George Byron
Kurze Prosa
George Byron

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Ein Fragment.

Den 17. Juni 1816.

Es war im Jahr 17 . ., als ich mich in Begleitung eines Freundes, den ich mit dem Namen August Darvell bezeichnen will, zu Bereisung von Gegenden anschickte, die bisher von Touristen noch nicht viel besucht worden waren. Mein Freund war nur um wenige Jahre älter als ich, dabei von großem Vermögen und aus einer alten Familie: Vorzüge, welche er bei seiner ungewöhnlichen geistigen Begabung ebensowenig unterschätzte als überschätzte. Gewisse Eigenthümlichkeiten seines Privatlebens hatten mir ein besonderes Interesse für ihn eingeflößt, das weder sein zurückhaltendes Wesen noch einzelne Kundgebungen einer innern Unruhe, die zuweilen an Geistesabwesenheit streifte, auszulöschen vermochten.

Ich war noch jung, hatte aber frühe zu leben begonnen, doch mein vertrautes Verhältniß zu ihm datirte sich erst aus neuerer Zeit. Wir hatten unsre Erziehung auf der gleichen Schule und Universität genossen; doch hatte er dieselben früher durchlaufen und war bereits tief in das, was man die Welt nennt, eingeweiht während ich erst mein Noviziat durchmachte. Um diese Zeit hörte ich viel von seinem früheren und gegenwärtigen Leben; und obschon in diesen Mittheilungen viele und nicht vereinbare Widersprüche vorkamen, so war das Ergebniß des Ganzen doch, daß er ein Wesen ungewöhnlicher Art sei, ein Mann, der stets bemerkt werden würde, so sehr er sich auch Mühe gab, nicht bemerkt zu werden. Ich hatte in der Folge seine Bekanntschaft cultivirt und mich um seine Freundschaft beworben; doch dies Letztere schien unerreichbar. Welche Neigungen ihn auch früher beherrscht haben mochten, so schienen sie jetzt theils erloschen, theils im Innern concentrirt. Daß ein sehr lebhaftes Gefühl in ihm wohne, konnte ich bei verschiedenen Gelegenheiten wohl bemerken, denn wenn er es auch niederhalten konnte, so vermochte er doch nicht es ganz zu verhüllen. Dabei besaß er die Kunst, einer Leidenschaft den äußern Schein einer andern zu geben und zwar so sehr, daß es schwer war, die Natur dessen, was in ihm gährte, zu bestimmen. Der Ausdruck seiner Züge wechselte dann so schnell und doch kaum merklich, daß man seine Empfindungen vergebens bis zu ihren Quellen zu erforschen suchte. Offenbar war er die Beute einer unheilbaren Unruhe; ob diese aber aus Ehrgeiz, Liebe, Gewissensbissen, Gram oder allen diesen mit einander oder nur aus einem reizbaren, fast krankhaften Temperamente entsprang, vermochte ich nicht herauszubekommen. Man führte Thatsachen an, welche die Annahme einer jeden dieser Ursachen gerechtfertigt haben würden, doch diese waren, wie gesagt, so widersprechend, daß man bei keiner mit voller Sicherheit stehen bleiben konnte. Wo ein Geheimniß ist, da wird gewöhnlich vorausgesetzt, daß irgend eine Schuld dabei sein müsse. Ich weiß nicht, ob dies im Allgemeinen richtig ist; bei ihm war sicherlich das Erstere vorhanden, den Umfang der zweiten aber vermochte ich nicht festzustellen; ja nicht einmal an ihr Vorhandensein zu glauben. Meine Bemühungen um ihn wurden anfangs ziemlich kühl aufgenommen; doch ich war jung und nicht so leicht zu entmuthigen. Endlich gelang es mir, bis zu einem gewissen Grade jenen alltäglichen Umgang und jenes mäßige Vertrauen in den täglichen Beziehungen zu gewinnen, welches durch Aehnlichkeit der Bestrebungen und häufiges Begegnen erzeugt und befestigt wird, und das man Vertraulichkeit oder Freundschaft nennt, je nach den Begriffen dessen, der sich dieser Ausdrücke bedient.

Darvell hatte bereits große Reisen gemacht. Ich hatte mich deshalb mit der Bitte um Belehrung in Betreff meines Verhaltens auf der von mir beabsichtigten Tour an ihn gewendet. Ich trug mich mit dem geheimen Wunsch, er möchte sich bestimmen lassen, mich zu begleiten. Meine Hoffnung war besonders auf die schattenartige Ruhelosigkeit gegründet, die ich an ihm bemerkt, und wurde durch die Belebtheit, welche sich an ihm kundgab, wenn die Rede auf Wanderungen kam, und seine sichtliche Gleichgiltigkeit gegen Alles, was ihn unmittelbar umgab, noch bestärkt. Ich deutete meinen Wunsch anfangs nur an; dann sprach ich ihn geradezu aus. Seine Antwort, die ich doch halb und halb erwartet hatte, war mir eine freudige Ueberraschung: er sagte zu. Nach den nöthigen Vorbereitungen begannen wir unsere Reise.

Nachdem wir verschiedene Länder im südlichen Europa durchwandert hatten, wendeten wir uns, wie wir von Hause aus entschlossen waren, dem Orient zu. Auf meinen Zügen durch diese Gegenden fiel das Ereigniß vor, das ich jetzt erzählen will.

Die Gesundheit Darvell's, die dem Anschein nach in seiner Jugend ungewöhnlich kräftig gewesen war, hatte seit einiger Zeit allmählich abgenommen, ohne daß man eine eigentliche Krankheit gewahrte. Er hatte weder Husten noch Anzeichen der Schwindsucht, und doch wurde er täglich schwächer. Seine Gewohnheiten waren mäßig; er wich den Strapazen nicht aus, noch beklagte er sich über sie, und doch zehrte er offenbar ab. Er wurde immer schweigsamer und ruheloser, und die Aenderung, die mit ihm vorging, war endlich so bedeutend, daß meine Bestürzung aufs höchste stieg.

Bei unserer Ankunft in Smyrna hatten wir einen Ausflug nach den Ruinen von Ephesus und Sardis beschlossen. Ich versuchte es zwar, ihm die Sache im Hinblick auf den dermaligen Zustand seiner Gesundheit auszureden, allein vergebens! Sein Gemüth schien unter einem gewissen Drucke zu leiden, und die Feierlichkeit seines Wesens stimmte nicht zu dem Eifer, womit er eine Partie betrieb, die in meinen Augen eine Vergnügungspartie werden sollte und sich deshalb nicht für einen kränklichen Mann paßte. Doch widersetzte ich mich ihm nicht länger, und in wenigen Tagen brachen wir auf, nur von einem Führer und einem Janitscharen begleitet.

Wir hatten bereits die Hälfte des Wegs bis zu den Ruinen von Ephesus zurückgelegt und die fruchtbaren Umgebungen Smyrna's hinter uns. Eben traten wir in eine wilde und öde Sumpfgegend, durch welche schmale Pfade nach jenen Hütten führten, welche sich an die gebrochenen Säulen des Dianentempels, die leeren Mauern einer christlichen Kirche und die noch neueren Ruinen einer Moschee lehnen, als das rasche Zunehmen der Krankheit meines Gefährten uns nöthigte, bei einem türkischen Gottesacker Halt zu machen, dessen beturbante Grabsteine das einzige Zeugniß gaben, daß jemals menschliches Leben in dieser Wildniß geweilt hatte. Das einzige Karavanserai der Umgegend lag schon mehrere Wegstunden hinter uns und weit und breit war keine Spur einer Ortschaft oder nur einer Hütte zu entdecken, so daß diese Stadt des Todes das einzig mögliche Asyl meines unglücklichen Freundes werden zu sollen schien, der bereits aussah, all ob er demnächst der letzte ihrer Bewohner werden wollte.

In dieser Lage sah ich mich nach einem Platze um, wo er am besten ruhen könnte. Gegen die gewöhnliche Natur eines muhamedanischen Begräbnißplatzes waren die Cypressen hier in sehr geringer Zahl über den Raum zerstreut. Die Grabsteine waren meist verfallen und von der Zeit abgenützt. Auf einem der größten und unter einem der umfangreichsten Bäume bettete sich Darvell in halbliegender Stellung mit großer Mühe. Er bat um Wasser. Ich hatte einige Zweifel, ob wir welches finden würden, und schickte mich mit zagender Miene an, welches zu suchen. Er wünschte aber, daß ich bleiben möchte und wendete sich an unsern Janitscharen Suleiman, der dabei stand und mit großer Ruhe rauchte. Suleiman verbana su (d. h. bring' etwas Wasser)!, sagte er und beschrieb ihm die Stelle, wo er welches finden würde, mit großer Genauigkeit. Es sollte nämlich ein kleiner Brunnen für Kameele einige hundert Ellen zu unserer Rechten sein. Der Janitschar gehorchte. Ich sagte zu Darvell: Woher wissen Sie das? Er erwiderte: »Ich schließe es aus dem Terrain; Sie sehen, daß dieser Ort einst bewohnt war, und dies nicht hätte sein können, wenn sich nicht Quellen in der Nähe befunden hätten. Auch war ich schon einmal hier.« – Sie waren schon einmal hier? Wie kommt es, daß Sie nie Etwas davon gegen mich erwähnten? Und was thaten Sie denn an einem Orte, wo Niemand einen Augenblick länger bleiben wird, als er unumgänglich muß?

