Horaz
Epoden
Horaz

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11. An Pettius.

            Nein, nicht wie vormal strömet mir, mein Pettius,
    Fröhlicher Lieder Gesang;
        Von Amor ward ich scharf gefaßt,
Von Amor, der mich unter allen auserkor,
    Rosiger Knaben Gespiel
        Und zarter Mägdlein Knecht zu sein.
Schon dreimal hat Dezembersturm, seit hier erlosch
    Meiner Inachia Brand,
        Der Waldung Ehrenschmuck entführt.
Weh, weh! die Stadt durch (Scham des Unheils rötet mich!)
    Welch ein Geplauder von mir!
        Wie reut mich jedes Lustgelag,
Wo meine Lieb' ein schmachtend Aug' und stummer Gram
    Kündigte, ach, und der Brust
        Tief aufgeseufzter Atemzug!
»Daß gegen Habsucht nichts vermag des Armen Geist
    Oder sein redliches Herz!«
        So klagt' ich oft mit Thränen dir,
Sobald durch Gluten lautren Weins mir Feurigerm,
    Blödigkeit tilgend, der Gott
        Mein tief Geheimnis vorgelockt.
»Ja tobt' in meinem Busen nur aufbrausend einst
    Freiere Galle, daß solch
        Unholdes Labsal ich dem Wind
Ausstreute, dem die schlimme Wund' um nichts genes't;
    Endigen wird sie, verschmäht,
        Ungleichen Streit, die edle Scham!«
Nachdem ich ernst vor deinem Ohre so getrotzt,
    Grade nach Hause zu gehn
        Ermahnet, schwankt' ich irren Gangs
Zu Pfosten, ach, nicht freundlich mir, und hin zur (ach!)
    Grausamen Schwelle, worauf
        Ich Seit' und Schenkel wund gedrückt!
Nun hält der Knabe, der an zartem Rosenwuchs
    Blühende Mädchen beschämt,
        Lyciscus mich gebändiget:
Wovon mich keines Freundes Sorg' befreien kann,
    Nicht unverhohlener Rat,
        Nicht strenger Vorwurf oder Hohn;
Nur andre Glut, ein blendend weißes Mägdelein,
    Oder ein ründlicher Knab'
        In langem aufgeknüpftem Haar.

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