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8. Die Warnung

In einiger Entfernung von der Stadt lag am Rand eines lichten Gehölzes der Schießplatz, wo seit alter Zeit die ehrbare Gilde der Bürgerschützen ihre Bahn hatte. Dort stand ein Kaffeehaus, und an sonnigen Ruhetagen zog der Bürger mit Weib und Kind hinaus und genoß auf den Bretterbänken den Kaffee, welchen die Hausfrauen in der Tüte mitbrachten und den die Wirtsleute mit großer Gewandtheit, aus jeder Tüte besonders, zu bereiten wußten und im Geschirr aufsetzten. Heut konnte der Vermögende auch Kuchen dazu erhalten, denn es war der schöne Tag des Königsschießens. Am Morgen waren die Schützen ausgezogen in ihrer grünen Uniform mit gelbem Kragen und großen wollenen Epauletten, vor ihnen Steinmetz mit der Musik und der Zieler, welcher eine große gemalte Scheibe auf dem Rücken trug. Auf der Scheibe war in diesem Jahre ein ungeheurer Drache gemalt und der Künstler hatte ihn so schön gewunden, daß sein Kopf in der Mitte stand; es war aber der Kopf eines Mannes, und der Kopf trug einen kleinen schwarzen Hut.

Die Sonne schien warm, Honoratioren und Bürger saßen, nach Familien geordnet, behaglich im Schatten der Linden und freuten sich der großen Menschenmenge, welche sie alle zusammen darstellten. Die Kinder sprangen um die Tische oder standen vor den beiden aufgeschlagenen Buden, in denen man durch waghalsiges Würfelspiel Pfefferkuchen und Glaswaren gewinnen konnte. Die meisten verloren ihr Gröschel, aber sie hatten dafür die Hoffnung gehabt. Zuweilen spielte die Musik, und in kurzen Zwischenräumen knallten die Schüsse vom nahen Schießplatz in die Unterhaltung. Und hatte einer der Schützen einen guten Schuß getan, so tanzte der Zieler vor Freude und schwenkte die kleine Scheibe, welche er an einem Stocke in der Hand trug.

Heut wurde mehr geschossen als sonst, denn die Bürgerschützen hatten einen Zuwachs gewonnen, auf den sie stolz waren. In der Stadt war auf einmal eine Vorliebe für Scheibenschießen eingerissen, und viele jüngere Männer waren zu einer Freikompanie zusammengetreten; sie trugen keine Uniform und marschierten auch nicht mit der alten Gilde, aber sie schossen als Verbündete mit. Und um in Schritt und Tritt zu kommen, hatten sie einen alten Unteroffizier, der jetzt in städtischem Dienst lebte, zum Exerziermeister angenommen, sie waren so eifrig bei der Sache, daß auch heut ein großer Teil von ihnen auf der Waldblöße neben dem Schießplatz marschierte, und zuweilen klang das Feuer ihrer Salven zwischen die Schüsse nach der Scheibe. Sogar die Umgegend hatte Schießgenossen herzugesandt, Krause aus dem Marktflecken war da mit seinem Stutzen und einem Dutzend Gefährten, und aus den Dörfern eine Anzahl junger Burschen. Sonst hätten die Bürger für eine Entwürdigung ihrer Scheibe gehalten, wenn grobe Bauern und Knechte in den Stand getreten wären, heut dünkte das fast allen recht, denn, wie ein geachteter Bürger sich ausdrückte, es war eine neue Konjunktion gekommen, die Untertänigkeit war aufgehoben und zugleich vieles andere, was sonst die Landleute unansehnlich gemacht hatte, und eine Annäherung hatte stattgefunden zwischen Bürgern und Bauern um des gemeinsamen Schicksals willen, das sie alle trugen.

Beim Schießhause verkehrt auch der Assessor, nicht so still wie früher, er spricht mit Würde zu den Bürgern, welche ihn im Kreise umstehen; denn er ist ganz vor kurzem in der Stadt der größte Mann geworden. Der alte Stadtdirektor ist verzogen, verschwunden, und niemand frägt nach ihm, die Stadt hat eine neue Ordnung erhalten, die Bürger regieren sich selbst, haben sich Ratsherren gewählt und den Assessor zum Bürgermeister. Aber auch er hat eine Büchse in der Hand und wird sogleich wieder mit der Kompanie exerzieren. Weiter ab, da wo ein schöner Kranz von jungen Fräulein auf Stühlen sitzt, bewegt sich unser Vetter, der junge Arzt; ein heiterer rundlicher Herr, sehr höflich und aufmerksam, er überreicht kleine Sträuße von Feldblumen und ist vielen Müttern und Töchtern angenehmer als sein Verwandter, so daß sie diesen nur in schweren Fällen bemühen.

