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Peripetie des Dramas im Westen

Frühlingsstürme von Elsaß bis Ypern

Nur schneller Bewegungskrieg konnte uns retten wider ständig wachsende Erdrosselungswut, dieser aber versank in Winterschlaf, nur stoßweise aufgerüttelt durch heulende Stürme. Bald gab es viel neue Brennpunkte und es roch dabei in Greuelmärchen nach verbranntem Menschenfleisch, daß den Kongokannibalen das Wasser im Maul zusammenlief. Neue Siedehitze der Furia Francese bei Arras behandelten deutsche Kugelspritzen mit kalten Wasserstrahlen. Umsonst suchte die Angriffswelle vom Oise- zum Sommetal heraufzusteigen. Auch neuer Einfall im Sundgau war nur Verlegenheitseinfall der Militärpolitik. Fruchtlos ergossen sich (später auf 40 anwachsend) 30 Alpin-Bataillone nach Münster. Kanonendonner erstickte das Läuten der Sonntagsglocken in Thann. Schneestürme begrüßten Sylvesterglocken. Der Alpenjäger schwarze Baretts hoben sich von prallweißer Schneefläche ab, wo sie die Vogesen in feuriger Umarmung hielten. Auf ansteigender Bergstraße emporstürmend, begegnete ihr Ungestüm bei Sennheim den 25. bei Zimmersheim den 69., bei Steinbach 161. Rheinländern, hierher versetzt, wo für sie flandrischer Regen sich in Schneetreiben verwandelte. Die Munitionskolonnen aus Belfort blieben in Schlackenschlamm stecken, so regierte das Bajonett auf Halde und Bergnase. Bald wurden die Alpins, in jedem Kino als Blüte französischer Herrlichkeit vorgeführt, die leidtragenden Kreuzträger. Auf Hartmannsweilerkopf starb eine verschneite Chasseurkompagnie einfach Hungers, das vereiste Geröll und die Ringburg am obersten Gipfel erklommen Mecklenburger Jäger, bayrische Ulanen machten gestiefelt und gespornt die Kraxelei mit, wobei die auf höchste Tannenwipfel hinaufgekletterten Baumschützen aus Körben ihre Geschosse in die Tiefe schleuderten. Meist fließt im Bergkrieg mehr Schweiß als Blut, er übt poetischen Reiz, doch sein weitdröhnendes Echo heißt viel Lärm um Nichts bezüglich der Verluste. Als freilich 23. R. der Bayr. 8. R. D. im Münstertal den Barenkopf erstürmte, blieben von 8. Komp. nur 53 übrig, der greise Regimentskommandeur fiel in erster Reihe, Handgranate in der Hand; das Regiment verlor bis 20. März in einem Monat 31 Off., 890 Mann. Die Rheinländer färbten auch den Rhein-Rhone-Kanal mit eigenem und Feindesblut. Im Sennheimer Waldgebiet focht 75. R. mit Holsteiner Ersatz spartanisch, bei Aspach entriß sogar Hagenauer und Molsheimer L. St. dem Feind seine Masch. Gew. Ruhmvoll wehrte sich 123. L. W. am Sudelkopf gegen 24. Alp., 334. I. vom 11.–25. Febr., erst am 23. März entrissen 28. Alp. und vier andere Bataillone den Hartmannsweilerkopf zwei braven L. W. Battl., 6. L. W. D. gewann bis 5. März den Reichsackerkopf.

An Maas und Mosel rüttelte Dubail am Pfahl im Fleisch, doch der Mihielriegel war zu fest; jede Vorbewegung über Pont à Mousson erstickte in Blut. 27., 32. Thür. L. W. hielten den Priesterwald. Viel bedeutender focht der Kronprinz in den Argonnen, die seit langem hochgehenden Wogen der Siegeinbildung Sarrails und Gerards glättend. Vom Pavillon Bagatelle ging K. Bronchin scharf an, doch verlief sich spurlos als Bagatelle im sickernden Waldlabyrinth und sinkendem Nebel. Die Neujahrsbescherung verlief so bös, daß Sarrail auf französische Sitte der Neujahrsgeschenke verzichtete und Gerard sich vor 5. Jg., 11. D. über den Charmesbach verzog, der für ihn keinen Charme mehr hatte. Verdrießlich zog er 3., 10. D. aus der Front ob übergroßer Einbuße und warf eine schwarze Kol. Brig. als passendstes Futter in den dunklen Waldschlund. Die stille Arbeit des Kronprinzen, die nicht ins Auge fiel, gab sich keinen Tag der Ruhe hin. Trübe Schwaden umflorten die Tiefe der Argonnen, der Rest war Schweigen, unheimliches Schweigen der Grabstätten. Hätte man Gérard damals prophezeit, er werde als gebieterischer »Sieger« im Rheingau hausen! In düstere Waldschatten versenkt, nicht von Reklamelicht beschienen, pflückte hier der Kronprinz mit seinen Schwaben und Lothringern unverwelkliche Lorbeeren.

Langle und Esperet verabredeten, gemeinsam zum Schlage auszuholen, und reizten auch Maunoury; doch sein Schwertarm sank gelähmt nieder. Wo drüben Brandenburger Artillerie donnernde Neujahrsgrüße sandte, schoß er seine Rimalhohaubitzen ein und wälzte in regenschwarzer Nacht unter Gaswolken Marokkaner heran, die man in allen Armeen herumbot und sich auslieh. Doch die 5. D. zuckte über die flinken Chasseurs und die folgende 54., 55. Reserve Div. wie der Blitz herein. Steigen der Aisne zerriß die Schiffsbrücken bei Soissons. Die Beute war beträchtlich, der Verlust (3250) größer als bei irgendeiner anderen Div. außerhalb der Champagne. Später überrannten d'Elsas Sachsen bei Craonne die Bordelaisen in wenigen Minuten mit Sturmleitern und Grabentreppen, obschon Basken und Gascogner Bergleute der Hautes Pyrenées mutig dem Ruf ihrer Hörner folgten und sich erst spät in ihr Schicksal ergaben. »Unser Verlust verhältnismäßig gering« ist ein verkniffener Ausdruck, nur 102. Zittau (1250) trug hauptsächlich den Kampf. Mit schon eingerissener Unart, hundertstündige Kanonade als Warnungstafel aufzustecken, brach d'Elsa, nur ¾ stündige Beschießung aus 119 Geschützen genügte. Angesichts deutscher Zwingburg des Laonplateaus blieb französische Trutzansage nördlich der Aisne verlorene Liebesmüh, bis man dies zwei Jahre später in erhöhtem Maße wieder aufnahm.

Bei Arras darf man die Iliade der Lorettohöhe nicht zu frühzeitig aussingen. Die Wallfahrt dreifarbiger Banner zu unserer lieben Frau von Loretto ertrank zunächst in Lehm und Wasser, erst im März fanden hitzige Siegbewerber Erhörung und nicht lange besaßen sie die kahle Kapellenhöhe. 110. Bad. stand hier groß da. Längs der Chaussee Arras–Lille dunkle Rauchwolken bei Maulwurfsarbeit der Minierer und Minenwerfer, Flammenspritzer bei Trichterhöhlung. Wo der Basséekanal sumpfiges Weideland durchstreift, schickten die Briten nach alter Gewohnheit ihre Vasallen ins Vordertreffen, damit deutscher Stahl sich an Indern abwetze. Die Westfalen machten Bekanntschaft mit kleinen schlitzäugigen Mongolen, den Gurka-Kopfabschneidern »zum Schutz der Kultur gegen die Hunnen«. Manch braver Sohn der Roten Erde fand in der freien Lysebene schon ein Dezembergrab. Die Hessen der heldischen 11. Jäger schmolzen auf ihrem Ehrenposten Richebourg von Monat zu Monat. Jede Partei betrachtete die andere aufmerksam, das Ringen trug den Ausdruck besonderer nationaler Erbitterung. Rupprechts Armeebefehl, wir hätten den Krieg vornehmlich »den Neid jenes Volkes« zu verdanken, schmeichelte sich dem Volksempfinden ein. »Vergeltung« an der Englischen »Hinterlist«, die sich doch nur von gallischer Revanche und Panslavismus ins Schlepptau nehmen ließ! Über die Lissauerei »Wir haben nur einen Feind« wollten Franzosen und Russen sich krank lachen. Was wußte »England« von der Kanaille seiner Geheimdiplomatie, deren superkluger Weltherrschaftwahn sich nachher selbst eine Zuchtrute in den zärtlich aufgepüppelten Galliern band! Das Englische Heer verbesserte sich, je mehr Freiwillige zuströmten und die Berufssoldaten ersetzten, doch im gleichen Tempo steigerten sich die Verluste. Die vorspringenden Punkte des Badenser Flachbogens, des systematisch zerschossenen Vermelles, hielt 111. mit mäßiger Einbuße, aus den Trümmern von Schloß, Kirche, Brauerei immer wieder emporsteigend. Hier sanken auch braune Kerle im roten Burnus unter wohlgezielten Schüssen, abgesessene Spahis. Über die Inder ging ein gewaltiges Strafgericht der Westfalen weg. Ehe noch die Sikhs und Gurkas ihre sichelförmigen Krummsäbel handhabten, waren sie in den Gräben und schlugen alles tot. Dann türmten sich die Leichen englischer Brigaden meterhoch, Givenchy ward ausgeräumt mit Handgranaten. So wurde es hier stille, die Kanonen schwiegen, French wurde der Türme Lilles nicht ansichtig. Seine schwarzen Panther krochen nun nicht mehr wie Schlangen durchs Gras an deutsche Vorposten heran, diese Gurkas hatten mit den Hochschotten eine »Couleur«, Bluthunde der Fremdherrschaft, allen Indern ein Greuel. Man beköstigte diese Menagerie in deutschen Gefangenenlagern, nicht minder Maoris und gelbe Anamiten als edle Bluträcher wider die Hunnen! Lange wird's dauern, ehe England diese Schande und dies Verbrechen von sich abwäscht. Alle Wohlgerüche Arabiens und der feinsten Seife perfider Heuchelei bringen das nicht fertig.

Auf der übrigen Westfront ging lange jedes deutsche K. dem anderen mit gutem Beispiel voran, wer am wenigsten verliere. Die Saarbrücker steckten damals schon in Masurien unter Schnee und Eis ein solches Nordlicht auf, daß endlich ihr ungewürdigter Wert in vollem Glanz erstrahlte. Hier aber im Somme- und Scarpetal kündigte kein Wetterleuchten an, welches Schlachtgewitter dort künftig niederprasseln werde. So rüstige Arbeit die Badenser verrichteten, in deren Hände sogar Gefangene der Schottengarde fielen und die zu gleicher Zeit, wo Petains Glorie-Wallfahrer am Fuß der Lorettohöhe den Segen der Feldkaplane zum Sturm erbaten, Maudhuys Feuereifer bei Loos empfindlich dämpften, so gern wir den glänzenden Schneid der Leipziger hervorheben, die ohne viel Federlesens das 3. engl. K. von Stellung zu Stellung trieben, so verdienen die Westfalen doch den Hauptpreis. Ihre Ausrenkung der ganzen entblößten Front nördlich Arras kostete ihnen seit Oktober nun schon 14 300, dabei hatten sie die aufreibende Reimsschlacht hinter sich. Mit Stolz und Rührung schaut man auf diese Eichenmänner, die immer ungebeugt im Wettersturm ihr Haupt erhoben. Sie rangen mit den Schwaben um die Ehre, wer die meisten streitbaren Söhne dem Vaterland opferte. »Der großartige Angriff eines preußischen Regiments« (englischer Bericht) betrifft die 56er. Bemerkenswert wäre hier noch Vorgehen von 76. hanseatischer L. W. westlich Lille (520). Stetig streckte General Haigh's 2. A. ihre Fühler gegen Neuve Chapelle aus, im März kam es dort zu furchtbaren Auftritten.

Wieder glänzte deutsche Strategie durch Abwesenheit, denn das zwecklose Abwursteln bei Ypern, wo beide Parteien im Wurstkessel saßen, konnte nur gedeihlich enden, wenn man sich an der Lys stark machte und French bei Bethune von der Yser abschnitt. Er selbst scheint dies erwartet zu haben, deshalb seine ständigen Angriffe südlich der Lys. Als er sich jetzt den Schaden besah, waren nicht nur altenglische Regimenter wie 3. Leicester, Cheshire, Northampshire aufgerieben, sondern auch die Elite wie Gordon- und Cameronhochländer, »Schwarze Wache«, Scaforth Hochschotten schmolzen auf eine Handvoll, 1. Guards auf ein Zehntel, sie hatten fast keine Offiziere mehr. Wenn man bis Neujahr 88 000 Verl. berechnete, täuschte man geflissentlich mit altem Kniff aus Welligtonzeit. Zwei Dinge kann man nicht gut fälschen: die Zahl der Toten und der verlorenen Offiziere, weil sich dies kontrollieren läßt. Dagegen wagt man bei Angabe verwundeter Mannschaft das Verwegenste. Bei Waterloo laut Gesamtrapport 10 Mann pro 1 Inf. Off., nach Spezialausweis viel höhere Regiments- und Offiziersziffer, ohne daß die einmal gebuchte gefälschte Gesamtziffer geändert wird. Am 14. Dez. bekannte man sich zu 1133 Off. tot, 2225 verw. 313 vermißt, dabei 15 Generäle, 108 Obersten, 322 Majore. Bei 445 Stabsoff. nur 2925 Subalternen ist ebenso lächerlich, wie 1646 t. u. verm. zu nur 2225 verw. Die »Times« gestand zu, daß 40 Mann auf einen Off. zu rechnen seien, somit rund 135 000 auf 3400 Off. Solche Rechnung dringt in den Nerv der Unstimmigkeit, denn dies war erst Mitte Dezember und gar viel trat noch hinzu.

Bei Ypern orkanartige Wolkenbrüche, die Landschaft unter Wasser, Wasser oben und unten. An Räumung der Schlamminsel St. Georges hatten die Belgier eine kindische Freude, weniger die Engländer am Zustand ihrer Gräben. Die wohltuende Beschäftigung unserer Kriegsfreiwilligen, das Grundwasser auszuschöpfen, unterbrachen angenehme Aufmerksamkeiten von zarter Feindeshand, so verlor 215. R. vom 16. Dez. bis 5. Jan. 1300, anderwo war man stiller, 12. Art. Landau bei Ostaverne rumorte kräftig, doch das ganze Pfälzer K. verlor nur 900. Unruhig ging es aber in der Champagne zu, wo sich die Einbuße 4500 zwar auf zwei rheinische K. verteilte, doch kamen 29., 31. Brig. nach Ypern und Elsaß abhanden, welche Schwächung Einems sich Langle zu nutze machte. Dafür rückten 1. Ers. Rgt., 1., 2., Bayr. L. W., 9. L. W. Art. Koblenz ein, eine Weile hospitierte hier 224. R. Weimar bei Massiges, jetzt schon an der Miazga. Mit Bestürzung merkt man, wie O. H. L. den wunden Punkt entblößte. Doch die rheinische Linie behielt ihre Festigkeit, der Pachthof Beauséjour ward am 20. Dez. kein »schöner Aufenthalt«, sondern ein Kalvarienweg für das abgeschmetterte 1. fr. K., das unter Strichfeuer vom Kalvarienberg geriet. Das 17. K. nahm zwar das Kiefernholz von Mesnil, doch selbst die schöpferische Einbildungskraft der Pariser Presse konnte das ganze Treiben General Langles bis Mitte Februar keinen Sieg nennen. Er machte zwölftägige Kanonade zur Regel, Trommelfeuer wurde ein Warnungssignal: Paßt auf!

Bezeichnenderweise verweilt die G. St. Schr. über die Champagneschlachten mit Vorliebe bei dem Regulären aus den wohlbekannten durchsichtigen Gründen, der Historiker wird aber das Reservistenk. herausstreichen, auf dem schon seit Dezember die Wucht des feindlichen Angriffs lag. Langle maskierte lange seine bösen Absichten mit verstecktem Spiel, bis er plötzlich am 16. Februar drohend sein Schwert schwang. Daß er »6 vollaufgefüllte K.« hatte, darin war unser G. St. falsch berichtet, er hatte nämlich inkl. der kampfunfähig gewordenen und jetzt wieder in Bereitschaft gesetzten 23., 60. D. volle 18 D. »Sechsfache Übermacht« besaß er aber damit nie, mit Recht spottete Joffre über »zwei schwache rheinische Div.« im H. B., als ob 8., 12. R. K. garnicht vorhanden wären. Zweideutige Wendungen »Bataillone der Garde« »andere Verbände« verwischen, daß dies 60 neue Verstärkungsbataillone waren. Nur zu Anfang standen 42 rheinische gegen 120 fr. Batl., und wenn letztere sich bis zuletzt mehr als verdoppelten, so wurden doch in steter Ablösung nie mehr als 120 vorgeführt, denn mehr lassen sich auf 19 km Front nicht ansetzen. Kirchbachs Sachsen sahen sich vom Gewaltstoß nur wenig betroffen. Langle hätte nach Souplet die Fangarme breiten sollen, statt nur auf Perthes-Tahure nach der Mitte den Sturmbock zu richten. Er verließ sich laienhaft auf Kanonade, die zwar alle Gräben und Geräte zertrümmerte, die Besatzungen aber meist verschonte und nur vorübergehend verschüttete. Wiederaufleben eines Hauptkampfes vor Chalons zeigte an, daß Joffre zu seiner alten Liebe zurückkehrte: Durchbruch zwischen Champagne und Maas. Sein Blick haftete stets auf Einem und auf Heerabteilung Strantz.

