Eduard Devrient
Hans Heiling, Titelseite
Eduard Devrient

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Dritter Akt.

(Oedes, rings geschlossenes Felsenthal, es ist Nacht.)

No. 14. Melodram. Scene und Arie mit Chor.

(Vorhang im 16. Takt auf. Heiling steigt mühsam und verstört über die Felsen auf die Bühne herab.)

Heiling. Ich bin am Ziel. Hier ruht ihr müden Gleider, zu Ende ist nun eure Erdenfahrt. O rasende Verblendung, die mich trieb das Glück der Erde neidenswerth zu finden. (in Tempo) Der Mensch allein kann Erdenglück geniessen, weil dem beschränkten Stumpfsinn es genügt. Des höhern Geistes mächtiges Verlangen kann nur getäuscht an seinem Schimmer hangen. Und was ist diese mächt'ge Weibesliebe, der Lebenspuls von allem Menschentreiben? Haha! Haha! O Unsinn darauf zu bauen! Ein einz'ger Blick, ein buhlerisches Wort, ein einz'ger Tanz, und Lieb' und Treu' sind fort, um die wir alles hingeopfert. Still! Der Erde Täuschung liegt weit hinter mir. Ich habe mich gerächt. — Ihr Buhl' ist todt! Mag sie verderben nun in Gram und Noth.

Heiling. O Mutter, hätt'ich dir geglaubt,
uns beiden espart' ich dann das herbe Leiden.
Doch kehr' ich wieder Mutter, und auf immer!
Weit von mir stoss' ich die unwürd'ge Schwäche,
weit von mir jedes menschliche Gefühl!
Zum Geisterkönig wurde ich geboren
und meiner Abkunft Stolz ist nicht verloren!
(beschwörend) Herauf ihr Geister aus Höhl' und Kluft,
herauf, der Meister, der König ruft! (Die Erdgeister steigen aus dem Boden.)

Chor der Geister. Wer rief uns? Wer beschwört der Tiefe Geister,
wer ist so kühn und nennt sich ihren Meister?

Heiling. Ich bin's! Erkennet mich, meine Brüder!
Der Erde müde, kehr' ich wieder,
ich hab' auf ewig ihr entsagt.

Chor (höhnisch). Hast du nun an uns gedacht,
da dein Mädchen dich verlacht?

Heiling. Das Lachen hat sich schnell gewandt,
ihr Buhle fiel von meiner Hand!

Chor. Ha, ha, ha! Ha, ha, ha! Seht doch an,
wie Meister Heiling prahlen kann!
Der Jäger ist frisch,
gesund wie ein Fisch!

Heiling. Er lebt, sagt Ihr?

Chor. Du trafst ihn schlecht,
er lebt und sitzet
warm in seines Liebchens Arm!

Heiling. So wär' ich nicht gerächt, nicht?

Chor. Dein Schätzchen ist des Jägers Braut,
und morgen wird's ihm angetraut!

Heiling. So rächet ihr denn eures Königs Schmach,
zur Hochzeit gehen wir, mir nach!

Chor. Hast dich ja von uns losgesagt,
(höhnisch) Geh' hin, und prüfe deine Macht!

Heiling. Sprecht ihr eurem König Hohn?
(herrisch) Nieder mir zu Füssen,
euren Trotz zu büssen!

Chor (höhnisch). Wo ist deine Krone,
wo deine Herrscherstab?
Sag', wo ist dein Buch,
dessen Zauberspruch
uns in Fesseln schlug?

Heiling (seine Hilflosigkeit inne werdend). Mein Buch, mein Hort,
meine Krone fort!

Chor. Hi hi hi hi hi hi!
Willst dich überheben,
auf der Erde leben,
nur gemach,
die Reu' folgt nach!

Heiling (verzweifelnd). Ha! Das Geisterreich stösst mich zurück,
und hin ist all' mein Erdenglück!
Alles, Alles ist verloren.
O des Thoren, des Thoren! (Er stürzt nieder.)

