Charles Dickens
Dombey und Sohn - Band 1
Charles Dickens

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Viertes Kapitel.

In dem einige weitere erste Anzeichen in betreff des Schauplatzes dieser Abenteuer auftreten.

Obgleich die Geschäftsräume von Dombey und Sohn im Freibann der City von London und in Hörweite der Bow Bells lagen, wenn das Geläute derselben nicht durch den Aufruhr in den Straßen ertränkt wurde, ließen sich doch in einigen der benachbarten Gegenstände Hindeutungen auf eine abenteuerliche und romantische Geschichte wahrnehmen. In einer Entfernung von etlichen hundert Schritten hielten Gog und Magog ihren Hofstaat; die königliche Börse befand sich dicht in der Nähe, und auch die Bank von England mit ihren Gewölben voll Gold und Silber »drunten bei den Toten unter der Erde« war eine großartige Nachbarin. Gleich um die Ecke stand das reiche East India House, angefüllt mit Mustern von kostbaren Stoffen und Steinen, Tigern, Elefanten, Howdahs, Huhkahs, Sonnenschirmen, Palmbäumen, Palankins und prachtvollen Prinzen von brauner Farbe, die mit an den Zehen sehr aufwärts gedrehten Pantoffeln auf Teppichen saßen. Überall in der unmittelbaren Nachbarschaft konnte man Bilder von Schiffen sehen, die in voller Eile nach allen Teilen der Welt segelten – Ausstattungs-Magazine, die bereit waren, jedermann zu bedienen und in einer halben Stunde vollständig auszurüsten; auch fehlte es nicht an kleinen hölzernen Midshipmen in abgetragenen Flottenuniformen, die vor den Ladentüren der Verfertiger nautischer Instrumente Beobachtungen über die Mietkutschen machten.

Der alleinige Herr und Eigentümer eines dieser Abbilder, das man im Vertrauen wohl als das hölzernste hätte bezeichnen können, – es trat nämlich, den rechten Fuß voran, mit ganz unerträglicher Anmut auf das Pflaster heraus, hatte Schuhschnallen und eine Pattenweste, die sich am allerwenigsten mit der menschlichen Vernunft in Einklang bringen ließen, und trug an seinem rechten Auge das anstößigste, unverhältnismäßigste Stück Maschinerie –, alleiniger Herr und Eigentümer dieses Midshipmans, der noch obendrein stolz auf ihn war, war ein ältlicher Gentleman in einer welschen Perücke, der seine Hausmiete, seine Taxen, Steuern und Gebühren schon mehr Jahre bezahlt hatte, als mancher ausgewachsene Midshipman von Fleisch und Blut in seinem Leben zählte, obschon es in der englischen Flotte nicht an Midshipmen fehlt, die ein hübsch grünes Alter auf dem Rücken tragen.

Der Handelsvorrat dieses Gentlemans bestand aus Chronometern, Barometern, Kompassen, Land-, See- und Himmelskarten, Sextanten, Quadranten und Exemplaren von Instrumenten aller Art, die zur Ausarbeitung eines Schiffskurses, zur Führung der Gissung oder zur Verfolgung der Entdeckung eines Schiffes erforderlich sind. Gegenstände von Messing und Glas befanden sich in Schubladen oder auf Gesimsen, deren obere Seite wohl kein Uneingeweihter gefunden, oder deren Nutzen wohl niemand erraten haben würde; ja wer auch einmal Einsicht davon genommen hatte, konnte sicherlich nie wieder ohne Beistand in ihre Mahagoninester zurückkommen. Alles war in die knappsten Gehäuse eingezwängt in den engsten Ecken angebracht, hinten durch die ungebührlichsten Kissen verschanzt und in den schärfsten Winkeln eingeschraubt, um zu verhindern, daß die philosophische Ruhe durch das Rollen der See gestört werde. Diese außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln hatten allenthalben den Zweck der Raumersparnis und der gedrängten Aufbewahrung; auch war in jedem Behälter – mochte dieser nun aus einem einfachen Schalbrett bestehen, wie es bei einigen, oder aus einem Mittelding zwischen einem Eckenhut und einem Sternfisch, wie es bei andern der Fall war (und diese gehörten in Vergleichung mit den übrigen zu den ganz milden und bescheidenen Schachteln) – so viel von der praktischen Schiffsmannskunst eingezwängt, daß sich der Laden, der die allgemeine Ansteckung teilte, fast wie ein knappes, seefertiges Schiff ausnahm, dem es für den Fall eines unerwarteten Vom-Stapel-Gehens nur an gutem Seeraum fehlte, um seinen Weg sicher und nach jeder wüsten Insel in der Welt zu finden.

