Friedrich Schiller
Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe - Erster Band
Friedrich Schiller

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An
Seine Majestät
den
König von Bayern.

 

Allerdurchlauchtigster,
Allergnädigst regierender König und Herr,

In Bezug auf die von Ew. Königl. Majestät zu meinem unvergeßlichen Freunde gnädigst gefaßte Neigung mußte mir gar oft, bei abschließlicher Durchsicht des mit ihm vieljährig gepflogenen Briefwechsels, die Ueberzeugung beigehen: wie sehr demselben das Glück, Ew. Majestät anzugehören, wäre zu wünschen gewesen. Jetzt da ich nach beendigter Arbeit von ihm abermals zu scheiden genöthigt bin, beschäftigen mich ganz eigene, jedoch dieser Lage nicht ungemäße Gedanken.

In Zeiten, wenn uns eine wichtige, auf unser Leben einflußreiche Person verläßt, pflegen wir auf unser eigenes Selbst zurückzukehren, gewohnt nur dasjenige schmerzlich zu empfinden, was wir persönlich für die Folge zu entbehren haben. In meiner Lage war dieß von der größten Bedeutung: denn mir fehlte nunmehr eine innig vertraute Theilnahme, ich vermißte eine geistreiche Anregung und was nur einen löblichen Wetteifer befördern konnte. Dieß empfand ich damals auf's schmerzlichste; aber der Gedanke, wie viel auch Er von Glück und Genuß verloren, drang sich mir erst lebhaft auf, seit ich Ew. Majestät höchster Gunst und Gnade, Theilnahme und Mittheilung, Auszeichnung und Bereicherung, wodurch ich frische Anmuth über meine hohen Jahre verbreitet sah, mich zu erfreuen hatte.

Nun ward ich zu dem Gedanken und der Vorstellung geführt, daß auf Ew. Majestät ausgesprochene Gesinnungen dieses alles dem Freunde in hohem Maße wiederfahren wäre; um so erwünschter und förderlicher, als er das Glück in frischen vermögsamen Jahren hätte genießen können. Durch allerhöchste Gunst wäre sein Daseyn durchaus erleichtert, häusliche Sorgen entfernt, seine Umgebung erweitert, derselbe auch wohl in ein heilsameres besseres Klima versetzt worden, seine Arbeiten hätte man dadurch belebt und beschleunigt gesehen, dem höchsten Gönner selbst zu fortwährender Freude, und der Welt zu dauernder Erbauung.

Wäre nun das Leben des Dichters auf diese Weise Ew. Majestät gewidmet gewesen, so dürfen wohl auch diese Briefe, die einen wichtigen Theil des strebsamsten Daseyns darstellen, Allerhöchstdenenselben bescheiden vorgelegt werden. Sie geben ein treues unmittelbares Bild, und lassen erfreulich sehen: wie in Freundschaft und Einigkeit mit manchen untereinander Wohlgesinnten, besonders auch mit mir, er unablässig gestrebt und gewirkt, und, wenn auch körperlich leidend, im Geistigen doch immer sich gleich und über alles Gemeine und Mittlere stets erhaben gewesen.

Seyen also diese sorgfältig erhaltenen Erinnerungen hiemit zur rechten Stelle gebracht, in der Ueberzeugung, Ew. Majestät werden gegen den Ueberbliebenen, sowohl aus eigner höchster Bewegung, als auch um des abgeschiedenen Freundes willen, die bisher zugewandte Gnade fernerhin bewahren, damit, wenn es mir auch nicht verliehen war, in jene ausgebreitete königliche Thätigkeit eingeordnet mitzuwirken, mir doch das erhebende Gefühl fortdaure, mit dankbarem Herzen die großen Unternehmungen segnend, dem Geleisteten und dessen weitausgreifendem Einfluß nicht fremd geblieben zu seyn.

In reinster Verehrung mit unverbrüchlicher Dankbarkeit lebenswierig verharrend

Weimar den 18. October 1829.

Ew. Königl. Majestät
 

allerunterthänigster Diener          

Johann Wolfgang von Goethe.


1. An Goethe.

Hochwohlgeborner Herr,                                    
Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath!

Beiliegendes Blatt enthält den Wunsch einer, Sie unbegrenzt hochschätzenden, Gesellschaft, die Zeitschrift, von der die Rede ist, mit Ihren Beiträgen zu beehren, über deren Rang und Werth nur Eine Stimme unter uns sein kann. Der Entschluß Euer Hochwohlgeboren, diese Unternehmung durch Ihren Beitritt zu unterstützen, wird für den glücklichen Erfolg derselben entscheidend sein, und mit größter Bereitwilligkeit unterwerfen wir uns allen Bedingungen, unter welchen Sie uns denselben zusagen wollen.

Hier in Jena haben sich die H. H. Fichte, Woltmann und von Humboldt zur Herausgabe dieser Zeitschrift mit mir vereinigt, und da, einer nothwendigen Einrichtung gemäß, über alle einlaufenden Manuscripte die Urtheile eines engern Ausschusses eingeholt werden sollen, so würden Ew. Hochwohlgeboren uns unendlich verpflichten, wenn Sie erlauben wollten, daß Ihnen zu Zeiten eins der eingesandten Manuskripte dürfte zur Beurtheilung vorgelegt werden. Je größer und näher der Antheil ist, dessen Sie unsre Unternehmung würdigen, desto mehr wird der Werth derselben bei demjenigen Publicum steigen, dessen Beifall uns der wichtigste ist. Hochachtungsvoll verharre ich

Euer Hochwohlgeboren
gehorsamster Diener und aufrichtigster Verehrer

Jena 13. Juni 1794.

F. Schiller.

 

Die Horen.Das Folgende ist die als Manuscript auf ein Folioblatt mit lateinischen Lettern gedruckte Einladung; »Die Horen« ist von Schiller übergeschrieben.

Unter diesem Titel wird mit dem Anfang des Jahrs 1795 eine Monatsschrift erscheinen, zu deren Verfertigung eine Gesellschaft bekannter Gelehrten sich vereinigt hat. Sie wird sich über alles verbreiten, was mit Geschmack und philosophischem Geiste behandelt werden kann, und also sowohl philosophischen Untersuchungen, als historischen und poetischen Darstellungen offen stehen. Alles, was entweder bloß den gelehrten Leser interessiren, oder was bloß den nichtgelehrten befriedigen kann, wird davon ausgeschlossen sein; vorzüglich aber und unbedingt wird sie sich alles verbieten, was sich auf Staatsreligion und politische Verfassung bezieht. Man widmet sie der schönen Welt zum Unterricht und zur Bildung, und der gelehrten zu einer freien Forschung der Wahrheit und zu einem fruchtbaren Umtausch der Ideen; und indem man bemüht sein wird, die Wissenschaft selbst, durch den innern Gehalt, zu bereichern, hofft man zugleich den Kreis der Leser durch die Form zu erweitern.

Unter der großen Menge von Zeitschriften ähnlichen Inhalts dürfte es vielleicht schwer sein, Gehör zu finden, und, nach so vielen verunglückten Versuchen in dieser Art, noch schwerer, sich Glauben zu verschaffen. Ob die Herausgeber der gegenwärtigen Monatsfrist gegründetere Hoffnungen haben, wird sich am besten aus den Mitteln abnehmen lassen, die man zu Erreichung jenes Zweckes eingeschlagen hat.

Nur der innere Werth einer literarischen Unternehmung ist es, der ihr ein dauerndes Glück bei dem Publicum versichern kann; auf der andern Seite aber ist es nur dieses Glück, welches ihrem Urheber den Muth und die Kräfte gibt, etwas beträchtliches auf ihren Werth zu verwenden. Die große Schwierigkeit also ist, daß der Erfolg gewissermaßen schon realisirt sein müßte, um den Aufwand, durch den allein er zu realisiren ist, möglich zu machen. Aus diesem Zirkel ist kein anderer Ausweg, als daß ein unternehmender Mann an jenen problematischen Erfolg so viel wage, als etwa nöthig sein dürfte, ihn gewiß zu machen.

Für Zeitschriften dieses Inhalts fehlt es gar nicht an einem zahlreichen Publicum, aber in dieses Publicum theilen sich zu viele einzelne Journale. Würde man die Käufer aller hieher gehörigen Journale zusammenzählen, so würde sich eine Anzahl entdecken lassen, welche hinreichend wäre, auch die kostbarste Unternehmung im Gange zu erhalten. Diese ganze Anzahl nun steht derjenigen Zeitschrift zu Gebot, die alle die Vortheile in sich vereinigt, wodurch jene Schriften im einzelnen bestehn, ohne den Kaufpreis einer einzelnen unter denselben beträchtlich zu übersteigen.

Jeder Schriftsteller von Verdienst hat in der lesenden Welt seinen eigenen Kreis, und selbst der am meisten gelesene hat nur einen größern Kreis in derselben. So weit ist es noch nicht mit der Cultur der Deutschen gekommen, daß sich das, was den Besten gefällt, in Jedermanns Händen finden sollte. Treten nun die vorzüglichsten Schriftsteller der Nation in eine literarische Association zusammen, so verewigen sie eben durch das vorher getheilt gewesene Publicum, und das Werk an welchem alle Antheil nehmen, wird die ganze lesende Welt zu seinem Publicum haben. Dadurch aber ist man im Stande, jedem Einzelnen alle die Vortheile anzubieten, die der allerweiteste Kreis der Leser und Käufer einem Autor nur immer verschaffen kann.

Ein Verleger der diesem Unternehmen in jeder Rücksicht gewachsen ist, hat sich bereits in dem Buchhändler Cotta von Tübingen gefunden, und ist bereit, sie ins Werk zu richten, sobald die erforderliche Anzahl von Mitarbeitern sich zusammengefunden haben wird. Jeder Schriftsteller, an den man diese Anzeige sendet, wird also um Beitritt an dieser Societät eingeladen, und man hofft dafür gesorgt zu haben, daß er in keiner Gesellschaft, die seiner unwürdig wäre, vor dem Publicum auftreten soll. Da aber die ganze Unternehmung nur unter der Bedingung einer gehörigen Anzahl von Theilnehmern möglich ist, so kann man keinem der eingeladenen Schriftsteller zugestehn, seinen Beitritt bis nach Erscheinung des Journals aufzuschieben, weil man schon vorläufig wissen muß, auf wen man zu rechnen hat, um an die Ausführung auch nur denken zu können. Sobald aber die erforderliche Anzahl sich zusammengefunden hat, wird solches jedem Theilnehmer an der Zeitschrift unverzüglich bekannt gemacht werden.

Jeden Monat ist man übereingekommen, ein Stück von 9 Bogen in Median zu liefern; der gedruckte Bogen wird mit sechs Louisd'ors in Golde bezahlt. Dafür verspricht der Verfasser, von diesen einmal abgedruckten Aufsätzen drei Jahre nach ihrer Erscheinung keinen andern öffentlichen Gebrauch zu machen, es sei denn, daß beträchtliche Veränderungen damit vorgenommen worden wären.

