Friedrich Schiller
Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe - Zweiter Band
Friedrich Schiller

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1804.

930. An Schiller.

Beiliegendes Blättchen wollte besonders abschicken als mir die Balladen wieder in die Hände fielen, welche ich schon vor einiger Zeit erhielt; sie haben etwas Gutes ohne gut zu sein. Ich wünsche Ihr Urtheil zu hören.

Weimar am 4. Januar 1804.

G.


931. An Goethe.

Zu einem Geburtstagstück scheint mir der Mithridat im Nothfall zu brauchen; er giebt, da man nichts beßres hat, doch eine ernste und vornehme Darstellung. Ich habe deßwegen das noch bei mir stagnirende Manuscript gestern mobil gemacht, und den ersten Akt mit dem was ich dabei angestrichen an Bode gegeben, der jetzt eben daran ist die bemerkten Stellen zu ändern. Wenn er damit zurecht kommt, welches sich binnen wenigen Tagen ausweisen muß, so könnte das Stück am Ende kommender Woche abgeschrieben und ausgetheilt sein, und es blieben dann immer noch vierzehn Tage zum einstudiren.

Geist sagte gestern daß das Concert und Souper auf dem Stadthause wieder abgesagt worden. Da ich nichts officielles darüber vernommen, so bitte ich nur um ein Wort mündlich, wie es damit steht. Meyern sende ich das Augusteum. Von Frau von Stael habe ich nichts gehört; ich hoffe sie ist mit Herrn Benjamin Constant beschäftigt. Was gäbe ich um Ruhe, Freiheit und Gesundheit in den nächsten vier Wochen; dann wollte ich weit kommen.

Sch.


932. An Goethe.

[Weimar, 10. Januar 1804.]

Wie ich gestern Nachts nach Hause kam, fiel mir plötzlich ein, daß ich Hrn. Genast neue Räthsel zur morgenden Turandot versprochen, und um doch einigermaßen Wort zu halten, setzte ich mich noch vor Schlafengehen hin, ein paar Ideen dazu in Verse zu bringen; so habe ich also den werthen Gast, den Sie mir in die Tasche gesteckt, erst diesen Augenblick wo ich aufgestanden, zur Hand genommen und werde diesen Abend davon Bericht abstatten können.

Die neuen Figuren im Theaterpersonal will ich nützlichst in der Jungfrau unterzubringen suchen.

Sch.


933. An Goethe.

[Weimar, 13. Januar 1804.]

Indem ich mich erkundige wie es mit Ihrer Gesundheit steht, frage ich zugleich an, ob Sie sich gestimmt und aufgelegt fühlen, von etwas poetischem Notiz zu nehmen. Denn in diesem Fall wollte ich Ihnen den großen ersten Act des Tell zuschicken, welchen ich an Iffland abzusenden gedrungen werde, und nicht gern ohne Ihr Urtheil aus den Händen geben möchte. Unter allen den widerstreitenden Zuständen, die sich in diesem Monat häufen, geht doch die Arbeit leidlich vorwärts und ich habe Hoffnung, mit Ende des kommenden Monats ganz fertig zu sein.

Die Recension, die Sie mir geschickt, ist mir ganz ungenießbar und fast unverständlich: ich fürchte dieser böse Casus wird Ihnen noch oft vorkommen. Von dem recensirten Buch habe ich mir keinen Begriff daraus schöpfen können.

Die Stael habe ich gestern bei mir gesehen, und sehe sie heut wieder bei der Herzogin Mutter – Es ist das alte mit ihr; man würde sich an das Faß der Danaiden erinnern, wenn einem nicht der Oknos mit seinem Esel dabei einfiele.

Sch.


934. An Schiller.

Das ist denn freilich kein erster Act, sondern ein ganzes Stück und zwar ein fürtreffliches, wozu ich von Herzen Glück wünsche und bald mehr zu sehen hoffe. Meinem ersten Anblick nach ist alles so recht und darauf kommt es denn wohl bei Arbeiten, die auf gewisse Effecte berechnet sind, hauptsächlich an. Zwei Stellen nur habe ich eingebogen; bei der einen wünschte ich, wo mein Strich läuft, noch einen Vers, weil die Wendung gar zu schnell ist.

Bei der andern bemerke ich so viel: der Schweizer fühlt nicht das Heimwehe, weil er an einem andern Orte den Kuhreigen hört, denn der wird, so viel ich weiß, sonst nirgends geblasen; sondern eben weil er ihn nicht hört, weil seinem Ohr ein Jugendbedürfniß mangelt. Doch will ich dieß nicht für ganz gewiß geben. Leben Sie recht wohl, und fahren Sie fort uns durch Ihre schöne Thätigkeit wieder ein neues Lebensinteresse zu verschaffen; halten Sie sich auch wacker im Hades der Societät und flechten Sie Schilf und Rohr nur fein zum derben Stricke, damit es doch auch etwas zu kauen gebe.

Gruß und Heil.

Weimar am 13. Januar 1804.

G.


935. An Goethe.

[Weimar, 14. Januar 1804.]

Daß Sie mit meinem Eingang in den Tell zufrieden sind, gereicht mir zu einem großen Trost, dessen ich unter der gegenwärtigen Stickluft besonders bedürftig war. Auf den Montag will ich Ihnen das Rütli senden, welches jetzt ins reine geschrieben wird; es läßt sich als ein Ganzes für sich lesen.

