Charles Dickens
Dombey und Sohn - Band 1
Charles Dickens

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Neunundzwanzigstes Kapitel.

Wie Mrs. Chick die Augen aufgehen.

Miß Tox wußte nicht das mindeste von den merkwürdigen Erscheinungen um Mr. Dombeys Haus, als da waren Gerüste, Leitern und Männer, die ihre Köpfe mit Taschentüchern umwickelten und gleich fliegenden Genien oder fremden Vögeln zu den Fenstern hineinschauten. In dem gegenwärtigen verhängnisvollen Zeitpunkt unserer Geschichte hatte sie eines Morgens in der gewohnten Weise ihr Frühstück eingenommen, das aus einer französischen Semmel, einem angeblich frisch gelegten Ei und einem kleinen Teetopf bestand, worin ein kleiner Kaffeelöffel voll des würzigen Krauts ihrer selbst wegen und ein anderer wegen des Teetopfs übergossen worden war – ein Phantasieflug, an dem gute Haushälterinnen eine besondere Freude zu haben scheinen. Nachdem sie ihr Mahl eingenommen, ging sie die Treppe hinauf, um auf ihrem Klavier den Vogelwalzer zu quälen, ihre Blumen zu begießen und zu ordnen, ihre Siebensachen abzustäuben und der täglichen Gewohnheit zufolge ihr kleines Wohnzimmer zur Zierde des Prinzessinnenplatzes zu machen.

Miß Tox pflegte diese Obliegenheiten in alten Handschuhen, die wie welke Blätter aussahen und die sonst vor allen menschlichen Blicken in der Tischlade verborgen waren, zu vollbringen. Dabei verfuhr sie ganz methodisch, indem sie mit dem Vogelwalzer anfing und infolge einer sehr natürlichen Ideenverknüpfung auf ihren Vogel überging – ein hochschultriges Exemplar der Kanarienzunft, der weit in den Jahren vorgerückt und sehr stutzfederig, aber dabei, wie der Prinzessinnenplatz wohl wußte, ein gellender Sänger war. Zunächst kam die Reihe an die kleinen Nippes-Sachen, an das Pechpapier für die Fliegen usw., bis endlich im Lauf der Zeit auch die Pflanzen bedacht wurden, die in der Regel aus einem botanischen Grund, der für Miß Tox sehr wichtig war, da und dort des Beschneidens mit der Schere bedurften.

Miß Tox kam jenen Morgen erst spät zu ihren Pflanzen. Das Wetter war warm, und der südliche Wind wehte wie ein Sommerseufzer über den Prinzessinnenplatz, so daß ihre Gedanken sich unwillkürlich dem Lande zuwandten. Der Bierjunge aus dem Prinzessinnenwappen stand unten mit einer Gießkanne und befeuchtete den ganzen Prinzessinnenplatz in kühnen Schnörkeln, dadurch dem grasigen Grund einen frischen Duft verleihend – ein richtiger Geruch des Wachsens, wie Miß Tox sagte. Von der großen Straße um die Ecke aus ließ sich ein kleiner Sonnenblick unterscheiden, und die rauchbraunen Sperlinge hüpften darüber hin und her, während des Durchgangs frisch erglänzend, oder badeten sich darin wie in einem Strome und wurden zu verklärten Sperlingen, die in keiner Beziehung zu den Schornsteinen standen.

Legenden zum Preise des Ingwerbiers mit malerischen Illustrationen von durstigen Kunden, die ihre Nasen im Schaum stecken hatten oder von fliegenden Stöpseln betäubt waren, sah man in dem Fenster des Prinzessinnenwappens zur Schau ausgestellt. Irgendwo außerhalb der Stadt wurde Heu eingeerntet, und obgleich der Duft davon einen weiten Weg zu machen und mit allerlei widerstreitenden Gerüchen zu kämpfen hatte – Gottes Lohn über die würdigen Gentlemen, die für die Pest als für eine weise Einrichtung unserer Vorfahren Partei nehmen und nach ihren kleinen Kräften ihr Möglichstes aufbieten, um solche Wohnungen elend zu erhalten – so wehte er doch leicht nach dem Prinzessinnenplatz herüber und flüsterte von Natur und gesunder Luft. Das pflegen dergleichen Dinge ja auch unter Gefangenen und unterdrückten Unglücklichen zu tun, ohne sich an Aldermen und Ritter zu kehren; denn wie weise diese Ehrenmänner auch ihre Köpfe schütteln können – und sie können's sicherlich in hohem Grade – so nimmt doch die rollende Welt fortwährend ihren alten Gang.

