Simon Gfeller
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Simon Gfeller

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«Numen es Schlüheli»

Der alt Inschberg-Chäpp isch bim Buechwäldli usse uf eme rottannige Trämeli ghocket, het si gsunnet u emen Eihörndli zuegluegt, wo Buechnüßli gchäflet het u im rotbruune Herbschtlaub umegschloffen ischt. Es isch dert chätzersch es hilbs, gäbigs Eggeli, u Chäpp het’s wohl verdienet gha, chönne z’löüe, wen es scho isch helige Wärchtig gsi. Emen achtzgjährige Ma muetet niemmer meh zue, daß er no sött wärche, bsungersch wen er vorhär syr Läbelang het gschaffet, was ihm isch mügli gsi. No vor föüf Johre wär es Chäppen e Strof gsi, wen er hätt sölle näbenume hocke u zueluege. Aber we de afe d’Achtzgerjohr arücke, wohl, die schießen emen jedere i d’Chnöüäcke, un es heißt de nid nume me: Sattli, sattli, alts Rößli! Es heißt de: Usgschiret u mit em Chomet a d’Wang! Es het Chäppe richtig afangs au ungwahns düecht, u mängisch het er gchlagt u si gha: «Daß men au eso cha zwägcho? Kem Möntsche hätt i’s glaubt. Früeher het mer alls nüt to. Vo eir Tagheiteri zur angere ha mi möge rüehre, nid e Puß het es mer gmacht. U d’Tage sy mer vorby, nume so ne Schyn het es ggäh. Znacht han i chönne schlofe, chuum daß mi einischt im Huli dräiht ha. 240 Jetz ischt i Gottsnamen ahe nüt meh mit mer; i ha ne Gruusen ab der Arbit, i cha nid säge wie. Für was soll me de no do sy? D’Tage wei mer nid ume, u d’Nächt wei mer nid ume, i ha mängischt e Längizyti, es düecht mi, i gstöüh’s nümmen uus.» Gottlob het’s bi Chäppe numen albeneinischt us däm Rohr use tönt; dickischt ischt er de no rächt häluufige worde, un er het alle Grund gha, mit sym Läbe zfride z’sy, wen er scho en alte Lidige isch gsi. Haneß, sy Bruederschsuhn, u d’Lisebeth, Haneßes Frau, sy an ihm ghanget wie amene Vater. Sie hei richtig säuft chönne; Chäpp het lang für sche gwärchet gha u nes schöns Schübeli Gäld für sche näbenume gleit, sie hein ihm nid vergäbe der Götti gseit.

Aber alt Lüt, wo derwyl hei, allem z’lose u nochez’däiche, wärde gärn chly wunderlig, u dennzemol, wo Chäpp uf em Trämeli ghocket isch, het er emel nid der bescht Luun gha. «Jetz chunnt de scho der Winter, dä läng, chalt Winter,» het er gsinnet, «u tuet mi ychefele.» U drum het ne die warmi Herbschtsunne nid gfreut. Er het masleidig a d’Schneebärgen ubere gluegt, wo scho früsch sy gwyßget gsi, u ’s Pfyfli lo erchalte. «Sie hei au nümme der rächt Glanz. Es ischt eifach nümme wie albe. D’Wält wird bilängerschi unaschauliger!»

Du chunnt der Gruebe-Dani dür e Schregwäg uuf, er het mit eme Roß i d’Schmidte welle.

241 «Do möcht i’s richtig au erlyde,» helkt er Chäppe, «freiner Händel weder du het jetz niemmer!»

«Mi chönnt’s meine,» wehrt si Chäpp, «d’Lüt hei mer’sch gäng vür. U we ne de albe säge, i syg achtzgi u heig mi Teel gwärchet, meint en jedere: Es schöns Alter! Das macht mi de albe no am chützigischte. Es wüesch’ Alter isch es; i möcht’s kem Möntschen awünsche. Was soll me de no uf der Wält obe, we me nümme ma wärche, nümme cha schlofe, u ein nüt meh gfallt u guet düecht? Wen i nid no albeinischt es Pfyfli chönnt rauke u chly zum Bejihüsli use trappe, i wüßt mängisch d’Zyt nid z’verbringe.»