Hauptperson aber und gewissermaßen das Zentrum dieses ganzen Scheibenschießens ist der Doktor. Vor dem Schießhause steht er mit seiner Büchse neben dem Fleischer Beblow, der als Schützenkapitän goldene Epauletten auf seiner Uniform trägt und so gewaltig um sich sieht, daß die Bürger ihn mit noch größerer Hochachtung betrachten, als an Werkeltagen. Der Doktor und Beblow haben viel zu grüßen und auf Fragen zu antworten, Beblow aber gebietet mit lauter Stimme, und der Doktor redet oft leise und vertraulich. Gerade jetzt zu einem jungen Herrn mit einem Schnurrbart, einem großen Gutsbesitzer im Kreise, den er mitgebracht hat. Er führt seinen Gast einige Schritte zur Seite, als dieser zufrieden beginnt: »Ich sehe, bei dir ist alles in gutem Zuge.«

»Sage dem Grafen,« antwortete der Doktor, »in unserer Kompanie sind etwa hundert Stutzen und ebensoviele Gewehre nach dem Modell. Jeder hat einen blauen Rock, rotes Tuch kann sogleich auf die Kragen gesetzt werden; auch das nötigste Lederzeug ist da, nur mit Mänteln sind wir noch zurück; die Leute sind bereit und vom besten Willen. Die Kompanie wird acht Tage nach empfangener Order ausrücken, wenn ihr uns Offiziere und einige Unteroffiziere schickt, denn von diesen letzteren haben wir nur drei im Kreise.«

»Du bist weiter als ich,« sagte der andere, der früher bei den Husaren gestanden hatte; »mich hindert zu sehr der Mangel an brauchbaren Pferden. Der letzte Krieg hat darin arg verwüstet. Über den Grafen aber würdest du dich freuen; er hat von seinem Gut die ganze Provinz mit einem unsichtbaren Netz überzogen und ist wieder, trotz seiner Kränklichkeit, Tag und Nacht geschäftig. Doch fand ich ihn in den letzten Wochen ungewöhnlich ernst. Die Niederlagen der Österreicher und die neuen Erfolge Napoleons mögen ihn wohl verstimmen, und ich fürchte, er empfängt keine guten Nachrichten aus der Residenz, dort fehlt in der letzten Stunde der Entschluß.«

»Unterdes tun wir das unsere«, sagte der Doktor ruhig. »Sieh auch die Übungen unserer Mannschaft an.«

»Kommen Sie, Drachentöter,« rief der Einnehmer dem Freunde zu, »wir wandern ein wenig zwischen den Tischen, uns das Völkchen zu betrachten. Hier können Sie die Verdorbenheit unseres Jahrhunderts deutlich erkennen. Mancher Rock ist schäbig und geflickt, weil der Besitzer allzu tief versunken ist, und mancher Mann verschwendet hier seinen letzten Groschen, um die Zichorie mitzutrinken. Auch die Erhebung der Gemüter, welche jetzt bei uns beginnen soll, ist bereits zu beobachten; denn während die Leute alle Fehler ihrer Mitmenschen scharfsinnig besprechen, bauscht sich ihr eigenes Selbstgefühl auf und sie ziehen am Abend tugendhaft und erhoben nach Hause. – Wer ist der Fremde, der hier umherstreicht, er scheint Sie scharf ins Auge zu fassen.«

»Ich kenne ihn nicht,« versetzte der Doktor, »er ist wohl Gast eines Städters.«

»Er sieht mir nicht so aus,« sagte der Einnehmer, »ich will mich doch beim Kaffeewirt erkundigen, der kennt jedermann aus der Umgegend. – Dort sitzt auch der Hauptmann und trinkt unter den Bürgern so gemütlich Kaffee, als hätte er niemals einen Kriegszug gegen Störche gemacht; das beste an ihm ist seine Schwester.«

Am Waldrande in einer Ecke hatte sich die reduzierte Kriegsmacht gelagert, der alte Major, der Hauptmann und das Fräulein. Die Männer rauchten steif und ernsthaft und wechselten nur zuweilen kurze Reden, das Fräulein aber klapperte geschäftig mit den Tassen, und ihre Augen blickten fröhlich in die große Gesellschaft, denn sie hatte heut früh dem Bruder viele Groschen im Beutelchen gewiesen, die sie sich mit ihrer fleißigen Hand verdient, und hatte ihn und den Major als ihre Gäste eingeladen. Darum stand auch ein ganzer Teller Kuchen auf dem Tisch, und während sie eingoß, mahnte sie die Herren so dringend, das Backwerk nicht zu vergessen, daß der Major die Pfeife wegstellte und ritterlich nach dem Teller griff. Um den Bruder machte sie sich weniger Sorge, denn was nicht verzehrt wurde, packte sie in das Körbchen, und er mußte es morgen doch essen.