Gegen letztere brachte Dubail schon früh den Begriff Trommelfeuer zur Geltung. 70 Schuß pro Sekunde, 20 Schuß pro Quadratmeter, vorgetriebene Minenkammern wühlten die »Westbastion« der Combreshöhe weg. Joffre braucht den bildlichen Ausdruck »Kurtine«, das Communiqué gesteht aber zwischen den Zeilen zu, daß die »Ostbastion« den 8. Bayern blieb, die mit den Kolben unter den durch einen Hohlweg Hinabgedrängten wirtschafteten. Am 1. März stand 33. R. D. noch völlig aufrecht, doch daß man jeden Mann zur Abwehr braucht, zeigt die Errichtung eines Bataillons Kavallerieschützen. Dubails ruhmredigem Bericht wollen wir insofern entgegenkommen, daß der Combreskampf immerhin im März eine bedrohliche Wendung nahm und sich auf beide Posener K. ausdehnte, am 22. Febr. waren schon 37. R. 155. I. neben 58., 7. im Feuer.

Dem Kleinkrieg vor Toul gliederte sich ein Vorstoß gegen süddeutsche Ers. Bat. an bis zur Signalhöhe bei Nauroy, im Woevre bei Maucourt brachte Lothringer L. W. den Feind zum Stehen, der überall napoleonisch mit 7 Reihen hintereinander anlief. Noch spie die Combreshöhe Verderben über die Eparguesschlucht, welche Dubail erobert haben will. Unser H. B. schweigt, also ist es wahr. Eine neu aus R. D. gefügte 7. A. tobte sich aus, während 1. A. in Südlothringen ihre vorgebogenen Spitzen längs der steilen Bergwände zwischen Meurthe und Donon verlor. Auf gradlinigen Hochstraßen und Serpentinweg an kuppelförmigen Kuppen am Bergrücken Parroy soll hier 60. L. W. Bitsch nebst Badischer L. W. Komp. Ammon und bayrischen L. W. Batterien sich ausgezeichnet haben, doch V. L. entlarvt dies als ganz unbedeutende Handlung. 84. L. W. Br., 1. b. L. W. D., 19. Ers. D., die dies Gefecht an der Verouse bis 5. März gegen wilde Gegenstöße führten, litten gar wenig. Der H. B. gefiel sich also geradeso gut wie der Gegner darin, Gleichgültiges aufzublasen, wenn man dabei nur von Erfolg reden konnte.

Dubails Kampf wurde links von Sarrail fortgesetzt, er lief sich aber bei Malancourt gegen Schlesische 10., 22., 23. R. die Hörner ab. Im winkligen Waldgebiet zwischen Vienne und Apremont hatten die Schwaben schon am 29. Jan. einen Ehrentag. 120. Ulm nahm wie gewöhnlich die Spitze, die alte 40. Elitediv. wurde so gesprengt, daß sie in wilden Sätzen in ihre Waldfestung zurückrannte. 155., 161., 150., 94., 360. fr. I. opferten sich umsonst, drei andre Rgt. bis 28. Febr. bei Vaucquois gegen III/120, II/123. Jetzt im März scheiterten 5 Anläufe Sarrails am Ostsaum der Argonnen, wo 53. L. W. 13. am Cheppywald Wache stand, das in den Westwäldern lagernde 32. K. genügte im Sommer nicht mehr. Joffre speiste die Waldhölle auch noch mit 1. K., solche Besorgnis flößte der Kronprinz ein, der mit 7 Div. nacheinander 14 französische samt ihrer sorgsam aufgebauten Befestigung zerbröckeln machte. Dazwischen das romantische Abenteuer der italienischen Legion, die ihr Eviva erschallen ließ, doch nach Heldentod Constantino Garibaldis sich bald unmutig nach Hause trollte. Das alte Sirenenbild von Fratellanza und Republik, das schon dem alten Stammhalter der Dynastie Garibaldi Undank und Lächerlichkeit bescherte!

Das deutsche Kriegsbarometer bis Frühjahr zeigte an im Elsaß: den Umständen nach normal (schon beteiligte sich dort lustig eine Schneeschuhabteilung). In Südlothringen Windstille, bei Mihiel-Toul schwindender Luftdruck, an den Maashöhen auf Sturm gestellt (Thüringer und Lothringer L. W. allein im Febr. 2700, Metzer R. D. 1575). In den Argonnen schwankende Temperatur.

Erste Champagneschlacht, Statistik, Betrachtung

Während die Verbündeten nichts als Nackenschläge erhielten, schwor Joffre seine Huldigung an die Siegesgöttin nicht ab, denn sein Hauptstreich in der Champagne ließ sich anfangs »nicht ohne« an. Sein falsch gewähltes Hauptziel Massiges–Tahure statt Eindrücken der Nordwestecke Auberive–Souplet, wo Einbuchtung der nördlich geschwungenen Linie in die Strecke Sillery–Reims überging, erwarb Langle jedoch nur halb. Weil das Gelände bei Souain ebener und platter, wandten seine Massen sich dorthin an die Arbrehöhe. In der schluchtenreichen Landschaft um Tahure konnte er dem 8. R. K. schwer beikommen, das immer kecker gegen ihn wurde und ihm bei Massiges zuvorkam, durch Sprengung großer Minengänge den kahlen langen Hügel auseinanderreißend. Selbst den vielumstrittenen steilrandigen Steinbruch mußte er an 17., 30. R. 1. Ers. abtreten. Aus Quergräben tat sich doppelseitig die Hölle auf, jede Nacht ein Höllenkonzert unter aufsteigenden Raketen, ruhig gezielter deutscher Granatsegen verhöhnte die maßlose Geschoßverschwendung drüben, als könnten Yankeefabriken nie stillstehen und bis zum jüngsten Tag Sympathiemunition liefern. Vom 3.–13. Febr. erhielt Langte eine regelrechte Niederlage mit 9 verlorenen Geschützen, auch als er die Tatze nach dem »Bayernzipfel« des Souainwäldchens ausstreckte, zog er sie eilig zurück, so unsanft klopfte ihn bayrische L. W. auf die Finger, wobei sie 90 verw., der Feind 200 t., 480 gef. verlor. Die Aussichten der »großen Offensive« waren also ungünstig, die Rheinischen Reservisten von trotzigem Mut erfüllt.

Obwohl Langles Anprall nichts weniger als überraschendem Überfall glich, sondern seit Januar flott im Gange war, erhielt Einem viel zu spät Verstärkungen. Das wird amtlich verhüllt durch Vorspiegelung von Mitfechten der ganzen 1. G. D. schon Ende Febr., ganz richtig sagt der meist gutinformierte franz. G. St. nur »6 Gardebat.«, V. L. zeigen 2., 4. G. erst im März mitwirkend. Bei 39., 37. R. Brig. knacken wir eine taube Nuß, V. L. oder O. St. Schr., wem trauen? Tatsächlich erzählt man nur heftigen Kampf von 74. R., das auch nach V. L. 960 verlor, kaiserliche Ansprache an 78. R. Braunschweig kann aus dynastischer Liebesdienerei für den Herrn Schwiegersohn dies Rgt. herausgegriffen haben, das laut unseren Excerpten im Februar Null und im März 60 verlor! Die einzige statistische Einzelheit der ganzen G. St. Schr. bietet summarischen Ausweis für 39. R. Brig., wir vermögen auch hier entsprechende Einbuße von 92. R. nicht zu entdecken. Dies alles hat Bedeutung: 37. R. Brig. löste 39. erst ab, als der Februarstoß bei Souain sich schon ausblutete. Als schlagenden Beweis für Untrüglichkeit der V. L. begrüßen wir Gefecht bei Boiselle am 16. Jan. beim 180. I. der Albertfront. Nächtliche Überrumpelung des Vorwerks »Granathof« beseitigte dort verrammelten Kirchhof mit Sprengstoffen. Die hinteren französischen Linien, Leuchtkugeln auswerfend, schossen blind in die Nacht hinein, füllten den leeren Raum mit Granaten, als das Tübinger Streifkommando längst abzog, schwindeln aber, sie hätten 200 deutsche Leichen gefunden, vermutlich französische. Laut Spezialbericht kostete aber der ganze Scherz 3 Off., 31 Mann. Sehr richtig, denn laut V. L. verlor 180. I. vom 2. Dezember bis 1. Februar nur 87. Ja, V. L. sind Kronzeugen der Wahrheit. Erweisen sie z. B. die Berichterstattung über zweite Arrasschlacht seit Dezember als falsch, wo südlich Arras der Verlust fast auf Nullpunkt sank und die Saarbrücker zur Abfahrt rüsteten, so geht es bei geringerem Verlust der Bayern und Armins mit rechten Dingen zu. Sie hatten eben gute Deckung, Granatüberschüttung der Grabenbauten »Labyrinth« bei Ecurie sah nicht so gefährlich aus, wie französisches Communiqué ausschrie, der Feind glaubte noch an greifbares Ergebnis von Massenkanonaden.

Deshalb bürgerten sich auch Mythen über traumhafte Wirkung des Champagne-Trommelfeuers ein, gestützt auf Verlust der Rheinländer vom 16. Febr. bis 10. März, der fast alles bisher Dagewesene überstieg. Wir lehnen diese Ursache ab. »Jede Kugel trifft ja nicht«, am wenigsten französische Kanonenkugeln. Nur auf dichte Formationen in freiem Felde erzielt Artillerie Vernichtendes, das lernten die Franzosen hier selber. Wahrlich nicht durch's unerhörte Trommeln Langles fielen ähnliche Regimentsverluste vor wie bei Ypern, denn solche traten erst ein, als es zu Infanteriestoß und Gegenstoß kam. Es gibt die natürlichste Erklärung: ein anfangs erdrückendes Plus von französischen Gewehren. Schlechteres Schießen ihres Fußvolkes heimlich zugestehend, bildeten die Franzosen sich zu viel auf ihre Artillerie ein und unsere Infanterie (vergl. Regimentsgeschichte des 120.) war nur zu geneigt, darauf hereinzufallen. Wir widersprechen seit Anbeginn (vergl. Darstellung der Longwyschlacht) und sind erfreut, daß die einzige militärische Sonderschrift über den Weltkrieg, aus der man Belehrendes erfährt, das vorzügliche Buch Oberst Bruchmüllers über deutsche Artillerieleistung vollkommen beruhigt. Bemängeler mögen schwatzen was sie wollen, wir folgern geringere Treffsicherheit der Gegner aus klaren Tatsachen, die auch Bruchmüller allzu bescheiden nicht ausspricht: Deutsche Anstürme durchglitten die Feuerzonen fast stets mit leichterer Schnelle, deutsche Geschütze zerschossen die feindliche Stellung stets gründlicher und in unendlich kürzerer Frist, Trommelfeuer im Ententestil bedurfte man nur einmal bei Verdun.

Stets finden wir V. L. im Einklang mit den Tatsachen, nicht immer mit H. B. Notizen. Je tiefer man sich in Vergleich versenkt, desto sicherer wird man, daß V. L. uns nie in Irrtümer verstricken. Ihre streng chronologische Reihenfolge bürgt dafür, daß offenkundige Märzlisten mit entsprechenden Daten nicht als »Nachträge« noch auf Februar entfallen. Ist H. B. dawider, so enthält eben ausländische Bosheit »die Deutschen machen alles besser, lügen daher auch besser« ein Korn Wahrheit. So überschwänglich wahrheitsliebend, wie H. B. sich anstellt, verfuhr er nicht. Seine Unvollständigkeit läßt stets auf Ungünstiges schließen, wenn er von Ententeseite gebuchte Gefechte einfach nicht erwähnt, dagegen Unbedeutendes lang und breit behandelt. Französische Berichte waren nicht immer unwahr, deutsche nicht immer wahr, letztere gaben oft ein schiefes Bild, erstere sündigten durch Maßlosigkeit. Beispiel: Langle neckte im Mai bei Ville s. Tourbe die Ostflanke, wo schon früher Hess. 80. R. auf 9. Hess. L. W. D. auswich, und will hier eine Menge rheinischer Kompagnien vernichtet haben. H. B. sagt keine Silbe darüber und wie kamen Rheinländer dorthin? Doch V. L. klären es auf einmal. Als man Langles Rechte allmählich über die frühere zerstörte Vorderlinie der Ripontstellung zurückdrückte, kam 21. R. D. wirklich bis Ville sur Tourbe und litt dort sehr erheblich. Muß also oben einfach heißen » hessische Kompagnien«, alles in Ordnung. Langles Bericht wahr, Schweigen des H. B. Unterschlagung von Tatsachen. Das Weggehen über Unliebsames führte manchmal zu drolliger Verwickelung. Klassisches Beispiel: Reichankerkopf. Diesen Vogesengipfel erstürmte die L. W. am 23. Febr. (laut Rgtsgeschichte von 23. b. R. wäre es durch 19. b. R. am 20. geschehen), das meldet H. B. natürlich, schweigt aber tot, daß am 6. März der Feind ihn, schwach besetzt von bad. L. St., vollständig zurückeroberte. Als also am 20. die 8. b. R. D. oder wahrscheinlich nur II/III/23. R. gemeinsam mit bayrischer L. W. ihn wiedernahmen, schwieg des Sängers Höflichkeit so gut wie ganz über so erhebende Waffentat, sonst hätte man ja frühere Unzuverlässigkeit einräumen müssen!

Zu oft ertappten wir amtliche Unstimmigkeiten, als daß wir uns unterordnen dürften, wenn wir ganz Anderes herauslesen. So verdient auch Zurückweisung Prinz Oskars Lob der Garde, daß sie angeblich im Grabenfeuer »Griffe kloppte«. Solche Potsdamer Wachtparade in der Winterschlacht zur Nacheiferung empfohlen, ist um so weniger angebracht, als viel reinerer Glanz die schlichten Reservisten umstrahlt. Da 8. R. K. auch im Herbst an gleicher Stelle seines Geistes Hauch verspüren ließ, so gebietet der Anstand, ihm in den Champagneschlachten unbedingt den Löwenanteil zuzusprechen. Mancher Mann im bunten Rock hat aber von Anstand recht kuriose und verschwommene Standesbegriffe. »Zwei schwache rheinische Div.« bedeuten unverschämterweise im amtlichen Bericht nur das Aktivkorps, parteiliche Bevorzugung. »Schwach« kann man es nur nennen, wenn ihm 15., 29., 61., 161. fehlten. Laut G. St. Schr. waren sie aber alle wieder da; natürlich, damit das Fürsorgeansehen der O. H. L. nicht Schaden erleide. Nachher korrigiert die Amtlichkeit sich selbst in Anmerkung, 25., 161. seien erst im April aus Elsaß zurückgekehrt. Wiederum unmöglich für 25., es hatte enormen Märzverlust, war also im März zur Stelle. 69. wird als kämpfend nicht erwähnt, verlor nur 300, kann also vergleichsweise nicht neben 28., 68. bei Souain gefochten haben, dagegen langte 29. schon Ende Februar an. Die letzte Abwehr im Februar war aber so verlustlos, daß 160. nur 310 verlor, 65. auch wenig, das erklärt auch den winzigen Verlust von 37. R. B. sowie von 1. G., die nur 70 bei Monatsende verzeichnet, dagegen 750 – 8. Februar; hatte also anfangs ansehnliches Gefecht, statt bloß laut G. St. Schr. die Gardepioniere bei kleinen Handstreichen zu unterstützen; seltsame Aufgabe für das kaiserliche Leibregiment. Es verschwand dann und tauchte erst am 1. März wieder auf, wo nämlich die wahre Hauptschlacht begann, was zu verhüllen man amtlich beflissen ist.

