Joseph Alois Gleich
Die vier Heymonskinder
Joseph Alois Gleich

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Zweyter Aufzug

I. Auftritt.

Prunksaal am Hoflager Karls. Karl sitzt auf seinen Thron, ringsum die Panirs des Reichs, Ritter und Edle. Auf beyden Seiten Kriegsknechte. Neben dem Thron Ganelon und Klarisse.

Chor. Ew'ger Segen blühe
Unserm Fürsten nur,
Weit von ihm entfliehe
Jedes Kummers Spur.
Seine Macht gedeihe
Immer mehr und mehr,
Unzertrennlich reihe
Glück um ihn sich her.

Karl. Nehmt noch einmal meinen Dank für Eure Liebe und Treue, edle Ritter und Herren. Eure Wohlfarth soll so lange ich lebe, mein einziges Streben seyn. Ihr Ganelon, den ich seit jeher liebte, seyd mir noch einmal an meinem Hofe herzlich willkommen.

Ganelon. Eure Huld entzückt mich gnädigster Herr, und nie werde ich aufhören, Euch Beweise zu geben, daß ich Euer Zutrauen, und Eure Gnade verdiene.

Karl. Noch einmal sichere ich Euch mit meinem Fürstenworte den Schutz zu, den Ihr für Eure Anverwandte, die schöne Klarisse von Gaskogne verlanget.

Ganelon. Ich danke Euch gnädigster Herr!

Karl. Nun aber einen wichtigen Auftrag an Euch – Ganelon, Ihr wißt, wie sehr ich Ursache habe, mit Haymons Söhnen, den Rittern von Dordogne zu zörnen. Nehmt meine wackern Krieger, und sucht sie allenthalben auf, und bringt sie lebend oder todt zu mir zurück.

Ganelon. Dafür geb' ich Euch mein ritterlich Wort. Lange sehne ich mich nach Rache, nun will ich sie vollwichtig üben.

Ogier. Der alte Herzog Heymon harrt Eurer Befehle im Vorgemache.

Karl. Man lasse ihn sogleich herein.

 
II. Auftritt.

Vorige, Heymon.

Heymon. Gnädigster Herr, Ihr ließt mich rufen, und ich erscheine alsogleich, Eurer Befehle gewärtig.

Karl. Herzog, Ihr wißt die Verbrechen Eurer Söhne. –

Heymon. Die That meines Sohnes Reinolds weiß ich, aber sein Verbrechen nicht. – Er erschlug Euren Neffen in der Nothwehr, da dieser bewaffnet den Wehrlosen anfiel.

Karl. Ihr werdet immer der Vertheidiger Eurer Kinder seyn.

Heymon. Nein gnädigster Herr, Ihr irrt Euch. Wenn meine Kinder eine That begiengen, entgegen Eurer Würde und den Gesetzen des Reichs, ich wär der erste, der sie dem Schwerte der Gerechtigkeit überlieferte, – aber so –

Karl. Schweigt, und hört meinen Befehl. Es ist Eure Pflicht, wenn ich gegen einen meiner Feinde ziehe, als Vasalle mit Euren Mannen und Reisigen mir Heeresfolge zu leisten.

Heymon. Eine Pflicht, der ich mich nie entschlagen werde.

Karl. Eure Söhne sind meine Feinde geworden, gegen sie sende ich unter Ganelons Anführung meine bewaffneten Schaaren, und von Euch fordere ich, dem Zuge zu folgen.

Heymon. Um Gotteswillen was verlangt Ihr?

Karl. Gehorsam – wo nicht, so seyd Ihr Eurer Söhne Willen – mein Feind, und wegen Eurer Widersetzung gegen Eure beschwornen Pflichten, Eurer Güter und Eures Lebens verlustig.

Heymon. Ich bin in Eurer Gewalt, nie brach ich meinen Schwur, am wenigsten den, den ich dem Reiche leistete – ich ziehe bewaffnet gegen meine Söhne – das Schicksal wird aber die schützen, die vom ungerechten Haße verfolgt werden.

