Max Eyth
Mönch und Landsknecht
Max Eyth

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»Der Teufel! Hilf! Der Teufel!« heulte der Bauer, stürzte einige Schritte zurück und sank ohnmächtig zusammen. Langsam kam jetzt aus der Höhlung eine Art Totenkopf hervor. Kaum konnte man noch bemerken, daß eine runzlige Haut über die Knochen schlotterte; die Lippen waren weiß; tief in den Knochenhöhlen lagen die starren, gläsernen Augen, von einem blauen Ring umgeben, und bewegten sich langsam im Kreis herum. Jetzt regten sich die verdorrten Lippen und mühsam zwangen sich ein paar Worte durch den eingetrockneten Schlund.

»Bringt mich um! Um Jesu Christi willen bringt mich um!« flüsterte die heisere Stimme. Jörg raffte alle Kraft zusammen und sprach: »Im Namen dessen, den du selbst anrufst: bist du von dieser Welt?«

»Nimmer, nimmer!« stöhnte die Gestalt; »sei barmherzig und bring' mich um!«

»Sprich nur, wie man dich nannte; dann will ich gern deine Bitte erfüllen!« sagte der Landsknecht etwas mutiger und hob die zum Glück noch brennende Fackel auf.

»O tu's schnell, tu's schnell!« flehte der Eingemauerte und faltete die knochigen Finger. »Verlängre meine Qual nicht! O, es ist gräßlich, jede Minute zu vergehn und immer nur zu erwachen zu neuer Qual! Jesu, Jesu, dir leid' ich; nimm mich zu dir! – Willst du mich nicht töten, Mann, eh' ich Antwort geb' auf deine Frage? Man hieß mich Bruder Bernhard; jetzt tu's, jetzt tu's!«

Jörg, dem rauhen Kriegsmann, stürzten bei diesen Worten die hellen Tränen über die Wangen. Er ahnte den Zusammenhang, wenn auch noch dunkel. Wie der Blitz fuhr er auf; ein rascher Stoß weckte Andres aus seiner Ohnmacht, der nun völlig stumpf und willenlos den Befehlen Jörgs gehorchte. Im Nu war die Mauer soweit eingerissen, daß sie den Mönch herauszuziehen vermochten. Vorsichtig nahm ihn der Landsknecht in die Arme und trug ihn fort, indem Andres mit der Fackel voranging. Schnell kamen sie die Staffeln hinauf, wieder in das runde Gemach, durch welches sie verirrt waren. Bernhard, halb ohnmächtig, konnte nur durch Winke andeuten, in welcher Richtung der Weg nach dem Keller führe. Sie gelangten wieder durch das schmale Gängchen an die Pforte. Aus dem Keller tönte kein Geschrei mehr, und als sie eintraten, brannte nur noch eine einzige Fackel in dem weiten Gewölbe. Alles war still, und kein Mensch mehr anwesend, außer zwei oder drei Bauern, welche laut schnarchend, ohne sich zu rühren, in einer Pfütze von Wein lagen, die sich jeden Augenblick vergrößerte, da der offne Hahn noch immer sprudelte wie ein Quell im Paradies.

Jörg legte seine teure Last auf den Boden, mit dem Rücken gegen ein Faß gelehnt. Bernhard war indessen völlig ohnmächtig geworden; seine Augenlider waren geschlossen; fast unbemerklich hauchte der dünne Atem aus dem Munde; ängstlich rieb ihm der Landsknecht die Stirne mit dem köstlichsten, stärksten Wein und träufelte das Getränk in den willenlos sich öffnenden Mund. Lange lag der Unglückliche so da. Endlich taten sich langsam die Augen auf und ein lauter Freudenschrei entfuhr dem Munde und der Seele des zum Samariter gewordnen Landsknechts.

Rudolf ging unterdessen noch immer von Zelle zu Zelle, von Saal zu Saal. Manchmal sah ihm einer seiner Kriegsleute, die bereits für ihren Hauptmann durchs Feuer gegangen wären, mit einigem Kopfschütteln nach; denn niemand konnte erraten, was er denn eigentlich so eifrig suche. Alles, was in den Augen der Bauern einen Wert besaß, warf er unwillig weg und andres, das nach ihren Begriffen nur zur Winterzeit für den Ofen einige Vorteile bot, stöberte er lange mit unverdroßner Emsigkeit durch. Er selbst hatte nur noch eine schwache Hoffnung, das Buch, das er in diesen Mauern vermutet hatte, wiederzuerlangen. Vielleicht war es ja gar nimmer vorhanden. Wie leicht konnten es die Mönche in ihrer fanatischen Wut vertilgt – wie leicht konnten es sogar die Bauern in ihrer Dummheit verbrannt oder zerrissen haben!

