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Ob durch Incubi und Succubi Menschen gezeugt werden können, dritte Frage.

Zuerst erweist es sich als nicht gut katholisch, zu behaupten, durch Incubi und Succubi könnten Menschen erzeugt werden. Die Erzeugung des Menschen ist von Gott vor dem Sündenfall dadurch festgesetzt worden, daß er dem Manne ein Weib als Stütze aus einer Rippe bildete und ihnen sagte: »Wachset und mehret euch,« Gen. 1; und wiederum sagte Adam begeistert: »Es werden die zwei sein ein Fleisch,« Gen. 2. Ähnliches ward auch nach der Sünde im Naturgesetz zu Noah gesagt: »Wachset und mehret euch,« Gen. 9. Auch zur Zeit des neuen Bundes ward diese Verbindung von Christus bestätigt, Matth. 19: »Habt ihr nicht gelesen, daß, der im Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und Weib sein sollte?« Darum sind andere Arten der Menschenzeugung nicht zulässig.

Wenn es heißt, daß, wenn die Dämonen eifrig mithelfen bei der natürlichen Empfängnis der Menschenkindern sie den Samen empfangen und wieder abgeben, sie nicht als natürliche, sondern als künstliche Prinzipien mitwirken, so ist das zu verneinen, weil der Teufel dies entweder in jedem Stande, nämlich ehelichem Stande und außerhalb dieses könnte oder nur in einem: das erstere ist unmöglich, weil dann des Teufels Werk stärker wäre als das Gottes, der jeden Zustand geschaffen und gefestigt hat, nämlich der Zusammenhaltenden und Vereinigten. Aber ebenso ist das Zweite unmöglich, weil darüber in der Schrift sich nichts findet, daß aus einem Zustande und nicht aus dem andern eine derartige Menschenzeugung entstände.

Außerdem ist das Menschenzeugen die Handlung eines lebendigen Körpers; aber die Dämonen, welche Körpergestalt annehmen, geben kein Leben, weil jene (Zeugung) eben nur förmlich von der Seele fließt, welche die Handlung eines Körpers ist, der Leben hat, durch die Macht eines physischen Organes, de anima 2: Daher können sie durch derartige angenommene Körper keine Werke des Lebens vollbringen.

Wenn es heißt, daß sie die Körpergestalt annehmen, nicht um Leben zu spenden, sondern um natürlichen Samen bei sich zu bewahren und wieder abzugeben, so ist dagegen zu erwidern: Wie in den Werken der guten und schlechten Engel nichts überflüssig ist, so auch nichts in den Werken der Natur. Aber wenn ein Dämon durch natürliche Kraft, die auch die ganze Kraft des Körpers übersteigt, unsichtbar einmal Samen sammeln und dann wieder abgeben könnte, so wird ein Grund angegeben werden, daß er dies nicht unsichtbar tun kann, oder wenn er es kann, dann wird das andere überflüssig sein. Der Grund wird noch verstärkt. Denn es heißt in dem Buche de causis, daß die Kraft des Verstandes unbegrenzt nach unten ist, wiewohl sie begrenzt ist nach oben: aber alle Körper sind unter dem Verstände: daher kann er durch die Unbegrenztheit seiner Macht sie, wie immer er will, verändern. Aber die Verstandeskräfte sind Engel, gute wie böse; also können sie, abgesehen davon, daß sie Körper annehmen, Veränderungen in den Samen hervorbringen.

Außerdem würde den Samen von einem nehmen und an den andern abgeben durch örtliche Bewegung geschehen; aber die Dämonen können die Körper nicht örtlich bewegen. Beweis: Die Seele ist eine geistige Substanz wie der Dämon auch; aber die Seele kann den Körper nicht örtlich bewegen, wenn er nicht von ihr belebt ist: daher wird ein Glied, wenn es abstirbt, unbeweglich. Daher können also auch die Dämonen einen Körper örtlich nur bewegen, wenn er von ihnen belebt ist. Es ist aber schon gesagt und auch so bekannt, daß die Dämonen einen Körper nicht beleben können. Darum werden sie auch den Samen nicht örtlich von Ort zu Ort bewegen können.