Aus dieser Liebhaberei fanden viele kleinere Vorfälle in dem häuslichen Leben des Schiffsinstrumentenmachers, der auf seinen kleinen Midshipman so stolz war, Vorschub und Unterstützung. Da er seine Bekanntschaft hauptsächlich unter den Schiffslieferanten usw. hatte, so war sein Tisch stets reichlich mit echtem Schiffszwieback besetzt; auch verrieten die Zungen, Schinken, Speckschwarten und dergleichen einen ganz außerordentlichen Geruch nach Schiffstauen. Ferner zeigten sich auf seiner Tafel große Krüge mit Eingepökeltem, die die Firmen von Schiffsproviantierern aller Art zur Schau trugen; auch wurden die geistigen Getränke in massigen Flaschen ohne Hals aufgetragen. An den Wänden hingen eingerahmte alte Kupferstiche von Schiffen mit alphabetischem Verzeichnis für ihre verschiedenen Geheimnisse; auf dem Zinngeschirr sah man die Tatar-Fregatte unter Segel; ausländische Muscheln, Seegräser und Seemoose zierten den Kaminsims, und das kleine vertäfelte Hinterstübchen war gleich einer Kajüte durch ein Oberlicht erhellt.

Hier wohnte er nun nach Seemannsart allein mit seinem Neffen Walter, einem Knaben von vierzehn Jahren, der eben genug wie ein Midshipman aussah, um der vorherrschenden Idee des Alten zur Unterstützung zu dienen. Hiermit war es übrigens zu Ende, denn Solomon Gills selbst, den man allgemein den alten Sol nannte, hatte durchaus kein seemännisches Aussehen. Abgesehen von der welschen Perücke, die eine so einfache und rauhborstige Perücke war, wie nur je eine getragen wurde, und in der er nicht die geringste Ähnlichkeit mit einem Seeräuber hatte, war er ein langsamer, bedächtiger alter Knabe, mit so roten Augen, als wären sie ein Paar kleine Sonnen, die durch einen Nebel blickten. Eine seltsame Art das, und man konnte dabei auf den Gedanken kommen, er habe sie sich dadurch angeeignet, daß er drei oder vier Tage lang der Reihe nach durch jedes optische Instrument seines Ladens guckte und dann plötzlich wieder auf die Welt zurück, um nun zu finden, daß sie grün sei. Die einzige Veränderung, die man je an seinem äußeren Menschen wahrnahm, war ein vollständiger kaffeebrauner Anzug von sehr eckigem Schnitt, mit grell blinkenden Knöpfen, und dasselbe Kaffeebraun mit Ausnahme der Unaussprechlichen, die in letzterem Falle aus blassem Nanking bestanden. Er trug einen sehr sorgfältig gefalteten Busenstreifen, eine Brille bester Qualität auf seiner Stirne und einen ungeheuren Chronometer in seiner Uhrtasche – ein Instrument, auf welches er so große Stücke hielt, daß er eher geglaubt hätte, alle Turm- und Taschenuhren der Stadt, ja sogar die Sonne selbst stünden gegen sein Kleinod in Verschwörung, ehe er demselben einen Irrtum zugetraut hätte. So war nun dieser Mann, und war Jahr um Jahr so in der Werkstätte und dem Wohnstübchen hinter dem kleinen Midshipman gewesen; auch pflegte er sich regelmäßig jede Nacht nach einem luftigen Dachstübchen zurückzuziehen, welches so weit entfernt war von den übrigen Hausbewohnern, daß es daselbst oft in grobem Geschütz blies, wenn die Gentlemen von England, die gemächlich weiter unten lebten, nur eine geringe oder gar keine Ahnung von dem Zustande des Wetters hatten.

Es ist ein Herbstabend, ungefähr halb sechs Uhr, da der Leser mit Solomon Gills bekannt wird. Solomon ist eben im Begriffe, seinen unanfechtbaren Chronometer zu Rate zu ziehen. Schon vor einer Stunde oder mehr hat die gewöhnliche tägliche Räumung der City stattgefunden, und die menschliche Flut rollt noch immer gen Westen. Die Straßen haben sich sehr gelichtet, wie Mr. Gills zu sagen pflegt. Die Nacht droht mit Regenwetter. Alle Barometer in dem Laden sind kleinmütig, und auf dem Eckenhut des hölzernen Midshipmans lassen sich bereits Tropfen erkennen.

»Möchte nur wissen, wo Walter ist«, sagte Solomon Gills, nachdem er seine Uhr sorgfältig wieder verwahrt hatte. »Das Essen ist schon eine halbe Stunde bereit und immer noch kein Walter.«

Er drehte sich auf seinem Stuhle hinter dem Werktisch und schaute durch die Instrumente hinter dem Fenster hinaus, um zu sehen, ob sein Neffe nicht über die Straße komme. Nein. Er war nicht unter den auftauchenden Schirmen, und sicherlich durfte er ihn nicht in dem Zeitungsjungen mit der Wachstuchkappe suchen, der sich langsam an dem Messingschild außen weiter arbeitete und die Gelegenheit benutzte, um mit dem Zeigefinger seinen Namen über Mister Gills' Namen zu schreiben.

