Joachim Wilhelm von Brawe
Der Freigeist
Joachim Wilhelm von Brawe

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Fünfter Auftritt.

Clerdon.

Clerdon. Das letztemal empfunden, was es sei, von irgendeinem Wesen geliebt zu werden! Hinfort in jener Zukunft voll Grauen wird mein Teil nur Haß sein; alles, mich selbst werde ich hassen, und allem werde ich ein Abscheu sein – Was zaudre ich noch? ich muß den Tod wählen. Die Erde, die jeden Augenblick unter meinen Füßen wegzuweichen droht, dieses Licht, das mir itzt so fürchterlich glänzt – diese vor meinen Blicken herumirrenden Bilder des Todes vermag ich nicht zu ertragen. Ein so peinigend Schicksal auch meiner wartet, so kann es doch nie dieses wütende Feuer, diesen innern Tod, den ich fühle, übertreffen – Vielleicht irre ich – so sei es. Eine unwiderstehliche Rache treibt mich zu dem Abgrunde, dem ich umsonst zu entfliehn suche – Name eines Freigeists, auf den ich einst stolz war, wie verfluche ich dich itzt! O träfe die ein dem meinigen ähnliches Weh, die ihn zuerst erfanden, die zuerst einen unseligen Ruhm daransetzten. Empörer wider den Unendlichen und frevelnde Wahnwitzige zu sein. Von euch müsse das Verderben so vieler gefodert werden, Lehrer der Raserei! eine Sündflut von Flammen der rächenden Allmacht müsse euch überströmen! – Wie empört sich alles in mir! Wie schauert der Seele für der entsetzlichen Minute! – Deine Rache soll nicht länger verzögert werden, Blut meines Freundes – ich höre dein Rufen – ich verstehe euch, Töne des Todes – ich eile. (Er erblickt den Henley.) O Abscheu! Da ist mein Verderber.


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