Obgleich von denjenigen Gelehrten, deren Beiträge man sich ausbittet, nichts, was ihrer selbst und einer solchen Zeitschrift nicht ganz würdig wäre, zu befürchten ist, so hat man doch, aus leicht begreiflichen Gründen, die Verfügung getroffen, daß kein Manuscript eher dem Druck übergeben werde, als bis es einer dazu bestimmten Anzahl von Mitgliedern zur Beurtheilung vorgelegt worden ist. Dieser Convention werden sich die H. H. Theilnehmer um so eher unterwerfen, als sie versichert sein können, daß höchstens nur die relative Zweckmäßigkeit ihrer Beiträge in Rücksicht auf den Plan und das Interesse des Journals zur Frage kommen kann. Eigenmächtige Abänderungen wird weder der Redacteur noch der Ausschuß sich in den Manuscripten erlauben. Sollten welche nöthig sein, so versteht es sich von selbst, daß man den Verfasser ersuchen wird, sie selbst vorzunehmen. Der Abdruck der Manuscripte wird sich nach der Ordnung richten, in der sie eingesandt werden, soweit dieses mit der nöthigen Mannigfaltigkeit des Inhalts in den einzelnen Monatsstücken bestehen kann. Eben diese Mannigfaltigkeit macht die Verfügung nothwendig, daß kein Beitrag durch mehr als drei Stücke fortgesetzt werde, und in keinem einzelnen Stück mehr als sechzig Seiten einnehme.

Briefe und Manuscripte sendet man an den Redacteur dieser Monatsschrift, der den Hn. Hn. Verfassern für ihre eingesandten Beiträge steht, und bereit ist, jedem, sobald es verlangt wird, Rechnung davon abzulegen.

Daß von dieser Anzeige kein öffentlicher Gebrauch zu machen sei, wird kaum nöthig sein zu erinnern.

Jena am 13. Juni 1794.

Friedrich Schiller,            
Hofrath und Professor zu Jena.


2. An Schiller.

Ew. Wohlgeboren

eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift welche Sie herauszugeben gedenken, als auf die Theilnahme zu der Sie mich einladen. Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft sein.

Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden das zu einer solchen Sammlung zweckmäßig wäre, so theile ich es gerne mit; gewiß aber wird eine nähere Verbindung mit so wackern Männern, als die Unternehmer sind, manches, das bei mir ins Stocken gerathen ist, wieder in einen lebhaften Gang bringen.

Schon eine sehr interessante Unterhaltung wird es werden, sich über die Grundsätze zu vereinigen, nach welchen man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat, wie über Gehalt und Form zu wachen, um diese Zeitschrift vor andern auszuzeichnen und sie bei ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten.

Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen und empfehle mich Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern aufs beste.

Weimar 24. Juni 1794.

Goethe.


3. An Schiller.

Sie erhalten hierbei die Schocherische Abhandlung mit Danke zurück; das was ich davon verstehe, gefällt mir recht wohl, das übrige wird er mit der Zeit ja wohl aufklären.

Zugleich sende Diderot und Moritz und hoffe dadurch meine Sendung nützlich und angenehm zu machen.

Erhalten Sie mir ein freundschaftliches Andenken und sein Sie versichert, daß ich mich auf eine öftere Auswechslung der Ideen mit Ihnen recht lebhaft freue. Empfehlen Sie mich in Ihrem Zirkel. Unvermuthet wird es mir zur Pflicht, mit nach Dessau zu gehen, und ich entbehre dadurch ein baldiges Wiedersehen meiner Jenaischen Freunde.

Weimar den 25. Juli 1794.

Goethe.


4. An Goethe.

Jena den 23. August 1794.

Man brachte mir gestern die angenehme Nachricht, daß Sie von Ihrer Reise wieder zurückgekommen seien. Wir haben also wieder Hoffnung, Sie vielleicht bald einmal bei uns zu sehen, welches ich an meinem Theil herzlich wünsche. Die neulichen Unterhaltungen mit Ihnen haben meine ganze Ideenmasse in Bewegung gebracht, denn sie betrafen einen Gegenstand, der mich seit etlichen Jahren lebhaft beschäftigt. Ueber so manches, worüber ich mit mir selbst nicht recht einig werden konnte, hat die Anschauung Ihres Geistes (denn so muß ich den Totaleindruck Ihrer Ideen auf mich nennen) ein unerwartetes Licht in mir angesteckt. Mir fehlte das Object, der Körper, zu mehreren speculativischen Ideen, und Sie brachten mich auf die Spur davon. Ihr beobachtender Blick, der so still und rein auf den Dingen ruht, setzt Sie nie in Gefahr, auf den Abweg zu gerathen, in den sowohl die Speculation als die willkürliche und bloß sich selbst gehorchende Einbildungskraft sich so leicht verirrt. In Ihrer richtigen Intuition liegt alles und weit vollständiger, was die Analysis mühsam sucht, und nur weil es als ein Ganzes in Ihnen liegt, ist Ihnen Ihr eigener Reichthum verborgen: denn leider wissen wir nur das, was wir scheiden. Geister Ihrer Art wissen daher selten, wie weit sie gedrungen sind, und wie wenig Ursache sie haben, von der Philosophie zu borgen, die nur von ihnen lernen kann. Diese kann bloß zergliedern, was ihr gegeben wird, aber das Geben selbst ist nicht die Sache des Analytikers, sondern des Genies, welches unter dem dunkeln, aber sichern Einfluß reiner Vernunft nach objectiven Gesetzen verbindet.

Lange schon habe ich, obgleich aus ziemlicher Ferne, dem Gang Ihres Geistes zugesehen, und den Weg, den Sie sich vorgezeichnet haben, mit immer erneuerter Bewunderung bemerkt. Sie suchen das Notwendige der Natur, aber Sie suchen es auf dem schweresten Wege, vor welchem jede schwächere Kraft sich wohl hüten wird. Sie nehmen die ganze Natur zusammen, um über das Einzelne Licht zu bekommen; in der Allheit ihrer Erscheinungsarten suchen Sie den Erklärungsgrund für das Individuum auf. Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu der mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, genetisch aus den Materialien des ganzen Naturgebäudes zu erbauen. Dadurch, daß Sie ihn der Natur gleichsam nacherschaffen, suchen Sie in seine verborgene Technik einzudringen. Eine große und wahrhaft heldenmäßige Idee, die zur Genüge zeigt, wie sehr Ihr Geist das reiche Ganze seiner Vorstellungen in einer schönen Einheit zusammenhält. Sie können niemals gehofft haben, daß Ihr Leben zu einem solchen Ziele zureichen werde, aber einen solchen Weg auch nur einzuschlagen, ist mehr werth, als jeden andern zu endigen, – und Sie haben gewählt, wie Achill in der Ilias zwischen Phthia und der Unsterblichkeit. Wären Sie als ein Grieche, ja nur als ein Italiener geboren worden, und hätte schon von der Wiege an eine auserlesene Natur und eine idealisirende Kunst Sie umgeben, so wäre Ihr Weg unendlich verkürzt, vielleicht ganz überflüssig gemacht worden. Schon in die erste Anschauung der Dinge hätten Sie dann die Form des Nothwendigen aufgenommen, und mit Ihren ersten Erfahrungen hätte sich der große Styl in Ihnen entwickelt. Nun, da Sie ein Deutscher geboren sind, da Ihr griechischer Geist in diese nordische Schöpfung geworfen wurde, so blieb Ihnen keine andere Wahl, als entweder selbst zum nordischen Künstler zu werden, oder Ihrer Imagination das, was ihr die Wirklichkeit vorenthielt, durch Nachhülfe der Denkkraft zu ersetzen, und so gleichsam von innen heraus und auf einem rationalen Wege ein Griechenland zu gebären. In derjenigen Lebensepoche, wo die Seele sich aus der äußern Welt ihre innere bildet, von mangelhaften Gestalten umringt, hatten Sie schon eine wilde und nordische Natur in sich aufgenommen, als Ihr siegendes, seinem Material überlegenes Genie diesen Mangel von innen entdeckte, und von außen her durch die Bekanntschaft mit der griechischen Natur davon vergewissert wurde. Jetzt mußten Sie die alte, Ihrer Einbildungskraft schon aufgedrungene schlechtere Natur nach dem besseren Muster, das Ihr bildender Geist sich erschuf, corrigiren, und das kann nun freilich nicht anders als nach leitenden Begriffen von Statten gehen. Aber diese logische Richtung, welche der Geist bei der Reflexion zu nehmen genöthigt ist, verträgt sich nicht wohl mit der ästhetischen, durch welche allein er bildet. Sie hatten also eine Arbeit mehr: denn so wie Sie von der Anschauung zur Abstraction übergingen, so mußten Sie nun rückwärts Begriffe wieder in Intuitionen umsetzen, und Gedanken in Gefühle verwandeln, weil nur durch diese das Genie hervorbringen kann.

So ungefähr beurtheile ich den Gang Ihres Geistes, und ob ich Recht habe, werden Sie selbst am besten wissen. Was Sie aber schwerlich wissen können (weil das Genie sich immer selbst das größte Geheimniß ist), ist die schöne Uebereinstimmung Ihres philosophischen Instinctes mit den reinsten Resultaten der speculirenden Vernunft. Beim ersten Anblicke zwar scheint es, als könnte es keine größeren Opposita geben, als den speculativen Geist, der von der Einheit, und den intuitiven, der von der Mannigfaltigkeit ausgeht. Sucht aber der erste mit keuschem und treuem Sinn die Erfahrung, und sucht der letzte mit selbstthätiger freier Denkkraft das Gesetz, so kann es gar nicht fehlen, daß nicht beide einander auf halbem Wege begegnen werden. Zwar hat der intuitive Geist nur mit Individuen und der speculative nur mit Gattungen zu thun. Ist aber der intuitive genialisch, und sucht er in dem Empirischen den Charakter der Nothwendigkeit auf, so wird er zwar immer Individuen, aber mit dem Charakter der Gattung erzeugen: und ist der speculative Geist genialisch, und verliert er, indem er sich darüber erhebt, die Erfahrung nicht, so wird er zwar immer nur Gattungen, aber mit der Möglichkeit des Lebens und mit gegründeter Beziehung auf wirkliche Objecte erzeugen.

Aber ich bemerke, daß ich anstatt eines Briefes eine Abhandlung zu schreiben im Begriff bin – verzeihen Sie es dem lebhaften Interesse, womit dieser Gegenstand mich erfüllt hat; und sollten Sie Ihr Bild in diesem Spiegel nicht erkennen, so bitte ich sehr, fliehen Sie ihn darum nicht.

Die kleine Schrift von Moritz, die Herr v. Humboldt sich noch auf einige Tage ausbittet, habe ich mit großem Interesse gelesen, und danke derselben einige sehr wichtige Belehrungen. Es ist eine wahre Freude, sich von einem instinctartigen Verfahren, welches auch gar leicht irre führen kann, eine deutliche Rechenschaft zu geben, und so Gefühle durch Gesetze zu berichtigen. Wenn man die Moritzischen Ideen verfolgt, so sieht man nach und nach in die Anarchie der Sprache eine gar schöne Ordnung kommen, und entdeckt sich bei dieser Gelegenheit gleich der Mangel und die Grenze unserer Sprache sehr, so erfährt man doch auch ihre Stärke, und weiß nun, wie und wozu man sie zu brauchen hat.

Das Product von Diderot, besonders der erste Theil, ist sehr unterhaltend, und für einen solchen Gegenstand auch mit einer recht erbaulichen Decenz behandelt. Auch diese Schrift bitte ich noch einige Tage hier behalten zu dürfen.

Es wäre nun doch gut, wenn man das neue Journal bald in Gang bringen könnte, und da es Ihnen vielleicht gefällt, gleich das erste Stück desselben zu eröffnen, so nehme ich mir die Freiheit, bei Ihnen anzufragen, ob Sie Ihren Roman nicht nach und nach darin erscheinen lassen wollen? Ob und wie bald Sie ihn aber auch für unser Journal bestimmen, so würden Sie mir durch Mittheilung desselben eine sehr große Gunst erzeigen. Meine Freunde so wie meine Frau empfehlen sich Ihrem gütigen Andenken, und ich verharre hochachtungsvoll

Ihr

gehorsamster Diener
F. Schiller.        