«Chlag nid z’fasch,» lächlet Dani, «du tuesch doch nume derglyche. Du bischt emel no gäng styf zwäg u fählt der niene. U we me Haneßen u d’Lisebeth chennt, weiß me scho, daß es der nid übel geit.»

«O, wäg em Zwägsy u Nienefähle het es emel de nüt z’rüehmme. Hättisch letschti Nacht sölle ghöre, wie-n-i ha müeße hueschten u nienisch meh ha chönnen ufhöre. I han e Chratzer im Hals, de ganz e wüeschte. U wie wird de das ersch goh dä Winter!»

«Jä, we’s afoht chalte, loht si söttigs zuehe. Aber für das git’s es rings Mitteli. Do ischt uf der Wält nüt Bessersch derfür weder es Schlüheli Truese. Lue, so nes Trüeseli, das drückt der Hueschte z’Bode, du glaubsch es nid. Do cha me dernoh 242 schlofe, nüt schönersch. Aber reali Wytruese mueß es de richtig sy, nid öppe zsämegöütschleti Lumperuschtig. Sie isch fryli ordli im Prys, weder was hesch du de Chöschte z’borge! U meh weder es Schlüheli bruucht me nid z’näh ungereinisch; numen es chlys chlys Schlüheli, we’s ein gäng so nötet z’hueschte, de ischt alls i der Ornig.»

«Wäg em Choschte, äis schuuch i nid fasch, wen i de em Winter besser dörft warte. U daß i’s ubertrib, sälb bruuchti niemmer z’förchte. I ha mi 80 Johr möge gmeischtere, i wurd fürderschhin wohl au myne sälber blybe. Aber es wird ein gar mängs aggäh u hilft ein doch de nid.»

«Jä hälfe tuet es, das isch heilig sicher. Das het afe mängem alte Ma u mänger alte Frau ghulfe, daß sie Ruehw ubercho hei, das weiß i de für gwüß. Aber i mueß goh, der Choli wott nümme warte. So Adje, u häb gäng churzi Zyti!»

«Jo, wen i nume chönnt! Dank heigisch de!»

Chäpp isch no nes Rüngeli ghöcklet. Dernoh het er schi gstreckt u isch gäge heizue trappet, un erscht jetz het me gseh, was das einisch für ne mächtige Ma mueß gsi sy. Er het si no jetz gäng schier müeße chrümme, wo-n-er unger de Chirschbäume dür isch, daß ihm d’Escht nid der Wätterhuet abstreipfi.

«Do het mer jetz Gruebdani aggäh, es Schlückli Wytruese vor em i ’s Bettgoh tät mer der Hueschte gstelle», seit er zur Lisebeth, wo-n-er i d’Stube cho 243 isch. D’Büüri isch hinger em Tisch gsi u het Sombohnen usegläse für im Hustage.

«Jo, we d’meinscht, es tät der guet,» seit sie fründtlig, «cha der Chrischteli scho go reiche. Es bruucht nüt, weder z’säge!»

«He, es wär mer gwünd no bal rächt. Mi chönnt emel au probiere. I merke de graad, gäb es mer aschloh will oder nid.»

«E nu, so will ne de schicke; du chaischt ihm de sälber säge wie u wenn.»

Wytersch het es nüt meh z’brichte ggäh, u sälb Obe, wo Chäpp «uf Bettehuse isch go sy Ligedschaft erwärbe», ischt er au scho mit sym früsche Dokterzüüg verseh gsi u het afen es Schlückli dervo gnoh.

«Un jetz, wie het’s der to?» froge ne Haneß u d’Lisebeth der anger Morge.

«I ha fei e chly Ruehw gha. I glaube bim Wätterli, dä Rung heig i e guete Griff to u nes ghelsems Mitteli erwütscht. Jetz will i emel chly zuefahre dermit. Aber starchi Ruschtig isch es de richtig, öppe vil ungereinisch bigährt i de nid z’treihe dervo, die schuß ein de no gähligen i Duller uehe.»