Ferner entsteht jede Handlung durch Berührung, wie es ausgeführt wird im 1. de generatione. Es scheint aber nicht, daß ein Dämon irgend eine Berührung mit Bezug auf die Körper haben könne, da er nichts mit ihnen gemein hat. Da nun Samen ergießen und örtlich bewegen eine Handlung ist, so sieht man, daß die Dämonen es nicht tun können.

Ferner können die Dämonen die ihnen in der Ordnung der Natur näher stehenden Körper, wie die Himmelskörper, nicht bewegen, also auch nicht die ferner stehenden. Das Vorhergehende wird bewiesen, weil, da Bewegtes und Bewegendes zusammen sind, Phys. 2, folgen würde, daß die Dämonen, wenn sie die Himmelskörper bewegten, im Himmel wären, was weder bei uns noch bei den Platonikern als Wahrheit gilt.

Aber dagegen: Augustinus de trinit. 3: »Die Dämonen sammeln Samen, welche sie benützen zu körperlichen Handlungen.« Das kann aber nicht geschehen ohne örtliche Bewegung; also können die Dämonen die von den einen genommenen Samen an andere abgeben. Ebenso die Glosse des Strabus zu Exod. 7: »Pharao berief die Weisen etc.« Sie besagt, daß die Dämonen durch die Welt eilen und verschiedene Samen sammeln; und aus ihrer Anwendung können verschiedene Arten hervorgehen. Man sehe auch die Glosse ebendort über die Worte »Pharao berief«; ebenso zu Gen. 6: über die Stelle »die Söhne Gottes sahen an die Töchter der Menschen etc.« Die Glosse sagt zweierlei: erstens, daß unter den Söhnen Gottes die Söhne Seths verstanden werden und unter den Töchtern der Menschen die Töchter Kains; zweitens sagt sie, daß es nicht unglaublich sei, daß nicht von Menschen, sondern von gewissen Dämonen, die nach den Weibern geilen, derartige Menschen, d.h. Giganten, gezeugt worden seien; worüber in der Schrift gesprochen wird: »Giganten aber waren auf Erden,« weil auch nach der Sündflut die Körper nicht nur der Männer, sondern auch der Weiber von wunderherrlicher Schönheit waren.

Antwort. Weil es der Kürze halber geboten ist, vieles über die Macht und die Werke des Teufels, betreffs der Hexenkünste, unerwähnt zu lassen, deshalb wird es dem frommen Leser als an sich ja auch bekannt überlassen; oder, wenn er es kennen lernen will, so wird er wenigstens in den Schriften des Doctor Sent. 2, 5 das einzelne bis aufs Haar genau dargestellt finden. Denn er wird sehen, daß die Dämonen alle ihre Taten vollbringen durch Verstand und Willen; ebenso daß diese natürlichen Gaben nicht unverändert sind: sondern nach Dionysius de div. nom. 4. blieben sie unversehrt und in voller Kraft, aber sie können sie nicht benutzen zu guten Taten. Er wird auch finden, daß sie, was den Verstand anbetrifft, durch dreifältige Schärfe des Wissens stark sind, nämlich durch Subtilität der Natur, langjährige Erfahrung und Eingebung seitens höherer Geister. Er wird auch finden, worin und wie sie die Eigenschaften und natürlichen, infolge der Einflüsse der Himmelskörper vorherrschenden Eindrücke der Menschen erkennen, woraus sie auch schließen, daß einige zur Vollbringung von Hexentaten mehr beanlagt sind als die anderen; und jenen setzen sie auch vor allen andern mit der Ausführung derartiger Werke zu.