Chor (Die Geister umgeben ihn, die Hände über ihn streckend). Jetzt ist er unser auf immerdar!
(zu den Zwergen) Jetzt eilig hin, zur Königin! (Die Zwerge, Sopran u. Alt, huschen fort.)
(zu Heiling) Hör' uns an, verzweifle nicht!
Ob auch der Menschen Treue bricht,
die Geister halten streng am Pflicht! (Die Zwerge kehren mit dem Zepter zurück.)
Willst du wieder uns gehören,
dich uns ganz zu eigen schwören, soll dieser Zepter wieder dein, und unsre Macht dir dienstbar sein! Heiling. Alles, Alles will ich euch versprechen, lasst mich meine Schmach nur rächen,
Rache, Rache nur will ich!

Chor (ihm den Zepter reichend).
So nimm ihn hin!
Wir rächen dich!
Wir rächen dich!

Heiling. Habt Dank, habt Dank, ihr Brüder! (nimmt den Zepter)
(sich aufrichtend) Jetzt, jetzt bin ich König wieder!

Arie.

Heiling. Es nahet die Rache, Wehe euch beiden, ihr triumphiret nicht! Wenn ihr beim Feste im Taumel der Freuden dann halte ich Gericht.Chor. Es nahet die Rache, wehe euch beiden,
ihr triumphiret nicht!

Heiling und Chor. Wenn ihr beim Feste
im Taumel der Freuden,
dann, ja dann halte ich/wir Gericht!

Stephan. Vier Schützen mit ihren Hörnern.

Stephan (tritt während des Hochzeitsmarsches mit den Schützen auf und spricht in grossen Pausen während des Marsches, der von links ausserhalb näher kommt). Jetzt kommt die Hochzeit, ihr Herren, jetzt kommt sie, haltet euch bereit! Seht, da biegt der Zug um die Felsecke! Heisa, wie die Fahnen wehen! Ach, schaut, da ist das Brautpaar!

(Während der Wiederholung des zweiten Theils des Hochzeitsmarsches kommt der Zug nach vorn: Bauern mit Stangen, worauf Blumensträusse mit Bändern, Bergknappen-Musikanten; der Schulmeister; Bauern mit Fahnen; Brautjungfern; Konrad den Arm in der Binde, Anna, Gertrude.)

Der Hochzeitszug.Stephan (zu seinen Schützen). Nun blast einmal drauf los, dass sie sich wundern! (Er schreit, wenn der Zug, der sich nach der Kirche wendet, in der Mitte des Platzes angekommen ist:) Halt da, halt! Nun merkst du doch, Vetter, dass ich dich überrascht habe?

Konrad. Gewiss, Vetter, und das recht freudig. (Er schüttelt den vier Schützen die Hände.) Seid mir tausendmal willkommen auf meinem fröhlichen Kirchgange. [Wahrhaftig, wie hätte ich mir sollen träumen lassen, dass ich an dem Tage, wo ich mein Annchen auf immer zu verlieren dachte, sie nun selbst heimführen würde, meinem Todfeinde zum Trotz.]

Gertrude. Ja, es ist wunderlich gekommen, ihr Herren, er wollte den Hochzeitstag nicht aufschieben, trotz seiner Wunde am Arm.

Konrad. Ei, Mutter, sollte ich um einen falschen Dolchstoss mein Glück vertagen und meinem Feinde das Feld räumen? Nimmermehr! Kommt, Gesellen, [führt meine Braut und] lasst uns zur Kapelle hinauf.

Stephan. Halt da! Meinst du, wir hätten um nichts und wieder nichts hier gewartet? Ich will dich ja überraschen, Vetter. Ich habe zwanzig neue Reime zu deinem allten Jagdliede, die sing ich dir.

Gertrude. Nachbar, lieber Nachbar, drüben auf der Tanzwiese.