Mit solchen Gedanken beschäftigt, trat Rudolf in eine der abgelegensten, einsamsten Zellen des Klosters. Selbst die Bauern schienen diesen Platz noch nicht aufgefunden zu haben; denn das schwarze Schreibpult stand unberührt an der Wand, das Bett war noch frisch, das Fenster nicht zerschmettert, die Kästen verschlossen. Rudolf begann seine Untersuchung. Er riß den Wandschrank auf; eine gewöhnliche Kutte und einige wenige andre Kleidungsstücke waren das einzige, was er entdeckte. Er trat jetzt an das Pult und sprengte den Deckel auf. Aber auch hier fand er nicht, was er wollte; denn nur ein Schreibzeug, etliche Pergamente und ein altes zerrißnes Brevier befand sich darin. Dort stand noch ein Kasten, außer dem Bett und dem Pulte das einzige Geräte in dem düstern Zimmer. Die Türe mußte auch hier aufgesprengt werden. Rudolf riß daran; das Schloß zerbrach, aber der ganze Kasten hatte sich um ein wenig vorgebeugt, so daß zwischen ihm und der Wand ein Gegenstand hinunterfallen konnte. Der Landsknecht hörte dies, und nachdem er sich überzeugt hatte, daß das Innre des Schreins vollkommen leer war, rückte er denselben, um nichts unversucht zu lassen, ein klein wenig auf die Seite. Abermals hörte er wieder etwas niederfallen und schob neugierig, was es sein möge, den Kasten vollends hinweg. Jetzt zeigte sich ihm, daß die feuchte Backsteinmauer beim Aufsprengen eingesunken und etliche Steine auf den Boden gestürzt waren. Da sich hinter der kleinen Öffnung eine Höhlung vorfand, welche künstlich gemacht schien, riß Rudolf noch einige weitre Steine aus, und plötzlich rollten etliche Goldstücke aus den Spalten hervor. Erstaunt und neugierig stieß er das leichte Backsteingemäuer vollends ein, und ein glitzernder Goldhaufen lag vor seinen Blicken.

Wie ein Dämon stand plötzlich unter der Türe die hohe, finstre Gestalt Roberts. Bleich vor Wut schaute er einen Augenblick auf Rudolf, der ihm gerade den Rücken zuwandte, und dann um sich her. Niemand war zu sehen; fast alle Bauern waren den Heilbronnern entgegengezogen. Wie eine wütende Katze stürzte der Mönch auf den ahnungslosen Landsknecht zu.

»Das gehört dir, verfluchter Hund!« rief er und stieß Rudolf einen Dolch zwischen die Schultern, daß dieser mit einem lauten Schmerzensschrei zu Boden stürzte und regungslos liegenblieb.

Mit einem kalten, erzwungnen Lächeln stand Robert eine Zeitlang vor seinem Opfer. »Wer hieß dich auch, deine Nase in etwas stecken, das dich nichts anging?« murmelte er finster und wandte sich um. Eifrig begann er nun die Goldstücke zusammenzulesen und die Backsteine wieder in die Mauer zu fügen, ohne sich weiter nach Rudolf umzusehen, dessen Blut langsam über die Dielen floß. Aber noch schien dieser nicht tot zu sein; denn die Brust hob sich wieder in kurzem, kaum merklichem Atmen und manchmal zuckten die Finger krampfhaft zusammen.

Der teuflische Mönch hatte jetzt seine Arbeit fast ganz beendigt; nur der Kasten war noch auf die vorige Stelle zu rücken, um alles wieder unkenntlich zu machen. Ein nahendes Geräusch schreckte ihn auf; er faßte den Schrein mit aller Macht, um so schnell als möglich diesen Ort, der ihm so gefährlich werden konnte, verlassen zu dürfen.

Gepolter und rauhes Geschrei von Männern näherte sich durch den Gang. Erschrocken sprang Robert zur Türe und schlug sie zu. Doch fast in demselben Augenblick wurde sie wieder von außen aufgestoßen, daß der Mönch zurückprallte.

»Was gibt's da für Heimlichkeiten?« lachte einer der kriegerischen Bauern und trat rasch auf die Schwelle. »Hilf, heiliger Gott!« rief er plötzlich in einem völlig veränderten Tone; »her da, Kameraden! Ein Mord! Mein Hauptmann ist gestochen! Helft euerm Hauptmann.«

Der Bauer wollte auf die Leiche zustürzen, aber Robert, der nur auf Sekunden seine unerschütterliche Fassung verlieren konnte, stellte sich ihm in den Weg und hielt ihn auf.

»Still! Still!« sagte er leise; »der verruchte Mörder hat ihn nicht tödlich getroffen. Er kann gerettet werden, wenn ihr ihn meinen Händen überlaßt. Geht wieder, aber still!«

Das Gemach füllte sich plötzlich mit den bewaffneten Bauern, die von allen Seiten erschrocken herbeikamen.