Was aber seinen Willen anbetrifft, so wird (der Leser) finden, daß er unbeweglich am Bösen haftet, immer zu sündigen mit den Sünden des Übermutes, Hasses und höchsten Mißfallens, da Gott ihn gegen seinen Willen benutzt zu seinem eignen Ruhme. Er wird erkennen, wie er aus diesen beiden, nämlich Einsicht und Willen, Wundertaten vollbringt, so daß keine Macht auf Erden ist, die ihm verglichen werden kann, Job 41: »Es ist keine Macht auf Erden, die ihm verglichen werden kann; er ist gemacht, ohne Furcht zu sein;« wo die Glosse (hinzusetzt): »Und mag er auch niemand fürchten, den Verdiensten der Heiligen ist er doch unterworfen.«

Er wird auch finden, wie er die Gedanken unserer Herzen erkennt; auch wie er die Körper verwandeln kann durch die Beihilfe eines anderen Agens, substanziell und akzidenziell; wie er auch die Körper örtlich bewegen kann, auch die innern und äußern Sinne zu verwandeln vermag, daß sie etwas Bestimmtes denken müssen; wie er auch den Verstand und Willen des Menschen beugt, wenn auch nur indirekt.

Wenn auch alles dies zu unserer gegenwärtigen Untersuchung gehört, so wollen wir doch daraus nur auf die Eigenschaften jener schließen, damit wir zur Erörterung unsrer Untersuchung kommen.

Als Eigenschaften sind ihnen aber von den Theologen beigelegt, daß es unreine Geister sind, wenn auch nicht unsauber von Natur. Weil ihnen nach Dionysius innewohnt unvernünftige Wut, sinnlose Begehrlichkeit, schrankenlose Phantasie, nämlich bezüglich ihrer geistigen Sünden, als Stolz, Neid und Zorn, darum sind sie die Feinde des Menschengeschlechtes, vernünftig im Geiste, doch ohne Erörterung begreifend, gerieben in Nichtsnutzigkeit; begierig zu schaden, immer auf neuen Trug bedacht; sie verändern die Sinne, erforschen die Triebe, stören die Wachenden, schrecken die Schlafenden durch Träume, bringen Krankheiten, erregen Stürme, verwandeln sich in Engel des Lichts, tragen immer die Hölle bei sich, verlangen von den Hexern göttliche Verehrung, Zauberkünste geschehen durch sie, über die Outen wollen sie herrschen und bedrängen sie weiterhin nach Kräften; den Auserwählten werden sie zur Prüfung gegeben, suchen immer das Ende der Menschen herbeizuführen. Aber mögen sie tausend Arten und Kunstgriffe zu schaden haben, 16. 9. 2., da (der Teufel) versucht, vom Anfange seines Sturzes an, die Einheit der Kirche zu zerstören, die Liebe zu verletzen, die Süße der Heiligenwerke mit der Galle des Neides zu treffen und auf alle Weisen das Menschengeschlecht zu vernichten und auszurotten: seine Stärke beruht doch in den Lenden und dem Nabel: Job am Vorletzten, weil sie nämlich durch die Üppigkeit des Fleisches mächtig in den Menschen herrschen. Denn der Sitz der Üppigkeit ist bei den Männern in den Lenden, weil von hier der Same abgesondert wird, wie bei den Weibern aus dem Nabel.

