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Meine Steckenpferde

O, die Bevölkerung überall!
O, unsre gesegneten Zeiten!
In Roßpalästen und Menschenstall
Wie Flocken sieht man es gleiten;
Von Bettlern wimmelt das ganze Land,
Von Künstlergesindel die Erde,
Doch keine Rasse nahm überhand,
Wie jene der Steckenpferde.

Der eine reitet den Tschernebock,
Der andre, Himmel! den Goethe,
Und jener holpert über Stein und Stock
Auf einer alten Muskete.
Ein Tonnenbacher rutscht dieser mit
Auf hochgetriebnem Pokale,
Und der macht gar den bedenklichen Ritt
Auf einem elektrischen Aale.

Das war vorzeiten ein anderes Ding:
Kam mal 'ne Möwe geflogen,
Fing einer im Netze den Schmetterling,
Schier hätt' man die Glocken gezogen;
Und wer vom Pegasus nur geträumt,
Des staunten Freund' und Verwandte;
Jetzt steht im Narrenstalle gezäumt
Für jeden die Rosinante.

Meine Steckenpferdchen sind glatt und rund,
Sind blank gefütterte Schimmel,
Ihr Trab ein Flüstern von Frauenmund,
Ihr Wiehern ein zartes Gebimmel.
Dort sprengen sie an der Longe hinaus,
Meine Silbergrauen und Fahlen,
Sechs Kreuzer dem, der sie lobt zu Haus,
Und zwölf, der sie lobt in Journalen!


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