Während das Fräulein auf den artigen Gruß der vorübergehenden Freunde dankte, errötete sie ein wenig: »Der Herr Einnehmer weiß gewiß,« dachte sie, »daß ich seine Hemden genäht habe, er wird mich wegen des vielen Kuchens für eine Verschwenderin halten.« Aber als der Doktor sie freundlich anredete, gewann sie sogleich die Unbefangenheit wieder und sprach mit ihm in sicherer Haltung als eine kleine kluge Dame, die auch weiß, was ihr gebührt.

»Mich wundert,« sagte der Major, den beiden Freunden nachsehend, »daß unser Doktor sich auf diesen neuen Schwindel mit der Freikompagnie eingelassen hat.« Aus der Ferne puffte eine Salve. »Die Himmelhunde plackern«, brummte der Hauptmann und blies eine Wolke.

Und wieder eine Salve. »Wir wollen doch einmal das Kinderspiel ansehen«, rief der Major und erhob sich. Sogleich tat der Hauptmann dasselbe, das Fräulein packte schnell ihren Kuchen zusammen, und sie gingen zu drei nach dem Übungsplatz. Dort sahen sie eine Weile zu und vermehrten durchaus nicht das Behagen der Kompanie; denn der Unteroffizier wurde, seit er die großen Herren zu Zuschauern hatte, strenge und tadelsüchtig und verlangte Schweres von der Mannschaft. Die Offiziere, welche seit Jahren mit Tritt und Griff nur in ihren Träumen zu tun gehabt hatten, betrachteten die Sache vornehm und überlegen, aber doch mit steigendem Anteil. Endlich raunte der Major dem Assessor, welcher gerade bei ihm vorbeimarschierte, halblaut zu: »Gewehr anziehen!« Darauf ruckte auch der Hauptmann leise mit den Armen, um den Tritt der Kompanie gewissermaßen durch moralische Nachhilfe zu kräftigen, bis er endlich ausbrach: »Donnerwetter, Unteroffizier, lassen Sie die Leute Distanz halten!«

»Es wird dem Mann allein zu schwer«, bemerkte mitleidig der Major; und im nächsten Augenblick marschierten die Offiziere, jeder neben einem Zuge, auf dem Exerzierplatz umher, bis der Unteroffizier, stolz über solche Hilfe, in Linie aufmarschieren und das Gewehr präsentieren ließ. »Ein Vivat den Herren Offizieren!« Lustig schrie die Kompanie nach. Die beiden Herren dankten und sahen einander betroffen an. »Es ist doch zu nichts gut als zur Bewegung«, sagte der Major mit nachsichtigem Lächeln.

Der Schießplatz war aber seit alter Zeit auch deshalb berühmt, weil sich auf ihm dicht neben den wilden Waffentaten der Männer Holdes und Menschenfreundliches ereignete: zarte Annäherung, anmutiges Wiedersehen und dergleichen. Viele reichgesegnete Ehen waren dort eingeleitet worden, und die Hausfrauen führten ihre Kleinen gern unter die Linden, weil ihnen selbst die Stätte durch große Erinnerungen geweiht war, welche wie unsichtbare Blumengewinde um Bäume und Tische hingen.

Arglos stand Fräulein Minchen, von ihren Herren verlassen, unter den Zuschauern und beobachtete die kriegerischen Bewegungen mit besserem Verständnis als der Einnehmer, sie ahnte auch nichts von dem tiefen Mißtrauen, mit welchem dieser sie selbst betrachtete. Denn Herr Köhler erwartete jede Woche zu hören, daß sie als weiblicher Robinson mit der Flöte statt Sonnenschirm und mit dem Lama, ihrem Bruder, in die weite Welt gezogen sei. Endlich überreichte er ihr mit einer Verbeugung das Taschentuch, welches heruntergefallen war, und begann ein kleines Gespräch über Sonnenschein und Festfreude. »Da sehen Sie den neuen Bürgermeister selbst Soldaten spielen.«

»Er macht seine Sache recht gut«, sagte das Fräulein.

»Mit dieser Städteordnung kommen allerlei Ideen auf«, fuhr der Einnehmer fort; »nicht nur die Großen, auch die Kinder sollen auf neue Weise gedrillt werden. Der Bürgermeister hat die Absicht, für arme Mädchen, große und kleine, eine Art Schule einzurichten, wo sie allerlei Weibliches erlernen, und er fragte mich, ob ich jemanden wüßte, der gegen ein Entgelt, das freilich gering ist, eine solche Anstalt übernehmen würde. Eine Stube im Schulhause ist dafür bestimmt, und es handelt sich nur um die Lehrerin. Man wollte deshalb Sie um Ihren Rat fragen. Wissen Sie jemand nachzuweisen, so tun Sie ein gutes Werk.«

Das Fräulein sah den Einnehmer mit großen Augen an. »Sie haben dabei an mich gedacht.«

