Alexander Dumas d. Ä.
Der Graf von Monte Christo. Sechster Band.
Alexander Dumas d. Ä.

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Danglars' Unterschrift.

Der Morgen des nächsten Tages brach traurig und wolkig an. Man hatte während der Nacht den auf dem Bette liegenden Körper in das Schweißtuch genäht.

Im Verlaufe des Abends hatten zu diesem Behufe herbeigerufene Männer Noirtier aus Valentines Zimmer in das seinige getragen, und der Greis machte, gegen alle Erwartung, keine Schwierigkeiten, sich von dem Leichname seines Kindes zu trennen.

Der Abbé Busoni hatte bis zum Morgen gewacht und sich bei Tagesanbruch zurückgezogen.

Gegen acht Uhr morgens kam d'Avrigny wieder. Er begegnete Villefort, der zu Noirtier ging, und begleitete ihn, um zu erfahren, wie der Greis die Nacht zugebracht habe. Sie fanden ihn in seinem großen Lehnstuhle, der ihm als Bett diente, in sanftem Schlummer ruhend und mit beinahe lächelnder Miene. Beide blieben erstaunt auf der Schwelle stehen.

Sehen Sie, sagte d'Avrigny zu Villefort, der seinen entschlummerten Vater betrachtete, sehen Sie, die Natur weiß die heftigsten Schmerzen zu stillen; gewiß wird niemand sagen, Herr Noirtier habe seine Enkelin nicht geliebt, und dennoch schläft er.

Ja, Sie haben recht, sagte Villefort, er schläft, und das ist seltsam, denn der geringste Verdruß hält ihn sonst die ganze Nacht hindurch wach.

Der Schmerz hat ihn niedergeschmettert, versetzte d'Avrigny, worauf beide nachdenklich in das Kabinett des Staatsanwalts zurückkehrten.

Sehen Sie, ich habe nicht geschlafen, sagte Villefort, auf sein unberührtes Bett deutend; der Schmerz schmettert mich nicht nieder; ich habe zwei Nächte nicht geschlafen; dagegen schauen Sie mein Büro an; mein Gott! Wie habe ich diese zwei Tage und diese zwei Nächte hindurch geschrieben! Wie habe ich diese Papiere durchwühlt und die Anklageschrift des Mörders Benedetto mit Noten versehen! . . . Oh, Arbeit, Arbeit! meine Leidenschaft, meine Freude, meine Wut, du mußt mir alle meine Schmerzen niederschlagen!

Und er drückte d'Avrigny krampfhaft die Hand.

Bedürfen Sie meiner? fragte der Doktor.

Nein, sagte Villefort, ich bitte Sie nur, um elf Uhr zurückzukommen; zur Mittagsstunde findet die Abfahrt statt. Mein Gott! mein armes Kind, mein armes Kind!

Und wieder Mensch werdend, schlug der Staatsanwalt die Augen zum Himmel auf und stieß einen Seufzer aus.

Sie werden dann also im Empfangszimmer sein?

Nein, ich habe einen Vetter, der diese traurige Ehre übernimmt. Ich gedenke zu arbeiten, Doktor; wenn ich arbeite, verschwindet alles.

Der Doktor war in der Tat noch nicht vor der Tür, als sich der Staatsanwalt bereits wieder zur Arbeit gesetzt hatte.

Um elf Uhr rollten die Wagen über das Pflaster des Hofes, und die Rue du Faubourg Saint-Honoré ertönte von dem Gemurmel der auf die Freude wie auf die Trauer der Reichen gleich begierigen Menge.

Allmählich füllte sich der Trauersaal, und man sah zuerst einige von unseren Freunden, nämlich Debray, Chateau-Renaud, Beauchamp, sodann hervorragende Vertreter der Gesellschaft, der Anwaltschaft, der Literatur und der Armee. Die, welche sich kannten, winkten sich mit dem Blicke und versammelten sich in Gruppen. Eine von diesen Gruppen bestand aus Debray, Chateau-Renaud und Beauchamp.

Armes Mädchen! sagte Debray. So reich, so schön! Hätten Sie das gedacht, Chateau-Renaud, als wir vor drei Wochen meine ich, zusammenkamen, um jenen Vertrag zu unterzeichnen, der nicht unterzeichnet wurde?

Meiner Treu! nein, erwiderte Chateau-Renaud.

Kannten Sie Fräulein von Villefort?

