß es komm'!
Mehlmeier. Mutt et komm'!
Schaum. Man steht doch nicht auf einem Bein'!
Brenneisen. Noch zweimal ein, und noch mal ein!
Alle.
Tres faciunt, tres faciunt, tres faciunt collegium!
Tres faciunt, tres faciunt, tres faciunt collegium!
Mehlmeier. Ha! Ha! Ha! Na, wat, sagen Sie nu, meine Herren?! Ick wollte sagen, siezen wollte ick euch nicht! Ick wollte sagen,
Brenneisen. Es war gar zu söffig!
Auguste. (durch die Tür)., Söffig! Na, warte nur, du alter Söffel!
Mehlmeier. Ich merkte et ooch. Ha! Ha! Ha! aber wo ist Jette? Je, Jette!
Brenneisen. He, Jette! Jette!
Schaum. He, Jette!
Jette. (durch die Tür). Wat sie anjeheitert sind! Na, warte man!
Mehlmeier. Jette, Jette! Wo ist sie denn? Ha! Ha! Ha! Ha! Jette ist nett! Ick halte viel von sie! Du, Schaum, (zeigt nach der Ampel) merkt ihr noch nichts?
Schaum. (dahinsehend). Ah!
Brenneisen. (rasch). Ah!
Mehlmeier. Det ist von Jette, det heißt eijentlich von meine Frau! Die Ampel is vor uns, vor Ihnen wollte ick sagen, ick wollte sagen, ick meinte vor euch! Von meine Frau! Ha! Ha! Ha! Na, wat sagt ihr! He?
Brenneisen. Von deiner Frau? Für uns? Wie sinnig!
Schaum. Und wie geschmackvoll!
Mehlmeier. Et soll der Mondschein sind, Luna! Ha! Ha! Ha! Ha! Jette hat ihn anjesteckt! Aber wo sie wohl stecken dut? Jette! He, Jette!
Schaum. (rasch). He, Jette!
Brenneisen. (rasch). He, Jette! Jette!
Jette. (durch die Tür). Jott bewahr' uns! Wat für Unjetüme!
Mehlmeier. Ha! Ha! Ha! Sie ist futsch! Det ist schade! Ist 'n hübsches Mädchen! 'n nettes Mädchen! (Zu Schaum.) Du! Schaum, Dokter!
Mehlmeier. Ha! Ha! Ha! Siezt er mir schon wieder!
Brenneisen. (Schaum auf die Schulter klopfend). Ha! Ha! Ha! Junge, was hast du für 'n Gedächtnis!
Schaum. Kann dem Besten passieren! Pardon, Mehlmeier! Altes Haus! Bist 'n famoser Kerl!
Jette. (durch die Küchentür). Na, det sollte die Madam hören! Wat 'n Jerede!
Mehlmeier. Ha! Hal! Ha! Na, Kinder, nu laßt mal hören! Wat sagt ihr denn von unsern Keller? He? Wat sagt ihr?
Brenneisen. Es war ein göttliches Vergnügen!
Schaum. So 'n Kneipe in so 'n Bierkeller famos! Ich schwelge noch darin!
Rosalie. (durch die Tür). Ja, das sieht man! Aber warte nur, du alter Schwelger!
Mehlmeier. Ha! Ha! Ha! Ja, det wußt' ick wohl! Du, Schaum, Dokter! Et war ooch eigentlich 'n Jedanke von mir! Ick habe det Komitee et vorjeschlagen!
Brenneisen. (rasch). Junge, das war schön von dir!
Mehlmeier. Ja! War et nicht?' Wat haben sie sich aber auch alle amüsiert! Euer Direkter von der Polyhymnia kam gleich wieder mit'n Seidel auf mir zu!
Schaum. Er war sehr fidel!
Brenneisen. Wir haben Brüderschaft mit ihm getrunken!
Auguste. (durch die Tür). Brüderschaft?! Schöne Brüder!
Mehlmeier. Wat wurde da aber auch jetrunken!
Schaum. Und geredet!
Brenneisen. Und was für 'n Stimmung! Ich glaube, sie wären alle noch gern 'n bißchen geblieben.
Mehlmeier. Aber et jing man nicht! Man muß pünktlich sind! Immer mit die Uhr! Davor sind wir dat Komitee! Et wurde schon 'n Viertelstunde später, die Damen warten!