Miß Tox nahm an dem Fenstersitz Platz, sich in Gedanken an ihren guten Papa ergehend, an den seligen Zolleinnehmer Mr. Tox, und an ihre Kindheit, die sie unter einer beträchtlichen Menge kalten Teers und einiger Ländlichkeit in einer Hafenstadt zugebracht hatte. Sie erinnerte sich dabei der alten Zeiten mit ihren Wiesen, die sich im Schmuck ihrer gelben Butterblumen wie umgekehrte Firmamente mit zahllosen goldenen Sternen ausgenommen hatten. Sie gedachte der Ketten aus Löwenzahnstengeln, die sie für unterschiedliche, in Nanking gekleidete jugendliche Versicherer ewiger Liebe angefertigt hatte, obschon diese Fesseln gar bald welkten und zerbrachen.

Von ihrem Fenstersitze aus nach den Sperlingen und dem Sonnenblick hinschauend, dachte Miß Tox auch an ihre gute selige Mama, die Schwester eines Mannes mit gepudertem Kopf und Haarbeutel, an ihre Tugenden und an ihren Rheumatismus. Und als endlich ein latschbeiniger Mann mit rauher Stimme und auf dem Kopfe einen schweren Korb, der seinen Hut zu einer bloßen schwarzen Semmel zusammendrückte, durch den Prinzessinnenplatz herunter Blumen zum Verkauf ausbot, so daß bei jedem Ruf die schüchternen kleinen Maßliebchensprossen zitternd zusammenschauderten, als sei der Träger ein Werwolf, der mit kleinen Kindern hausiere, – da wurden in Miß Tox die Sommererinnerungen so übermächtig, daß sie den Kopf schüttelte und vor sich hinmurmelte, sie werde beziehungsweise wohl alt werden, ehe sie es erfahre – eine Vermutung, die große Wahrscheinlichkeit für sich hatte.

Die Kette ihrer Gedanken folgte auch Mr. Dombeys Spur – ohne Zweifel, weil der Major wieder in seine Wohnung zurückgekehrt war und sich eben erst von seinem Fenster aus gegen sie verbeugt hatte. Welchen andern Grund konnte Miß Tox haben, Mr. Dombey mit ihren Sommertagen und den Löwenzahnketten in Verbindung zu bringen? War er heiterer? dachte sie. Hatte er sich in den Schluß des Schicksals gefunden? Heiratete er wohl wieder und – falls diese Frage zu bejahen war – wen? Was für eine Person mochte ihm jetzt zusagen?

Eine Glut – es war warm Wetter – breitete sich über ihr Gesicht, als sie im Laufe dieser Betrachtungen ihren Kopf umwandte und überrascht in dem Spiegel über dem Kamin ihres eigenen Abbildes ansichtig wurde. Diese Glut wiederholte sich bei dem Einfahren einer kleinen Equipage in den Prinzessinnenplatz, die geradewegs nach ihrer Tür einbog. Miß Tox stand auf, griff hastig nach ihrer Schere, um endlich an ihre Pflanzen zu kommen, und war eben eifrig mit diesen beschäftigt, als Mrs. Chick ins Zimmer trat.

»Wie geht es meiner teuersten Freundin?« rief Miß Tox mit offenen Armen.

In dem Benehmen der teuersten Freundin machte sich ein etwas vornehmes Wesen bemerklich; sie küßte jedoch Miß Tox und erwiderte:

»Danke Euch, Lukretia – es geht mir ziemlich gut, und ich hoffe von Euch dasselbe. Hem!«

Mrs. Chick litt an einem eigentümlichen, kurzen, einsilbigen Husten – er war eine Art ABC-Buch-Übung – eine leichte Einführung in die Kunst, zu husten.

»Wie freundlich ist es von Euch, daß Ihr mich so früh besucht, meine Liebe«, fuhr Miß Tox fort. »Habt Ihr schon gefrühstückt?«

»Ja, ich danke Euch, Lukretia«, versetzte Mrs. Chick. »Ich nahm es bei meinem Bruder ein«, fuhr sie fort und sah sich auf dem ganzen Prinzessinnenplatz um, der ein besonderes Interesse für sie gewonnen zu haben schien, »der wieder zurückgekehrt ist.«

»Ich hoffe, meine Liebe, er befindet sich besser?« stotterte Miß Tox.

»O ja – viel besser, ich danke Euch. Hem!«

»Meine liebe Louisa muß sich mit diesem Husten in acht nehmen«, bemerkte Miß Tox.

»Es macht nichts«, versetzte Mrs. Chick. »Nur die Veränderung des Wetters. Wir sehen einem Wechsel entgegen.«

»Des Wetters?« fragte Miß Tox in ihrer Einfalt.

»In allem«, erwiderte Mrs. Chick. »Es ist natürlich. Wir leben in einer Welt voll Wechsel. Ich müßte mich sehr wundern, Lukretia, und meine gute Meinung von dem Verstand der Person aufgeben, die es versuchen wollte, einer so augenfälligen Wahrheit zu widersprechen oder auszuweichen. Ja, Veränderung«, fuhr sie mit strenger Philosophie fort. »Du, mein Himmel, wo ist etwas, das sich nicht veränderte! Sogar der Seidenwurm, von dem man wahrhaftig so etwas am allermindesten erwarten sollte, verändert sich in alle Arten unglaublicher Objekte.«

»Meine liebe Louisa ist immer sehr glücklich in ihren Bildern«, versetzte Miß Tox sanft.