Ich habe einige Male mit ihr gesprochen, sie kam mir reizend vor, obgleich etwas schwermütig. Wo ist die Stiefmutter?

Haben Sie über diesen Tod in Ihrer Zeitung geschrieben?

Der Artikel ist nicht von mir, erwiderte Beauchamp; ich zweifle auch, ob er Herrn von Villefort angenehm sein wird. Es ist, glaube ich, darin gesagt, wenn vier aufeinander folgende Todesfälle anderswo als im Hause des Staatsanwalts stattgefunden hätten, so würde der Staatsanwalt sicherlich mehr dadurch in Bewegung gesetzt worden sein.

Der Doktor d'Avrigny, der Arzt meiner Mutter, behauptet übrigens, er sei sehr in Verzweiflung, sagte Chateau-Renaud. Doch was suchen Sie, Debray?

Ich suche Herrn von Monte Christo.

Ich habe ihn unterwegs auf dem Boulevard getroffen; ich glaube, er will abreisen, denn er ging zu seinem Bankier.

Zu seinem Bankier? Ist sein Bankier nicht Danglars? fragte Chateau-Renaud.

Ich glaube, ja, erwiderte der Geheimsekretär mit einer leichten Unruhe. Doch Monte Christo ist nicht der einzige, der hier fehlt, ich sehe auch Morel nicht.

Morel! Kannte er sie? fragte Chateau-Renaud.

Ich glaube, er ist ihr einmal vorgestellt worden.

Gleichviel, er hätte kommen müssen, sagte Debray; diese Beerdigung ist das Ereignis des Tages.

Beauchamp hatte wahr gesprochen; als er sich zu der Trauerfeierlichkeit begab, begegnete er Monte Christo, der auf dem Wege zu Danglars war.

Der Bankier sah von seinem Fenster aus den Grafen im Hofe erscheinen und ging ihm rasch entgegen.

Nun, Graf, sagte er, Monte Christo mit einem halb trübseligen, halb höflichen Gesichte die Hand reichend, Sie kommen, mir Ihr Beileid zu bezeigen. In der Tat, das Unglück ist in meinem Hause. Es scheint überhaupt ein unglückliches Jahr zu sein. Nehmen Sie unsern Puritaner von einem Staatsanwalt, den heiligen Villefort, der nun auch seine Tochter verloren hat, nachdem auf seltsam plötzliche Weise drei andere Todesfälle in seinem Hause vorgekommen sind; Morcerf ist entehrt und getötet, und ich bin lächerlich gemacht durch die Verworfenheit dieses Benedetto, und dann . . .

Was dann? . . . fragte der Graf.

Ach! Sie wissen nicht, daß uns Eugenie verlassen hat?

Mein Gott, was Sie mir da sagen!

Sie konnte die Schmach nicht ertragen, die ihr dieser Elende angetan, und bat mich, abreisen zu dürfen.

Und sie ist mit Frau Danglars abgereist?

Nein, mit einer Verwandten . . . Doch wir werden nichtsdestoweniger die liebe Eugenie verlieren; denn ich zweifle, ob sie bei ihrem Charakter je wieder einwilligt, nach Frankreich zurückzukehren!

Was wollen Sie, lieber Baron? versetzte Monte Christo, Familienkummer ist niederschmetternd für einen armen Teufel, dessen Kind sein einziges Vermögen darstellt, er ist aber erträglich für einen Millionär. Die Philosophen haben gut reden, die praktischen Menschen werden sie hierin immer Lügen strafen; das Geld tröstet über vielerlei, und Sie müssen schneller getröstet sein, als irgend jemand, Sie, der König der Finanzen.

Danglars warf einen schiefen Blick auf den Grafen, um zu sehen, ob er spotte oder im Ernste spreche.

Ja, sagte er, es ist wahr, wenn das Vermögen tröstet, so bin ich getröstet; ich bin reich.

So reich, mein lieber Baron, daß Ihr Vermögen den Pyramiden gleicht; wollte man sie zerstören, man würde es doch nicht wagen; und wagte man es, so vermöchte man es nicht.

Danglars lächelte über dieses gutmütige Zutrauen des Grafen und erwiderte: Dies erinnert mich, daß ich bei Ihrem Eintritt damit beschäftigt war, fünf kleine Anweisungen fertigzustellen. Zwei hatte ich bereits unterzeichnet; wollen Sie mir erlauben, auch die andern drei vollends auszufertigen?

Tun Sie das, lieber Baron.

