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Vorwort und Vorgeschichte

»Es ist mir im Moment nicht ganz klar, ob ich das Tagebuch abtippen soll, so wie ich es während der Segelreise in die Schreibmaschine getippt habe oder ob ich meine Erinnerungen daran hinzufügen soll. Ich werde die Stellen, die ich nachträglich einfüge, mit den Zeichen # begrenzen. So kann ich später entscheiden, wie das endgültige Manuskript aussehen wird. «

 

*

 

Guter Hille

Das endgültige Manuskript ist nie fertig geworden. Deshalb ergänze ich diesen Text aus der Erinnerung der Freunde von Gunter Hille und meiner Erinnerung an seine Erzählungen.

 

Nach dem Studium der Physik und Informatik und einer Tätigkeit in der freie Wirtschaft arbeitete er an der Universität Hamburg: Behördenschreibtisch, Eingangskorb, Ausgangskorb. In diesem Eingangskorb lag an einem Tag im Jahr 1985 ein Schreiben seines Dienstherrn: »Sehr geehrter Herr Hille, wir teilen Ihnen mit, daß ... bei fortlaufender ... Ihr Pensionsanspruch ab dem Jahr 2015 ... DM ... betragen wird ...«

Gunter Hille war ein Mensch mit vielen Interessen und Begabungen. Er hat immer weit über den naturwissenschaftlichen Tellerrand hinausgeschaut und viel gelesen. In seinem Bücherschrank stand »Zettels Traum« neben Karl May (was allerdings zusammenpaßt), ein historisches Kochbuch stand neben Herman Hesse und Josef Conrad wurde von informatischer Fachliteratur eingerahmt.

Der Gedanken, sein Leben für die nächsten 30 Jahre an einem Behördenschreibtisch zwischen Eingangs- und Ausgangskorb zu verbringen, ließ ihn schaudern. Also kündigte er Arbeit und Wohnung, kratzte seine Ersparnisse zusammen und zog erst einmal nach Kaliage, einer Insel der Pulau-Pulau Seribu vor der Küste Javas. Der Plan zu einer größeren Segelreise stand schon fest, es mußte noch ein bezahlbares Schiff gefunden werden. Da kam ihm der Zufall zur Hilfe. Ein italienischer Arzt mit Praxis in Jakarta hatte seine Segelyacht in den Korallenriffen zwischen den Pulau-Pulau Seribu auf Grund gesetzt und die Lust an diesem Schiff verloren. Es war recht günstig zu haben. Segler wissen: ein Schiff, das schon einmal unter Wasser war, gehört eigentlich dem Klabautermann, »da rruht kein Segen auf«. Aberglauben kann man sich aber nur leisten, wenn man die finanziellen Mittel dazu hat. Also wurde die Yacht gekauft und im Hafen von Jakarte in Stand gesetzt. Das Schiff hat seine Dienste auch jahrelang, trotz des Klabautermanns, gut geleistet. Bis auf den Motor, der eher ein ständiges Ärgernis als eine Antriebsmaschine war. Wir werden es weiter unten lesen.

Das Schiff wurde auf den Namen »Garuda« getauft und nach Bali gesegelt, wo Gunter Hille die nächste Zeit verbrachte. Er lebte dort von seinen Ersparnissen und einigen Jobs als Skipper für wohlhabendere Reisende. Sein Schiff und seine Fähigkeiten erprobte er bei einigen Fahrten in der indonesischen Inselwelt, die er mit Freunden unternahm. In dieser Zeit erlernte er die Landessprache Bahasa Indonesia und er lernte das Land Indonesien, seine Menschen und ihre Kultur kennen und lieben.

Dann war es soweit: die Einhandtour konnte starten. Das Tagebuch beginnt wie viele Expeditionsberichte mit der Proviantliste, wobei der sonst unvermeidliche Pemmikan in den Tropen natürlich fehlt, ebenso wie Spam.

H.R.


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