Karl. Ganelon – gedenkt, welch wichtige Sache ich Euch anvertraue.

Ganelon. Die ich nach Kräften befördern werde. (Karl geht ab, das Gefolge begleitet ihn).

 
III. Auftritt.

Ganelon, Klarisse, Heymon.

Ganelon. Mein sehnlichster Wunsch ist erfüllt – zittert ihr Verhaßten, nun sollt ihr bald das Rachschwert, das in meiner Hand flammt, in eurem Nacken fühlen.

Heymon. Ganelon, Ihr seyd also der Befehlshaber jener Rotten, die gegen meine Söhne zu Felde ziehen?

Ganelon. Mich schmerzt dieser Auftrag des Königs, aber – es ist meine Pflicht, zu gehorchen.

Heymon. Verstellt Euch nicht, – Euer Auge zeigt mir die Freude deutlich, die in Eurem Herzen herrscht. Ihr waret immer der Feind unsers Hauses – was werden meine Söhne zu befahren haben, wenn sie in Eure Gewalt kommen?

Ganelon. Was meine Pflicht mir gebietet, und was sie verdient haben, den Tod –

Heymon. Unnatürlicher Bösewicht, der du dem Vater kalt das Todesurtheil seiner Kinder entgegen lächelst, – zittere, daß nicht auch dich die Strafe des Schicksals trift. – Kein Wort mehr zu dir Bösewicht, zu dem da oben nehme ich meine Zuflucht, er kennt meine Leiden, er kann den Kummer des gebeugten Vaters fühlen, der gezwungen wird, das Schwert gegen seine geliebten Kinder zu ziehen. Rette sie, und all das Unglück, das Ihrer harret, lasse mich alten Mann erdulden, ich werde freudig sterben, um sie dort ungetrennt wieder umarmen zu können – (ab).

Ganelon. Alter Thor – glaubst du mich zu erzürnen? – Nein, ein leichtes wäre es mir dich zu vernichten, aber dann wäre meine Rache nur unvollkommen, in deinen Kindern sollst du zehnfach sterben. Wie? Ihr noch hier Klarisse?

Klarisse. Ich lernte in diesen Augenblick Euch genau kennen.

Ganelon. Ich kann nicht anders handeln, da meine Pflicht es gebietet.

Klarisse. Verbergt Euren Haß nicht hinter die Aegide des Gehorsams.

Ganelon. Nehmt, wie Ihrs wollt, ich war von jeher der Todfeind des Hauses von Dordogne – und nur ein Thor läßt die Gelegenheit unbenützt, die ihm Rache an seine Feinde darbiethet. Euch Prinzessin geziemt es nicht, die Thaten der Männer zu beurtheilen. Geht, bereitet Euch vor, der mächtige Graf Grisson warb um Eure Hand. Sobald ich siegreich zurückkehre, werdet Ihr das Fest der Vermählung feiern.

Klarisse. Ganelon, Ihr seyd gleich grausam gegen Eure Feinde, und gegen die, die Eurer Obsorge anvertraut sind, aber ihr kennt die Gefühle eines liebenden Herzens nicht, es trotzt jedem Hindernisse, und wenn tausend Gefahren es umstürmen, so weiß es eh zu sterben, eh seine Flamme sich ändert.

Arie.

Selbst der Erdball darf zersplittern
Und zertrümmern die Natur
Kann die Liebe nicht erschüttern
Feste Treue kennt sie nur.
Sie nur läßt uns Wonne finden
Und beseeligt unser Herz.
Leicht wie Nebelwolken schwinden
Wenn sie lächelt, Gram und Schmerz.
Ich verachte deine Tücke
Die dein schwarzes Herz erdacht.
Liebe nur führt mich zum Glücke
Und vernichtet deine Macht. (ab)

Ganelon. Mir trotzest du nicht stolze Dirne – kühn schreite ich meinen Planen entgegen – hier durch die Vermählung mit Großen eine mächtige Verbindung – dort der höchste Triumph der Rache, so will ich immer streben meine Macht zu vergrößern, und alles was meinen Planen entgegen strebt, mit Riesengewalt zu Boden würgen. (ab)

 
IV. Auftritt.

Martin.

