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Prolog.

Ein Mährchen aus dem grauen Alterthume
Hab' ich mir – dreist genug – zum Stoff erwählt:
Ein Mährchen, aller Mährchen Stern und Blume,
Das heitern Reiz mit tiefem Sinn vermählt!
In Bildern hat es einst mit hohem Ruhme
Zu Rom der große Raphael erzählt:
In seiner Spur bescheiden will ich schreiten,
Das wird zum Ziel am sichersten mich leiten.

Ihr Alle wißt, wer Raphael gewesen:
Ihr habt manch' herrlich Werk von ihm geschaut,
Von Andern doch vernommen und gelesen,
Euch schauend, hörend, lesend dran erbaut!
Doch ob mit jener Villa der Farnesen
Und ihren Bilderzierden Ihr vertraut –
Verzeiht, wenn leere Zweifel mich bethören! –
Das möcht' ich nicht für Alle just beschwören.

Auch hätte Niemand Euch drum auszuzischen,
Geneigter Leser, holde Leserin,
Doch setzt: ich irre mich: – wie leicht verwischen
Erinnerungszüge sich im hellsten Sinn!
Vergönnt mir drum ein wenig aufzufrischen
Die blaffen Formen, Farben immerhin:
Ein Saal ist dort, dem vierzehn Fenster eben,
Je fünf und zwei, der Architect gegeben.

Darüber gaukeln vierzehn Amoretten
Und tragen Amors prahlende Trophä'n:
»Kein Held, kein Gott kann sich vor Ihm erretten!«
Das giebt ihr Thun Euch deutlich zu verstehn!
Auf lust'gem Grund, umzirkt von Blumenketten
Füllt unser Mährchen andrer Felder zehn.
Sein Abschluß – gönnt, daß ich ihn noch verstecke! –
Spannt festlich sich im Teppichschmuck der Decke.

Aus einer Ecke sei nun angefangen:
Ein Bild, auch wohl ein Paar, wie's eben paßt,
Sei lustig vom Octavenkranz umhangen,
Doch siebenmal dazwischen mach' ich Rast,
Und weil just vierzehn Amorsiege prangen,
So viel als Zeilen ein Sonett umfaßt –
Nennts ein Sonett, das Raphael gedichtet! –
Sei hievon in Sonetten Euch berichtet!

Kurz wie im Saal Stichkappen und Lünetten
(Verzeiht, daß ein Poet so sachlich spricht),
Soll hier mein Mährchen wechseln mit Sonetten,
Wie man in Locken bunte Schleifen flicht!
Und möchtet Ihr –Ihr werdet, möcht' ich wetten! –
Die Bilder sehn, davon mein Büchlein spricht,
So dürft in unsren fortgeschritt'nen Tagen
Ihr nur beim – Photographen Eine Prachtausgabe der nachfolgenden Dichtung mit sämmtlichen betreffenden Kompositionen Raphaels in photographischer Nachbildung ist in dem photographischen Verlagsgeschäft von Gustav Schauer in Berlin erschienen. darnach fragen! –

*

 


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