5. An Schiller.

Zu meinem Geburtstage, der mir diese Woche erscheint, hätte mir kein angenehmer Geschenk werden können als Ihr Brief, in welchem Sie mit freundschaftlicher Hand die Summe meiner Existenz ziehen und mich durch Ihre Theilnahme zu einem emsigern und lebhafteren Gebrauch meiner Kräfte aufmuntern.

Reiner Genuß und wahrer Nutzen kann nur wechselseitig sein, und ich freue mich, Ihnen gelegentlich zu entwickeln: was mir Ihre Unterhaltung gewährt hat, wie ich von jenen Tagen an auch eine Epoche rechne, und wie zufrieden ich bin, ohne sonderliche Aufmunterung, auf meinem Wege fortgegangen zu sein, da es nun scheint als wenn wir, nach einem so unvermutheten Begegnen, mit einander fortwandern müßten. Ich habe den redlichen und so seltenen Ernst der in allem erscheint was Sie geschrieben und gethan haben, immer zu schätzen gewußt, und ich darf nunmehr Anspruch machen, durch Sie selbst mit dem Gange Ihres Geistes, besonders in den letzten Jahren, bekannt zu werden. Haben wir uns wechselseitig die Punkte klar gemacht, wohin wir gegenwärtig gelangt sind, so werden wir desto ununterbrochner gemeinschaftlich arbeiten können.

Alles was an und in mir ist werde ich mit Freuden mittheilen. Denn da ich sehr lebhaft fühle, daß mein Unternehmen das Maß der menschlichen Kräfte und ihre irdische Dauer weit übersteigt, so möchte ich manches bei Ihnen deponiren und dadurch nicht allein erhalten, sondern auch beleben.

Wie groß der Vortheil Ihrer Theilnehmung für mich sein wird, werden Sie bald selbst sehen, wenn Sie, bei näherer Bekanntschaft, eine Art Dunkelheit und Zaudern bei mir entdecken werden, über die ich nicht Herr werden kann, wenn ich mich ihrer gleich sehr deutlich bewußt bin. Doch dergleichen Phänomene finden sich mehr in unsrer Natur, von der wir uns denn doch gerne regieren lassen, wenn sie nur nicht gar zu tyrannisch ist.

Ich hoffe bald einige Zeit bei Ihnen zuzubringen, und dann wollen wir manches durchsprechen.

Leider habe ich meinen Roman, wenige Wochen vor Ihrer Einladung, an Unger gegeben und die ersten gedruckten Bogen sind schon in meinen Händen. Mehr als einmal habe ich diese Zeit gedacht, daß er für die Zeitschrift recht schicklich gewesen wäre: es ist das einzige was ich noch habe, was Masse macht, und das eine Art von problematischer Composition ist, wie sie die guten Deutschen lieben.

Das erste Buch schicke ich, sobald die Aushängebogen beisammen sind. Die Schrift ist schon so lange geschrieben, daß ich im eigentlichsten Sinne jetzt nur der Herausgeber bin.

Wäre sonst unter meinen Ideen etwas das zu jenem Zweck aufgestellt werden könnte, so würden wir uns leicht über die schicklichste Form vereinigen und die Ausführung sollte uns nicht aufhalten.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein in Ihrem Kreise.

Ettersburg, den 27. August 1794.

Goethe.


6. An Schiller

Beiliegende Blätter darf ich nur einem Freunde schicken von dem ich hoffen kann daß er mir entgegen kommt. Indem ich sie wieder durchlese, erschein' ich mir wie jener Knabe der den Ocean in das Grübchen zu schöpfen unternahm. Indessen erlauben Sie mir künftig mehr solche Impromptus; sie werden die Unterhaltung anreizen, beleben und ihr eine Richtung geben. Leben Sie recht wohl.

Weimar, den 30. August 1794.

Goethe.


7. An Goethe.

Jena den 31. August 1794.

Bei meiner Zurückkunft aus Weißenfels, wo ich mit meinem Freunde Körner aus Dresden eine Zusammenkunft gehabt, erhielt ich Ihren vorletzten Brief, dessen Inhalt mir doppelt erfreulich war. Denn ich ersehe daraus, daß ich in meiner Ansicht Ihres Wesens Ihrem eigenen Gefühl begegnete, und daß Ihnen die Aufrichtigkeit, mit der ich mein Herz darin sprechen ließ, nicht mißfiel. Unsre späte, aber mir manche schöne Hoffnung erweckende, Bekanntschaft ist mir abermals ein Beweis, wie viel besser man oft thut, den Zufall machen zu lassen, als ihm durch zu viele Geschäftigkeit vorzugreifen. Wie lebhaft auch immer mein Verlangen war, in ein näheres Verhältniß zu Ihnen zu treten, als zwischen dem Geist des Schriftstellers und seinem aufmerksamsten Leser möglich ist, so begreife ich doch nunmehr vollkommen, daß die so sehr verschiedenen Bahnen, auf denen Sie und ich wandelten, uns nicht wohl früher, als gerade jetzt, mit Nutzen zusammen führen konnten. Nun kann ich aber hoffen, daß wir, so viel von dem Wege noch übrig sein mag, in Gemeinschaft durchwandeln werden, und mit um so größeren Gewinn, da die letzten Gefährten auf einer langen Reise sich immer am meisten zu sagen haben.

Erwarten Sie bei mir keinen großen materialen Reichthum von Ideen: dieß ist es was ich bei Ihnen finden werde. Mein Bedürfniß und Streben ist, aus Wenigem Viel zu machen, und wenn Sie meine Armuth an allem was man erworbene Erkenntniß nennt, einmal näher kennen sollten, so finden Sie vielleicht, daß es mir in manchen Stücken damit mag gelungen sein. Weil mein Gedankenkreis kleiner ist, so durchlaufe ich ihn eben darum schneller und öfter, und kann eben darum meine kleine Baarschaft besser nutzen, und eine Mannigfaltigkeit, die dem Inhalte fehlt, durch die Form erzeugen. Sie bestreben sich Ihre große Ideenwelt zu simplificiren, ich suche Varietät für meine kleinen Besitzungen. Sie haben ein Königreich zu regieren, ich nur eine etwas zahlreiche Familie von Begriffen, die ich herzlich gern zu einer kleinen Welt erweitern möchte.

Ihr Geist wirkt in einem außerordentlichen Grade intuitiv, und alle Ihre denkenden Kräfte scheinen auf die Imagination, als ihre gemeinschaftliche Repräsentantin, gleichsam compromittirt zu haben. Im Grund ist dieß das Höchste, was der Mensch aus sich machen kann, sobald es ihm gelingt, seine Anschauung zu generalisiren und seine Empfindung gesetzgebend zu machen. Darnach streben Sie, und in wie hohem Grade haben Sie es schon erreicht! Mein Verstand wirkt eigentlich mehr symbolisirend, und so schwebe ich, als eine Zwitterart, zwischen dem Begriff und der Anschauung, zwischen der Regel und der Empfindung, zwischen dem technischen Kopf und dem Genie. Dieß ist es, was mir, besonders in frühern Jahren, sowohl auf dem Felde der Speculation als der Dichtkunst ein ziemlich linkisches Ansehen gegeben; denn gewöhnlich übereilte mich der Poet, wo ich Philosophiren sollte, und der philosophische Geist, wo ich dichten wollte. Noch jetzt begegnet es mir häufig genug, daß die Einbildungskraft meine Abstractionen, und der kalte Verstand meine Dichtung stört. Kann ich dieser beiden Kräfte in so weit Meister werden, daß ich einer jeden durch meine Freiheit ihre Grenzen bestimmen kann, so erwartet mich noch ein schönes Loos; leider aber, nachdem ich meine moralischen Kräfte recht zu kennen und zu gebrauchen angefangen, droht eine Krankheit, meine physischen zu untergraben. Eine große und allgemeine Geistesrevolution werde ich schwerlich Zeit haben in mir zu vollenden, aber ich werde thun was ich kann, und wenn endlich das Gebäude zusammenfällt, so habe ich doch vielleicht das Erhaltungswerthe aus dem Brande geflüchtet.

Sie wollten, daß ich von mir selbst reden sollte, und ich machte von dieser Erlaubniß Gebrauch. Mit Vertrauen lege ich Ihnen diese Geständnisse hin, und ich darf hoffen, daß Sie sie mit Liebe aufnehmen.

Ich enthalte mich heute ins Detail Ihres Aufsatzes zu gehen, der unsre Unterhaltungen über diesen Gegenstand gleich auf die fruchtbarste Spur einleitet. Meine eigenen, auf einem verschiedenen Wege angestellten Recherchen haben mich auf ein ziemlich damit übereinstimmendes Resultat geführt, und in beifolgenden Papieren finden Sie vielleicht Ideen, die den Ihrigen begegnen. Sie sind vor anderthalb Jahren hingeworfen worden, und sowohl in dieser Rücksicht, als ihrer localen Veranlassung wegen (denn sie waren für einen nachsichtigen Freund bestimmt) kann ihre rohe Gestalt auf Entschuldigung Anspruch machen. Seitdem haben sie allerdings ein besseres Fundament und eine größere Bestimmtheit in mir erhalten, die sie den Ihrigen ungleich näher bringen dürfte.

Daß Wilhelm Meister für unser Journal verloren sein soll, kann ich nicht genug beklagen. Indessen hoffe ich von Ihrem fruchtbaren Geiste und Ihrem freundschaftlichen Eifer für unsre Unternehmung einen Ersatz dieses Verlustes, wobei die Freunde Ihres Genius alsdann doppelt gewinnen. In dem Stück der Thalia, die ich hier beilege, finden Sie einige Ideen von Körner über Declamation, die Ihnen nicht mißfallen werden. Alles bei uns empfiehlt sich Ihrem freundschaftlichen Andenken, und ich bin mit der herzlichsten Verehrung

der Ihrige

Schiller.


8. An Schiller.

Die mir übersendeten Manuscripte sowohl, als das Bruchstück der Entwicklung des Erhabenen habe mit viel Vergnügen gelesen und mich daraus aufs neue überzeugt, daß uns nicht allein dieselben Gegenstände interessiren, sondern daß wir auch in der Art sie anzusehen meistens übereinkommen. Ueber alle Hauptpunkte, sehe ich, sind wir einig, und was die Abweichungen der Standpunkte, der Verbindungsart, des Ausdrucks betrifft, so zeugen diese von dem Reichthum des Objects und der ihm correspondirenden Mannigfaltigkeit der Subjecte. Ich würde Sie nun ersuchen: mir nach und nach alles, was Sie über diese Materie schon geschrieben und drucken lassen, mitzutheilen, damit man ohne Zeitverlust das Vergangene nachholte.

Dabei hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig sein, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bei mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten gesinnt waren, und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und sich wie zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand gesetzt, Ihnen von meinen Sammlungen das Wichtigste zu zeigen, und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen. Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden.

Bis dahin verspare ich so manches das ich zu sagen habe, und wünsche indessen recht wohl zu leben.

Haben Sie wohl Charis von Ramdohr gesehen? Ich habe mit allen natürlichen und künstlichen Organen meines Individuums das Buch anzufassen gesucht, aber noch keine Seite daran gefunden von der ich mir den Inhalt zueignen könnte.

Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen.

Weimar den 4. September 1794.

Goethe.


9. An Goethe.

Jena den 7. September 1794.