»Was? Gehn? In deinen Händen lassen?« schrie der vorderste wütend und schleuderte den Mönch auf die Seite. – »Wer war eben da? In wessen Händen ist er hier gewesen? – Hauptmann, Hauptmann, bist du tot? Mußt du so sterben wie ein Hund? Hauptmann! – Armer Bursche! – Rudolf!«

Der Bauer war vor dem Verwundeten niedergekniet und hielt den Kopf desselben empor. Die Zeichen der Wut und des Schmerzes, welche die Umstehenden nicht verhehlten, bewiesen deutlich, wie der junge Landsknecht durch seine unerschütterliche Tapferkeit sich bereits ihre treue Anhänglichkeit erworben hatte.

Robert näherte sich in dem Gewühl der Türe und wollte eben hinausschlüpfen; aber ein andrer Bauer warf ihn mit einem mächtigen Stoß wieder zurück, indem sein argwöhnischer Blick zornig auf dem bleichen, vor Angst zitternden Mönche ruhte.

»Heiliger Antonius!« rief der Bauer wieder, in dessen Schoß Rudolf lag; »der Dolch steckt ihm ja noch im Rücken! Um Gottes willen, Kaspar, zieh' ihn heraus; ich kann's nicht! – – – Langsam! Langsam! Du machst ja die Wunde immer breiter! Das Messer schneidet wie Glas! Jetzt kommt das Blut! Herr, allmächtiger Gott!«

Der Gestochne zuckte bei dieser rohen Operation einigemal schmerzhaft zusammen und ein frohes Lächeln spielte auf des alten Jakobs Gesicht; denn der Schäfer von Kessach war es, der ihn hielt.

»Er lebt! Er lebt!« jubelte der Alte und hielt lauschend das Ohr an den Mund des Landsknechts.

Eine tiefe, ängstliche Stille trat ein; alles blickte auf den Verwundeten. Nur Kaspar, der ihm den Dolch aus der Wunde gezogen hatte, stand abseits und drehte, schweigend auf nichts andres achtend, das blutige Messer in seinen Händen hin und her. »'s ist Metzlers Dolch; ich kann drauf schwören!« sagte er kaum hörbar vor sich hin und stieß mit dem Ellenbogen seinen Nachbar an. Mit den Worten: »Du – wem gehört der Dolch?« – überreichte er ihm die Waffe. Der andre betrachtete sie ebensolang und bedächtig; seine Zornesader begann zu schwellen und er rief, plötzlich auf Robert zustürzend, mit Donnerstimme: »Haltet den Mörder! Diesen Dolch hast du am letzten Sonntag vom Metzler erhalten, du Hund! Dazu?«

Ein wilder Lärm entstand bei den Bauern. »Rache, Rache!« schrien sie und schwangen ihre Sensen und Spieße in der Luft. »Haut ihn nieder, den Hund!« rief's von allen Seiten und viele machten Miene, die Drohung auszuführen. Robert erwiderte nichts; unstet schweifte sein Auge im Kreis herum und spähte nach Rettung; aber es war eine eitle Hoffnung, die er hegte.

»Nein!« rief jetzt der Schäfer und ließ, zornig aufspringend, Rudolf auf den Boden gleiten; »keines ehrlichen Stoßes ist er wert. Hängen soll er wie ein Dieb! Dort ist ein Kloben, hier ein Strick! Zappeln soll er wie der gemeinste Hund! Mehr hat er nicht verdient!«

»Was? Ihr wollt?« – – stammelte jetzt der Mönch; doch ein wildes Geschrei erstickte seine Worte. Im Nu war der Knoten geschürzt und die Schlinge, freilich rasch und daher überaus nachlässig gemacht, flog ihm über den Kopf. Seine verzweifelte Gegenwehr war schnell überwunden.

»Ohne Metzler und Geyer dürft ihr mich nicht umbringen!« schrie er rasend, als sich bereits der Strick um den Kloben an der Mauer schlang.

»Wenn's die erfahren,« meinte einer der Bauern; »wirst du im Siedigen gekocht und gebraten! Du darfst noch froh sein, Pfaff!«

Kalter Angstschweiß rieselte Robert über die Stirne. Er spürte den Strick trotz der schlechten Schlinge doch allmählich sich zusammenziehen. Krampfhaft faßte er ihn mit beiden Händen über dem Kopf, um sich frei zu halten. »Hup!« schrie ein Bauer; das Seil fuhr hinauf; der Boden schwand unter Roberts Füßen; er hing, immer noch mit den Händen sich oben anklammernd und langsam hin und her baumelnd, in der Luft. »Laßt mich herab, Hunde!« schrie er von rasender Todesangst gefoltert, »augenblicklich laßt mich herab! Glaubt ihr« – –

»Kommt, tragt euern Hauptmann fort, Bauern!« rief der Schäfer; »alle fort! Keiner soll sehen, wie die Bestie verreckt! Die Bauern gehorchten; fluchend drängten sie sich nach der Türe.