Ein gut möblirtes Zimmer beim Meister Berthold, mit mehreren Gemählden in Lebensgröße – Eines davon stellt einen Gelehrten in einer groben Knöpfelperücke vor.

Martin. (in einen Mantel gehüllt schleicht herein) Ins Haus wäre ich glücklich gekommen, – wie ich aber wieder hinaus kommen werde, das ist eine andere Frage – wenn ich nur mit dem hübschen Mädel zusammen kommen könnte. – Aber da soll ein Mensch sehen, was wir Männer für kuriose Leute sind, wir rennen uns nur um ein Bußerl die Füße halbentheil weg, und wissen doch, daß uns die Mädeln hint und vorn foppen – und daß das Verliebtseyn oft mehr Verdruß, als Freuden macht – ja nun, es geht uns halt mit der Liebe akkurat so, wie mit den Magentropfen – bitter sind sie, aber gut.

Arie.

Es ist um die Lieb' eine seltsame Sach,
Zum Narren machts d' Männer oft schier,
Und doch schleichet jeder dem Madel gern nach,
Und treibt halt sein Spaßerl mit ihr.
Sie sind auch so mollig, so rund, und so schön,
Und lachens, wird ein so kurios.
Den schelmischen Blick kann kein Mensch widerstehn,
Und geb'ns ein a Bußerl –
So ist halt der Teufel gleich los.

Als Büberln schon sind wir den Madeln geneigt
Das wachst mit uns ordentlich auf
Und wann ein hübsch Gsichtel von weiten sich zeigt,
Setzt jeder gleich d' Füßeln in Lauf.
Es schleicht mancher Datel schon mühsam daher
Doch sieht er ein Madel von fern
So macht er ihr freundlich gleich sein Serviteur
Er hört wie ein Fuhrmann
Halt wenigstens s Schnalzen noch gern. (ab zur Seite)

 
V. Auftritt.

Martin, Brigitte.

Brigitte. Ich höre ja jemanden hier sprechen? (sie erblickt ihn, und stoßt einen lauten Schrey aus).

Martin. Ich bitte dich um alles in der Welt Madel – schrei nicht, denn wenn mich der Alte sieht, so kriegt einer von uns zweyen Schläge.

Brigitte. Aber was will er denn da?

Martin. Was kann ich anders wollen, als mit dir reden, und dir sagen, daß ich ein unglücklicher Mensch bin?

Brigitte. Was fehlt ihm denn?

Martin. Du hast mich total ruinirt – du hast in meinen Herzen ein Feuer angesteckt, daß es zu einem Aschenhaufen verbrennt ist, meinen Magen hat die Liebe zusammen geschnürt, daß ich nichts mehr essen und trinken kann – kurz um, ich habs in allen Gliedern, und wenn du mir nicht wenigstens mit ein baar hundert Bußerln zu Hilfe kommst, so geht mein Verstand kapores.

Brigitte. Das ist ein närrischer Mensch.

Martin. Nicht wahr, eine solche Liebeserklärung wirst du nicht bald hören? – Mach einen Gescheiden, Madel, und wenn ich dir auch nicht gefalle, so erbarme dich über einen fahrenden Junggesellen, und nimm mich wenigstens aus Mitleiden.

Brigitte. Aber mein Gott wer ist er denn?

Martin. Bis itzt bin ich nur ein Schildknapp, aber wenn ich noch ein zwanzig Jahrln mitmache, so kann ich vielleicht zu einen Ritter geschlagen werden.

Brigitte. Nun die Aussicht wär nicht übel.