Mit Freuden nehme ich Ihre gütige Einladung nach W. an, doch mit der ernstlichen Bitte, daß Sie in keinem einzigen Stück Ihrer häuslichen Ordnung auf mich rechnen mögen, denn leider nöthigen mich meine Krämpfe gewöhnlich, den ganzen Morgen dem Schlaf zu widmen, weil sie mir des Nachts keine Ruhe lassen, und überhaupt wird es mir nie so gut, auch den Tag über auf eine bestimmte Stunde sicher zählen zu dürfen. Sie werden mir also erlauben, mich in Ihrem Hause als einen völlig Fremden zu betrachten, auf den nicht geachtet wird, und dadurch, daß ich mich ganz isolire, der Verlegenheit zu entgehen, jemand anders von meinem Befinden abhängen zu lassen. Die Ordnung, die jedem andern Menschen wohl macht, ist mein gefährlichster Feind, denn ich darf nur in einer bestimmten Zeit etwas Bestimmtes vornehmen müssen, so bin ich sicher, daß es mir nicht möglich sein wird.

Entschuldigen Sie diese Präliminarien, die ich nothwendigerweise vorhergehen lassen mußte, um meine Existenz bei Ihnen auch nur möglich zu machen. Ich bitte bloß um die leidige Freiheit, bei Ihnen krank sein zu dürfen.

Schon ging ich damit um, Ihnen einen Aufenthalt in meinem Hause anzubieten, als ich Ihre Einladung erhielt. Meine Frau ist mit dem Kinde auf drei Wochen nach Rudolstadt, um den Blattern auszuweichen, die Hr. v. Humboldt seinem Kleinen inoculiren ließ. Ich bin ganz allein und könnte Ihnen eine bequeme Wohnung einräumen. Außer Humboldt sehe ich selten jemand, und seit langer Zeit kommt keine Metaphysik über meine Schwelle.

Mit Ramdohrs Charis ist es mir sonderbar ergangen. Beim ersten Durchblättern hat mir vor seiner närrischen Schreibart und vor seiner horriblen Philosophie gegraut, und ich schickte ihn über Hals und Kopf dem Buchhändler wieder. Als ich nachher in einer gelehrten Zeitung einige Stellen aus seiner Schrift über die niederländische Schule angeführt fand, gewann ich ein besseres Vertrauen zu ihm, und nahm seine Charis wieder vor, welche mir nicht ganz unnütz gewesen ist. Was er im Allgemeinen über die Empfindungen, den Geschmack und die Schönheit sagt, ist freilich höchst unbefriedigend und, um nicht etwas schlimmeres zu sagen, eine wahre Reichsfreiherrliche Philosophie; aber den empirischen Theil seines Buchs, wo er von dem Charakteristischen der verschiedenen Künste redet und einer jeden ihre Sphäre und ihre Grenzen bestimmt, habe ich sehr brauchbar gefunden. Man sieht, daß er hier in seiner Sphäre ist, und durch einen langen Aufenthalt unter Kunstwerken sich eine, gewiß nicht gemeine, Fertigkeit des Geschmacks erworben hat. Hier in diesem Theile spricht der unterrichtete Mann, der, wo nicht eine entscheidende, doch eine mitzählende Stimme hat. Aber es kann wohl sein, daß er den Werth, den er hier für mich nothwendig haben mußte, für Sie völlig verliert, weil die Erfahrungen, auf die er sich stützt, Ihnen etwas bekanntes sind, und Sie also schlechterdings nichts neues bei ihm vorfinden konnten. Gerade das, was Sie eigentlich suchten, ist ihm im höchsten Grade verunglückt, und was ihm geglückt ist, brauchen Sie nicht. Es sollte mich wundern, wenn ihn die Kantianer ruhig abziehen ließen, und die Gegner dieser Philosophie nicht ihre Partei durch ihn zu verstärken suchten.

Da Sie doch einmal jenes Bruchstück von mir über das Erhabene gelesen haben, so lege ich hier den Anfang bei, wo Sie vielleicht einige Ideen finden, die über den ästhetischen Ausdruck der Leidenschaft etwas bestimmen können. Einige frühere Aufsätze von mir über ästhetische Gegenstände befriedigen mich nicht genug, um sie Ihnen vorzulegen, und einige spätere, die noch ungedruckt sind, werde ich mitbringen. Vielleicht interessirt Sie eine Recension von mir über Matthissons Gedichte in der A. L. Z. die in dieser Woche wird ausgegeben werden. Bei der Anarchie, welche noch immer in der poetischen Kritik herrscht, und bei dem gänzlichen Mangel objectiver Geschmacksgesetze befindet sich der Kunstrichter immer in großer Verlegenheit, wenn er seine Behauptung durch Gründe unterstützen will; denn kein Gesetzbuch ist da, worauf er sich berufen könnte. Will er ehrlich sein, so muß er entweder gar schweigen, oder er muß (was man auch nicht immer gerne hat) zugleich der Gesetzgeber und der Richter sein. Ich habe in jener Recension die letzte Partei ergriffen, und mit welchem Rechte oder Glück, das möchte ich am liebsten von Ihnen hören.

Ich erhalte so eben die Recension und lege sie bei.

Fr. Schiller.


10. An Schiller.

Haben Sie Dank für die Zusage kommen zu wollen. Eine völlige Freiheit nach Ihrer Weise zu leben werden Sie finden. Haben Sie die Güte mir den Tag anzuzeigen wenn Sie kommen, damit ich mich einrichte.

Vielleicht besucht uns Herr v. Humboldt einmal, vielleicht gehe ich mit Ihnen zurück. Doch wollen wir auch alles dieß dem Genio des Tags überlassen. Haben Sie Charis so bringen Sie das Buch mit.

Einige schöne Landschaften, die eben aus Neapel kommen, werden uns beim Gespräch über diese Materie zur Seite stehen.

Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen.

Weimar den 10. September 1794.

Goethe.

So eben erhalte einige Exemplare der englischen Iphigenie und lege eines bei.


11. An Goethe.

Jena den 12. September 1794.

Sie haben mir, vom 14ten an, einen Tag zu bestimmen überlassen. Ich werde also, mit Ihrer Erlaubnis, Sonntag Nachmittag bei Ihnen eintreffen, weil ich so wenig als möglich von dem Vergnügen, das Sie mir bereiten, verlieren möchte. Herr v. Humboldt, den Ihre Einladung sehr erfreut, wird mich begleiten, um einige Stunden mit Ihnen zu verleben.

Ramdohr war vor einigen Tagen hier, und hat sich wahrscheinlich auch bei Ihnen gemeldet. Wie er mir sagt, schreibt er jetzt an einem Buch über die Liebe, worin bewiesen sein wird, daß reine Liebe nur bei den Griechen statt gefunden habe. Seine Ideen über Schönheit holt er ziemlich tief von unten herauf, denn er ruft dabei den Geschlechtstrieb zu Hülfe.

Die englische Iphigenia erfreute mich sehr. So viel ich davon urtheilen kann, paßt diese fremde Kleidung ihr gut an, und man wird lebhaft an die große Verwandtschaft beider Sprachen erinnert.

Friedrich Jacobi will mit an den Horen arbeiten, welches unsern Kreis auf eine angenehme Art erweitert. Mir ist er ein sehr interessantes Individuum, obgleich ich gestehen muß, daß ich mir seine Producte nicht assimiliren kann.

Charis ist hier nirgends zu bekommen, aber eine Abhandlung von Maimon über den Schönheitsbegriff, die lesenswerth ist, will ich mitbringen.

Meine Frau trägt mir auf, Ihnen recht viel freundschaftliches zu sagen. Ich sende ihr die englische Iphigenia, was ihr große Freude machen wird.

Schiller.


12. An Goethe.

Jena 29. September 1794.

Ich sehe mich wieder hier, aber mit meinem Sinn bin ich noch immer in Weimar. Es wird mir Zeit kosten, alle die Ideen zu entwirren, die Sie in mir aufgeregt haben; aber keine einzige, hoffe ich, soll verloren sein. Es war meine Absicht, diese vierzehn Tage bloß dazu anzuwenden, so viel von Ihnen zu empfangen, als meine Receptivität erlaubt; die Zeit wird es nun lehren, ob diese Aussaat bei mir aufgehen wird.

Bei meiner Zurückkunft fand ich einen Brief von unserm Horenverleger, der voll Eifer und Entschlossenheit ist, das große Werk bald zu beginnen. Ich hatte ihm absichtlich noch einmal alle Schwierigkeiten und alle möglichen Gefahren dieses Unternehmens vorgestellt, um ihm Gelegenheit zu geben, mit möglichster Ueberlegung diesen Schritt zu thun. Er findet aber, nach Erwägung aller Umstände, daß keine Unternehmung versprechender sein kann, und hat eine genaue Abrechnung mit seinen Kräften gehalten. Auf seine unermüdete Thätigkeit in Verbreitung des Journals, so wie auf seine Pünktlichkeit im Bezahlen können wir zählen.

Er äußert den Wunsch, daß wir seinem Associé, einem jungen Gelehrten, in unserm Ausschuß eine consultative Stimme geben möchten. Ich kann es ihm nicht verargen, daß er in dem Senat, der über seinen Geldbeutel disponiren soll, gern einen guten Freund haben möchte. Dazu kommt, daß dieser junge Mann, der sich Zahn nennt, zu der Handelscompagnie in Calw gehört, die das Cottaische Unternehmen deckt, und die so beträchtlich ist, daß man schon bei mehreren Extremitäten in Würtemberg auf ihren Credit gerechnet hat. Ich glaube daher, daß man wohl thut, diesen Mann so sehr als möglich in das Interesse unsrer Unternehmung zu ziehen, und ihm also wohl eine rathgebende Stimme in unserm Ausschuß zugestehen kann. Weil dieß ein Geschäft betrifft, das ad Acta kommt, so bitte ich Sie, beifolgendes Blatt, wenn Sie mit dem Inhalt einverstanden sind, zu unterschreiben.

Da ich nächster Tage an Herrn Arends schreiben will, so ersuche ich Sie, mir seine Adresse gütigst mitzutheilen. Sie sprachen neulich davon, daß Sie Herrn Hirt in Rom veranlassen wollten, uns das neueste, was im artistischen Fach in Italien vorgeht, zu communiciren. Dieß würde gewiß nützlich sein, und ich bitte, gelegentlich daran zu denken.

Die Luft ist heute so drückend, daß ich es bei diesem Redactionsgeschäfte bewenden lassen muß. Herr v. Ramdohr hat hier, wie ich höre, über den Empfang, den er in Dresden bei Ihnen fand, nicht zum besten gesprochen. Er ist hier so sehr für einen Kunstkenner bekannt, daß ihn Loder mit sich zum Tischler führte, um eine ganz gewöhnliche Commode, die er da machen läßt, in Augenschein zu nehmen.

Schiller.


13. An Schiller.

Wir wissen nun, mein Werthester, aus unsrer vierzehntägigen Conferenz: daß wir in Principien einig sind und daß die Kreise unsers Empfindens, Denkens und Wirkens theils coindiciren, theils sich berühren; daraus wird sich für beide gar mancherlei Gutes ergeben. Für die Horen habe ich fortgefahren zu denken und angefangen zu arbeiten; besonders sinne ich auf Vehikel und Masken, wodurch und unter welchen wir dem Publico manches zuschieben können. Gegen die Aufnahme des Herrn Zahns habe nichts zu erinnern, gebe aber, da ich wünschte, daß Sie alle Expeditionen allein unterschrieben, meine Beistimmung auf einem besonderen Blatt zu den Acten.

Leben Sie recht wohl und vergessen nicht ganz meines diätetischen Rathes. Ich hoffe bald etwas schicken zu können und erwarte Ihre Anregung über diese oder jene Gegenstände zu schreiben.

Weimar den 1. October 1794.

Goethe.