Ich bin ungeduldig verlangend, Sie wieder zu sehen, wann öffnen Sie Ihre Pforte wieder?

Heute regt sich nach vier Wochen wieder eine Lust bei mir nach der Komödie. In dieser ganzen Zeit habe ich keinen Trieb gespürt, besonders da meistens um meine eigene Haut gespielt wurde.

Madame de Stael will noch drei Wochen hier bleiben. Trotz aller Ungeduld der Franzosen wird sie fürchte ich doch an ihrem eigenen Leib die Erfahrung machen, daß wir Deutschen in Weimar auch ein veränderliches Volk sind, und daß man wissen muß zu rechter Zeit zu gehen.

Lassen Sie mich vor Schlafengehen noch ein Wort von sich hören.

Sch.


936. An Schiller

[Weimar, 14. Januar 1804.]

Auf Ihre freundlichen Abendworte erwiedere ich folgendes: Ich wünsche recht herzlich Sie bald zu sehen, ob ich mich gleich sehr in acht nehmen muß. Eine Unterredung mit Hrn. Geh. Rath Voigt ist mir gestern gar nicht wohl bekommen. Ich fühle jetzt erst daß ich schwach bin.

An Ihrer Exposition habe ich mich recht gelabt und indessen davon gezehrt. Es ist recht gut daß Sie den Widerspruch gegen die zudringliche Nachbarin durch eine solche gleichzeitige That äußern, sonst müßte der Zustand auch ganz unerträglich sein.

Da ich jetzt krank und grämlich bin, so kommt es mir fast unmöglich vor jemals wider solche Discurse zu führen. Man begeht doch eigentlich eine Sünde wider den heiligen Geist, wenn man ihr auch nur im Mindesten nach dem Maule redt. Wäre sie bei Jean Paul in die Schule gegangen, so hielte sie sich nicht so lange in Weimar auf; sie mags auf ihre Gefahr nur noch drei Wochen probiren.

Ich bin die Zeit über immer beschäftigt gewesen und da ich nichts leisten konnte, habe ich manches gethan und gelernt; nur muß ich mit den Gegenständen wechseln und Pausen dazwischen machen.

Die angekommenen Hackertischen Landschaften haben mir auch einen heiteren Morgen gemacht; es sind ganz außerordentliche Werke, von denen man, wenn sich auch manches dabei erinnern läßt, doch sagen muß, daß sie kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind.

Leben Sie recht wohl und wenn Sie morgen nach Hofe fahren, so kommen Sie einen Augenblick vorher zu mir; mein Wagen kann Sie abholen und so lange warten.

Das Rütli wird mir große Freude machen. Ich verlange sehr das was einzeln so gut eingeführt ist, nun im Ganzen beisammen zu sehen.

G.


937. An Schiller.

[Weimar, 16. Januar 1804.]

Hier die neuen Zeitungen, mit Bitte sie sodann an Meyer zu schicken, besonders empfehle ich Nro. 13. Ist denn doch nichts Neues unter der Sonne! und hat nicht unsere vortreffliche Reisende mir heute früh, mit der größten Naivetät, versichert: daß sie meine Worte, wie sie solcher habhaft werden könne, sämmtlich werde drucken lassen. Diese Nachricht von Rousseau's Briefen macht wirklich der gegenwärtigen Dame bei mir ein böses Spiel. Man sieht sich selbst und das frazenhafte französische Weiberbestreben im {diamantenen / adamantinen} Spiegel. Die besten Wünsche für Ihr Wohl.

G.


938. An Goethe.

[Weimar, 17. Januar 1804.]

Ein Uebel das ich nicht vernachlässigen darf und das mich besonders am Gehen hindert, hält mich seit gestern zu Hause und auf den Sopha gefesselt und ist Schuld daß ich das heutige Diner bei Madame de Stael, so wie auch das Concert auf den Abend versäumen muß. Leider gewinne ich dadurch nichts für mein Geschäft, denn der Kopf ist sehr eingenommen. Da meine Frau auch eines bösen Hustens wegen nicht ausgeht, so haben Sie wohl die Güte, falls es nöthig, uns bei Serenissimo, des Concerts wegen, zu entschuldigen.

Die Zeitungsblätter habe ich mit großem Antheil gelesen. Der Anfang den die theologische Exposition macht ist vortrefflich und hätte, wenn man auch die freieste Auswahl gehabt hätte, nicht wohl bedeutender ausfallen können. Die Recension des Sartorischen Werks ist sehr gehaltvoll und tüchtig! den Eingang muß man ihm als rednerisch und ad extra gerechnet passiren lassen, da er ihn in der Folge wieder so naiv aufhebt. Vom Cellini hätte mehr gesagt werden sollen und müssen, indessen ist diese frühzeitigere Anzeige davon, wenn sie auch nicht ganz befriedigt, der Verbreitung des Werks nützlich.

Der Bericht über die Philosophie in dem Intelligenzblatt hat mir große Freude gemacht und ist ein überaus glücklicher Gedanke! ich bin sehr auf die Fortsetzung begierig. Mehr solche Ausführungen, von derselben Hand, über philosophische Dinge würden eine glückliche Veränderung in der öffentlichen Meinung über Philosophie vorbereiten. Zur Schande meiner Sagacität muß ich gestehen, daß ich über den Verfasser dieses Aufsatzes noch nicht im reinen bin.

