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Reisegut


Welche Sterne dir auch strahlen,
Welches Erdenlos dir fiel,
Unter Freuden, unter Qualen
Wähl' ein schönes Lebensziel.


Faß' es mit dem Aug' verständig,
Deiner Triebe klar bewußt,
Doch lebendig und beständig
Strebe mit der warmen Brust.


Jeder Weg, den du durcheilest,
Schließe einem Weg sich an,
kehre, wo du ruhend weilest,
Deinen Blick zum Ziel hinan.


Fällst du, schlinge du dich andern
Niemals ächzend um das Knie;
Aber, mußt du duldend wandern,
Auf den Kampf verzichte nie.


Sei von dir bei Lust und Zähren
Nichts gesprochen, nichts gemeint,
Was dein Tun nicht zu erklären
Oder zu verklären scheint.


Tritt beiseite, wo verfänglich
Dich umwaltet das Gewühl,
Denn die Stimmung ist vergänglich,
Aber treu ist das Gefühl.


Halte fest am alten Kitte,
Aber nicht am alten Wahn,
Schreite mit der neuen Sitte
Zögernd in die neue Bahn.


Doch dein Aug' erhebe lichter,
Wo der Einbildsame baut,
Gottes Herold ist der Dichter
Und die Kunst ist Gottes Braut.


Unter keiner trüben Wolke
Des Geschicks, auf keinem Strand
Widersage deinem Volke,
Deines Volkes Vaterland!


Und der Frechste selbst wird leise
Weichen deinem Wanderstab,
Rühmt er gleich nicht deine Reise,
Kränzen wird er einst dein Grab.


Weise werden also brechen
Ihr bescheid'nes Schweigen: «Sohn!
Du nur darfst von Gott uns sprechen,
Denn du hast Religion.»


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