«Du wirsch es scho rächt abteile», hei Haneß u d’Lisebeth glächlet. Sie hei dra gsinnet, wie albe der Götti a re Sichleten oder Heuete e ganze Halbtag hinger em glyche Glas Wy ghöcklet ischt u chuum einisch d’Zunge gnetzt het. Nenei, bim Götti het niemmer bruuche Chummer z’ha, er uberlüpf 244 si i synen alte Tage no amene Glesli, däm het me sys Tröpfli dörfe gönne.

Vo denn a het Chäpp am Obe regelmäßig sys Schlofmitteli gnoh u isch froh gsi druber. «Die junge Lüt wüsse halt nid, was das wott säge: e schloflosi Nacht», isch sy Verspruch gsi. Meh weder einisch hei sie ne gfrogt, gäb er der Gutter gäng no nid läär heig. De het er ne der Finger ufgha: «Nume hübscheli! Meinit-er öppen i well no e Schnäpseler wärde? Chömit de morn i d’Stube!»

Jo, die erschti Fläsche het der Bode wyt nide gha u die zwöüti u dritti au. Aber du isch es zgrächtem chalt worde; der Winter isch mit ganzem Gwalt ybroche, u Chäpp het schon es Brösmeli herter müeßen yheize. Mi seit au nid vergäbe, we me gäng vom glyche Dokterzüüg bruuch, verlier er am Änd d’Würkig. We Chäpp scho am Obe sys Gleseli het gnoh, ischt er glych znacht wider erwachet u het alli Lengi ’s rächte Trom nümme funge. U was ischt ihm uberblibe, weder ubersch Schafttörli z’grote u no eis Schlückli z’näh? Er het si afangs lang gstrübt u gmeint, er well absolut bi sym Mödeli blybe. Aber wen er de afen e Stung oder zwo het der Chopf vo eim unkumode Blätzli a ’s angere gleit u si vo eir herte Syten uf die angeri dräiht gha u am Änd wider e Hueschtestör isch cho, ischt er de mürbe worde. Halt, znacht isch me nid der glych Möntsch wie der Tag. Mi cha si 245 minger wehre. Es wachsen ein Gidanke dür e Chopf u wärde ein z’Meischter, wo si a der Heiteri gar nid rächt dörfti zeige. Das het allwäg scho en jederen erfahre. Item, Chäpp het si tröschtet, wäg eme Schlückli meh oder minger syg das nid gfochte u zletscht am Änd — es merk jo niemmer nüt dervo! U afangs het si würklig au niemmer dessi g’achtet. We scho ne Dililade gchlepft oder ’s Schafttöri ggixet het, isch destwäge Haneßen u der Lisebeth, wo drungerzuehe gschlofe sy, nüt Bös’s ertraumt. U we scho Chäpp nümmen isch mit den angere cho zmorgen ässe, het se das nüt strängs düecht. «Er het doch rächt, daß er no chly im Bett blybt,» hei sie däicht, «er isch niene bas u het dert schön die glychligi Wermi. I der Stube isch es halt albe no ungmüetlig, bis der Ofe zgrächtem erwarmet isch.»

D’Lisebeth het ihm sogar welle ’s Zmorgen i ’s Bett bringe. Aber das het er nid welle tole. «Stellit mer nume der Gaffee i ’s Guggeli, i ma scho gwarte, bis i ufchume.»

«E öppen es Chacheli warmi Milch möchtisch doch scho?»

«Nenei, Milch ersch nid. I weiß nid, worum daß mer jetz die ungereinisch so widersteit. I möcht se nid ahebringe. Uberhauts bin i die Zyt düre so umögelige. Drum häb nid Müeih!»

Nu jo, mi het ihm der Wille gloh. Nume der Mälcher het si verwungeret. Süscht isch Chäpp 246 zsäges all Morge zue-n-ihm i Stall hingere cho. Er het gar eso Freud gha a der War u het ne wunger gnoh, was d’Chüeh für Milch gäbi u weler daß nohe sygi zum Chalbere. Mängisch het er au öppe no es Chälbeli träicht, u de ischt im Stall innen e Brunnetrog gsi, wo men am Obe het lo voll laufe, daß ’s Wasser e chly agwärmt wärd, dert het der Götti früeher all Morge syner Füeß gwäsche. Jetz ischt er niemeh cho, u der Mälcher het der Spruch to: «So lang, daß i ne chenne, ischt er schier der glych gsi, ’s Alter het weni mögen an ihm abbringe. Aber dä Winter geit’s jetz sträng mit ihm hingerahe. Er nimmt si der Sach nüt meh a u het gar e ke Fiduz meh.»