Ferner widerlegt dies die übliche Vorstellung, als sei Langles Orkan irgendwie überraschend losgebrochen, vielmehr stand im ganzen Februar das Barometer auf Sturm und O. H. L. mißachtete Einems Warnungsrufe sträflich. Hätte der Kronprinz nicht Schlesier gesandt, so hätte Einsetzen der 1. G. Brig. nichts geholfen. Doch sollte Prinz Oskar nicht schreiben »6. Schles. K.«, denn nur 3 Regimenter davon konnten kommen und zwar laut V. L. nur 1 im Februar. An den Sachsenkönig schrieb Einem, 101., 104., 107. R. nebst »Teile 177.« hätten im Februar ruhmvoll gefochten. Was sagen V. L. dazu? 177. verlor 53 (ein Bataillon griff im Januar wacker ein, sein Oberstl. fiel) 101. R. Null, 107. schlug sich glänzend, verlor aber nur 469, in gar keinem Verhältnis zu Rheinischen Regimentern; 104. meldet ausdrücklich, daß es nur im März focht (565 am 2., 255 am 3.), 101. focht erst im März mit steigendem Verlust. Überhaupt den Sachsen alle Ehre, doch paßt sich nicht, sie hier in einem Atem mit Rheinländern herauszustreichen. Ihr »Ruhmesblatt« hieße hier, Ruhm wahllos verteilen, wir machen so was nicht mit und rauben nicht den Rheinländern den halben Ruhm, der ihnen hier ganz allein und besonders dem 8. R. K. gehört. Mit demselben Nachdruck, mit dem wir sonst die Sachsen über sie erhoben, vertreten wir jetzt ihren alleinigen Anspruch. Ihre Kommandierenden Fleck und Niemann handelten umsichtig; ihre Truppen aber so, daß sie, bisher nicht allzu glücklich, sich in den Vordergrund der Weltkriegannalen stellen. Ihr R. K. behielt in Allem die Vorhand, sein Mangel an Kasernismus beeinträchtigte nicht unbeugsame Standhaftigkeit seiner aus dem Zivilleben herausgerissenen Helden. Nur beim Aktivk. glückte der Einbruch französischer Massen.

Diesen darf man nicht verargen, daß sie die Deutschen durch wahnsinniges Trommelfeuer zerhackt glaubten. Dem war aber nicht so, erst im März beim Gegenangriff steigerte sich unser Verlust; immerhin schwoll er im Februar auf 1600 Hannoveraner, 575 Sachsen, 322 bayr. L. W., 820 Schlesier, 900 G. inkl. 70 P., 1000 Hessen, dazu 3500 v. 8. K., 5000 v. 8. R. K. seit Mitte Januar (vorher 4500 beider K.). Summa 13 400. Wir stoßen noch auf ein Dilemma, nämlich großen Verlust des 10. K. bei Reims. Während Langle Angriff auf Souplet vergaß, versäumte Esperet nicht, seit der zweiten Januarhälfte Emmich zu fesseln, als ob man gewußt hätte, dieser solle später nach Galizien abrollen. Denn Ablenkung von Rußlands Bedrängnis beabsichtigte Joffre durchweg. Gleichzeitige Winterschlacht in Masurien beirrten aber seine Maßnahmen nicht, den Umfang dortiger Niederlage erfuhr er sicher erst spät, da die biederen Bundesgenossen sich nie richtig auf dem Laufenden erhielten und nur Glückwunschtelegramme für erdichtete Siege austauschten. Was soll man aber zum H. B. sagen, der so Wichtiges wie den Reimsangriff verschweigt? Scheinmanöver war's nicht. Emmich verlor 2200. Beim Gesamtverlust vom 15. Jan. bis 1. März 58 000 entfällt aber ein Hauptteil (22 000) auf Kämpfe des Kronprinzen und des ihm unterstellten Strantz, während die Fama nur nach Nordwesten oder Champagne schaute. Der Kronprinz erwarb sich wieder bei Ripont großes Verdienst; seine mit klarer Schnelligkeit getroffenen Maßregeln unter Herbeischaffung schwerer Artillerie machten ihn zum Retter der Lage. Die Garde warf erst im März ihr Gewicht in die Wagschale, focht aber gleichfalls zuletzt ganz im Bereich des 8. R. K., es ist skandalös, den Souainkampf in den Vordergrund zu stellen.

Im Besitz der besten Eisen- und Kohlengruben und Industriebezirke Frankreichs sich defensiv zu verhalten, bis die russische Angelegenheit abgewickelt, diese notgedrungene Haltung des Gegners wollte Joffre nicht dulden, sobald die Winterstarre abgeschüttelt. Deshalb ist von vornherein unmöglich, daß er nicht im März mit äußerster Entschlossenheit weiterkämpfte, wie auch vermehrter Aufbau der Angriffsmasse Langles bestätigt. Wie im Herbst bei Ypern ging die Schlacht unmittelbar von einem Monat in den anderen über. Einschnitt einer neuen Phase wird auch deutscherseits im März erkennbar durch Zufluß frischer Kräfte. Man greift sozusagen nach jedem Strohhalm, die amtliche Darstellung zu retten, doch taumelt von einem Widerspruch in den anderen. Der H. B. erwies sich als schlechter Prophet, indem er »Abschluß« dekretierte, woran kein »Wiederaufleben« etwas ändere. Auf die ungeschickte Meldung, man habe im ganzen 15 000 verloren, legte man sich fest, weshalb die G. St. Schr. klüglich jede Verlustangabe vermeidet, jedoch bei dem Unfug bleibt, die Märzschlacht nur als unerhebliches Anhängsel darzustellen. Es wäre peinlich, zu gestehen, daß das Ganze doppelt so viel kostete. Zieht man Verlust bis Mitte Februar ab, so belief sich die Einbuße beim angeblichen Hauptkampf bis 1. März auf kaum 10 000, selbst wenn wir annehmen, daß in Märzlisten einige Nachträge enthalten, was keineswegs sicher. Das ist niederschmetternd für die landläufige Zerschmetterungsmythe des Trommelfeuers. Zweifel an chronologischer Richtigkeit der V. L. schließt sich um so mehr aus, als sie mehrfach genaue Tagesdaten für März enthalten. In ersten sechs Tagen verlor 8. R. K. wiederum 1760 (besonders 30.), zwischen 5. und 14. wieder 1250 (besonders 28.) weiterhin nochmals 1750. Die Schlacht währte also energisch bis 30. März. Im Ganzen verlor 8. K. diesmal 4520, wobei 1890 des frisch eingreifenden 25. Aachen, weit mehr als 68. (1300), 28. (1050) im Februar verlor, mehr als das meistleidende im 8. R. K. Zu diesen rund 9500 Rheinl. (inkl. Pion. und nur 85 Artillerie traten anfangs 4100 v. 1., 2., 4. G., 1375 v. 11., 63. Schles. 1280 v. 101., 104. R., später 450 G., 387 v. 63., 805 v. 101. R., 455 v. 103. R., 580 bayr. L. W., 470 Hessische L. W., 200 Hess. R., 600 Hannoveraner. Von diesen 20 200 kommen 12 500 auf die ersten zehn Märztage, die Hauptschlacht seit Ende Februar kostete somit 22 000 und seit Mitte Februar bis 1. April 33 700. Nur wer so den Einzelheiten nachgeht, dem entschleiert sich das rechte Bild. Bezeichnend, daß auch bayr. 3. W. im März fast doppelt so viel verlor als im Februar.

Man hat die G. St. Schr. offenbar dazu angehalten, im Rahmen der einmal aufgestellten Schiefheit zu bleiben: Krise bis 1. März überwunden, Abflauen bis 10., Schlußpunktum. Daß viel länger heftig gefochten wurde (seit 10. immer noch 7600 Verlust), zeigt schon Liste von 1., 2. 4. G. bis 13., 3. G. – 18. Alle V. L. sind deutlich leserlich für Jeden, der Sinnreiches von Sinnlosem unterscheidet und sogar die einzelnen Stadien versteht. Welche Kampftage waren die schwersten? Sie waren alle schwer, doch besonders schwer wohl 2.–6. März. Jeder gequälte Versuch, zur amtlichen Darstellung eine Brücke zu schlagen, löst sich nicht in Wohlgefallen auf. Die naive Schlußsetzung für 1. März war blamabel, deshalb unterschlägt man den Umfang der Märzschlacht, auch der französische Bericht wird nicht redselig, um nicht einzugestehen, der kurze Februarerfolg zerflatterte schon. Übrigens verlor Emmich im März nochmals 2250, meist 73., 92. I., was den Verdacht aufdrängt, wir verwechselten dies mit 73., 92. R., die aber im März kaum mehr fochten. Den Reimser Seitenzweig der Champagneschlacht bearbeitete Joffre sicher auch jetzt, das einzig Unnatürliche an diesem höchstnatürlichen Fesselungskampf ist beiderseitiges verschämtes Schweigen.

Wo sich Kirchbachs Rechte bei Auberive rückwärtsbog, war an ihn, solange er die Moronvilliershöhen hielt, nicht heranzukommen. Nur gegen Souplet, wo beiläufig ein hier verbliebener Rest v. 104. I. 33 verlor, war Aufrollen hinter Sommepy möglich. Langle stand davon ab, doch als er sich nordwestlich Manehould massierte gegenüber Massiges – Ripont, war er nicht reif dafür. Offenbar beeinflußte seine Aufstellung das vom 8. R. K. gebohrte 2200 m breite Loch bei Massiges, er dehnte sich mehr östlich, um erst diese Vorderstellung zurückzugewinnen, ohne die er nicht gegen Tahure vorgehen konnte. Er kam nie dazu. Einem's Halbkreis bog sich dort nordöstlich nach Ripont–Cernay, dann mit südöstlicher Biegung der Hessen nach Servon–Binarville. Selbst bei Gelingen lief Langle dort Gefahr, vom Kronprinzen in die Flanke genommen zu werden. Und als er Farm la Perthes als Stoßziel erkor, also seine Linke wieder westlich gegen Souain dehnte, ließ sich zwar dortige Vorbuchtung unserer Mitte am leichtesten durchbrechen, doch darüber hinaus unter beiderseitig umfassendem Flankenfeuer aus Tahure und Sommepy nichts weiter durchführen. Mit größten Massen und größten Opfern ließ sich's so wenig erzwingen, wie mit größten Geschoßmengen einer Tag und Nacht Schuß auf Schuß abgebenden größten Geschützmasse.

Wohlgemerkt, wenn Deutsche gegenüberstehen, denn Russen wären längst davongelaufen. Die Borodinotage sind nicht mehr und ihr bester Held war damals Prinz Eugen Württemberg, wovon der Muschikheiland Tolstoi in seinem Chauvinistenpamphlet nichts sagt, obschon er doch die Unterredung Napoleons mit dem russischen Unterhändler wörtlich aus dessen Bericht abschreibt und dafür vom weisen Georg Brandes das Lob erhält, man glaube diesen Napoleon wirklich reden zu hören! Hoffentlich bedichtet man in glücklicher Zukunft auch so Papa Joffre, daß alles ruft: welche Dichterkraft! Solche Tiraden muß der gute Mann gemacht haben, ganz wie er leibt und lebt! Sein dichterisches Vermögen, Langles Mißerfolg als ungeheuren Sieg auszuposaunen, war jedenfalls voll Meisterschaft; natürlich nicht gewillt zu offenbaren, daß er Franzosenblut verschüttete wie schmutziges Wasser. Deutschen unglücklichen Vergleich: Champagneschlacht kaum blutiger als Masurenschlacht, griff französischer Spott prompt auf: also letztere auch blutig! Wenn die G. St. Schr. allzu bescheiden Langles Februarverlust auf 25 000 ansetzt und damit den deutschen herabmindert, der nur ein Drittel dieser Ziffer betragen habe, so bleibt dies ja noch unter unserer Februarschätzung und dann wäre also erst recht der verschwiegene Märzverlust unwiderlegbar und damit die Hauptschlacht im März. In dieser litt ganz logisch das frische 25. I. besonders schwer, als es Langles Wunsch vereitelte, westlich Perthes durchzubrechen, da es auf Nord- und Ostseite nicht glückte.

Die »Winterschlacht«

Langles Zentrumstoß auf Souain hatte an zerstampften Gräben zunächst hübschen Reingewinn. Hier wurden 68., 28. sofort überrannt unter großem Verlust, nur Teile 68. hielten noch ein Vorderwäldchen, jenseits der Arbrehöhe warf sich 74. R., eine schon oft gerühmte Truppe, wuchtig entgegen. Bis 1. März wurde die Lage etwas ausgebessert, da die Franzosen nach Besitznahme von Souain und Perthes jede Orientierung verloren und planlos umherirrten. Die ablösende 37. R. B. fand wenig zu tun, nachdem 39. sich geopfert, sächsische Artillerie wirkte kräftig von Sommepy her. Das 8. R. K. verlor zwar Massiges und Mesnil, die Vorderstellung, verteidigte aber unerschrocken die Hauptstellung bis Maisons de Champagne, unterstützt von hessischer R. und L. W. als Flügelanlehnung, sowie von sächsischer 107. R., früh nach Ripont verschoben, und 11. Schlesische. Mehr als ein Achtungserfolg schaute hier für den Angreifer nicht heraus, im Zentrum trat Stillstand ein. Das zerschossene 68. verlieh zwar das zerschossene Souain und stellte sich im Hintergrunde auf; das 28. war gesprengt und 29. als linker Flügelabschnitt bei Perthes verdrängt, doch die anstoßende 16. R. D. hielt sich großartig; 65., 68. R. traten besonders kraftvoll auf.

Schon am 21. Februar brach sich der mit großer Gewalt begonnene und am 19. mit 8. franz. D. neu genährte Sturm aus dem westlichen Waldstück an den Niedersachsen oder vielmehr an den der 37. R. B. beigegebenen schweren Haubitzen, während 44. Art. ihre Salven mit großer Wirkung aus der Flanke anbrachte. Wie wenig das pompöse Trommelfeuer die »Artilleriestellung« genannte hintere Linie eindeckte, zeigt der geringe Verlust der am eifrigsten feuernden 16. R. Art. (75) und der ganz geringe der übrigen rheinischen und sächsischen Batterien. Regen und Schneefall vermehrten in der Phantasie das Schrecknis des ersten Einbruchs, doch bei frostig klarem Wetter am 23. sah sich die Sache schon klarer an. Nur Verschüttete der Vorderlinie wurden abgekniffen. So unheilverkündend Langles Truppenwand sich türmte, man schoß in sie sogleich ein böses Loch. Vor, innerhalb und hinter überrannten Gräben lagen ihre dicken Leichenhaufen. Nicht nur Mörser der 14. R. F. Art. machten gute Arbeit, Gewehrfeuer streckte die Franzosen massenweise nieder. Die Legende von dem braven 78. R. dürfte wohl als 29. I. zu lesen sein, welche Koblenzer man verstohlen als mithelfend anführt. In Sandgruben und Hohlweg nördlich der Chaussee Souain–Sommepy kam der Angriff zum Stehen. Nach 25. Februar tastete Langle nur noch vorsichtig ab, ließ aber die andere Einbruchsstelle nicht außer acht, die er bei Mesnil–Massiges vertiefen mußte. Das flache Kalksteingelände erhebt sich zu etwas höheren Hügeln nur an der Champagnefarm. Von der »Karbolschlucht«, in deren Nähe die Tahure- horizontal in die vertikale Souainchaussee einmündet, bis zur »Pionier- und Kanonierschlucht« östlich »Fritschberg« und »Schmidtwald« schob sich 157. Schlesische, hinter sich »Kuchenschlucht«, zwischen 65., 69. R. ein, ganz östlich 107. R. an der »Rabenschlucht«. Diese vier Regimenter drei verschiedener Stämme wehrten sich ruhmvoll gegen das ganze 1. K. und Kolonialbrigaden, nur 157. verlor zerwühlte Gräben ans 45., 48. franz. Dies war am 27. Schon seit 22. tobte hier allgemeiner Kampf, gegen 65. R. sogar viel früher als G. St. Schr. meint, schon seit 16. mit Feuerüberfall und Massensturm bedacht im Anschluß an die Pertheskolonnen. Die Masse des 8. R. K. entzog sich rückwärts dem wahnsinnigen Trommelfeuer, schickte aber jetzt zuerst 30. R., dann 28., 29. vor. Wegfegung der aktiven Schlesier ersetzte 30. R. brav nach so langer Prüfung; es verlor erneut 600, wie schon beim früheren Vorstoß bis 10. Februar. Als Langle nach dem 1. März auch das 2. K. ansetzte, wie im Westen 16. an Stelle des bös zerschlagenen 17. K., krachten am »Zwischenweg«, wo 16. R. D. an die geschlagene 16. Aktiv D. stieß, schon die Lebelgewehre. Die G. St. Schr. hebt hier »2 Kompanien 68.« hervor, immer in Bevorzugung der Kasernentruppen, sowie Eingreifen von II/2. G. und 63. I., letzteres wahrscheinlich vordatiert, ersteres Unsinn, da 68. weit davon stand. Vielmehr wird es sich um Teile 68. R. handeln, das opferbereit einsprang und am meisten litt. Dazu Einwirkung von 20. R. F. Art. und leichten Gardehaubitzen. Außerdem erschienen 77. I., 77. R. bei Tahure, was G. St. Schr. zwar erwähnt als bloße Ankunft von 38. R. B., aber nicht weiß, daß die laut V. L. sich schon einmischte.