Johannes Müller ist uns sehr nahe: ein Brief den ich heute von Körnern erhalte, meldet mir daß er dort war und nächstens bei uns eintreffen wird. Körner hält die Anstellung Böttigers in Dresden noch nicht ganz für entschieden, weil man in D. sein Engagement mit Berlin wisse und durchaus nicht damit collidiren wolle.

Madame de Stael schrieb heute in einem Billet an meine Frau von einer baldigen Abreise, aber auch von einer sehr wahrscheinlichen Zurückkunft über Weimar.

Lassen Sie mich hören wie es Ihnen geht. Ich werde diesen Nachmittag eine Leseprobe des Mithridat bei mir haben, da ich doch nichts wichtigeres versäume.

Sch.


939. An Schiller.

[Weimar, 17. Januar 1804.]

Daß Sie auch körperlich leiden ist nicht gut; man sollte, wenn man sich nicht sonderlich befindet, die Uebel seiner Freunde mittragen können, welches ich unter gegenwärtigen Umständen recht gern übernehmen wollte.

Ihr Beifall, den Sie den ersten Zeitungsblättern geben, hat mich sehr beruhigt. Fast alles ist bei einem solchen Institut zufällig und doch muß es wie ein Ueberlegtes werden und aussehen. Die Sache ist indessen auf gutem Wege und wenn Sie einigen Antheil daran nehmen wollten, so würden Sie solche sehr fördern; es brauchten vorerst keine vorsätzliche, lange Recensionen ex professo zu sein, sondern von Zeit zu Zeit eine geistreiche Mittheilung bei Gelegenheit eines Buchs, das man ohnehin liest. Auch verdiene ich wohl daß man mich ein wenig verstärkt; denn ich habe die vergangnen vier Monate mehr als billig an diesem Alp geschleppt und geschoben.

Auch freue ich mich sehr daß Sie mit der kleinen Einleitung in die Philosophie der Nationen zufrieden sind. Wenn es glückt in andern Fächern auch dergleichen aufzustellen, ehe man das einzelne bringt, so wird es auf alle Weise unterhaltend und belehrend sein. Der Verfasser möchte schwer zu errathen sein, denn noch ist er ein namenloses Wesen. Ueberhaupt aber habe ich bei dieser Gelegenheit erfahren daß eine gewisse höhere Bildung in Deutschland sehr verbreitet ist, deren Inhaber sich alle nach und nach an uns heranziehen werden.

Ich danke daß Sie die Leseprobe des Mithridates übernehmen wollen. Schreiben Sie mir doch wie sie abgelaufen ist, und was Sie überhaupt auguriren.

Den schönsten guten Abend.

G.


940. An Goethe.

[Weimar, 17. Januar 1804.]

Kleider und lebhafter Vortrag werden bei dem Mithridat noch das Beste thun müssen. Wenn man bei diesen abgelebten Werken nicht überhaupt etwas lernte, und sich wenigstens in seinem alten Glauben immer mehr dadurch bestärkt fände, so sollte man keine Zeit und Mühe daran verschwenden. Bei einer poetischen Leseprobe fühlt sich das leere, halbe, hölzerne dieser Manier erst recht heraus.

Sie sagten mir nichts über das Rütli. Wenn etwa dabei was zu erinnern wäre, so senden Sie mirs morgen Vormittag; denn auf den Freitag muß ichs fortschicken.

Mögen Sie sich bald wieder erholen!

Sch.


941. An Schiller.

Hier kommt auch das Rütli zurück, alles Lobes und Preises werth. Der Gedanke gleich eine Landesgemeinde zu constituiren ist fürtrefflich, sowohl der Würde wegen, als der Breite die es gewährt. Ich verlange sehr das übrige zu sehen. Alles Gute zur Vollendung.

Weimar am 18. Januar 1804.

G.


942. An Schiller.

Eben war ich im Begriff anzufragen, wie es Ihnen gehe, denn bei diesem langen Auseinandersein wird es einem doch zuletzt wunderlich.

Heute habe ich zum erstenmal Madame de Stael bei mir gesehen; es bleibt immer dieselbe Empfindung; sie gerirt sich mit aller Artigkeit noch immer grob genug als Reisende zu den Hyperboreern, deren capitale alte Fichten und Eichen, deren Eisen und Bernstein sich noch so ganz wohl in Nutz und Putz verwenden ließen; indessen nöthigt sie einen doch die alten Teppiche als Gastgeschenk, und die verrosteten Waffen zur Vertheidigung hervorzuholen.

Gestern habe ich Müller gesehen, wahrscheinlich wird er heute wieder kommen. Ich werde Ihren Gruß ausrichten. Er ist über das Weimarische Lazareth freilich betroffen, denn es muß recht übel aussehen, wenn der Herzog selbst auf dem Zimmer bleibt. Bei allen diesen Unbilden habe ich den Trost daß Ihre Arbeit nicht ganz unterbrochen worden, denn das ist das einzige von dem was ich übersehe, das unersetzlich wäre; das wenige, was ich zu thun habe, kann noch allenfalls unterbleiben. Halten Sie sich ja stille, bis Sie wieder zur völligen Thätigkeit gelangen. Wegen Müllers hören Sie morgen bei Zeiten etwas. Das schönste Lebewohl.