»Seit ich Sie damals im Kriege auf diesem Platze unter den Soldaten sah,« antwortete Herr Köhler, »glaube ich allerdings, daß Sie eine gute Lehrerin sein könnten, aber die Stelle Ihnen anzutragen, wird der Bürgermeister kaum wagen, da die Stadt gegenwärtig arm ist.«

»Ich bin auch arm,« sagte das Fräulein mit fester Stimme, »und eine sichere Einnahme, auch eine geringe, wäre für mich ein großes Glück. Wenn Sie meinen, daß ich brauchbar bin, so würde ich mit Freuden annehmen.«

»Es wären täglich zwei Stunden und außer den Festwochen nur einmal im Sommer Ferien.« Und dabei dachte er: Warte, Robinson, du sollst kein Kanoe behalten, auf dem du in der Ferne Abenteuer suchen kannst.

»Das würde ich gerade noch übernehmen dürfen,« sagte sie mit glänzenden Augen, »ich hätte dann noch Zeit genug für unsere kleine Wirtschaft im Hause.«

»Dann aber wird der Bürgermeister kommen«, schloß Herr Köhler gleichmütig, damit die Dankbarkeit, mit welcher sie ihn betrachtete, sich nicht in Worten ausdrücke. Und er empfahl sich mit weltmännischer Kürze. Er hatte kein gutes Gewissen, denn er selbst hatte längere Zeit intrigiert und gemahnt, bis der neue Magistrat, welcher die dringende Notwendigkeit solcher Schule nicht sofort begriff, zu dem Entschluß gekommen war.

Auch der Doktor konnte sich der geheimnisvollen Begabung des Schießplatzes nicht ganz entziehen. Zwischen ihm und dem Ackerwirt Krause war im letzten Jahre ganz besondere Wohlmeinung erwachsen, nicht durch das Vaterland allein veranlaßt. Auch heut hatte der Schützengast auf viele Fragen zu antworten: Liesel hatte das zweite taufen lassen, Bärbel erwartete das erste, und Henriette war tätig im Hause und für die Bedürftigen der Gemeinde besorgt, wie immer. Dennoch schloß Krause seinen Bericht mit Kopfschütteln: »Der Herr Senior ist als ein redlicher Mann und auch als getreuer Seelsorger in der Umgegend geschätzt, aber die Leute verdenken ihm jetzt, daß er von den Lieferungen an die Festung gänzlich befreit ist. Wenn die Kommandos der Franzosen durch den Kreis reiten, halten sie bei ihm an zu einem Frühstück und Glase Wein. Mehr als einer von den Eingepfarrten hat den Geistlichen mit diesen Leuten am Tische gesehen; deshalb schelten manche die Familie Franzosenfreunde. Meine Frau sagt, sie wisse am besten, daß man dem Senior und noch mehr dem Fräulein Unrecht tut, aber es ist kein Wunder, daß solches Gerede entsteht. Auch der Kirchenbesuch hat abgenommen.«

In dem stillen Pfarrgarten blühten wieder die Rosen, und durch das stachlige Geäst der Schlehen und Brombeeren schlüpften vorsichtig die Zaunkönige. Das erste Heimwesen hatte ihnen der Kater zerrissen, jetzt waren sie geschäftig bei der zweiten Brut, das Weibchen saß still auf dem Neste, aber der kleine Herr fuhr heimlich zwischen Ranken und Dornen dahin und trug Gutes für die Wirtschaft herzu; und wenn er einmal mit seiner feinen Stimme anschlug, antwortete kaum hörbar das Weibchen. Henriette, welche das leise Locken der Kleinen vernahm, rührte an die Stelle des Mieders, wo sie den letzten Brief des Doktors bewahrte. Wieder war Jahr und Tag vergangen seit jener Unterredung auf dem Wasser, noch immer lag das Verhängnisvolle schwer auf ihr, aber in ihr selbst war ein neuer Sommer erblüht, denn stolz fühlte sie sich als die Freundin und Vertraute des Mannes, der ihr lieb war. Von dem Inhalt seines Lebens war in das ihre übergegangen. Seine Hoffnung und Arbeit für das geknechtete Heimatland, vieles was er über den Weltlauf dachte und was ihm von Trauer und Freude bei Ausübung seines Berufes durch das Gemüt ging, das empfand sie mit, in ihrer Einsamkeit gehoben durch den Zauber dieser Bundesgenossenschaft. Nur selten hatte sie ihn gesehen, immer im Zwange größerer Gesellschaft, und nie hatte er in der Zeit etwas anderes zu ihr gesprochen, als was auch Fremde hören konnten, aber in seinem Blick und im Ton seiner Rede vernahm sie dasselbe, was aus allen seinen Briefen klang. Auch wenn er schrieb, vermied er, von seinen Gefühlen zu sprechen, die Leserin fand doch in jeder Zeile die treue Liebe.