»O, ich halt's nimmer aus! Laßt mich herab!« wimmerte der Gehenkte; – »Kisten Gold will ich euch verraten! – Gnade! Gnade! – O, meine Arme brechen! Laßt mich herab! – Schnell! – Scheffel Gold will ich euch verraten! Dummköpfe! – – Liebe, liebe Bauern! Jedem einen Scheffel Gold!« – –

»Verrat's dem Teufel, Pfaff!« rief der letzte der Hinausgehenden und schlug die donnernde Türe hinter sich zu. Kein Mensch war mehr in der Zelle; draußen im Gang verhallten die Tritte leiser und leiser; jetzt war's stille – totenstill.

Bis dahin blieb der Mönch immer noch ziemlich ruhig hängen, die Arme, mit denen er sich hielt, fortwährend über den Kopf gebogen; aber jetzt fing er an, mit den Füßen fürchterlich zu zappeln; sein Körper schnellte sich konvulsivisch auf und ab; sein Gesicht wurde dunkelrot. »Gnade! Gnade!« schrie er heulend dazwischen. »Allmächtiger, barmherziger Gott, hilf! Laß den Kloben brechen! – Satan, hilf, wenn du's besser kannst! Gnade! – Gnade! – Teufel! – Satan!« – –

Die Arme brachen. Noch einmal zuckte der Leib auf, als der fürchterliche Strick den Hals zuschnürte; dann sanken die Glieder schlaff herab. Aber immer noch regten sich die Lippen; noch drehten sich die hervorgetriebnen Augäpfel schauerlich nach allen Dichtungen; dann wurde das Gesicht blaurot; es schien aus zu sein mit ihm. –

In dem Gang vor der Zelle war niemand mehr; die Masse der Bauern hatte sich nach einem andern Teil des Klosters gezogen und nur undeutlich drang ihr Geschrei herüber. Jetzt nahten sich eilige Tritte. Zwei Männer bogen um die Ecke und näherten sich der Zelle. Trotz der Dunkelheit hätte man Jörgs gedrungne Gestalt wahrnehmen können; die Züge des andern, dessen wankende Schritte der Landsknecht unterstützte, waren gräßlich mager und bleich; er schien außerordentlich schwach zu sein, und doch sah man jeder seiner Bewegungen an, wie er sich Mühe gab, die matten Kräfte aufs äußerste anzuspannen. Es war Bernhard.

»O rettet ihn, rettet unsern Rudolf, Herr Pater!« bat der Landsknecht mit ängstlicher Stimme; »Ihr wißt nicht, wie tapfer und gut er war. Er darf so nicht sterben!«

»Wenn mir der Herr seinen Segen gibt, so ist dein Freund gerettet!« versicherte ihm Bernhard in festem Glauben.

»Kaum seid Ihr eben selbst wieder lebendig geworden, so müßt Ihr wieder helfen und lebendig machen; Ihr habt einen schönen Beruf!« rief Jörg freudig; denn er war überzeugt, daß Rudolf fast schon sicherlich gerettet sei.

»Noch ist nichts gewiß!« sagte der Jüngling; »doch – wir wollen eilen!«

»Es ist so still hier herum!« meinte Jörg; »wenn wir nur nicht fehlgegangen sind! Andres sagte, die dritte Türe vom Eck an sei's; also diese! Kommt, Herr Pater!«

»Stiller! Stiller! Wir treten in ein Krankenzimmer!« flüsterte Bernhard. Jörg öffnete leise die Türe und warf einen Blick hinein. Dort bei dem Kasten war wohl eine Lache Blut; der Verwundete, den sie suchten, war nicht hier. Aber – »um Gottes willen, was ist das?« Links an einem Querbalken hing die Leiche Roberts. Wie von einer Viper gestochen, sprang der entsetzte Landsknecht zurück; im nämlichen Augenblick riß ihm Bernhard ein Messer von der Seite und stürzte entschlossen auf den Gehenkten los. Ein Schnitt in das straffe Seil und der erstarrte Körper fiel schlaff auf den Boden herunter.

»Um Gott, Herr Pater, kommt! Er hat Euch im Leben genug zu schaffen gemacht,« rief Jörg; »jetzt hat er seinen Lohn! Gott weiß, wer ihn da aufgehängt! Kommt, laßt den Hund liegen; er ist maustot! Rettet den Lebenden, eh' er sich verblutet, kommt!«

Der Landsknecht packte Bernhard am Arme und riß ihn mit Gewalt zur Zelle hinaus.