«Was wosch,» seit Haneß druuf u lüpft d’Achsle, «däich doch a syner Johr!»

«Jä, i meine nid öppe, er sött no hälfe, biwahr. Es duuret mi nume, daß er für nüt meh Sinn het. Däwäg mueß ne d’Längizyti erscht ubernäh.»

D’Lisebeth het nume der Chopf gschüttlet. Vor em Mälcher het sie nüt möge säge. Aber wo-n-er du ischt us der Streui gsi, het sie der Fade wider ufgnoh:

«Kurios isch es doch, daß si e Natur eso cha ändere. Der Götti ischt eifach nümme der glych. Er gfallt mer gar nümme wie früeher. Süscht ischt er eso fründtlige gsi, u ’s het ein gheimelet bi-n-ihm. Jetz wird er uf syner alte Tage no ulydig u 247 mißtreu. Mängisch luegt er ganz verschochnig dry. U merkwürdig, früeher het er nie öppis ybschlosse; jetz isch gäng der Schlüssel abzoge, mi chan ihm nid emol meh Ornig mache u d’Chleider i Schaft häiche.»

«Mi mueß ne halt näh, wie-n-er isch! We mir de alt sy, wärde mer vilicht au eigelig u wunderlig. Aber gwahret han i au, daß er schi g’änderet het. Er rangschiert si nümme. Glaub du, dä wär früeher einisch mit ungwäschne Hänge zum Tisch cho! Jetz ischt er z’hiläßige, d’Fingernegel abz’haue u z’barte. Dimol ha ne gfrogt, gäb i-n-ihm alben öppe der Rasierer söll lo cho — jo u de i gueter Meinig, d’Hang zitteret ihm z’fascht, er cha nümme sälber. Jä u dernoh? I Ascht gsagt han i u üble Bscheid ubercho: Ihm frog jo niemmer öppis noh. Drum heig er au niemmere dernoh z’froge. Es wärd üs weni schiniere, wen är einischt e vierzähetägige Bart heig. Uberhauts syg är de no nid a Chingestatt u chönn no sälber zum Rasierer, wen es pressier. U sider geit er jo jetze.»

«Jo, wen es de nid wägen öppis angerem isch. So mängisch daß er geit, het er der Gutter im Seckli. Lue, i bi nid chäche, gäb ihm das Schlückle u Glesele nid schadt. Es düecht mi mängischt, es syg öppis Frönds u Ulutersch i sym Gsicht u syg alle Fride von ihm gwiche. Für was ischt er de gäng so masleidig u hürschet znacht desume?»

248 Haneß het d’Achsle glüpft: «Der Winter tuet ihm weh, u ’s Alter isch nid e chummligi Sach. Wei Giduld ha. Der Hustage chunnt jetze. Do trybt de mängischt au en alte Baum no e früsche Schützlig. Wäg em Treiche han i nid Chummer. Er wird jo scho sys Gleseli näh. Aber wär wett ihm derwider sy, wen er doch süsch nid cha schlofe!»

Nu jo, mi het si also müeße dry schicken u warte. Der Früehlig isch cho u was für ne wettige! Z’ersch het er usöd to mit Südlen u Flotsche. Aber wo-n-er sys Wälthüseli gnue het gfägt gha, isch es du ume heiter worde vo Sunneglanz, Mattegälb, Himelblau u Blueschtschnee bis i ’s hingerschte Eggeli yhe. Alli Härdhüüfli sy grüen worde, alli Heegli hei si bchränzt, u alli Schnäbeli sy ufggange. I de Lüften obe het’s gliedet, gsümmelet u glöggelet, schier ohni Ufhöre. ’s Läben ischt us allne Chlecken use gschloffe; d’Lüt hei au früsche Läbesmuet gfasset u d’Chümmer hei ne gliechtet, wie ne nassi Chutten a der Zügstange. Mängen alte Ma het wider gjunget u liechteri Bei ubercho, daß er het möge go luege, wie d’Chälbeli im Höfli umegumpe.