»Ihr seid, glaube ich«, entgegnete Mrs. Chick ein wenig milder, »so gütig, zu sprechen, wie Ihr denkt, ich hoffe, Lukretia, wir beide werden nie Anlaß finden, von uns gegenseitig eine geringere Meinung zu gewinnen.«

»Gewiß nicht«, sagte Miß Tox.

Mrs. Chick hustete wieder wie zuvor und zog mit der Elfenbeinspitze ihres Sonnenschirms Linien auf den Teppich. Miß Tox, die ihre schöne Freundin aus Erfahrung kannte und recht wohl wußte, daß sich bei ihr unter der leichten Maske der Erschöpfung oder des Verdrusses eine Art redseliger Reizbarkeit zu verbergen pflegte, benutzte diese Pause, um auf einen andern Gegenstand überzugehen.

»Verzeiht mir, meine teure Louisa«, sagte sie, »aber ich glaube, in Eurem Wagen die männliche Gestalt des Mr. Chick bemerkt zu haben.«

»Er ist mitgekommen«, versetzte Mrs. Chick; »aber ich bitte, laßt ihn nur unten. Er hat seine Zeitung und ist damit für die nächsten paar Stunden vollkommen zufriedengestellt. Fahrt nur an Euren Blumen fort und erlaubt mir, daß ich hier niedersitze und ausruhe.«

»Meine Louisa weiß«, bemerkte Miß Tox, »daß zwischen Freundinnen, wie wir, von Förmlichkeiten entfernt nicht die Rede sein kann. Deshalb – –«

Deshalb endigte Miß Tox ihren Satz nicht mit Worten, sondern durch die Tat, indem sie die abgenommenen Handschuhe wieder anlegte, sich aufs neue mit der Schere bewaffnete und diese mit mikroskopischer Emsigkeit unter den Blättern arbeiten ließ.

»Florence ist auch zurückgekehrt«, sagte Mrs. Chick nach einer Weile, während der sie, den Kopf auf die Seite gesenkt, ihre Zeichnungen mit der Sonnenschirmspitze fortgesetzt hatte; »und in der Tat, sie ist jetzt viel zu alt, um länger das einsame Leben zu führen, das ihr zur Gewohnheit wurde. Dies fehlt nicht – es kann kein Zweifel darüber obwalten. Ich könnte wahrhaftig nicht viele Achtung vor der Person haben, die einer andern Ansicht das Wort reden wollte. Nein, ich vermöchte es wirklich nicht, sie zu achten, wie sehr sie auch das Gegenteil wünschte; denn so weit können wir nicht über unsere Gefühle gebieten.«

Miß Tox pflichtete ihr bei, obschon sie nicht recht begreifen konnte, was ihre Freundin eigentlich damit wollte.

»Wenn sie ein seltsames Mädchen ist«, fuhr Mrs. Chick fort, »und wenn sich mein Bruder nach allen den traurigen Vorgängen und den schrecklich getäuschten Erwartungen nicht recht behaglich fühlen kann in ihrer Gesellschaft – was läßt sich dann sagen? Daß er eine Anstrengung machen muß. Daß es seine Pflicht ist, eine Anstrengung zu machen. Wir sind stets eine Familie gewesen, die sich durch Anstrengungen auszeichnete. Paul steht an der Spitze der Familie – ist fast der einzige noch übrig gebliebene Repräsentant – denn was bin ich? Ich komme nicht in Betracht –«

»Meine Teuerste«, verwies ihr Miß Tox.

Mrs. Chick trocknete die Augen, die für einen Augenblick zum Überlaufen gekommen waren, und sprach weiter:

»Folglich ist er mehr als je verpflichtet, eine Anstrengung zu machen. Und obwohl er es getan hat, wandelt es mich doch wie eine Art Schauder an; denn meine Natur ist sehr schwach und töricht, was ich gewiß nicht als einen Segen betrachten kann. Ich wünsche oft, mein Herz möchte eine Marmorplatte sein oder ein Pflasterstein –«

»Meine süße Louisa«, stellte ihr Miß Tox abermals vor.

»Dennoch liegt für mich ein Triumph in dem Bewußtsein, daß er sich so treu bleibt und daß sein Name Dombey ist – obwohl ich natürlich nichts anderes von ihm erwarten konnte. Ich hoffe nur«, sagte sie nach einer Pause, »daß sie sich auch des Namens würdig erweisen möge.«

Miß Tox füllte aus einem Krug ein grünes Gießkännchen, und als sie nach Verrichtung dieses Geschäftes zufällig aufblickte, wurde sie von der Fülle des Ausdrucks, den Mrs. Chick in ihr Gesicht legte, so überrascht, daß sie das kleine Kännchen auf den Tisch niedersetzte und neben diesem Platz nahm.