Martin. Wenigstens kann man Alt dabei werden, also schlag ein, wir sind ein Paar.

Brigitte. Wenn ich nur wüßte, was ich thun sollte.

Martin. Schlüßen wir den Handel ab.

Brigitte. Ist er aber auch ein guter Mensch?

Martin. Wie ein Lamperl, ich hab einmal eine Geliebte gehabt – von der hab ich alle Tage meine richtigen Schläge kriegt, und Ich habe nicht Mau dazu gesagt.

Brigitte. Aber der Alte wird ja seine Einwilligung nicht geben?

Martin. Da liegt uns nichts dran, ich mach halt einen Ritter, und entführ dich.

 
VI. Auftritt.

Vorige, Thadädl.

Thadädl. Itzt muß ich nur geschwinde die Bilder aufhängen, die der Mahler bei uns versetzt hat, (erblickt beide) sapperment was ist denn das? Hahaha, d' Jungfer Brigitterl, nimt gewiß eine Lektion, wie's mit dem Meister umgehen soll?

Martin. Du Bube verrath mich nicht, ich kaufe dir einen Lebzeltenen Reiter dafür.

Thadädl. Itzt hör er auf mit der Narrheit, unser einer ist nicht interessirt – Ich merk den Spaß schon, d' Jungfer schaut sich halt bei Zeiten um einen guten Freund um, damit Ihr die Zeit nicht lang wird, wenn der Meister nach der Stadt geht.

Brigitte. Gelt du verrathest mich nicht?

Thadädl. Werd ich doch wohl eher mit der Jungfer Brigitterl halten, die mir manchen Brocken Bratel zu steckt, als mit dem Meister, der mir nichts als eine Prügelsuppe giebt – ich habe meine närrische Freud', wann er recht papierlt wird.

Martin. Nun, der Mann kann doch eine Freude von seinen Leuten haben.

Thadädl. Wenn mich d' Jungfer zu was brauchen kann, sie darf nur schaffen – zum Beyspiel, auf die Paß stellen.

Martin. Dazu bist du ja zu ungeschickt.

Thadädl. Das heißt einen Menschen bei seiner Ehre aufgefordert, und ich will ihm zeigen, daß er sich in mir geirrt hat – (Geht mit gravitätischen Schritten ab).

Martin. Also mein liebes goldenes Brigitterl.

Brigitte. Nun was soll ich thun? den Alten mag ich nicht, und den Gedanken könnte ich schon gar nicht ausstehen, ledig zu sterben.

Martin. Recht so, da hütet sich auch ein jedes Madel davor – Also ich rede heute noch mit meinen Herrn, hernach praktizire ich dich wie eine geschwärzte Waar aus dem Hause.

Thadädl. (läuft herein) Der Meister kommt.

Brigitte. O weh – o weh. –

Thadädl. Sein Gesicht glüht wie der Mondschein – und entweder hat ihm die Liebe oder Wein dämmisch gemacht, denn er wackelt daher, wie eine Ente.

Martin. Was soll ich denn itzt anfangen?

Thadädl. Fort kann er nicht mehr, denn er wird den Augenblick da seyn.

Martin. Wenn er mich nur wo verstecken könnte, wart Schatzerl ich schlief hinter eines von den Bildern, so kann ich gleich hören was er sagt. (schleicht hinter das oben beschriebene Bild)

Thadädl. (Klatscht vor Freuden in die Hand) O je der Meister ist der Gefoppte.

 
VII. Auftritt.

Vorige, Berthold.

Berthold. (taumelt bei den letzten Worten herein) Was hast gesagt, Spitzbube? (aufreibend) Warum bin ich der Gefoppte?

Thadädl. Nun, möcht er mich etwa wieder schlagen? und ich habe halt doch recht – die Brigitterl hat zu ihm gesagt, daß sie erst über acht Tage heurathen will, und ich habs erlauscht, daß sie lieber heute schon eine Braut seyn möchte.