Die Woche verging; es ward wieder Sonntag und noch immer hausten die Bauern im Kloster. In unsinnigem Übermut verpraßten sie die Güter der reichen Abtei und dachten nicht ans Weitergehn, ehe das letzte Faß im Keller, der letzte volle Speicher unter dem Dache geleert wäre. Von allen Seiten strömte das schlechte Gesindel herbei und schloß sich den Aufständischen an, um sie später, wenn die Gefahr ernster wurde, schändlich wieder zu verlassen.

Im hintersten Teil des Gebäudes, soweit als möglich von dem Getümmel entfernt, das selbst bei Nacht kein Ende nehmen wollte, befand sich ein kleines Gemach. Nur durch ein einziges Fenster drang das trübe Tageslicht und beschien nichts als feuchte, kahle Wände und in der Ecke ein reinliches, weißes Bett. Vor dem Bett saß Bernhard und bewachte die Ruhe des Kranken, der darin schlummerte. Wohl sah man ihm noch an, was er vor einer Woche gelitten hatte; seine Wangen waren nur leise gerötet, aber die Kraft der Jugend war doch zu stark gewesen, um gänzlich zu unterliegen, und vernichtete allmählich jede Spur jenes schrecklichen Leidens, welches ihm nur noch wie ein bittrer Traum vor der Seele schwebte und gar oft in ihm jenes süße, freudige Gefühl erregte, das derjenige empfindet, welcher eine schwere Pflicht siegreich erfüllt hat.

In dem Bett schlief Rudolf. Auch er schien einer baldigen Genesung entgegenzugehn; denn sein Atem war ruhig und sanft, sein Auge, das er eben aufschlug, hell und voll Freude und Dankbarkeit auf Bernhard gerichtet.

»Brennt dich deine Wunde noch?« fragte dieser mitleidig, als er sah, daß der Kranke erwacht war.

»Ich spüre sie kaum mehr,« versetzte Rudolf heiter; »noch heute kann ich das Bett verlassen. Nicht wahr?«

»Nein, noch lange nicht! Bleibe nur ruhig!« bat Bernhard; »du weißt nicht, wie sehr dich der Blutverlust geschwächt hat. Gottlob, daß dein Fieber etwas nachläßt!«

»Noch länger liegen bleiben?« seufzte der Verwundete; »herausspringen würd' ich, hätte mich nicht der Dank zu deinem Sklaven gemacht. Mit was soll ich diese Zeit hinbringen, bis ich wieder zu meinem Schwerte greifen darf?«

»Mit Geduld!« antwortete Bernhard ernst.

»Mit Geduld?« wiederholte der junge Krieger; »ja freilich! Aber wenn sie bricht?«

»Es gibt einen, der sie stärken kann!« sprach der ehemalige Mönch; »kennst du ihn nicht?«

»Ein Mönch hat mich beschämt«, flüsterte Rudolf, der vom Fieber nicht ganz frei und seiner innern Bewegung noch nicht völlig Herr war. – »O Vater, ich habe dich vergessen!«

Nach einer Pause fuhr er fort: »Vater Bernhard, ich weiß wohl, woher deine eingefallnen Wangen kommen. Mein Kamerad, der Jörg, hat mir alles erzählt, wie er mich neulich besucht hat. Wir sind die Ursach' und du hast es uns doch großmütig verziehen; das seh' ich an mir.«

»Euch hatt' ich nichts zu verzeihen,« unterbrach ihn Bernhard; »vielleicht kaum meinem Bruder Robert, der nur aus Furcht also gehandelt. Ich habe nur gelitten, wie ich leiden mußte, um des Herrn wert zu werden. Wie sollte ich mich beklagen?«

»Das ist mehr als Tapferkeit!« rief Rudolf und suchte die Hand des Mönchs zu fassen. »O dürft' ich dich auch Bruder nennen!«

Bernhard sah plötzlich auf die Seite. Nach einem langen Schweigen sagte er: »Weißt du noch nicht, was aus Robert geworden?«

»Ach Gott, sie haben ihn ja gehängt!« sprach der Landsknecht. »Soviel hat er nicht verschuldet, in seinen Sünden aus der Welt scheiden zu müssen! Und ich bin schuld daran!«

»Weißt du also noch nicht,« fuhr Bernhard fort, »daß ich ihn abgeschnitten habe und daß sein Leichnam nirgends mehr zu finden ist? Vielleicht war er noch nicht tot! Vielleicht hat ihm unser Gott nochmals das Leben geschenkt! Wär's nicht möglich, daß er entronnen ist?«

»Das wälzt mir einen Stein vom Herzen,« versetzte Rudolf; »und wiederum hast du's getan! Wie kann ich dir alles vergelten? Mußt du immer mein Schutzengel sein?«

Abermals trat eine lange Stille in dem Gemache ein. Jeder schien mit sich selbst beschäftigt, und besonders auf Bernhards Gesicht arbeitete eine ungewöhnliche Unruhe. Endlich begann er: »Rudolf, wenn jetzt die Bauern aufbrechen, was ja doch jeden Tag geschehen kann, wirst du ihnen folgen?«