Schaum. Die Damen! Mehlmeier, Junge, ich tanz' den ersten mit deiner Frau!
Rosalie. (durch die Tür). Mit seiner Frau! Er wird sich wundern!
Brenneisen. Und ich mit deiner Schwägerin! reizendes Mädchen, deine Schwägerin!
Auguste. (durch die Tür). Was sagt er? Der Schändliche!
Mehlmeier. Na, danzt man! Danzt man! Et freut mich sehr! Ha! Ha! Ha! Ha! Aber, du Schaum, Dokter! Denn mach et man nich zu schlimm! Ha! Ha! Ha! Ha! Dat du sie nicht so stark die Kur schneidest!
Rosalie. (durch die Tür). Abscheulich! Meinen Mann so zu verleiten!
Schaum. I, wo! Denn müßt' ich Brenneisen sein!
Brenneisen. Na, Spiegelberg, wir kennen dich!
Mehlmeier. Ha! Ha! Ha! Ha! Du, Schaum, Dokter, denn sprich auch so'n bischen Jelehrtes mit sie, det mag sie so jern! So'n bischen, du weißt ja wohl! Von die Jötter, und so wat!
Schaum. Ein prächtiges Weib! Ich wollte sie wäre mein!
Rosalie. (durch die Tür). O, pfui! Der Entsetzliche!
Brenneisen. Ha! Ha! Ha! (Zu Mehlmeier.) Aber sag' mal, alter Junge, bist du denn gar nicht eifersüchtig!
Mehlmeier. Eifersüchtig? Ha! Ha! Ha! Ick? eifersüchtig?! Einer, der 'n siebenjährigen Krieg schon mit sie durchjemacht? Ha! Ha! Ha!
Jette. (durch die Tür). Na, det sollt' die Madam hören!
Mehlmeier. Aber Kinder, wir verjessen uns janz! (Nach der Uhr sehend.) Et is schon bald 'n halbe über acht!
Jette. (durch die Tür). Nu wird et Zeit!
Schaum. Mein Schniepel!
Brenneisen. Mein Schniepel!
Mehlmeier. He, Jette! Licht!
Schaum. (rasch). Jette. Licht!
Brenneisen. (rasch). He, Jette! Licht!
Jette. Na, wart' man! Et wird euch jleich eens anjesteckt! (Ab.)
Mehlmeier. Jette! Jette! Licht for die Herrn, dat sie in die Schniepels kommen! Wir müssen jehn! Et ist die höchste Zeit! Jette! Jette!
Jette. Die Vorigen.
Jette. (kommt aus der Küche, in jeder Hand einen Leuchter mit brennender Kerze. Sie gibt jedem Sänger einen Leuchter, Schaum zuerst).
Schaum. (den Leuchter nehmend). Ah, danke! (Will Jette in die Backen kneipen und bekommt einen Schlag von ihr auf die Hand.) Nanu?
Brenneisen. (den Leuchter nehmend). Danke! Danke! liebe Jette! (Will ihre Taille umfassen, bekommt aber ebenfalls einen Schlag auf die Hand.)
Jette. Fort mit Ihnen! (Schlägt ihm auf die Hand.)
Brenneisen. O, weh! Ist die Jette aber böse!
Jette. Ja, dat bin ick ooch! Sehr böse!
Mehlmeier. (jovial). Wir sind auch eijentlich ein bißchen jar zu lange wegjeblieben, nicht wahr, Jette?! (Zu Schaum und Brenneisen.) Aber nun auch man rasch hinein in die Balltoilette!
Brenneisen, Schaum. (zugleich). Jawohl! rasch hinein!
(Beide fangen an zu singen: »Es gibt ein holdes Dornröslein«, und tänzeln, während sie dies singen, jeder in seine Stube. Plötzlich entsteht in beiden Stuben ein Lärm und Poltern und man hört deutlich schreien.)
Schaum. Au! Au!
Brenneisen. (schnell). Au! Au! Hilfe!
Mehlmeier. (dahinsehend, schnell, bestürzt). Wat ist dat?!
Jette. (schnell, schadenfroh die Hände reibend) Aha! Nu jeht et los!
(Die Frauen erscheinen mit ihren Männern. Eine jede Frau hat ihren Mann bei den Ohren zu fassen und zerrt ihn so in die Stube. Die Röcke sind ein wenig von den Schultern geglitten. Mehlmeier stummes Spiel.)