Berthold. Ach das lasse ich mir gefallen, nun geh itzt Thadädl – geh, ich möcht itzt gern allein mit ihr seyn.

Thadädl. Ich geh schon – hernach ist der Meister mit ihr richtig allein – ha ha ha – recht hab ich, der Meister ist der Gefoppte. (geht in die Hand klatschend ab)

Brigitte. (für sich) Mir ist Angst und bang.

Berthold. In welcher Verlegenheit der arme Narr ist – sie kann mich vor Liebe gar nicht anschauen – Schatzerl ist das wahr, was mir der Thadädl gesagt hat, daß du schon gern eine Braut seyn möchtest.

Brigitte. Nun, warum sollt ichs den läugnen.

Berthold. Ist das wahr? – itzt muß ich dich halsen (will zu ihr hin, taumelt aber über einen Stuhl, daß er sich kaum aufrecht halten kann).

Brigitte. Aber mein Gott, er hat ja schon wieder einen Rausch.

Berthold. Nur einen verliebten – bei jedem Glasel hab ich an dich gedenkt, und deine Gesundheit getrunken – und so kann mir der Wein nicht schaden. Sapperment, Madel, du hast mir eine Freude gemacht, daß ich gerade glaube, das Herz springt mir aus dem Leibe. (Martin nieset, beide verneigen sich) Also morgen halten wir Hochzeit – aber ich möcht halt gerne heute schon was von dir – (Thadädl schleicht herein, und hört zu).

Brigitte. Was denn?

Berthold. Ein kleines Drangeld – ein Bußerl.

Brigitte. Vor der Hochzeit ist gar keine Rede davon.

Berthold. Nun ich darfs nicht böse machen, aber hernach wollen wirs einbringen, den ganzen Tag wollen wir küssen.

Martin (hustet sehr stark).

Berthold. Sapperment – itzt weiß ich nicht hab ich gehustet oder du?

Thadädl. Das wird wohl der Meister gewesen seyn, denn es war eine völlige Eselhusten.

Berthold. I du Spitzbube – wart dich will ich forttreiben. (Thadädl entspringt, Berthold haut immer in der Luft herum, während Brigitte und Martin sich küssen).

Berthold. Weißt was Brigitterl – ich hab itzt einen Einfall, daß uns die Zeit vergeht, wollen wir den Hochzeitstanz probiren, du weißt ich habe schon lang nicht getanzt, so bekommen doch meine Füße wieder eine Gelenkigkeit.

Brigitte. Er kann aber nicht recht gerade stehen.

Berthold. Das thut nichts, die Leute glauben, es sind die Figuren die ich in den Tanz hinein mache – komm her es wird schon gehen. (sie stellen sich zum Tanze, und beginnen einen Menuett)

Terzett.

               

Berthold. Wahrlich es ist eine Freud
Beim Menuett.

Brigitte. Voraus wenn man recht gescheid
Und grade steht.

Berthold. Eins und zwey, drey und vier
Bloß am Tackt fehlt es mir.

Beide. Nur die Füß steif, und den Kopf auch hübsch grad
So geht es nach dem Tackt schön, in der That.

(Das Bild, wo der Martin versteckt war, theilt sich, und Martin akkurat so gekleidet, wie das Gemählde war, tritt hervor, Berthold weicht erschrocken zurück, Martin tanzt mit Brigitten den Menuett fort).

Berthold. Wetter, was soll das seyn?
Ach welch ein Streich.

Martin, Brigitte. Wenn man recht tanzen kann,
Besser gehts gleich.

(Am Ende des Menuetts nimmt Martin die Perücke ab, und küst Brigitten).

Berthold. (erkennt ihn) Was? o du Gauner! he Gesellen, Gesellen.

(Thadädl und die Gesellen stürzen herein mit Brigeln bewaffnet).

Berthold. Den Kerl schlagt mir auf der Stelle todt.