Nume der Inschberg-Götti het si nümme möge bchymme. Ihm het d’Sunne nümme glachet. Syner rote wässerigen Auge hei d’Heiteri nümme mögen erlyde. Chuum ischt er uberahecho u vors Huus use ghocket, ischt ihm ’s Augewasser uber d’Backen ahetrolet. Er het nid chönne lose, we d’Amslen u 249 d’Dröschtle im Wald usse gjubiliert hei, es het ihm i den Ohre weh to u ne z’briegge gmacht.

Haneß u d’Lisebeth sy mängisch hinger ihm gsi u hei ne gmuschteret u wellen ufmuntere:

«Gang hock doch chly zur Lingen usen ufs Bänkli! Lue, es ischt jo sövel schön dusse u d’Luft eso mildt! Das cha der doch nume guet tue. Du versuurisch no ganz i dym Gaden obe.»

«Ploget mi nid dermit; i ma nid», het der Götti gseit; es isch grad gsi, wie wen ihm die ganz Früehligspracht e Strof wär.

«So wei mer der Tee abschütten oder zum Dokter, das cha nümme so goh.» Jä, das het der Götti um kes Lieb welle lo gscheh.

«Mir cha nume no ei Dokter hälfe.»

«Jä lue, Götti, es isch für üs au ke gfreuti Sach, halb Nächt z’lose, wie du umefieggisch, däwäg chöü mir halt au nid schlofe. U der Tag müeße mir go wärche u chöü’s am Morge nid lo ustöne wie du.»

«I wirde mi wohl öppe no dörfe dräjen im Bett, wen i nid cha schlofe, un öppen es Liecht azündte! I cha emel nid e ganzi Nacht im Bett lige, wie ne Bitz Holz.»

«Scho, aber du hürschisch mängisch desume bis bal am Morge u brichtisch mit der sälber. Das chönnt üs glych sy, we mer nid grad drungerzuehe wäri. Zügle doch i die äneri Stuben ahe, dert 250 chaisch de usfäliere, wie de witt. Der Mälcher, wo jetz näbe der zuehe schloft, het de au besser Ruehw.»

«Was heit-er doch au gäng a-m-mer z’gnägge! I blyben i mym Eggen inne, wo-n-i mi gwahnet ha. Das wirden i öppe no ’s Rächt ha, oder?»

«Zwänge tuet di niemmer, u chähre wei mer nid derwäge. Wosch du nid Wandel tue, so zügle d’Lisebeth un ig i die äneri Stube. Es chunnt is frili unkumod. U was znacht im Stall gang, ghöre mer de au nümme.»

Mi het Haneßen agmerkt, daß ihm no meh uf der Zunge läg. Aber er het’s für das Mol no gschlückt, u morndrisch het är u d’Lisebeth vürersch bettet. Em Götti isch es du hingernohen au nid ganz am Ort gsi, un es par Nächt het er schi zsämegnoh. Dernoh isch sys nächtlige Umehürsche u Brichte früsch losggange.

Haneßen u d’Lisebeth hätt’s du zwar nüt meh gschiniert; aber wär du ufgredt het, isch der Mälcher gsi. Ei Tag het er Haneße näbenuus gnoh:

«Jetz mueß’s en Änderig gäh. I cha nümmen eso sy. Ke Nacht chan i i der Ornig schlofe. Däm Kniep losen i nümme lenger zue.»

«Mir sy halt gar übel dranne. Du weisch, daß is der Vater het uf d’Seel bunge, mir sölli de em Götti i allne Teile der frei Wille loh.»

«Jo, aber we dy Vater no läbti, er hätt Chäppe lengschte ’s Negeli gsteckt.»

251 «Jä, wie meinsch das?»

«He, wäge sym Schlücklen u Glesele. Bschließit ihm der Schnapsgutter y, es wird de scho bessere!»

«Meinscht, er ubertryb’s?»

«E herjeh, merkit dir eigetlig nid, wie das zuegnoh het! Nacht für Nacht schlühelet er, bis er e halbe Ruusch het.»