Mehlmeier. (bestürzt). O, Jott! Bollmann!
Schaum, Brenneisen. (zugleich, während sie hineingezerrt werden). Au! Au!
Rosalie. Hierher mit dir! und mir zu Füßen! (Schaum wirft sich auf die Knie vor ihr, und breitet die Arme gegen sie aus.)
Auguste. Nieder mit dir! (Brenneisen ebenso.)
Mehlmeier. (bestürzt). Um Jotteswillen! Wat seh ick!
Rosalie. (schnell). Es sind unsere Männer!
Auguste. Jawohl! Unsere Männer!
Jette. Ja, Herr Mehlmeier! Et sind ihre Männer!
(Beide Sänger liegen noch knieend vor ihren Frauen, die Arme bittend emporstreckend, wie um Verzeihung bittend, dabei die Worte stammelnd: »Verzeihung! Vergebung!«)
Rosalie. (zu Schaum). Was hast du getan! du Falscher!
Auguste. (zu Brenneisen). Treuloser! Wir lassen uns scheiden!
Jette. Jawohl! scheiden! Ihre Frauen sind Sie los! Nun reisen Sie man nach'n Salzsee und werden Sie Mormonen!
Mehlmeier. (schnell, gebieterisch). Jette!
Auguste. (schnell). Du Ehrloser!
Rosalie. (schnell). Elender!
Jette. (schnell). So ein Jesindel!
Mehlmeier. (schnell, gebieterisch). Jette, sag' ick!
Karoline. Wilhelmine. Pingel. Bollmann. Die Vorigen.
(Karoline, Wilhelmine, Pingel und Bollmann erscheinen durch die Mitte.)
Mehlmeier. (schnell). Na, dat fehlte noch!
(Die ersteren vier treten durch die Mitte ein. Karoline und Wilhelmine übersehen im Nu sehr bestürzt die Situation. Karoline stößt einen Schrei aus. Gleich darauf auch Wilhelmine und beide fallen in Ohnmacht auf für sie bereitstehende Stühle. Karoline auf den Stuhl rechts am Tisch und Wilhelmine auf den links am Tisch. Karoline unterstützt von Bollmann, der ihr mit seinem Rockschoß Luft zufächelt, und Wilhelmine unterstützt von Pingel, der ihr mit ihrem Ballfächer Luft zufächelt.)
Auguste. (schnell zu Karoline eilend). Die armen Frauen!
Rosalie. (schnell zu Wilhelmine eilend). Ja, die armen! Sie könnten sterben, und unsere Männer wären die Mörder!
(Beide beschäftigen sich mit den Ohnmächtigen.)
Auguste. (schnell). Wasser! ist hier denn kein Wasser?
Bollmann. (schnell). Ich hole was! (Ab durch die Mitte.)
Karoline. (laut stöhnend). Ach! Ach!
Auguste. Arme Frau! Trösten Sie sich!
Wilhelmine. (lang stöhnend). Ach!
Pingel. (schnell, freudig). Sie lebt!
Rosalie. Fassen Sie Mut, Fräulein!
Bollmann. (erscheint mit zwei großen Eimern voll Wasser, setzt bei jedem Stuhl vor dem Tisch sie nieder). Hier ist Wasser! (Auguste und Rosalie tunken ihre Taschentücher darin und benetzen die Gesichter der Ohnmächtigen. Während dies geschieht, springen Schaum und Brenneisen von ihrer knieenden Stellung schnell auf und retirieren hinter Mehlmeier.)
Auguste. Ha! unsere Männer! Sie sind uns entwischt! (Eilt zu Mehlmeier hin.)
Rosalie. (schnell). Fassen wir sie wieder! (Eilt zu Mehlmeier.)
Schaum. Mehlmeier, Hilfe!
Brenneisen. (schnell). Hilfe! (Mehlmeier breitet die Arme aus, als ob er sie schützen wollte.)
Karoline. (aufspringend). Ha! nun hab' ich mich wieder! (Eilt zu Mehlmeier.) Und die nimmst du noch in Schutz, Amandus, die uns so sehr betrogen haben?! (Nimmt ihr Taschentuch und weint.)
Auguste. Ja! betrogen! (Weint laut mit dem Taschentuch vor dem Gesicht.)
Rosalie. Wir unglücklichen Frauen! (Weint laut, mit Taschentuch ebenso.)
