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3. Seele und Gottesreich

Abkehr

Wie blindgeboren
sind diese Menschen,
wollen die Freuden
segnenden Lichtes
niemals erkennen.

Hoffen ist Torheit,
Glauben ist Wahnsinn,
Leben ist Tod – für
den Geist, der sich in
lichtlose Fremde verlor.

Stimme des Rufers

Dunkle Propheten
wohnen in Höhlen,
künden den Gott, der
selbst sich verbirgt.

Worte des Unheils
fallen von Lippen,
bebend im Zorne
heiligen Wehs.

Mensch, gehe in dich,
fürchte die Gottheit,
doch ihre Diener
fürchte du auch.

Ursprung der Seele

Wie schön hat Gott die Welt in graden Fernen,
in Kreisen, Wirbeln, Sphären aufgebaut.
Wie hat er sie belebt mit Sonnen, Sternen
und selbst des Herzens Schlag ihr anvertraut.

Er schuf das Menschenauge, dessen Leuchten
die süße Pracht des Himmels widerstrahlt,
er gab die Perlen ihm, die schönen feuchten,
in denen sich das Menschenschicksal malt.

Und was der Schöpfer bildete so weise,
das goß er Alles in die Seele ein
des Menschen, den er liebte. Leise
webt es dort fort und soll des Gottes sein!

Engel und Kinder

Die Engel des Himmels in blauem Gewand
durchkreuzen die Lüfte und singen,
daß weit über Wälder und Meere und Land
die lieblichen Weisen erklingen.

Die Kinder, sie horchen dem goldenen Schall,
sie laufen und springen voll Freuden.
Sie folgen den Engelein überall
und wollen von ihnen nicht scheiden.

Sie scherzen, sie spielen, sie lieben sich sehr,
die Boten von hier und von dorten.
Ihr leuchtendes Augenpaar kündet euch mehr,
als sprächen sie zehnfach in Worten.

Sei Du auch Kind zu werden bereit,
so fühlst Du Dich täglich gesunder,
so kehrt sie Dir wieder, die selige Zeit
der kindlichen Werke und Wunder!

Loblied Gottes

Laß die Blinden
ihn verkünden,
laß die Tauben
an ihn glauben,
laß die Lahmen
seinen Namen
ewig rühmen auf der Erde!

Der Sünder

O wie schön sind diese Tränen,
die aus Seelentiefen steigen
auf zu Gott und leise wieder
zu der dunklen Erde kehren
schmerzensschwer!

Sonnenlicht der Himmelsgnade
scheint durch zarte Wehetropfen;
und sie bricht sich siebenfarbig,
Reue und auch Freude zu verkünden
frühlingsschwer!

Regenbogen, Friedensbogen,
du von Gottes Hand gezogen
durch das feuchtverklärte Blau,
machst die Herzenssaaten sinken
hoffnungsschwer!

Engelschwingen hör ich rauschen;
Silbersensen seh ich blinken.
Und die reifen Schwaden fallen –
Bußeopfer des Versöhnten –
freudenschwer!

Rein ist unsres Vaters Liebe,
heiß und süß wie Ernteluft.
Das ist Seligkeit hienieden,
Erntekränze ihm zu winden
dankesschwer!

Lieber Herr

Laß mich die Welt bewegen,
und sie zu Deinen Füßen legen,
lieber Herr!

Laß mich mit harten Schlägen,
und auch mit klugem Wägen,
den Eifernden wie auch den Trägen,
zuführen Deinem hohen Segen,
lieber Herr!

Ich klage nicht auf Schmerzenswegen,
ich zage nicht auf Gnadenwegen,
durch Liebessonne und durch Hassesregen,
geh ich der Zukunft gern entgegen,
lieber Herr –

Wenn Du mich hältst!

Maria Magdalena

Wenn ich in namenlosem Schmerz,
von Tränenflut betaut,
den Blick gewendet himmelwärts,
mich fühl als Christi Braut,

So drückt mich wohl der Sünden Last,
der Welt verloren Spiel –
doch weiß ich, großer Gott, du hast
auch deiner Gnaden viel.

Laß mein gebrochnes Herz für dich
ein Liebesopfer sein;
der Sinne Qual betörte mich,
die Reue schuf mich rein.

Christus

Der du der Welten Leid auf dich genommen,
der du zu uns hernieder bist gekommen,
zu teilen unsrer Seelen Schmerz –

Befreier du von allem Schaden,
mit unsrer Aller Last beladen,
entlaste unser armes Herz!