Nachdem dies zum Verständnis der Untersuchung über die Incubi und Succubi vorausgeschickt ist, ist zu sagen, daß die Behauptung, durch die Incubi und Succubi könnten bisweilen Menschen gezeugt werden, so gut katholisch ist, daß die Behauptung des Gegenteils nicht bloß den Aussprüchen der Heiligen, sondern auch der Überlieferung der Heiligen Schrift zuwider läuft, was so hergeleitet wird. Augustinus nämlich wirft an der einen Stelle jene Frage auf nicht mit Bezug auf die Hexer, sondern mit Bezug auf die eigentlichen Taten der Dämonen und die Fabeln der Dichter, und läßt sie unentschieden, wenn er sie auch später nach dem Vorgange der Heiligen Schrift erörtert. Er sagt nämlich de civ. dei 3. 2.: Ob Venus infolge des Beilagers mit Anchises den Äneas habe gebären können, wollen wir unentschieden lassen. Denn fast eine ebensolche Frage wird in der Heiligen Schrift aufgeworfen, wo gefragt wird, ob die gefallenen Engel mit den Töchtern der Menschen fleischlichen Umgang gehabt: Von Giganten, d.h. übermäßig großen und starken Männern, war damals die. Erde erfüllt. Aber lib. 5. c. 23. entscheidet er die Frage wie folgt: »Es ist eine oft gehörte Erzählung und viele behaupten, es selbst erlebt oder von solchen, die es erfahren und über deren Glaubwürdigkeit kein Zweifel besteht, gehört zu haben, daß Waldmenschen und Faunen, welche das Volk Incubi nennt, nach den Weibern gegeilt und mit ihnen den Beischlaf erstrebt und ausgeübt hätten; und daß gewisse Dämonen (welche die Gallier Dusen nennen), diese Unflätereien eifrig versuchten und öfters verübten; und die das fest behaupten, sind solche Leute, daß dies zu leugnen eine Frechheit wäre.« Soweit jener.

Dann entscheidet er ebendort die zweite Frage, daß nämlich jene Stelle der Genesis: »Die Söhne Gottes, d.h. Seths, sahen die Töchter der Menschen, d.h. Kains;« nicht bloß von Incubi verstanden wird; daß es aber nicht glaublich sei, daß es Incubi seien. Darüber spricht ebenda eine Glosse so, wie es früher schon gesagt ist: »Es ist nicht unglaublich, daß nicht von Menschen, sondern von Engeln oder gewissen Dämonen, welche nach den Weibern geilen, derartige Männer, d.h. Giganten gezeugt seien, wovon in der Schrift die Rede ist: Giganten aber waren auf Erden, welche auch nach der Sündflut« etc. wie oben. Ebendarauf bezieht sich eine Glosse zu Jesaias 13, wo der Prophet die Verödung des babylonischen Reiches prophezeit und sagt, Untiere sollten darin wohnen. Es heißt dort: »In dir werden Strauße wohnen und Feldgeister werden daselbst springen.« Unter Feldgeistern sind Dämonen zu verstehen. Die Glosse sagt daher: Feldgeister sind Waldmenschen, rauh behaart, welche Incubones oder Satyren, bestimmte Arten der Dämonen sind. Und zu Jesaias 34., über die Stelle, wo er die Verödung des Landes der Idumäer prophezeit, welche die Juden bedrängten: »Es wird sein ein Lager der Drachen und eine Weide der Strauße und Dämonen werden (einander) begegnen.« Die Interlinearglosse sagt, d.h. Ungeheuer von Dämonen (werden begegnen) einander; und die Glosse des heiligen Gregor ebendort: die unter anderm Namen als Waldmenschen gehen, (nicht) dieselben, welche die Griechen Pan, die Römer aber Incubi nennen. Ebendarauf bezieht sich der heilige Isidor, der lib. 8. c. ult. sagt: Feldgeister, die griechisch Paniti, lateinisch Incubi heißen. Incubi heißen sie daher von incubare, d.h. Unzucht treiben. Denn oft geilen sie auch nach den Weibern und beschlafen sie, Dämonen, welche die Gallier Dusen nennen, weil sie beständig diese Unsauberkeit treiben. Den man aber gewöhnlich Incubo nennt, den heißen die Römer Faunus ficarius. Mit Bezug auf ihn sagt Horatius:

Faunus, o Liebkoser um scheue Nymphen,
Durch die Feldmark mir und die Sonnenäcker
Wolle sanft hinwandeln!