Wilhelmine. (aufspringend). Das überlebe ich nicht! Ach! (Sie sinkt wieder auf ihren Stuhl nieder und weint laut mit Taschentuch vor dem Gesicht. Pingel steht bei ihr, macht verschiedene Gesten, die andeuten, daß er sie zu trösten sucht. Wilhelmine reagiert darauf. Er streichelt ihr das Haupt, sie läßt es sich gefallen, stummes Spiel der beiden, bis Pingel bald nachher sie küßt.)
Bollmann. Arme Frauen! Es ist ein Bild zum Jammern!
Jette. Ein Bild zum Jammern! Mich ist ooch dat Herz jeknickt! (Sie weint laut, sich dabei des Taschentuchs bedienend, wie die andern.)
Bollmann. Herr Mehlmeier, nun weinen sie alle! Reden Sie doch!
Schaum. (schnell). Ja! rede doch!
Brenneisen. Ja! sag' doch was!
Mehlmeier. Ruhig! Nun will ick reden! Dafür trag ick die Rosette! (Schaum und Brenneisen animieren ihn durch Gesten.) Ruhig! weil ick rede! Et ist wat Sonderbares passiert! Aber et lohnt sich doch nicht, darum zu weinen! Im Jegenteil! Wir sollten uns alle freuen!
Rosalie und Auguste. (zugleich). Freuen?!
Karoline. Rede doch keinen Unsinn!
Mehlmeier. Ruhig! weil ick rede! Die Frauen haben ihre Männer wieder! und das ist schon viel! Und wat haben sie jemacht?! Jar nischt haben sie jemacht, als 'n kleenen Scherz, den die Sängers so oft machen uf die Sängerfeste! (Zu Jette.) Jette, jeh raus und hole Wein!
Karoline. Aber, sie haben uns doch so tief betrübt!
Mehlmeier. Ruhig! und fall mir nicht in die Rede, Kalline! Ja, dat haben sie! und dafor müssen sie ihre Strafe haben und ihre Frauen um Verzeihung bitten!
Schaum. (schnell). Verzeihung, liebe Rosalie! (Verhält sich ablehnend.)
Brenneisen. (schnell). Verzeihung, teuerste Auguste. (Ebenfalls ablehnend.)
Mehlmeier. (zu den Sängern). Und dat ihr sowat nicht wieder tut, da wird 'n Riegel vorjeschoben! und dat sind eure Frauen! Und dadarum: niemals wieder zum Sängerfeste ohne die Frauen!
Schaum, Brenneisen. (zugleich). Niemals!
(Die Frauen machen schon ein freundlicheres Gesicht, sie weinen nicht mehr.)
Mehlmeier. Und dadarauf müßt ihr schwören!
Schaum, Brenneisen. (zugleich). Wir schwören!
(Die Frauen mehr freundlich.)
Jette. Na, wenn det 'n Brücke wär, da jing ick nich rüber!
Bollmann. Wie der Herr doch so schön zu reden weiß!
Mehlmeier. Ruhig, Bollmann, ick rede noch! Und die Frauen sind sanft und edel! Sie haben alle ein weiches Jemüt und verzeihen jern!
Schaum. (schnell). Verzeihung, Rosalie! (zu Karoline.) Verzeihung, gnädige Frau!
Brenneisen. (schnell). Verzeihung, Auguste! Verzeihung, gnädige Frau! Üben Sie Nachsicht und Milde! Die Götter taten es auch!
Mehlmeier. (schnell, beiseite). Die Jötter! Det war 'n juter Jedanke!
Schaum. (schnell). Und auch das Gastrecht war ihnen heilig! Darum
Mehlmeier. (schnell, ihn unterbrechend). Dat Jastrecht! und die Sänger sind ja unsere lieben Jäste! Und ihre Frauen sind nun ja auch unsere lieben Jäste! (zu Jette.) Jette, jeh raus und hole Wein!
Jette. Dat ist jut! Nun wollen sie sich schon wieder vertragen! Ne! diese Männer!
Mehlmeier. Jette, du schweigst! Hole Wein! Ick rede noch!
Jette. Na, denn hole ick Wein! (Im Abgehen.) O, diese Männer. Jift sollten sie eher trinken! (Ab in die Küche.)
(Pingel neigt seinen Kopf tief herab an den des Fräuleins und küßt es. Bollmann sieht es zufällig.)
Bollmann. Ich hab' was gesehen! Ich hab was gesehen!
