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»Sie haben keine Seele«

Wir, das heißt: wir, die sogenannte Nachkriegsgeneration, die wir schreiben, hören es immer wieder: »Ihr habt keine Seele, ihr schreibt aber erschreckend gut, ihr seid kalt.« Nur um mal diesen Blödsinn, dieses Schlagwort endgültig zu erledigen, befasse ich mich mit diesem Ausspruch, denn unserer Generation droht die Gefahr als eine abgestempelt zu werden, was gar nicht stimmt. Ich weiß mich hierin in dieser Abwehr mit allen einig und bitte sie nur um Nachsicht, falls sie in einem oder anderen Punkte einen anderen Sehwinkel gebraucht hätten.

»Sie schreibt erschreckend gut –« Danke. Wir nehmen das zur Kenntnis. Wir wissen es, daß wir präziser uns ausdrücken, als die Vorkriegsquatscher. Wir haben die gefallene Kriegsgeneration, unsere älteren Brüder, ersetzt und gehen weiter. »Es ist fast zu virtuos«, – das ist einfach blöd. Das soll wohl heißen: es ist nur Form ohne Inhalt. Gut.

Wir sind materialistisch geschult.

An die Seele glauben wir nicht, weil wir an das »Opfer« nicht glauben. Diesen letzten Weg trauen sich aber die romantischen Quatschköpf nicht mitzugehen. Sie gehen bis zur Sachlichkeit des Klosetts, besonders wenn das Scheißen seelisch gestaltet ist. Die Seele äußert sich auf dreierlei Art:

  1. Ewige Kraft.
  2. Das Individuum, was es alles opfern muß, also geht es auf einer anderen Seite hinaus.
  3. Liebe zum Nächsten.

Falls wir so schreiben, daß wir kein Gefühl herausbringen können, so soll man es uns sagen: »Ihr schreibt schlecht!«

Alles andere ist eine Feigheit. Eine Feigheit dieser traurigen Burschen, die mit ihren romantischen Plattfüßen in Individualismus wursteln.

Uns freut der Kollektivismus.

Wir können diese Konflikte nur komisch sehen zwischen Individualismus und Kollektivismus.


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