Martin. (Von ihnen verfolgt lauft herum, er wirft den Berthold die Perücke an den Kopf und entspringt, die Gesellen erwischen den Berthold und prügeln ihn tüchtig durch, Thadädl steht im Vorgrunde, und lacht laut) Haut zu, haut zu!

Berthold (entwischt ihnen, alle eilen ihm nach.)

 
VIII. Auftritt.

(Eine mit Bäumen versetzte Gegend. Im Hintergrunde mit Moos und Strauchwerk bewachsene Felsen).

Ritsart, Adelhart, Writsart.

(Sie kommen von verschiedenen Seiten.)

Ritsart. Willkommen Brüder – willkommen – hier am Orte unserer Bestimmung.

Adelhart. So nannte ihn Malegys, als er uns hieher bestellte, aber ich kann mir den Sinn seiner Worte nicht erklären.

Writsart. Ewiger Zweifler – Malegys ist unser Freund, und Wohlthäter, er wird nichts unternehmen, was nicht zu unsern Besten zielet – doch stille, ich höre etwas durch die Blätter rauschen – Er ists – unser Freund Malegys.

 
IX. Auftritt.

Vorige, Malegys.

Malegys. (tritt ein, alle schütteln sich die Hände).

Ritsart. Wo ist unser Bruder Reinold?

Malegys. Am Hoflager Karls.

Ritsart. Wie?

Malegys. Er konnte der Neigung seines Herzens nicht widerstehen, seine Klarisse zu sehen – undurchdringlicher Nebel umhüllt ihn, das Roß Bayard harrt seiner, mit Blitzesschnelle wird es ihn hieher bringen, wenn Gefahr ihm droht.

Adelhart. Ich fürchte viel für den kühnen Wagling – er baut auf seinen Mut und Stärke, und übersieht so leicht die Gefahr, die ihm drohen könnte.

Malegys. Sorgt Euch nicht, zu groß sind die Verheißungen die ich ihm bei seiner Rückkehr that. König Karl wird morgen ein großes Turnier geben – eine goldene Krone ist der Preis des Siegers – als geächtet darf Reinold nicht mitfechten, und doch wird er es durch meine Macht – Ich verhieß ihm noch mehr, morgen schon wird Klarisse seine Gattin – Ihr könnt Euch also vorstellen, daß Reinold seine Zurückkunft nicht versäumen wird.

Ritsart. In der That Malegys, ohne Euch und Reinold würde es uns sehr übel gehen, aber was sollen wir in dieser Wildniß anfangen?

Malegys. Allenthalben verfolgen uns Karls Krieger – sollen wir Ritter in den Wäldern gleich Räubern umherirren? nimmermehr, Karl lerne einsehen, daß ihr unter meinen mächtigen Schutz stehet, und daß es ihm nicht so leicht sey, freye unbescholtene Ritter seinen ungerechtem Grimme zu opfern.

Ritsart. Wie willst du aber der drohenden Gefahr vorbeugen?

Malegys. Seht diese kahlen Felsen – Jahrhunderte deckte graues Moos ihren Gipfel, nun soll es nicht mehr so seyn, blühen soll die Gegend umher im ewigen Frühlinge, und ein Schloß soll sich erheben, gebaut durch Geistes Macht, das jeder Gewalt der Feinde trotzet, und dessen stolze Thürme weit in die Thäler hinab die Macht ihrer Besitzer verkünden – Auf denn Ihr mächtigen Geister, vollendet den Bau, den ich in meinen Gedanken entwarf – Montalban heißet dieser Felsen – Montalban soll auch der Nahme des Schloßes seyn.

(Ein dumpfer Donner rollt – mehrere Geister erscheinen, und beginnen den Felsen zu bearbeiten – Allmählich hebt sich, so lang die Bühne ist ein prächtiges Schloß aus dem Boden auf, dessen Thürme und Fenster transparent erleuchtet sind, und dessen ganzer äußerer Prospekt einen majestätischen Anblick darbietet).