Stephan. Nein, hier, [wir warten ja deshalb schon eine Stunde.

Konrad. Du hälst ja den Zug auf.

Stephan. Schad’t nichts,] es macht allen Spass und sie singen gern mit. Ein paar Verse wenigstens! es kommen so hübsche Anspielungen drin vor. (Zu den Schützen.) Nun frisch!

Die Schützen (blasen).

No. 16. Lied mit Chor.

Stephan. Es wollte vor Zeiten ein Jäger frei'n,
er zog in den grünen Wald hinein.
Bau, bau, bau, bau, hallo, trara, bau, bau, hetz hetz
hallo, trara, bau, bau, bau, bau, bau! Er lockte das hohe und niedere Wild,
Die Männchen und Weibchen im grünen Gefild,
ihr lieben Gesellen, ach ratet mir fein,
wie muss mein Betragen im Ehestand sein?

Stephan und Chor.
Bau, bau, hetz, hetz, hussa, hallo, trara,
bau, bau, hussa, hallo, trara,
bau, bau, hussa, hallo, trara, trara!

Stephan. Der Jäger zuerst zu dem Bären trat,
du zottiger Petz gib mir guten Rath!
Bau, bau, bau, bau, hallo,
trara, bau, bau, hetz hetz
hallo, trara, bau, bau, bau, bau, bau!
Da brummte der Bär: Sieh mich nur an,
bin ich nicht ein Muster als Ehemann?
Denn dickfellig muss man bei Weibern sein,
und brummen und brummen Jahr aus, Jahr ein.

Stephan und Chor.
Bau, bau, hetz, hetz, hussa, hallo, trara,
bau, bau, hussa, hallo, trara,
bau, bau, hussa, hallo, trara, trara!
Bau bau, hallo, trara, bau bau, hetz hetz!

Gertrude. Nun, das sind mir saubere Lehren am Hochzeittage.

Stephan. Beim sechten Reime kommts noch besser.

[Konrad. Nun denn, nachher.

Stephan. Warum nicht gar!]

(Der dritte Vers ohne Vorspiel)

Stephan. Der Jäger trieb auch einen Dachs aus dem Bau,
wie leb‘ ich zufrieden mit meiner Frau?
Bau, bau, bau, bau, hallo, trara, bau, bau, hetz, hetz,
hallo, trara, bau, bau, bau, bau, bau!
Da gähnte der Dachs und strich sich den Wanst,
ach schlafe so lang‘ und so fest du kannst.
Denn nur wenn man weder hört noch sieht,
hat man vor Weibern Ruh‘ und Fried‘.

Stephan und Chor.
Bau, bau, hetz, hetz, hussa, hallo, trara,
bau, bau, hussa, hallo, trara,
bau, bau, hussa, hallo, trara, trara!

Konrad. Nun lass es gut sein, Vetter.

[Stephan. Nur noch einen –

Gertrude. Ei, Nachbar, wie können wir denn den Pater so lange warten lassen.

Anna (zu Konrad). Ja, lass uns fort, ich bin nicht ruhig, bis unser Bündniss eingesegnet ist.

Konrad. Du süsses kind, was ängstigt dich?

Gertrude (zu den Schützen). Nun, ihr Herren, wollt ihr die Braut führen?]

Stephan. Nur vom Fuchs müsst ihr noch hören.

Chor. Vorwärts, vorwärts!

Stephan. Hört doch nur!

Die Bergknappen-Musikanen (beginnen wieder den Bauernhochzeitsmarsch (No. 15.) zu spielen).

Der Zug (setzt sich unter Jubelschrei in der früheren Ordnung gegen die Kirche hin in Bewegung).

Stephan und die Schützen (folgen dem Zuge in die Kirche).

Die Bergknappen-Musikannten (bleiben ausserhalb stehen und richten ihre Aufmerksamkeit auf das Innere der Kapelle).