Klage

Ach, ich war nicht immer ehrlich,
ach, ich war nicht immer treu;
denn die Welt ist gar begehrlich,
trägt vor Unschuld keine Scheu.

Schnell ist jener Hauch entschwunden,
der der Kindheit Pfad umschwebt,
und die Hölle, losgebunden,
wütet gegen den, der lebt.

Mir auch ward der Schatz genommen,
den ich doch so gern bewahrt;
böse Tage sind gekommen,
und ich fiel nach Menschenart.

Bittre Tränen, heiße Reue
riefen nicht den Lenz zurück:
stets bewein ich dich aufs Neue,
meiner Jugend süßes Glück.

Weg der Buße

Herbem Prophetenwort
füge, Geduldiger, Dich.
Himmelsfrucht wartet Dein,
wenn Du nicht zurückschreckst
vor ihren Stacheln!

Herz und Haupt
sind sich verfeindet,
sie zu versöhnen,
trage das Bußgewand
gern und erbebe nicht!

Lauteren Sinnes
wandle den Wüstenpfad.
Lieblich verborgen
blüht eine Blume dort,
die heißt »Beständig«!

Nimm sie mit zarter Hand,
brich sie mit fester Hand,
richte Dein Auge drauf,
wende es himmelauf
und danke Gott!

Vor der Krippe zu Bethlehem

Liebeverlangendes Kind der Gottheit,
Knospe vom Rosenstrauch des Paradieses,
Glorienfunke aus Himmelshöhen,
unsere Welt zu entzünden gesandt –
leuchte, glühe, blende, süßes
Kleinod von des Vaters Hand!

Gebet

Nimm mein Herz,
Du lieber Jesus,
an zum Opfer;
für Dich schlägt es;
für Dich trägt es
alle Leiden gern!

Leidensnacht

Die Nachtigall von Golgatha gibt wundersamen Laut.
Sie hat in süßem Sehnen,
aus Blut und Schweiß und Tränen,
am düftereichen Ölberg dort ein Nest sich aufgebaut.

Sie seufzte und sie klagte und sparte ihrer nicht.
Sie trug den Tod im Herzen.
Sie sang das Lied der Schmerzen
von früher Abendstunde bis zum Morgendämmerlicht.

Vom Himmel fuhr zur Erde ein blutigroter Schein.
Die Nachtigall erschrak so sehr –
da klang ihr Silberton nicht mehr
aus Kehle und aus Seele in den dunklen Wald hinein. ...

Sei gesegnet, heilige Trauer

Heilige Trauer,
die an Christi Grabe stand,
marmorbleich und sinnverloren;
und die schon an des Menschen Wiege
zitternd und schluchzend ihr Haupt verhüllt;
sei mir gottgesandte Amme
hier auf dem steinigen Erdenwege.

Meine Kinderfüße straucheln,
ungewohnt der harten Bahn.
Als ich noch wandelte im Licht,
ein Lichtstrahl im Auge des höchsten Gottes,
kannte ich, Freundin, Dich nicht.
Himmeltau hing mir in den Locken,
und mein Mund sang frohe Lieder.

Jetzt, da ich niederstieg mit Schuld beladen
und weh mit gleitendem Fuß,
in das dämmernde Tal der Tränen,
ohne Fittig, ohne Freude,
schmerzzerschlagen, gebeugten Hauptes,
suche ich Dich, Du stumme Trösterin,
weine und finde Dich weinend.

In der gesenkten Hand die Fackel,
wanderst Du müde den langen Weg,
suchst mit irrem Aug die Perle,
die einst fiel aus den Himmelsauen
in den Erdenkot herunter:
Und Du selber gleichst dieser schwarzen Perle,
dunkel, edel, und Leid verkündend.

Doch ein Trostblick ist uns geblieben;
Vatergüte läßt nicht verzweifeln.
Bittres Kraut führt gerne zur Heilung;
Sonne wandelt die Nacht zum Tage,
Weh hat oft schon Wohl geboren.
Und aus purpurnen Todeswolken
hebt sich der Glanz eines neuen Lichtes,
das Dich kleidet in leuchtendes Weiß.

Priester, hüte deine Zunge

Priester Gottes! Leicht beweglich
ist die Zunge einer Wage
und die Zunge auch des Menschen.

Jene muß im Lote stehen,
diese muß sich sorglich hüten
vor den Leuten, die da lügen.

