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Einleitung

Geschichte nennt man Geschichten, denen der Erzähler einen Sinn gibt: Veritas in verbo, non in re consistit, sagt Thomas Hobbes, im Worte, nicht in der Sache liegt die Wahrheit. Was der Einzelne aus dem Material des Lebens macht, das erst ist Leben. Damit aus dem Kloss Erde ein Mensch würde, nahm Gott der Herr ein Rohr und blies ihm Seinen Odem ein. So tut der Dichter. Das ist seine Gottähnlichkeit. Er ruft die Menschen bei ihren Namen auf, die sie ohne seine nennende Stimme nicht wissen. Er ordnet das Chaos. Das ist sein Sinn. Er trägt ein Bild der harmonischen Welt in sich, wie eine Tafel, wie einen Plan, wonach sie sich zurechtzufinden. Er ordnet aus der Einheit seiner Person, die ihm aufgetragen ist, die Vielheit: er schafft nach seinem Ebenbilde. Er stellt aus jedem Menschenleben das Symbol dieses Lebens in die Welt wie Richtmarken und Wegzeichen durch das Verschlungene. Die Menschen sind an dem zu erkennen, was die Dichter über sie aussagen. Keine Definition ist genauer.

Ich erzähle hier ein paar Lebensläufe, sonderbar scheinend, doch einfach im Grunde, denn sie sind Ausdruck von Leidenschaften, allen gemein, hier nur in einem beherrschenden Masse. Dadurch auffallend, aber nicht unverständlich fremdartig. Ja, es ist das Auffallende dieser Leben vielleicht gerade ihre Einfachheit, denn das Leben eines Trambahnschaffners scheint mir viel komplizierter und verwirrter. Definieren heisst die Wildnis einer Idee mit einer Mauer aus Worten umgeben. Die Mauer um die Idee des Abenteurers zu legen, wäre leichter als um die Idee des Trambahnschaffners. Diese Aufgabe erlasse ich mir, weil sie zu leicht ist. Und begnüge mich damit, anspruchslos die Lebensgeschichten zu erzählen, die hier folgen.


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