»Meine teure Louisa«, sagte Miß Tox, »würde es Euch vielleicht ein bißchen befriedigen, wenn ich daraufhin zu sagen habe, daß meiner geringen Ansicht nach Eure süße Nichte ein in jeder Beziehung vielversprechendes Mädchen ist?«

»Was wollt Ihr damit sagen, Lukretia?« entgegnete Mrs. Chick mit erhöhter Vornehmheit in ihrem Wesen. »Auf welche meiner Worte bezieht Ihr diese Erwiderung, meine Liebe?«

»Daß sie sich dieses Namens würdig erweisen werde, teure Luisa«, sagte Miß Tox.

»Wenn ich mich nicht klar ausgedrückt habe«, versetzte Mrs. Chick mit feierlicher Geduld, »so liegt der Fehler natürlich an mir. Es ist vielleicht kein Grund vorhanden, warum ich mich überhaupt darüber aussprechen sollte – wenigstens kein anderer, als die so lange zwischen uns bestehende Vertraulichkeit, und ich hoffe von Herzen, Lukretia – hoffe es zuversichtlich, daß sich nichts ereignen wird, was ihr Abtrag tun könnte. Warum sollte ich nicht? Ich wüßte keinen Gegenanlaß dafür – es wäre ungereimt. Aber ich wünsche mich klar auszudrücken, Lukretia; und um wieder auf jene Bemerkung zurückzukommen, muß ich sagen, daß sie sich in keiner Weise auf Florence bezog.«

»Nicht?« erwiderte Miß Tox.

»Nein«, sagte Mrs. Chick kurz und entschieden.

»Verzeiht mir, meine Liebe«, versetzte ihre milde Freundin; »so habe ich Euch wohl nicht verstanden. Ich fürchte, daß ich etwas schwer begreife.«

Mrs. Chick sah sich in dem Zimmer um und über den Weg hinüber, nach den Pflanzen, dem Vogel, der Gießkanne und fast allem Erblickbaren, nur nicht nach Miß Tox. Endlich traf ihr Auge auf dem Weg nach dem Boden diese Dame und blieb einen Augenblick auf ihr haften. Dann sagte sie, während ihre erhobenen Augenbrauen nach dem Teppich gerichtet waren:

»Wenn ich von der spreche, Lukretia, die seines Namens würdig sein soll, so meine ich die zweite Gattin meines Bruders Paul. Ich glaube, Euch, wenn auch nicht gerade mit den gleichen Worten, mitgeteilt zu haben, daß er sich wieder zu vermählen gedenkt.«

Miß Tox stand hastig von ihrem Sitz auf und kehrte zu ihren Pflanzen zurück, wo sie unter den Blättern und Stengeln ebenso unbarmherzig zwickte, wie ein Barbier, der einem Häuflein Armer die Haare schneidet.

»Ob sie die Auszeichnung, die ihr zuteil wird, vollkommen fühlt«, fuhr Mrs. Chick in hohem Ton fort, »ist eine ganz andere Frage. Ich hoffe, sie wird es. Es ist unsere Pflicht, von unsern Nebenmenschen Gutes zu denken, und ich hoffe, sie wird es. Ich bin darüber noch nicht einig geworden; und hätte ich ihm mit meinem Rat kommen wollen, so würde er wohl nur eine kurz angebundene Aufnahme gefunden haben. Es ist daher unendlich besser so, wie es ist. Die bestehende Sachlage ist mir lieber.«

Miß Tox schnitt mit gesenktem Haupte noch immer unter den Pflanzen fort, während Mrs. Chick unter jeweiligem energischen Kopfschütteln, als wollte sie jemanden herausfordern, in ihrer Rede fortfuhr:

»Wenn sich mein Bruder Paul mit mir beraten hätte – er tut es mitunter, oder vielmehr, er pflegte es mitunter zu tun; denn jetzt wird es natürlich nicht mehr vorkommen, und das ist ein Umstand, den ich als eine Entladung von schwerer Verantwortlichkeit betrachte«, sagte Mrs. Chick in hysterischer Aufregung, »da ich, dem Himmel sei Dank, nicht eifersüchtig bin« – – ein abermaliger Tränenerguß; »aber wenn mein Bruder Paul zu mir gekommen wäre und gesagt hätte: ›Louisa, rate mir, auf welche Eigenschaften soll ich vornehmlich bei der Wahl meiner Gattin sehen?‹ so würde ich zuverlässig geantwortet haben: ›Paul, du brauchst Familie, Schönheit, Würde und Verbindungen.‹ So hätte ich ihm geantwortet – ja, wahrhaftig, und wenn ich unmittelbar darauf zum Henkerblock geführt worden wäre«, fügte Mrs. Chick bei, als ob sie selbst an die Wahrscheinlichkeit einer solchen Folge glaube. »Ich würde zu ihm gesagt haben: ›Paul, du zum zweitenmal heiraten ohne Familie? Du heiraten ohne Schönheit? Du heiraten ohne Würde? Du heiraten ohne Verbindungen? Nur ein Hirnverrückter könnte glauben, daß du fähig wärest, einen so irrsinnigen Gedanken in dir aufkommen zu lassen!‹«

Miß Tox hielt mit dem Schneiden inne und hörte, den Kopf unter den Pflanzen verbergend, aufmerksam zu. Vielleicht dachte sie, in dieser Einleitung und in Mrs. Chicks Wärme liege Hoffnung.