Böser Wind fegt durch die Gassen,
giftge Dünste führt er mit sich;
laß die Zunge sie nicht schmecken.

Gottesworte soll sie künden,
Menschenherzen soll sie richten,
Erd und Himmel schön vermählen.

Nur Gerades darf sie sagen.
Darf nicht zittern und nicht schwanken,
soll gerecht im Lote bleiben.

Priester Gottes! Geisteszunge
stand einst auf Apostelhäuptern,
die erglänzten voller Liebe.

Weh, wenn an dem letzten Tage
schief sich weist die Seelenwage.
Ach, zu spät kommt dann die Klage,

daß die Zunge saß zu locker!

Ars sacra

Dies Lied widmete L. dem Erbauer des Sakramentsaltares in der Stadtkirche zu Feldkirch, dem Bildhauer Fidelis Ruthart mit den »Eucharistischen Liedern« des Priesterdichters Verdaguer.

Dir, dessen Hand so schöne Engelhände
zu bilden weiß, reicht zarte Priesterhand
den Opferkelch der Poesie,
In den er auffing Christi Lebenssaft.
Musik der Sphären tönt aus diesen Liedern
so süß, wie aus Murillos Seelenkunst;
Musik der Sphären klingt auch in den Formen
und Farben, die Du aufgebaut;
sie brandet hin zu Gottes Thron.

So kehre sie von dort zurück als Echo,
das Dich geleite auf dem Erdenpfad
und Deinen letzten Atemhauch umspiele.
Die Erdenglorie, die Du Jesu schenktest,
sei Bürgschaft Dir für Deine Himmelsglorie.

Flut des Lichtes, Glut des Glanzes
Strömt Dein Tabernakel aus,
Wie er dort erhoben steht
Als ein geistumblühtes Ganzes,
Ein gemeißelt Dankgebet:
Summo Deo summa laus!

Engelsflug

Ich eile von Himmel zu Himmel,
Gottesbote wunderbar;
leise regt sich mein Lockenhaar
Wenn ich von Sonne zu Sonne schreite.

Hört ihr die Flügel rauschen
jenseit der Zeit?
Sturmwind der Ewigkeit
führt sie nieder aus Sternenhöhen.

Und sie rühren die Herzen an,
die erzitternd in Weh,
aufgewühlt wie die See,
betend schlagen zu Gott herauf.

Gnadenvoll der Balsam träuft
in die zerrissene Brust;
und Paradieseslust
füllt sie, wie sie mein Flügel streift.

Gesang der Engel

Heilig, heilig, heilig ist der Herr
und sein ist die Welt.
Sie liegt vor ihm da wie eine Hostie.
Er selbst weiht sie, sein eigener Priester.

Und sie muß gebrochen sein,
wie Herzen brechen;
muß getaucht sein
in den himmlischen Wein seiner Liebe.

Welt heißt der große Spiegel
ohne drinnen und draußen;
Gott ist der Bilder Urbild,
das sich selbst beglänzt.

Er kennt nicht Nahe und Ferne.
Sein Thron ist die Sehnsucht
frommer Seelen, die ihn ehren;
und er füllt sie mit goldnen Gluten.

Höhe und Tiefe kennt er nicht;
lebendiger Quell des Werdelichts
ist er. Und Leben entsprießt
und Schöpfungen perlen tausendfach.

Seht ins Antlitz des Vaters,
Kinder des Himmels!
Taucht hinab in ein Meer
lustdurchzitterter Ewigkeit.

wie die leise dämmernde Purpurwolke
grüßt den Tag, so stehen wir vor dem Throne
des Blitzesäers zarterrötend,
wenn uns sein Weltenauge ruft.

Marienblick

So freundlich blickte nie ein Menschenauge,
so rein und golden,
so verschwiegen nicht,
wie Deines, das ich heute sah,
Maria!

Und keine Nachtigall sang jemals ihre Lieder
so süß und schmerzenvoll,
in zartem Wohllaut schimmernd,
wie mir Dein Auge leuchtete,
Maria!

Das Sonnenlicht, im Weine neugeboren
und funkelnd aus kristallner Pracht,
vermählt geheimnisvoll so Glut und Feuchte,
wie selbst im Leid Dein Auge lacht,
Maria!

Wie Himmelsreinheit und wie Erdenduft
im Tropfen Tau's sich treffen, der ergossen
aus dunkler Nacht zum hellen Tage fließt,
so still und licht erschien Dein Auge mir,
Maria!
Geist Gottes, steig hinab in diesen Brunnen,
der Labung beut für eine ganze Welt,
und segne uns, die wir uns dürstend nahn –
aus Deinem Auge Trost zu trinken,
o Maria!