»Was soll diese Frage?« erwiderte der Landsknecht etwas erstaunt. »Ich ziehe mit den Bauern, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen, so gut ich kann. Will mir jemand dies wehren? Sollen sie noch länger die Hunde der Adligen bleiben, weil ihre Väter Bauern waren? Ich habe wenig Nutzen, wenn ich mit ihnen gehe; aber kann man solches Elend lange mit ansehen?«

»Nicht Böses mit Bösem vergelten – Dulden ist die Pflicht des Christen«, versetzte Bernhard ernst. »Auf keiner Empörung ruht der Segen Gottes. Und glaubst du, daß der Herr gnädiger sein werde, wenn ihr in toller Wut alles Land verwüstet, raubet und mordet? Rudolf, laß dich nicht verführen durch den eiteln Schein!«

»Der Doktor Luther soll selber unsre Artikel prüfen; – er wird sie billigen müssen!« versetzte der Landsknecht nachdenklich.

»Und wenn auch – glaube ja nicht, daß dieser Aufruhr entstanden ist, bloß um die Artikel!« sagte Bernhard. »Wo Ehrgeiz und Habsucht und Verführung den Grund legen, wird das Gebäude bald zusammenbrechen!«

Rudolf schwieg gedankenvoll. Er blickte an die Wand und bemerkte nicht, wie Bernhard immer unruhiger wurde. »Gehst du denn nicht auch mit, wenn sie aufbrechen?« fragte er endlich, ohne sich umzuwenden.

»Mit den Bauern?« sagte Bernhard; »nein; ich verstehe nicht, den Morgenstern oder das Schwert zu führen; ich würde ihnen nichts nützen.«

»Aber – werden dich die Mönche nicht umbringen, wenn du hier bleibst und sie dich finden?« fragte Rudolf weiter und seine Stimme verriet deutlich, mit welcher kindlichen, ja krankhaften Ängstlichkeit er die Antwort erwartete.

»Sie können mir nichts tun, was Gott nicht will!« entgegnete Bernhard ruhig.

»Nein, du darfst nicht hier bleiben!« rief der junge Krieger heftig; »Gott kann nicht wollen, daß du dich neuen Gefahren aussetzest. Ein solcher Mut ist Tollheit; du darfst nicht bleiben! Willst du mit uns?«

»Nein!« war wieder die bestimmte Antwort; »ich darf, ich kann nicht aus dem Kloster. Mein Gelübde binden mich.«

»Bist du nicht entkleidet?« fragte Rudolf, neue Hoffnung schöpfend.

»Meine Entkleidung ist herbeigeführt durch Lüge und Betrug; sie kann mich des Gelübdes nicht entbinden!« erwiderte der unerschütterliche Mönch.

»Nun dann – dann bleib' ich auch, bis sie dich hinausstoßen; ich kann dich nicht verlassen!« sprach Rudolf leise mit inniger Wärme.

Beide drückten sich schweigend die Hand, ohne sich anzusehen; Bernhards Hand zitterte. Still zog er jetzt aus seinem Kleide ein altes, graues Buch hervor und schlug es auf. Rudolf merkte nichts; er war erschöpft auf das Kissen gesunken und blickte nach einer andern Seite hinaus.

»Soll ich dir nicht einmal etwas vorlesen?« fragte Bernhard mit bebender Stimme. Der Landsknecht nickte bejahend und wandte sich um.

»Woher hast du dieses Buch?« rief Rudolf plötzlich und fuhr in die Höhe.

»Von meinem Vater, der in Götzens Burg gestorben ist!« antwortete Bernhard und suchte seine Unruhe zu bemeistern, aber es gelang ihm nicht: das Buch sank auf den Boden. »Bruder! Bruder!« schrie Rudolf laut und beide lagen sich in den Armen.

Wie ein Augenblick flogen jetzt die Mittagsstunden vorüber; so gar viel hatten sich die beiden Brüder zu erzählen. Bernhard hatte schon längst, als Rudolf noch im Fieber dalag, aus den verwirrten Worten, die er ausstieß, den Sohn seines eignen Vaters erkannt; die Bibel sollte ihm der letzte Beweis sein. Er hatte gezittert aus Furcht, als er das Buch hervorzog; denn ein einziger gleichgültiger Blick seines Bruders hätte ihm die schönste Hoffnung seines Lebens zerschmettern müssen. Aber alles hatte sich so herrlich gelöst!

