Eduard Duller
Die Jesuiten, wie sie waren und wie sie sind
Eduard Duller

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Vorwort.Der Herausgeber hat einige wenige altertümliche Worte und Wendungen durch sinngleiche heute verwendete ersetzt. Ferner wurde die Sperrung von Text durchgehend aufgehoben. Rechtschreibung und Zeichensetzung sind der heute üblichen behutsam angepaßt. Vergleiche dazu die Textprobe mit dem Originaltext am Ende des 8. Kapitels.

Zur selben Zeit, als durch die Reformation die große Macht des Papsttums erschüttert, die lang unterdrückte Geistesfreiheit gerettet und die ewige Menschenwürde glorreich anerkannt worden war, zur selben Zeit wurde ein geistlicher Orden gestiftet, welcher die »Gesellschaft Jesu« oder der Jesuitenorden hieß, und dessen Zweck darauf ausging, das Ansehen des Papsttums zu stützen, den römischen Katholizismus auszubreiten, die Geistesfreiheit zu vernichten und das Bewußtsein der Menschenwürde wieder zu ersticken. Im Jahre 1840 waren es gerade dreihundert Jahre, seit der Jesuitenorden vom Papst feierlich bestätigt worden ist; dreihundert Jahre lang währt nun sein Kampf gegen den Protestantismus, ein Kampf der Finsternis gegen das Licht, ein Kampf der Lüge gegen die Wahrheit, ein Kampf der Tyrannei gegen die Freiheit, welcher in der ganzen Weltgeschichte beispiellos ist. Er dauert noch heutigen Tages fort; ja, mit erneuerter Anstrengung, Kühnheit und List wird er jetzt von seinen geistlichen Mitgliedern und seinen zahlreichen weltlichen Verbündeten fortgeführt, welche sowohl mit offener Gewalt als auch mit der Kraft der Verführung für die Ausbreitung der Ordensherrschaft und der Ordensmoral, nicht bloß in katholischen, sondern auch in protestantischen Ländern wirken. Wahrlich: die Gefahr ist jetzt größer als je! Und dieser Kampf wird so lange dauern als der Jesuitenorden selbst. Hunderttausende von Menschen sind dadurch elend geworden, Ströme Menschenbluts sind dadurch geflossen, ganze Völker voll der herrlichsten Fähigkeiten in ihrer geistigen und sittlichen Entwicklung aufgehalten worden – alles unter dem Vorwand: »zur größeren Ehre Gottes!« Wie eine Gotteslästerung schallt diese Losung durch die Weltgeschichte.

Wie war es aber möglich, daß der Jesuitenorden eine so ungeheure Gewalt erlangen konnte? Wie ist es möglich, daß er sie noch heutzutage behauptet? So fragt sich der Menschenfreund; und dir, o deutsches Volk, dir tut es insbesondere not, dies zu wissen. Denn aus dem innersten Wesen deines Geistes entsprang ja eben die Reformation, auf deren Vernichtung der Jesuitenorden ausgeht; dieser bekämpft die schönsten Eigenschaften deines Charakters – Freiheitsliebe, Treue und Wahrheitsdrang; er untergräbt deine Eintracht und bürgerliche Ordnung, er bedroht deine ganze Selbstständigkeit, indem er die unantastbare heilige Majestät des Staates nicht anerkennt. Darum wache, edles deutsches Volk, und lerne deine Feinde kennen, um dich gegen ihre List verteidigen zu können. Du hast den triftigsten Grund, vor denselben auf der Hut zu sein, und dem Verderber deiner Sittlichkeit, dem Feind deiner Unabhängigkeit deine ganze Wachsamkeit, deine volle Manneskraft entgegenzusetzen. Nicht einen Fußbreit Platz auf der heiligen Erde des Vaterlandes darfst du ihm gutmütig gönnen, sonst gelingt es ihm, die ganze zu umspinnen, zu beherrschen und zu entweihen. Jetzt ist es Zeit, daß das deutsche Volk und die deutschen Fürsten in der Wahrheit fest zueinander halten und sich gegenseitig stärken und stützen durch die redlichste Treue, daß beide klar erkennen: »Was dem einen Teil Gefahr bringt, bedroht auch den andern.« Daß diese Erkenntnis immer allgemeiner erweckt, daß dieser Bund der Treue immer fester werde, – dazu beizutragen, ist jedes Vaterlandsfreundes heilige Pflicht. Zu diesem Zweck ist auch die vorliegende Schrift verfaßt worden; nicht für Gelehrte, sondern fürs Volk; sie enthält keine neue Forschungen, sondern bloß alte Wahrheiten, und möchte Herzen erwärmen, so wie sie aus einem Herzen kommt, das voll der wärmsten Liebe fürs Volk, voll des Stolzes auf die Ehre des deutschen Namens ist und bis zum letzten Schlage nach dem Ziele hinstreben wird, daß Vertrauen und Einigkeit, Wahrheit und Sittlichkeit im Volk, daß ein inniges Zusammenhalten von Fürsten und Volk, auf Treue und Recht gestützt, die Grundfesten der deutschen Staaten bleiben, über denen einst die Sonne einer großen Zukunft aufgehen möge!


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