Ich erhielt keine Antwort auf diese Frage. Inzwischen kam Suleiman mit dem Wasser zurück; den Führer mit den Pferden hatte er bei dem Brunnen gelassen. Als Darvell seinen Durst gelöscht hatte, schien er einen Augenblick wieder aufzuleben. Ich hoffte schon, daß er im Stande sein würde, weiter zu reisen oder wenigstens wieder umzukehren und redete ihm deshalb zu, den Versuch zu wagen. Er schwieg und schien seine Geister zu sammeln. Dann begann er: »Dies ist das Ende meiner Reise und meines Lebens. Ich kam hierher, um zu sterben. Aber ich habe noch eine Bitte an Sie, einen Befehl – denn als solcher müssen meine letzten Worte gelten. Wollen Sie ihn befolgen?«

Gewiß! aber geben Sie sich doch einer froheren Hoffnung hin.

»Ich habe weder Hoffnungen noch Wünsche, außer dem einen, daß Sie meinen Tod vor jedem menschlichen Wesen verheimlichen.«

Es wird hoffentlich keine Gelegenheit dazu geben. Sie werden sich erholen und –

»Still! es muß so sein. Versprechen Sie es mir?«

Ich verspreche es.

Beschwören Sie es bei Allem was« – hier sagte er mir einen höchst feierlichen Eid vor.

Es bedarf dessen nicht. Ich werde Ihr Verlangen erfüllen. An mir zweifeln, hieße –

»Ich kann es Ihnen nicht erlassen. Sie müssen schwören.«

Ich legte den Eid ab; dies schien ihn zu beruhigen. Dann zog er einen Siegelring mit arabischen Charakteren vom Finger, gab ihn wir und fuhr fort:

»Am neunten Tag eines Monats, genau um Mittag – in welchem Monat Sie wollen, aber immer am neunten – werfen Sie diesen Ring in die Salzquelle, welche in die Bai von Eleusis fließt. Am folgenden Tag müssen Sie sich dann zur gleichen Stunde nach den Ruinen des Ceres-Tempels begeben und eine Stunde lang warten.«

Weshalb?

»Das werden Sie sehen.«

Also am neunten, sagten Sie?

»Am neunten.«

Als ich ihm bemerkte, der heutige Tag sei der neunte, ging eine Aenderung in seinen Zügen vor sich. Er sprach nicht weiter. Wie er so dasaß und sichtlich schwächer wurde, nahm ein Storch mit einer Schlange im Schnabel seinen Standpunkt auf einem Grabmal in unserer Nähe. Ohne seine Beute zu verzehren, schien er uns fest zu beobachten. Ich weiß nicht, was mich antrieb, ihn fortzujagen; allein meine Bemühungen waren vergeblich. Er machte einige Kreise durch die Luft und kehrte dann an den vorigen Punkt zurück.

Darvell deutete auf ihn und lächelte. Er sprach, ich weiß nicht ob zu sich selbst oder zu mir: »Es ist gut.«

Was ist gut? Was meinen Sie damit?

»Nichts von Bedeutung. Sie müssen mich heute Abend hier begraben und zwar genau an der Stelle, wo sich jetzt der Vogel befindet. Meine übrigen Wünsche kennen Sie.«

Hierauf gab er mir verschiedene Rathschläge, wie sein Tod am besten verheimlicht werden könnte. Als er damit zu Ende war, rief er: »Sie sehen diesen Vogel?«

Gewiß.

»Und die Schlange, die sich in seinem Schnabel windet?«

Ohne Zweifel. Darin finde ich nichts Ungewöhnliches; es ist seine natürliche Beute. Aber es ist merkwürdig, daß er sie nicht verzehrt.

Er lächelte auf eine geisterhafte Art und sagte schwach: »Es ist noch nicht Zeit!« – Während er noch sprach, flog der Storch hinweg. Meine Augen folgten ihm eine Weile; es mochte kaum länger sein, als bis man auf zehen zählt. Da fühlte ich, wie Darvell's Gewicht auf meiner Schulter schwerer wurde, und als ich ihm ins Gesicht sah, bemerkte ich, daß er todt war.

Dieser plötzliche Todesfall, über den man keinen Zweifel haben konnte, da Darvell's Gesicht in wenigen Minuten fast schwarz wurde, erschütterte mich tief. Ich hätte den plötzlichen Wechsel einem Gifte zugeschrieben, wenn es nicht an jeder Gelegenheit gefehlt hätte, wo er es hatte unbemerkt bekommen können. Da sich der Tag neigte und mit dem Leichnam schnell eine Veränderung eintrat, so blieb nichts übrig als seine Bitte zu erfüllen. Mit Hilfe von Suleimans Yatagan und meinem eigenen Säbel gruben wir an dem Orte, den Darvell mir angegeben, ein seichtes Grab. Die Erde gab leicht nach, da sie hier schon muhamedanische Bewohner in sich aufgenommen hatte. Wir gruben so tief, als die Zeit es gestattete und warfen die trockene Erde auf die Reste des sonderbaren Mannes. Dann stachen wir einige grüne Rasen aus dem weniger versengten Boden und legten sie auf den Grabhügel.

Schreck und Staunen kämpften so in mir, daß ich nicht zu weinen vermochte.

 

Parlamentsreden.

Debatte über das Webstuhl-Gesetz im Hause der Lords am 27. Februar 1812.

Nachdem die Tagesordnung für die zweite Lesung dieses Gesetzes verlesen war, erhob sich Lord Byron und sprach (zum ersten Male) wie folgt zu den Lords:

Mylords, der Gegenstand, der Ihnen hier zum ersten Male vorliegt, ist zwar ein neuer für das Haus, keineswegs aber für das Land. Er hat das ernste Nachsinnen von Männern jeder Klasse der Gesellschaft längst beschäftigt, ehe er dem gesetzgebenden Körper zur Vorlage kam, dessen Eingreifen allein aber hier wirklich helfen kann. Als ein Mann, der einigermaßen mit der leidenden Grafschaft in Verbindung steht, muß ich – obwol nicht nur diesem Hause im Allgemeinen, sondern auch fast jedem Einzelnen, dessen Aufmerksamkeit ich in Anspruch zu nehmen wage, fremd – um Ihre Nachsicht bitten, wenn ich mir einige Bemerkungen über eine Frage erlaube, an der ich selbst das tiefste Interesse nehme.

Es dürfte überflüssig sein, hier in irgend ein Detail über die stattgehabten Unruhen einzugehen: das Haus weiß bereits, daß jede Art Gewaltthat, nur eben nicht Blutvergießen verübt wurde, und daß sich die Eigenthümer der die Unruhestifter benachtheiligenden Webstühle, wie auch alle andern Personen, welche man mit jenen verbunden glaubte, Beschimpfungen und Mißhandlungen ausgesetzt sahen. In der kurzen Zeit, die ich kürzlich in Nottinghamshire zubrachte, vergingen nicht 12 Stunden ohne eine neue Gewaltthat, und an dem Tage, da ich die Grafschaft verließ, hörte ich, daß am Abend vorher 40 Webstühle zertrümmert worden seien, wie gewöhnlich, ohne daß Widerstand geleistet oder ein Unruhestifter zur Verantwortung gezogen worden wäre.

So war damals der Zustand der Grafschaft, und ich habe Grund zu glauben, daß er noch jetzt so ist. Während man aber zugeben muß, daß diese Gesetzesübertretungen in einer besorglichen Ausdehnung fort bestehen, läßt sich andererseits nicht läugnen, daß sie dem äußersten Elend ihren Ursprung verdanken. Die Ausdauer dieser unglücklichen Männer in ihren Gewaltthaten beweist, daß nur die äußerste Noth einen großen und früher braven und fleißigen Theil des Volks zu Excessen verleiten konnte, die für sie selbst, ihre Familien und die Gemeinde so verhängnißvoll sind. Zu der Zeit, von der ich rede, waren Stadt und Grafschaft mit zahlreichen Militärabtheilungen belegt, die Polizei war in Bewegung, die obrigkeitlichen Behörden beständig versammelt, aber alle bürgerlichen und militärischen Vorkehrungen halfen nichts. Nicht ein einziges Mal wurde ein Verbrecher auf der That ertappt, so daß ein genügendes gesetzliches Zeugniß vorgelegen wäre, um ihn zu überführen. Allein wenn die Polizei auch keine wirklichen Erfolge aufzuweisen hatte, so war sie doch nicht müßig: verschiedene notorische Verbrechen wurden aufgestöbert, Männer, die man aufs klarste des Capitalverbrechens der Armuth überführen konnte, Männer, die sich die Abscheulichkeit hatten zu Schulden kommen lassen, in gesetzlicher Weise verschiedene Kinder zu zeugen, die sie nun Dank den schlechten Zeiten! nicht zu ernähren vermochten. Die Eigenthümer der verbesserten Webstühle erlitten bedeutende Beschädigungen. Diese Maschinen waren für sie ein Vortheil, insofern sie dadurch der Notwendigkeit überhoben waren, eine gewisse Anzahl Arbeiter zu verwenden, die sich in Folge hievon dem Hungertode preisgegeben sahen. Durch die Annahme des neuen Webstuhls versah ein Mann das Geschäft von vielen und die überflüssigen Arbeiter wurden entlassen. Doch muß bemerkt werden, daß die so zu Stande gekommene Arbeit an Qualität geringer, an Ort und Stelle nicht verkäuflich und nur im Hinblick auf den Export so oberflächlich behandelt worden waren. Man nannte sie in der Handelssprache: »Spinnenwerk«. Die entlassenen Arbeiter, statt sich dieser für die Menschheit so wohlthätigen Verbesserungen zu freuen, glaubten sich in ihrer blinden Unwissenheit den Fortschritten in der Mechanik aufgeopfert. In der Thorheit ihrer Herzen bildeten sie sich ein, die Ernährung und das Wohlbefinden des fleißigen Armen sei wichtiger als die Bereicherung einzelner Individuen mittelst verbesserter Maschinen, wodurch die Arbeiter auf die Straße gesetzt wurden und des Lohns für ihre Arbeit verlustig gingen. Und man muß zugeben, daß, wenn im Allgemeinen die Vermehrung der Maschinen auf demjenigen Gebiete unserer Gewerbthätigkeit, auf welches das Land einst stolz war, den Meistern Vortheile bringen mag, ohne daß die Arbeiter dadurch Schaden erleiden, doch bei dem gegenwärtigen Zustand unserer Manufacturen, welche ohne Aussicht auf Ausfuhr in unseren Lagerhäusern vermodern, und wo die Nachfrage nach Arbeit und Arbeitern gleich sehr vermindert ist, mechanische Webstühle dieser Art die Noth und die Unzufriedenheit der enttäuschten Dulder nur steigern mußten.