Ferner das Wort des Apostels, Korinth. I, 11: »Ein Weib soll einen Schleier tragen um ihr Haupt, wegen der Engel.« Viele Katholiken legen das, weil folgt »wegen der Engel«, aus mit »wegen den Incubi«. Ebenso darauf bezieht sich Beda, hist. Angl.; ebenso Guilelmus de universo im letzten Teile, tract. 6 vielfach. Ferner bestimmt der heilige Doctor I, q. 25. und in der zweiten Schrift dist. 8 et quolibet 6, q. 10; über Jesaias 13 und 34. Daher ist solches zu leugnen, sagt S. Thomas, ein Zeichen von Dummheit. Denn das, was vielen (richtig) scheint, kann doch nicht schlechterdings irrig sein, nach dem Philosophen, de somn. et vigil. am Ende und Ethik 2. Ich sage nichts von den vielen und dabei authentischen Erzählungen sowohl der Katholiken als auch der Heiden, welche offen ausgesprochen haben, daß es Incubi gibt.

Der Grund aber, warum sich die Dämonen zu Incubi oder Succubi machen, ist nicht das Lustgefühl, denn als Geister haben sie ja weder Fleisch noch Knochen; sondern der hauptsächlichste Grund ist doch, daß sie durch das Laster der Wollust die Natur des Menschen beiderseits, nämlich den Leib und die Seele, zerstören, damit so die Menschen um so willfähriger zu allen anderen Lastern werden. Es ist kein Zweifel, daß sie auch wissen, daß unter bestimmten Konstellationen der Samen wächst; die Menschen, die unter diesen empfangen werden, sind dann verderbt durch Hexenkünste.

Nachdem also durch den Höchsten viele Laster der Üppigkeit aufgezählt sind, von denen er sein Volk unberührt wissen wollte, und durch welche die Ungläubigen bestrickt waren, sagt er Leviticus 18: »Ihr sollt euch in dieser keinem verunreinigen, denn in diesem allen haben sich befleckt die Völker^ die ich vor euerem Anblick will ausstoßen. Und das Land ist dadurch verunreinigt, und ich will ihre Missetaten heimsuchen.« Die Glosse sagt über das Wort »Völker«: Dämonen, welche wegen ihrer Menge Völker genannt werden, alle, die sich an jeglicher Sünde freuen, besonders aber an Zauberei und Götzendienst, weil dabei Leib und Seele befleckt wird, und der ganze Mensch, der »Erde« heißt. Denn alle Sünde, die der Mensch begeht, ist außer dem Körper: wer aber hurt, der sündigt gegen seinen Körper. Wenn jemand die Berichte über die Incubi und Succubi nachsehen will, der nehme wie oben Beda, Hist. Angl., Guilelmus und Thomas Brabantinus in seiner Schrift mit dem Titel de apibus.

Zu den Argumenten.

Zuerst wird betreffs der natürlichen, von Gott auf den Mann und das Weib verteilten Vermehrung gesagt, daß, wie mit Zulassung Gottes das Sakrament der Ehe unter Mitwirkung des Teufels durch die Hexenwerke geschädigt werden kann, wie aus dem früher Gesagten ersichtlich ist, so ähnlich und um so mehr bei jedem beliebigen anderen Liebesakt zwischen Mann und Weib.

Wenn aber gefragt wird, warum es gerade in und bei dem Liebesakte dem Teufel erlaubt sei, Zauberei zu üben und nicht bei andern Handlungen des Menschen, so wird gesagt, daß von den Gelehrten vielfache Gründe angeführt werden, worüber weiter unten, in dem Teile, wo über die Zulassung Gottes gehandelt wird. Für jetzt genügt der Grund, der früher angeführt ist, wonach die Macht des Dämonen in den Lenden der Menschen liegt: weil unter allen Streiten die Schlachten des Streites am härtesten sind, wo ein fortwährender Kampf und selten Sieg ist. Es gilt auch nicht, wenn es heißt, daß dann das Werk des Teufels stärker sei als das Werk Gottes, wenn er die Ehehandlungen, die von Gott eingesetzt sind, schädigen könne: er verletzt sie nicht mit Gewalt, im Gegenteil, er vermag nichts außer mit Zulassung Gottes: deshalb schließt man daraus vielmehr auf seine Ohnmacht.