Ein Postillon blies, die Extrapost fuhr im Hofe an, und Henriette eilte nach dem Hause. Sie traf die Eltern in Begrüßung eines Fremden, der das Deutsche wie ein Franzose sprach. Es war ein behender junger Mann, der keine Uniform trug, aber durch seine Haltung verriet, daß er Offizier war. Als der Vater die Tochter vorstellte, begann der artige Gast: »Es macht mich glücklich, die Huldigung, deren Bote ich bin, selbst an Mademoiselle ausrichten zu können, Major Dessalle hat mir aufgetragen, hier einzutreten und diesen Brief dem Herrn Pfarrer zu übergeben.« Der Senior brach auf. »Der Brief enthält nichts als die Mitteilung, daß Herr Dessalle befördert worden, und verweist im übrigen auf Sie, verehrter Herr.«

»Mir ist nur auf kurze Zeit das Glück zuteil geworden, in Paris mit dem Major zusammenzusein; er war mit Aufträgen aus Spanien an die Donau zum Kaiser gesandt und mußte nach seiner Audienz wieder über die Pyrenäen.«

»In das wilde Land und in diesen unbarmherzigen Kampf!« bedauerte gutherzig der Senior. »Vor Jahr und Tag empfingen wir einen ähnlichen kurzen Brief von Paris, worin er mitteilte, daß er aus Italien zurückgekehrt sei und zur spanischen Armee abgehe. Dies ist die erste Nachricht, die wir seitdem erhalten.«

»Das Schicksal des Soldaten!« antwortete mitfühlend der Franzose. »Ich ahne jetzt, wie schwer mein Freund die Entbehrung empfindet, welche ihm der Dienst auflegt.«

»Aber noch stehen Sie«, rief die Frau Pastorin. »Henriette, vergiß nicht die Sorge für unsern Gast.« Die Tochter eilte hinaus und preßte die Hand gegen ihr hämmerndes Herz.

Als sie den Wein hereinbrachte, war der Fremde in lebendiger Unterhaltung mit den Eltern. Sie schenkte ein; als ihr der Franzose ritterlich einen Stuhl heranzog, lehnte sie ab, ging mit dem Schlüsselbund hin und her, ihre Unruhe zu verbergen, blieb nur zuweilen am Tische stehen und hörte mit halbem Ohr Bruchstücke des Gespräches.

Der Ungarwein und die harmlosen Fragen des Seniors machten den Franzosen zutraulich: »Es tut wohl, endlich einmal wieder unter Gutgesinnten zu sein; auf den letzten Stationen hatte ich finstere Blicke und Ungefälligkeit zu ertragen.«

»Es ist ja jetzt Friede,« bedauerte der Pastor, »und wir beten, daß der schreckliche Krieg uns fortan verschone.«

»Nicht jeder in diesem Lande denkt so«, antwortete der Fremde, zog seine Brieftasche hervor und blätterte darin. »Kennen Sie einen Doktor König hier in der Gegend?«

»Jawohl«, antwortete der Senior ohne Behagen; »er hat früher einmal meine Frau behandelt, aber als später meine Tochter erkrankte, hatte sie eine Abneigung, ihn zu Rate zu ziehen, und seit Jahren besucht uns der Arzt aus einer anderen Stadt.«

»Ihre Demoiselle Tochter hatte die richtige Empfindung, als sie sich weigerte, dem erwähnten Manne ihr Vertrauen zu schenken.« Henriette stand unbeweglich und sah dem Franzosen voll ins Gesicht. »Meine Reise geht auch ihn an«, fuhr dieser geschwätzig fort. »Er ist ein gefährliches Subjekt.«

»Das tut mir leid«, sagte der ehrliche Senior; »ich wünsche nur, daß er sich als unschuldig ausweise.«

Der Franzose lächelte. »Es wird gut für ihn sein, wenn er das vermag.«

»Sie sollen ihn doch nicht bei unserer Regierung belangen?« fragte der Senior.

Der Franzose lächelte wieder. »Der Kaiser liebt ein kurzes Verfahren und wartet in solchen Fällen nicht darauf, was den Regierungen belieben wird.« Er brach ab und fragte nach der Entfernung bis zur nächsten Festung. Denn diese war im Besitz der Franzosen geblieben, auch nachdem ihre Truppen die übrige Provinz geräumt hatten.