Allein die wahre Ursache dieser Noth und beharrlichen Störungen liegt tiefer. Wenn man uns sagt, diese Männer zerstören nicht nur ihren eigenen Wohlstand, sondern sogar ihre Subsistenzmittel, können wir da vergessen, daß es die traurige Politik, die verderbliche Kriegführung dieser letzten achtzehn Jahre ist, die ihren, unsern und Aller Wohlstand untergraben hat? Diese Politik, welche geschaffen von »großen Staatsmännern, die nicht mehr sind«, diese Todten überlebt hat, um ein Fluch der Lebenden bis in die dritte und vierte Generation zu werden. Jene Männer zerstörten ihre Werkzeuge erst dann, als dieselben nutzlos, ja schlimmer als nutzlos geworden waren, als sie sie geradezu verhinderten, ihr tägliches Brod zu verdienen. Können Sie sich also wundern, daß in Zeiten wie diese, wo Bankrut, offenkundiger Betrug und Capitalverbrechen in einer Klasse der Gesellschaft vorkommen, die nicht weit unter Ihnen, Mylords, steht, der niederste aber früher nützlichste Theil des Volkes in seinem Elend seine Pflicht vergißt und nur etwas weniger schuldig als einer seiner Vertreter wird? Während aber der höherstehende Gesetzesübertreter immer Mittel findet, um dem Gesetze Hohn zu sprechen, soll man neue Kapitalstrafen ersinnen, neue tödtliche Schlingen legen für den unglücklichen Handarbeiter, der in das Verbrechen hineingehungert wird. Diese Leute wollten graben, aber der Spaten befand sich in den Händen Anderer; sie schämten sich nicht zu betteln, aber Niemand wollte ihnen etwas geben; die früheren Subsistenzmittel waren ihnen abgeschnitten, alle anderen Plätze von Anderen eingenommen, so daß man ihre Excesse beklagen und verdammen, aber kaum sich darüber wundern kann.

Man hat behauptet, daß die im zeitlichen Besitz von mechanischen Webstühlen befindlichen Personen den Zerstörern in der Stille an die Hand gehen. Wenn sich dies als wahr herausstellen sollte, so müßte man solche materielle Mitschuldige an dem Verbrechen in erster Linie bestrafen. Ich glaubte mich indessen der Hoffnung hingeben zu dürfen, jede von Seiner Majestät Regierung Ihrer Entscheidung unterbreitete Maßregel werde Vermittelung und Aussöhnung zur Grundlage oder man werde wenigstens eine vorausgängige Untersuchung und Erwägung für erforderlich halten, damit wir nicht plötzlich ohne Prüfung und ohne einen bestimmten Fall berufen würden, summarische Urtheile zu erlassen und blindlings Todesurtheile zu unterzeichnen. Aber angenommen auch, diese Leute hätten keine Ursache sich zu beklagen, die Beschuldigungen, die man gegen sie und ihre Anstifter schleudert, seien grundlos, sie haben das Schlimmste verdient, – welche Schwäche, welche Ungeschicklichkeit hat man in den Maßregeln an den Tag gelegt, wodurch man jene Calamität zu beseitigen gedachte? Warum ließ man das Militär eine so traurige Rolle spielen, wenn man es überhaupt herbeirufen mußte? Abgesehen von der anderen Jahreszeit, war es nur eine Parodie auf den Sommerfeldzug des Majors Sturgeon und das ganze Civil- und Militärverfahren schien dem Muster desjenigen des Bürgermeisters und Gemeinderaths von Garratt nachgebildet.

Welche Märsche und Contremärsche! von Nottingham nach Bullwell, von Bullwell nach Banford, von Banford nach Mansfield! und als endlich die Abtheilungen in all dem »Stolz, Glanz und Verhältniß eines glorreichen Kriegs« an ihrem Bestimmungsorte anlangten, kamen sie gerade zeitig genug, um Zeugen des angerichteten Unheils zu sein, sich zu versichern, daß die Uebelthäter entwischt waren, Stücke von zerbrochenen Webstühlen als spolia opima mitzunehmen und unter dem Hohngelächter alter Weiber und dem Gezisch der Straßenjungen nach ihren Stationen zurück zu marschiren! Wenn man nun gleich in einem freien Lande wünschen muß, daß unser Militär nie zu furchtbar werden möge, wenigstens gegen uns selbst, so kann ich doch keine richtige Politik darin finden, daß man es in eine Lage versetzt, wo es sich nur lächerlich machen kann. Da das Schwert der schrecklichste Beweis ist, den man führen kann, so sollte man es auch zu allerletzt in Anwendung bringen. In diesem Fall griff man zuerst darnach; die Vorsehung aber wollte, daß dies vorläufig nur in der Scheide geschehe. Die gegenwärtige Maßregel wird es allerdings aus der Scheide reißen; hätte man aber im ersten Stadium dieser Unruhen geeignete Versammlungen abgehalten; wären die Beschwerden redlich abgewogen und gehörig geprüft worden, so denke ich, hätte man auch Mittel und Wege auffinden können, um diese Arbeiter wieder ihrem Beruf, und der Gegend die Ruhe zurückzugeben. Gegenwärtig leidet die Grafschaft unter der doppelten Last einer müßigen Soldateska und einer hungernden Bevölkerung. In welch' einen Zustand der Stumpfheit waren wir so lange versunken, daß das Haus jetzt zum ersten Male amtlich von diesen Störungen Kunde erhält? Dies Alles hat sich nur 130 Meilen weit von London zugetragen und doch waren wir »guten leichtsinnigen Leute überzeugt, daß wir der Größe entgegenreiften« und haben mitten unter unseren häuslichen Nöthen wegen unserer Erfolge im Ausland Triumphe gefeiert. Allein all die Städte, die Sie genommen, all die Armeen, die sich vor Ihren Feldherrn zurückgezogen haben, sind doch nur armselige Gegenstände der Selbstberäucherung, wenn Ihr Land sich gegen sich selbst auflehnt und Ihre Dragoner und Executoren gegen Ihre Mitbürger losgelassen werden müssen.

