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Der Leib zerfällt, der Stein zerfällt;
aber der Sachsenwald, der hält.
Und kommen nach dreitausend Jahren
Freunde hier des Weges gefahren
und sehen, geborgen vom Licht der Sonnen,
den Waldgrund in Efeu tief eingesponnen
und staunen der Schönheit und jauchzen froh,
so gebietet einer: »Lärmt nicht so! –
Hier unten liegt Bismarck irgendwo«. –
So singt Theodor Fontane vom Sachsenwalde, der Ruhestätte des eisernen Kanzlers. Damals als der Sachsenwald der Schauplatz unserer Geschichte war, dachte niemand daran, daß Deutschlands größter Held aus der Zeit der Einheitssehnsucht seinen Ruhesitz dort aufschlagen und tief im Walde sein Grab wählen würde. Damals gehörte der Sachsenwald zum Königreiche Dänemark, und von einer Einheit des deutschen Vaterlandes und von einem alldeutschen Kaiser wußte man nichts, man schwärmte nur davon und hoffte darauf, wie auf eine glückliche, lichtvolle Zukunft.
Von dieser Reichsschwärmerei wußte Heinz Moor, der Wildschütz, allerdings wenig; denn ihn kümmerte es nicht, was draußen im deutschen Lande vorging, seine Welt war der grüne Wald und seine Leidenschaft die Jagd, die er nicht zu bezähmen wußte, und die ihn zum berüchtigten Wilddieb der Gegend machte. Mit seinen Genossen Johannes und Eduard wurde er schließlich eine Plage des Sachsenwaldes. Die Forstverwaltung machte wiederholt Jagd auf »die Bande« und setzte hohe Belohnungen aus, um sie in ihre Gewalt zu bekommen. – vergeblich! Heinz Moor, der Wildschütz, war nicht zu erlangen. Der damalige dänische König Friedrich erfuhr davon, und durch geeignete Vermittler wußte er Heinz Moor zu bewegen, auf seine Kosten nach Amerika, nach dem wilden Westen auszuwandern.
In den Urwäldern Amerikas, in den Felsengebirgen des Westens und auf der Prärie gab es damals noch unermeßliche Jagdgründe, die von Pelzjägern aufgesucht und ausgebeutet wurden. Dorthin gingen die Wildschützen. Sie siedelten sich in der Nähe eines deutschen Landsmannes, den sie während der Überfahrt kennen gelernt hatten, einige hundert Meilen von St. Louis an und unternahmen Jagdzüge in die erwähnten Gebiete, wo sie mit Indianern zusammenkamen, sie bekämpften oder sich mit ihnen befreundeten und schließlich zu wohlhabenden und angesehenen Westmännern wurden. Später widmeten sie sich ganz ihrer Niederlassung, wurden Ackerbauer, Viehzüchter und Großgrundbesitzer und machten so dem edelmütigen Entschlusse ihres Königs und dem Deutschtum in Amerika alle Ehre.