»Wenn ich nicht wüßte, daß er mich zu sehr liebt, um auszureißen und gegen meine Wünsche an Bord eines Schiffs zu gehen, so müßte ich wohl unruhig werden«, sagte Mr. Gills, indem er mit seinen Fingerknöcheln an zwei oder drei Wettergläser klopfte. »Ja, das müßte ich wahrhaftig.«

»Alle drunten, he? Es gibt viel Feuchtigkeit! Nun ja, man hat's brauchen können.«

»Ich glaube«, fuhr Mr. Gills fort, und blies den Staub von dem Deckelglase eines Kompasses, »du zeigst nicht richtiger und unmittelbarer nach dem hintern Wohnstübchen, als sich der Knabe dahin gezogen fühlt. Und das Wohnstübchen könnte gleichfalls nicht besser liegen. Genau nach Norden. Nicht den zwanzigsten Teil eines Striches Abweichung.«

»Holla, Onkel Sol!«

»Holla! mein Junge!« rief der Instrumentenmacher, indem er sich rasch umwandte. »Wie, du bist wirklich da?«

Ein fröhlich aussehender heiterer Junge, frisch vom Nachhauserennen im Regen – ein hübsches Gesicht, glänzende Augen und krause Haare.

»Nun, Onkel, wie seid Ihr heute den ganzen Tag zurechtgekommen ohne mich? Ist das Essen fertig? Ich bin so hungrig.«

»Was das Zurechtkommen betrifft«, sagte Solomon in gutmütigem Scherze, »so müßt' es kurios zugehen, wenn ich das ohne einen solchen jungen Schlingel, wie du bist, nicht weit besser könnte, als mit dir. Na, das Essen ist fertig und wartet schon eine halbe Stunde auf dich. Und was das Hungrigsein anbelangt, so bin ich es auch.«

»Nun, so kommt denn Onkel!« rief der Knabe. »Ein Hurra dem Admiral!«

»Zum Henker mit dem Admiral!« entgegnete Solomon Gills. »Du meinst den Lord-Mayor.«

»Nein, den meine ich nicht«, entgegnete der Junge. »Ein Hurra für den Admiral! Hurra dem Admiral. Vor – wärts!«

Durch dieses Kommandowort sah sich die welsche Perücke und ihr Träger unwiderstehlich nach dem Hinterstübchen gezogen, als ständen beide an der Spitze einer Enterpartie von fünfhundert Mann; auch waren Onkel Sol und sein Neffe bald aufs eifrigste beschäftigt mit einer gebratenen Meersole, der ein appetitliches Beefsteak folgen sollte.

»Der Lord-Mayor, Wally«, sagte Solomon – »für immer! Keine Admiräle mehr. Der Lord-Mayor ist dein Admiral.«

»O, meint Ihr?« versetzte der Knabe, den Kopf schüttelnd. »Nein, der Schwertträger ist mir lieber, als er. Dieser zieht doch bisweilen vom Leder.«

»Und machte eine saubere Figur damit«, erwiderte der Onkel. »Höre mich an, Wally. Höre mich an. Sieh nach dem Kaminsims.«

»Ei, wer hat meinen silbernen Becher dort an den Nagel gehängt?« rief der Knabe.

»Ich«, sagte der Onkel. »Jetzt keine Becher mehr. Wir müssen von heute an aus Gläsern trinken, Walter. Wir sind Geschäftsleute. Wir gehören zu der City. Wir sind heute morgen ins Leben eingetreten.«

»Nun, Onkel«, entgegnete der Knabe, »ich will aus allem trinken, was Ihr haben wollt, solange ich Euch zutrinken kann. Eure Gesundheit, Onkel Sol, und ein Hurra für den –«

»Lord-Mayor«, unterbrach ihn der alte Mann.

»Für den Lord-Mayor, die Sheriffs, den Gemeinderat und seinen ganzen Anhang«, sagte der Knabe. »Mögen sie sich eines langen Lebens erfreuen.«

Der Onkel nickte sehr zufrieden mit dem Kopf.

»Und nun«, sagte er, »laß mich etwas von der Firma hören.«

»O, über die Firma ist nicht viel zu sagen, Onkel«, versetzte der Knabe mit Messer und Gabel spielend. »Es ist eine köstliche Reihe finsterer Geschäftsräume, und in dem Zimmer, in dem ich sitze, befindet sich ein hohes Gitter, eine eiserne Kiste, einige Karten über Schiffe, die aussegeln sollen, ein Kalender, einige Schreibpulte nebst Schemeln, eine Tintenflasche, ein paar Bücher und etliche Schubladen, von denen eine just über meinem Kopf mit Spinnweben angefüllt ist; da steckt denn eine eingeschrumpfte blaue Fliege darin, welche aussieht, als ob sie schon eine Ewigkeit da so hinge.«

»Sonst nichts?« fragte der Onkel.