Sie nennen diese Leute einen verzweifelten, gefährlichen und unwissenden Pöbel und scheinen zu glauben, der einzige Weg, um die Bellua multorum capitum zur Ruhe zu bringen, sei das Abhauen einiger der überflüssigen Köpfe? Aber auch ein Pöbel kann durch eine richtige Mischung von Versöhnlichkeit und Festigkeit besser zur Vernunft gebracht werden, als durch erneuerte Aufreizung und verdoppelte Strafen. Sind wir uns denn klar, was wir diesem Pöbel schuldig sind? Dieser Pöbel arbeitet auf Ihren Gütern und dient in Ihren Häusern, bemannt Ihre Flotte und recrutirt Ihre Armeen; er hat Sie in die Lage versetzt, aller Welt Trotz bieten zu können; er dürfte aber auch Ihnen selbst Trotz bieten, wenn Vernachlässigung und Elend ihn zur Verzweiflung bringen. Sie mögen das Volk Pöbel nennen, aber vergessen Sie nicht, daß der Pöbel nur zu oft die Gefühle des Volks ausspricht. Und hier muß ich hervorheben, mit welchem Eifer Sie gewöhnlich Ihren bedrängten Alliirten zu Hilfe eilen, während Sie die Nothleidenden des eigenen Landes der Obhut der Vorsehung oder – der Gemeinde überlassen. Als die Portugiesen unter dem Rückzug der Franzosen litten, da streckte sich jeder Arm aus, da öffnete sich jede Hand; von der Freigebigkeit des reichen Mannes bis zum Scherflein der Wittwe ward Alles in Contribution gesetzt, damit jene ihre Dörfer wieder aufbauen, ihre Scheunen wieder füllen konnten. In diesem Augenblicke aber, wo Tausende von mißleiteten, aber höchst unglücklichen Landsleuten mit der äußersten Noth und Hunger ringen, sollte Ihre Mildthätigkeit so in der Heimat enden, wie sie im Ausland begonnen hat. Eine weit geringere Summe, ja der zehnte Theil der an Portugal überwiesenen Entschädigung würde, selbst wenn diese Männer (was ich übrigens ohne Untersuchung nicht zugeben kann) ihrer Beschäftigung nicht wiedergegeben werden könnten, jene zärtliche Begnadigung zu Bajonnet und Galgen unnöthig gemacht haben. Aber unsere Freunde haben ohne Zweifel zu viel Ansprüche des Auslands zu befriedigen, um sich mit einer Erleichterung der eigenen Heimat befassen zu können, obwol niemals so drängende Umstände sie erheischten. Ich habe das Kriegstheater auf der pyrenäischen Halbinsel durchwandert, ich war in den gedrücktesten Provinzen der Türkei; aber auch unter dem härtesten Regimente der Ungläubigen sah ich kein so scheußliches Elend, wie ich es seit meiner Rückkehr im Herzen unseres christlichen Landes gefunden habe. Und welches sind Ihre Heilmittel dagegen? Nach monatelanger Unthätigkeit und nach einer monatelangen Thätigkeit, die schlimmer als Unthätigkeit war, kommt endlich jenes große Heilmittel, jenes unfehlbare Arcanum aller Staatsärzte von Draco bis auf unsere Zeit zum Vorschein. Nachdem man dem Patienten den Puls gefühlt und darüber den Kopf geschüttelt, nachdem man ihm die gewöhnliche Reihenfolge von warmem Wasser und Aderlässen verordnet hat, das warme Wasser Ihrer abgeschmackten Politik und die Lanzette Ihres Militärs, sollen diese Zuckungen mit dem Tode enden, dem sicheren Schlußrecept aller politischen Sangrados! Ganz abgesehen von der greifbaren Ungerechtigkeit und der sichern Ungewißheit des Gesetzes möchte ich fragen, ob denn überhaupt nicht genug Todesstrafen in Ihren Gesetzen zur Verfügung stehen? Ist nicht Blut genug in Ihrem Strafcodex, daß noch mehr vergossen werden muß, um zum Himmel zu steigen und gegen Sie zu zeugen? Wie wollen Sie das Gesetz zur Ausführung bringen? Können Sie eine ganze Grafschaft in die Gefängnisse derselben stecken? Wollen Sie auf jedem Acker einen Galgen errichten und die Menschen aufhängen wie Vogelscheuchen? Oder wollen Sie etwa das System des Dezimirens anwenden (wie Sie müssen, wenn Sie die Maßregel durchführen wollen)? Wollen Sie die Grafschaft unter das Kriegsgesetz stellen? sie entvölkern und verwüsten? und den Sherwood-Wald in seinem früheren Charakter wiederherstellen, als ein Gebiet für die königliche Jagd und ein Asyl für Geächtete? Sind dies die Heilmittel für eine hungernde und verzweifelte Bevölkerung? Werden die ausgehungerten Unglücklichen, welche Ihren Bajonneten getrotzt haben, sich durch Ihre Galgen schrecken lassen? Wenn der Tod eine Linderung ist, und wie es scheint, die einzige Linderung, die Sie zu bieten im Stande sind, werden sich die Leute durch Dragonaden zur Ruhe bringen lassen? Wird das, was durch Ihre Grenadiere nicht erzielt werden konnte, sich durch Ihre Henker bewirken lassen? Wenn Sie nach den Formen des Gesetzes vorgehen wollen, wo werden Sie Ihre Beweismittel finden? Diejenigen, welche sich weigerten, ihre Mitschuldigen anzugeben, als nur Landesverweisung darauf gesetzt war, werden sich schwerlich versucht fühlen, Zeugschaft gegen sie zu leisten, wenn jenen die Todesstrafe droht. Mit aller schuldigen Hochachtung vor den edeln Lords der entgegengesetzten Seite des Hauses denke ich, eine kleine Untersuchung, eine vorgängige Erforschung der Sache würde auch sie veranlassen, ihren Plan zu ändern. Jene beliebteste Staatsmaßregel, die ihre Macht in so vielen neueren Fällen auf eine so glänzende Weise bewährt hat, – das Temporisiren – dürfte auch hier nicht ohne Nutzen sein. Wenn hier ein Antrag auf irgend eine Emancipation oder sonstige Erleichterung der Gesellschaft gestellt wird, so zögern und überlegen Sie Jahre lang, Sie temporisiren und mediziniren an dem menschlichen Geist, aber ein Todesstrafengesetz soll sofort, ohne daß man lange über die Folgen nachdenkt, abgemacht werden. Nach Allem, was ich unter den bestehenden Verhältnissen ohne Untersuchung, ohne weitere Erwägung, nur nach Ungerechtigkeit zur Aufreizung und Barbarei zur Versäumniß hinzufügen würde. Die Urheber eines solchen Gesetzes müßten sich damit begnügen, den Ruhm jenes atheniensischen Gesetzgebers zu erben, von dessen Edikten man sagte, sie seien mit Blut geschrieben. Aber nehmen Sie an, das Gesetz sei durchgegangen; nehmen Sie an, Einer dieser Männer, wie ich sie gesehen habe: ausgedörrt vor Hunger, stumpf vor Verzweiflung, unbekümmert um ein Leben, das Sie vielleicht etwas geringer zu taxiren im Begriff sind als die Kosten eines Strumpfweberstuhls; nehmen Sie an, dieser Mann, umgeben von Kindern, für die er unfähig ist, Brod auf Kosten seines Lebens zu erwerben, solle nun für immer von einer Familie weggerissen werden, welche er noch kürzlich in friedlichem Fleiße ernährte, und welche nicht mehr ernähren zu können, nicht seine Schuld ist; nehmen Sie an, dieser Mann – und es gibt deren Zehentausende, aus denen Sie Ihre Opfer wählen können – werde vor den Gerichtshof geschleppt, um wegen dieser neuen Übertretung durch dieses neue Gesetz gerichtet zu werden, so wird es doch zweier Dinge bedürfen, um ihn zu überführen und ihn zu verdammen, und diese sind nach meiner Ansicht zwölf Schlächter als Jury und eines Jefferies als Richter!

Debatte über die Motive des Earl von Donoughmore, betreffend die Bildung einer Commission zu Prüfung der Ansprüche der römisch-katholischen Kirche, am 21. April 1812.

Lord Byron erhob sich und sprach:

Mylords, die vorliegende Frage ist von dem Hause so oft, so vollständig und geschickt besprochen worden, und vielleicht nie gewandter als heute Abend, daß es schwierig sein dürfte, neue Beweisgründe dafür oder dagegen vorzubringen. Doch sind bei jeder Besprechung wieder von Neuem Schwierigkeiten beseitigt, Einwürfe gehoben und widerlegt worden; so daß sich selbst einige der früheren Gegner der Katholikenemancipation endlich herbeigelassen haben, die Bittsteller zu unterstützen. Hiebei hat sich jedoch ein neuer Einwurf geltend gemacht: »es ist jetzt nicht die Zeit,« sagen sie, »oder es ist eine ungeschickte Zeit,« oder – »es ist noch Zeit genug!« Einigermaßen stimme ich mit denen überein, welche sagen: »es ist nicht die rechte Zeit!« Diese Zeit ist allerdings vorüber, und besser wäre es, die Katholiken besäßen in diesem Augenblick ihren Antheil an unsern Privilegien, und ihre Edeln das ihnen gebührende Gewicht in unsern Räthen, als daß wir uns erst versammeln, um über diese Ansprüche zu discutiren. Es wäre in der That besser gewesen;

                      Non tempore tali
Cogere concilium cum muros obsidet hostis
.

Der Feind steht draußen und die Noth innen. Es ist zu spät, Punkte der Religionslehre zu bekritteln, wenn wir uns zur Verteidigung von wichtigeren Dingen vereinigen sollten, als das blose religiöse Ceremoniell ist. Es ist in der That seltsam, daß wir berufen sind, – nicht um über den Gott, den wir anbeten, denn hierin stimmen wir ja überein; nicht über den König, dem wir gehorchen, denn ihm sind wir Alle getreu – sondern darüber zu berathen, in wie weit ein Unterschied in den Ceremonien der Gottesverehrung, in wie weit – nicht etwa das Zuwenigglauben – sondern das Zuvielglauben (denn das ist das Schlimmste, was man gegen die Katholiken vorbringen kann), in wie weit eine zu große Verehrung ihres Gottes unsere Mitbürger außer Stand setzen könnte, ihrem Könige richtig zu dienen.

Man hat innerhalb und außerhalb dieses Hauses viel über Kirche und Staat gesagt; und obschon diese ehrwürdigen Begriffe nur zu oft zu den verwerflichsten Parteizwecken mißbraucht wurden, können wir uns doch nicht zu oft damit beschäftigen. Ich darf wol annehmen, daß alle Welt für Kirche und Staat, die Kirche Christi und den Staat von Großbritannien, kämpft, freilich nicht für einen exclusiven und despotischen Staat, nicht für eine unduldsame Kirche, eine ecclesia militans, gegen die man gerade denselben Einwurf erheben könnte wie gegen die römisch-katholische Gemeinde, und in einem noch höheren Grade, denn die Katholiken versagen nur ihren geistlichen Segen (und auch das ist zweifelhaft), während unsre Kirche oder vielmehr unsere Geistlichen den Katholiken nicht nur die geistliche Gnade, sondern auch alle zeitlichen Segnungen vorenthalten. Der große Lord Peterborough hat in diesen Räumen, oder vielmehr in den Räumen, in welchen sich die Lords damals versammelten, den Ausspruch gethan, er sei für einen parlamentarischen König und eine parlamentarische Verfassung, nicht aber für einen parlamentarischen Gott und eine parlamentarische Religion. Daß über diese Bemerkung ein Jahrhundert weg ist, hat ihr nichts von ihrer Richtigkeit genommen. Es ist in der That Zeit, daß wir diese kleinlichen Zänkereien über unbedeutende Dinge, diese lilliputanischen Sophistereien darüber, ob man die Eier leichter am spitzigen oder am runden Ende einstoße, fallen lassen.