«Das cha doch nid sy, das hätti mir de au gwahret.»

«Er flieht ech halt u chunnt nid uberahe, bis er wider nüechteren isch. Chrischteli mueß ihm jo allbott e Doppelliter go reiche, bal Truese, bal Jänzene oder Räckholterwasser.»

«Worum het is de dä nüt gseit?»

«Der Götti het ihm halt ’s Muul mit Treichgäld verchleibbet.»

«Ischt jetz das e Müglikeit!»

«I ha’s au lang nid chönne glaube; aber i ha müeße druber ubere gheie. I ghöre jo am beschte, was geit.»

«Eh, sövel schlimm wird’s öppe nid sy.»

«Schlimm gnue, verlöht ech druuf.»

«Eh, wie isch mir das e Sach! Seit men öppis, so geit’s gruusam übel, un er meint, mi mög ihm nüt gönne. U doch cha me’s allwäg nümme lo goh. I wirde müeße luege. Vorderhang säg emel niemmere nüt dervo, daß ’s nid e Lärme git.»

Der Mälcher isch scho lang umen a der Arbit 252 gsi, Haneß het no gäng der Chopf gschüttlet u gsüüfzget. U sobal er het Glägeheit gha, ischt er der Lisebeth go brichte, was ihm der Mälcher avertrauet het. Seie het’s minger strängs düecht:

«I ha scho lang gförchtet, der Schnaps syg der Urhab. Aber i ha nüt möge säge, we’s mi scho duuret het. Nid öppe wäg em Gäld, wo-n-er bruucht, herjeh, u nid emol wäge der Uruehw znacht. Aber daß e Ma wie der Götti zletscht no söll em Schnaps ungerlige, das ma ein, daß me möcht ’s luter Wasser briegge. Das darf nid sy; mir müeßen ihm zwäghälfe, daß er wider loschunnt.»

«Du redsch vo guete Sache. Soll ig jetz no däm alte Ma, wo mi uf den Armen umetreit u syr Läbelang für is gwärchet het, go d’Poschtornig mache?»

«Wettisch ne de lieber im Schnaps gseh zgrung goh? Äbe grad wil är isch guet gsi gägen is, dörfe mir ne nid verloh. Einisch het er di treit, jetz, wo-n-är schwach wird, muesch du-n-ihm a d’Syte stoh!»

«Du seisch wohl! Wen i nume wüßt wie!»

«Red afe mit ihm, es wird si de scho mache. Aber i der Liebi, kes bös’s Wort darf der usen ertrünne!»

«I mueß mer’sch z’erscht uberlege. So zwider isch mer jetz no nie nüt gsi. Lue, we’s ihm de z’fascht yhe gieng...!»

Haneß isch halt eine vo dene gsi, wo si zähemol bsinne, gäb sie öpperen e Wehrig uber e Wäg mache. 253 Nüt het ihm’s minger chönne, weder das Umepatzgeren a anger Lüte. Der ganz Tag het er nohegstuunet, wie-n-er em Götti chönnt hälfe, ohni ihm weh z’tue u mängischt im Hoor gchrauet. Am Obe seit er zur Lisebeth:

«Der Mälcher geit dä Obe hei zu syr Frau. Jetz will i de hinecht i sys Gaden uehe. Z’ersch mueß i sicher sy, daß der Mälcher nid ubertribe het. Dernoh will i de mit Göttin rede.»

D’Lisebeth het nüt dergäge gha, u am Oben isch Haneß verschleikts uf sy Poschte. Vo Schlofe isch natürlig ke Red gsi. No Mitternacht ischt er i de Vürfüeßen uberahecho.

«Un jetz?» frogt d’Lisebeth.

«Meh weder zähemol ischt er ubersch Schäftli gsi. Jetz isch bi Gott Zyt, d’Rybi abz’stelle! Chumm los jetz numen au, wie dä tuet!»

D’Lisebeth ischt i d’Chleider gschloffe, u dernoh sy sie uber d’Gadestägen uuf gschliche.