»Nein, sonst nichts, als ein alter Vogelkäfig – ich möchte nur wissen, wie das dahin gekommen ist – und ein Kohlenkorb.«

»Keine Bankbücher, Wechselbücher, Kassenanweisungen oder sonstige Zeichen von Reichtümern, die Tag für Tag einlaufen?« fragte der alte Sol, aus dem Nebel, der ihn stets zu umschweben schien, bedächtig seinen Neffen anschauend und auf jedes seiner Worte einen salbungsvollen Nachdruck legend.

»O ja, davon gibt es, glaube ich, genug«, entgegnete der Neffe gleichgültig; »aber dergleichen Dinge sind in dem Zimmer des Mr. Carker, des Mr. Morfin oder des Mr. Dombey.«

»Ist Mr. Dombey heute da gewesen?« fragte der Onkel.

»O ja, er lief den ganzen Tag ein und aus.«

»Vermutlich hat er auf dich nicht geachtet?«

»O freilich. Er kam zu meinem Sitze her – wenn er nur nicht so steif und feierlich wäre, Onkel – und sagte: ›Ah, Ihr seid der Sohn von Mr. Gills, dem Schiffsinstrumentenmacher?‹ ›Neffe, Sir‹, versetzte ich. ›Ich sagte Neffe, junger Mensch‹, entgegnete er. Aber ich könnte einen Eid darauf ablegen, Onkel, daß er Sohn sagte.«

»Du hast ihn vermutlich nicht recht verstanden. Das macht aber nichts.«

»Nein, es macht wohl nichts, aber er hätte, sollte ich meinen, nicht nötig gehabt, so scharf zu sein. Etwas Unrechtes war es ja nicht, wenn er den Ausdruck Sohn brauchte. Dann sagte er mir, Ihr hättet wegen meiner mit ihm gesprochen, und er habe mir deshalb Beschäftigung im Hause gegeben; dagegen erwarte er aber auch, daß ich aufmerksam und pünktlich sei. Dann ging er weg. Es kam mir vor, als ob er keinen besonderen Gefallen an mir fand.«

»Du willst vermutlich sagen«, bemerkte der Instrumentenmacher, »daß du keinen besonderen Gefallen an ihm hast.«

»Ei, Onkel«, erwiderte der Knabe lachend, »vielleicht ist es so. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«

Nachdem die Mahlzeit beendigt war, nahm Solomon eine etwas ernstere Miene an und blickte von Zeit zu Zeit nach dem heiteren Gesicht des Knaben hin. Das Mahl war aus einem benachbarten Speisehaus herbeigeschafft worden; er räumte das Tischtuch beiseite, zündete eine Kerze an und stieg in einen kleinen Keller hinunter, während sein Neffe pflichtschuldigst auf der moderigen Treppe stehen blieb und leuchtete. Nachdem der alte Gentleman eine kleine Weile hin und her getastet hatte, kehrte er mit einer sehr altertümlichen von Sand und Staub bedeckten Flasche zurück.

»Ei, Onkel Sol«, sagte der Knabe, »was wollt Ihr? Das ist ja der herrliche Madeira. Wir haben außer dieser hier doch nur noch eine einzige Flasche.«

Onkel Sol nickte mit dem Kopf, um dadurch anzudeuten, daß er wohl wisse, woran er sei. Er zog den Kork unter feierlichem Schweigen, füllte die beiden Gläser und setzte die Flasche nebst einem dritten leeren Glas auf den Tisch.

»Du sollst die andere Flasche trinken, Wally«, sagte er, »wenn du einmal dein Glück gemacht hast – wenn du ein angesehener Mann in einem guten Geschäfte bist – wenn der heutige Anlauf im Leben (wie mein tägliches Gebet zum Himmel lautet) dich einmal in ein schönes ebenes Geleise gebracht hat, mein Kind. Meine Liebe zu dir!«

Etwas von dem Nebel, der den alten Sol umflorte, schien ihm in die Kehle geraten zu sein, denn seine Stimme war heiser geworden. Auch seine Hand zitterte, als er mit seinem Neffen anstieß. Sobald er aber das Weinglas an die Lippen gebracht hatte, leerte er es wie ein Mann und schmatzte hinterher.

»Lieber Onkel«, sagte der Knabe mit erkünstelter Leichtherzigkeit, obschon ihm zu gleicher Zeit Tränen in den Augen standen: »für die Ehre, die Ihr mir angetan habt, et cetera, et cetera. Ich bitte nun um die Erlaubnis, den Toast auszubringen – Herr Solomon Gills hoch – dreimal hoch und noch einmal hoch! Hurra! Und Ihr werdet es erwidern, Onkel, wenn wir die letzte Flasche miteinander trinken – meint Ihr nicht?«

Sie stießen abermals mit den Gläsern an. Walter, der seinen Wein sparte, schlürfte nur davon, und hielt dann das Glas mit einer so kritischen Miene, wie er sie nur annehmen konnte, vor das Auge.

Sein Onkel sah ihm eine Weile schweigend zu, und als ihre Augen sich endlich wieder begegneten, begann er ohne weiteres das Thema, das seine Gedanken beschäftigt hatte, laut fortzuspinnen, als ob er die ganze Zeit über gesprochen hätte.

