August Kopisch
Allerlei Geister
August Kopisch

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Das nächtliche Hornblasen

(Strandidyll)

            Allnächtlich bläst ein Hirt im Ort
Als trieb er die Kühe zur Weide fort;
Doch keiner hat ihn je gesehn,
Man hört den Klang im Winde verwehn,
                                        in Meereslüften.

    Doch in den Ställen hie und da
Brüllt Stier und Kuh, so fern wie nah,
Die Pferde wiehern, als fühlten sie Drang
Zu folgen dem lockenden Weideklang
                                        des Wunderhorns.

    Man sagt, daß es des Meeresmanns sei,
Der rufe für sich die Herde herbei. –
Man hörte vor Jahren den gleichen Klang,
Eh Büsums Kühe das Meer verschlang,
                                        das ungestüme.

    Es sprang am Morgen hoch herauf,
Und umrann sie in wildem Wellenlauf;
Der Hirt, er konnte sich retten kaum,
Und was er erzählte, erschien ein Traum
                                        vom Mann im Meere.

    Drum meidet ihr Hirten all den Strand,
Treibt weiter hinein ins grüne Land,
Am Bache hinauf zum lustigen Wald,
Wo das wirre Meeresgeräusch verhallt,
                                        wo die Vögel singen.


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