Dem Mut der Franzosen lassen wir ebenso Gerechtigkeit widerfahren wie ihrer Anstelligkeit; ihre Schützenschwärme füllten sofort gerissene Trichter und stellten Verbindungsgräben her, schleppten M. G. zur Flankierung herbei. Doch unsere Pioniere benahmen sich ebenso flink, ihr großer Verlust (400 inkl. Garde) zeigt ihren Opfermut. Und wenn Langles übermächtige Artillerie unverdrossen trommelte, so legte die deutsche verderbliches Sperrfeuer. Im März um 16 schwere und 12 Feldbatterien verstärkt, sparte sie sich gegen Infanteriestürme auf. Diese wollten und wollten nicht gelingen. Geschlossene Kompanien und Bataillonskolonnen, Offiziere hoch zu Roß voraus, marschierten anfangs sorglos vor, von Vertilgung aller Grabenbesatzungen überzeugt, im nächsten Augenblick waren sie sozusagen schon tot, denn überall tauchten Verteidiger aus den Unterständen empor, mit Kalkstaub angeweißt wie Müllerknechte, doch wenige mit Blutflecken, und sandten an abgekämmter Brustwehr freistehend Salven aus nächster Nähe. Dem Aufenthalt in der »eroberten« Vorderlinie zogen die gemaßregelten Stürmer weiteres Einrennen der Souainfront vor; der Impuls trug sie bis über Arbrehöhe, dann aber Schluß. Immer geschlossen, nur einen starken Schützenschwarm auswerfend, sahen sie ihre Schneide abgestumpft durch maßlosen Blutverlust. Am 2. März begann unser Gegenstoß, 101., 104. gingen auf beiden Flügelecken des geschlagenen 8. K. vor, 1. G. Brig. Prinz Eitels hatte bald 2. G. B. hinter sich, 2. Bayr. L. W. wollte ihren verlorenen Waldzipfel zurückhaben. Erst jetzt scheint Gegenstoß von 63. I. erfolgt als Ersatz für das weggezogene 157., während 30. R. ausharrte. Diese Entlastung blieb erfolglos; 63. verlor den Oberst und viel Offiziere, sonst nicht viel, sodaß der Ausdruck »Trümmer« nicht paßt. Jedenfalls mußte es sich erst wieder sammeln, während die Reserveregimenter unverdrossen standhielten. Bei III/4. G. fiel der Kommandeur; 2. G. litt noch mehr, doch blieb sie siegreich im Gebüsch östlich Souain und Waldstück nordwestlich Perthes. Das deutsche Kreuzfeuer riß nicht ab, im Westen feuerten jetzt mit 9., 20. R. F. Art., im Osten 1. G. Art. Br. Die Franzosen wankten, doch auch energischem Eingriff von 104. R. (G. St. Schr. schweigt davon, indessen verlor es am 2. 3. volle 800) begegnete 16. franz. K. immer noch angriffsweise. Kolonialtruppen bedrängten jetzt auch 25., 69. R. am Hiepenholz (107. R. scheint abgelöst zu sein). Diesen Punkt eroberten 2. Kol. D. und Teile des abgelösten 1. K. mit wildem Mut, nachdem im Februar die Hessen (21. R. D. und L. W.) nicht ohne Verlust gegen die Afrikaner standhielten. Auch jetzt gingen wahrscheinlich 88. I., 80., 87. L. W. in die Flanke, auch muß alles der Rabenschlucht sich Nähernde aus Allongeschlucht Flankenfeuer erhalten haben. So blieb es bei kleinen örtlichen Raumgewinnen des Kol. K. ohne Tragweite. Immer noch suchte die rasende Kanonade unsere Linien ab, 4. G. und gesammelte 63. hatten das frische 11. Schlesische bei sich, ein altberühmtes oberschlesisches Bergregiment, sie schlugen am 9. einen Massenstoß des 2. K. ab. Dann war es aber mit Widerstandskraft dieser Aktiven vorbei. Merkwürdig, daß die so viel länger fechtenden R. Regimenter unerschüttert blieben. Selbst die 2. G. B. mußte durch 1. B. wieder abgelöst werden. Übrigens nennt Prinz Oskar undankbar nur die hessische L. W., während die bayrische weit mehr litt. Am 7. verlor sie erneut den »Bayernzipfel«, später erwarb sie ihn wieder. Höchst merkwürdig ist auch, daß die völlig grundlos verherrlichte 37. R. B. schon jetzt von der 39. erneut abgelöst werden mußte, sie schlug sich also sehr mäßig und gar nicht standhaft bei ganz geringem Verlust. Da sieht man, wie ungerechte Loblegenden sich selbst überführen. Vielmehr ging 101. R. äußerst scharf vor in mörderischem Gefecht bis Monatsende (1400), vor diesen Sachsen brach offenbar am 13. der letzte Anprall zusammen, obschon die im Schlußteil auffallend dürftige G. St. Schr. nichts davon erwähnt, sondern von III/74. R., als ob ein Bataillon hier gegen solche Waffen etwas ausrichten könnte. 16. K. 7. D. in Ablösung von 17. K. 8. D. richteten nichts mehr aus, offenbar war es das frische 25. Aachen, das dem wieder kampfbereiten 8. K. einen Impetus gab, sodaß 68., III/69. sich hielten. Westlich der Tahurechaussee betrat kein französischer Fuß die »Dynamit- und Pulverschlucht«, den »Elefantenwald«. Auf der zerschossenen Windmühle am Hügel nordöstlich Souain flatterte nie die Trikolore. Wir betonen, daß das in der amtlichen Schrift nie genannte 25. den Hauptanteil auch an der Schlußphase hatte. (Wäre sein riesiger Verlust im Elsaß entstanden, so wäre dortiger Kampf sehr verlogen dargestellt, die Amtlichkeit käme also vom Regen in die Traufe.) Langles 23., 60. D. auf der Westflanke scheinen schon früher aus dem Feuer gezogen, er erhielt jetzt noch 7., 21. K. von der Westfront, von denen er 15., 43. D. ausspielte. Diese setzten sich vor, am 13., 14. das Äußerste zu wagen, verloren aber sogar an III/1. G. ein Grabenstück. Neben den wieder gesammelten 11. Gren. erschien 133. R., diese Sachsen sollen Butte de Mesnil besetzt haben. Am 15. erstarb der letzte verzweifelte Sturm afrikanischen Fußvolks. Langles Regimenter waren meist schon an einem Tage abgekämpft, er konnte sie nicht mehr aus den Gräben herausbringen, sie erkannten die Nutzlosigkeit ihrer Opfer, er verließ sich nicht mehr auf ihren guten Willen beim Hornsignal »Tout le Monde en avant!«, auf die Dauer behielt er nicht genug zur Ablösung. 28., 29. R. erwarben erneut das Hiepeholz. (Verloren zusammen 2200, 29. R. litt nächst 25. I., 4. G. am meisten.) 4. Zuaven fanden dort am 18. ihr Ende. Seit 16. bot Langte nochmals seine ganze Macht auf, diese letzte Kraftanstrengung im Zentrum gegen »Fritschberg« schlug 16. D. ab und zwar angeblich nebst 73. R. und angeblich 101. I. Offenbar Verwechselung mit 101. R., 73. R. war ja längst fort, so mengt man Kraut und Rüben durcheinander. Dagegen warf sich 38. R. Br. von Tahure entgegen, wie der G. St. sich aus V. L. überzeugen könnte. Ein mit rasender Bravour unternommener Anlauf am Nordhang des Plateaus, der sich zur Küchenschlucht hinabstürzen wollte, zerschellte beim Überfluten. 68. R. hielt den Feind auf, 29. R. brach ihn, 133. R. warf ihn über den Haufen. So lesen wir das Schlachtbild, zudem glauben wir an Wiedervorgehen der 11. Gren. neben 3. G., die dort am meisten litt. So blieb es für Langle bei Raumgewinn von vielleicht 1800 m Tiefe, kaum haltbar, da vorspringende Franzosennester nachher überall ausgehoben wurden, was die Garde bestens besorgte. Ob 133. R. zur Mesnilkuppe verwürfelt oder 4. G. sie hielt, jedenfalls zweifeln wir, daß der Feind dort Boden gewann, da er nicht mal die Küchenschlucht durchquerte. Langles fortgesetzter Menschenverbrauch würde nach deutscher Anschauung, daß er dreimal mehr verlor, 100 000 betragen, da unser Blutverlust ja eben viel größer als amtlich zugegeben. Keinesfalls blieb er unter 75 000, d. h. 30% der stürmenden Infanterie. Dazu 3000 Gefangene, an denen wir 2000 verloren. Nach erstem Taumel der Aufschneiderei schien den Franzosen selber solcher »Sieg« fragwürdig. 8. K. besaß freilich nichts mehr von Souain-Pelthes, Arbrehöhe und einem guten Stück der Tahurechaussee. Dieser Raumgewinn, ob man dabei 3 Kil. Tiefe rechnet wie Joffre oder nur ein Sechstel davon nach deutscher Abmessung, durfte sich für so wenig Erfolgverwöhnte immerhin sehen lassen. Doch unser H. B. trieb es damals wie die Entente bei Absteckung deutscher Kriegsziele: der Kaiser wollte in Paris und Petersburg einziehen, also verlor er den Feldzug – Joffre wollte in Rethel einziehen, also verlor er die Winterschlacht! Das sind Sophismen, ihren lokalen Vorteil gönne man den Franzosen und schreibe ihn nicht den Deutschen gut! Haarspalterei verwirrt nur strenge Sachlichkeit, Abirren von ihr verletzt das sittliche Empfinden.

Viele V. L. sagen summarisch »Ripont«, das beweist, wie nahe man dortige Stellung angenagt fühlte. Hier brach sich aber noch Ende März ein wilder Ansturm der Afrikaner. Vorschieben von Sappen am 21. wurde ein Symptom zunehmenden deutschen Übergewichts. Allein, » nordwestlich Perthes wurde eine Befestigung mit Sturm genommen«, meldete H. B. vom 17. April! Deutlicher kann man nicht machen, wie weit Langles seinen Keil vortrieb. Indem er zwei Zangen kombinierter Angriffe anlegte, bemächtigte er sich der leichten Hügelwelle nördlich Perthes und von dort bis Massiges betrug die gerissene Bresche doch wohl 7 Kil. Länge, wie Joffre behauptete. Im März hatte Langle freilich nichts weiter zu hoffen, nur zu fürchten, daß er aller Vorteile verlustig gehe, sobald seine künstliche Massenansammlung sich zerstreute. Er erwehrte sich selber nicht des Eindrucks, daß solcher Aderlaß jede dauernde Erfolgmöglichkeit schwäche, nur durch unangetastete Reserven sichert sich ein Durchbruch. Joffre tröstete: »Wir fanden 10 000 Leichen«, deutsche? Sicher nicht dort, wo man derlei nur finden konnte, in der eroberten Vorderlinie! »Zwei Garderegimenter wurden nahezu vernichtet«, der Nachsatz hebt es auf: »2., 5. Komp. eines dieser Regimenter wurden in eine verschmolzen«, also selbst diese Ausnahme (bei 4. G.) ergäbe nur 50%. »Die Deutschen hatten am 16. Febr. 110 Bat. 64 Feld-, 20 schwere Batterien«, genaue Rechnung darüber konnte er wohl nicht aufmachen. Die Chimäre, man habe Korps gefesselt, die gerade nach Rußland abgehen sollten, war auf Petersburg gemünzt. Schmeichelhafter Wink nach London, daß unsere Verstärkungen aus der Front kamen, »wo die Engländer am 10. März Erfolg hatten«, war ebenso scherzhaft. Kein Mann kam von dort. Heiterkeit erweckt der Hinweis auf großen Sieg der Russen (wo denn?), Ekel aber die Lüge, daß »Erfolg uns geringen Verlust und wenig Gefangene kostete« (ei, ein »Sieg« soll wohl viel Gefangene kosten?), während wir dem Feind ungeheueren zufügten nach dessen eigenem Geständnis«. Das ist »ungeheuere« Dreistigkeit bewußter Fälschung. Doch umgekehrt besiegelt der Satz im H. B. »unsere Front steht fester denn je« nur eine Halbwahrheit. Der Angriff sei »völlig und kläglich gescheitert«, an keiner Stelle gelang dem Feind, auch nur den geringsten nennenswerten Vorteil zu erreichen? Den Teufel auch! Das heißt lügen wie ein Dementi. Gerade weil auch die Neutralen, wo in der Schweiz das Straßenschimpfwort »Havasschnauze« entstand, an den H. B. wie ans Evangelium glaubten, wollen wir wahre Geschichte schreiben und entlassen beide Amtsstellen mit Heine's schöner Betrachtung über den Rabbi und Mönch. Wer dem Einen oder dem Anderen traut, der hat fürwahr auf Sand gebaut. Zu Triumphliedern war beiderseits kein Anlaß. Damit wird aber der rheinische Heldenmut nicht geschmälert, der unter Schnee und Frost, wo die Zehen erfroren und die klammen Finger mit Mühe das Gewehr hielten, den schleimigen Kreideboden mit Herzblut tränkte. Der Höllenrachen des Trommelfeuers schloß sich erst, als er sich heiser bellte. Man werde aber auch den Franzosen gerecht, in deren tiefe Massen das Feuer oft reine Vernichtung trug. Einseitig schwülstige Lobpreisung ist nicht am Platze, die Franzosen dürfen sich gleichfalls rühmen, daß sie die fürchterliche Bestreichung unserer schweren Haubitzen, denen sie nichts Ebenbürtiges entgegenstellten, in ihren Annäherungsgräben heroisch ertrugen. Dies war die erste jener »Materialschlachten«, die von jetzt ab typisch wurden, ein bisher noch nie erlebtes Unwesen. Langle zauberte eine Kanonade hervor, wo 20 Geschosse auf den laufenden Meter fielen, ein Höchstmaß von Schießbedarf vergeudend. Wenn der Feuerorkan viele Deutsche noch in Deckung fortriß, dann stelle man sich das Blutbad vor, als die Franzosen über offenes Gelände in geschlossenen Sturmsäulen anliefen. Erst später wurden daraus »sechs Wellen«, von deren ersten zwei erfahrungsgemäß kein Mann entkam.

Dachte Joffre wirklich an Durchbruch »bis Vouziers«? Warum nicht bis zum Mond! Sobald Langle Massen nach Arras zurückschickte, stellten die Deutschen allmählich ihre alte Linie teilweise wieder her (nicht die ganze, wie man schwindelt). Langte schwang sich zu keinem Aprilscherz auf, nur hier und da brummte noch sein kleinlaut gewordenes Geschütz nach üppiger Verschwendung, er verbiß seine Schmerzen und verband seine Wunden.

Sonstiger Märzkampf. Neuve Chapelle.