Hans Heiling (kommt mit dem Zepter, wie er im zweiten Auftritt abgegangen ist).

Heiling allein. Stimmen aus der Kapelle.

Heiling (spricht). Hier ist der Ort, hier will ich warten,
Ein unwillkommener finstrer Hochzeitsgast,
ein schlimmer Führer in das Brautgemach.
Du schmucker, feiner, lust’ger Bräutigam,
die Brautnacht bricht herein, nimm dich in acht,
sie wird mit tiefem Schatten dich bedecken.

No. 17. Gesang in der Kapelle.

Chor. Segne Allmächtiger, segne dies Paar, schütze ihr Haupt in jeder Gefahr. Du bist der starke Gott auf den wir bauen, Du der Allmächtige dem wir vertrauen,
Du bist der starke Gott dem wir vertrauen,
Du der Allgütige auf den wir bauen.

Anna und Konrad.
Du bist der starke Gott auf den wir bauen.

(Während dieses Gesanges spricht:)

Heiling:
Vergebens flehet ihr, der ew’ge Rächer ist mit mir.
Wende dein Angesicht, richtender Gott!
Lass meine Rache frei, hemme sie nicht!

(Pause.)

(Er spricht weiter, wenn Konrad und Anna im Chore hörbar werden.)

Willst du mich bethören, frommer Friedensklang,
Will ich dich nicht hören, frei sei der Rache Drang!

(Er eilt ab.)

Die sechs Bergknappen-Musikanten (beginnen hierauf wieder den Bauernhochzeitsmarsch).

No. 18. Duett.

(Konrad und Anna kommen umschlungen in den Vordergrund.)

Anna. Ich ewig dein (Nun bist du mein),
ich halte dich umfangen
und alles Fürchten, vergessen ist's,
auf immer und vergangen.
Was mir gelobt dein süsser Mund,
der Liebe heil'gen Eid,
den hat zum ew'gen Treuebund
der Himmel nun geweiht. etc.

Konrad. Nun bist du mein (Ich ewig dein),
ich halte dich umfangen
und alles Fürchten alles Bangen, vergessen ist's,
auf immer und vergangen.
Was mir gelobt dein süsser Mund,
der Liebe heil'gen Eid,
den hat zum ew'gen Treuebund
der Himmel nun geweiht. etc.

Anna rechts. Konrad. Stephan. Die acht Brautjungfern zurückstehend.

Stephan (spricht). Nun, das gefällt mir nicht übel. Da stehn sie und schnäbeln sich wie die Turteltäubchen und auf dem Tanzplatze geht schon alles drüber und drunter. Ist denn das so wichtig, dass ihr euch vom Hochzeitszuge wegstehlen musstet? Zum Brautsuchen sollt ihr kommen, alles steht und wartet auf euch.

Anna. Ach, lasst das doch, wie kann denn Konrad mit dem wunden Arme –

Konrad. Doch, doch, mein süsses Kind, ich muss dich finden.

Stephan. Ei, das wäre mir auch eine schöne Hochzeit ohne Brautsuchen. Nichts da! Euch beiden werden die Augen verbunden, Konrad wird unter Männer, Anna unter Weiber versteckt und so müsst ihr euch zu einander hintappen und wir wollen’s euch schon sauer machen. [Kommt, kommt, alte Sitte hat altes Recht. Ihr werdet keine ehrlichen Eheleute, wenn ihr euch nicht blindlings gefunden habt.] Angefasst, ihr Dirnen, zuerst nehmt den Bräutigam mit euch, ich komme dann mit der Braut nach!

No. 19. Finale.

Chor. (Konrad kniet im Kreise der Mädchen, die ihm die Augen verbinden).
So wollen wir auf kurze Zeit
die Augen dir verbinden,
hast du nach Herzenslust gefreit,
wirst du dein Weibchen finden.