Weimar am 23. Januar 1804.

Auch die neue Literaturzeitung schicke vielleicht noch heute Abend.

G.


943. An Schiller.

[Weimar, 24. Januar 1804.]

Noch eine Abendanfrage wie Sie sich befinden? Mit mir geht es ganz leidlich. Heute Abend war Johannes von Müller bei mir und hatte große Freude an meinen Münzschubladen. Da er so unerwartet unter lauter alte Bekannte kam, so sah man recht wie er die Geschichte in seiner Gewalt hat; denn selbst die meisten untergeordneten Figuren waren ihm gegenwärtig und er wußte von ihren Umständen und Zusammenhängen. Ich wünsche zu hören daß die Schweizer Helden sich gegen ihre Uebel wacker gehalten haben.

G.


944. An Goethe.

26. Januar 1804.

Mein Schwager läßt Sie schönstens grüßen. Die Verlobung ist am Neujahr Russischen Kalenders oder am 13. Januar des unsrigen gefeiert worden. Die Vermählung geht noch im Februar vor sich.

Cotta erkundigt sich sehr angelegentlich nach der Fortsetzung der natürlichen Tochter. Möchte ich ihm etwas Hoffnung geben können!

Er schreibt mir daß er mein Exemplar seiner Allgemeinen Zeitung, welches bisher immer über Jena gegangen, künftig dem Ihrigen beischließen werde. Vielleicht hat er schon den Anfang damit gemacht, in welchem Fall ich darum bitte.

Den Adelung erbitte mir wenn Sie ihn nicht mehr brauchen. Ich habe allerlei Fragen an dieses Orakel zu thun. Hier lege ich eine kleine poetische Aufgabe zum Dechiffriren bei.

Was beginnen Sie heut und morgen? Die lang projectirte französische Vorlesung der Madame de Stael soll wie ich höre morgen vor sich gehen. Sind Sie aber morgen Abend zu Hause und aufgelegt, so lade ich mich bei Ihnen ein, denn mich sehnt darnach, Sie zu sehen.

Sch.


945. An Schiller.

Frau von Stael war heute bei mir mit Müller, wozu der Herzog bald kam, wodurch die Unterhaltung sehr munter wurde und der Zweck, eine Uebersetzung des Fischers durchzugehen, vereitelt wurde.

Hier schicke ich meinen Adelung; verzeihen Sie daß ich den Ihrigen wohleingepackt an Voß geschickt habe, der dessen zu einer Recension von Klopstocks Grammatischen Gesprächen höchst nöthig bedurfte. Auch sende ich die ersten Stücke Zeitungen außer 1 und 2 und was mir sonst an dieser Sendung auch fehlt.

Ihr Gedicht ist ein recht artiger Stieg auf den Gotthardt, dem man sonst noch allerlei Deutungen zufügen kann, und ist ein zum Tell sehr geeignetes Lied.

Morgen Abend um fünf Uhr kommt Constant zu mir; mögen Sie mich später besuchen, so soll mir's sehr angenehm sein.

Wohl zu schlafen wünschend.

Am 26. Januar 1804.

G.


946. An Schiller.

Indem ich frage wie Sie sich befinden? und zugleich versichre, daß es mir, unter der Bedingung daß ich zu Hause bleibe, ganz leidlich gehen kann, gebe ich Nachricht von zwei Kunstwerken, die bei mir angelangt sind.

Erstlich ein Gemälde von einem alten Manieristen aus dem siebzehnten Jahrhundert, vorstellend jene Weiber, die sich entblößen, um das fliehende Heer aufzuhalten und es gegen die Feinde zurückzutreiben, mit so viel Geist, Humor und Glück vorgestellt, daß es ein wahrhaftes Behagen erregt.

Zweitens ein Stück von Calderon. Fernando, Prinz von Portugal, der zu Fez in der Sklaverei stirbt, weil er Ceuta, das man als Lösepreis für ihn fordert, nicht will herausgeben lassen. Man wird, wie bei den vorigen Stücken, aus mancherlei Ursachen im Genuß des einzelnen, besonders beim ersten Lesen, gestört; wenn man aber durch ist und die Idee sich wie ein Phönix aus den Flammen vor den Augen des Geistes emporhebt, so glaubt man nichts vortrefflichers gelesen zu haben. Es verdient gewiß neben der Andacht zum Kreuze zu stehen, ja man ordnet es höher, vielleicht weil man es zuletzt gelesen hat und weil der Gegenstand so wie die Behandlung im höchsten Sinne liebenswürdig ist. Ja ich möchte sagen, wenn die Poesie ganz von der Welt verloren ginge, so könnte man sie aus diesem Stück wieder herstellen.

Fügen Sie nun zu diesen günstigen Aspecten irgend einen Act von Tell hinzu, so kann mich in der nächsten Zeit kein Uebel anwehen.

Ruhe zu Nacht und gute Stimmung bei Tage wünscht herzlich.

Weimar am 28. Januar 1804.

G.


947. An Goethe.

[Weimar, 28. Jan. 1804.]