Monatsverlust 63 500. Wie? Dann muß es ja noch andere Brennpunkte gegeben haben? Ja freilich, nur meldet H. B. so wenig davon, daß alle Welt die Champagneschlacht für den eigentlichen Clou hält. Im Elsaß 2500 (800 v. 161.), meist Minenkampf zwischen Mönchberg und Sattelköpfle, das Kra–Kra–Krach der Minenbiester gellte durch die Nächte. Auf Strecke Mihiel–Flirey stärkere Kämpfe der Ers. Brigaden, Seitenstoß bei Regniville nordöstlich Mihiel leicht von den Bayern abgelehnt. Etwa 3900 Verl. in allen Gefechten bis Priesterwald gaben freilich Stegemann nicht Recht, sie schon früh zu den »blutigsten des Weltkriegs« zu zählen. Welche Unkunde vom Hörensagen! Waldgefechte sind nie besonders blutig, so wenig wie Gebirgskämpfe. Springen wir zum entgegengesetzten Ende nach Ypern, so finden wir 8000, davon 5000 Bayern (20., 21. R. außerdem 2100, 245 Jg., 85 P.). Man verdrängte sie so wenig aus neuer 1000 m Eingrabung bei St. Eloi, wie wir den Feind aus Steenstrate und dem Wäldchen östlich Bixschoote. Was meldet H. B. über so heftige Offensive südlich Ypern? Nichts, lauter Kleinigkeiten, wie Kentern von Munitionsdampfern mit betrunkener Besatzung! Dagegen bescheert er uns die Mär, bei Celles und Parray seien die Franzosen mit klingendem Spiel und fünffach tiefgegliederten Staffeln siebenmal hintereinander abgeschlagen, Kostenpunkt 1000 Tote, deutscherseits 22 t. 92 verw. Herrlich, klingts auch wunderbar. 60. L. W., deren 14. Komp. die Parroyhöhe hielt, verlor wirklich nur 70, doch 1000 franz. Leichen an dieser Stelle erregen ein Schütteln des Kopfes. Welchen Grund hatte Dubail, sich in zwecklose Opfer zu verwickeln, wo doch sein ganzes Augenmerk auf den Maashöhen ruhte? So verschob die trockene Unzulänglichkeit des H. B. die Wertmaßstäbe, unterstrich Nebensachen und machte unersichtlich, daß anderswo einzelne Hochmomente an typischer Rücksichtslosigkeit wenig der Champagneschlacht nachgaben. Auf der Zickzacklinie Arras–Roye (1500) Roye–Berry (1000, Brandenb. 40, Sachsen 551) rührte sich freilich nichts, nur Armins 72. hatte ernsteres Gefecht (725), dagegen wurde Linie Lens–Lys kein Nebentheater: 3350 Badenser (170 P., 110. bei Loretto allein 1050) 1400 Leipziger, die sich diesmal bei Rue de Bois und La Gher emsiger an der Blutarbeit beteiligten. Westfalen 4000, anfangs nur 1515 – 15., doch die Freude währte nicht lange, nachher 2500, im Monat allein 1250 vom 16. Rgt. 1700 v. 13. Zeugnis großen Heldenkampfes, was nicht nach prüfungslosen Meldungen beider Parteien, sondern nach V. L. richtig zu bemessen. 6. b. R. D. bei Aubers 3000.

Ein Hauptkampf tobte längs der dem Kronprinzen unterstellten Front. Über Argonnengetümmel südwestlich Vaucquois, wo man den Feind den Abhang hinunterwarf, St. Hubert und Cheppywald verrät H. B. so gut wie nichts, wiederholt brandete Serrails Sturmwelle gegen Mudras Verschanzungen, der als Berufspionier hier an rechter Stelle war. Seine 16., 27. P. verloren nicht weniger als 720 (ein Teil davon vielleicht auch vor Toul), neu erschienen 7. Bayr., 125., 126. Würt. L. W. bei Cheppy–Apremont. Summa 6200. Noch lärmender schlug die Schlacht Dubails ihre Wellen zwischen Maashöhen und Priesterwald. 5. R. K. focht zur Hälfte bei Consenvoye zur Deckung der Verdunbeschießung, die andere neben Strantz, dessen 15. R. K. bei Combres schwer rang, vermutlich hier das dazu gehörige 60. I. mit gewaltigem Verlust, obschon nirgends genannt und schwerlich beim Saarbrücker K. beteiligt. Dazu im Woevre 17., 30., 99. L. W. und 4., 15., B. R., am Priesterwald die Thüringen L. W. (870 mit 115 P.) Summa 8300. Da 98. R. allein 1000 verlor, so verlor die Bayernbrigade Metz (1200) nicht übermäßig, der Feind stutzte aber den feuilletonistischen Tratsch zu: die Redute Les Epargues (Combres) genieße in Bayern schaurige Berühmtheit, 8. bayrische habe schon im Februar 2000 mit 16 Off. (125 pro Offizier!) eingebüßt. Allerdings mußte es jetzt den ablösenden 4. Rgt. Combres anvertrauen, verlor aber 1800 nur vom 1. Febr. bis 1. April, aus solchen Leichtfertigkeiten falscher Abschätzung setzt sich Kriegsgeschichte zusammen: Laut Bayr. Kr. Arch. verlor die Brig. bis 1. April nur 67, 2255 und zwar seit 1. Okt. in unablässigem Gefecht. Im Mai nochmals 56, 1849. Dubail begeisterte sich zu Tiraden: »Unsere Infantrie vollendete das Werk der Artillerie«, sein Tagesbefehl vom 5. April enthielt kein klares Wort. Nur daß eine Anzahl 29. P. gefangen wurden, weil Granatenluftdruck ihre Minenlampen auslöschte, hat Sinn und Verstand. Daß die Deutschen zwischen Pont à Mousson und Verdun eingeschlossen, zwischen Mihiel und Metz vernichtet werden würden, war oberfauler Aprilscherz, das hieß wahrlich das gläubig aufhorchende Entente-Publikum »in den April schicken«, denn wo merkte man etwas von solcher Einschließung? Zu Mittedurchbruch bis Mars la Tour (32  km von Metz) kam es nie, Verduns südöstliche Einkreisung bis Marcheville blieb umgekehrt ungetrübt, 27  km südlicher bei Essey schlossen andere Linien an, die jede Umfassung verleugneten. Allerdings vergegenwärtige man sich, daß die Maashöhen 9  km nördlich Mihiel den Franzosen gehörten, und staune, wie leicht die Bayern dort jeden Seitenstoß abfingen. Dubail holte viel blaugraue Chasseurs und große Neuformation der Region Lyon, ihre Befehlshaber dürsteten nach Schlacht, die armen Poilus nach Alkohol, den man ihnen reichlich zur Aufmunterung verabreichte. Unweigerlich nur noch eine letzte Anstrengung, um die Trikolore auf Combres zu pflanzen! Frühlingsregen verwandelte den Woevrelehm in zähen Schmutz, Patronen versagten, Bajonett versah den Hauptdienst, was den rauflustigen Bayern zusagte. Aber die Stimmung ließ sich nichts Bestimmtes sagen, wohl aber voraussehen, daß bei solcher Abnutzung das sich bisher im Hintergrund haltende 5. K. ablösen müsse. Dubail bekundete hurtigen Siegeswillen, seine zu Neujahr unsichere Linie ein langsames Fortschreiten. Der Kartenleser sah manchen Punkt in französischen Händen, den man noch in deutschen glaubte. Mal die eine, mal die andere Partei war im Vorteil. Es schwebte Joffre vor, sich der Erzgruben Brieys zu bemächtigen, nur 15  km hinter unserer Front, deren Ausbeutung uns zu statten kam, den Franzosen unersetzlichen Ausfall für ihre Kriegsindustrie bedeutete. Dubails Angriff war daher strategisch viel gefährlicher als der Langles und unser H. B. hatte die bedenkliche Seite, Haupt- und Nebenaktionen nie zu unterscheiden. Das Publikum schaute noch aufgeregt nach Ypern, als man dort längst zu Stillstand überging, doch gerade im März, wo es dort wieder hoch herging, schwieg H. B. sich aus, oder es blickte noch gespannt nach der Champagne, als das Unwetter sich dort längst verzog, während Maas- und Argonnenkampf als Bagatelle und das große Treffen bei N. Chapelle als Nebendinge galten.

Romantik in beiderseitigen Meldungen, als ob Besitz des Hartmannsweilerkopfs ein weltbewegendes Ereignis wäre, unter gegenseitigen Bezichtigungen der Unwahrheit, machte den braven Berg berühmt von Aufgang bis Niedergang. Die trockene deutsche Meldung, daß »der Feind sich im Besitz der Kuppe setzte, der Kuppenrand wird von Unsern gehalten« entsprach nicht der prachtvollen Erstürmung des Gipfel-Blockhauses, wo in leuchtender Frühlingssonne des 26. die Trikolore prangte, und dem begleitenden Verfolgungsfeuer am Osthang, doch daß man dort 700 deutsche Leichen unter der Schneedecke vorzog, ist lächerlich erfunden. Manchmal schläft der gute Vater Homer und die Entdeckung, blindes Vertrauen zu deutscher Berichterstattung sei nicht angängig, gab dem Feind Gelegenheit, sich drüber aufzuhalten. Doch wenn von Natur gewissenhafte Deutsche nicht bei der Stange bleiben, was erwartet man da von Tartarin aus Tarascon! Eitler Hang zum Großtun entstellt ja immer die wirkliche Bravour des Cyrano von Bergerac, dessen lange Nase keinen Nasenstüber des Mißerfolges verträgt, aber sich stolz in die Luft hebt, wenn Chanteclair irgendwo den Cadets de Gascogne eine Marseillaise vorkrähen kann. Damals verwandten die edlen Franzmänner schon Stinkbomben mit übelriechenden Gasen, das war ihr heiliges Menschenrecht, dagegen Barbarei und Niedertracht, daß die eigene Stinkerei nichts taugte und die Boches sie mit schändlichen Gasangriffen erkleklich überstanken. Ja, Bauer, das ist ganz was anders!

»On les aura par la mitraille« wurde Schlagwort. Langle's 30  km umfaßende Kanonade schlug bald nicht mehr den Rekord. Hätte man je solche Bestreuung geahnt, würde man noch schärfer gepredigt haben, heutige Heere könnten derlei nie ertragen, jede straffe Gliederung müsse wegfallen. Doch der Weltkrieg machte den Wahn zu nichte, daß geschlossene Kolonen sich nie unter solche Feuerzone wagen würden, selbst Schützenschwärme hatten besondere Dicke. Nun, man hat es doch ertragen, aber fragt mich nur nicht wie. Auch Nahkampf mit blanker Waffe galt als altmodisch überlebt, jetzt machte man davon Gebrauch, wie nie zuvor. Opfermut und Ausdauer erhoben sich durchweg zu einer Höhe, wie sehr selten in vergangenen Kriegen. Aufreibendsten Stellungskrieg überdauerten die Franzosen mit einer Geduld, die ihre reizbaren Nerven ärger abspannen mußte als bei den an kaltblütige Pflichterfüllung gewohnten Deutschen. Daß die Gallier beim Angriff möglichsten Elan entfalteten, versteht sich von selber. Prinz Oskar schenkte aber die Belehrung, nach dem Kriege müsse kgl. preußischer Stechschritt erst recht geübt werden, das Schicksal versagte dem frommen Wunsch. Bei Reserveregimentern erwartet man wohl keine Anhänglichkeit an Kasernismus, der doch minder anfeuert als »jugendliche Begeisterung«, die dem jugendlichen Verfasser nicht imponiert! Jugendliche und ältliche Jahrgänge bei Ypern und im Elsaß zeigten zugleich Begeisterungs- und Leistungsfähigkeit, in Rußland taten L. W. und L. St. Wunder. Tüchtigkeit der Rasse bedarf keiner exklusiv militärischen Hymnen auf Griffekloppen, die auch darin austönen: »Die Gardeschützen hatten eine Freiwilligenkompagnie, sie verrichtete unvergeßliche Heldentaten«. Oho! diese unvergeßlichen Gardefreiwilligen müssen recht behutsam mit ihrem Leben umgegangen sein, denn die gesamten Gardeschützen verloren hier 75 Köpfe! Was sagen die armseligen Reservefreiwilligen von Ypern dazu? Doch Garde bleibt Garde, ihre Freiwilligen sind aus besonderem Metall, nicht wahr? Genug von solchen jugendlichen Scherzen! Die Kommißpredigt schweige, wenn in den Vogesenschneehalden mit Alarmklingeln an jedem Astverhau unter ausgespanntem Telefonnetz sich schlichte süddeutsche Wehrmänner so überwältigend auf die stolzen Alpins stürzten, daß sie sich willenlos ergaben. Eine gedrilltere Berufsspezialtruppe als diese Alpenjäger gab es nie, doch was vermochten sie gegen alte Familienväter der Tiefebene, aus ihrer Heimarbeit in Acker und Werkstatt unter Gebirge und Trommelfeuer versetzt?

Bis voriges Neujahr begrub Frankreich schon 340 000 Söhne, man konnte ahnen, wie die Ziffer bis übers Jahr sich ausnehmen würde. Offizielle englische Angabe im Mai flunkerte von 280 000 britischem Gesamtverlust, der Speaker plauderte im Parlament 500 000 aus, gibt es krausere Selbstüberführung? Der Strohmann des »Daily Liar«, der aus einer Redaktionsstube in die andere »aus Kopenhagen« erfinderisch telefonierte, war glücklich so weit, 1915 schon 2 Mill. Deutsche außer Gefecht zu setzen, und erfand, jede V. L. enthalte 10 000 Schlachtopfer. Man durfte sich beruhigen, die Wahrheit setzt nicht in Schrecken, nur 650 000 in Westen bis Neujahr. Die Verbündeten verloren inkl. Gefangene mehr als das Dreifache, was die Überzahl beschnitt und oft annähernd ins Gleichgewicht brachte. Joffre, Meister der Theaterregie, versicherte zum Fenster hinaus: »Unsere Armee ist heut so stark wie zu Anfang« infolge ungeheuerer Massenaushebung des Landsturmes. Deutschland habe seine Reserve erschöpft, ihm sei »sein Weg vorgezeichnet, der Rückzug«. Er bedachte nicht, daß danach die Menge von ihm selber Großtaten erwartete. Dieselbe Lumpenpresse, die täglich unflätig und würdelos Deutschlands Untergang verkündete, zog später die Stirn in catonische Falten und klagte die Täuscher an, weil sie gläubige Gemeinden umnebelten. Doch warum ließen diese immer wieder den Unfug über sich ergehen! Ihre Abspannung unterbrachen neue Aufpeitschungen, doch schwunghafte Nervenanregung stellte sich nicht wieder ein, nur harte Verbissenheit. Erst bemitleidete man affektiert das »Todeslied« der Ypern-Freiwilligen jetzt erwachte eher Erinnerung an nordische Berserker, die singend starben.

Havas tröstete sich im Sommer, der Kronprinz habe seit Neujahr 100 000 verloren, ein einziges K. 40 000. Welches? Natürlich sind 5. K. oder 15. R. K. gemeint, die man doch eigentlich ihm abnahm, da er sich überhaupt nicht über Bevorzugung zu beklagen hatte. Bei so großmütiger Schätzung urteilen die Franzosen nach sich selber, wo Argonnen und Maasufer das Grab ganzer Divisionen Sarrails und Dubails wurden und man mit 200 000 Verl. für diesen Zeitraum dort nicht auslangt. Tatsächlich verloren wir von Consenvoye bis Priesterwald im ersten Halbjahr schwerlich mehr als 40 000, was Havas für ein K. berechnet, und die eigentliche 5. A. in den Argonnen nicht entfernt so viel. Was die später zur Westfront entsandten Schlesier litten, ging den Kronprinzen nichts an. Merkwürdig, wie der Haßinstinkt leitet! Jeden Augenblick stichelte Paris auf dem kaiserlichen Thronfolger, der natürlich auch Schlösser ausgeraubt haben sollte, von denen er noch 100  km entfernt war! In Paris kannte man eben genau seine Gefährlichkeit schon von Longwy her, weit besser als die Heimat, die mit elendem Klatsch schwanger ging, wie er hinter der Front Latontennis spiele und flirte, während er oft in vorderster Linie aus Artillerieposten den Feind beobachtete. (Vergl. Bruchmüller).

Da Joffre schon darauf sann, wie er seine Siegesfreite wo anders anbringen und der Fortuna die Cour schneiden könne – solche Geister bauen immer auf ihr »Soldatenglück« und ihren flair d'artilleur, wie der selige Mercies im Dreyfußprozeß sagte –, so verabschiedete man nach und nach die ganze 19. R. D. nach Elsaß, wo man einer Verstärkung bedürftig schien, die in 18 dorthin bestimmten L. St. Bat. nicht genügte. Für eine mit mehreren Brennpunkten behaftete Front war übrigens auch der Märzverlust gering im Vergleich zum fieberhaften Siedegrad der ersten vier Kriegsmonate. Dagegen änderte sich des Feindes Einbuße nicht wesentlich, sie war bei Loos–N. Chapelle und Argonnen–Maashöhen sehr groß, in der Champagne übergroß. Das Ende ein deutliches Fiasko, doch die Beklemmung deutscherseits währte viel länger als man mutmaßte. Französische Meldungen gaben eigentlich einen klareren Begriff der Lage als die mageren deutschen, nur sind sie mit Vorsicht zu genießen, weil das Richtige mit einem Wust von Übertreibung umhüllt. Das beste Urteil über das Endergebnis liefert, daß nach neu eingebürgerter Geflogenheit, die Garde am Gefahrpunkt auszuspielen, sie und K. Emmich ruhig nach Galizien abdampften und 22. R. K. von Ypern gleichfalls dorthin wanderte, also Verhinderung der Sendungen nach Osten dem Feind gänzlich mißlang. Um den Russen aufzuhelfen, kam Joffre zu spät, schon klärte der trübe Schneehimmel über Ostpreußen für die ganze Kriegsdauer, im Mai war auch die Krise in Galizien siegreich überstanden. Doch durfte man in Westen schon hoffnungsvoll in die Zukunft schauen? Wer sich einbildete, Blutbäder und Mißerfolge würden auf lange des Gegners Willen brechen, verrechnete sich. Jetzt reizten wieder Rußlands neue Niederlagen zu verzweifelten Anstrengungen eines Ausgleichs, mit der Voraussetzung, die deutsche Front sei durch Entsendungen geschwächt. Für volle Besetzung der Front Nieuport–Mühlhausen bedurfte das deutsche Heer, pro Meter berechnet, 2 ½ Mill. ohne Reserven, was für 80–100 fluktuirende Divisionen schon zu viel ausmacht. Im Laufe der Kriegsjahre mögen 1 ½ Mill. Leichtverwundeter zur Fahne zurückgekehrt sein, sodaß im Ganzen inkl. Ersatzrekruten und Reinverlust wohl 5 Mill. für die Westfront aufgeboten. Doch nie stand dort auch nur die Hälfte dieser Zahl. Während in Frankreich Krüppel und Tuberkulöse das Schießgewehr schwangen, bestand die professorale Pedanterie des preußischen Militärs auf sechsmonatlicher Ausbildung, welches altfränkische Vorurteil die Freiwilligenkorps bei Ypern und die noch neueren in Rußland widerlegten. Die durchweg neuformierten französischen Ersatzdivisionen, geradeso »junge« Truppen dritter Garnitur, stimmten gleichfalls eine wahre Bravouraria der Furia Francese an und die englischen Freiwilligenkorps gewöhnten sich bald genug ans schreckliche Handwerk.