Henriette trat jetzt an den Tisch und sagte langsam, wie jemand, der auswendig Gelerntes hersagt: »Ich hoffe, der Herr wird uns die Ehre erweisen, heut in unserem Hause vorlieb zu nehmen; ein Abendessen und eine Nachtruhe wird Ihnen nach der langen Reise gut tun.«

»Ich handle gegen meine Order,« versetzte der höfliche Franzose, »aber ich vermag einer Einladung aus Ihrem Munde nicht ganz zu widerstehen. Sie werden mir erlauben, heut zur Nacht nach der nächsten Station aufzubrechen, wo mich ein Kommando aus unserer Garnison erwartet, denn mein Auftrag hat Eile.«

»Dann machen wir sogleich zurecht, was Sie bedürfen.«

»Eine stolze Schönheit,« sagte der Franzose, ihr nachsehend, mit dreister Artigkeit, »Major Dessalle hat Geschmack, und ich finde, er ist zu beneiden.«

Henriette ging in die Küche, befahl ruhig den Mädchen und half selbst. Auch während des Abendessens ging sie ab und zu und trug selbst den Wein auf. »Es ist französischer Wein, mein Herr«, sagte sie mit kaltem Lächeln. »Wir wissen Ihnen nichts Besseres anzubieten.« Sie setzte sich einen Augenblick mit zu Tisch, doch aß sie nicht und antwortete auf die Einladung des Fremden, daß heut für sie Fasttag sei. Nach dem Essen verneigte sie sich vor dem Gaste, sagte Vater und Mutter gute Nacht und setzte gleichgültig hinzu: »Das Bärbel hat heut hergeschickt; ich will morgen mit dem Frühesten nach ihr sehen; sie erwartet ihre Stunde.«

»Weshalb will Mademoiselle uns verlassen?« fragte der Franzose mit aufsteigendem Argwohn.

»Entbindung einer Freundin«, erklärte der Senior. »Ah so«, sagte der Fremde, zufrieden, daß ihn die zarte Angelegenheit nichts anging.

Henriette rief die alte Magd Susanne in ihre Stube. »Du bist treu und klug, heut sollst du mir das beweisen. Wenn von jetzt ab nach mir gefragt wird, so sage, ich sei zum Bärbel gegangen.« Sie verhüllte ihr Haupt und schlug ein dunkles Tuch um die Schultern. »Schließe hinter mir die Gartentür!«

»Sie wollen doch nicht hinaus?« fragte die Magd entsetzt, »zur Nacht und in dieser unsicheren Zeit.«

»Dies ist die Zeit, bei Nacht zu gehen«, antwortete Henriette, das Tuch zusammensteckend. »Wo ist der Knecht?« – »Im Stall mit dem Postillion des fremden Herrn.«

»Er darf von nichts wissen – und wo ist Christian mit dem Hunde?«

»Er sitzt noch im Hirtenhause, wird aber bald zur Nachtwache kommen.«

»Schnell, damit der Hund nicht anschlägt, wenn er meinen Tritt hört. Bete für mich, Susanne, und schweige.« Sie eilte durch den Garten bei dem alten Brunnen vorüber auf die Landstraße. Dort ging sie mit ruhigem Schritt vorwärts. »Ich muß die Kraft sparen,« sagte sie zu sich selbst, »der Weg ist weit, aber ich habe die ganze Nacht vor mir.« Sie spähte mit scharfem Blick auf die Straße und in die Landschaft. Durch das gebrochene Gewölk schien bald heller, bald schwächer ein graues Dämmerlicht, es warf viele seltsame Schatten ihrer Gestalt auf den Weg, hierhin und dorthin, rings um sie im Kreise. Zuweilen blieb sie neben einem Baumstamm stehen und lauschte; alles war still, nur die Frösche schrien lustig im Sumpfe, die Grillen zirpten, und in dem nahen Dorfe bellten die Hunde. In der Niederung zur Seite lag weißer Dampf am Boden, wie eine Wasserfläche breitete er sich über Gräser und Blüten des Grundes. »Dort ist der Richtweg, der mich schneller fördert, und ich vermeide den Wagen des Feindes.« Sie verließ die Straße, betrat das große Ried, welches sich in ihrer Richtung weit hinzog, und achtete sorglich auf die kleinen Erdhaufen, die Zeichen des Weges. Der Nebel deckte ihr die Füße bis an die Knie, und der Landmann in dem nahen Weiler, welcher die hohe Gestalt lautlos an sich vorüberschweben sah, nahm erschrocken den Hut vor die Augen und sprach einen frommen Spruch hinein, damit ihn der Geist nicht schädige.

»Jetzt denkt er meiner,« sagte sie vor sich hin, »denn mir will das Herz zerspringen vor Sorge und Gram um ihn. Immer hat mich getröstet, wenn mein Jammer unerträglich wurde und die Sehnsucht nach Rettung übergroß, daß auch ihm in derselben Stunde das Herz schwer sein müßte bei dem Gedanken an mich. Zu dieser Zeit kommt er wohl heim von einem Kranken, vielleicht auch aus lustiger Gesellschaft, und wenn er in seine Stube tritt, sieht er, wie das Sternenlicht ein bleiches Fenster auf der Diele malt, dann fällt ihm jener Abend ein, an dem er den Brief des Vaters erhielt, und noch ein anderer Abend, wo er neben mir saß auf der Bank. Zwischen uns war nur ein heller Strahl Mondenschein, und der Strahl schien über meine Hand, da legte er seine Hand auf die meine, und der Strahl war wieder da, er konnte ihn nicht zudecken, wie er als Knabe immer gewollt. Er weiß nicht, wie oft ich in meiner Kammer die Hand auf das Fensterbrett gelegt habe, damit der liebe Mond sein Licht ebenso darauf werfe wie damals. Seitdem haben wir schwere Jahre verlebt, und von dem Fluch, der auf mir liegt, vermag auch er mich nicht zu lösen.«