»Solche Vorstellungen hätte ich ihm machen müssen«, fuhr die weise Dame fort, »weil ich hoffe, daß ich nicht auf den Kopf gefallen bin. Ich erhebe keinen Anspruch darauf, als eine Person von überlegenem Verstand angesehen zu werden, – obschon ich glaube, gewisse Personen lassen es sich einfallen, mich dafür zu halten. Freilich bin ich nicht viel verzogen, und da wird man bald belehrt, wes Geistes Kind man wirklich ist. Aber ich hoffe, daß ich nicht ganz auf den Kopf gefallen bin. Wenn nun mir jemand sagen wollte«, fügte Mrs. Chick mit unaussprechlicher Verachtung bei, »daß mein Bruder Paul Dombey je an die Möglichkeit denken könnte, sich mit jemandem – gleichviel, wer sie auch sein möchte« – diese kurze Einschaltung wurde mit größerem Nachdruck vorgetragen als der ganze übrige Teil der Rede – »zu verbinden, die nicht alle diese Eigenschaften hat, so wäre das eine Beleidigung des Verstandes, den ich wirklich besitze, geradeso wie wenn man mir erklärte, ich sei als Elefant geboren und erzogen – denn ebensogut«, setzte sie mit Ergebung hinzu, »könnte man dies dann von mir behaupten. Es würde mich überhaupt gar nicht überraschen, und ich müßte es erwarten.«

Während der kurzen Pause, die nun folgte, hörte man die Schere ein- oder zweimal schnipsen; aber das Antlitz der Miß Tox blieb noch immer unsichtbar, und ihr Morgenkleid verriet große Aufregung. Mrs. Chick blickte durch die hindernden Pflanzen von der Seite nach ihr hin und sprach im Ton milder Überzeugung, wie wenn es sich um eine Tatsache handle, die keiner ausführlicheren Erörterung bedürfe, weiter:

»Darum hat mein Bruder natürlich gehandelt, wie von ihm zu erwarten stand und wie in dem Fall einer zweiten Vermählung vorauszusehen war. Ich gestehe zwar, es ist mir etwas überraschend gekommen, wie sehr ich mich auch freute; denn als Paul London verließ, dachte ich nicht entfernt daran, er könnte außerhalb der Stadt ein Verhältnis anknüpfen, obschon er bei seiner Abreise vollkommen frei war. Die Sache scheint jedoch von jedem Gesichtspunkte aus ungemein wünschenswert zu sein. Die Mutter ist ohne Zweifel eine sehr manierliche, elegante Frau, und ich habe durchaus kein Recht, mich darüber zu äußern, ob es klug sei, wenn sie bei den Eheleuten bleibt. Das ist Pauls Sache, nicht die meinige – und was Pauls Wahl betrifft, so habe ich bis jetzt nur das Porträt gesehen, das übrigens in der Tat schön ist. Sie hat auch einen schönen Namen«, sagte Mrs. Chick mit nachdrücklichem Kopfschütteln, indem sie sich in ihrem Stuhl zurechtsetzte. »Edith lautet ebenso ungewöhnlich, wie er meiner Meinung nach vornehm klingt. Ich zweifle daher nicht, Lukretia, die Kunde wird Euch freuen, daß die Vermählung in allernächster Zeit stattfinden soll. Natürlich freut Ihr Euch« – abermals ein großer Nachdruck – »und seid entzückt über diesen Wechsel in der Lage meines Bruders, der Euch bei verschiedenen Gelegenheiten so viele Aufmerksamkeit erwiesen hat.«

Die Erwiderung der Miß Tox bestand nicht in Worten, sondern sie nahm nur mit zitternder Hand die kleine Gießkanne auf und schaute hohlen Blicks umher, als gehe sie mit sich zu Rate, welcher Teil des Hausgerätes des Begießens wohl am bedürftigsten sein möchte. Bei diesem Wendepunkte ihrer Gefühle tat sich die Zimmertüre auf. Miß Tox fuhr zusammen, lachte laut hinaus und fiel in die Arme der eintretenden Person, zum Glück mit ebensowenig Bewußtsein von dem entrüsteten Gesichte der Mrs. Chick, als von dem an seinem Fenster stehenden Major, der sein doppelröhriges Augenglas in volle Tätigkeit setzte und dessen Gesicht und Gestalt breiter wurde in mephistophelischer Freude.