Der Götti ischt im Gade umegfiegget, het Stüehl desumegstoße, predikantet, wie-n-är albe gwärchet heig, u wievil daß är verdienet heig, u balget, wie-n-är jetz nienemeh sött sy u niene kes Rächt meh sött ha u gjammeret, wie das es eländs Läbe syg. «Z’todschloh sött men ein, z’todschloh, z’todschloh, z’todschloh!» Fei eso Brüele het er usgloh.

«So, jetz tuet es’», seit Haneß u leit d’Schueh a, wo-n-er het i der Hang treit.

254 «Aber nid i der Töübi! Däich a syner wyße Hoor!» mahnet ne d’Lisebeth.

«Häb nid Chummer! Aber zue-n-ihm yhe wott i jetze!»

Er drückt uf d’Türfalle u trappet uber d’Schwelle; d’Lisebeth het vorusse gwartet. Der alt Chäpp isch halbagleite uf em Bettrand ghocket.

«Was ischt jetz mit dir, Götti, daß du däwäg uspoleetischt?»

«I wirden jetz uspoleete — öppis Sturms!»

«Jo, du verfüehrscht e Lärme, daß bal im ganze Huus ume niemmer meh cha schlofe.»

«Das isch nid wohr.»

«Wohl, das isch wohr; du weisch es nume nid. Du hesch halt e Ruusch.»

«Ig e Ruusch? Säg mer das no einisch!»

«Jo e Ruusch, jetz muesch es einisch wüsse! Nacht für Nacht bisch du atrouchne! Sövel wyt hesch es jetz brunge mit dym Schlückle u Glesele.»

Sakerlimänt, wie isch dem Götti ’s Füür i Gspünschtgatter uehe gfahre! Eis Gurts ischt er i d’Höhi gschosse u bolzgrade gsi wie ne Blitzableiterstange, wo z’oberisch zündtet. Mit der Lingge ischt er Haneßen i Hemmlischrage gfahre, u mit der Rächte het er ufzoge, für ne z’chläpfe:

«Mir darfsch du so öppis zumuete! I soll e Ruusch ha! Ig, ig! U bin i myr Läbelang nie trouchne gsi!» het er gchürchlet u Haneße derzue gschüttlet.

255 «Hau mer nume, wen es di freut, u wen es der de dernoh wöhler ischt; i wehre mi nüt! Aber d’Wohrhit muesch destwäge glych ghöre. Jo — früeher hesch di chönne mäßige, daß niemmer eso. Aber jetz het di der Schnapstüüfel i de Chlaue; do chaisch dir u angerne vormache, was d’witt, es treit weiß Gott nüt meh ab und geit nid lang, brichte’s d’Hagstäcken i der Weid usse. U isch schad um di, e settige Ma, wie du gsi bisch, Götti, u ischt is leid um di. O lue Götti, daß mir jetz das no zsäme müeßen erläbe!»

Jetz het Göttis Hang am Hemmlischrage glugget. Er het müeße d’Auge niderschloh u d’Arme lo hange.

«I ha doch nie meh weder es Tröpfli gnoh», wott er schi no wehre. Aber ungereinisch het es nen ubernoh, er ischt ufs Bett nidergsunke, het mit de Hänge d’Auge verhah u briegget, daß es nen am ganze Lyb erhudlet het.

«Das wird scho sy,» seit Haneß, «aber vil Tröpfli gäh au es Glünggli», u dernoh het er nümme rächt gwüßt, was afoh.