In meiner Abgeschiedenheit worin ich jetzt den ganzen Tag zubringe, ist mir so ein freundlicher Gruß zum Abend ein rechtes Labsal, und Sie werden mich ordentlich verwöhnen. Auf die zwei Nova bin ich sehr begierig. Der Gegenstand des Gemäldes scheint mir ganz excellent zu sein und dazu geeignet, ein Kunstwerk vom ersten Rang hervorzubringen, weil er zwei ganz entgegengesetzte Zustände sinnlich vereinigt.

Ich habe Ihnen nichts ähnlicher Art zu berichten. Neben meinem Pensum, das langsam fortrückt und wenigstens nicht stockt, habe ich die Memoires von einem tüchtigen Seemann gelesen, die mich im mittelländischen und indischen Meer herumgeführt haben, und in ihrer Art bedeutend genug sind. Schlafen Sie recht wohl; ich hoffe, Ihnen bald wieder etwas schicken zu können.

Sch.


948. An Schiller.

Mit den besten Grüßen hierbei verschiedenes:

Erstlich drei Stück Allgemeine Zeitung, wovon besonders eines, wegen einer merkwürdigen Schulchrie, wichtig ist.

2. Einige Rollen, die noch im Macbeth zu besetzen sind, weßhalb ich auch die Austheilung überschicke.

3. Ihr schönes Berglied.

4. Ein, ich fürchte, abermals verunglückter Versuch ein griechisches Trauerspiel heranzurücken; besonders scheint mir der an den alten für uns vielleicht zu schweren Schritt des Trimeters ohne Vermittlung angeknüpfte gereimte Chor sehr unglücklich.

Mögen Sie mich heute Abend besuchen, so befehlen Sie dem Ueberbringer die Stunde des Wagens.

Weimar am 8. Februar 1804.

G.


949. An Goethe.

[Weimar, 8. Februar. 1804.]

Für das überschickte danke ich allerschönstens. Mit den griechischen Dingen ist es eben eine mißliche Sache auf unserm Theater und, unbesehen des Werks, würde ich schon dagegen rathen. Hat man Ihnen nicht abseiten Wielands von einer Aufführung der Helena des Euripides gesprochen, wobei aber der Chor mit der Flöte soll begleitet werden. Ich habe schon vor fünf Wochen davon reden hören und vergessen Sie zu fragen.

Da ich mich heute in einer ganz guten Arbeitslaune befinde, so werde ich wohl einen langen Abend machen und zweifle ob ich werde ausgehen können. Leider muß ich den morgenden Tag heute zu anticipiren suchen, da ich bei Madame de Stael zu Mittag essen soll. Ihren Brief an meinen Schwager habe ich gestern expedirt und seinen Inhalt nachdrücklich empfohlen.

Sch.


950. An Schiller.

Indem ich abermals Zeitungen übersende, frage ich an ob ich das Vergnügen haben kann Sie heute Abend bei mir zu sehen. Frau von Stael und Herr von Constant werden nach fünf Uhr kommen. Ich will ein Abendessen bereit halten wenn man Lust hat da zu bleiben; es wäre sehr schön wenn Sie von der Gesellschaft sein möchten.

Weimar am 16. Februar 1804.

G.

Befehlen Sie die Stunde des Wagens.


951. An Goethe.

[Weimar, 16. Februar 1804.]

Ich bin nun dem Ziel meiner Arbeit nahe und muß mich vor allem, was mir die nöthige letzte Stimmung rauben oder verkümmern kann, sorgfältigst hüten, besonders aber vor allen französischen Freunden. Entschuldigen Sie mich also, mein theurer Freund, mit der evangelisch christlichen Liebe, die ich Ihnen in ähnlichen Fällen gleichermaßen bereit halten will.

Sch.


952. An Goethe.

[Weimar, 19. Februar 1804.]

Hier übersende mein Werk, für das ich unter gegenwärtigen Umständen nichts weiter zu thun weiß. Wenn Sie es durchlesen, bitte ich es zurückzusenden, weil der Rollenschreiber darauf wartet.

Soll es gegen Ostern gegeben werden, so müssen wir suchen es acht Tage vorher zu Stande zu bringen, um noch von Zimmermanns Gegenwart und, in Rücksicht auf die Kasse, von dem actuellen Zustand in Jena zu profitiren, der sich nach Ostern verändern kann. Dann müßte aber wegen der anzuschaffenden Kleider und der erforderlichen Decorationen schleunige Resolution gefaßt werden, auch müßte man den Macbeth verschieben. Das Einstudiren der Rollen macht keine Schwierigkeit, da die größte von keinem beträchtlichen Umfang ist.

Meine Idee wegen der Rollenbesetzung lege ich bei. Sie ersehen daraus, wie schwer es sein würde, Zimmermanns Rolle zu besetzen. Muß man sich nach Ostern auch ohne ihn helfen, so geht es dann eher an als wenn gleich der erste Eindruck trüb ist.

Ich bin von diesen Besorgungen und auch von dem Wetter sehr angegriffen und muß mich noch einige Tage zu Hause halten. Wollen Sie aber mit Beckern und Genast, so wie auch mit Meyern und Heideloff sprechen, so kann die Sache doch vorwärts gehen.

Sch.