Nicht so erging es dem aus seinem Vaterland gebannten Eingeborenen, dem erstaunten Unterstützer von Miß Toxs ohnmächtiger Gestalt, der entsprechend den boshaften Weisungen seines Gebieters sich höflich nach der Gesundheit von Miß Tox erkundigen sollte und zufälligerweise eben im rechten Augenblick angekommen war, um die zarte Last mit seinen Armen und den Inhalt der kleinen Gießkanne in seinen Schuh aufzunehmen. – Diese Umstände machten ihn im Verein mit dem Bewußtsein von der aufmerksamen Wachsamkeit des zornigen Majors, der im Falle des Mißlingens ihm jeden Knochen unter der Haut zu zerschlagen gedroht hatte, zu einem lebendigen Schauspiel leiblicher und geistiger Not.

Einige Augenblicke hielt der bestürzte Ausländer mit einem Nachdruck, der in merkwürdigem Gegensatz zu seinem betroffenen Gesicht stand, Miß Tox an sein Herz gedrückt, während diese arme Dame langsam den Inhalt der Gießkanne bis auf den letzten Tropfen an ihm niedergleiten ließ, als sei er eine zarte exotische Pflanze, die vielleicht zum Blühen gebracht werden könnte, während der sanfte Regen auf sie niederfiel. Nachdem endlich Mrs. Chick Geistesgegenwart genug gewonnen hatte, um einzugreifen, befahl sie ihm, Miß Tox auf das Sofa niederzulassen und sich zu entfernen – eine Weisung, welcher der schwarze Diener schnelle Folge leistete. Dann schickte sie sich an, das Ihre beizutragen, um Miß Tox wieder zur Besinnung zu bringen.

Indes machte sich in Mrs. Chicks Benehmen nichts von jener zarten Sorgfalt, durch die sich Evas Töchter in der Regel bei ihrer gegenseitigen Pflege auszeichnen – überhaupt nichts von jener Freimaurerei beim Ohnmächtigwerden bemerklich, durch die sie in der Regel zu einem geheimnisvollen Schwesternbund verkettet sind. Mrs. Chick bediente sich der Riechflasche, des Klopfens auf die Hände, des Besprengens mit kaltem Wasser und anderer erprobter Hilfsmittel eher nach Weise des Henkers, der sein Opfer vor Anwendung der Folter zur Besinnung bringen will. Als nun endlich Miß Tox ihre Augen aufschlug und wieder zu Leben und Bewußtsein kam, trat Mrs. Chick wie vor einer Verbrecherin zurück, um sie im Gegensatz zu dem Vorgang des ermordeten dänischen Königs mehr mit zornglühenden, als mit bekümmerten Blicken zu betrachten.

»Lukretia!« sagte Mrs. Chick. »Ich will nicht versuchen, zu bemänteln, was ich fühle. Die Augen sind mir mit einem Male aufgegangen. Ich würde das nicht für möglich gehalten haben, selbst wenn es mir eine Heilige gesagt hätte.«

»Es war recht töricht von mir, daß ich mich von dieser Ohnmacht anwandeln ließ«, stotterte Miß Tox. »Aber es wird mir bald besser sein.«

»Es wird Euch bald besser sein, Lukretia?« wiederholte Mrs. Chick mit ungemeiner Verachtung. »Meint Ihr, ich sei blind? Glaubt Ihr etwa, ich stehe bereits in meiner zweiten Kindheit? Nein, Lukretia – da muß ich schönstens danken.«

Miß Tox richtete einen flehenden, hilflosen Blick auf ihre Freundin und verbarg ihr Gesicht mit dem Taschentuche.

»Wenn mir jemand das gestern oder auch nur vor einer halben Stunde gesagt hätte«, fuhr Mrs. Chick mit Majestät fort, »so hätte ich ihn wohl zu Boden geschlagen. Lukretia Tox, meine Augen sind mir mit einem Male über Euch aufgegangen. Die Schuppen sind abgefallen. – Mit der Blindheit meines Vertrauens ist es vorbei, Lukretia. Ihr habt es mißbraucht, Euer Spiel damit getrieben, und ich gebe Euch die Versicherung, daß von Ausflüchten nicht weiter die Rede sein kann.«

»Ach, auf was spielt Ihr denn so grausam an, meine Liebe?« fragte Miß Tox unter Tränen.

»Lukretia«, entgegnete Mrs. Chick, »laßt Euch Euer eigenes Herz darüber belehren. Ich muß Euch bitten, mich nicht mehr mit einem so vertraulichen Ausdruck anzureden, wie Ihr eben getan habt. Es ist mir noch einige Selbstachtung übrig geblieben, obschon Ihr das Gegenteil denken mögt.«

»O Louisa!« rief Miß Tox. »Wie könnt Ihr so mit mir sprechen!«

»Wie ich so mit Euch sprechen kann? entgegnete Mrs. Chick, die sich, um einen recht vernichtenden Eindruck zu machen, hauptsächlich auf solche Wiederholungen verließ, wenn es ihr an irgendeinem besonderen Unterstützungsgrund fehlte. »So sprechen? Ihr habt in der Tat allen Grund zu dieser Frage!«

Miß Tox schluchzte kläglich.