Konrad (zu Anna).
Und wärst du tausend Meilen weit,
ich wollte dich schon finden.
(Zwei Mädchen führen ihn rasch ab.)

Stephan. Nun lauft mit ihm was ihr könnt,
versteckt ihn, ich komme gleich
mit der Braut nach.

Chor (zu Anna, welcher sie ebenso die Augen verbinden).
Wir wollen nur auf kurze Zeit
die Augen dir verbinden,
wenn du ein treues Weibchen bist,
wirst du den Liebsten finden.

Anna. Ach wer dem Herzen theuer ist,
den weiss man schon zu finden.

(Die Mädchen führen Anna im Kreise herum.)

(Sie streckt die Hand aus, Heiling tritt vor und ergreift sie. Die Mädchen schreien laut auf und laufen erschrocken davon.)

Anna. Nun führt mich!

Mädchen. Ha!

Anna. Was soll das Schrein?
Ihr tollen Mädchen,
lasst die Possen sein,
so kommt doch, wollt ihr nicht?
So sprecht, so sprecht,
ihr ängstigt mich, ihr ängstigt mich,
ach das ist gar nicht recht!
(Sie reisst die Binde los.)
Barmherz'ger Gott!

Heiling (mit starrer Kälte).
Was wendest du dein Angesicht,
süss Liebchen, kennst deinen Bräut’gam nicht?

Anna. Entsetzlicher! Hinweg, was willst du hier?

Heiling (fürchterlich). Als Rächer komm ich her!

Anna. Weh mir!

Heiling (tief bewegt). Anna! warum hast du mir das gethan?

Anna. O rechnet mir nicht Euren Jammer an!

Heiling. Gedenkst du nicht des Tag's,
da du mir Treu' versprochen,
als ich in Wonn' und Schmerz zu deinen Füssen rang?
Warum, warum hast du mir deine Treue gebrochen?

Anna. Warum habt Ihr zum Menschen Euch gelogen,
in Eure grause Nähe mich gezogen?
Mit Eitelkeit mein Herz versucht?
Ich wusste nicht, was ich versprochen,
als Ihr mich Braut gennant.

Heiling. Verflucht!
So hast du keine Treue mir gebrochen?
Vor meiner Liebe konnte dir schon grauen?
Wohlan, wohlan, so sollst du meine Rache schauen!

Anna. So räche dich, so räche dich, Entsetzlicher!
Doch nur an mir, an mir allein,
erschöpfe alle Pein,
Doch nur an mir allein
erschöpfe alle Pein,
(zu seinen Füssen.) und schone, schone meines Gatten nur!

Heiling (rasend). Ha, Schändliche! So wagst du ihn zu heissen?
Aus deinem Herzen will ich diesen Namen reissen!

Anna (flieht von ihm wankenden Schritts).
Ihr Heil'gen alle,
schützet, rettet mich! (Sie stürzt in die Knie, mit ausgebreiteten Armen ruft sie in Verzückung zum Himmel.)
In deine Hände, o Gott, befehl' ich mich,
in deine Händ, Gott, befehl‘ ich mich!

(Heiling lässt von ihr ab. Konrad tritt auf: Gertrude, Stephan, Schützen, Bauern und Brautjungfern folgen ihm, und umgeben Heiling drohrend.)

Konrad (zu Heiling). Weiche, Verflucher! (Heiling blickt Konrad unbeweglich an.) Ihr Retter ist da!

Konad mit Chor. Weh dir, Verruchter, die Rache ist nah!

Konrad. Rufe deine Geister, schwarzer Hexenmeister!
Rolle nur wüthend den Blick, hier nimm deinen Dolchstoss zurück!

(Er sticht wüthend auf Heiling, die Klinge bricht.)
(Heiling steht unbeweglich und lacht gellend auf.)
(Der Chor weichen entsetzt zurück.)

Gertrude, Konrad und Chor.
Wehe! Entsetzlich!
Er ist unverletzlich!

