Richard Dehmel
Gedichte
Richard Dehmel

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Der Strauß

          Nun nimm drei weiße Nelken du,
mein Weib. Und du, Geliebte, nimm
diese drei roten noch dazu.
Und in die nickenden Nelken tu
ich eine dunkelgelbe Rose.

Seht: ist es nicht ein lockender Strauß,
ganz Eins auf diesem schwarzen Tuch?
Und sieht so farbenfriedsam aus.
Und nur von doppeltem Geruch:
die je drei Nelken und die Rose.

Nein, laßt! entzweit den Stengelbund
nicht! laßt! Sonst scheint so kalt und tot
bloß Gelb zu Weiß, und glüht so heiß
und brennt so wild bloß Gelb zu Rot;
dann, ja, dann hass' ich wohl die Nelken!

Dann hass' ich wild das zahme Weiß
und hasse kalt die rote Glut,
wohl bis zur Mordlust! ja, es tut
mir weh, daß von Geruch und Blut
so reizend gleich sind alle Nelken!

Was willst du so entsetzt? Nein, bleib,
Geliebte, nimm, still seh ich zu:
nimm jetzt die weißen Nelken Du!
und die drei roten Du, mein Weib!
und ich die dunkelgelbe Rose.

 


 


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