Arras, Neuve Chapelle

Im Norden zog sich der Kampf zunächst um Loretto zusammen, welche wichtige Überhöhung als unschätzbaren Beobachtungsposten Maudhuy bewahren wollte. Vor der Kapelle blitzte der Horizont von Feuerkreisen, wo man das Rundpanorama Arras–Bethune genoß. Doch schon am 3. trat er den Besitz an die Badenser ab, die am zerschossenen Wäldchen vor Souchez und der Renaissancekirche von Ablain vorbei den Hohlweg hinaufdröhnten, nur die am Nordabfall unterhalb erbauten Unterstände noch nicht ausräuchernd. Bis 22. unternahmen die Franzosen Sturm auf Sturm, zuletzt erging es ihnen so schlimm, daß sie auch einen bisher behaupteten Vorsprung verloren. 110. und ein Bataillon 109. sollen allein diese Heldenarbeit verrichtet haben, doch hatten vielleicht auch 40. (660–10.) und bayrische Res. aus Carency Anteil. Nur einmal am 15. drang mit 158. Oberst Mignet in badische Gräben ein, nur um zwei tapfere Kommandeure zu verlieren.

Nach Abzug des 21. K. zu Langles übernahm French die Strecke bis Loos. Maudhuys Linie fühlte sich bei Loretto ins Herz getroffen und setzte später alles daran, den Schlag zu parieren. Doch schon ging solcher Schrecken vor den deutschen Waffen her, daß French das Bethune-Depot ausräumte, weil es unhaltbar schien. »Auch bei Lens ist der deutsche Druck überaus schwer«, schrieb ein Berichterstatter; dem Kohlenbergwerk geweiht, besaß das Revier Lens-Loos Arbeiter genug, die sich aufs Graben verstanden, man rüstete Maulwurfsbauten zu, die bis 7  m tief hinabrückten. Konnten solche Bombensicherungen von deutschen Granaten nicht gefaßt werden, um so sicherer lebendige Zielscheiben, wenn der Feind sturmlief. Diesen Gefallen tat er den Westfalen bei Neuve Chapelle, wo die 13er lagen, dahinter 56er, 16er, nördlich im Weiler Epinette 13. Sächs. Jäger; südöstlich im Biezwald 57er, weiter links 15., 159., während wir 53., 55., 158. in Märzlisten nicht entdecken, wohl als Hintertreffen ausruhend. Die Badenser Rechte schloß bei Festubert an. K. Dorien sollte dies Gegenüber fesseln, Haigh sammelte 48 Bat. gegen N. Chapelle und erließ ein klassisches Proklamationsgemisch von Prahlerei und geschäftsmäßiger Nüchternheit. Man habe die besten Kanonen, »unsere Flieger vertrieben die Deutschen aus der Luft« (warum so viele englische abgeschossen?); »unsere Verbündeten fügten dem Feinde riesige Verluste zu« (in Havasdepeschen für Witzblätter); »bisher siegte die englische Armee über einen numerarisch stärkeren Feind« (nach lauter Mißerfolgen von Mons bis Lille und Ypern! Briten und Russen sind dem Franzosen über im kriegsgeschichtlichen Prahlen). »In Deutschland herrschen Unruhen« (durch Hungerblokade?), »man kann daher keine Reserven senden«. Der Erfolg sei sicher, man greife jetzt mit 48 Batl. 3 Deutsche an, die am ersten Tag höchstens durch 4 Batl. verstärkt werden könnten. Solche Ermutigung gleicht einer Feigheitsprämie. Dies Zusammenfegen von Lügenunrat und Naivität erregte höhnische Verachtung, in Prinz Rupprechts Tagesbefehl anklingend. Ermahnte je ein General so plump die Seinen, sie sollten nur dreist und gottesfürchtig mit 16facher Übermacht die Opfer abwürgen? Bei Franzosen würde das entgegengesetzte Wirkung üben, man müßte es ihnen verheimlichen. Das Abschwören jeder Ritterlichkeit verleugnet nicht den immer praktischen Britengeist, Offiziere und Soldaten begrüßten ohne Murren die ihnen angepaßte Aufmunterung und nach Schanderfolg konnte wieder mal britische Glory sich ausmeistern. Wie zweischneidig kehrt sich Unanständigkeit gegen die Urheber. Also »die bekanntlich besten Soldaten der Welt« vermochten nichts 16:1 gegen 3 Bataillone? Es waren indessen 9, Blamage aber die gleiche.

Am 10. brüllten 350 Kanonen Haighs, den Meter mit 12 Granaten belegend, unter böser Wirkung der 18-Pfünder-Haubitzen. In der ersten eingeebneten Linie lag alles voll Toter und Verwundeter, als die Briten, eintöniger Mühsal des Grabenlebens müde, drauflosrasten bis ins Dorf hinein, obschon längs der ganzen Front reihenweise niedergestreckt. Verschüttete Überlebende und in Eckhäusern Abgeschnittene beherrschten aber den Dorfeingang mit verheerendem Feuer, flankierende Maschinengewehre machten jedes weitere Vorbrechen unmöglich. 400  m dahinter verteidigten die 13er, von 56ern aufgenommen, fest die dritte Schanzlinie, die von der Indischen Merut- und 8. Engl. D. (23., 25. Br.) nordwärts getriebenen 16er setzten sich wieder. Englische Artillerie wollte Zuströmen deutscher Verstärkung niederhalten, schoß aber in die eigenen Reihen, der Angriff stockte beiderseits des Dorfes unter sprühendem Schnellfeuer, drei Vorstöße blutig abschlagend. Im Dorfinnern schwemmten uns starke Reserven (21., 22. Br.) nicht mal ganz hinaus, wildes Handgemenge währte durch die Nacht. Taktische Ausführung des lahmen Handstreichs war elend. Jede Division tappte drauflos; Unbesonnenheit eines nachher abgesetzten Divisionärs steigerte den Verlust, die ungenau schießende Geschützmasse traf ihre eigenen Leute. Alles bewegte sich automatisch seelenlos, nach Fallen der Offiziere versagte die Mannschaft. Das Netz von Schanzen und Stacheldrähten der Hauptlinie, von Tommy »Port Arthur« getauft, erstürmte er keineswegs um ½6 Uhr abends, wie man flunkerte, bestürmte es nur vergebens auch am zweiten Sturmtag. Der berüchtigte »Augenzeuge« (eye – witness), den sich French zu offizieller Schönfärberei beibog, gestand halbwegs, daß man östlich und nördlich nicht vorwärts kam. Südlich, wo zwei Landwege sich kreuzen, standen die 13er unerschütterlich. Vor Givenchy, von wo es die Bassée-Ziegeleien ausräumen sollte, prallte das 1. K. schmählich ab, hier fochten 8 engl. und 1½ deutsche Batl. am Dorfe selber, es sandte die 1. Gardebrig. zum 4. K., das wie das Indische (auch Lahored) am 11., 12. erledigt war. French selber verstärkte Angriff auf Aubers mit N-Midland- und 2. Kav. D., nichts half. Dichter Nebel hatte den ersten Anlauf begünstigt, jetzt verhinderte er am 13. bei konträrem Wind jede Fliegertätigkeit, auf die sich lediglich britische Artillerie einschoß; Telefonstränge funktionierten nicht. Schon meldete die ins Vordertreffen gestellte Kanadische Div. sich kampfunfähig, schauderhafter Offiziersverlust entmannte englische Brigaden; 5 Regimentskommandeure fielen, 4 andere suchten den Verbandsplatz. Der Augenzeuge gesteht sogar, daß ein Gegenstoß (der 16er) bis in britische Verbindungsgräben drang. Die Söhne der roten Erde wetteiferten, nach englischen Bericht stürmten sie oft den Stürmern entgegen und brauchten die Kolben! Jeder Mauervorsprung triefte von Blut, versteckte Masch. G. wirkten fürchterlich. Herr Augenzeuge erzählt solches auch von Häusern an der Binzmühle, ein einzelstehendes Häuschen habe allein 6 Mordmaschinen enthalten. Drollig bekennt er, die 57er hätten wegen Kanonade den rechteckigen Biezwald nicht verlassen dürfen, was ja gar nicht ihre defensive Absicht war. Gleich nachher spricht er dort von deutschem Vorstoß am 11., läßt am 13. die Deutschen wieder in den Wald eindringen, den sie laut ihm selber als ungeschmälerte Deckung besaßen! Solchen Zwiespalt englischer verworrener Berichte nimmt niemand ernst. Am 14. störten die Hunnen die hlg. Sonntagsruhe, indem sie »das Dorf zurückeroberten«, am 15. früh wollen die Briten alle verlorenen Posten wiedergewonnen haben. Im Anbetracht vorheriger Prahlerei liest sich drollig, daß sie keine Entmutigung zeigten und sich verzweifelt wehrten! Ihre individuelle Tapferkeit beweisen ihre Verluste, doch dunkelt das Bild durch verschiedene Beleuchtung ein.

»Augenzeuge« spricht von »Gruppen von Gefangenen«, nennt aber nur 70, die zu kühn in den Feind drangen. Ein Offizier habe »herausfordernd« die Briten des Mordes bezüchtigt wegen – Kanonade, worüber der Erfinder sich lustig macht. Kein preußischer Offizier redet solches Blech, zumal die westfälische Artillerie selber mit mörderischem Sperrfeuer die Briten überschüttete. Dagegen mag es sich um eine viel triftigere Entrüstung handeln: Haighs Armeebefehl erfrechte sich, von »planmäßiger Barbarei der Hunnen« zu faseln, vor der man Altenglands Fluren schützen müsse, darum ließ er wohl die Gurka-Bluthunde los, die ohne Flinte mit hochgehobenen Händen als Deserteure in die deutschen Gräben krochen und dort plötzlich mit dem Messer wirtschafteten, bis nachstürmende edle Briten den Verrat ausnutzten. Hoffentlich gab man den Mongolenteufeln keinen Pardon. Treuherzig bekennt Augenzeuge, man habe nur durch Überraschung gewirkt, womit er wohl Haighs Schläue preisen will. Doch nicht ungerüstet traf der Stoß die 13er, denn laut V. L. fochten sie schon bis 6., 56er bis 10., also fanden schon frühere Fehlversuche statt. Frenchs Bericht bezieht sich nur auf 10., 11., 12., als sei die Sache damit beendet gewesen, weil nach 12. nur Unerfreuliches zu berichten. 2 sächs., 6 Batl. von 6. b. R. D. verlängerten die Linie bei Aubers–Epinette, wo auch noch 2 Brig. des K. Dorrien angriffen. 13. Jg. verloren ihren Stand, doch konnte der Feind nicht weiter. In der Nacht zum 16. befahl Haigh, sich nur mit den Dorfruinen zu begnügen. French blagierte: »So beträchtlich unser Verlust, ist er doch nicht zu hoch, denn der Erfolg ist bedeutend«. So bedeutend, daß die Briten sich nie mehr über die Dorftrümmer hinauswagten, deren dreiseitige Beschießung ihnen noch im April schweren Verlust zufügte. Auch endete das Treffen keineswegs am 15., wie man nach allen amtlichen Meldungen glauben sollte, 7. P. arbeiteten bis 17., bis Monatsende bluteten noch 950 Westfalen. Die 57er siegten freilich so leicht, daß sie anfangs nur 54 verloren, dagegen bis Monatsende 140.

Es kennzeichnet French, daß er 30 Off., 1637 M. gefangen haben will, offenbar zählt er alle Toten und liegengebliebenen Verwundeten als gefangen. Was gesteht er als eigenen Verlust von 10.–13. zu? 572 Off., 12 220, davon 190, 2327 tot, 23, 1728 vermißt. Die Offiziersziffer erregte in England Entsetzen, sie enthielt aber nicht mal die Kanadischen und Indischen Offiziere, also ist auch deren Mannschaftsverlust nicht mitgezählt. Zuletzt hieß es, es seien ausnahmsweise nur 10 Mann auf 1 Off. entfallen: also 1200 Off. auf 12 229 Gemeine?! Das wäre ein trauriges Zeichen, hieße so viel, daß die Führer sich opferten, um der Truppe den Weg zu zeigen. Doch schon bei der amtlichen Ziffer würden nicht viel mehr als 1:20 herauskommen. Doch wie historische Figura zeigt, fälschte die englische Methode stets in solcher Weise, ebenso immer durch Spezialausweis überführt. Die bei N. Chap. fast vernichteten 93. Hochlandschützen verloren offiziell bei Waterloo 30 Off., 300, nachher stellten sich 39, 1000 heraus.

Bei N. Ch. wurden nun mehrere altenglische Regimenter geradeso aufgerieben wie die Kanadier. Die Offiziersziffer ist aber schon an sich verdächtig: rund 200 Tote auf rund 360 Verwundete, das Minimum wäre 600–800 Verwundete. In moderner allumfassender Feuerzone fielen Offiziere im gleichen Prozentsatz zur Mannschaft, der Durchschnitt gleicht bei größeren Kämpfen alles aus, abnorm viel Tote und abnorm viel Offiziere zeichneten gewiß nicht bei N. Ch. einen Ausnahmefall. Außerdem bezieht sich Frenchs Angabe nur auf drei Tage, der übrige Monatsverlust kommt hinzu, am 13.–16. wohl auch noch sehr hoch. Somit wäre gar nicht undenkbar, daß inkl. Kanadier und Inder im März wirklich 1200 Off. der A. Haigh verloren gingen, man rechne sich aus, wieviel Mannschaft dazu paßt! Sei dem wie ihm wollte, unter 20–30 000 verlor man keinesfalls. Auch deutsches Lamento über Offiziersverlust täuscht darüber, daß er anfangs im Durchschnitt nur 1:50 betrug. Tritt kein genügender Ersatz ein, so ändert sich der Maßstab, doch bei neuen oder neu aufgefüllten Formationen wie denen Haighs ist dies ausgeschlossen. Wären wir boshaft, dürften wir die Wahrheit darin sehen, daß French 12 000 britische Tote in deutsche übersetzte. Er hatte nämlich die Stirn, zuerst »ein paar tausend deutsche Leichen« festzustellen, während in den 3 Tagen, wo er überhaupt etwas auf dem Schlachtfeld feststellen konnte, die Westfalen hier überhaupt nur 2350 Tote, Verwundete, Vermißte verloren. Nach diesem arithmetischem Kunststück fährt er gelassen fort: »12 000 weitere Leichen wurden mit der Bahn abtransportiert!« Jeder Schulbube wird ihn fragen, woher er das wisse und ob er die Waggonsendungen gezählt habe. Abtransportiert wohin, wozu? Man pflegt Leichen auf dem Felde der Ehre zu beerdigen! Leider machen Schamlosigkeiten stets Eindruck, deutsche Zeitungen begnügten sich mit Fragezeichen, statt die bodenlose Frechheit zu brandmarken. Der H. B. hätte es tiefer hängen sollen, vornehme Nichtachtung war da nicht angebracht, sonst war man ja um Widerrede nicht verlegen. Der Bürokratius Militaris beging die Dummheit, den Deutschen die Ententeschwindeleien nicht vorzuenthalten, um die eigene kolossale Objektivität zu unterstreichen. So dumm war die Entente nicht, sie verbannte bei Todesstrafe jede Wahrheit deutscher Siege. So verurteilte sich der G. St. durch seine professorale Pedanterie zu häufiger Polemik und hob damit den üblen Einfluß der freigegebenen Ententeschnurren nicht auf. Aufklärung wird langweilig, so versäumte man auch diesmal, die Öffentlichkeit über die unziemliche Verlogenheit Frenchs zu unterrichten. Doch die Gewalt der Tatsachen gab ihm den verdienten Lohn. Als die Wahrheit in London durchsickerte, ging ein Unwetter der Kritik los: das sei zu kostspieliger Pyrrhussieg, man verschweige den Kostenpunkt. Man könne den Feind schlagen, wenn man nur wolle? Dies sehe nicht darnach aus?! Ein halb Jahr später floß das Wort ein: »Man verwandelte unsere wirkliche Niederlage in angeblichen Sieg.« Nach dem »Sieg« erwartete London natürlich weiteren Fortschritt und da dies ausblieb, beschuldigte man French der Schlaffheit. Ach, er hatte ja nichts »auszunutzen«! Nie soll Deutschland jene westfälischen Eichen vergessen aus dem Holz, das nie bricht, vaterländische Geschichte muß den Helden von Neuve Chapelle eine Neue Kapelle bauen. Das bay. Kr. Arch., immer bestrebt, jede Großtat den Seinen in die Schuhe zu schieben, verwechselt dies alles mit Kampf der 6. b. R. D., von Ypern weggezogen, die vom 12.–15. allein 70 Off. 6000 Mann verloren habe. Angeblich vier englische Div. – die bei N. Chapelle sind gemeint, wo der Kampf am 10. begann! werden von der bayrischen Kriegsfreiwilligen-Division, die sich überhaupt stets mit vorbildlicher Bravour schlug, blutig heimgeschickt? Daß auf 70 Off. 6000 Mann verloren gehen ist völlig sinnlos, wenn nicht sehr viel Gefangene und Drückeberger dabei sind! Die V. L. erweisen nichts davon und damit basta! Hälfte 6. R. D. noch bei Ypern.

