Laurids Bruun
Van Zantens törichte Liebe
Laurids Bruun

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Zusatz

27. August 1866.

Hier muß ich Schluß machen, kann Madan nicht weiter auf seiner abenteuerlichen Reise begleiten.

Der Schiffbruch bedeutete keinen Schiffbruch für ihn, im Gegenteil, er begrüßte ihn mit Freuden, wie eine Einleitung, obgleich das Abenteuer anders ausfiel, als er sich zu Anfang der Reise gedacht hatte. Er wollte reich an Sieg und Ehren heimkehren, wie auch ich es in meinen Knabenjahren träumte, und auch er wurde aus seiner Bahn gerissen. Wahrscheinlich ist es folgendermaßen zugegangen: Eine Eingeborene hat sich in ihn verliebt und ihm freigiebig ihre Arme geöffnet – und er hat sich nicht losreißen können. War es ein Abenteuer? Nein, es war ein Mißgeschick. Er hat sich nicht entwickelt, und wir haben nie wieder etwas von ihm gehört.

Als ich zum erstenmal von ihm las, wurde ich von ihm und seinem Abenteuer so stark ergriffen, daß er mir wie mein zweites Ich erschien, und ich gelobte mir, aus dem trocknen Bericht und den knappen Worten ein lebendiges Bild von ihm und seiner Umgebung zu formen. Seine Schuld ist es nicht, daß er mich jetzt nicht mehr interessiert, ich bin ein anderer geworden, das ist die Sache. Das Leben ist mir zu ernst geworden, um darüber zu fabeln, es will gelebt werden.

Der Hauptgrund ist nicht, daß ich in meiner Liebe enttäuscht wurde, sondern daß ich die Kehrseite der Zivilisation zu sehen bekam, ich sah die weiße Frau wie eine Karikatur der ursprünglichen »Wilden«, sah natürliches Lebensgefühl zu »batavischer Form« entstellt.

Würde ich nun wie Madan auf der Insel bleiben und mit den »Wilden« leben, könnte man es nicht als Abenteuer bezeichnen, sondern es wäre eher eine durchdachte, durch die Ereignisse meines Lebens bestimmte Handlung, eine Zuflucht, ein Weg zur Rettung. Denn jemand, der einen Schiffbruch wie ich erlitten hat, lebt beständig in der Hoffnung, daß er vielleicht unter einem anderen Himmelsstrich eine natürlichere Wirklichkeit finden kann.


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