Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Gauckel-Tasche
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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An die Umstehenden.
 

 

Herbey wer will sein Glück zuvor gewißlich wissen /
Herbey die Müh wird ihn warhafftig nicht verdriessen.
    Er blätere herumb / Er suche hin und her /
    Wann er dann findet das / wornach steht sein Begehr /
So ist es mehr als gut / wann aber sollt geschehen
Daß er auf einem Blat das Jenige muß sehen
    Was ihme nicht gefäIlt / so schweig er dannoch still /
    Wann er unausgelacht vom Umstand bleiben will.

 

 

Gebrauch dieses Buchs / so in der lincken Hand gehalten werden soll.
 

 

WANN der Artifex seine Kunst wissen will / so fasset er mit seinen rechten Daumen den Griff mit N.1. laß die Blätter nach einander herumb schnappen / so erscheinet nichts als weiß; ist dann irgends einer unter dem Umstand / der entweder gelehrt oder andächtig ist / so lässt er denselben in das zugethane Buch blasen / ergreifft den Griff mit No.2. gezeichnet / laß die Blätter abermal herumb schnellen / so sihet man sonst nichts als diese Schrifften / alsdann mag der Artifex sagen / der so hinein geblasen / sey ein gelehrter oder andächtiger Mann / alsdann blässt er selbst auf das Buch / ergreifft widerum No.1. und zeigt der Gesellschafft widerumb eitel weisse Blätter / ist ein reicher unter dem Umstand / den läst er abermal auch wie den Vorigen an das Buch blasen / folgens ergreifft er No.3. und zeiget dem Reichen daß er viel Geld habe / hernach bläset er selbst wieder durchs Buch / und weiset dem Umstand mit No.1. nur die weisse Blätter; Jst dann einer unter dem Hauffen / der ein Sparren zu viel oder zu wenig hat / den lasse er hineinblasen / und weise ihm hernach durch No.4. seine Brüder / aber er zeige sie einem solchen / daß es keine Stösse setze / dann wann solches geschehe / so will ich keine Schuld davon haben; Dunckt den Artifex es sey ein Soldat oder Balger vorhanden / oder aufs wenigst ein solcher / der vor einen Helden gehalten sein will / den lasse er ins Buch blassen / und weise ihm vermittelst No.5. lauter Gewehr und Waffen / und sage / diß ist ein Kerl der Lust zum Krieg hat / etc. Hernach blase er selbst wieder ins Buch und weise durch No.1. abermal nur weisse Blätter; Jst aber ein Sauffer / oder Zech-Bruder vorhanden / den lasse er in das Buch blasen / und weise ihm No.6. seine geliebte Trinck-Geschirr / hernach blase er selbst ins Buch / und zeige ihm abermal nur weisse Blätter; Jst dann ein Jungfer Knechtla bey der Gesellschafft / den lasse ins Buch blasen / und zeigt ihm durch No.7. daß er eitel Knaben und Jungfrauen ins Buch geblasen / welchs eine Anzeigung sey / das er gern löffele / dantze / etc. Hernach blässt er abermal wider selber in das Buch / und zeiget mit No.1. abermal nur die weisse Blätter dem Umstand / und so einer vorhanden / der gern spielt / den läst er ins Buch blasen / und weiset ihm Hernach durch No.8 die Karten; Blässt hernach selbst wieder ins Buch und zeiget abermal nur weisse Blätter; Wann aber der Artifex die Leute zuvor nicht kennet / so wird er ja so thum nicht sein / daß er nicht etwas aus dem Gesicht / Kleidern oder Alter abnehmen könnte; Als zum Exempel: die Alten haben eher Geld als die Jungen / da hingegen diese gern löfeln / wann du nun recht hiermit procedirn wirst / so wird man dich wol vor kein Haasen halten / viel weniger glauben / das du ihrer noch mehr machest / gehab dich wol.

 


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