Zweitens: Es ist wahr, daß die Zeugung des Menschen die Handlung eines lebenden Körpers ist. Aber wenn behauptet wird, daß die Dämonen kein Leben geben können, weil dieses förmlich aus der Seele fließt, so ist es auch wieder wahr, aber nur deshalb, weil es stofflich abfließt vom Samen und der Dämon als Incubus mit Zulassung Gottes ihn durch den Coitus hineintun kann, und zwar nicht als von ihm selbst abgesonderten, sondern durch den dazu genommenen Samen irgend eines Menschen, wie der heilige Doctor sagt im ersten Teile, qu. 51, art. 3, so daß der Dämon, der bei dem Manne Succubus ist, bei dem Weibe Incubus wird, wie sie auch anderen Samen zur Zeugung anderer Dinge, wie Augustinus de trin. 3. sagt.

Wenn man also fragt, wessen Sohn der auf diese Weise Geborene sei, so ist es klar, daß er nicht der Sohn des Dämonen ist, sondern des Mannes, dessen Same (von der Frau) empfangen ist. Aber wenn dabei geblieben wird, daß nichts überflüssig ist in den Werken der Engel, wie auch der Natur, dann wird das zugegeben. Aber wenn eingeworfen wird, daß ein Dämon unsichtbar Samen aufnehmen und abgeben könne, so ist das wahr; doch dies tut er lieber sichtbar als Succubus und Incubus, um durch solche Unfläterei Leib und Seele zu besudeln, und zwar, wie gesagt ist, an Mann und Weib.

Außerdem könnten die Dämonen noch mehr unsichtbar ausführen, aber es wird ihnen nicht erlaubt, auch wenn sie wollten. Aber sichtbar dürfen sie es, zur Versuchung der Guten und Besserung der Schlechten. Endlich könnte es sich ereignen, daß anstelle des Succubus ein anderer von ihm den Samen empfinge und anstelle des anderen Dämonen sich zum Incubus machte, und zwar aus dreifachem Grunde. Ein Dämon nämlich könnte, zu einem Weibe geschickt, den Samen empfangen von einem Dämon, der zu einem Manne geschickt ist, so daß also ein jeder für sich vom Fürsten der Dämonen den Auftrag hätte, Zauberei zu üben, indem einem jeden ein Engel zugeteilt wird, auch von den Bösen, sei es wegen der Häßlichkeit der Handlung, vor der ein einzelner Dämon zurückschreckt (denn in der folgenden Frage wird es ersichtlich werden, daß bestimmte Dämonen infolge ihrer höheren Rangordnung vor der Ausführung gewisser Handlungen und Unflätereien zurückschrecken), sei es, daß er unsichtbar anstelle des Samens des Mannes seinen Samen, d. h. den er als Incubus empfing, dem Weibe gibt, dadurch, daß er sich unterschiebt. Dies Unterschieben ist nicht gegen seine Natur und Kraft, da er auch im angenommenen Körper unsichtbar und unfühlbar sich unterschieben kann, wie es sich oben gezeigt hat betreffs des Jünglings, der ein Idol geheiratet hatte.