Die Gegner der Katholiken lassen sich in zwei Klassen theilen: in solche, welche behaupten, daß die Katholiken bereits zu viel haben, und in solche, welche meinen, daß wenigstens die niederen Klassen nichts weiter nöthig haben. Die Ersteren sagen uns: die Katholiken würden sich niemals zufrieden stellen lassen; die Letztern: sie seien schon allzuglücklich. Dieser letzte Satz wird durch die vorliegende Petition genügend widerlegt, wie dies auch durch alle anderen bereits vorgelegten geschehen ist. Man könnte ebensogut behaupten, die Neger wollten nicht emancipirt werden. Doch dies ist ein unglücklicher Vergleich, denn Sie haben ja die Neger bereits aus dem Hause der Sklaverei erlöst, ohne daß deßhalb eine Petition von ihnen eingelaufen wäre; im Gegentheil gingen mehrere von ihren Herren zu dem entgegengesetzten Zwecke ein. Wenn ich dies bedenke, so muß ich bedauern daß die katholischen Bauern nicht das Glück gehabt haben, schwarz geboren zu sein. Doch die Katholiken sind zufrieden oder sollten es wenigstens sein, wie man uns sagt. Ich werde deshalb einige der Umstände berühren, welche so wunderbar zu ihrer ausgezeichneten Zufriedenheit beitragen. Die freie Ausübung ihrer Religion ist ihnen in der regulären Armee nicht gestattet. Der katholische Soldat darf sich von dem Gottesdienst des protestantischen Geistlichen nicht entfernen; und wo findet er, wenn er nicht etwa in Irland oder Spanien stationirt ist, eine Gelegenheit seinem eigenen Gottesdienste anzuwohnen? Den irischen Milizregimentern wurden katholische Kaplane als eine ganz besondere Gunst gewährt, und zwar erst nach jahrelangen Vorstellungen, ungeachtet schon ein im Jahr 1793 erlassenes Gesetz dies als ein Recht festgestellt hatte. Sind aber die Katholiken selbst in Irland genügend geschützt? Kann die Kirche auch nur eine Ruthe Landes erwerben, um eine Kapelle darauf zu erbauen? Nein! alle Gotteshäuser sind auf Grund leicht zu brechender und häufig gebrochener Mietverträge mit Laien erbaut. In dem Augenblick, da irgend ein verrückter Wunsch, eine Laune des wohlwollenden Gutsherrn Widerstand findet, kann er der Gemeinde die Thür vor der Nase zuschließen. Und dies geschieht auch unaufhörlich! Kein Beispiel ist in dieser Beziehung schlagender als das, welches zu Newton Barry in der Grafschaft Wexford vorkam. Da die Katholiken dort keine regelmäßige Kapelle hatten, mietheten sie als vorübergehendes Aushilfsmittel zwei Scheunen, die dann in Eine umgestaltet als Gotteshaus dienten. Um die Zeit, von der ich spreche, war dem Gotteshaus gegenüber ein Officier einquartirt, der ganz von jenen Vorurtheilen eingenommen schien, welche zum Glück jetzt von dem vernünftigeren Theile des Volks nicht mehr getheilt werden, wie die auf den Tisch des Hauses niedergelegten protestantischen Petitionen beweisen. Als die Katholiken sich an einem Sonntag wie gewöhnlich in Friede und Wohlwollen gegen die Menschen, zur Verehrung ihres und unseres Gottes versammeln wollten, fanden sie die Thüre der Kapelle verschlossen und man sagte ihnen, wenn sie sich nicht augenblicklich zurückzögen (ein Yeomanofficier und ein Gemeinderath unterzogen sich diesem Auftrag), so würde die Aufruhracte verlesen und die Versammlung mit dem Bajonnet aus einander getrieben werden! Sie beklagten sich hierüber bei dem Stellvertreter der Regierung. Statt ihnen Genugthuung zu geben, erwiderte dieser, er wolle einen Brief an den Obersten schreiben lassen, damit solche Störungen womöglich vermieden würden! – Man braucht dieser Thatsache kein großes Gewicht beizulegen; aber sie mag als Beweis dienen, daß so lange die katholische Kirche keine Grundstücke erwerben darf, um Kapellen darauf zu erbauen, die Gesetze für deren Schutz werthlos sind, und zugleich daß die Katholiken der Laune jedes polternden Subalternofficiers preisgegeben sind, dem es einfallen mag eine phantastische Grille zu befriedigen, seinen Gott zu beschimpfen und seine Mitbürger zu beleidigen.

Jeder Schulknabe, jeder Lakai (denn solche haben Officiersstellen in unserem Dienste erhalten), jeder Lakai, der seine Achselschnur gegen die Epaulette vertauscht hat, kann alles Das und noch mehr gegen die Katholiken verüben, und zwar kraft der ihm von seinem Monarchen zu dem ausdrücklichen Zwecke verliehenen Autorität, daß er seine Mitbürger, bis auf den letzten Blutstropfen vertheidige, ohne Unterschied der Religion!!

Besitzen die irischen Katholiken die vollständige Wohlthat, durch Geschworene gerichtet zu werden? Sie besitzen sie nicht, sie werden sie erst dann haben, wenn man ihnen auch das Recht einräumt, als Sheriff und Untersheriff zu fungiren. Bei dem letzten Schwurgericht zu Enniskillen ergab sich ein schlagender Beweis hievon. Ein Freisasse war des Mords eines Katholiken Namens Macvournagh beschuldigt. Drei ehrenwerthe, nicht widerlegte Zeugen sagten aus, daß sie gesehen, wie der Angeklagte geladen, gezielt, abgefeuert und den befugten Macvournagh niedergeschossen habe. Dies wurde in geeigneter Weise durch den Richter vorgetragen, aber zum Erstaunen der Advocatur und zum Leidwesen des Gerichtshofs sprach die protestantische Jury den Angeklagten frei. Die Parteilichkeit war so sehr in die Augen springend, daß der Richter Osborne es für seine Pflicht hielt, den freigesprochenen, aber von der Schuld nicht befreiten Mörder auf längere Zeit unter polizeiliche Aufsicht zu stellen und ihm so die Freiheit, Katholiken umzubringen, zu nehmen.

Werden die zu Gunsten der katholischen Kirche gegebenen Gesetze beobachtet? Sie werden in unbedeutenden wie in wichtigen Fällen verhöhnt. Durch ein kürzlich erschienenes Gesetz haben die katholischen Kaplane die Erlaubnis erhalten, die Gefängnisse zu besuchen; aber in der Grafschaft Fermanagh bestand erst neulich die große Jury darauf, einen suspendirten Prediger für dieses Amt zu bestimmen, und umging so das Gesetz, ungeachtet eine höchst achtbare Magistratsperson, Namens Fletcher, die dringendsten Gegenvorstellungen machte. So ist das Gesetz, so die Gerechtigkeit beschaffen, die man den glücklichen, freien, zufriedenen Katholiken gewährt!

Man hat an einem andern Orte gefragt: Warum machen die reichen Katholiken keine Stiftung für die Erziehung ihrer Priester? Warum erlauben Sie es ihnen nicht? Warum sind alle derartige Vermächtnisse der Einmischung, der hemmenden, willkürlichen, mit Unterschleifen gemischten Einmischung der Orange-Comissäre für wohltätige Schenkungen unterworfen?

Was das Maynooth Collegium betrifft, so ist dieses Institut niemals, ausgenommen zur Zeit seiner Gründung, als ein edler, an der Spitze der irischen Verwaltung stehender Lord (Camden) sich für dessen Förderung zu interessiren schien, und solange ein edler Herzog (Bedford) dort regierte, der wie seine Vorfahren stets ein Freund der Freiheit und Menschheit war und der die selbstsüchtige Politik des Tags nicht so sehr annahm, um die Katholiken aus der Zahl seiner Mitgeschöpfe auszuschließen – diese Fälle ausgenommen, ist das Institut niemals gehörig unterstützt worden. Es gab allerdings eine Zeit, wo man den katholischen Klerus beschwichtigen zu müssen glaubte: während nämlich die Union noch in der Schwebe war, jene Union, die man nicht ohne ihn durchführen konnte, da sein Beistand erforderlich war, um Adressen aus den katholischen Grafschaften zu erhalten. Damals schmeichelte man dem Klerus und liebkoste ihn, weil man ihn fürchtete, und gab ihm zu verstehen, daß man mit der Union Alles erlangen könne. Aber als jener Moment vorüber war, wurde der Klerus wieder mit Verachtung in seine frühere Dunkelheit zurückgestoßen.

Bei der Führung dieses Maynooth Collegiums wird Alles gethan, um aufzureizen und zu plagen, Alles, um die leiseste Empfindung der Dankbarkeit aus den Gemüthern der Katholiken zu wischen. Sogar das Heu, welches man auf dem Wasen macht, das Fett und der Talg der bewilligten Ochsen und Schafe muß besonders bezahlt und eidlich verrechnet werden! In der That kann diese kleinliche insektenartigen Benager des Staatsschatzes, die Hunts und Chinnerys, jene »vergoldeten Wanzen« dem mikroskopischen Auge der Minister entgehen. Wenn Sie in einer Session nach der andern, nachdem Ihnen Ihre armselige Bewilligung mit Noth abgerungen worden, noch herkommen und sich Ihrer Liberalität rühmen, so könnten die Katholiken recht gut mit den Worten Priors ausrufen:

Ich schulde John Verbindlichkeiten,
Doch es gefällt sich John damit,
In aller Welt dies auszubreiten,
So sind wir Beide mehr als quitt.

Man hat die Katholiken mit dem Bettler in Gil Blas verglichen, wer aber machte sie zu Bettlern? Wer hat sich mit der Beute ihrer Vorfahren bereichert? Und können Sie den Bettler nicht unterstützen, wenn Ihre Väter ihn dazu gemacht haben? Wenn Sie überhaupt geneigt sind, ihm zu helfen, können Sie es nicht thun, ohne ihm Ihre Pfennige ins Gesicht zu werfen?