»Du siehst, Walter«, sagte er, »mein Geschäft ist mir tatsächlich zur bloßen Gewohnheit geworden. Ich habe mich so daran gewöhnt, daß ich kaum mehr leben könnte, wenn ich es aufgeben müßte; aber es gibt nichts zu tun, nichts zu tun. Als jene Uniform noch getragen wurde«, er deutete nach dem kleinen Midshipman hinaus, »damals konnte man sich in der Tat noch ein Vermögen machen und hat es auch gemacht. Aber die Konkurrenz, die Konkurrenz – neue Erfindungen, neue Erfindungen – Abänderungen, Veränderungen – die Welt ist an mir vorbeigegangen. Ich weiß kaum mehr, wo ich selbst bin, geschweige denn, wo meine Kunden sind.«

»Kümmert Euch nicht um sie, Onkel!«

»So zum Beispiel – seit du von deiner Wochenkostschule zu Peckham zurückkamst – und das ist jetzt zehn Tage her«, sagte Solomon, »erinnere ich mich nicht, daß mehr als eine einzige Person in den Laden kam.«

»Besinnt Euch doch, Onkel, – es waren zwei. Der Mann, der ein Goldstück wechseln lassen wollte –«

»Das ist der einzige«, versetzte Solomon.

»Ei, Onkel, ist die Frau nicht auch jemand, die hereinkam, um nach dem Schlagbaum von Mile-End zu fragen?«

»O, es ist wahr«, sagte Solomon. »Ich habe sie vergessen. Zwei Personen.«

»Freilich haben sie nichts gekauft«, entgegnete der Knabe.

»Nein, sie haben nichts gekauft«, entgegnete Solomon ruhig.

»Und auch nichts gebraucht«, rief der Knabe.

»Nein. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie sich nach einem andern Laden umgesehen«, sagte Solomon in dem gleichen Tone.

»Aber doch sind es ihrer zwei gewesen, Onkel«, rief der Knabe, als sei das ein großer Triumph. »Ihr spracht nur von einer einzigen Person.«

»Ei, Wally«, nahm der alte Mann nach einer kurzen Pause das Gespräch wieder auf: »da wir nicht wie die Wilden sind, die auf Robinson Crusoes Insel kamen, so können wir nicht leben von einem Mann, der ein Goldstück wechseln, und von einer Frau, die sich den Weg nach dem Schlagbaum von Mile-End weisen lassen will. Wie ich schon eben gesagt habe, die Welt ist an mir vorbeigegangen. Ich kann ihr damit keinen Vorwurf machen, aber soviel steht fest, ich verstehe sie nicht mehr. Die Handelsleute sind nicht mehr wie sonst, die Lehrlinge auch nicht, das Geschäft ist anders geworden, und die Waren sind gleichfalls nicht mehr dieselben. Sieben Achtel von meinen Verkaufsgegenständen sind Ladenhüter. Ich bin ein altmodischer Mann in einem altmodischen Laden und wohne in einer Straße, die nicht mehr dieselbe ist, wie ich mich ihrer erinnere. Ich bin hinter der Zeit zurückgeblieben, und das Alter lastet zu schwer auf mir, als daß ich sie wieder einholen könnte. Sogar der Lärm, den sie weit von mir entfernt draußen macht, verwirrt mich.«

Walter wollte etwas erwidern; aber sein Onkel hielt die Hand hoch.

»Eben deshalb, Wally – eben deshalb war es mir so sehr darum zu tun, daß du früh in die geschäftige Welt und in ihr Geleise hineinkommst. Ich bin nur noch der Geist des Geschäfts – seine Wesenheit ist längst entschwunden, und wenn ich sterbe, wird der Geist erlöst sein. Da natürlich mein Gewerbe keine Erbschaft für dich ist, so habe ich es für das beste gehalten, in deinem Interesse fast den einzigen Überrest alter Bekanntschaft, der mir von alter Zeit her zu Gebot stand, zu benutzen. Einige Leute halten mich für reich. Ich wünschte um deinetwillen, daß sie recht hätten. Aber was ich auch zurücklasse, oder was immer ich dir geben kann, in einem Hause, wie in dem des Mr. Dombey, kannst du es gut benutzen und auf das vorteilhafteste verwenden. Gib dir Mühe – lerne deinen Beruf lieben, mein lieber Junge, – arbeite nach Kräften, um dir eine unabhängige Stellung zu sichern, und möge das Glück dir günstig sein.«

»Ich will tun, was ich kann, Onkel, um Eure Liebe zu verdienen. Ja, wahrhaftig, das will ich«, sagte der Knabe mit Eifer.