Es trat ein kurzes Schweigen ein, während dessen man die Feder des Bankiers kritzeln hörte.

Spanische Bons, haytische Bons, Bons auf Neapel? fragte Monte Christo.

Nein, antwortete Danglars mit seinem anmaßenden Lachen, Anweisungen auf den Inhaber an die Bank von Frankreich. Hören Sie, fügte er hinzu, Herr Graf, Sie, der Sie Finanzkaiser sind, wie ich nur König, haben Sie viele Papierfetzen von dieser Größe, jeden im Wert von einer Million, gesehen?

Monte Christo nahm die fünf Papierstücke, die ihm Danglars stolz darreichte, in die Hand, als wollte er sie abwägen, und las:

Der Direktor der Bank beliebe bezahlen zu lassen an meine Ordre und auf die von mir hinterlegten Fonds die Summe von einer Million, Wert in Rechnung.

Eins, zwei, drei, vier, fünf, sagte Monte Christo, fünf Millionen! Teufel! wie Sie zu Werke gehen, Herr Krösus.

So treibe ich die Geschäfte, sprach Danglars.

Das ist wunderbar, besonders wenn diese Summe, woran ich nicht zweifle, bar bezahlt wird.

Sie wird es, versetzte Danglars.

Es ist schön, einen solchen Kredit zu haben; in der Tat, dergleichen sieht man nur in Frankreich, fünf Papierfetzen im Werte von fünf Millionen, und man muß es wohl glauben.

Sie sagen das mit einem Tone . . . Hören Sie, machen Sie sich das Vergnügen, begleiten Sie meinen Kommis zur Bank, und Sie werden ihn mit Anweisungen auf den Staatsschatz für dieselbe Summe herauskommen sehen.

Nein, erwiderte Monte Christo, die fünf Zettel zusammenlegend, die Sache ist zu interessant, und ich will selbst den Versuch machen. Mein Kredit bei Ihnen betrug sechs Millionen, ich habe 900 000 gezogen, und Sie sind mir folglich noch fünf Millionen und 100 000 Franken schuldig. Ich nehme Ihre fünf Papierstreifen, die mir schon durch Ihre Unterschrift gut sind und gebe Ihnen hier einen allgemeinen Schein für sechs Millionen, wodurch sich unsere Rechnung begleicht. Ich habe den Schein schon vorher geschrieben, denn ich muß Ihnen sagen, daß ich heute durchaus Geld brauche.

Mit einer Hand steckte Monte Christo die fünf Papiere in seine Tasche, während er mit der andern dem Bankier den Empfangschein reichte.

Hätte der Blitz zu Danglars' Füßen eingeschlagen, sein Schrecken konnte nicht größer sein.

Wie? stammelte er, wie, Herr Graf, Sie nehmen dieses Geld? Verzeihen Sie, es ist Geld, das ich den Hospitälern schuldig bin, ein Depositum, das ich heute morgen zu bezahlen versprochen habe.

Ah! sagte Monte Christo, das ist etwas anderes; es liegt mir nicht gerade an diesen Papieren. Bezahlen Sie mich in anderen Werten! Ich nahm diese Zettel nur, um überall sagen zu können, ohne fünf Minuten Frist von mir zu verlangen, habe mir das Haus Danglars fünf Millionen bar bezahlt! Das wäre merkwürdig gewesen!

Dabei reichte er die fünf Papiere Danglars, der zuerst seine Hand ausstreckte, wie ein Geier die Klauen durch die Stangen seines Käfigs ausstreckt, um das Fleisch zu packen, das man ihm hinhält.

Plötzlich besann er sich eines andern und bezwang sich mit einer mächtigen Anstrengung. Dann sah man allmählich ein Lächeln seine verstörten Gesichtszüge runden, und er sprach: Im ganzen ist Ihr Empfangschein Geld.

Oh, mein Gott ja! Und wenn Sie in Rom wären, würde das Haus Thomson und French bei der Auszahlung keine Schwierigkeit machen.

Verzeihen Sie, Herr Graf, verzeihen Sie!

Ich kann also dieses Geld behalten?

Ja, erwiderte Danglars, den Schweiß abtrocknend, der an der Wurzel seiner Haare perlte, behalten Sie es.

Monte Christo steckte die fünf Zettel ein, mit einer Miene, als wollte er sagen: Denken Sie, bei Gott, nach; wenn Sie es bereuen, es ist noch Zeit.