Als Gegensatz zu dieser Mildthätigkeit wollen wir einen Blick auf die protestantischen Charter-Schulen werfen. Diesen haben Sie jüngst 41 000 Pf. verwilligt; so werden sie unterstützt, wie aber recrutirt? Montesquieu sagt über die englische Verfassung, ihr Muster finde sich in Tacitus, wo dieser Schriftsteller die staatlichen Verhältnisse der Deutschen beschreibt, und setzt hinzu: »Dieses schöne System ist im Walde gewachsen.« So kann man, wenn man von den Charter-Schulen spricht, sagen: Dieses schöne System sei bei den Zigeunern gewachsen. Diese Schulen werden auf die gleiche Art recrutirt, wie die Janitscharen unter Amurath und wie die Zigeuner heutigen Tags, das heißt durch Kinder, die man stiehlt, durch Kinder, die von ihren katholischen Verwandten durch ihre reichen und mächtigen protestantischen Nachbarn weggelockt und gekapert werden. Dies ist notorisch und ein Beispiel mag genügen, um zu zeigen, wie man dabei zu Werke geht.

Die Schwester eines Herrn Carthy, eine katholische Dame von sehr bedeutendem Vermögen, starb und hinterließ zwei Töchter, welche sofort zu Proselyten bezeichnet und nach der Charter-Schule von Coolgreny verbracht wurden. Als ihr Oheim die Sache, die während seiner Abwesenheit vor sich gegangen war, erfuhr, bat er um die Rückgabe seiner Nichten, indem er sich erbot, diesen seinen Verwandten eine unabhängige Stellung zu geben. Seine Bitte ward abgewiesen und erst nach einem fünfjährigen Kampfe und Dank dem Dazwischentreten einer sehr hochgestellten Person konnte dieser katholische Herr seine nächsten Anverwandten der Mildthätigkeit der Charter-Schulen entreißen.

Auf diese Art gewinnt man Proselyten, die man dann mit den Kindern solcher Protestanten mischt, welche sich gleichfalls dieses Instituts bedienen. Und was lehrt man sie dort? Man gibt ihnen einen Katechismus in die Hand von 45 Seiten, auf welchen sich drei Fragen befinden, die sich auf die protestantische Religion beziehen. Die eine derselben lautet: »Wo war die protestantische Lehre vor Luther?« Antwort: »Im Evangelium«. Die übrigen 44 Seiten behandeln den verdammenswürdigen Götzendienst der Papisten.

Ich möchte unsere christlichen Hirten und Meister fragen, ob dies etwa eine richtige Kindererziehung genannt werden kann? Ist dies die Lehre des Evangeliums vor Luther? Die Religion, welche »Frieden auf Erden und Ehre sei Gott in der Höhe« predigt? Erzieht man die Kinder so zu Menschen oder zu Teufeln? Es wäre besser, man schickte sie an jeden andern Ort, als daß man ihnen solche Lehren beibrächte; besser man verpflanzte sie auf die Inseln der Südsee, wo sie auf eine menschlichere Art lernen könnten, Kannibalen zu werden. Es wäre in der That weniger empörend, wenn man sie lehrte, die Todten zu fressen als die Lebendigen zu verfolgen. Das nennen Sie Schulen? Heißen Sie es lieber Misthaufen, wo die Natter der Unduldsamkeit ihre Jungen niederlegt, damit, wenn ihre Zähne scharf sind und ihr Gift reif ist, sie schmutzig und giftig daraus hervorgehen, um die Katholiken zu stechen. Doch sind dies die Lehren der Kirche von England oder der Geistlichen? Nein! die erleuchtetsten Geistlichen sind anderer Ansicht. Was sagt Paley: »Ich sehe keinen Grund, warum Männer von verschiedener religiöser Ueberzeugung nicht auf der gleichen Bank sitzen, in demselben Rathe berathen oder in den gleichen Reihen fechten sollten, gerade so gut wie Männer von verschiedener religiöser Ansicht über irgend einen bestrittenen Punkt in der Naturgeschichte, Philosophie oder Moral berathen und streiten können.« Man wird mir erwidern, Paley sei kein strenger Orthodoxer gewesen; ich kenne den Grad seiner Orthodoxie nicht, wer aber möchte läugnen, daß er eine Zierde der Kirche, der Menschheit und der Christenheit war?

Ich werde nicht bei den Beschwerden über die Zehenten verweilen, die von den Bauern so schwer empfunden werden; es dürfte jedoch nicht unerwähnt gelassen werden, daß diese Last noch durch das Procent für den Zehenteinnehmer vermehrt wird, in dessen Interesse es somit liegt, so hoch als möglich zu taxiren, und wir wissen, daß in vielen großen Kirchspielen Irlands die einzigen, dort wohnenden Protestanten aus dem Zehenteinnehmer und dessen Familie bestehen.

Unter den vielen Ursachen zur Unzufriedenheit, die zu zahlreich sind, um hier alle wiederholt zu werden, darf eine, welche die Miliz betrifft, nicht mit Stillschweigen übergangen werden. Ich meine das Bestehen von Orangelogen unter den Gemeinen. Können die Officiere dies läugnen? Und wenn solche Logen bestehen, können dieselben dazu beitragen, die Kameradschaft unter den Mannschaften zu fördern, die hierdurch im geselligen Verkehr von einander getrennt sind, ungeachtet sie in Reih und Glied neben einander stehen? Darf ein so umfassendes System der Verfolgung gestattet werden, oder kann man glauben, daß die Katholiken mit einem solchen System zufrieden seien oder sein könnten? Wenn sie es wären, wäre es ein widernatürliches Gefühl. Sie wären dann wirklich unwürdig irgend etwas Anderes zu sein als die Sklaven, zu denen Sie sie gemacht haben.

Die angeführten Thatsachen kommen von den ehrenwerthesten Autoritäten, sonst würde ich es nicht gewagt haben, hier oder an irgend einem Orte davon Gebrauch zu machen. Sind sie übertrieben, so gibt es Leute genug, die Willens sein möchten, sie zu entkräften, obschon ich nicht glaube, daß sie es vermögen. Wenn man mir entgegenhalten sollte, daß ich nie in Irland gewesen sei, so erlaube ich mir zu bemerken, daß es ebenso leicht ist, über Irland etwas in Erfahrung zu bringen, ohne je dort gewesen zu sein, als man dort geboren, erzogen und gehätschelt worden sein kann, ohne doch dessen wahre Interessen kennen gelernt zu haben, wie die tägliche Erfahrung zeigt.

Aber es gibt Leute, welche behaupten, man habe bereits zu viel Nachsicht mit den Katholiken gehabt. »Seht nur,« rufen sie, »was Alles geschehen ist! Wir haben ihnen ein ganzes Collegium zugestanden, wir gewähren ihnen Nahrung und Kleidung, den Vollgenuß der Elemente und lassen sie für uns fechten, so lange sie Glieder und Leben haben und doch geben sie sich nie zufrieden!« – Ihr edeln und gerechten Redner! Dazu und dazu allein versteigt sich eure Beweiskraft, wenn sie ihrer Sophismen entkleidet wird. Diese Leute erinnern mich an die Geschichte von einem gewissen Tambour, der in der Diensttour berufen worden war, einem zum Auspeitschen verurtheilten Kameraden diese Bestrafung angedeihen zu lassen, und den dieser bat: mehr oben zu hauen, was der Tambour that; dann weiter unten zu hauen, was wieder geschah, hierauf in der Mitte zu hauen, was er gleichfalls that, dann wieder oben u. s. f. aber alles umsonst. Der Geprügelte setzte seine Klagen mit der empörendsten Hartnäckigkeit fort, bis der Tambour endlich erschöpft die Peitsche wegwarf und ausrief: »Der Teufel hole euch! man kann es euch nie recht machen, man mag hinhauen, wohin man will!« – So haben auch Sie die Katholiken oben, unten, da und dort und überall gehauen, und dann wundern Sie sich, daß Sie es ihnen nicht recht machen können! Es ist wahr: Zeit, Erfahrung und jene Erschöpfung, welche auch die Ausübung von Barbareien im Gefolge hat, haben sie gelehrt, etwas artiger zu hauen, aber Sie bedienen sich noch immer der Peitsche und werden damit fortmachen, bis man sie Ihnen vielleicht aus der Hand reißt und dieselbe auf Ihrem eigenen Rücken und dem Ihrer Nachkommen tanzen läßt.

Bei einer früheren Debatte ist geäußert worden, – ich habe vergessen von wem? und bin auch nicht darauf erpicht, mich seiner zu erinnern – wenn man die Katholiken emancipire, warum dann nicht auch die Juden? Wenn dieser Ausspruch einem Mitgefühl für die Juden entstammte, möchte er zu beherzigen sein, aber weil gegen die Katholiken gemünzt, ist er nichts Anderes als die Rede Shylocks, von der Heirath seiner Tochter auf die Katholikenemancipation übergetragen:

Ich wollt', ein Mann vom Stamm des Barabbas
Hätt's eher als ein Christ.

Ich nehme an, ein Katholik sei ein Christ, auch in den Augen Solcher, die ihm die Juden vorziehen.

Es ist eine von Dr. Johnson (den ich für eine fast ebenso gute Autorität halte als den edeln Apostel der Unduldsamkeit, Dr. Duigenan) oft gemachte Bemerkung, daß der, welcher heut' zu Tage eine ernstliche Gefahr für die englische Kirche besorge, in der Sündflut: »Feuerjo!« geschrieen haben würde. Dies ist mehr als Metapher; denn ein Ueberrest jener Vorsündflutlichen mit Feuer im Maul und Wasser im Hirn scheint in der That bis zu uns gekommen zu sein, um die Menschen mit ihrem wunderlichen Geschrei zu beunruhigen und zu verwirren. Und da es ein untrügliches Symptom der traurigen Krankheit, von der ich sie befallen glaube, darin besteht, daß die unglücklichen Kranken beständig eine Flamme vor ihren Augen tanzen sehen, besonders wenn die Augen geschlossen sind (wie es bei den Personen, von denen ich rede, lange Zeit der Fall war), so ist es unmöglich diese armen Geschöpfe zu überzeugen, daß das Feuer, vor welchem sie beständig uns und sich selbst warnen, nichts sei als ein ignis fatuus ihrer eigenen faselnden Einbildungskraft. Wo wächst der Rhabarber, die Senna oder das sonstige Purgirungsmittel, das ihre Phantasie hiervon befreien könnte? – Es ist unmöglich, sie sind aufgegeben, sie haben das wahre

Caput insanabile tribus Anticyris!