»Ich weiß es«, sagte Solomon. »Ich bin davon überzeugt.« Und er machte sich nun mit erhöhtem Behagen an ein zweites Glas des alten Madeira. »Was die See betrifft«, fuhr er fort, »so ist sie ganz schön in der Poesie, Wally, aber in der Wirklichkeit paßt sie nicht – durchaus nicht. Ich finde es ganz natürlich, daß du an sie denkst und die Vorstellungen von so vielen vertrauten Dingen damit in Verbindung bringst; aber es geht einmal nicht – es geht nicht.«

Mit der Miene stillen Wohlbehagens rieb Solomon Gills die Hände, denn er sprach gerne von der See und sah dabei mit unaussprechlichem Wohlbehagen auf die Seemannsgerätschaften, die im Zimmer umherstanden.

»Denke dir z. B. nur diesen Wein«, sagte der alte Sol. »Er hat, ich weiß nicht wie oft, den Weg nach Ostindien und wieder zurückgemacht – ja, er ist sogar einmal um die ganze Welt gesegelt. Denke an die pechfinstern Nächte, an den tosenden Wind und an die rollenden Wogen.«

»An Donner und Blitz, Regen, Hagel und Unwetter aller Art«, sagte der Knabe.

»Natürlich«, sagte Solomon; »alles das hat der Wein da mit durchgemacht. Denk' an das Ächzen und Krachen des Gebälks und der Masten – das Heulen und Toben des Sturms durch Tau- und Takelwerk –«

»Das Aufwärtsklettern der Matrosen, die miteinander wetteifern, um zuerst auf die Rahen hinauszukommen und die eisstarren Segel zu beschlagen, während das Schiff wie toll hin und her rollt!« rief der Neffe.

»Ganz richtig«, sagte Solomon. »Alles das hat das alte Faß erlebt, das diesen Wein enthielt. Ja, als die bezaubernde Sally unterging in dem –«

»In dem Baltischen Meer, mitten in der Nacht, fünfundzwanzig Minuten nach zwölf, als dem Kapitän die Uhr in der Tasche stehen blieb. Er lag tot an den Hauptmast gelehnt – am vierzehnten Februar siebzehnhundertneunundvierzig!« rief Walter mit großer Lebhaftigkeit.

»Ja freilich!« rief der alte Sol, »ganz richtig. Damals waren fünfhundert Fässer solchen Weins an Bord, und alle Mannschaft (mit Ausnahme des ersten Maaten, der ersten Leutnants, zwei Matrosen und einer Dame, die sich in einem lecken Boote retteten) machte sich daran, die Dauben der Fässer einzuschlagen und sich zu betrinken. Trunken starben sie unter dem Gesange ›Rule Britannia‹, als das Schiff in den Wellen untersank und sein Ende mit einem einzigen schauerlichen Chorruf feierte.«

»Aber als der Georg II. am vierten März einundsiebzig zwei Stunden vor Tagesanbruch in einer unheimlichen Bö an der Küste von Cornwallis scheiterte, Onkel, hatte er fast zweihundert Pferde an Bord; und die Pferde rissen sich schon zu Anfang des Sturmes unten los, trampelten hin und her, traten sich zu Tode, machten einen solchen Lärm und ächzten so ganz menschlich, daß die Mannschaft meinte, das Schiff sei voll von Teufeln. Sogar die besten Matrosen verloren darüber Herz und Kopf, sprangen verzweifelt über Bord, und nur zwei davon blieben am Leben, um die Geschichte zu erzählen.«

»Und als der Polyphemus –« griff der alte Sol wieder auf –

»Privatwestindienfahrer, Last dreihundertundfünfzig Tonnen, Kapitän John Brown von Deptfort, Eigentümer Wiggs und Kompanie«, rief Walter.

»Derselbe«, sagte Sol. »Als er nach viertägiger Fahrt unter günstigem Wind vom Jamaikahafen aus nachts Feuer fing –«

»Waren zwei Brüder an Bord«, unterbrach ihn sein Neffe sehr schnell und laut sprechend, »und es war nicht Raum genug für beide in dem kleinen Boot, das nicht mit versunken war. Keiner von ihnen wollte gehen, bis der ältere den jüngeren um den Leib faßte und ihn hinein warf. Und dann der jüngere, der sich im Boot aufrichtete und rief: ›Lieber Edward, denk' an deine Braut in der Heimat. Ich bin nur ein Knabe, zu Hause wartet niemand auf mich. Nimm meinen Platz ein!‹ Und mit diesen Worten sprang er in die See!«

Das leuchtende Auge und das höhere Rot auf dem Antlitz des Knaben, der sich im Feuer seiner Begeisterung von seinem Sitz erhoben hatte, schienen den alten Sol an etwas zu erinnern, was er vergessen oder in dem ihn umkreisenden Nebel bisher nicht bemerkt hatte. Statt sich auf weitere Histörchen einzulassen, wie er augenscheinlich noch einen Moment vorher beabsichtigt hatte, erging er sich in einen kurzen trockenen Husten und sagte: »Na, ich denke, wir wollen auf einen andern Gegenstand übergehen.«