Herrn Arends wird Ihr Brief nicht verfehlen, wenn Sie nur Baumeister auf die Adresse setzen; er ist in Hamburg bekannt genug.

Hirt und Albrecht vergesse ich nicht. Danken Sie Herrn von Humboldt für die Recension des Woldemars; ich habe sie so eben mit dem größten Antheil gelesen.


14. An Schiller.

Daß die Herausgeber der Horen Herrn Zahn aus Tübingen in ihre Societät aufnehmen und demselben ein consultatives Votum, in den Angelegenheiten welche diese Monatsschrift betreffen, bewilligen, finde ich den Umständen ganz angemessen. Es versteht sich, daß dieses Verhältnis nur so lange dauern kann, als Herr Cotta Verleger ist.

Weimar, den 1. October 1794.

Goethe.


15. An Schiller.

Da das gerettete Venedig nicht nächsten Sonnabend, sondern erst Dienstag gegeben wird; auch nicht eben von dem Gewicht ist, daß es Sie herüberziehen sollte; so wollte ich Ihnen überlassen: ob Sie nicht mit Ihrer lieben Gattin Sonnabend den 18ten herüberkommen wollten, wo wir Don Carlos geben? Wenn Sie auch nicht ganz von der Aufführung erbaut werden sollten, so wäre doch das Talent unsrer Schauspieler, zu dem bekannten Zwecke, bei dieser Gelegenheit am sichersten zu prüfen. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Weimar, den 8. October 1794.

Goethe.


16. An Goethe.

Jena den 8. October 1794.

Entschuldigen Sie das lange Ausbleiben dieses Briefes, der unsre Correspondenz eröffnen soll. Einige dringende Geschäfte für die Lit. Zeitung und die Thalia, die vorher abgethan sein mußten, haben ihn gegen meinen Wunsch und Willen verzögert.

Es wird nun auf Sie ankommen, ob der Pfad, den ich hier einschlage, ferner verfolgt werden soll. Mir schien es nöthig, da wir uns in der Folge so oft darauf geführt sehen könnten, unsre Begriffe über das Wesen des Schönen vor der Hand ins Klare zu setzen.

Mit Hofrath Schütz habe ich unsere Angelegenheit ziemlich in Ordnung gebracht, Der Hauptanstoß, und eigentlich der einzige, ist die große Kostenvermehrung für die Herren Redacteurs, wenn sie von dem nämlichen Buche jährlich zwölf Recensionen liefern sollen, da sie nur zu einer einzigen eigentlich verpflichtet sind. Es wird aber wahrscheinlich arrangirt werden können, daß der Verleger der Horen die Hälfte der Unkosten ihnen abnimmt. Durch diese Auskunft hoffen sie auch den übrigen Herausgebern von Journalen, die sonst eine gleiche Begünstigung fordern könnten, den Mund zu stopfen.

Nach Ihrem Roman, den Sie mir communiciren wollten, verlangt mich sehr. Schütz hat mir angetragen, diesen Theil zu recensiren, und ich bin sehr geneigt, ihm zu willfahren; besonders da ich ihn ungern in andre Hände kommen sehe.

Humboldts und meine Frau begrüßen Sie freundschaftlich, und ich bin Ihnen nahe mit allem, was in mir lebt und denkt.

Schiller.


17. An Goethe.

Jena den 17. October 1794.

Wenn ich meiner Gesundheit trauen darf, welche durch das schlechte Wetter wieder beunruhigt worden ist, so komme ich morgen Nachmittag mit meiner Frau nach Weimar; doch bitte ich Sie, mich nicht eigentlich zu erwarten, weil jetzt noch wenig Wahrscheinlichkeit dazu vorhanden ist.

Ich gebe jetzt meinen Briefen an den Pr. v. Aug. die letzte Hand, weil ich den Anfang derselben für das erste Stück der Horen bestimmt habe. Künftigen Dienstag hoffe ich sie Ihnen zusenden zu können. Mein erstes wird alsdann sein, die neulich berührte Materie fortzusetzen, die ich an einer gefährlichen Stelle fallen ließ. Den Elegien und der Epistel sehen wir mit großem Verlangen entgegen.

Alles empfiehlt sich Ihnen hier aufs beste.

Schiller.


18. An Schiller.

Wahrscheinlich wären Sie mit der Aufführung des Carlos nicht ganz unzufrieden gewesen, wenn wir das Vergnügen gehabt hätten, Sie hier zu sehen; wenden Sie nur manchmal Ihre Gedanken den Maltheser Rittern zu.

Zu Ende dieser Woche sende ich wahrscheinlich die Elegien; sie sind zum Theil schon abgeschrieben, nur halten mich noch einige widerspänstige Verse hier und da auf.

Gegen Ihren ersten Brief erhalten Sie auch einige Blätter; schon habe ich sie dictirt, muß aber einiges umschreiben. Ich komme mir gar wunderlich vor, wenn ich theoretisiren soll.

Gedenken Sie mein mit den Ihrigen.

Herrn Gerning, der diesen Brief überbringt, gönnen Sie ja wohl eine Viertelstunde.

Leben Sie recht wohl.

Weimar, den 19. October 1794.

Goethe.


19. An Goethe.

Jena den 20. October 1794.

Hier mache ich denn also den Anfang, den Tanz der Horen zu beginnen, und sende Ihnen, was von meinen Briefen an den Prinzen für das erste Stück bestimmt ist. Ohne Zweifel wird es durch Ihre und meine Beiträge bis auf wenige Blätter voll werden. Vielleicht könnten wir einen kleinen Beitrag von Herdern gleich für das erste Stück erhalten, welches mir gar angenehm wäre. Uebrigens ist, wenn gleich keine Mannigfaltigkeit der Autoren, doch Mannigfaltigkeit der Materien genug in dem ersten Stücke, wie Sie finden werden.

Mein Debüt in den Horen ist zum wenigsten keine Captatio benevolentiae bei dem Publicum. Ich konnte es aber nicht schonender behandeln, und ich bin gewiß, daß Sie in diesem Stücke meiner Meinung sind. Ich wünschte, Sie wären es auch in den übrigen, denn ich muß gestehen, daß meine wahre ernstliche Meinung in diesen Briefen spricht. Ich habe über den politischen Jammer noch nie eine Feder angesetzt, und was ich in diesen Briefen davon sagte, geschah bloß, um in alle Ewigkeit nichts mehr davon zu sagen; aber ich glaube, daß das Bekenntniß, das ich darin ablege, nicht ganz überflüssig ist. So verschieden die Werkzeuge auch sind, mit denen Sie und ich die Welt anfassen, und so verschieden die offensiven und defensiven Waffen, die wir führen, so glaube ich doch, daß wir auf Einen Hauptpunkt zielen. Sie werden in diesen Briefen Ihr Portrait finden, worunter ich gern Ihren Namen geschrieben hätte, wenn ich es nicht haßte, dem Gefühl denkender Leser vorzugreifen. Keiner, dessen Urtheil für Sie Werth haben kann, wird es verkennen, denn ich weiß, daß ich es gut gefaßt und treffend genug gezeichnet habe.

Es würde mir lieb sein, wenn Sie Zeit fänden, das Manuscript bald zu lesen, und es dann Herdern schickten, den ich präveniren werde: denn es soll ja, nach unsren Statuten, noch in mehrere Hände, ehe es abgeschickt werden kann, und wir wollen doch bald Anstalten zum Abdruck der Horen machen.

Wissen Sie vielleicht schon, daß Engel in Berlin seine Theaterdirection niedergelegt hat, und jetzt in Schwerin, ganz außer Diensten, lebt? Er hat von jährlich 1500 Rthlrn., die er als Besoldung zog, ganz und gar nichts behalten. Wie ich höre, ist er jetzt sehr fleißig mit seiner Feder, und mir hat er nächstens einen Aufsatz zu schicken versprochen.

Ich habe jetzt wegen des Musenalmanachs, von dem ich Ihnen neulich in W. schon erzählte, mit dem Juden Buchhändler ordentlich contrahirt, und er wird künftige Michaelismesse erscheinen. Auf Ihre Güte, die mich nicht im Stiche lassen wird, zähle ich dabei sehr. Mir ist diese Entreprise, dem Geschäfte nach, eine sehr unbedeutende Vermehrung der Last, aber für meine ökonomischen Zwecke desto glücklicher, weil ich sie auch bei einer schwachen Gesundheit fortführen und dadurch meine Unabhängigkeit sichern kann.

Mit großem Verlangen sehe ich allem entgegen, was Ihr letzter Brief mir verspricht.

Wir alle empfehlen uns Ihrem Andenken bestens.

Schiller.


20. An Schiller.

Das mir übersandte Manuscript habe sogleich mit großem Vergnügen gelesen; ich schlürfte es auf Einen Zug hinunter. Wie uns ein köstlicher, unsrer Natur analoger Trank willig hinunter schleicht und auf der Zunge schon durch gute Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirkung zeigt, so waren mir diese Briefe angenehm und wohlthätig, und wie sollte es anders sein, da ich das was ich für Recht seit langer Zeit erkannte, was ich theils lebte, theils zu leben wünschte, auf eine so zusammenhängende und edle Weise vorgetragen fand? Auch Meyer hat seine große Freude daran, und sein reiner, unbestechlicher Blick war mir eine gute Gewähr. In diesem behaglichen Zustande hätte mich Herders beiliegendes Billet beinahe gestört, der uns, die wir an dieser Vorstellungsart Freude haben, einer Einseitigkeit beschuldigen möchte. Da man aber im Reiche der Erscheinungen es überhaupt nicht so genau nehmen darf, und es immer schon tröstlich genug ist, mit einer Anzahl geprüfter Menschen, eher zum Nutzen als Schaden seiner selbst und seiner Zeitgenossen, zu irren: so wollen wir getrost und unverrückt so fort leben und wirken und uns in unserm Sein und Wollen ein Ganzes denken, um unser Stückwerk nur einigermaßen vollständig zu machen. Die Briefe behalte ich noch einige Tage, um sie nochmals mit Meyern zu genießen.

Hier folgen die Elegien. Ich wünschte daß Sie sie nicht aus Händen gäben, sondern sie denen, die noch über ihre Admissibilität zu urtheilen haben, vorläsen. Alsdann erbitte ich mir sie zurück, um vielleicht noch einiges zu retouschiren. Finden Sie etwas zu erinnern, so bitte ich es anzuzeigen.

Die Epistel wird abgeschrieben und folgt mit einigen Kleinigkeiten bald; dann muß ich eine Pause machen, denn das dritte Buch des Romans fordert meine Aufmerksamkeit. Noch habe ich die Aushängebogen des ersten nicht; sobald sie anlangen, sind sie bei Ihnen.

Wegen des Almanachs werde ich Ihnen den Vorschlag thun: ein Büchelchen Epigramme ein- oder anzurücken. Getrennt bedeuten sie nichts; wir würden aber wohl aus einigen Hunderten, die mitunter nicht producibel sind, doch eine Anzahl auswählen können, die sich auf einander beziehen und ein Ganzes bilden. Das nächste Mal daß wir zusammenkommen, sollen Sie die leichtfertige Brut im Neste beisammen sehen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich unter den Ihrigen gegenwärtig sein.

Weimar den 26. October 1794.

Goethe.

Schreiben Sie mir doch was Sie noch etwa zu den Horen von mir wünschen und wann Sie es brauchten. Die zweite Epistel wird in der ersten Stunde guten Humors auch fertig.


21. An Goethe.

Jena den 28. October 1794.