»Schon der Gedanke«, fuhr Mrs. Chick fort, »daß Ihr Euch wärmtet an dem Herd meines Bruders wie eine Schlange und durch meine Vermittlung Euch fast in sein Vertrauen einschlicht, Lukretia, um im geheimen hinterlistige Absichten auf ihn zu hegen und den dreisten Gedanken an die Möglichkeit zu pflegen, er könnte sich je mit Euch verbinden! Ha, der Gedanke ist so abgeschmackt«, rief Mrs. Chick mit sarkastischer Würde, »daß der Unsinn desselben fast seine Tücke überbietet!«

»Ich bitte, Louisa«, drängte Miß Tox, »sagt mir nicht so schreckliche Dinge.«

»Schreckliche Dinge?« wiederholte Mr«. Chick. »Jawohl, schreckliche Dinge! Ist es nicht eine Tatsache, Lukretia, daß Ihr eben erst nicht einmal imstande wart, Eure Gefühle auch nur vor mir zu verbergen, deren Augen Ihr so vollständig verblendet hattet?«

»Ich habe mich über nichts beklagt«, schluchzte Miß Tox – »habe gar nichts gesagt. Wenn Eure Neuigkeit mich ein wenig überwältigte, Louisa, wenn ein leiser Gedanke in mir Raum fand, daß mir Mr. Dombey besondere Zuneigung schenke, so werdet sicherlich Ihr mich nicht verdammen.«

»Sie will sagen«, rief Mrs. Chick, sich mit einem inhaltsschweren Blick von Ergebung und Appellation an das gesamte Möbelwerk wendend – »ich wußte es ja, sie will auch noch sagen, ich habe sie ermutigt?«

»Es kommt mir nicht in den Sinn, Gegenvorwürfe zu erheben, meine teure Louisa«, schluchzte Miß Tox. »Auch ich will mich durchaus nicht beklagen. Aber zu meiner eigenen Rechtfertigung –«

»Ja«, rief Mrs. Chick, sich mit einem prophetischen Lächeln im Zimmer umsehend, »das ist es, was ich sagen will. Ich wußte es ja. Es ist am besten, Ihr bekennt jetzt Farbe. Sprecht nur offen! Sagt unverhohlen, Lukretia Tox«, fügte Mrs. Chick mit verzweifeltem Ernst bei, »was Euch auf dem Herzen liegt.«

»Zu meiner eigenen Rechtfertigung«, stotterte Miß Tox, »und nur als Abwehr Eurer unfreundlichen Worte, meine teure Louisa, will ich Euch nur fragen, ob Ihr nicht oft eine solche Vorstellung begünstigt und sogar gesagt habt, man könne nicht wissen, was noch geschehe.«

»Da haben wir den Kern«, entgegnete Mrs. Chick, sich in einer Weise erhebend, als ob sie nicht auf der schlechten Erde bleiben, sondern sich hoch aufschwingen wolle zu ihrem heimischen Himmel, »über den hinaus jede Geduld lächerlich, wo nicht zum Verbrechen wird. Ich kann viel ertragen, aber was zuviel ist, ist zuviel. Ich weiß nicht, welcher Zauber mich anwandelte, daß ich heute in dieses Haus kommen mußte. Aber ich hatte eine Ahnung – eine schwarze Ahnung«, fügte Mrs. Chick mit einem Schauder bei, »daß etwas vorgehen würde. Wohl war Grund dafür vorhanden, Lukretia, da ich finden mußte, wie das Vertrauen so vieler Jahre in einem Augenblick zerstört wurde. Die Augen sind mir jetzt aufgegangen, und ich sehe Euch in Euren wahren Farben. Lukretia, ich hatte mich in Euch getäuscht, und es ist für uns beide besser, daß die Sache hier ein Ende nehme. Ich wünsche Euch alles Glück – werde Euch stets nur Gutes wünschen. Aber als eine Person, die in ihrer geringen Stellung, wie diese nun sein oder nicht sein mag, sich selbst treu bleiben will – als die Schwester meines Bruders – als die Schwägerin der Gattin meines Bruders – als eine Verwandte der Mutter meiner Schwägerin – es ist mir wohl gestattet, auch noch beizufügen, als eine Dombey! – kann ich Euch nichts anderes wünschen als guten Morgen.«

Mit diesen Worten, die mit schneidender Milde, gedämpft und geläutert durch die stolze Haltung moralischer Rechtschaffenheit, vorgetragen wurden, gelangte die Sprecherin nach der Tür. Dort neigte sie noch einmal den Kopf in gespenstischer, statuenartiger Weise, um sich nach ihrem Wagen zurückzuziehen und in den Armen Mr. Chicks, ihres Gebieters, Trost zu suchen.