Dritte Schlacht bei Ypern

Im April zeigten die Briten sich betäubt vom ihnen versetztem Schlag, den sie angeblich austeilten. Es gab noch bittere Nachwehen bei Festubert, die der H. B. nicht berücksichtigte, sonst überall leidliche Ruhe. Frenchs allzu blutbesprengte Lorbeeren ließen die Franzosen schlafen bis Rheins hin, sie warfen sich sozusagen den Ball zu, wer wieder spielen wolle. Unerlaubt hartnäckiges Schweigen des H. B. über fortgesetzt bitteres Gefecht Emmichs laut V. L. bei Rheins, der nun bald Valet sagte und zum Dunajec abdampfte, einige Angaben über unbedeutendes Champagnegeplänkel, wo alles so ziemlich beim Alten blieb. Die Garde war fort, Langles Ansammlung schon aufgelöst für künftigen Großkampf bei Arras. In den Argonnen der Himmel noch nicht ganz heiter, wovon man zu wenig in H. B. erfährt. Längs Maas-Mosel brannte der Feuerherd fort, im Elsaß pirschten 14. Jg., 8., 14. R. I. mit frischem Weidmannsheil, Skifahrt von 3 Schneeschuhbataillonen und Pionierwunder der Drahtseilbahn längs rötlich-schwarzer Porphyrfelsen des Hartmannsweilerkopfes bereiteten darauf vor, daß bald wieder die schwarzweiße Fahne die Trikolore ersetzen werde. Das ganze Bergmassiv kam strategisch ans Wanken, doch wirklich ernste Kampfverschlingung verschlang nur Opfer von Mihiel bis Combres, wo 15. bayr. R., 130. R., 5. K. (nicht bloß »10. D.«) nicht nur in erster Monatshälfte, wie man nach H. B. glauben muß, in harter Abwehr stritten. Dubail klagte über schlechte Witterung wie der bekannte Wetterprophet Cadorna am Isonzo, seine Meldungen strotzen von ergötzlichen Widersprüchen, auf Ruhmredigkeit folgt bescheidene Wirklichkeit. Im Waldgebiet von Ailly stießen bayerische Franken den Franzmann bis übern Rahmen seiner Grundstellung zurück, bei Flirey und Essay rauften erbittert die Garde Ersatzbrigade (1700) und Württemberger Ers. Bataillone (51. bei Regniville), im Priesterwald stand immer noch Thür. L. W. treu auf Posten. Am 5. April ließ sich b. 4. R. im Aillywald überrumpeln, was aber ein Gegenstoß nichtbayerischer Teile (dabei 4 sächsische Ers. Batl.) am 5. Mai derart wettmachte, daß 1726 Franzosen gef. und angeblich 2000 getötet. Falkenhausen hatte im Elsaß, wo nur am 5. Mai und schon im Februar (2., 9., 11. b. Ers.) am Ban de Sapt südlich Senones es lebhafter zuging, nur noch 61. R. Br., 60. L. W. Br., 1., 5. b. L. W. D., 19. sächs. Ers. D. zwischen Seille und Vogesen, weiter südlich b. 39. Ers. (11. R., 14. L. W., 5. Ers. Rgt.), 30. b. D., 2. L. W. Br. Die 14. L. W. Br. (15., 122. L. W.) war nach Marcheville ins Woevre entsendet. Eine zweite Schlacht bei Münster stand bevor, doch 8. b. R. D. war weg, statt ihrer dort 6. L. W. D. (halb Bayern, halb Hessen), 120., 121. L. W. und Badischen L. St. Am Sattelknöpfle lag 75. R., am Buchenkopf 12. b. L. W. Diesen rund 8 schwachen Div. standen noch ernste Verwicklungen in Aussicht. Vermerkt sei noch, daß aus vielen Jägerbatl. und dem bayr. Leibregiment ein »Alpenkorps« gegründet und nach Tirol gesandt wurde, wo es neben östr. 90. und Div. »Pusterthal« gegen 1., 5., 7. 9. ital. K. bis Anfang Sept. focht. An den Drei Zinnen lagen 800 Italiener tot vor dem Leibregt., 400 gefangen. Wir greifen hier vor, um darauf hinzuweisen, daß die Großkämpfe von Mai bis Juli nicht abhielten, auch noch Verstärkungen für die Östreicher abzugeben, wo immer es nötig schien.

Der Aprilkampf in Lothringen war anstrengend und blutig, doch lange nicht so schlimm, wie der Feind zu munkeln beliebte. Woher denn? Wozu so große Worte machen über Hin- und Herrollen der nie abreißenden Nahkämpfe im Dickicht des Bois Mortmare! Schon am 6. trug hier 13. fr. Inf. seine Trikolore vor, deren Inschriften altnapoleonische Siegeserinnerung hochhielten. Doch 28. rhein. Ers. obsiegte unter Anstimmen der Wacht am Rhein. Morgensonne des 9. sah die Tirailleure heranschleichen, Mittagssonne beleuchtete ihre Niederlage. Nochmal bei Nacht! Verregnete Morgensonne sah blutige Bilder, die der Nebel nicht lange mitleidig verhüllte. Am 12. erlosch der Marseillaise-Elan, doch daß die Franzosen bei Flirey in wilder Flucht waren, glauben wir dem H. B. nicht, man mußte ja selber die eigenen Gräben mit dem Bajonett behaupten. Bis 23. kamen sie immer wieder, bis die Deutschen einen so mächtigen Gegenstoß durchsetzten, daß sie 1600 Gef. 17 Gesch. erwischten. Während die Toularmee sich verblutete, raste die Maasarmee seit 6. die Maashöhe entlang, ihre Feuerschlünde brüllten wie toll, trotz Abkneifen vorwitziger Vorhuten fluteten Massen bei Combres hinan, bis 11. widerstanden 6. Königsgrenadiere, dann 50., 47.; doch gallische Bravour, durch jede noch so trügerische Siegeshoffnung erhitzt, füllte die Schlucht mit Leichen, und wenn Joffre fälschlich Dubail zur Eroberung des ganzen Plateaus beglückwünschte, so gewann er unbedingt den Hauptteil. Sein Communiqué bespricht nur Verlauf bis 22., »wo unser Sieg besiegelt«, doch am 25. schmälerten die 19er den Besitz so gründlich, daß 1200 Franzosen mit 3 Regimentskommandeuren sich ergaben. Schmeichelhaft für die Posener, daß sie »die besten deutschen Truppen« seien. (Sie schickten schon 46., 58. Inf., 46. R. als Div. Behr nach Galizien, so gleichgültig ließ sie die französische Drohung.) Joffre hielt sie wohl für Polen! Der wetterwendische April schien den Franzosen anfangs ein Lächeln zu gönnen, kehrte sich aber mürrisch ab, sein Nebel verbreitete sich über französische Berichterstattung. So verstrich er ungeklärt und trüb für beide Parteien, nur an einer Stelle brach die Sonne durch: bei Ypern für deutsche Waffen.

Dort machte sich Foch nicht Herzog Albrechts Auffassung zu eigen, im Norden liege die Entscheidung, wo die Norddeutschen noch 8  km fern von Ypern standen, sondern suchte im Süden, wo sie 4  km näher, die Bayern abzuschütteln. Aus solcher Lage ergab sich unser Angriff aus Nord und Nordost, Aufgabe der Südgruppe, den Feind zu fesseln? Mit nichten! Je länger der Feind sich ostwärts in Sicherheit wiegte, desto unsicherer wurde Ypern aus Süden. Nur dort konnte der Druck ausreifen. Doch dem Herzog blieb diese Auffassung fremd, er entschied sich für Stoß aus Nordost. A. Plumer (II., V. und jetzt hier das im März geschüttelte IV. K., verstärkte kanad. D., Kav. R.) stand mit K. Fergusson im Gefecht vor Zillebeke. Schon am 18. flogen siebenzöllige Granaten nach Ypern, doch erst am 22. früh zerstampfte schweres Bombardement die Gräben der Kanadischen und der 42. fr. D. Nach Aufsteigen gelben Rauchs kroch eine grüne Dunstwand heran. Zwischen zwei Wolken angezündetes Schwefeläthers, hinter sich platzende Gasbomben, flohen die Franzosen, von Schwindel und Übelkeit befallen. Ein Korporal warnte den Belgiergeneral Putz, (d'Urbal ersetzend, der seinerseits für Maudhuy bei Lens eintrat), er ging »in guter Ordnung«, d. h. wilder Panik davon. Die Kanadier verließen ihre Gräben erst nach mannhafter Gegenwehr, konnten aber 30 eingebaute Kanonen nicht retten; im schwindenden Mondlicht durchbrachen K. Hügel und Kleist auf 9  km Front die 3  km Tiefe bis Pilkem und Het Sas. K. Falkenhayn gewann das westliche Kanalufer. 2. schwere London-Batterie Vierzöller konnte Rgt. East York nicht wegschaffen. Freitag ist ein Unglückstag für den, den es betrifft, der 23. machte davon keine Ausnahme. Grünliche Wolken aus Gaszylindern wälzten sich heran, fast gleichzeitig überfluteten Dämpfe und Stürmer den Raum vor Wieltje. 48. Highlanders wichen, Royal Highlanders von Montreal erst nach bravem Widerstand. Nächtlicher Gegenstoß General Andersons hatte kein Glück; die Stellung fiel ganz, mit ihr fast alle Offiziere. Das englische Kav. K. (sechs Brigaden) und frische Engländer hielten den Kanal, über dessen Bahnbrücke ein frisches, vom persönlich aus Amiens eintreffenden Foch schon früher versprochenes franz. K. heraneilte. Nacheinander betraten Northhumberlandbrig., Teile 3. K., schottische Garde, der 1., Lahorediv., Kolonialk. Mitry, Senegalesen, belgische Karabiners das Schlachtfeld. Inzwischen warfen 24. P. eine 30 Fuß lange fertige Brücke im Norden über das Wasser und trugen nach deren Zerstörung noch zwei Reservebrücken heran »mit bewundernswertem Mut« (englische Aussage). Unter dem Völkergemengsel am Westufer (Zuaven, Turkos, Inder) räumte die Brandenburger Artillerie schrecklich auf; 43. R. D. entriß im grimmen Kampf von Haus zu Haus den Farbigen das Dorf Lizerne.

Beim trübseligen Abzug der Kanadier verhöhnten Londoner Blätter »als Haupteigenschaft der Kanadier ihre Schnelligkeit, besonders bei sehr raschem Rückzug«. Man bestätigte übrigens: »Bei ihrem Vormarsch hatten die Deutschen fast keinen Verlust.« So erklärt sich der geringe April- im Vergleich zum Maiverlust, in den die Schlacht hier überlief, ähnlich wie bei der ersten Ypern- und der Winterschlacht erhob amtliche Darstellung hier die erste April- zur Würde der Hauptschlacht und unterschlug die blutige Gewalt der Maischlacht, wo man den Erfolg nicht vervollständigen konnte. Am 25. fielen fünf beherzt vorgehende englische Bataillone fast bis zum letzten Mann, unerträgliches Kreuzfeuer übergoß den Hügelrücken bei Fortuyn, 235. R. Koblenz warf die Nord-Territorialen über eroberte Hauptschanzen bis an den Feldweg von Wieltje, 52. R. D. die B-Div. bis Gravenstafel. Hier konnten die breiten offenen Flächen zwischen Bachmulden nicht ohne erhebliche Einbuße durchschritten werden, die zwei englischen Divisionen verkauften ihre Niederlage nicht billig. Es ist bemühend, daß deutsche Berichte die Brandenburger (die 9 Kanonen eroberten) und später die Sachsen hervorhoben, während K. Hügel den schwersten Kampf hatte, bei ihm war 142. Inf. als Ergänzung eingegliedert. French will »unter schweren Opfern« den Rückzug »in die 3. Linie mit Erfolg durchgeführt haben«, das glaubt ihm niemand, vielmehr läßt er selber größte Unordnung durchblicken. Die Franzosen wollen nach überstandener Gasprüfung Het Sas zurückerobert haben. Wir bezweifeln es, später aber läßt Verlust von 216. R. auf ernste Verwicklung schließen.

Am 22. abends lag das Ostufer des Kanals schon voll Pferdekadaver und umgestürzten Wagen, weil unser Sperrfeuer kein Heraustreten von Munitionskolonnen aus Ypern duldete. Am 24. bestrich die deutsche Massenbatterie bei Gravenstafel die ganze Gegend hinter den britischen Linien. Schon verlor French 5000 Gef. 54 Gesch., laut seinem eigenen Bericht herrschte wirres Durcheinander, alle Verbände verschoben sich, ganze Brigaden wichen aus der Front. Seit 22. packte das 27. R. K. bei Becelaere an, das 5. engl. K. zwischen Zonnebeke und Brodseinde wich am 26. über die Wegkreuzung der Chausseen, 3000 Leichen zurücklassend. Am 27. führte Sir Herbert Plumer drei Divisionen vor, doch schon beschoß die Artillerie des deutschen Südflügels seine Kolonnen und Allenbys abgesessene Gardereiterschützen im Rücken, während Falkenhayns Batterien schon Poperinghe 12  km westlich Ypern bestrichen. Das von Kanonade völlig zugedeckte Lizerne mußte jedoch geräumt werden, fortan mußten die Brandenburger sich auf ihren Brückenkopf beschränken. Northhumberlandbr. bei St. Julien zerstob, ihr General Riddel fiel. Plumer gab am 28. seine Stellung auf, nach erheblichem Kampf der sächsischen R. D. und hannoverscher L. W., kanadische Reste hielten noch den Polygonwald gegen die Württemberger. Die Briten malen die Schlacht als eine reinenglische, das machen sie immer so seit Waterloo, doch nur Fochs fieberhafte Tätigkeit im Norden rettete sie. Franzosen und Zuaven, am 29. aus Boesinghe vorbrechend, hatten aber kein Glück; ganze Massen schwarzen Gewürms wanden sich erschlagen vor den Märkern; »namhafte Verstärkungen« am 30. wendeten nicht das Blatt. Auf letztere hatte Foch den verzagten French vertröstet, der schon früh abmarschieren wollte: Unter konzentrischer Feuerumschlingung hätten die Verbündeten längst abbauen sollen. Ihr Starrsinn kostete ihnen mindestens 30 000 Mann nebst 65 Geschützen, doch der Druck aus Norden, auf den Albrecht sich verließ, brachte keine Entscheidung, festgerannt. Über den Südflügel tiefes Schweigen: Das bedeutet erfahrungsgemäß Mißerfolg. Ferner hatte a. d. Lys 16. b. R. harten Kampf, was sich im Mai anderswo fortsetzte. Südgruppe 3700, Ostgruppe 6200, Nordgruppe 4000, Summa 13 840. – Ganzer Monatsverlust 43 400 meist zwischen Maas und Mosel.