Quartett (mit Chor).

Malegys. Liebe nur will ich Euch zeigen
Und der ächten Freundschaft Spur.

Die drey Brüder. O erkenn in unserm Schweigen
Unsers Dankes Größe nur.

Alle vier. Ewig, ewig dich (Euch) zu lieben
Ist für mich die schönste Pflicht,
Tief bleibt mir ins Herz geschrieben
Was der Freundschaft Stimme spricht.

Chor der arbeitenden Geister.
Unverdrossen nur ihr Geister
Unsre Macht wirkt schnell und groß
Es gebiethet unser Meister
Rasch zeigt sich das Felsenschloß.

Die drey Brüder. Welch ein Anblick, welche Wonne!
Sag was reichen wir zum Lohne?

Malegys. Laßt uns immer Freunde seyn.

Alle drey. Unser Herz ist ewig dein.

Alle vier. Göttlich sind der Freundschaft Werke,
Glücklich der, dem bald sie lacht
Sie trotzt selbst des Unglücks Stärke
Nichts besieget ihre Macht.
Kommt zur Ruhe ohne Weilen
Schutz reicht dieses Schloß uns dar,
Sollten Feinde uns ereilen,
Sind wir sicher vor Gefahr.

Chor (zugleich). Schnell sind unsre Zauberwerke
Alles wird zu Stand gebracht
Und des mächtigen Schloßes Stärke
Weicht nur gleicher Zaubermacht.
Geht zur Ruhe ohne Weilen
Schutz reicht dieses Schloß Euch dar
Sollten Feinde Euch ereilen
Seid Ihr sicher vor Gefahr.

(Der Bau des Schloßes ist vollendet – die Geister verschwinden, Malegys geht mit den Brüdern über den Berg in das Schloß. Ein kriegerischer pompöser Marsch fällt ein, und viele Bewaffnete mit ihren Fähnlein ziehen zugleich in die Burg ein, wo sodann die Zugbrücke auf gezogen wird – Pause).

 
X. Auftritt.

Ganelon mit Knechten, ein Herold, dann die Vorigen, Herzog Heymon, Reinold.

Ganelon. In dieser Nähe müßen unsere Feinde seyn – wir wollen nicht rasten noch ruhen, bis wir sie gefunden haben (erblickt das Schloß) Ha, was ist das? wer mag dieses Schloß bewohnen? Herold fordere den Eigenthümer auf, ob er Kunde von den Söhnen Heymons habe.

Ein Herold. (tritt vor, und stößt dreimal in die Trompete).

Malegys. (erscheint auf der Mauer) Was verlanget ihr?

Herold. Im Ritter Ganelons Nahmen gebieten wir Euch unter Todesstrafe anzuzeigen, ob Ihr Kunde habt von Heymons flüchtigen Söhnen.

Malegys. Gebt mir ein Wahrzeichen, daß ich Eurer Sendung glauben kann.

Ganelon. Hier bedarf es keines; denn Ganelon selbst steht vor Euren Mauern.

Malegys. So wisset denn, ich Malegys, Sohn des Herzogs von Beves, und Ritter, bedeute Euch hiemit, daß ich dieses Schloß zum Schutze der Söhne Heymons erbaut habe, und sie vertheidigen werde gegen jeden, der sie bedrängt; Euch aber Ganelon, der Ihr König Karln zur ungerechten Fehde verleitet, erkläre ich hiemit vor allen Rittern und Reisigen als einen Schurken, der die schrecklichste Züchtigung verdient.

Ganelon. Mir das? (reißt sein Schwert aus der Scheide) Fluch und Verderben über Euch – auf – wer mich liebt eilt sogleich zum Sturme.

(Trompeten ertönen im Innern der Burg. Ganelons Leute eilen zum Sturme – Malegys, Ritsart, Adelhart, Writsart und ihre Reisigen eilen die Mauern hinab – allgemeines Gefecht).