Nein, nein, behalten Sie meine Unterschriften, sagte Danglars. Sie wissen, nichts ist förmlicher, als ein Geldmensch. Ich bestimmte diese Summe für die Hospitäler und hätte sie zu bestehlen geglaubt; wenn ich ihnen nicht gerade dieses Geld gegeben haben würde, als ob nicht ein Taler so viel wert wäre, wie der andere.

Und er brach in ein lautes, aber unverkennbar gekünsteltes Lachen aus.

Ich entschuldige und stecke ein, erwiderte Monte Christo auf das freundlichste und legte die Anweisungen in sein Portefeuille.

Doch, es bleibt noch eine Summe von 100 000 Franken, sagte Danglars.

Oh! Bagatelle! Das Agio muß sich auf diesen Betrag belaufen, behalten Sie ihn, und wir sind quitt.

Graf, rief Danglars, sprechen Sie im Ernste?

Ich scherze nie mit Bankiers, antwortete Monte Christo ernst. Und er ging auf die Tür zu, als eben der Diener meldete: Herr von Boville, Generaleinnehmer der Hospitäler.

Wahrhaftig, sagte Monte Christo, es scheint, ich bin zu rechter Zeit gekommen, mich Ihrer Unterschriften zu erfreuen, denn man macht sie mir streitig.

Danglars erbleichte zum zweitenmal und nahm schleunigst von dem Grafen Abschied.

Dem im Vorzimmer wartenden Generaleinnehmer trat Danglars anscheinend völlig ruhig entgegen.

Guten Morgen, mein lieber Gläubiger, sagte er, denn ich wollte wetten, der Gläubiger kommt zu mir.

Sie haben richtig erraten, Herr Baron, sagte Herr von Boville, die Hospitäler erscheinen in meiner Person; die Witwen und Waisen verlangen durch meine Hände ein Almosen von fünf Millionen von Ihnen.

Und man sagt, die Waisen seien zu beklagen! versetzte Danglars, den Scherz ausspinnend, arme Kinder!

Ich komme also in ihrem Namen; Sie müssen meinen Brief gestern erhalten haben? – Ja.

Hier ist mein Empfangschein.

Mein lieber Herr von Boville, Ihre Witwen und Waisen werden wohl die Güte haben, vierundzwanzig Stunden zu warten, in Betracht, daß Herr von Monte Christo, den Sie wohl weggehen sahen, Ihre fünf Millionen fortgenommen hat.

Wieso?

Der Graf hatte einen unbeschränkten Kredit auf mich durch das Haus Thomson und French in Rom; er kam zu mir und verlangte eine Summe von fünf Millionen auf einmal; ich gab ihm eine Anweisung auf die Bank, und Sie begreifen, wenn ich an einem Tage aus der Bank zehn Millionen zurückzöge, so möchte dies seltsam erscheinen. In zwei Tagen ist das etwas anderes, fügte Danglars lächelnd hinzu.

Gehen Sie doch, rief Herr von Boville mit dem Tone des vollkommensten Unglaubens; fünf Millionen an den Herrn, der soeben wegging und mich grüßte, als ob ich ihn kennte.

Vielleicht kennt er Sie, ohne daß Sie ihn kennen; Herr von Monte Christo kennt jedermann.

Fünf Millionen?

Hier ist sein Empfangschein, machen Sie es wie der heilige Thomas; sehen Sie und berühren Sie.

Herr von Boville nahm das Papier, das ihm Danglars reichte, und las:

Empfangen von Herrn Baron von Danglars die Summe von fünf Millionen einmalhunderttausend Franken, die er sich nach Belieben in Anweisungen auf das Haus Thomson und French in Rom zurückzahlen lassen wird.

Es ist meiner Treu wahr! rief Herr von Boville, doch kennen Sie das Haus Thomson und French?

Eines der besten Häuser Europas, versetzte Danglars und warf den Empfangschein, den er wieder an sich genommen hatte, nachlässig auf seinen Schreibtisch.

Und er hatte auf Sie allein fünf Millionen? Ah, dieser Graf von Monte Christo muß ein wahrer Nabob sein.

Meiner Treu! Ich weiß nicht, wie das ist; doch er hatte drei unbeschränkte Kredite, einen auf Rothschild, einen auf mich und einen auf Laffitte, und er gab, wie Sie sehen, mir den Vorzug, wobei er mir hunderttausend Franken für das Agio ließ.

Mit dem Ausdruck der höchsten Verwunderung erwiderte Herr von Boville: Das gefällt mir; ich muß ihn besuchen und eine fromme Stiftung für uns erlangen.