Daß Sie mit meinen Ideen einstimmig und mit der Ausführung derselben zufrieden sind, erfreut mich nicht wenig, und dient mir auf dem Wege, den ich betreten habe, zu einer sehr nöthigen Ermunterung. Zwar sollten Dinge, die sich im Felde der bloßen Vernunft ausmachen lassen, oder sich doch dafür ausgeben, fest genug auf innern und objectiven Gründen ruhen und das Criterium der Wahrheit in sich selber tragen: aber eine solche Philosophie giebt es noch nicht, und die meinige ist noch weit davon entfernt. Endlich beruht doch die Hauptsache auf dem Zeugnisse der Empfindung, und bedarf also einer subjectiven Sanction, die nur die Beistimmung unbefangener Gemüther ihr verschaffen kann. Meyers Stimme ist mir hier bedeutend und schätzbar, und tröstet mich über den Widerspruch Herders, der mir meinen Kantischen Glauben, wie es scheint, nicht verzeihen kann. Ich erwarte auch von den Gegnern der neuen Philosophie die Duldung nicht, die man einem jeden andern System, von dem man sich nicht besser überzeugt hätte, sonst widerfahren lassen möchte; denn die Kantische Philosophie übt in den Hauptpunkten selbst keine Duldung aus, und trägt einen viel zu rigoristischen Charakter, als daß eine Accomodation mit ihr möglich wäre. Aber dieß macht ihr in meinen Augen Ehre, denn es beweist, wie wenig sie die Willkür vertragen kann. Eine solche Philosophie will daher auch nicht mit bloßem Kopfschütteln abgefertigt sein. Im offenen, hellen und zugänglichen Feld der Untersuchung erbaut sie ihr System, sucht nie den Schatten und reservirt dem Privatgefühl nichts, aber so, wie sie ihre Nachbarn behandelt, will sie wieder behandelt sein, und es ist ihr zu verzeihen, wenn sie nichts als Beweisgründe achtet. Es erschreckt mich gar nicht, zu denken, daß das Gesetz der Veränderung, vor welchem kein menschliches und kein göttliches Werk Gnade findet, auch die Form dieser Philosophie, so wie jede andere, zerstören wird; aber die Fundamente derselben werden dieß Schicksal nicht zu fürchten haben, denn so alt das Menschengeschlecht ist, und so lange es eine Vernunft giebt, hat man sie stillschweigend anerkannt, und im Ganzen darnach gehandelt.

Mit der Philosophie unsers Freundes Fichte dürfte es nicht diese Bewandtniß haben. Schon regen sich starke Gegner in seiner eignen Gemeinde, die es nächstens laut sagen werden, daß alles auf einen subjectiven Spinozismus hinausläuft. Er hat einen seiner alten akademischen Freunde, einen gewissen Weißhuhn, veranlaßt hieher zu ziehen, wahrscheinlich in der Meinung, sein eigenes Reich durch ihn auszubreiten. Dieser aber, nach allem was ich von ihm höre, ein trefflicher philosophischer Kopf, glaubt schon ein Loch in sein System gemacht zu haben und wird gegen ihn schreiben. Nach den mündlichen Aeußerungen Fichte's, denn in seinem Buch war noch nicht davon die Rede, ist das Ich auch durch seine Vorstellungen erschaffend, und alle Realität ist nur in dem Ich. Die Welt ist ihm nur ein Ball, den das Ich geworfen hat und den es bei der Reflexion wieder fängt!! Sonach hätte er seine Gottheit wirklich declarirt, wie wir neulich erwarteten.

Für die Elegien danken wir Ihnen alle sehr. Es herrscht darin eine Wärme, eine Zartheit und ein ächter körnigter Dichtergeist, der einem herrlich wohlthut unter den Geburten der jetzigen Dichterwelt. Es ist eine wahre Geistererscheinung des guten poetischen Genius. Einige kleine Züge habe ich ungern darin vermißt, doch begreife ich, daß sie aufgeopfert werden mußten. Ueber einige Stellen bin ich im Zweifel, den ich bei der Zurücksendung bemerken will.

Da Sie mich auffordern, Ihnen zu sagen, was ich für die ersten Stücke noch von Ihrer Hand wünsche, so erinnere ich Sie an Ihre Idee, die Geschichte des ehrlichen Procurators aus dem Boccaz zu bearbeiten. Wie ich schon an sich selbst der Darstellung vor der Untersuchung den Vorzug gebe, so bin ich hier um so mehr der Meinung, weil in den drei ersten Stücken der Horen schon etwas zu viel philosophirt werden dürfte, und an poetischen Aufsätzen Mangel ist. Wäre dieser Umstand nicht, so würde ich Sie an den Aufsatz über Landschaftmalerei erinnern. Nach den jetzigen Arrangements würde zu Anfang des Januars das dritte Stück der Horen abgeschickt werden müssen. Rechne ich nun, daß in dem ersten Stück Ihre Elegien und die erste Epistel, in dem zweiten die zweite Epistel, und was Sie etwa diese Woche noch schicken, und in dem dritten wieder eine Epistel und die Geschichte aus dem Boccaz von Ihnen erscheint, so ist jedem dieser drei Stücke sein Werth schon gewiß.

Ihr gütiges Anerbieten, die Epigramme betreffend, ist das vortheilhafteste für den Almanach. Auf welche Art man es anzufangen hat, um sie nicht zu trennen, darüber wird sich noch sprechen lassen. Vielleicht ginge es doch an, mehrere Lieferungen daraus zu machen, davon jede doch unabhängig von der andern bestehen könnte.

Daß Professor Meyer wieder in Weimar ist, erfreut mich zu hören, und ich bitte Sie, uns recht bald mit einander in Bekanntschaft zu bringen. Vielleicht entschließt er sich zu einer kleinen Excursion hieher, und damit diese auch für den Künstler nicht ganz zwecklos sei, so habe ich ihm eine Büste von einem deutschen Bildhauer aufzuweisen, die, wie ich sagen zu können glaube, das Auge des ächten Kunstrichters nicht zu fürchten hat. Vielleicht entschließt sich Herr Meyer, gleich diesen Winter etwas für die Horen aufzusetzen.

An die Maltheser gehe ich gewiß, sobald ich meine Briefe, von denen Sie nur den dritten Theil gelesen, und noch einen kleinen Versuch über das Naive vollendet haben werde; dieß dürfte aber den Rest dieses Jahrs noch hinwegnehmen. Für den Geburtstag der Herzogin kann ich also dieses Stück nicht versprechen, aber mit Ende des Winters denke ich wohl damit fertig zu sein. Ich spreche hier wie ein gesunder und rüstiger Mensch, der über seine Zeit zu gebieten hat; aber bei der Ausführung wird mich das Nicht-Ich schon erinnern.

Erhalten Sie uns Ihr gütiges Andenken. Sie leben in dem unsrigen.

Schiller.


22. An Schiller

Hierbei folgen Ihre Briefe mit Dank zurück. Hatte ich das erstemal sie bloß als betrachtender Mensch gelesen und dabei viel, ich darf fast sagen völlige, Uebereinstimmung mit meiner Denkensweise gefunden, so las ich sie das zweitemal im praktischen Sinne und beobachtete genau: ob ich etwas fände das mich als handelnden Menschen von seinem Wege ableiten könnte; aber auch da fand ich mich nur gestärkt und gefördert, und wir wollen uns also mit freiem Zutrauen dieser Harmonie erfreuen.

Meine erste Epistel liegt bei, mit einigen Kleinigkeiten. Die zweite mache ich fertig; die Erzählung soll zu Ende des Jahrs bereit sein und hoffentlich eine dritte Epistel.

Beiliegender Brief von Maimon nebst dem Aufsatze wird Sie interessiren. Geben Sie ihn nicht aus der Hand. Vielleicht besuche ich Sie bald mit Meyer. Leben Sie recht wohl.

Weimar den 28. October 1794.

Goethe.


23. An Schiller.

Morgen frühe gegen 10 Uhr hoffe ich mit Meyern in Jena einzutreffen und einige vergnügte Tage in Ihrer Nähe zuzubringen. Ich wünsche daß ich Sie recht wohl antreffen möge.

Weimar den 1. November 1794.

Goethe.


24. An Goethe.

Jena den 16. November 1794.

Dieses unholde Wetter, das alle Empfindungswerkzeuge zuschließt, hat mich in voriger Woche für alles was Leben heißt vernichtet, und mir ist, da ich aus diesem Geistesschlummer wieder zu mir selbst komme, als ob ich Sie nach einem langen Zwischenraum wieder fände. Herzlich verlangt mich nach einer freundlichen Spur von Ihnen. Damit etwas bei Ihnen sei, was mich Ihnen zuweilen vergegenwärtigt, so gönnen Sie beifolgendem Bilde irgend einen Platz in Ihrem Hause, welchen Sie wollen, nur nicht den, wo Sie das Reinholdische Portrait begraben haben.

Hier folgen auch auf Verlangen die Elegien nebst den Stolbergen mit meinem verbindlichsten Danke zurück. Das erste Manuscript der Horen ist vorgestern an den Buchhändler abgegangen. Ich habe ihm geschrieben, daß er den Rest des ersten Stücks in vierzehn Tagen zu erwarten habe.

Das Lustspiel, die Wittwe, das Sie neulich mitnahmen, erbitte ich mir auf vierzehn Tage zurück. Es soll in der Thalia abgedruckt werden, mit welcher Sie es alsdann zurückerhalten, wenn Sie Lust haben, Gebrauch davon zu machen.

Auf ein Manuscript von Meyern habe ich diese Woche mit Verlangen gewartet. Wollen Sie mich in sein Andenken zurückrufen? Herr v. Humboldt wird auf den nächsten Sonnabend seine Reise nach Erfurt antreten.

Wir alle empfehlen uns Ihrer freundschaftlichen Erinnerung.

Schiller.


25. An Schiller.

Hier schicke ich das Manuscript und wünsche daß ich das rechte Maß und den gehörigen Ton möge getroffen haben. Ich erbitte mir es bald wieder zurück, weil hier und da noch einige Pinselstriche nöthig sind um gewisse Stellen in ihr Licht zu setzen. Kann ich die zweite Epistel und die erste Erzählung zum zweiten Stücke stellen, so wollen wir sie folgen lassen und die Elegien zum dritten aufheben, wo nicht, so mögen diese voraus. Zu den kleinen Erzählungen habe ich große Lust, nach der Last die einem so ein pseudo epos als der Roman ist auflegt.

Unger (der mitunter zu strudeln scheint) schickt mir den Schluß des ersten Buches und vergißt die Mitte. Sobald die fehlenden sechs Bogen ankommen, sende ich diesen Prologum.

Herr v. Humboldt ist neulich zu einer ästhetisch-kritischen Session gekommen; ich weiß nicht wie sie ihn unterhalten hat.

Mich verlangt sehr zu hören wie Sie mit Ihren Arbeiten stehen? noch mehr, etwas ausgeführt zu lesen.

Sie erhalten ja wohl die Aushängebogen der Monatschrift, daß wir ihre Physiognomie früher als das Publicum kennen lernen.

Leben Sie recht wohl. Ich habe wieder eine Menge Sachen, von denen ich mich mit Ihnen unterhalten möchte.

Weimar, den 27. November 1794. Abends.

Goethe.


26. An Goethe.

Jena den 29. November 1794.