Mehlmeier. (zu Bollmann). Unterbrich mir doch nicht immer! Ick rede noch. (Im andern Ton.) Na, wat denn? Wat hast du denn jesehn, Bollmann?
Bollmann. Herr Pingel hat das Fräulein geküßt!
Karoline. (empört). Nicht möglich! Himmel! Wilhelmine!
Pingel. (mit Wilhelmine ein wenig vorgehend). Ja! wir haben uns soeben verlobt!
Mehlmeier. Na, wat sagst du nun? Kalline?!
Wilhelmine. (zur Schwester). Schwester, zürnst du mir?!
Mehlmeier. Die Jötter haben et so jewollt, Kalline!
Karoline. Die Götter! Nein ich zürne dir nicht! und auch nicht mehr unsern Gästen!
Mehlmeier. (freudig). Bravo! bravo! Dat war edel von dir, Kalline! Komm' an meine Seite! (Er geht hin zu ihr und gibt ihr den Arm.) Und Sie, jeliebte Frauen, folgen Sie dem Beispiele meiner Jattin und üben Sie auch Verzeihung!
Schaum. (schnell). Verzeihung, liebe Rosalie! Ich gehe auch nie wieder aus ohne dich!
Brenneisen. Nein! ich auch nicht! Verzeihung, teure Auguste!
Rosalie. Nun, dann will ich verzeihen!
Schaum. (freudig). Rosalie! (Gibt ihr den Arm.)
Auguste. Und ich auch!
Brenneisen. (freudig). Auguste! (Nimmt sie in den Arm.)
Mehlmeier. Bravo! bravo! (Zu Pingel.) Na, Herr Pingel, ick jratuliere! (ruft) He, Jette, komm doch mit'n Wein! Und denn man wieder rein in die Schniepels! und zu Ball mit unsere Frauen!
Schaum, Brenneisen. (zugleich). Zu Ball mit unsern Frauen!
(Jette kommt aus der Küche mit einem Teebrett, auf welchem acht gefüllte Gläser Rheinwein stehen. Sie präsentiert schnell jedem Paare, und jeder nimmt sich ein Glas.
Jette. (als sie bei Pingel ist, ruft sie erstaunt): Wat seh' ick?! Da haben wir die Bescherung! Herr Pingel mit det Fräulein im Arm!
Wilhelmine. (indem sie das Glas nimmt, und Pingel das seinige). Wir haben uns verlobt!
Jette. (schnell das Teebrett hinsetzend). Dat is jut! Denn verlobe ick mir auch! Komm, Bollmann! (Gibt Bollmann den Arm und nimmt selbst das letzte Glas.)
Bollmann. (schnell, erfreut). Jette! (stummes Spiel).
Jette. Aber nur auf Probe!
Bollmann. Ich werde die Probe bestehen!
Mehlmeier. Ruhig! Bollmann!
Bollmann. Ich habe mir verlobt!
Mehlmeier. Mit Jette?! Na, dann jratuliere ick!
Jette. Et ist ja man auf Probe! Die Männer sind alle falsch!
Mehlmeier. Ruhig, Jette! ick rede ja noch! Und dat alles, wat hier passiert ist, wovon ist et jekommen?! Von die Liebe,
Karoline. (sentimental). Ach! die Liebe!
Mehlmeier. Von die kleine Rose mit den Dornen, wie unsere Jäste dat so schön singen!
Schaum und Brenneisen. (fangen sofort an die letzte Strophe ihres Liedes zu singen).
Es gibt ein holdes Dornröslein,
So blüht im Menschenherzen
Und das im Sturm und Sonnenschein
Ihm schafft viel Lust und Schmerzen!
(Die Gläser hochhaltend.)
Wir halten hoch das Glas, das Glas!
Und bringen das
Dem schönsten aller Triebe,
Der Liebe!
Alle. (die Gläser hochhaltend und jeder mit seiner Dame anstoßend).
Wir halten hoch das Glas, das Glas!
Und bringen das
Dem schönsten aller Triebe,
Der Liebe! Der Liebe! Der Liebe!
(Jeder Herr küßt seine Dame.)
(Der Vorhang fällt.)
(Wenn die Spieler gerufen werden, singen sie noch einmal wieder die Schlußstrophe [mit den Gläsern in der Hand] und küssen sich wieder, worauf der Vorhang fällt.)