Gebet Christi

Der Du über den Himmeln thronst,
wende Dein Liebesauge zu mir
tief hinunter in Abgrundsdunkel,
wo Sohnestreue einsam wacht –
Süße aus der Bitternis trinkt
und Dir still zu Füßen sinkt,

Vater!

Petrus

Wie der Edelhirsch,
den Speer im Herzen,
an die Quelle noch einmal geht,
Labung zu suchen,
ehe er den Wald auf immer verläßt:

So tatst auch Du, Christi heiliger Freund,
tiefen Trunk aus dem Tränenbecher,
den Dir des Kummers
harte Hand gereicht,
ehe Du ausgingst, die Saat zu streuen.

Sünder warst Du, wie wir.
Seit Du geheiligt bist,
wissen wir irrenden Menschenkinder,
daß auch die schwerste Tat, daß auch die
Schuld wie Blei,
federleicht wird vor Gottes Thron,

Wenn sie gewaschen ward
im rasch strömenden Reuefluß,
der aus dem Herzen entspringt
und an Werken der Buße gern,
wie an Steinen, sprudelnd vorüberrauscht.

Petrus, demutsvoller Apostelfürst,
lenke Dein Auge oft
auf den Pfad Deiner Kinder hin;
banne mit einem Blick,
der unser Herz durchbohrt,
uns – so wie Christi Blick Dich traf!

Christus, Herr und König

Wie der Hirt auf Basans Fluren seinen Schafen lieblich ruft,
lockt und schmeichelnd die verirrten mit Schalmeientönen ruft,

So erhebt der Gnadenkönig seine Stimme stark und sanft;
fernhin schallt sie, rührt die felsenharten Herzen, macht sie sanft.

Und er wendet seine Blicke hin zu seinem armen Volk;
aus den Augen stürzen Tränen, Tränen ums verlassne Volk.

Auf die Häupter, in die Hände gießt er wundersame Kraft;
aus den Augen, aus den Seelen strahlt des Heilgen Geistes Kraft.

Da werden Kinder zu Propheten, Sünder steigen auf zu Gott,
Teufel ächzen; neugeboren wendet sich die Welt zu Gott.

Ja, der Hirt der Erdenherde ward des Himmelreiches Herr:
über gottgetreue Herzen herrscht der allgetreue Herr.

Der englische Gruß

Es zieht ein scheues Weben durch die weite schöne Welt;
lang zittert die Sekunde,
am Rand der Mittagsstunde.
Durch die Ewigkeit erhellt,
wie der Tautropfen blinkt am Rosenblatt,
wenn die junge Sonne kommt.
Da bricht aus Äthershöhen, von Menschenwirrsal fern,
ein Ton hervor mit Erzesschlag
und elfe folgen treulich nach,
wie die Jünger unserem Herrn.
Im Himmel wie auf Erden singt und klingt es wonnevoll
bis hin zu Gottes Strahlenthron:

Ave Maria!

Die Pulse pochen schneller. Man sieht die Augen leuchten
in heilgem Liebesglanze und,
geschöpft aus tiefstem Seelengrund,
mit Perlen sich befeuchten. Das irre, zage Menschenheer; wird leicht und weit,
vom Engelsflügelpaar berührt.
Sprich, Gnadenfürst Gabriel, nochmal aus
vor der ganzen Welt, was du früher schon
geflüstert mit süßem Silberton
zu der keuschen Jungfrau im kleinen Haus
die den Gott empfing, als er Gast uns war
und Mensch geworden wunderbar:

Ave Maria!

Schwingt mit, ihr Lüfte, erbebt, ihr Grüfte,
jauchzt lauter, ihr Vöglein, schweigt tiefer, ihr Fischlein,
quellt über, ihr Herzen der betenden Menschen,
findet zurück euch zum Vater, ihr Kinder:

Ave Maria!

Johannes

O Seele Du von Gottes Freund,
wie oft hast Du vor Gott geweint
um Menschenelend, Menschenleid,
um ihrer Seelen Seligkeit –

O Opfer Du, von Dem geweiht,
der über Zeit und Ewigkeit
mit zarter Hand, mit fester Hand
das Zepter hält von Land zu Land –

Du Jüngling und zugleich ein Greis,
von Herzen heiß, von Haaren weiß,
gedenke mein im Himmelreich!

