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[Widmung]

 

 

B. Carneri
Dem treuen Kämpfer
für eine einheitliche, ideale Weltanschauung.

 

 

Ihren Namen meinem Buch vorzusetzen, mein teurer Freund, war beschlossene Sache bei mir, als die Beratungen wegen des mir vom Herausgeber gewordenen Auftrags zwischen uns erledigt waren. Ihr freundschaftliches Zutrauen zu mir, ich könne die Leistung übernehmen, gab mir den erforderlichen Mut, und während der Dauer der Arbeit selbst gewährte mir Ihre aufmunternde Teilnahme eine wesentliche Erleichterung der Schwierigkeiten, die ich zu überwinden gehabt.

Mein Buch ist, der Bestimmung der Sammlung gemäß, zu welcher es gehört, für gebildete Leser berechnet, ohne Ansprüche, den Fachgelehrten irgend etwas neues oder für sie wichtiges zu bieten; eben so wenig ist es auf diejenigen abgesehen, denen es um eine strengwissenschaftliche Beschäftigung mit Spinoza zu thun ist. Für deren Bedarf ist ausreichend gesorgt in Hand- und Lehrbüchern, auf die sie nicht erst durch mich verwiesen zu werden brauchen. Dem entsprechend sind auch die Anmerkungen und Citate gehalten, die sich am Schlusse meiner Darstellung finden. Wo diese eventuell nicht ausreichen sollten, ist die Zugänglichkeit der nunmehr allgemein verbreiteten Nachschlagebücher vorausgesetzt.

Am Herzen lag mir besonders, der neuerdings wieder aufgekommenen Geringschätzung Spinozas entgegen zu treten. Ich habe zeigen wollen, daß ihm der Ehrenkranz gebührt, den ihm einige der Neuesten entreißen möchten. Obwohl sein Wirken einem Kulturstreben angehört, von dem wir durch zwei Jahrhunderte getrennt sind, darf nie vergessen werden, daß es ein durchaus fortschrittliches gewesen, bedingt durch seine Auflehnung gegen die Eiferer, deren Epigonen heute noch ihren unheilvollen Einfluß wider die Grundbedingungen menschlicher Entwicklung behaupten möchten. Was Ihre stete Überzeugung gewesen, habe ich zu zeigen gesucht: daß wir ihn als einen der edelsten und bedeutendsten Mitstreiter im Ringen um die nämlichen kostbaren Lebensgüter zu erkennen haben, für die er seine ganze Kraft eingesetzt.

Genau so wie wir die Bedeutung Spinozas bei unsern Erörterungen für uns festgestellt, habe ich mich bemüht sie zu fassen und zu geben. Ist es mir gelungen, nicht gar zu weit hinter dem zurückzubleiben, was Ihnen, einem der gewiegtesten Spinozakenner, als das richtige erscheint, so darf ich vielleicht hoffen, meinen Lesern ein nicht ganz unwillkommenes oder überflüssiges Buch geboten zu haben.

Helsingfors, den 31. Juli 1893.

Wilhelm Bolin


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