Das sind Ihre ächten Protestanten! Wie Bayle, der gegen alle Sekten protestirte, protestieren sie gegen katholische Petitionen, protestantische Petitionen, gegen jede Art von Ausgleich, gegen Alles, was Vernunft, Menschlichkeit, Politik, Gerechtigkeit und Menschenverstand wider die Täuschungen ihres abgeschmackten Deliriums vorbringen können. Dies sind die Personen, welche die Fabel von dem Berge, der eine Maus gebar, umdrehen; sie sind die Mäuse, die glauben, mit Bergen schwanger zu sein.

Um wieder auf die Katholiken zu kommen! Angenommen, die Irländer seien wirklich mit ihrer Ausschließung zufrieden, angenommen, sie seien der Widersinnigkeit fähig, eine Befreiung gar nicht zu wünschen, müssen wir sie nicht in unserem eigenen Interesse befreien? Haben wir durch ihre Emancipation nichts zu gewinnen? Wie viel Mittel wurden seither vergeudet? Wie viel Talente sind bei dem selbstsüchtigen System der Ausschließung dem Ganzen verloren gegangen? Sie kennen den Werth der irischen Armee; in diesem Augenblick ist die Verteidigung Englands der irischen Miliz anvertraut, und während das hungernde Volk sich in der Wuth der Verzweiflung erhebt, kommt der irische Soldat seiner Pflicht getreulich nach. Allein erst wenn durch die Ausdehnung der Freiheit überallhin gleiche Energie verbreitet ist, können Sie die volle Wohlthat der Kraft, die Sie so gerne zwischen sich und die Vernichtung stellen, genießen. Irland hat viel gethan, aber es wird noch mehr thun. In diesem Augenblick ist der einzige Triumph, der nach langen Jahren beständigen Mißgeschicks gefeiert wurde, durch einen irischen General errungen worden. Er ist allerdings kein Katholik; wäre er es, so würden wir ja schwerlich seines Talentes theilhaftig geworden sein. Aber es wird wol Niemand behaupten wollen, daß seine Religion dann seine Befähigung benachtheiligt oder seine Vaterlandsliebe gemindert haben würde; freilich hätte er in diesem Falle nur in Reih' und Glied siegen können, denn man würde ihm niemals eine Armee anvertraut haben.

Er aber schlägt die Schlachten der Katholiken im Ausland, sein edler Bruder hat sich heute Abend ihrer Sache mit einer Beredtsamkeit angenommen, deren Werth ich durch den schwachen Tribut meiner Lobsprüche nicht mindern will; während ein Dritter aus ihrer Verwandtschaft, der jenen in keiner Beziehung gleicht, gegen seine katholischen Brüder in Dublin mit Circularen, Edicten, Proclamationen, Haftbefehlen und Auseinandertreibungen, kurz all' den quälerischen Mitteln des kleinen Kriegs gekämpft hat, welche die feilen Guerrillas der Regierung, die sich mit den rostigen Harnischen ihrer veralteten Satzungen panzerten, nur beitreiben konnten. – Sie, Mylords, werden ohne Zweifel neue Ehren an den Retter Portugals und den Entheber von Richtern zu vertheilen haben. Es ist in der That merkwürdig, wenn man sich den Unterschied zwischen unserer Politik im Ausland und im Inland vor Augen hält.

Wenn das katholische Spanien, das rechtgläubige Portugal oder der nicht weniger katholische und rechtgläubige König des einen Sicilien (dessen Sie ihn übrigens kürzlich beraubt haben) Hilfe nöthig haben, so ziehen Flotte und Armee, Gesandte und Subsidien aus bisweilen um sehr hartnäckig zu kämpfen, häufiger um schlecht zu unterhandeln immer aber um sehr viel für unsere papistischen Alliirten zu zahlen. Wenn aber vier Millionen Mitbürger, die für Sie fechten und arbeiten und zahlen, um Erleichterung ihrer Lasten bitten, behandelt man sie als Fremdlinge; und obschon »in ihres Vaters Hause viele Wohnungen« sind, gibt es dort doch kein Ruheplätzchen für sie. Erlauben Sie mir die Frage: Kämpfen Sie nicht für die Emancipation von Ferdinand VII., der sicher ein Dummkopf und demzufolge aller Wahrscheinlichkeit nach auch bigot katholisch ist? und haben Sie mehr Rücksichten für einen auswärtigen Monarchen als für Ihre eigenen Mitbürger, die keine Dummköpfe sind? denn diese kennen Ihre Interessen besser als Sie selbst sie kennen –, und sind auch nicht bigot, da sie Böses mit Gutem vergelten, wol aber befinden sie sich in einer schlimmeren Haft, als im Kerker eines Usurpators, denn die Fesseln des Geistes sind drückender als die des Leibes.

Ich will mich nicht über die Folgen verbreiten, die es haben wird, wenn Sie die Ansprüche der Bittsteller abweisen: Sie kennen diese Folgen wohl, Sie werden sie fühlen und Ihre Kindeskinder werden's, wenn Sie dahin sind. Gute Nacht Union! die so heißt wie lucus a non lucendo, weil man sich nämlich niemals uniren wird, – eine Union, die bei ihrer ersten Wirkung der Unabhängigkeit den Todesstoß versetzt hat und die schließlich die Ursache der ewigen Trennung Irlands von diesem Reiche sein wird. Wenn es durchaus eine Union sein soll, so ist es die des Haifisches mit seiner Beute: der Räuber verschlingt sein Opfer und so werden beide zu einem unauflöslichen Ganzen. So hat Großbritannien das Parlament, die Verfassung, die Unabhängigkeit Irlands verschlungen und weigert sich auch nur ein einziges Privilegium wieder herauszugeben, selbst wenn sein aufgeschwollener und kranker politischer Körper dadurch erleichtert würde.

Und nun, Mylords, ehe ich mich niedersetze, mögen mir Seiner Majestät Minister gestatten, ein Wort nicht über ihre Verdienste – denn dies wäre überflüssig – sondern über den Grad der Verehrung zu sagen, welche sie bei dem Volk dieser Reiche genießen. Man hat mit dieser Verehrung bei einer kürzlichen Gelegenheit innerhalb dieser Mauern in einem triumphirenden Tone geprahlt und eine Vergleichung zwischen ihrem Benehmen und dem der edeln Lords auf dieser Seite des Hauses angestellt.

Welche Summe von Popularität meinen edeln Freunden – wenn ich sie so nennen darf – zu Theil geworden ist, will ich hier nicht näher untersuchen; die Sorte Popularität aber abzuläugnen, welche Seiner Majestät Minister genießen, dürfte schwer fallen. Sie ist allerdings ein wenig wie der Wind: Niemand weiß woher er kommt und wohin er geht – – aber sie fühlen sie, genießen sie doch und rühmen sich ihrer. In der That, in welchen auch den entferntesten Schlupfwinkel des Königreichs können sie in ihrer Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit fliehen, um dem Triumph, der sie verfolgt, zu entgehen? Wenn sie sich in die innern Grafschaften begeben, werden die Fabrikarbeiter sie mit abgewiesenen Petitionen in der Hand und jenen Bändern um den Hals begrüßen, die man ihnen kürzlich votirt hat, und werden Segenswünsche auf die Häupter Derer herabrufen, welche auf eine so einfache und geistreiche Art die Mittel gefunden haben, um sie aus ihrem Elend in dieser Welt nach einer besseren zu befördern. Wenn sie nach Schottland reisen, werden sie von Glasgow bis Johnny Groats überall ähnliche Zeichen der Zustimmung erhalten. Machen sie aber einen Abstecher von Portpatrick nach Donaghadee, so laufen sie gerades Wegs den vier Millionen Katholiken in die Arme, denen ihr Antrag von heute Abend sie für immer verbinden wird. Wenn sie dann nach der Hauptstadt zurückkehren und Temple Bar passiren, ohne unliebsame Empfindungen beim Anblick der gefräßigen Nischen über diesem verhängnisvollen Thore zu empfinden, so werden sie doch dem Beifallruf der Zünfte und dem etwas lärmenderen aber nicht weniger aufrichtigen Zuruf und den »nicht lauten aber tief gefühlten« Segenswünschen bankruter Kaufleute und angsterfüllter Capitalisten nicht entgehen. Schauen sie auf die Armee, welche Kränze – aber nur nicht von Lorbeer, sondern von Nachtschatten – werden dort den Helden von Walcheren bereit gehalten! Es sind allerdings nur noch wenige Zeugen am Leben, die ihre Verdienste bei dieser Gelegenheit beurkunden können; aber eine »Wolke von Zeugen« ist von dieser tapferen Armee, die sie so edel und fromm abgesandt haben, um das edle Heer der Märtyrer zu recrutiren, bereits nach Oben abgegangen.