Die allerseligste Jungfrau

Weisheit thront auf Deinen Augenbrauen,
Allerschönste. Du bist anzuschauen
sonnengleich,
wunderreich.
Gottes Gnade
spiegelt sich in Dir,
und Du strahlst in ihr.

Auch der Sterne anmutsvoller Reigen,
soll sich, Siegerin, vor Dir verneigen.
Himmelsglanz
dunkelt ganz,
wenn Du leise
lächelst, von der Welt
Schmerzen rings umstellt.

Licht bist Du und hast das Licht geboren,
schlicht bist Du und einzig auserkoren.
Liebesglut,
starken Mut,
strahlt Dein Auge.
Rüste Dich, Du Maid!
Siebenfaches Leid

Naht, daß es Dein Herzblut sauge ....

Vergessen

Niemand geht nach Patmos,
wo das Kind Johannes
wartete auf Gott.

Niemand kommt, mit Tränen
jene harten Wege
die es trat, zu feuchten.

Niemand denkt der Qualen
seiner Flammenseele,
die gen Himmel lohte.

Niemand fühlt die Liebe,
die aus seinem Herzen
in des Heilands Brust

Einstens überfloß –
und die dann, verlassen
von den Erdensöhnen,

Durch die Wüste zog.
Leicht vergessen Menschen,
was sie nicht mehr sehn.

Sieh ein Seraph wartet,
mit geneigtem Haupte,
hier auf dieser Stätte!

Sei geweiht, o Felsen,
bis Du schmilzst im Feuer
eines letzten Tages –

Wie die Felsenherzen
vor der Liebe schmelzen,
die uns Jesus gab.

Doch zuvor wird wieder
noch Johannes kehren
und ein wenig ruhen

Auf dem rauhen Sitz –
wie der Adler rastet
auf der Bergeskuppe

Vor dem Sonnenflug!

Der Rosenkranz

Wie ist Wahrheit doch so schön,
wenn die Rosen um sie stehn,
wisse, Kind,
daß sie ohne Dornen sind.

Wie sie duften, wie sie leuchten,
sich mit Tränentau befeuchten,
wenn sie rund
perlen durch der Frommen Mund.

Wie die Kette steigt und sinkt,
sonnengleich im Lichte blinkt,
das sie tief
aus der Seele Abgrund rief.

Schmerz und Lust durchdringen sich,
einen im Gebete sich,
hauchen leis
Gottes und der Jungfrau Preis.

Heim zum Heiland

Verwittibt war die Welt schon lange
und ihrem Herzen war so bange,
sie wußte nicht wo aus wo ein.
Dem Herrn, der sie zur Braut erlesen,
dem war sie ungetreu gewesen,
sie durfte nicht mehr bei ihm sein.

Da schien ein heller Stern von oben.
Die Engelschöre, hört sie loben
den Herrn, der voll Erbarmen ist.
Zu Bethlehem auf grünen Fluren
erscheint der Herr der Kreaturen
im Menschenkinde Jesu Christ.

Mein Seel zerreißt den Witwenschleier,
sie eilt zur neuen Hochzeitsfeier
mit Jesus, dem sie erst vertraut,
Wie lieblich glüht sie vor Verlangen,
bis sie sich leise fühlt umfangen
vom Heiland als die Gottesbraut.

An die Gottesmutter

Himmlische Maria,
Braut meiner Seele,
gib, hohe Freundin, daß ich
dir mein Herz vermähle.

Nimm es in die Hände,
tauch es in das Rosenblut
deines lieben Sohnes,
dann ist alles gut.

Liebste Mutter, ich empfehle
dir aus ganzem Herzensgrund
meinen Leib und meine Seele
jetzt und in der Todesstund.

Psalm

Es wurde ein Nebel vor Deinem Hause gemacht,
daß man die Türe nicht finden kann.

Aber die Sonne wird kommen
und den Nebel zerstreuen.

Und Deine Heiligen werden eingehen
zu dem Hause des Herrn.

Eine Freude wird sein,
ein Jauchzen unter den Menschen.

Denn der Tag der Erfüllung ist da:
wir haben den Herrn gesehen.

Er gab uns zu trinken,
er gab uns zu leben!

Vorbei ist die Not,
die wir solange ertragen haben.

Vorbei sind die Schmerzen,
die unleidlich schienen,

Stehet auf und danket dem Herrn,
der da groß ist.


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