 
XI. Auftritt.

Vorige, Reinold.

Reinold (stürzt bewaffnet herein). Wie? meine Brüder in Gefahr? – o nun sollt Ihr meine Stärke fühlen. Verderben über euch ihr Lotterbuben. (Er schließt den Helm und haut ein. Das Gefecht wird heftiger, die Feinde werden vertrieben, Herzog Heymon eilt herein, gleichfalls mit geschlossenen Helm, von Reinold verfolgt). Und wenn du zehen Leben hättest, so mußt du unter meinen Streichen fallen.

Heymon (wirft den Helm weg). Tödte mich.

Reinold. Allmächtiger Gott, mein Vater! (er läßt das Schwert sinken, und bedeckt mit beiden Händen das Gesicht).

(Malegys und seine Brüder mit ihren Reisigen kommen hinzu. Ganelon und seine Leute sind gefangen).

Malegys. Wir haben gesiegt, unsere Feinde sind gefangen.

Reinold. Ich bedarf Ihrer nicht, lößt ihre Fessel – sie mögen frey von hinen ziehen – König Karl ist mir zu erhaben, um mich an seinen Lieblingen zu rächen, aber eben diese Lieblinge sind mir zu schlecht, um sie meiner Gefangenschaft würdig zu halten. (ihre Fessel werden gelößt)

Ganelon. Ich danke dir meine Freiheit, aber ich werde sie nur zu deinem Verderben benützen: – Nun Herzog Heymon, Ihr werdet vermutlich hierbleiben? – Euer fein angelegter Plann ist glücklich gelungen. Ihr seyd bey Euren Söhnen, aber dafür wird Acht und Bann Euch treffen.

Reinold. Wer sagt, daß Heymon bei seinen Söhnen sey? – Dieser Mann hier zog sein Schwert gegen uns, ich kenne in ihm meinen Vater nicht.

Die 3 Brüder. Reinold, was sagst du?

Heymon. O donnere nur auf mich Schicksal, bald werde ich deinen Streichen unterliegen.

Reinold. Bewaffnet steht er in unserer Mitte – er ist unser Feind geworden.

Heymon. Sohn, willst du mich durch Verzweiflung tödten?

Ritsart. Bruder!

Reinold. Zurück, wer nicht mein Feind seyn will, (zu Heymon) du hast dein Schwert zu meinem Verderben gezückt – die Bande der Natur sind aufgelößt, und Rache quilt in meiner Brust empor. (er zieht ihn in den Kreis der Krieger) Auf, auf, zum Kampfe! – Nicht Vater, nur Richter ist er mir, und als dieser darf er mir den Kampf nicht verweigern.

Heymon. Nun denn, so sey dieß mein letzter Augenblick – Schicksal gieb mir den Tod, um nicht diesen höchsten Jammer zu überleben. (Beide kämpfen – Reinold schlägt ihm beim ersten Gange das Schwert aus der Hand)

Reinold. Du bist mein Gefangener. (zu Ganelon) Sieh elender Bube – nicht freywillig ging er zu mir über, die Macht der Waffen hat ihn überwunden, und er kann daher nach dem Gesetze seiner Güter und seiner Ehre nicht verlustig seyn. – Ihr seyd mein Gefangener – kein Lösegeld kann Euch retten, denn Ihr seyd auf ewig gebunden an mich durch die Fesseln der heiligsten Liebe. – (er wirft seine Waffen weg und sinkt zu den Füssen seines Vaters).

Heymon (beugt sich zärtlich über ihn hinab) O mein Sohn, mein Reinold.

Alle. Heil, Heil dem Überwinder, und seinem Gefangenen!

(Alle drängen sich um den alten Heymon, und führen ihn unter einem kriegerischen Marsche nach dem Schloße, während Ganelon mit seinen Leuten sich auf der andern Seite wüthend entfernt).

Ende des zweyten Aufzugs


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