Die Sache verhielt sich nämlich so, daß der einfache Onkel in seiner geheimen Neigung zu dem Wunderbaren und Abenteuerlichen, zu dem er einigermaßen durch sein Gewerbe in entfernter Beziehung stand, dieselbe Liebhaberei im Neffen geweckt hatte, und alles, was er dem Knaben vorzuhalten pflegte, um ihn von einem Leben voll Gefahr abzuschrecken, mußte an diesem die gewöhnliche unerklärliche Wirkung üben, seinen Geschmack dafür nur zu steigern. So geht's unabänderlich, und es scheint, als sei nie in der ausdrücklichen Absicht, Knaben am Land zu halten, ein Buch geschrieben oder eine Geschichte erzählt worden, wodurch sie nicht, wie durch einen Zauber, nach dem Meere verlockt worden wären.

Die kleine Gesellschaft erhielt übrigens jetzt einen Zuwachs, denn es trat ein Gentleman mit sehr buschigen, schwarzen Augenbrauen in einem weiten blauen Anzug herein, dem statt der Hand am rechten Handgelenk ein Haken angeschraubt war, und der in der Linken einen dicken Stock, so knotig wie seine Nase, trug. Um den Hals hatte er ein loses, schwarzseidenes Halstuch, das über einen großen groben Hemdkragen, einem kleinen Segel vergleichbar, geschlungen war. Augenscheinlich hatte das dritte Weinglas die Bestimmung, diesem Herrn zu dienen, und er schien es zu wissen; denn nachdem er seinen rauhen Überrock abgelegt und an einem besonderen Nagel hinter der Tür einen so steif gewichsten Hut aufgehängt hatte, daß eine empfindsame Person schon vom Anblick Kopfweh bekommen konnte, da er auf der Stirne seines Trägers einen roten Streifen zurückließ, als hätte daselbst ein knapp anliegendes Zinnbecken gesessen, brachte er einen Stuhl in die Nähe des leeren Glases und setzte sich hinter diesem nieder. Dieser Gast wurde gewöhnlich mit Kapitän angeredet; er war Lotse, Schiffer oder Kapermatrose gewesen, hatte vielleicht gar in allen diesen drei Eigenschaften gedient und sah in der Tat ganz wie ein Seemann aus.

Sein Gesicht, das sich durch eine merkwürdige braune Solidität auszeichnete, klärte sich auf, als er dem Neffen die Hand reichte; er schien übrigens von sehr lakonischer Art zu sein, da er bloß sagte:

»Wie geht's?«

»Alles gut«, versetzte Mr. Gills, indem er ihm die Flasche zuschob.

Er nahm sie auf, betrachtete sie, roch daran und sagte mit einem außerordentlichen Ausdruck:

»Der?«

»Der«, entgegnete der Instrumentenmacher.

Hierauf füllte er pfeifend sein Glas und schien zu denken, daß sie sich heute tatsächlich einen Feiertag machten.

»Wal'r«, sagte er, indem er sich das dünne Haar mit dem Haken zurecht strich und dann auf den Instrumentenmacher deutete, »seht ihn an! Lieben – ehren – und gehorchen! Schlagt in Eurem Katechismus nach, bis Ihr diese Stelle findet, und wenn Ihr sie gefunden habt, knickt die Ecke um. Gut Glück, mein Junge!«

Er war mit seiner Zitation sowohl, als mit der Anwendung derselben so sehr zufrieden, daß er sich nicht versagen konnte, mit gedämpfter Stimme die Worte zu wiederholen und dabei zu bemerken, »er habe sie schon seit vierzig Jahren vergessen gehabt.«

»Aber ich habe nie in meinem Leben zwei oder drei Worte gebraucht, ohne daß ich wußte, wo ich sie fassen sollte, Gills«, bemerkte er. »Es kommt eben daher, daß ich meine Reden nicht verschwende, wie manche es tun.«

Die Erwägung erinnerte ihn vielleicht daran, daß es besser sei, gleich dem Vater des jungen Norvall »seinen Vorrat zu vergrößern.« Jedenfalls wurde er jetzt schweigsam, und blieb es, bis der alte Sol in den Laden hinausging, um dort die Lichter anzuzünden. Da wandte er sich an Walter und sagte ohne irgendeine einleitende Bemerkung:

»Ich glaube, er könnte auch eine Turmuhr machen, wenn er es versuchte?«

»Es sollte mich nicht wundern, Kapitän Cuttle«, entgegnete der Knabe.

»Und sie würde gehen!« sagte der Kapitän Cuttle, mit seinem Haken eine Art Schlange in die Luft beschreibend. »Herr, wie diese Uhr gehen würde!«

Für einige Augenblicke schien er ganz in der Betrachtung der Bewegung dieses idealen Zeitmessers vertieft zu sein und sah dabei den Knaben an, als ob dessen Gesicht das Zifferblatt wäre.