Sie haben mich mit der unerwartet schnellen Lieferung des Eingangs zu Ihren Erzählungen sehr angenehm überrascht, und ich bin Ihnen doppelt dankbar dafür. Nach meinem Urtheil ist das Ganze sehr zweckmäßig eingeleitet, und besonders finde ich den strittigen Punkt sehr glücklich ins Reine gebracht. Nur ist es Schade, daß der Leser zu wenig auf einmal zu übersehen bekommt, und daher nicht so im Stande ist, die nothwendigen Beziehungen des Gesagten auf das Ganze gehörig zu beurtheilen. Es wäre daher zu wünschen gewesen, daß gleich die erste Erzählung hätte können mitgegeben werden. Aber ich möchte nicht gerne in meinen Wünschen unbescheiden sein und Sie veranlassen, Ihre Theilnahme an den Horen als ein Onus zu betrachten. Ich unterdrücke also diesen Wunsch, und versichere Ihnen bloß, daß wenn Sie ihn, ohne sich zu belästigen, realisiren können, Sie mir ein großes Geschenk machen würden.

Nach dem Ueberschlag den ich gemacht (und ich habe einige Blätter durch die Worte gezählt), kann das Manuscript nicht mehr als zwei und einen halben Bogen betragen, daß also noch immer ein ganzer Bogen zu füllen übrig bleibt. Wenn es auf keine andere Art zu machen ist, so will ich zu diesem siebenten Bogen Rath schaffen, und ein Morceau aus der Niederländischen Geschichte, das für sich interessiren kann, die Belagerung von Antwerpen unter Philipp II., die viel Merkwürdiges hat, kurz beschreiben. Diese Arbeit macht mir weniger Mühe, und es würde der kleine Nebenzweck dabei erreicht, daß schon im ersten Stück das historische Feld besetzt wäre. Es versteht sich aber, daß dieses Expediens, wenigstens für das erste Stück, unterbleibt, sobald Hoffnung da ist, noch mehr von Ihren Erzählungen zu erhalten. Daß die Erscheinung dieses ersten Stücks nun um eine Woche verzögert wird, kann freilich nicht vermieden werden; indessen ist das Uebel so groß nicht, und vielleicht können wir es dadurch gut machen, daß das zweite Stück gleich eine Woche nachher erscheint.

Weil ich mich in meiner Annonce an das Publicum auf unsere Keuschheit in politischen Urtheilen berufen werde, so gebe ich Ihnen zu bedenken, ob an dem, was Sie dem Geheime Rath in den Mund legen, eine Partei des Publicums, und nicht die am wenigsten zahlreiche, nicht vielleicht Anstoß nehmen dürfte? Obgleich hier nicht der Autor, sondern ein Interlocutor spricht, so ist das Gewicht doch auf seiner Seite, und wir haben uns mehr vor dem was scheint als was ist in Acht zu nehmen. Diese Anmerkung kommt von dem Redacteur. Als bloßer Leser würde ich ein Vorwort für den Geh. Rath einlegen, daß Sie ihn doch durch den hitzigen Karl, wenn er sein Unrecht eingesehen, möchten zurückholen und in unserer Gesellschaft bleiben lassen. Auch würde ich mich des alten Geistlichen gegen seine unbarmherzige Gegnerin annehmen, die es ihm fast zu arg macht.

Ich glaubte aus einigen Zügen, besonders aus einer größern Umständlichkeit der Erzählung am Anfange schließen zu können, daß Sie die Absicht haben, die Vermuthung bei dem Leser zu erwecken, daß etwas wirklich vorgefallenes im Spiele sei. Da Sie im Verlauf der Erzählungen ohnehin mit der Auslegungssucht oft Ihr Spiel treiben werden, so wäre es wenigstens nicht übel, gleich damit anzufangen und das Vehikel selbst, in dieser Rücksicht, problematisch zu machen. Sie werden mir meine eigene Auslegungssucht zu Gute halten.

Die Aushängebogen der Horen werden mir von Woche zu Woche geschickt werden; ich zweifle indeß, ob wir vor vierzehn Tagen den ersten zu erwarten haben.

Die Sottise von Herrn Unger ist mir sehr verdrießlich; denn ich harre mit einer wahren Sehnsucht auf diese Schrift. Aber mit nicht weniger Verlangen würde ich die Bruchstücke von Ihrem Faust, die noch nicht gedruckt sind, lesen; denn ich gestehe Ihnen, daß mir das, was ich von diesem Stücke gelesen, der Torso des Herkules ist. Es herrscht in diesen Scenen eine Kraft und eine Fülle des Genies, die den besten Meister unverkennbar zeigt, und ich möchte diese große und kühne Natur, die darin athmet, so weit als möglich verfolgen.

Herr v. Humboldt, der sich Ihnen aufs beste empfiehlt, ist noch ganz voll von dem Eindruck, den Ihre Art, den Homer vorzutragen, auf ihn gemacht hat, und er hat in uns allen ein solches Verlangen darnach erweckt, daß wir Ihnen, wenn Sie wieder auf einige Tage hieher kommen, keine Ruhe lassen werden, bis Sie auch eine solche Sitzung mit uns halten.

Mit meinen ästhetischen Briefen ist es bisher sehr langsam gegangen, aber die Sache erforderte es, und ich kann nun hoffen, daß das Gebäude in den Fundamenten gut beschaffen ist. Wenn nicht diese kleine historische Arbeit dazwischen käme, so könnte ich Ihnen vielleicht in acht bis zehn Tagen eine Lieferung zuschicken.

Alles bei uns empfiehlt sich Ihrem freundschaftlichen Andenken.

Ganz der Ihrige

Schiller.


27. An Schiller.

Mir ist sehr erfreulich, daß Sie mit meinem Prologus im Ganzen und im Hauptpunkte nicht unzufrieden sind; mehr als diesen kann ich aber fürs erste Stück nicht liefern. Ich will ihn noch einmal durchgehen, dem Geheime Rath und Louisen Sordinen auflegen und Carlen vielleicht noch ein Forte geben, so wird's ja wohl ins gleiche kommen. Ihr historischer Aufsatz wird dem Stücke gewiß wohlthun: es gewinnt an erwünschter Mannigfaltigkeit. Ins zweite Stück hoffe ich die Erzählung zu bringen; überhaupt gedenke ich aber wie die Erzählerin in der Tausend und Einen Nacht zu verfahren. Ich freue mich Ihre Anmerkungen sogleich zu nutzen und dadurch neues Leben in diese Composition zu bringen. Die gleiche Wohlthat hoffe ich für den Roman. Lassen Sie mich nur nicht lange auf die Fortsetzung Ihrer Briefe warten.

Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen; ich wage nicht das Paket aufzuschnüren, das ihn gefangen hält. Ich könnte nicht abschreiben ohne auszuarbeiten, und dazu fühle ich mir keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen, so ist es gewiß Ihre Theilnahme.

Daß Herr von Humboldt mit unsern homerischen Unterhaltungen zufrieden ist, beruhigt mich sehr, denn ich habe mich nicht ohne Sorge dazu entschlossen. Ein gemeinsamer Genuß hat so große Reize, und doch wird er so oft durch die Verschiedenheit der Theilnehmer gestört. Bis jetzt hat noch immer ein guter Genius über unsere Stunden gewacht. Es wäre recht schön, wenn wir auch einmal einige Bücher zusammen genössen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht ferne von Sich und den Ihrigen sein.

Weimar den 2. December 1794.

Goethe.


28. An Goethe.

Jena, den 3. December 1794.

Da ich eben einen Brief von Cotta erhalte, worin er wünscht und verspricht, noch vor Ende dieses Monats das erste Horenstück zu versenden, wenn es nicht an Manuscripte fehle, so bitte ich Sie, mir die Erzählungen womöglich Freitags zu übersenden, wo ich sie abschicken kann. Sieben Tage lang bleiben die Briefe unterwegs, und noch zweimal so viele Zeit wird ohngefähr nöthig sein, den Rest des Stücks abzudrucken und es zu broschiren. Leider sehe ich voraus, daß mein historischer Beitrag zu diesem Stück nicht wird fertig werden können, besonders da meine Unpäßlichkeit mir zwei Tage weggenommen hat, und die Ankündigung des Journals für das Publicum wohl auch mehrere Tage kosten dürfte. Indessen hoffe ich, daß diese Ankündigung selbst, welche dem ersten Stücke soll beigedruckt werden, einigermaßen zur Ergänzung dienen soll.

Da die Post sogleich abgeht, so habe ich nur so viel Zeit, um Ihnen für die Güte, mit der Sie meine Bemerkungen aufnahmen, und für den übrigen Inhalt Ihres Briefs von ganzem Herzen zu danken.

Schiller.


29. An Schiller.

Hierbei das Manuscript; ich habe daran gethan was die Zeit erlaubte, Sie oder Herr v. Humboldt sehn es ja vielleicht noch einmal durch.

Ich habe den Schlußstrich weggestrichen, weil mir eingefallen ist, daß ich wohl noch auf eine schickliche Weise etwas anhängen könnte. Wird es eher fertig als Ihre Anzeige, so könnte es zugleich mit abgehen. Schreiben Sie mir nur durch den rückkehrenden Boten: ob Ihnen etwas von einer Gespenstermäßigen Mystificationsgeschichte bekannt sei, welche vor vielen Jahren Mdlle. Clairon begegnet sein soll? und ob vielleicht in irgend einem Journal das Mährchen schon gedruckt ist? Wäre das nicht, so lieferte ich sie noch und wir fingen so recht vom Unglaublichen an, welches uns sogleich ein unendliches Zutrauen erwerben würde. Ich wünschte doch daß das erste Stück mit voller Ladung erschiene. Sie fragen ja wohl bei einigen fleißigen Journallesern wegen der Claironischen Geschichte nach, oder stellen die Anfrage an den Bücherverleiher Voigt, der doch so etwas wissen sollte.

Leben Sie recht wohl und halten Sie sich frisch. Möchten Sie doch durch körperliche Zufälle nicht so oft in Ihrer schönen Geistesthätigkeit gestört werden!

Weimar den 5. December 1794.

Goethe.


30. An Goethe.

Jena den 6. December 1794.

Indem ich eben aus dem Bette steige, erhalte ich Ihr Paket zu meiner großen Freude und Beruhigung. Nach der Gespenstermäßigen Geschichte will ich mich mit dem heutigen Tage sogleich sorgfältig umthun. Ich habe nichts davon weder gelesen noch gehört.

Fichte hat noch einen vierten Aufsatz zu diesem ersten Stücke, binnen heut und acht Tagen, zu liefern versprochen, da er unter seinen Papieren Materialien dazu vorräthig hat. Die Ladung wird also voll sein, und da das Avertissement noch extra vorgedruckt wird, werden wir sogar übercomplet haben. Wenn Sie indessen, während daß das erste Stück gedruckt wird, mit der Continuation der Unterhaltungen fertig werden sollten, so ist der Setzer sogleich für das zweite Stück beschäftigt. Für dieses, denke ich, wird Ihre zweite Epistel, die Fortsetzung der Unterhaltungen, die Fortsetzung meiner Briefe, und die Belagerungsgeschichte von Antwerpen hinreichend sein.

Cotta wünscht gar zu sehr, daß zu den einzelnen Aufsätzen die Namen gedruckt werden möchten. Man könnte ihm, däucht mir, unter der Restriction willfahren, daß er bei denjenigen Aufsätzen wegbliebe, wo der Verfasser nicht gleich genannt sein will. Bei Ihren Elegien, die ohnehin kein Leser, dem es nicht ganz an Judicium gebricht, verkennen kann, wird gar kein Namen nöthig sein. Sollten Sie bei den Unterhaltungen entweder gar nicht genannt, oder nur mit einem simpeln G. bezeichnet zu werden wünschen, so werden Sie die Güte haben, mich in Ihrem nächsten Briefe davon zu benachrichtigen. Ohnehin kämen die Namen nicht unter die Aufsätze zu stehen, sondern würden bloß auf dem Inhaltsverzeichniß erwähnt.