So schritt sie vorwärts, eine Meile und die andere. Das letzte bleiche Abendrot rückte am Himmel langsam gen Norden, und die Jungfrau wandte zuweilen den Blick rückwärts und suchte den Schein. »Im Sommer mahnst du, freundliches Licht, wie geheime Hoffnung daran, daß die Sonne in der Nähe bleibt und in kurzem wieder heraufsteigen wird über die grünende Erde; wenn aber im Winter von jener Stelle die rote Lohe aufsteigt und den Himmel mit Flammen und zuckendem Glanze anfüllt, dann entsetzen sich die Dorfleute und wahrsagen Böses. Ach, das schwerste Unheil kommt plötzlich über den Ahnungslosen, mitten in Friede und Freude bricht es hinein. Als ich heut am Dornenstrauch stand und das Zwitschern der kleinen Vögel hörte, war mir freudig zumut, und ich dachte an nichts, als an den heimlichen Gesang, der von ihnen zu mir klingt. Die Kleinen ahnen es auch nicht, wenn das Raubtier gegen sie heranschleicht.« Und ihr Schritt wurde schneller.

Zur Seite lag der Hof, in welchem ihre Gespielin wohnte; vielleicht wachte sie jetzt im Bett, über die Wiege des Kindes gebeugt. Und die Wanderin dachte daran, ob sie an das Tor pochen sollte, um den Beistand ihrer Vertrauten wachzurufen, aber sie schüttelte das Haupt und schritt schnell vorüber. In dem Marktflecken schlug die Uhr Mitternacht, und in weiter Entfernung hallte aus den Dörfern derselbe Schlag; die ängstliche Stunde der Nacht begann. Daheim, als sie noch Kind war, hatte auch ihr in dieser Stunde vor dem Friedhofe gegraut, aber später war sie oft bei Nacht über die Stätte gegangen und hatte der Furcht sich entwöhnt. Vor sich sah sie die Umrisse des Gehölzes, durch welches der Weg führte, und besorgt spähte sie in die dunkle Masse des Laubwerkes, das sich wie aus schwarzem Stein gehauen vor ihr hinzog. Dort unter dem ersten Busch, der am Wege stand, entdeckte sie in der fahlen Dämmerung undeutlich eine menschliche Gestalt. Ein Mann lag am Boden. Da durchfuhr sie heiße, bebende Angst; der Gedanke an jenen schrecklichen Tag im Pfarrhause, alles Entsetzen, das sie seitdem in der Erinnerung empfunden, wurden in ihr übermächtig, sie flog dahin wie ein gescheuchtes Wild. Ein Tier des Waldes sprang neben ihr auf, und neues Entsetzen schüttelte ihr die Glieder; lange lief sie, Atem und Kraft begannen zu versagen. Erst als sie wieder ins Freie gekommen war, blickte sie zurück und erkannte, daß niemand folgte. Sie lehnte sich an einen Baum des Weges, bis der Herzschlag, der ihr die Brust zu zersprengen drohte, beruhigt war, und wieder dachte sie, wie der geliebte Mann jetzt ahnungslos im Schlummer lag, während das Verderben unsichtbar auf schnellen Rossen gegen ihn heranzog. Sie sah ihn unter den Feinden stehen, hochaufgerichtet, das Antlitz bleich und zusammengezogen, wie es damals war, als sie ihm von der Treppe nachgeblickt hatte, sie sah die Gewehre der Feinde gegen ihn im Anschlage und hörte die Salve, mit welcher der böse Feind einen Deutschen, der ihm verhaßt war, vom Leben schied. Da zuckte sie zusammen und wankte wieder vorwärts, mutlos und halb gebrochen. Dort bei der großen Linde stand ein steinernes Kreuz aus alter Zeit. Sie lehnte sich an den Stein, schlug die Hände zusammen, neigte das Haupt und bat für seine Rettung, bis die finstere Einbildung verschwand.

Mit neuem Mute ging sie weiter. Es war jetzt hohe Nacht, auch die leisen Töne der Natur waren verstummt, rings um sie feierliches Schweigen.

