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Vorwort.


Weißt du es noch, lieber Bruder und treuester Genosse der Kindertage? Weißt du es noch, Albert? Gedenkst du im fernen Amerika noch der Stunden auf dem Heuboden des elterlichen Schulhauses? Oben aus dem Eulenloche in der Giebelspitze sahen wir die liebe, schöne Heimat weit vor uns ausgebreitet, dachten, all dieses im Sonnenschein und Sommerglanz ruhende sei unser. Namentlich machte es uns froh, fast in gleicher Höhe mit dem dicken Kirchturm zu sein, und wir berechneten oft, wieviele Arme wie die unseren wir wohl zusammen nähen müßten, um seine Knopfzier, den goldenen Hahn, zu streicheln. Nie wurden wir einig. Da tatest du eines Nachmittags den kühnen Ausspruch: ein Arm genüge, er müsse nur lang genug sein! Diese Behauptung imponierte mir dermaßen, daß ich unvorsichtigerweise zurückwich, durch ein Loch des schlechtgefügten Bodens glitt, und du, im Bestreben, mir zu helfen, hinterdrein.

Wir fielen nicht tief: in die sorgfältig gehütete apothekerliche Kräuterkammer der sehr geliebten Mutter, und mitten in die große, zum lüften offene uralte Lade hinein, mit den seltensten selbstgesammelten Teeschätzen. Der Krach verhallte, der Staub verzog sich, wir sahen uns unbeschädigt und wohlgemut um und gingen auf Entdeckungen aus. Verklebt war die Innenseite des alten Möbels, das Krieges-, Feuers- und Wassersnot mitgemacht, mit gelblichem Papier voller seltsamer schnörkelichter Schrift darauf. Wir machten uns an eine Entzifferung. Weißt du es noch? Von der Doppelhexe berichteten uns die vergilbten Blätter, – nun habe ich niedergeschrieben und weitererzählt, was wir damals lasen, und so entstand dies Buch.

Gustav Freytag sagt einmal, den Pfarrarchiven verdanke er in seinen Bildern aus der deutschen Vergangenheit wertvolle Beiträge. Aus dieser Fundgrube schöpfte auch ich, wo die Aufzeichnungen des Schulmeisters Lücken ließen, namentlich im zweiten Teile des Buches. Manches davon ist allerdings so bekannt daheim, daß man es wohl als altbekanntes, hoffentlich aber auch liebes, begrüßen wird.

Inzwischen grüße ich alle, die meiner gedenken namentlich den fernen Bruder und die nahen Freunde aus Pfarrhaus und Schulstube, und wünsche ihnen Frieden, diesem Buche aber Glück auf den Weg.

Adolf Dalwig-Hohenrode.

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