Karl Henckell
Weltmusik
Karl Henckell

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Kosakendank

Nach einer wirklichen Begebenheit

          Zerschmettert lag in Sumpf und Moor
Des Zaren dräuende Armee,
Die deutsches Land zum Raub erkor,
Daß deutsche Art zugrunde geh.

Wo der Granatenhagel strich –
Zerfetzte Klumpen Mensch und Tier –
Matt und verwundet schleppte sich
Noch ein Kosakenoffizier.

Und mitten durch das rote Bad
Zum nächsten Grauhelm kroch er hin:
»Mich dürstet, deutscher – Kamerad!«
Sein Betteln rührt des Kriegers Sinn.

Und mühsam unter Schmerzen reicht
Die eigne Flasche stumm der Mann
Und denkt: »Solch Sterben ist nicht leicht,
Ob Freund, ob Feind – so lab dich dran!«

Er merkt nicht, wie der falsche Hund,
Kosakenoffizier dazu,
Indes den Trank er führt zum Mund,
Rasch zum Revolver greift im Nu

Und hinterrücks ihn niederknallt,
Der ihm die letzte Labe bot . . .
Sein Auge flirrt, die Lippe lallt:
»Mordbube, feiger!« Und ist tot.

Der Leutnant seines Zuges sprang
Herzu, von langer Schlacht erschöpft,
Doch wie er da den Degen schwang,
So schnell ward nie ein Schuft geköpft.


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