Als er noch klein war, dachte sie, hat ihm sein Vater die Händchen im Bett zusammengelegt und die holde Kindergestalt mit Freuden betrachtet, wie sie im Schlummer gleich einem Engel dalag, die bräunlichen Haare kräuselten sich schon damals zu Locken, rosig waren die Bäckchen, die Beinchen hatte er heraufgezogen, wie die Art der schlafenden Kinder ist, und die kleinen Finger halb geschlossen. »Lieber, süßer Knabe, jetzt bist du recht groß geworden, aber wenn ein heiterer Schein über dein Antlitz zieht, dann blicken die Augen so voll und unschuldig wie die eines Kindes in die Welt.«

Sie kam durch ein Dorf; in einer Seitengasse sang der Wächter und blies herzhaft in sein Horn. Hier war es friedlich und sicher, und sie setzte sich auf eine Bank, die vor der Schenke stand. Der Morgen war nahe und das Schwerste vorüber; sie hörte den Hufschlag der Pferde im Stall und das Schnauben, mit welchem sie ihr Futter erwarteten. Wohin würde er flüchten, wenn ihre Warnung kam? Sie wußte es wohl: in die Berge der Grafschaft, wo jetzt sein vornehmer Freund weilte. Und sie nickte zufrieden mit dem Haupt. Der würde wohl Rat wissen; und wenn das Volk aufstand und der Kampf losbrach gegen den hinterlistigen Kaiser, dann zog der Geliebte an der Seite des Grafen hinaus, ach, hinaus in neue Gefahr. Wieder sah sie auf zum Sternenhimmel. »Frisch, Mädchen! Bald krähen die Hähne«, ermunterte sie sich selbst.

Das erste fahle Licht des Morgens hob sich, und immer noch schritt die verhüllte Gestalt den Weg dahin, der Tau hing sich in Haar und Tuch, die Tropfen rannen ihr von der Stirn herab; war es das Wasser der Luft oder der Angstschweiß der Ermüdeten? Das rosige Frühlicht breitete sich über den Himmel, und die Lerche sang in der Höhe; aber schreckhaft klang ihr das Getriller des Vogels. Was geschlafen hatte, erwachte, auch die Gefahr fuhr mit Windeseile heran, so langsam war ihr Schritt, und endlos dehnte sich die Straße. Die Spitzen der hohen Pappeln färbten sich mit bräunlichem Gold, und auf dem Rasen am Wege konnte man deutlich die grauen Tauperlen erkennen.

Wie würde er erschrecken, wenn er sie sah! Sie schüttelte das Haupt. »Er weiß wohl, daß ich nicht geringer Dinge wegen zu ihm komme; wenn ich eintrete, ahnt er auch, was ich bringe; er ist ein mutiger Mann und sorgt beizeiten für alle Fälle; sein kleiner Mantelsack ist immer gepackt, wie er mir einst geschrieben, damit er sich nicht verweile, wenn er zu einem Schwerkranken über Land gerufen wird. Er rafft schnell seine Papiere zusammen, die geheimen Briefe, in denen von der Rüstung die Rede ist; dann schlägt er den Mantel um, nimmt den Reisesack und geht mit mir aus seiner Wohnung, ohne jemanden zu sagen, wohin. Ich aber weiche nicht von seiner Seite, bis er im Wagen zu einem Tore hinausfährt, welches von den Feinden abliegt. O Vater des Himmels, laß mich diesen Augenblick erleben!«

Sie sah die Strohdächer der Vorstadt im Morgenlicht gerötet und hörte in den Höfen das Gebrumm der Rinder. Kein lebendes Wesen war ihr begegnet, als wollten Nacht und Morgen liebevoll das Geheimnis der Wanderin bewahren. Sie kam an das Stadttor, noch war es verschlossen, und sie lehnte sich einen Augenblick an die Mauer, bevor sie mit dem schweren Klopfer pochte. Schlaftrunken rief der Wächter: »Wer da?« – »Eine Kranke, welche Arzenei begehrt«, die Torflügel drehten sich schwerfällig in ihren Angeln, und sie fragte nach der Wohnung des Arztes. Auch in der Stadt war es still, kein Mensch auf den Straßen, Türen und Fensterläden geschlossen und vom rötlichen Lichte gefärbt. Sie schritt hastig auf den Markt, suchte das Schild des Doktors und faßte nach dem Klingelzug; da wollte ihr die Kraft versagen, betäubt setzte sie sich auf die Schwelle und verhüllte ihr Angesicht im Tuche.

Aber als in der Ferne ein Wagen rasselte, sprang sie auf und riß an der Klingel. Der Doktor war bereits bei der Arbeit und zu sprechen. Sie trat schnell ein und schloß hinter sich die Stubentür. »Retten Sie sich,« rief sie, »die Franzosen sind auf dem Wege, Sie aufzuheben.« Der Doktor sprang auf und erkannte die verhüllte Gestalt; er eilte auf die Wankende zu und umfaßte sie mit seinen Armen. Sie lag an seiner Brust und weinte, aufgelöst in bangem Schmerz, wie ein Kind am Herzen der Mutter.


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