Heiling. Geister herbei,
die Rache ist frei! (Er schwingt seinen Zepter.)

Chor. Die Höll' ist frei,
Gott steh' uns bei!

(Unterirdischer Donner, die Bühne verfinstert sich, plötzlich steigen Gnomen (mit Feuerbränden) und Kobolde an mehreren Stellen unter den Hochzeitsleuten auf, die davor fliehend mehrere Gruppen des Schreckens bilden. Zwei grössere sind vorn zu beiden Seiten zusammen gedrängt. Mehrere Mädchen liegen auf den Knien, die Gesichter verbergend, die Schützen stellen sich schirmend vor die Gruppen.)

Heiling und Chor der Geister.
Wehe euch Allen!
in des Verderbens Nacht
seid ihr gefallen!

Chor. In des Verderbens Nacht
sind wir gefallen.

(Während der folenden Scenerie weichen die Hochzeitsleute zu beiden Seiten zurück.)

(Im Hintergrunde öffnet sich die ganze Bergwand und zeigt die Aussicht in das mit allen Schätzen der Erde glänzend geschmückte Höhlenreich. Die Königin steht auf einer Thronerhöhung, Zwerge sind um sie gruppirt. Die Erdgeister werfen sich nieder, so dass die Aussicht zum Hintergrunde frei wird. Heiling steht auf der einen Seite im Vordergrunde, Anna, Gertrude und Konrad auf der andern. Es wird nach und nach wieder hell.)

Königin. Halt ein, mein Sohn, die Rache darf nicht richten,
lass mich den Streit in Liebe schlichten.

Chor der Hochzeitsleute.
Ha! Welch Wunder ist geschehen?
(Die Königin steigt herab und tritt während dieser Musik weiter vor.)

Welch ein Glanz lässt dort sich sehen?

Königin (zu Heiling). Du hast der Erde Lust und Pein erfahren,
hast deine Leidenschaft gebüsst,
erherbe dich nun über sie!
Das Geisterreich beut dir die Krone,
und treue Liebe ihrem Sohne verheisst
der Mutter Herz.
Hieher mein Sohn, heiher mein Sohn,
hier endet aller Schmerz. (Sie breitet die Arme nach ihm aus.)

Chor der Erdgeister. Ihn bewegt,
ihn bewegt der Mutter Rede,
wird er sich, ja wird er sich zur Milde kehren?

Chor. Welche, welche wunderbare Rede,
wird er, wird er auf die Mahnung hören?

Heiling (der immer in sich gekehrt gestanden).
Wenn mein Kranz verblüht,
wenn mein Herz gebrochen,
dann, ja dann hatt' ich Wiederkehr versprochen! (Er kämpft mit sich selbst.)
Ich komme, Mutter!
Alles, Alles ist erfüllt! (Er stürzt in der Mutter Arme.)

Chor der Erdgeister.
Heil! Heil, die Herrin hat gesiegt,
Heil uns, Heil! Heil, er ist gewonnen!

Chor der Landleute.
Wohl uns, wohl uns, er ist besiegt,
die Gefahren, die Gefahren sind verronnen.

Heiling (er erhebt sich).
Fahr hin, der Erde Lust und Leid!
Es war beschieden was gescheh'n,
kein sterblich Auge soll mich wiederseh'n! (Er geht in die Bergöffnung.)

Anna und Konrad. Fahr wohl, fahr wohl und unter uns sei Frieden!

Anna, Gertrude, Konrad, Stephan, Erdgeister und Landleute.
Gottes Allmacht hat entschieden,
Allen Recht und Allen Frieden!

Anna (zu Konrad) und Konrad (zu Anna).
Nun endlich mein und alles Bangen,
vergessen sei's auf immer vergangen.

Alle. Gottes Allmacht hat entschieden,
Allen Recht und Allen Frieden! etc.

Ende der Oper.


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