Du geit d’Türen uuf, u d’Lisebeth chunnt au yhe. «I wett em Götti au no öppis säge», foht sie nomene Rüngli a. «Weisch no, Götti? Dennzemol, wo-n-i bi z’Ungerwysig ggange, bisch du im Chilcherat ghocket. Fascht all Sunndi, wen i z’Predig bi, han i di gseh i dym Trucklistuehl inne. U einisch het der Pfarer bsungerbar e schöni Predig gha uber e Thägscht: Ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau 256 werdet! Die Predig vergissen i nie. U die ganz usändig Zyt, währed der Pfarer gredt het, han i di müeßen aluege, Götti. Es isch mer gsi, a dir a chönn me gseh, daß das wohr syg, was der Pfarer säg. Schöner, ehrefeschter alt Manne, weder daß du u Haneßes Vater syt gsi, han i nie kener atroffe. Es het ein düecht, no d’Luft um ech ume syg süferer u mildter weder bi anger Lüte. U wo Haneß isch cho um mi froge, het’s mi nid nume gfreut, ihm jo z’säge, es het mi au gfreut, zu euch alte Manne z’cho. I ha gwüßt, daß i de do deheime bi u a nes rächts Ort hichume. Lue Götti, eso nes schöns Bild han i von ech gha, u nid numen i, anger Lüt hein ech au so agluegt. U das Bild söttisch du-n-is jetz nid no trüeben u zerstöre i dyne letschte Tage. Es wär eso schad! Mir gönnti der’s scho, dys Tröpfli, we’s der nüt schadti; aber du plogisch di nume sälber dermit, daß niene meh Wyti u Blybe hescht. Un es bruucht nüt, weder daß du witt, de bischt im Augeblick us dym Verhäich use u hesch wider Fride mit der sälber. U was mer der chöü hälfe, wei mer der gärn tue. Mir sy jo au d’schuld dranne, daß d’ eso drycho bisch. Mir hei si dyne vil zweni agnoh; du bisch vil z’fasch dir sälber uberloh gsi. I will jetz de luege, gäb i nid derwyl heig, der albeinischt us eme Buech oder ere Zytig vorz’läse u mit der z’brichte, daß d’ nid so muesch Längizyti ha. Bis nume wider dyne sälber, de soll alls vergässe sy u 257 niemeh es Wort dervo gredt wärde. — Aber jetz wei mer go schlofe.»

«Jo, jo,» het Haneß im Umchehre gseit, «das wird scho ume guet cho. Guet Nacht, Götti.» Dernoh sy sie d’Stägen ab.

Schlofe hei sie fryli no ne Rung nid chönne, es het se z’fascht agstellt wäg em Götti. Ersch gäg em Morge sy sie etschluunet. Wo sie am schönschte zoge hei, chlinglet’s dussen uf der Bsetzi gar unerchannt; vor Chlupf sy sie schier stötzlige zum Bett uus gsatzet.

«Herjeses im Himmel, ischt jetz der Götti zum Pfäischter uus gsprunge!» Haneß isch zur Tür uus gschosse, er het nid emol Zyt gnoh, d’Hosen az’lege, u d’Lisebeth het ganz gschlotteret.

Nei, es isch gottlob nüt Bös’s gsi. Uf der Bsetzi ume verstreut sy Glasstücki gläge u Glünggli Schnaps dervo glüffe.

«So, do hei mer jetz Göttis Antwort. Er isch mit syne Bröntsgutteren abgfahre», seit Haneß u isch froh gsi. «Es wott de ume glanz wärde!»

«De wei mer kes Wort balge, wen er is scho chly erchlüpft het», erchennt d’Lisebeth. «Die Schirbi will i gärn go dänneruumme u das no gäb’s Tag ischt u se-n-öpper gseh het.»

Jo, es ischt ume glanz worde. Der Götti ischt us sym böse Traum erwachet gsi. Ihm sälber u syne Lüte zum Ekel wärde, het er nid welle u nid chönne. Nid einisch hätt er meh es Schlückeli Brönts ahebrunge, 258 der Gruuse drab het ne ganz gschüttlet, u wen er nid het chönne schlofe, hein ihm Giduld, e feschte Wille u nes Bitzli rote Zucker besser Dienschte gleischtet, weder das heimtückische Gsüff, das het nüt meh z’brichte ggäh.

Aber nidergschlagne u verschochene ischt er no lang gäng gsi, es het e ke Gattig gha. Er het si gschämt öppis erschröckeligs, un es het vil Sorgha’s gmanglet, bis er wider ischt im Sänkel gsi. Aber Haneß u d’Lisebeth hein ihm der Bode g’äbnet, wie sie chönne u möge hei u sym verseerte Gmüet Rächnig treit uf all Wys u Wäg. U drum isch der Götti doch wider zgrächt cho, het der verlornig Fride wider funge u syner wyße Hoor mit Ehre treit bis zu sym letschte Tag.



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