Oh! es ist, als ob Sie sie bereits hätten, seine Almosen allein belaufen sich monatlich auf 20 000 Franken.

Das ist herrlich! Übrigens werde ich ihm das Beispiel der Frau von Morcerf und ihres Sohnes anführen, die ihr ganzes Vermögen den Hospitälern geschenkt haben.

Welches Vermögen?

Ihr Vermögen, das Vermögen des verstorbenen Generals von Morcerf, weil sie nichts von einem so schmählich erworbenen Gute besitzen wollten.

Wovon werden sie leben?

Die Mutter zieht sich in die Provinz zurück, und der Sohn nimmt Dienste.

Ah! das nenne ich Skrupel! Wieviel besaßen sie?

Oh! nicht sehr viel, etwa eine und eine Viertelmillion.

Also Sie haben große Eile mit Ihrem Geld?

Allerdings, die Kontrolle unserer Kassen findet morgen statt.

Morgen! Warum sagten Sie mir das nicht sogleich! Morgen, ist ein Jahrhundert! Um welche Stunde?

Um zwei Uhr.

Schicken Sie um zwölf Uhr zu mir, versetzte Danglars lächelnd.

Herr von Boville antwortete nicht viel, er machte Ja mit dem Kopfe und schüttelte sein Portefeuille.

Doch wenn ich bedenke, sagte Danglars, Sie können noch etwas Besseres tun.

Was soll ich tun?

Der Empfangschein des Herrn von Monte Christo ist Geld wert! Zeigen Sie diesen Schein bei Rothschild oder bei Laffitte, sie nehmen Ihnen denselben auf der Stelle ab.

Obgleich rückzahlbar auf Rom?

Gewiß; es kostet Sie nur einen Diskont von fünf- bis sechstausend Franken.

Der Einnehmer machte einen Sprung rückwärts und rief:

Meiner Treu! nein, ich will lieber bis morgen warten. Wie schnell Sie zu Werke gehen!

Ich glaubte einen Augenblick, verzeihen Sie mir, sagte Danglars mit der größten Unverschämtheit, ich glaubte, Sie hätten ein kleines Defizit zu decken.

Ah! machte der Einnehmer.

Es ist alles schon dagewesen, und in einem solchen Falle bringt man ein Opfer.

Gott sei Dank, nein.

Morgen also, nicht wahr, mein lieber Einnehmer?

Morgen; ich werde selbst kommen.

Sie drückten sich die Hand.

Doch sagen Sie, bemerkte Herr von Boville, gehen Sie nicht zu dem Leichenbegängnis des Fräulein von Villefort?

Nein, ich halte mich seit der lächerlichen Geschichte mit Benedetto zurück.

Bah! Sie haben unrecht; sind Sie an der ganzen Sache schuld?

Hören Sie, mein lieber Einnehmer, wenn man einen fleckenlosen Namen trägt, wie ich, so ist man etwas empfindlich.

Jeder beklagt Sie, davon dürfen Sie überzeugt sein, und besonders beklagt man Fräulein Danglars.

Arme Eugenie! rief Danglars mit einem tiefen Seufzer. Sie wissen, daß sie in ein Kloster tritt? – Nein.

Ach! es ist leider nur zu wahr. Am Morgen nach dem Ereignis entschloß sie sich, mit einer ihr befreundeten Nonne abzureisen; sie tritt in ein sehr strenges Kloster in Italien oder Spanien.

Oh! das ist furchtbar.

Nach diesem Ausrufe entfernte sich Herr von Boville unter tausend Beileidsbezeugungen.

Doch er war nicht so bald außen, als Danglars mit einer energischen Gebärde ausrief: Dummkopf!!

Und die Quittung von Monte Christo in sein kleines Portefeuille schiebend, fügte er hinzu: Komm morgen um Mittag, komm nur, und ich werde sonstwo sein.

Dann schloß er sich doppelt ein, leerte alle Behälter seiner Kasse, brachte etwa 50 000 Franken in Banknoten zusammen, verbrannte verschiedene Papiere, legte andere so, daß sie in die Augen fielen, und fing an, einen Brief zu schreiben; sobald er ihn geschrieben hatte, versiegelte er ihn und setzte darauf die Adresse: An Frau Baronin Danglars.

Dann zog er einen Paß aus seiner Schublade und sagte: Gut! er ist noch für zwei Monate gültig.


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