In Ansehung der Recensionen des Journals in der Lit. Zeitung ist nunmehr arrangirt, daß alle drei Monate eine ausführliche Recension davon gemacht wird. Das erste Stück wird jedoch gleich in der ersten Woche des Januar weitläuftig angezeigt. Cotta wird die Kosten der Recensionen tragen, und die Recensenten werden Mitglieder unsrer Societät sein. Wir können also so weitläuftig sein, als wir wollen, und loben wollen wir uns nicht für die Langeweile, da man dem Publicum doch alles vormachen muß.

Mit meiner Gesundheit geht es heute wieder recht brav, und ich werde mich sogleich an das Avertissement machen.

Ganz der Ihrige

Schiller.


31. An Schiller.

Endlich kommt das erste Buch von Wilhelm Schüler, der, ich weiß nicht wie, den Namen Meister erwischt hat. Leider werden Sie die beiden ersten Bücher nur sehen, wenn das Erz ihnen schon die bleibende Form gegeben; demohngeachtet sagen Sie mir Ihre offne Meinung, sagen Sie mir was man wünscht und erwartet. Die folgenden werden Sie noch im biegsamen Manuscript sehen und mir Ihren freundschaftlichen Rath nicht versagen.

An den Unterhaltungen will ich sachte fortarbeiten, vor allem andern aber die zweite Epistel endigen. Ich hoffe es soll alles gut und leicht gehen, wenn wir nur erst im Gange sind.

Cotta mag recht haben, daß er Namen verlangt; er kennt das Publicum, das mehr auf den Stempel als den Gehalt sieht. Ich will daher den übrigen Mitarbeitern die Entscheidung wegen ihrer Beiträge völlig überlassen haben, nur was die meinigen betrifft muß ich bitten, daß sie sämmtlich anonym erscheinen; dadurch wird mir ganz allein möglich, mit Freiheit und Laune, bei meinen übrigen Verhältnissen, an Ihrem Journale Theil nehmen zu können.

Wollten Sie, wenn Sie Druckfehler oder sonst etwas im Romane bemerken, die Güte haben die Stelle mit Bleistift anzustreichen?

Ich freue mich bald wieder etwas von Ihnen zu lesen und besonders Sie vielleicht nach dem neuen Jahre auf einige Zeit zu sehen.

Meyer grüßt vielmals und ich empfehle mich Ihrem Andenken.

Weimar den 6. December 1794.

G.


32. An Goethe.

Jena den 9. December 1794.

Mit wahrer Herzenslust habe ich das erste Buch Wilhelm Meisters durchlesen und verschlungen, und ich danke demselben einen Genuß, wie ich lange nicht, und nie als durch Sie gehabt habe. Es könnte mich ordentlich verdrießen, wenn ich das Mißtrauen, mit dem Sie von diesem trefflichen Product Ihres Genies sprechen, einer andern Ursache zuschreiben müßte, als der Größe der Forderungen, die Ihr Geist jederzeit an sich selbst machen muß. Denn ich finde auch nicht Etwas darin, was nicht in der schönsten Harmonie mit dem lieblichen Ganzen stünde. Erwarten Sie heute kein näheres Detail meines Urtheils. Die Horen und deren Ankündigung, nebst dem Posttag, zerstreuen mich zu sehr, als daß ich mein Gemüth zu einem solchen Zwecke gehörig sammeln könnte. Wenn ich die Bogen noch einige Zeit hier behalten darf, so will ich mir mehr Zeit dazu nehmen und versuchen, ob ich etwas von dem fernern Gang der Geschichte und der Entwicklung der Charaktere diviniren kann. Herr v. Humboldt hat sich auch recht daran gelabt, und findet, wie ich, Ihren Geist in seiner ganzen männlichen Jugend, stillen Kraft und schöpferischen Fülle. Gewiß wird diese Wirkung allgemein sein. Alles hält sich darin so einfach und schön in sich selbst zusammen, und mit wenigem ist so viel ausgerichtet. Ich gestehe, ich fürchtete mich anfangs, daß wegen der langen Zwischenzeit, die zwischen dem ersten Wurfe und der letzten Hand verstrichen sein muß, eine kleine Ungleichheit, wenn auch nur des Alters, sichtbar sein möchte. Aber davon ist auch nicht eine Spur zu sehen. Die kühnen poetischen Stellen, die aus der stillen Fluth des Ganzen wie einzelne Blitze vorschlagen, machen eine treffliche Wirkung, erheben und füllen das Gemüth. Ueber die schöne Charakteristik will ich heute noch nichts sagen. Eben so wenig von der lebendigen und bis zum Greifen treffenden Natur, die in allen Schilderungen herrscht, und die Ihnen überhaupt in keinem Producte versagen kann. Von der Treue des Gemäldes einer theatralischen Wirtschaft und Liebschaft kann ich mit vieler Kompetenz urtheilen, indem ich mit beiden besser bekannt bin, als ich zu wünschen Ursache habe. Die Apologie des Handels ist herrlich und in einem großen Sinn. Aber daß Sie neben dieser die Neigung des Haupthelden noch mit einem gewissen Ruhm behaupten konnten, ist gewiß keiner der geringsten Siege, welche die Form über die Materie errang. Doch ich sollte mich gar nicht in das Innere einlassen, weil ich es in diesem Augenblicke nicht weiter durchführen kann.

Auf Ihren und unser aller Namen habe ich bei Cotta Arrest gelegt, und er mag sich, wenn auch murrend, darein ergeben. Das Avertissement habe ich heute zu meiner großen Erleichterung geendigt, und es wird dem Intelligenzblatt der Lit. Zeitung beigeschlossen werden. Ihr Versprechen, nach Weihnachten auf eine Zeitlang hieher zu kommen, ist mir sehr tröstlich, und läßt mich mit etwas heitererm Gemüth in diesen traurigen Winter blicken, der nie mein Freund gewesen ist.

Von der Geschichte, Mlle. Clairon betreffend, habe ich nichts in Erfahrung bringen können. Doch erwarte ich noch einige Nachrichten darüber. Meiner Frau ist es noch erinnerlich davon gehört zu haben, daß in Bayreuth bei Oeffnung eines alten Gebäudes die alten Markgrafen sich hätten sehen lassen und geweissagt hätten. Hufeland, der Jurist, der sonst wie jener gute Freund de rebus omnibus et de quibusdam aliis zu sprechen weiß, wußte mir nichts davon zu sagen.

Alles empfiehlt sich Ihnen aufs beste und freut sich über Ihre versprochene Hieherkunft sehr.

Schiller.


33. An Schiller.

Sie haben mir durch das gute Zeugniß, das Sie dem ersten Buche meines Romans geben, sehr wohlgethan. Nach den sonderbaren Schicksalen, welche diese Production von innen und außen gehabt hat, wäre es kein Wunder wenn ich ganz und gar confus darüber würde. Ich habe mich zuletzt blos an meine Idee gehalten und will mich freuen wenn sie mich aus diesem Labyrinthe herausleitet.

Behalten Sie das erste Buch so lange Sie wollen, indeß kommt das zweite, und das dritte lesen Sie im Manuscripte: so finden Sie mehr Standpunkte zum Urtheil. Ich wünsche, daß Ihr Genuß sich mit den folgenden Büchern nicht mindere, sondern mehre. Da ich nebst der Ihrigen auch Hrn. v. Humboldts Stimme habe, werde ich desto fleißiger und unverdroßner fortarbeiten.

Das Verschweigen der Namen, die ja doch in der Annonce genannt werden sollten, im einzelnen vermehrt gewiß das Interesse; nur müssen die Aufsätze interessant sein.

Wegen der Claironischen Geschichte bin ich nun beruhigt, und nun bitte ich nichts weiter davon zu sagen, bis wir sie produciren.

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe, daß es mir so wohl werden soll das neue Jahr mit Ihnen anzufangen.

Weimar den 10. December 1794.

G.


34. An Goethe.

Jena den 22. December 1794.

Hier erhalten Sie endlich eine Anschauung der Horen, von der ich wünsche, daß sie Ihnen gefallen möchte. Etwas eng ist der Druck ausgefallen, wobei das Publicum mehr profitirt als wir. Doch kann man in der Folge, besonders in den poetischen Stücken, eine Aenderung treffen und sich etwas breiter machen. Für den ganz ersten Anfang ist es mir nicht unlieb, daß die großen Aufsätze scheinbar zusammen gehen. Auch werde ich dafür sorgen, daß Cotta diejenigen von uns, welche viel contribuiren, und bei denen also die Verengerung des Druckes im Ganzen ein Object macht, auf irgend eine Art entschädigt. Ohnehin ist es in unserem Contract, daß nach Absatz von 2000 Exemplarien an uns mehr bezahlt werden muß, aber außer diesem muß er noch mehr thun.

Ich hoffe daß Sie keine Druckfehler finden sollen. Mir wenigstens ist keiner aufgefallen. Lettern und Format geben dem Buch ein solides und dauerhaftes Ansehen, und unterscheiden es sehr vortheilhaft von dem Haufen der Journale. Auch das Papier ist derb, und scheint es ordentlich auf die Dauer anzulegen.

Cotta liegt mir sehr um Manuscript für das zweite Stück an; ich sollicitire daher um die zweite Epistel.

Diese Bogen bitte ich mir zurückzuschicken, weil Hofr. Schütz, der das erste Stück recensiren wird, sich bogenweise gern damit bekannt machen möchte. Eine Probe des Umschlags habe ich auch bestellt, und werde solche über acht Tage erhalten.

Herzlich freue ich mich auf Ihre baldige Zurückkunft nach Jena. Frau von Kalb ist seit einigen Tagen hier.

Schiller.


35. An Schiller.

Die Bogen kehren sogleich zurück. Druck und Papier nehmen sich gut aus, besonders die Prosa. Die Hexameter verlieren durch die bald einzelnen bald doppelten Zeilen den Rhythmus fürs Auge.

Unsere Erklärung über das Honorar dächte ich versparten wir bis das erste Stück da ist, und dann machte man seinen Calcul und seine Bedingungen, denn freilich unsere Feldfrüchte über Herrn Cottas beliebigen Scheffel messen zu lassen, möchte in der Continuation nicht dienlich sein.

Hier die zweite Epistel. Ihre zweite Hälfte mag die dritte Epistel werden und das dritte Stück anfangen.

Ich will nun auch an die Gespenstergeschichten gehen. Vor Ende des Jahrs bring' ich noch manches bei Seite, um Sie mit desto freierem Muthe im neuen begrüßen zu können.

Lassen Sie doch die Manuscripte von Cotta zurückkommen; es ist in manchem Betracht gut.

Leben Sie recht wohl und grüßen Frau v. Kalb, die dießmal leider nur in der Ferne an mir vorbeigegangen ist.

Weimar den 23. December 1794.

Goethe.


36. An Schiller.

Wegen des alten Obereits schreibe ich Ihnen heute noch ein Wort. Er scheint in großen Nöthen zu sein: ich habe zwanzig Rthlr. für ihn, die ich Ihnen Sonnabend schicke. Wollten Sie ihm wohl indeß etwas reichen? und überhaupt das Geld bei Sich behalten und ihm nach und nach etwas geben, denn er wird nie mit diesem Werkzeuge umzugehen lernen. Leben Sie recht wohl. Mein drittes Buch ist fertig, und alles scheint sich so zu legen, daß ich mit Heiterkeit Sie nach dem neuen Jahre sehen kann.

Weimar, den 25. December 1794.

G.Zwischen Nr. 36 und die folgende Nummer fällt ein Brief Goethes, worin von einer Kkopstock'schen Ode die Rede ist, auf welche sich eine Stelle in Nr. 37 bezieht; derselbe ist verloren.



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