»Er besitzt ein überaus großes Wissen«, bemerkte er, seinen Haken gegen die Ladenvorräte schwenkend. »Schaut nur her! Eine ganze Sammlung davon. Erde, Luft oder Wasser. Es ist alles das gleiche. Ihr braucht bloß zu sagen, was Ihr haben wollt. Hinauf in einem Ballon? Steht zu Diensten. Nieder in einer Taucherglocke? Steht zu Diensten. Wollt Ihr das Gewicht des Polarsterns in einer Wagschale untersuchen? Er wird es für Euch besorgen.«

Aus diesen Bemerkungen kann man entnehmen, daß Kapitän Cuttles Verehrung für den Instrumentenvorrat sehr groß war, daß aber seine Philosophie nicht so weit reichte, um sich den Unterschied des Verkaufens und des Erfindens derselben genau zu vergegenwärtigen.

»Ah«, sagte er mit einem Seufzer, »es ist was Schönes, wenn man es versteht. Und doch ist es auch was Schönes, wenn man es nicht versteht. Ich weiß kaum, welches von beiden das Beste ist. Es wird einem so behaglich, wenn man dasitzt und fühlt, daß man gewogen, gemessen, magnetisiert, elektrisiert, polarisiert und wie das Teufelszeug sonst heißen mag, werden kann, ohne daß man weiß wie.«

Nichts Geringeres als der herrliche Madeira in Verbindung mit der Gelegenheit, die so gut dazu paßte, Walters Geist zu erleuchten und zu erweitern, wäre je imstande gewesen, die Zunge des alten Gentleman zu einem so wunderbaren Redeerguß zu lösen. Er schien selbst erstaunt zu sein über die Art, in der sich seine Lippen öffneten, um die Quellen des stummen Entzückens zu rühmen, die sich bei Gelegenheit von Sonntagsmahlzeiten seit zehn Jahren in diesem Stübchen für ihn ergossen hatten. Er fühlte, daß er mit der zunehmenden Weisheit auch schwermütiger wurde, und schwieg fortan in tiefem Nachsinnen.

»Na«, rief der zurückkehrende Gegenstand seiner Bewunderung, »ehe wir zum Grog schreiten, Ned, müssen wir die Flasche zu Ende bringen.«

»Ich halte mit«, sagte Ned, sein Glas füllend: »gebt dem Burschen auch noch etwas.«

»Nicht mehr – ich danke, Onkel!«

»Ja, ja, noch ein bißchen«, sagte Sol. »Wir leeren die Flasche auf das Haus, Ned – auf Walters Haus. Warum könnte es nicht eines Tages wenigstens teilweise seins werden? Wer weiß! Sir Richard Whittington heiratete die Tochter seines Prinzipals.«

»›Kehrum, Whittington, Lord-Mayor von London, und wenn du alt bist, wirst du nie mehr draus weichen‹«, fiel der Kapitän ein. »Wal'r, lies das Buch, mein Junge.«

»Und obgleich Mr. Dombey keine Tochter hat,« begann Sol –

»Ja, ja, er hat eine, Onkel«, sagte der Knabe lachend und errötete.

»Wirklich?« rief der alte Mann. »In der Tat, ich glaube, du hast recht.«

»O, ich weiß es gewiß«, sagte der Knabe. »Man hat heut' im Bureau davon gesprochen. Auch sagt man, Onkel und Kapitän Cuttle«, er dämpfte dabei seine Stimme – »daß er eine Abneigung gegen sie habe und daß sie unbeachtet bei dem Gesinde aufwachse; sein Sinn sei so ganz und gar von dem Sohn, den er jetzt im Haus habe, in Anspruch genommen, daß er, obschon dieser noch ein Säugling sei, die Bilanzen weit öfter ziehe, als früher – daß die Bücher weit strenger geprüft würden, und daß man ihn schon gesehn habe (freilich ohne daß er es merkte), wie er nach dem Hafen ging, um seine Schiffe, sein Eigentum und all dies zu betrachten, als freue er sich über das, was er und sein Sohn zusammen besitzen werden. So sagt man – ich kann das natürlich nicht beurteilen.«

»Ihr seht, er weiß schon alles von ihr«, sagte der Instrumentenmacher.

»Aber ich bitte dich, Onkel«, rief der Junge noch immer in knabenhaftem Erröten und Lachen. »Ich muß es doch wohl hören, wenn man mir etwas erzählt?«

»Ich fürchte, Ned, der Sohn ist uns zurzeit ein wenig im Weg«, sagte der alte Mann, den Scherz heiter weiter verfolgend.

»Und ob!« versetzte der Kapitän.

»Trotzdem wollen wir auf sein Wohl trinken«, fuhr Sol fort. »Es gilt also für Dombey und Sohn!«

»O, ganz schön, Onkel«, rief der Knabe lustig. »Und weil Ihr das Mädchen erwähntet und mich mit ihr in Verbindung gebracht habt, indem Ihr sagtet, daß ich alles von ihr wisse, so will ich mir erlauben, den Toast zu verbessern. Dombey und Sohn – und Tochter!«

 


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