953. An Schiller.

Eben war ich im Begriff nach Ihnen und Ihrer Arbeit zu fragen; denn nichts von Ihnen zu sehen und zu hören wurde mir zuletzt doch allzulästig. Der Anblick des Stücks und der Rollenauftheilung hat mich sehr vergnügt. Ich sollte denken man müßte die Vorstellung vor Ostern zu Stande bringen, obgleich nur knapp; freilich mit dem Ausschreiben der Rollen müßte es behend gehen. Ich dächte man setzte einige Schreiber zusammen die zu gleicher Zeit schreiben müßten. Doch davon sobald ich gelesen habe. Jetzt nur recht herzlichen Dank.

Weimar am 19. Februar 1804.

G.


954. An Schiller.

Das Werk ist fürtrefflich gerathen, und hat mir einen schönen Abend verschafft. Einige Bedenklichkeiten wegen der Aufführung vor Ostern sind mir beigegangen. Mögen Sie um zwölf Uhr fahren, so komme ich Sie abzuholen.

Den 21. Februar 1804.

G.


955. An Goethe.

[Weimar, 24. Febr. 1804.]

Anbei übersende die Rollen vom Tell, mit meiner Besetzung, und bitte Sie, nun das weitere darüber zu verfügen.

Ich habe drei neue Weiber darin creirt, um die drei noch übrigen Schauspielerinnen mit Antheil in das Stück hineinzuziehen, weil sie nicht gern Statisten machen. Die Müller bleibt ganz weg.

Heute Abend werden wir uns bei Madame sehen. Gestern haben wir Sie recht vermißt; es ist manches lustige vorgefallen, worüber wir uns noch in künftigen Tagen unter uns ergötzen wollen.

Sch.


956. An Goethe.

Es ist mir recht zum Trost, daß Sie sich des Tell annehmen wollen. Wenn ich mich irgend erträglich fühle, komme ich gewiß; ich habe mich seitdem ich Sie bei der Leseprobe zum letztenmal gesehen gar nicht wohl befunden, denn das Wetter setzt mir gar sehr zu, auch ist mir nach der Abreise unsrer Freundin nicht anders zu Muth, als wenn ich eine große Krankheit ausgestanden.

Sch.


957. An Schiller.

Mögen Sie wohl die zwei ersten Akte ansehn? Wo das weiße Papier eingeheftet ist, fehlt eine Scene zwischen Weislingen und Adelheid. Wenn Sie nichts zu erinnern haben, ließe ich wenigstens von vorn herein die Rollen abschreiben.

Den 12. März 1804.

G.


958. An Goethe.

[Weimar, 15. März 1804.]

Haben Sie die Güte, die Stelle quaestionis nun anzusehen, ob sie so gehen kann. Eine bedeutende Aenderung läßt sich jetzt freilich nicht mehr versuchen, doch hoffe ich, daß jetzt kein unerlaubter Sprung mehr dabei ist.

Wenn Sie nichts zu erinnern finden, so senden Sie mir das Blatt zurück, daß ich in den Rollen das nöthige sogleich für die heutige Probe abändern kann.

Sch.


959. An Schiller.

Sagen Sie mir doch wie es mit Ihnen und den Ihrigen steht? Ob Sie heute die Hussiten besuchen? Ob Sie mich heute Abend mit Ihrer Gegenwart erfreuen wollen? oder was Ihre Zustände sonst mit sich führen?

Den 2. April 1804.

G.


960. An Goethe.

[Weimar, 4. April 1804.]

Die Recension ist geistreich und lichtvoll; so viel Uebereinstimmung in den Hauptprincipien zu finden, muß mich billig erfreuen, wenn auch über einzelne Besonderheiten noch controversirt wird. Auch über diese dächte ich mit einem so sinnverwandten Kunstrichter allenfalls noch einig werden zu können.

Mündlich ein weiteres. Wenn Sie nichts andres vorhaben, so will ich mich heut Abend um Sieben einstellen. In mein Haus, wo noch ein Hustenlazareth ist, kann ich Sie nicht einladen.

Sch.


961. An Schiller.

I.

  1. Mit Macbeth und Banko kommen einige, damit letzterer fragen könne: Wie weit ist's noch nach Foris?

II.

  1. Die Glocke ruft. Darf nicht geklingelt werden, man hört vielmehr einen Glockenschlag.
  2. Der Alte sollte sich setzen, oder fortgehen. Mit einer kleinen Veränderung schlöße Macduff den Act.

III.

  1. Der Bursche, der Macbeth bedient, wäre besser anzuziehen und einigermaßen als Edelknabe herauszuputzen.
  2. Eylensteins Mantel ist zu enge. Es wäre noch eine Bahn einzusetzen.
  3. Bei Bankos Mord sollte man ganz Nacht machen.
  4. Die Früchte auf der Tafel sind mehr ins Rothe zu malen.
  5. Bankos Geist sieht mir in dem Wams zu prosaisch aus. Doch weiß ich nicht bestimmt anzugeben wie ich ihn anders wünsche.

IV.

  1. Die Hexen sollten unter den Schleiern Drahtgestelle haben daß die Köpfe nicht zu glatt erscheinen. Vielleicht gäbe man ihnen Kränze die einigermaßen putzten, zur Nachahmung der Sibyllen.
  2. Da nach der Hexenscene bei uns der Horizont fällt, so müßte Macbeth nicht sagen: Komm herein du draußen &c; denn dieß supponirt die Scene in der Höhle.