Wenn aber im Laufe dieses Triumphzugs (wobei sie ebenso viele Steine sammeln mögen wie das Heer Caligula's bei einem ähnlichen Triumph, dem Prototyp des ihrigen) keines jener Denkmäler erblicken, wie sie ein dankbares Volk seinen Wohlthätern zu Ehren errichtet; wenn nicht einmal ein Wirthshausschild sich herablassen wird, seinen Mohrenkopf abzulegen, um dafür die Büste der Eroberer von Walcheren aufzustecken, so wird es ihnen doch nicht an einem Gemälde fehlen und wäre es auch nur eine Karikatur, noch an einer Bildsäule, und wäre es auch nur ein in effigie Gehenkter! Doch ihre Popularität beschränkt sich nicht auf die engen Grenzen dieser Inseln; es gibt auch noch andere Länder, wo ihre Maßregeln und vor Allem ihr Verfahren gegen die Katholiken sie höchst populär machen muß. Wenn sie hier zu Lande geliebt sind, wie muß man sie erst in Frankreich anbeten! Es gibt ja keine Maßregel, die den Plänen und Gefühlen Bonaparte's mehr entgegen wäre als die Emancipation der Katholiken; keine, die seinen Projecten günstiger wäre, als diejenige, welche man gegen Irland verfolgt hat, noch verfolgt und, wie ich fürchte, auch künftig verfolgen wird. Was ist England ohne Irland und was ist Irland ohne die Katholiken? Auf dem Fundamente Ihrer Tyrannei hofft Napoleon die eigene errichten zu können. So angenehm muß ihm die Bedrückung der Katholiken sein, daß ohne Zweifel – er hat ja in der letzten Zeit einige Erleichterung im Verkehr eintreten lassen – das nächste Parlamentärschiff diesem Lande eine ganze Ladung von Sèvres-Porzellain und blauen Bändern bringen wird (Dinge, die gegenwärtig sehr gesucht sind und in hohem Werthe stehen), blaue Bänder für die Ehrenlegion des Dr. Duigenan und seiner ministeriellen Schüler. So sieht diese wohlverdiente Popularität aus, das Resultat jener außerordentlichen Expeditionen, die so kostspielig für uns und so nutzlos für unsere Alliirten sind; jener eigenthümlichen Verhöre, die so rechtfertigend für den Angeklagten und so unbefriedigend für das Volk ausfallen; jener paradoxen Siege, die, wie man sagt, so ehrenvoll für den britischen Namen und so verderblich für die besten Interessen der britischen Nation sind. Dies ist vor Allem der Lohn für das von den Ministern gegen die Katholiken beliebte Verfahren.

Ich habe das Haus um Verzeihung für dieses lange Festhalten seiner Aufmerksamkeit zu bitten, und hoffe jene um so mehr zu erhalten, als ich seine Langmuth nicht oft in Anspruch nehme.

Meine ganz entschiedene Ansicht geht zu Gunsten der Motion und in diesem Sinne werde ich auch meine Stimme abgeben.

 

Debatte über Major Cartwright's Petition.

den 1. Juni 1813.

Lord Byron erhob sich und sprach:

Mylords! die Petition, welche ich hier halte, um sie dem Hause zu übergeben, ist von der Art, daß sie nach meinem bescheidenen Dafürhalten Ihrer besonderen Aufmerksamkeit würdig ist, insofern sie, obschon nur von einer einzelnen Person unterzeichnet, Angaben enthält, die, wenn sie sich nicht als unrichtig herausstellen, die ernsteste Untersuchung erheischen. Die Beschwerde, welche der Bittsteller vorbringt, ist weder selbstsüchtig, noch nur in seiner Einbildung vorhanden. Sie geht nicht nur von ihm aus, sondern sie wurde und wird von Vielen getheilt. Es ist Niemand außerhalb diesem Hause noch auch innerhalb desselben, der sich nicht morgenden Tags gleichen Beschimpfungen und Widerwärtigkeiten preisgegeben sehen könnte, wenn er eine gebieterische Pflicht erfüllt und für Wiederherstellung der wahren Verfassung dieser Reiche, für Parlamentsreform petitionirt. Der Bittsteller, Mylords, ist ein Mann, dessen langes Leben ein unaufhörlicher Kampf für die Freiheit des Individuums gegen jenen ungehörigen Einfluß war, der stets angewachsen ist, noch anwächst und nothwendig vermindert werden muß. Und welche Meinungsverschiedenheit auch in Betreff seiner politischen Grundsätze bestehen mag, so werden nur Wenige die Aufrichtigkeit seiner Absichten bezweifeln wollen. Selbst noch jetzt, da er gebeugt von Jahren und nicht frei von den Schwächen ist, die sein Alter begleiten, – obwol noch ungeschädigt an seinen Talenten und unerschüttert im Geist: frangas non flectes – trägt er manche Wunde im Kampfe gegen die Corruption davon. So mag ihm auch diese neue Beschwerde, diese frische Beschimpfung, über die er sich beklagt, eine neue Narbe aber gewiß keine Schande bringen.

Die Petition ist von John Cartwright unterzeichnet. Diesem Manne ist im Lauf der gesetzlichen Betreibung jener Reform in der Volksvertretung, womit dem Parlament und Volk nur der größte Dienst geleistet werden kann, die schmähliche Beleidigung widerfahren, welche nun den Hauptgegenstand seiner Petition an das Haus der Lords bildet. Sie ist in einer festen aber achtungsvollen Sprache niedergelegt, in der Sprache eines Mannes, der weiß, was er sich selbst schuldig ist, der aber zugleich die dem Hause schuldige Rücksicht nicht außer Augen läßt. Der Bittsteller führt unter andern Momenten, die für Alle, welche ebenso in ihrem Gefühl wie nach Blut und Geburt Briten sind, gleiche wo nicht noch größere Wichtigkeit besitzen, – an, daß er am 21. Januar 1813 zu Huddersfield mit noch 6 andern Personen, die von seiner, Ankunft gehört hatten und die ihm, lediglich um ihm einen Beweis ihrer Achtung zu geben, ihre Aufwartung machen wollten, von militärischen und bürgerlichen Offizianten festgenommen und mehrere Stunden lang eingesperrt gehalten worden sei, wobei er sich groben, beleidigenden Muthmaßungen in Betreff seines Charakters von Seiten des commandirenden Officiers ausgesetzt gesehen habe; daß er endlich vor eine Obrigkeit geführt und erst dann freigelassen worden sei, nachdem eine Prüfung seiner Papiere erwiesen, daß nicht nur keine gerechte, sondern nicht mal eine verfassungsmäßige Beschuldigung gegen ihn vorliege, und daß ungeachtet die vorsitzende Magistratsperson ihm eine Abschrift des gegen den Bittsteller erlassenen Haftbefehls versprochen, diese ihm später unter verschiedenen Vorwänden, vorenthalten und bis zur Stunde noch nicht gewährt worden sei. Namen und Stand der Betheiligten wird man in der Petition angegeben finden. Was die einzelnen in der Petition berührten Punkte betrifft, so will ich mich jetzt darauf nicht einlassen, da ich die Zeit des Hauses nicht zu lange in Anspruch nehmen möchte. Ich erlaube mir nur die Aufmerksamkeit Ihrer Lordschaften auf den allgemeinen Inhalt zu lenken, insofern die Rechte dieses ehrwürdigen Bürgers in Sachen des Parlaments und des Volks verletzt wurden und es meiner Ansicht nach das höchste Zeichen der Achtung ist, die dem Hause gezollt werden konnte, daß es der Petent vorgezogen hat, sich Ihrer Gerechtigkeit anzuvertrauen statt an einen gewöhnlichen Gerichtshof zu appelliren. Welches auch das Schicksal seiner Beschwerde sein mag, so ist es mir eine allerdings mit Bedauern über die Veranlassung gemischte Genugthuung, daß ich diese Gelegenheit habe, um die Unannehmlichkeiten öffentlich zu constatiren, welchen sich Derjenige ausgesetzt sieht, der die gesetzlichste und dringendste seiner Pflichten verfolgt und eine Parlamentsreform mittelst Petition erstrebt. Ich habe den Gegenstand der Beschwerde nur kurz berührt, der Bittsteller hat ihn weitläufiger auseinandergesetzt. Ich hoffe, Ihre Lordschaften werden eine Vorkehrung treffen, um ihn zu beschützen und ihm Genugthuung zu verschaffen, und nicht nur ihm allein, sondern dem ganzen in seiner Person durch die unbefugte und ungesetzliche Einmischung bürgerlicher und militärischer Gewalten verletzten Volke, dem man auf diese Art das Petitionsrecht an seine Vertreter unmöglich zu machen sucht. –

Seine Lordschaft legte hierauf die Petition des Majors Cartwright vor, welche verlesen wurde, und die sich über die Begebenheiten in Huddersfield und die Zwangsmaßregeln beschwerte, welche man an verschiedenen Orten im Norden des Königreichs gegen das Petitionsrecht traf, und welche Petition nach dem Antrag Seiner Lordschaft auf den Tisch des Hauses niedergelegt werden sollte.

Nachdem verschiedene Lords über die Frage gesprochen, erwiderte Lord Byron, er habe es für seine Pflicht gehalten, die Petition der Betrachtung ihrer Lordschaften zu unterbreiten. Ein edler Earl habe den Einwurf dagegen erhoben, daß dies keine Petition, sondern mehr eine Rede sei, und daß sie keine eigentliche Bitte enthalte, nicht angenommen werden könne. Warum es denn nothwendig eine Bitte sein müsse? Wenn man dieses Wort in seinem eigentlichen Sinne nehme, so könnten doch ihre Lordschaften nicht erwarten, daß irgend Jemand sie anflehe (pray, eigentlich »anbete«). Er habe nur noch zu sagen, daß die Petition sich zwar an einigen Stellen vielleicht derb ausdrücke, jedoch ihr Anliegen nicht in ungeeigneter Weise vorbringe, vielmehr eine respectvolle Sprache gegen ihre Lordschaften führe; er mochte deshalb darauf vertrauen, daß ihre Lordschaften die Petition annehmen würden.

 

Ende.

 


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