Drittens: Wenn da gesagt wird, daß die Kraft der Engel unbegrenzt ist mit Rücksicht auf Höheres, das heißt, daß seine Kraft von Niederem nicht erfaßt werden kann; vielmehr übertrifft sie dieselbe immer, so daß sie nicht auf eine Handlung nur beschränkt wird; und zwar deshalb, weil die höchsten Wesen die am meisten universale Kraft haben, so kann deshalb, weil sie unbegrenzt nach oben ist, nicht gesagt werden, daß sie ohne Unterschied jede Handlung vollbringen könne: weil sie sonst auch unbegrenzt nach unten, wie nach oben, hieße. Endlich, weil ein Verhältnis bestehen muß zwischen Handelndem und Leidendem und kein Verhältnis zwischen einer rein geistigen und körperlichen Substanz sein kann, deshalb wären auch die Dämonen keiner Handlung fähig, außer durch Vermittlung eines andern, handelnden Prinzipes. Daher kommt es, daß sie sich der Samen der Dinge bedienen, um Wirkungen hervorzubringen, nach Augustinus de trinit. 3. Daher geht dies Argument zurück auf das Vorhergehende und wird dadurch nicht verstärkt, außer wenn jemand eine Erklärung davon haben wollte, warum der Verstand Kräfte haben soll unbegrenzt nach oben, aber nicht nach unten; und sie würde ihm gegeben aus der Ordnung der Körperwelt und der Himmelskörper, die an sich auf viele und unendliche Handlungen einwirken können. Das geschieht aber nicht wegen der Schwäche der Unteren. – Es wird geschlossen, daß, wenn die Dämonen auch, abgesehen davon, daß sie Körpergestalten annehmen, Verwandlungen an den Samen vorbringen können, dies nichts beweist gegen das, was hier behauptet wird von den Incubi und Succubi, deren Handlungen sie nicht vollführen können, außer in angenommenen Körpern, nach dem, was oben gesagt ist.

Viertens, daß die Dämonen die Körper nicht örtlich bewegen können, also auch den Samen nicht, etc., was dort durch Vergleich mit der Seele bewiesen wird; darüber ist zu sagen: Es ist etwas anderes, von der geistigen Substanz eines Engels oder Dämonen und etwas anderes, von der Seele selbst zu reden. Denn daß die Seele einen Körper nicht örtlich bewegen kann, wenn er nicht von ihr belebt ist oder durch Berührung des einen Körpers mit einem andern, nicht belebten, kommt daher, weil sie den untersten Grad unter den geistigen Substanzen einnimmt; daher kommt es auch, daß der Körper, welcher auch durch Berührung bewegen soll, angepaßt sein muß. Nicht so ist es dagegen bei den Dämonen, deren Kraft überhaupt körperliche Kraft übertrifft.

Fünftens ist zu sagen, daß die Berührung des Dämonen mit dem Körper des Samens oder was es sonst für einer sei, keine körperliche, sondern virtuelle Berührung ist; und sie geschieht nach dem dem Bewegenden wie Zubewegenden entsprechenden Verhältnis, so daß der Körper, welcher bewegt wird, nicht das Kraftverhältnis des Dämonen übersteigt, wie es die Himmelskörper, die ganze Erde und die Elemente der Welt tun. Und warum das seine Kräfte übersteigt, können wir beantworten, wie S. Thomas sagt in den Quaestiones, de malo, q. 10 de daemonibus: Dies geschieht entweder wegen der natürlichen Verhältnisse oder wegen der Verdammnis der Schuld. Es besteht nämlich unter den Dingen eine Ordnung, wie nach ihrer Natur, so nach der Bewegung: und wie die höheren Himmelskörper bewegt werden von höheren geistigen Wesen, welches die guten Engel sind, so können die niederen Körper von niederen geistigen Wesen, als den Dämonen, bewegt werden. Und wenn ihnen dies zukommt nach dem Verhältnis der Natur, wonach einige behaupteten, die Dämonen kämen nicht von jenen höheren Engeln, sondern von jenen, die von Gott für diese Erdenordnung vorgesetzt werden, wie es die Meinung der Philosophen war, oder auch wenn es sich herschreibt aus der Strafe für die Sünde, wie die Theologen wollen, dann können sie, aus den himmlischen Sitzen gleichsam zur Strafe in diese Atmosphäre verstoßen, weder diese noch die Erde bewegen.