Das heißt – symbolisch gesprochen; denn Mr. Chicks Arme waren voll von seiner Zeitung. Auch richtete dieser Gentleman seine Augen nur verstohlen auf die Gattin, ohne daß er tat, als wolle er ihr Trost spenden. Mit einem Wort, er saß lesend da, summte die Schlußverse von Liedern vor sich hin und warf gelegentlich einen Seitenblick nach ihr, ohne in Gutem oder Bösem eine Silbe verlauten zu lassen.

Inzwischen nahm Mrs. Chick mit aufgeblasenem Hochmut Platz und warf ihren Kopf auf, als spreche sie noch immer die feierliche Abschiedsformel an Lukretia Tox vor sich hin. Endlich rief sie laut:

»O, wie weit sind mir heute nicht die Augen aufgegangen!«

»Über was sind dir die Augen aufgegangen, meine Liebe?« fragte Mr. Chick.

»Ach, rede nicht mit mir!« versetzte Mrs. Chick. »Wenn du es ertragen kannst, mich in diesem Zustand zu sehen, ohne zu fragen, was vorgefallen ist, so tust du am besten, für immer den Mund zu halten.«

»Nun, was hat es denn gegeben, meine Liebe?« fragte Mr. Chick.

»Schon der Gedanke«, sagte Mrs. Chick wie im Selbstgespräch, »daß sie sich je die schnöde Einbildung anwandeln lassen konnte, durch eine Heirat mit Paul in unsere Familie zu gelangen! Der Gedanke, daß sie, als sie mit dem lieben Kinde, das jetzt im Grabe liegt, Pferdchen spielte – es hat mir schon damals nicht gefallen – einen so tückischen Anschlag in ihrem Innern barg! Ich wundere mich, daß sie nie fürchtete, es könnte ihr etwas zustoßen; und sie darf von Glück sagen, daß es nicht geschah.«

»Ich habe wahrhaftig geglaubt, meine Liebe«, sagte Mr. Chick langsam, nachdem er eine Weile den Sattel seiner Nase mit der Zeitung gerieben hatte, »du seist bis auf heute morgen immer derselben Spur nachgegangen. Es kam mir vor, die Sache wäre angemessen genug, wenn sie zustande gebracht werden könnte.«

Mrs. Chick brach hierüber in Tränen aus und erklärte Mr. Chick, wenn er sie mit Füßen zu treten wünsche, so solle er es lieber gleich tun.

»Aber mit Lukretia Tox bin ich fertig«, sagte Mrs. Chick, nachdem sie sich zu Mr. Chicks großem Schrecken einige Minuten ihren Gefühlen hingegeben hatte. »Ich kann es ertragen, auf Pauls Vertrauen zugunsten einer Person zu verzichten, die, wie ich hoffe und glaube, es verdienen wird, und mit der er, wenn er will, die arme Fanny zu ersetzen vollkommen berechtigt ist. Ich kann es ertragen, daß mir Paul in seiner kalten Weise eine solche Veränderung seiner Pläne mitteilt, ohne mich je beraten zu haben, bis alles abgetan und im reinen war. Aber Hinterlist ertrage ich nicht, und mit Lukretia Tox bin ich fertig. Es wird besser sein, wie es ist«, sagte Mrs. Chick mit frommem Augenaufschlag; »viel besser. Nach diesem Vorgang würde es lang gedauert haben, ehe ich mich wieder gut mit ihr hätte stellen können, und ich weiß wahrhaftig nicht, ob das überhaupt angängig gewesen wäre und mir nicht Unehre gemacht haben würde, da es Paul so gar großartig nimmt. Es waltet eine Vorsehung in allem; was geschieht, muß ihren weisen Zwecken dienen, und wie schwer ich auch heute heimgesucht wurde, so kann ich es im ganzen nicht bedauern.«

Mit diesen christlichen Gedanken trocknete Mrs. Chick ihre Augen, strich ihr Kleid zurecht und nahm eine Haltung an, wie sie einer Dame zusteht, die unter einem großen Unrecht leidet. Mr. Chick ersah, ohne Zweifel im Gefühl seines Unwertes, ehestens eine Gelegenheit, um sich an einer Straßenecke absetzen zu lassen, und ging, die Hände in die Tasche gesteckt und mit sehr erhobenen Schultern, pfeifend weiter.

Inzwischen befeuchtete die arme gebannte Miß Tox, die in ihrer tiefen Verehrung vor der Großartigkeit des Mr. Dombey wenigstens eine ehrliche und beständige Wohldienerin und stets eine treue Freundin ihrer Anklägerin gewesen war, ihre Blumen mit Tränen und fühlte, daß es auf dem Prinzessinnenplatz Winter sei.

 


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