V.

  1. Lady wäscht oder reibt eine Hand um die andre.
  2. Die Schilder wären aufzumalen.
  3. Macbeth müßte sich doch, wenigstens zum Theil auf dem Theater rüsten; sonst hat er zu viel zu sprechen was keinen sinnlichen Bezug hat.
  4. Er sollte nicht im Hermelinmantel fechten.

Den 16. April 1804.

G.


962. An Goethe.

Herr Dr. Kohlrausch ein Hannoveraner, der aus Rom kommt und Frau von Humboldt begleitet, wünscht sich Ihnen vorzustellen. Er wird Sie gewiß interessiren, und Ihnen von Humboldt und von Italienischen Sachen erzählen.

Ich habe nichts neues zu berichten, denn ich habe wenig erfahren, noch weniger gethan. Die Maschine ist noch nicht im Gange.

Für die Rollen welche erledigt sind, habe ich zum Theil Rath geschafft. Bei den übrigen mag es anstehen bis zu Ihrer Zurückkunft.

Heavtontimorumenos ward heute gegeben, aber auch beerdigt. Es hat sich keine Hand rühren wollen und das Haus war leer. Hoffentlich wird unser Freund nun den Terenz in Frieden lassen.

Leben Sie wohl und kommen bald wieder. Mein ganzes Haus grüßt Sie.

Den 20. Mai 1804.

Sch.


963. An Schiller.

Möchten Sie mir sagen wie Sie Ihren Tag einrichten? Bis etwa sieben Uhr würde ich im Garten zu finden sein. Nachher im Hause.

Den 19. Juni 1804.

G.


964. An Goethe.

Dank für die schönen Sachen, die ich Ihnen heute Abend, wenn Sie mich haben wollen, mitbringen werde. Die Reise nach Jena wird etwa in sechs oder sieben Tagen vor sich gehen. Vorher hoffen wir Sie auch noch einen Abend bei uns zu sehen.

Endlich eine Charlotte Corday, die ich zwar mit Zweifel und Bangigkeit in die Hand nehme, aber doch ist die Neugier groß.

Sch.


965. An Schiller.

Schon einige Zeit ließ ich die Allgemeine Zeitung uneröffnet und da ist auch Ihr Exemplar zurückgeblieben. Hier kommen sie auf einmal und dienen wohl zur Unterhaltung.

Ich habe mich die Zeit über an den Götz gehalten und hoffe ein rein Manuscript und die ausgeschriebenen Rollen zu haben, eh die Schauspieler wieder kommen; dann wollen wir es außer uns sehen und das weitere überlegen. Wenn es mit der Länge nur einigermaßen geht, so habe ich wegen des übrigen keine Sorge.

Schreiben Sie mir daß Sie thätig und daß die Ihrigen wohl sind.

Haben Sie Dank, daß Sie Eichstädt gut aufgenommen, worüber er große Freude hegt.

Leben Sie wohl und gedenken mein.

Weimar den 25. Juli 1804.

G.


966. An Goethe.

Jena, 3. August 1804.

Ich habe freilich einen harten Anfall ausgestanden und es hätte leicht schlimm werden können, aber die Gefahr wurde glücklich abgewendet; alles geht nun wieder besser, wenn mich nur die unerträgliche Hitze zu Kräften kommen ließe. Eine plötzliche große Nervenschwächung in solch einer Jahrszeit ist in der That fast ertödtend, und ich spüre seit den acht Tagen, daß mein Uebel sich gelegt, kaum einen Zuwachs von Kräften, obgleich der Kopf ziemlich hell und der Appetit wieder ganz hergestellt ist.

Mich freut sehr zu hören, daß Sie mit dem Götz von Berlichingen schon so weit sind und daß wir also dieser theatralischen Festlichkeit mit Gewißheit entgegensehen können.

Graf Geßler ist gegenwärtig hier und bleibt wohl noch ein acht Tage. Vielleicht kommen Sie in dieser Zeit einmal herüber.

Mit der Bodischen Recension von Kotzebue ist es freilich eine böse Sache; aber man könnte eine Allgemeine Lit. Zeitung gar nicht unternehmen, wenn man es so gar genau nehmen wollte. Ich dachte also, man ließe das Werk, mutatis mutandis und besonders verkürzt, in Gottes Namen drucken, weil es doch wenigstens immer an die Hauptgriefs die man gegen Kotzebue hat, erinnert und nur unzureichend, aber nicht eigentlich falsch ist.

Beiliegende Melodien zu dem Tell schickt man mir aus Berlin. Sie lassen sie wohl einmal von Destouches oder sonst jemand spielen und sehen was daran ist.

Bei mir ist alles wohl und grüßt Sie schönstens.

Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich den Freunden, besonders der Frau von Stein.

Sch.


967. An Schiller.

Ihre Hand wieder zu sehen war mir höchst erfreulich. Ueber Ihren Unfall, den ich spät erfuhr, habe ich gemurrt und mich geärgert, so wie sich meine Schmerzen gewöhnlich auslassen. Sehr herzlich freue ich mich daß es besser geht. Halten Sie sich nur ruhig in dieser heißen Zeit.