Dies ist beigefügt wegen zweier Argumente, die schweigend gelöst werden, nämlich betreffs der Himmelskörper, daß sie auch diese bewegen könnten, wenn sie die Körper örtlich bewegen könnten, weil sie ihnen näher sind, wie auch das letzte Argument behauptet. Es wird nämlich geantwortet, daß dies nicht gilt, weil jene Körper ihr Kraftmaß überschreiten; falls nämlich die erste Meinung Raum haben sollte; wenn nicht, sondern die zweite, dann können sie es doch auch nicht, wegen der Strafe für die Sünde.

Es gehört auch hierher, wenn jemand einwerfen sollte, es sei dasselbe, das Ganze oder einen Teil zu bewegen, wie die Erde und die Scholle, Phys. 3. Wenn also die Dämonen einen Teil der Erde bewegen könnten, so könnten sie auch die ganze Erde bewegen. Das gilt nicht, wie demjenigen klar wird, der auf den Unterschied achtet. Aber Samen von Dingen sammeln und ihn zu bestimmten Handlungen gebrauchen übersteigt ihre natürliche Kraft nicht, wenn es Gott zuläßt, wie sich von selbst versteht.

In Summa kann geschlossen werden: Unbeschadet der Meinung einiger, die behaupten, daß die Dämonen in den angenommenen Körpern auf keine Weise zeugen können und daß mit den Söhnen Gottes bezeichnet werden die Söhne Seths und nicht die Incubi, sowie auch mit den Töchtern der Menschen diejenigen, welche aus dem Stamme Kains geboren waren; weil jedoch das Gegenteil, wie gezeigt, von vielen behauptet wird, und was viele glauben, nicht schlechterdings fälschlich sein kann, nach dem Philosophen, Ethik7 und de somno et vigil. am Ende; auch in unsern Tagen Taten und Worte der Hexen bezeugt werden, die wirklich und wahrhaftig derartiges taten, so sagen wir dreierlei: Erstens, daß durch solche Dämonen die gar unflätigen fleischlichen Handlungen nicht der Lust wegen geübt werden, sondern um die Seele und den Leib derer zu beflecken, denen sie als Incubi oder Succubi dienen. Zweitens, daß durch eine solche Handlung die Weiber wirklich empfangen und gebären können; insofern sie den menschlichen Samen an dem gehörigen Orte des Frauenleibes an den dort schon vorher vorhandenen passenden Stoff bringen können; wie sie in ähnlicher Weise auch den Samen anderer Dinge sammeln können, um irgendwelche Taten zu vollführen. Drittens, daß den Dämonen bei solcher Zeugung nur die örtliche Bewegung gegeben ist, aber nicht die Zeugung selbst, deren Prinzip nicht in der Macht der Dämonen oder des von ihm angenommenen Körpers liegt, sondern in der Macht dessen, wessen Same es war: daher ist auch das Geborene nicht das Kind des Dämonen, sondern eines Menschen.

Aus diesem ergibt sich auch die Antwort auf die Argumente, wenn jemand argumentieren wollte, z. B. daß die Dämonen aus zwei Gründen nicht zeugen könnten: erstens, weil die Zeugung vollzogen wird durch formende Kraft, die in den aus einem lebenden Körper abgesonderten Samen liegt; weil nun der von den Dämonen angenommene Körper kein solcher ist, deshalb etc. Die Antwort ist klar, weil der Dämon durch die Kraft des Samens die formende an den gehörigen Ort legt etc. Zweitens, wenn es heißt, daß der Samen nur Zeugungskraft hat, so lange die Wärme der Seele in ihm bleibt; sie muß aber entweichen, weil der Same durch weite Strecken gebracht wird: so lautet die Antwort, daß die Dämonen ihn irgendwo aufbewahren können zur Frischerhaltung des Samens, sodaß die Lebenswärme nicht entweichen kann; oder auch, daß sie sich sehr schnell bewegen wegen des Sieges des Bewegenden über das Bewegte. Darum wird er nicht so schnell erkalten können.


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