In kurzen Umrissen erzählte er nun die Geschichte seines an äußerlich auffallenden Bewegungen so armen, an innern Umwälzungen so reichen Klosterlebens, von den ersten kindlichen Erinnerungen an bis zu dieser Stunde, und vernahm dagegen mit inniger Teilnahme, wie sein Vater nach jenem schrecklichen Aufenthalt im Kloster mit dem einzigen noch übrigen Kinde ruh- und rastlos in der Welt umhergeirrt – wie Rudolf, schon von Kindesbeinen an in den rauhen Lebenskampf hinausgeschleudert, eben an seinem Vater und an dem reinen Worte Gottes eine so kräftige Stütze gehabt – wie er die Ursache des geheimen Kummers und der stillen Gewissensbisse, die der alte Vater in sich verschloß, erst in den letzten Jahren geahnt habe – und wie sie beide dann aufgebrochen seien, um das verloren geglaubte Kind um jeden Preis wiederzufinden – und wie er es endlich doch in seinen letzten Stunden noch hatte finden dürfen; – alles dies erfuhr jetzt Bernhard und ward nicht müde, nach seinem teuren Vater mehr und immer mehr zu fragen. Er wußte ja: – jetzt hatte er Ruhe, nachdem er auf dieser Erde so furchtbar gelitten – Ruhe im Grabe, Ruhe bei seinem Heiland.

Es dämmerte schon längst. Schweigend lagen sich die beiden Brüder in den Armen; jeder betete ein stilles Dankgebet, und es war ihnen fast, als wehe der Geist ihres Vaters segnend über sie hin und lasse einen Teil jener himmlischen Freude auf sie niederfließen, um welche der Mensch noch immer vergeblich gerungen hat aus eigner Kraft.

In diesem Augenblick öffnete sich rasch die Türe und ein wohlbewaffneter Bauer trat ein. Er mochte vielleicht auch mehr sein; denn trotz des Dunkels glänzte unter seinem groben Mantel ein blanker Harnisch und von seinem Hut winkten zwei mächtige Hahnenfedern.

Rudolf erkannte sogleich Florian Geyer und bot ihm die Hand aus dem Bette. Der Krieger schüttelte sie ihm in derber Kriegerweise, indem er zugleich Bernhard, der auf die Seite getreten war, freundlich grüßte.

»Immer noch auf der langweiligen Pritsche, Kamerad?« rief er, zu dem Verwundeten gewendet, und setzte sich an das Bett; »kannst du's denn aushalte n– so lange?«

»Wenn man muß, kann man alles!« sagte Rudolf. »Hätt' einer an selbigem Tag dich gestochen oder geschossen, – du müßtest's eben auch aushalten. 's kommt mich freilich oft hart genug an.«

»Sag' mir nichts von damals!« rief Florian, ernstlich böse werdend; »hätt' ich dir gefolgt – es wär' alles so gut gegangen. Aber ein Pfaff' kann auch den ehrlichsten Kriegsmann herumbringen mit seinem verfluchten Geschwätz. Heiliger Gott, haben wir uns nicht wie Katzen durch den Dreck im Graben schleichen müssen und sind wie Diebe an dem Turm hinaufgeklettert, dieweil du, das Schwert in der Hand, in ehrlichem Kampfe die Mauer erstürmst! Ich hab' gar nimmer geglaubt, daß ich der Florian Geyer sei!«

»Ich sagt' es ja, daß es nicht zu schwer sei!« versetzte Rudolf.

»Ja. ich hätte dir folgen können!« fuhr der Ritter in etwas kühlerm Tone fort; denn er schämte sich plötzlich seines vorigen, allzuschwachen Geständnisses; – »ich hätte dir folgen können – diesmal! Aber das merk' dir, ich mein's gewiß gut: so ehrlich, als du glaubst, kommt man nicht durch die Welt. Du kannst dir's denken: ich hab' mich doch mit ihr schon wacker herumgebalgt, eh' ich Bauernführer ward, und hab' doch weiter nichts gelernt als das Sprüchlein: ›Hilf dir selbst, so wird dir Gott helfen!‹ Das ist das einzige Mittel, wie man leichter durchkommt. Merk dir's, Rudolf: wenn man sich manchmal auch ein bißchen schief hilft, deswegen ist man noch kein Dieb und Bösewicht. Warum ist die Welt nun einmal so und nicht anders?«

Rudolf hätte solche Lehren zu jeder andern Zeit lieber angehört als jetzt. Einigemal blickte er zu Bernhard hinüber; denn er liebte Geyer um seiner Offenheit willen und hätte ungern gesehen, daß er sich durch seine eignen Worte in den Augen seines Bruders herabsetze. Jetzt, als der alte Ritter schwieg, hätte Rudolf gerne das Gespräch auf einen andern Gegenstand gelenkt, aber noch ehe er sich besonnen hatte, wie? fuhr Florian selbst in einem andern Tone fort.

»Weißt du schon, daß Robert entronnen ist – durch Eure unzeitige Milde, Herr Pater!« – setzte er, gegen Bernhard gewendet, hinzu.

»Ist er?« fragte der Landsknecht mit freudiger Überraschung.