Von Zelter folgt hier ein Brief an mich und Sie. Es ist eine grundwackre und treffliche Natur, die unter Päpsten und Cardinälen, zu recht derber Zeit, hätte sollen geboren werden. Wie jämmerlich ist es ihn, auf diesem Sand, nach dem Elemente seines Ursprungs schnappen zu sehen.

Graf Geßler grüßen Sie aufs beste: wenn mir es möglich ist, komme ich in der nächsten Woche hinüber.

Die Kotzebuische Recension betreffend trete ich gern Ihrer Meinung bei. Wollten Sie Hofrath Eichstädt darnach berathen, so würde ja auch diese Ladung auslaufen können.

An dem Wohl der Ihrigen, der ältern und der neuesten, nehme ich aufrichtigen Antheil und wünsche uns bald wieder vereinigt zu sehen.

Frau von Wolzogen viel Empfehlungen.

Weimar den 5. August 1804.

G.


968. An Schiller.

Hier eine sonderbare, fast möcht ich sagen traurige Lectüre. Wenn man nicht so viele falsche Tendenzen gehabt hätte und noch hätte, mit halbem Bewußtsein, so begriffe man nicht wie die Menschen so wunderliches Zeug machen könnten. Ich hoffe Sie heut zu sehen.

Den 10. September 1804.

G.


969. An Schiller.

Hier auf Ihre gestrige Anregung ein Aufsatz! mögen Sie ihn gefällig durchdenken und mir mit Ihrem guten Rathe beistehen!

Den 2. October 1804.

G.


970. An Schiller.

Möchten Sie mir das Rochlitzische Stück, Lor. Stark, und die beiden andern wieder zukommen lassen, so würde ich für die Zukunft einiges überlegen und einleiten. Nächstens mündlich mehr.

Den 28. October 1804.

Goethe.


971. An Schiller.

Ich möchte Sie nicht stören, und doch erfahren wie die Geschäfte stehen und gehen? Sagen Sie mir Ein Wort und ob man morgen zusammen käme?

Den 5. November 1804.

G.


972. An Schiller.

Verzeihen Sie, Bester, wenn ich noch nicht auf das bewußte antwortete. In meinem Kopfe sieht's noch gar wüst aus.

Nur muß ich melden, daß die Minerva Velletri angekommen ist und ganz verwundert aussieht das Christfest mitfeiern zu sollen. Alles gute!

Den 20. December 1804.

G.


973. An Schiller.

Mit einer Anfrage, wie Sie sich befinden, will ich über unsere Angelegenheit nur einiges sagen, damit Sie vorläufig erfahren, wie es steht. Die Hälfte der Uebersetzung glaube ich in der Mitte Januars, die andre Hälfte zu Ende abliefern zu können. Mit dem was dabei zu sagen wäre, sieht es schon etwas weitschichtiger aus. Anfangs geht man ins Wasser und glaubt man wolle wohl durchwaten, bis es immer tiefer wird und man sich zum Schwimmen genöthigt sieht. Die Bombe dieses Gesprächs platzt gerade in der Mitte der französischen Literatur und man muß sich recht zusammen nehmen, um zu zeigen, wie und was sie trifft. Ueberdieß lebt Palissot noch im vier und siebenzigsten Jahre, wenn er nicht vergangenes Jahr gestorben ist; um so mehr muß man sich hüten keine Blößen zu geben.

Auch ist manche kritische Bestimmung innerhalb des Dialogs schwerer als ich anfangs dachte. Das Stück, die Philosophen, erscheint darin als ein erst kurz gegebenes und es ward den 20sten Mai 1760 zum erstenmal in Paris gespielt. Der alte Rameau lebte noch. Dieß setzte die Epoche also wenigstens vor 1764, wo er starb. Nun wird aber der trois siècles de la Litérature françoise gedacht, die erst 1772 herausgekommen sind. Man müßte also annehmen, daß der Dialog früher geschrieben und nachher wieder aufgefrischt worden sei, wodurch solche Anachronismen wohl entstehen können. Bis man aber in solchen Dingen etwas ausspricht, muß man sich überall umsehen. Wann also diese Zugabe fertig werden könnte, ist schwerer zu berechnen, da ich auch vor Ostern die Schilderung Winckelmanns liefern muß, die doch auch nicht aus dem Stegreif gemacht werden kann. Welches alles ich zu gefälliger Betrachtung einstweilen habe melden sollen. Uebrigens befinde ich mich ganz leidlich und nicht ganz unthätig. Der ich in Erwartung eines Bessern ein Gleiches wünsche

Den 21. December [1803].

Goethe.


974. An Schiller.

[Weimar, 24. Dec. 1804.]

Gern hätte ich Sie heut besucht um Ihnen zu sagen, daß die Arbeit frisch fort geht, wenn ich mich nur an die Luft wagen dürfte. Ueber einige Bedenklichkeiten möchte ich mir Ihren Rath erbitten. Ich denke es wird sich alles machen lassen, nur dürfte vorläufig keine Anzeige ins Publikum. Wenn das Werk erscheinen soll so muß es unvorbereitet und unerwartet kommen, doch hiervon mündlich. Leben Sie heiter und thätig.

G.



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