»Ja, leider ist er!« bekräftigte Geyer; »und wenn Ihr ihm auch verzeiht als guter Christ, so sollt Ihr Euch doch nicht freuen, daß ein Meuchelmörder dem Strick entgangen, den er ja zehnfach schon um Euch, Herr Pater, verdient hat.«

»Ich bitt' Euch, Herr Ritter – nennt mich nimmer Pater!« sagte endlich Bernhard; »Ihr wißt ja, daß ich kein Mönch mehr bin!«

»Schon gut, schon gut!« sprach Florian; »ich glaube nur, um Euch hat die tückische Katze auch kein sonderlich Verdienst und Ihr habt blutwenig Grund gehabt, den Schurken abzuschneiden.«

»Gott wird schon richten zwischen mir und ihm,« versetzte Bernhard ruhig; »ich habe keine Ursach', ihm zu grollen, daß er das Werkzeug werden mußte, meinen Glauben und meine Geduld zu prüfen.«

»Gestern abend haben ihn etliche meiner Bauern im Wald gesehn«, erzählte Geyer, unwillig, daß er mit seinem wohlgemeinten Verweis so gar wenig Anklang fand. »Wie eine Eidechse so scheu sei er ins Gebüsch gekrochen, als er sie hab' herankommen sehn. Sie hätten ihn gar zu gern abgefangen.«

»Seht, Herr Ritter,« sagte Bernhard wieder, »solch ein Leben voll Angst und Not ist allein schon Strafe genug für einen Bösewicht.«

»Pah!« rief der Bauernhauptmann; »glaubt Ihr denn, daß ihm dies so wehe tut? Er schmiedet neue Pläne, wenn die alten mißglückt sind; er sinnt auf Rache; das ist ihm ein Genuß. Aber das sag' ich: dem Strick ist er noch lange nicht entronnen!«

»Wie Gott will!« sagte Bernhard ernst und eine lange Pause unterbrach das Gespräch. –

»Ich kam eigentlich, um dich zu fragen, ob du das Bett noch nicht verlassen könnest«, sprach Geyer endlich und stand auf.

»Vor einer Woche mindestens nicht!« antwortete Bernhard mit Bestimmtheit.

»Warum?« fragte Rudolf fast im gleichen Augenblick den Ritter, und seine Stimme verriet dabei eine ängstliche Spannung.

»Weil wir morgen aufbrechen,« versetzte Florian; »und ich möchte dich nicht zurücklassen!«

»Er kann aber gewiß noch nicht!« sagte Bernhard besorgt; »seine Wunde würde aufs neue aufbrechen.«

»Noch nicht, Rudolf?« wiederholte Florian, als traue er den Worten des jungen Mönches nicht; »aber ich kann dich doch nicht hier lassen! Wer wird einen Verwundeten schützen in der Mitte rasender Mönche?«

»Ich werde ihn nicht verlassen!« versicherte Bernhard mit inniger Wärme.

»Wie? Auch Ihr wollt nicht mit uns ziehn?« fragte Geyer erstaunt; »Ihr steht ja in gleicher, wo nicht größrer Gefahr, und Ihr wollt ihn noch beschützen?«

»Ja, ich will's!« erwiderte Bernhard fest und ruhig; »und mich wird Gott schützen!«

»Aber Ihr werdet uns doch später folgen – Rudolf?« fragte der Ritter und sah mit inniger Teilnahme auf den Kranken.

»Ich folge Bernhard!« antwortete der Landsknecht und man merkte wohl, wie schwer ihm diese Worte wurden; »er hat mich vom Tode gerettet – ich muß ihm gehorchen – er ist mein Bruder!«

»Unsinn!« schrie Geyer und fuhr wild auf; »bist du verrückt, Bursche? – Ja so! was darf ich sagen? Mich hat ja auch ein Pfaffe zu einem schurkischen Räuber geschwätzt! O Pfaffen! o Pfaffen! Armer Bube – leb' wohl!« – Er eilte zur Türe.

»Florian!« rief Rudolf mit gepreßter Stimme. Doch der Ritter war schon aus der Zelle; heftig hatte er die donnernde Türe zugeschlagen und seine zornigen Tritte verhallten im Gang.

»Gott Lob und Dank!« rief Bernhard jetzt aus vollem Herzen. »Wie war mir's so bang auf diese Stunde! Jetzt bist du gerettet!«

Rudolf drückte schweigend seinen Bruder ans Herz; er konnte nichts sprechen; der Schmerz, den er unterdrücken wollte, schnürte ihm die Kehle zu. Lange blieben sie stille nebeneinander; plötzlich schauderte Bernhard zusammen; die dichte Finsternis verhüllte ihm die Gesichtszüge seines Rudolfs; kein leises Schluchzen, selbst keinen Seufzer konnte er vernehmen; nur ein warmer, großer Tropfen war auf seine Hand gefallen und er wußte, wie bitter eine solche Träne war.


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