Im Mai schlug man weiter die große Schlacht, ihr Wesen liegt in den Verlusten: Südgruppe 5200, Ostgruppe 5850 des 26. R. K., 9400 des 27. R. K., 800 Hannov. L. W., Nordgruppe: 4760 des 23. R. K., 5250 des 22. R. K. dazu 540 P. Total (inkl. 230 Ers. u. Marined. bei Nieuport in den mit Panzerschilden verhangenen Dünenschanzen) 32 000. Diese Verlusterhöhung ist um so gravierender, als eine ganze Brigade Deimlings, vier Pfälzer Bataillone, die ganze 6. b. R. D. und Teile Hannov. L. W. bei Arras und südwärts der Lys entsendet waren. Die Ostgruppe hatte bei Frezenberg, Wieltje, Het Popotche keine wichtigen Erfolge, die Nordgruppe drang nicht durch, über der Südgruppe schwebte ein Unstern, man erlaubte ihr nicht, ihre Aufgabe zu erfüllen, indem man ihr ungebührlich Kräfte raubte. Nachdem am 1. die englische B.-Division das Zonnebekewäldchen preisgab, unternahm A-Div. (1. des 1. K.) zur Verschleierung des staffelförmigen nächtlichen Abzugs einen Scheinangriff, wobei 2. Rgt. Essex vernichtet, kanadische Walliser und leichte Yorkshire fürchterlich zugerichtet. Am 2. ließ Albrecht Sturmmassen auf Fortuyen los, der Brite wich fluchtartig weggeworfenes Gepäck, Munition, Gewehre, Proviant, Excremente in wüstem Gemengsel hinterlassend. Die als Offiziere angestellten Sportsmen verkochten vollends den ungaren Brei der Territorials, da sie sich Krieg als Boxing oder Shooting Match dachten und diese eisernen Footballspiele unsportmäßig fanden. Und den Veteranenresten schmeckten die eisernen Rationen ebenso schlecht, die Offiziere klagten seit lange, sie hätten die Hölle auf Erden, nur Londoner Heimkrieger schwelgten noch in blutrünstigen Fabeln britischer Unüberwindlichkeit. Der lichte Baumwuchs des Polygonwaldes bot ein gutes Schußfeld inmitten der Verdrahtungen und länglichen Blockhäuser, auf einer Lichtung die verschanzte Rennbahn, wo früher internationale Wettrennen oft Zuschauer anlockten. Wettrennen nach dem Sieg ist aber halsbrechender; britische Zuschauer brauchten die Ausflucht, ihre Marinegeschütze von 38  cm könnten gegen deutsche Feldhaubitzen nicht aufkommen, deren 22  cm gewiß den Langrohren materiell nicht gewachsen. Allerdings brüllten jetzt auch größere deutsche Langrohre, bei Zillebeke aufgepflanzt; Batterien der 54. R. Art. fegten von Gravenstafel das Gelände, im feuchten Becken des Hannebeckmoors ertrank ein französischer Seitenangriff. Doch wie sagte Admiral Togo? »Es kommt nicht auf die Kanone an, sondern den Kanonier.« Die schlachtmäßige Ausrüstung des Polygonwaldes, wo früher so viel brave Schwaben im Schatten hoher Bäume den letzten Odem aushauchten, zerbrach fast kampflos. Plumers Ostflanke knickte ein. Seiner jetzt nordöstlichen Front veranschaulichtem Flankenfeuer der Straßburger Art. aus Herethagewald und Rückenfeuer der badischen Artillerie die Unmöglichkeit, die Fortuyngehöfte zu halten, am 4. wich er aus Nonnebosch in den Westwinkel bei Hooge, drei Pfeiler seines Zentrums wankten. K. Hügel und Sachsengeneral Watzdorf kamen aber vor Schloß Wieltje und Flezenberg zum Stillstand, während Deimlings 99. schon bis 2. aus dem Schloßpark Herethage andrang, seit 4. auf Hooge gefolgt von 105., 132., und am 1. die Bayern neuen gewaltsamen Eintritt auf Ypern bei St. Eloi suchten. So sagt French, im deutschen Bericht taut dies zähe Eis erst am 7. auf. Beiderseitige Verdunkelung, hier wiederholt sich die Reichsacker- und Hartmannsweiler-Zweideutigkeit. »Alle Versuche, uns die seit 17. April einen Höhepunkt des Kampfes bildende Höhe von St. Eloi zu entreißen, wurden vereitelt?« Also blieb sie stets in deutschen Händen? O nein, sie wurde erst am 5. Mai ganz zurückerobert, was verschwiegen wird, um nicht den früheren Mißerfolg einzugestehen. French aber gesteht, daß die Bayern »den Hügel in seinem ganzen Umfang wieder eroberten«, also nahmen die Briten im April nicht den ganzen Punkt, wie er früher frohlockte. Natürlich verschwieg er jetzt wieder, was ihm nicht paßte. »In den letzten 24 Stunden war die Lage auf der ganzen Linie normal!« Der Zusatz »mit Ausnahme eines Angriffs südöstlich Ypern« erhebt sich zur Tragikomik, denn am 4. war das Schanzwäldchen bei Gravensstafel Schauplatz eines Angriffs bis Wollemolen, der alles eher als »leicht zurückgewiesen« wurde und in seinen Folgen nichts weniger als normal! Umgekehrt braucht H. B. den unpassenden Ausdruck, ein »energischer« französischer und »matter« britischer Angriff sei »leicht« zurückgeschlagen: wie leicht, zeigen die enormen Verluste des K. Hügel, wo 1500 bei 234., je 1350 bei 233., 235., 1240 beim ganz vernichteten 239., 1050 bei 238. bluteten. Bei den Sachsen verlor nur 243. viel (1235), die Württemberger kamen diesmal glimpflicher davon als sonst, im Norden kämpften 214. (1160), 212. (1070), 202., 204. (zusammen 2200) hart genug. Vergleicht man damit die viel geringeren Einbußen der Elsässer und Bayern, so erkennt man wie auch taktisch die Gefechtslage im Süden viel aussichtsreicher. Dort bluteten freilich 550 Pioniere, bei der Ostgruppe nur 262, weil sich planmäßiges Vorgehen dort verbot, doch der mit der Südgruppe gleich große Pionierverlust der Nordgruppe bot nur ein Heldenopfer der unverwüstlichen 24., 25. P. (Wir unterstreichen nochmals den Skandal, daß deren unvergeßliche Taten seit 22. Oktober nirgendwo amtliche Anerkennung im H. B. fanden.) Dagegen bissen sich Deimlings Pioniere ins Herz der feindlichen Schlachtordnung ein.

Schon am 9. dankte es Plumer nur dem unübersichtlichen Gelände, daß er sich noch östlich des Kanals wehrte. Die Deutschen kanonierten aus jeder Windrichtung, die Zentrumdivisionen zerschmetternd. Entschlossener Heldenmut der Elite-A. Div. kostete ihr den Untergang der Regt. Gloucester und 1. Cameron Schützen. Doch die Nordgruppe lag gefesselt still, die Ostgruppe konnte nur lange artilleristische Vorarbeit erleichtern, während Deimlings flottes Vorgehen längs der Meninchaussee schon den Bellewarder See erreichte. An dieser Wasserscheide (am 8. zerfiel Plumers linke Flanke um 10½ Uhr, die rechte um 12½, bei 2. Suffolk entrannen nur 7 Mann), warf sich eine Hochlandbrigade in Schloß Hooge und verhinderte entscheidendes Durchstoßen, obschon ihr verzweifelter Widerstand schon unter Flankenfeuer von Hügel 60 lag. Denn am 10. beklemmte Deimling schon westlich Lillewarde die zwischen Herethage und Verlornhoek abgedrängten Kings Royal Rifles und 4. Rifle Brig., deren Gräben einstürzten und die Verteidiger begruben. Bei Hooge zusammengedrängt, konnte Plumer mit den Abgedrängten nicht Verbindung aufnehmen, weil massenhaft einschlagende Granaten das Lillewarder Holz undurchschreitbar machten. Am 11. schlugen 2. Cameronians, 91. Argyle Hochländer zweimal die eindringenden Sachsen aus ihren Gräben wieder heraus, doch sie kamen wieder, die Granatüberschüttung wurde »unglaublich«, zuletzt mußten die heldenhaften Schotten vernichtet abgehen. Am 13. »reorganisierte« sich French durch Einschieben abgesessener Kav. Divisionen. Unter der bis in die Nacht rasenden Kanonade von »unerhörter Stärke« gerieten diese braven Lückenbüßer in Auflösung, die Gräben »verschwanden«, man mußte sie ohnehin neu herrichten, denn die famosen alten durch Erdquetschung in Abteile zerlegt, wo die Schützen in Schanzkörben unter Sandsäcken saßen, waren alle verloren. Bei Frezenberg besiegte die sächsische Tapferkeit endlich die Hindernisse, 25. Jäger trugen den Kampf von Haus zu Haus. Inzwischen mußten die Elsässer vorsichtig Minenfelder durchqueren. Granattrichter, zerstampfte Einbuddelungen, Einsturz aufgeworfener Erdwerke bereiteten vielen Aufenthalt. Den Württembergern am Häuserbündel Popotche sperrten den Weg umgeknickte Bäume, undurchdringliches Gewirr von drahtdurchflochtenem Heidegestrüpp. Und jeder Ansatz der Nordgruppe, sich auf beiden Ufern auszubreiten, führte zu nichts. Das westlich des Kanals frisch angreifende 205. R. verlor 9.–12. gleich 500, die 43. D. litt schwer, Kleists Artillerie wurde so weit zurückgescheucht, daß sie nicht mehr in den Rücken von Wieltje wirkte. Die verbündeten Kanalbatterien in unangreifbarer Stellung feuerten bis in den Brückenkopf von Grachten.

Nachdem die ganze englische Zentrumlinie in Hügel's Besitz überging, tat nur Schloß Wieltje (nordwestlich des Dorfes) ihm Einhalt, das er aber nun schon acht Tage umsonst berannte. Rücksichtsloses Nachstoßen seit 4. wäre richtiger gewesen, statt daß am 7. die Waffen ruhten und Hügels Artillerie vom Frezenberghügel erst den eingepreßten Feind zermürben sollte. Sie verursachte »ungeheuren Verlust« (englisches Geständnis), K. Plumer brach in Stücke, nachdem am 8. ein verzweifelter Gegenstoß um ½4 Uhr nachm. südwärts geschleudert, wobei 12. London sich halbvernichtet durchschlug: Übersetzung von Frenchs eleganter Umschreibung: »es gelang unter großen Opfern, die ursprüngliche Linie zu erreichen«. Ursprünglich ist gut nach Verlust aller ursprünglichen Linien! Indessen sah er die Lage bedächtiger an als Foch, dessen unergründlicher Optimismus über jeden Scheinerfolg aus dem Häuschen geriet, und renkte seine neue Linie doch einigermaßen wieder ein. Wir sind in der Lage, aus den V. L. festzustellen, daß bis 10. ungefähr 17 000 Deutsche bluteten, am meisten bei K. Hügel, während viele Regimenter noch so gut wie nichts verloren und andere ihren Hauptverlust erst später hatten. Die Schlacht brannte also noch lange nicht aus. Die teilweise Aprilüberraschung – eine eigentliche fiel nicht vor, das zeigt Fochs frühe Bereitstellung von Reserven – erklärt unsern geringen Aprilverlust, die Mailage den viel größeren, unsere Lesung der V. L. steht also wiederum gerechtfertigt da, deshalb folgen wir auch wesentlich nicht den deutschen Berichten, die den Maikampf nur als Anhängsel des Aprilsiegs werten, sondern den englischen, die unter der Lupe gesunder Kritik viel Verständlicheres bieten. So energisch wir englische Prahlerei abweisen, so wenig mögen wir von »matten« Engländern hören. Jene kleine Bosheit (siehe oben) wird damit garniert, daß durch Flanken- und Rückenfeuer »die Bemühung erfolglos blieb«. Siehe da, welch bemühende Mattheit! Wir bestehen auf wahrhaftiger Schilderung, die Verbündeten erhoben sich heldenmäßig, im Zentrum griff man nur noch 4 M. G. 225 Gefangene auf. Dagegen eroberten die Bayern 22 M. G., ihre seit 6. längs der Messines-Chaussee vorrückende Kanonade tat viel Schaden, während Deimling sich immer mehr auf Gr. Zillebeke heranschob. Jeder Verständige mußte mit Händen greifen, daß nur im Süden durchschlagender Erfolg winkte. Um so unbegreiflicher, daß man sich immer wieder auf nördlichen Kanalangriff versteifte, wo sich aus Geländeverhältnissen ableiten ließ, daß selbst Märker die Sache nicht fertig brachten. Man war dort am Ende so weit wie zuvor. Am 15. 16. hatten die Neger Erfolg gegen 201., 203. R., 15., 18. R. I. Am 18. kämpfte Kleist bei Boesinghe, Nachtangriff der Zuaven gelang, Schweigen des H. B. bestätigt die Meldung Fochs. Kleist blieb stets 7  km von Ypern fern. Die Ostgruppe lag festgebannt mit winzigem Fortschritt an der St. Julien-Chaussee. Am 14. Großkampftag im Süden, der enorme Verlust der 19. P. – 15. legt Deimlings Vordringen fest, der endlich Hooge der Schottengarde entriß.

Übrigens büßten 24., 25. P. noch 96 bis 26. ein, auch manches Fußvolk litt bis Monatsende. Die Schlacht rollte fort wie ein ausgetobtes Gewitter. Erst unterm Druck der südlichen Einschnürung, die am 23. mit Erstürmung der Bellewarde-Farmen vorwärtsging, gab der Feind endlich Schloß Wieltje auf, vor dem allein 51. R. P. Komp. 100 Brave durch Explosion verlor. Vom 26.–31. scheiterten nächtliche Gegenstöße von French und Foch, doch sie gaben, dicht um Ypern massiert, noch immer nicht klein bei. Unter allen Unglaublichkeiten des Weltkrieges ist dies Festhalten das Unglaublichste, kein Heer räumte in solcher Lage nicht die Stellung. Denkt man an die Marne-Schwächlinge Bülow und Kluck, so bekommt man plötzlich Achtung selbst vor Sir John Falstaff-French. So lag er und so führte er seine Klinge: »Meine Armee ist an Mut und Ausdauer Mann für Mann jedem Deutschen überlegen.« Solch unheilbarer Größenwahn schmeckt schon mehr nach Don Quixote. Da man die Südgruppe im entscheidenden Augenblick um mindestens 6 Regimenter schwächte, deren allzu weite Entsendung nach Arras und Lys dort entbehrt werden konnte, vor Ypern aber den Ausschlag gegeben hätte, so konnte der glänzende Anfang nicht zu glänzendem Ende führen. Überschaut man das militärisch Erreichte, so erkennt man unmutig, daß Druck aus Norden, auf den man sich verließ, nie Entscheidung im Süden bringen konnte. Immer der alte Wahn doppelseitiger Umfassung, das Sedan-Cannä-Phantom Schlieffens. Frenchs Bericht verspätete sich um viele Wochen, da er die Not nicht eingestehen wollte, im Sommer war er schon wieder oben auf, um die oben zitierte Frechheit zu versichern. Doch er wußte, daß sein Schicksal an einem Faden hing, als am 1. Mai das schon am 24. von allen Einwohnern verlassene Ypern an vielen Ecken brannte, über dem sich die Eisenballen kreuzten. Wie in Dixmuiden der Rathausplatz einen Granattrichter vorstellte, aus dem hinausgeschleuderte Pflastersteine als Schützengrabenwall aufragten, so konnte auch Yperns schöne Bauart nicht geschont werden. Über allen Schlössern und Meilern der Umgebung schwebten Schrapnellwölkchen, Granateinschläge machten Langemark zu einem durcheinander geschüttelten Steinbruch, Kirchenpark und die lange Allee nach Poelkapelle wie von Erdbeben vertilgt, erschlagene Baumriesen aufeinander geschichtet. Massengräber oder auch nicht aufgeräumte Leichenhügel, an denen Proviantwagen vorbeihumpelten, zeichneten sich auf photographischen Fliegeraufnahmen ab, wo früher der Schlachtorkan hinfuhr.

So fiel die ganze berühmte Langemarkstellung auf einen Schlag, und als im Teich von Bellewarde sich deutsche Helme spiegelten, da schien Einkreisung ausgereift? Nichts davon, Mißerfolg sprach sich für diese Absicht immer schroffer aus, zuletzt redete er in Norden eine so deutliche Sprache, daß H. Albrecht abließ. Man nahm ihm das Berliner Freiwilligenkorps, das er nutzlos in den Tod schickte, neu aufgefüllt brachte es in Galizien neue Opfer, doch wenigstens nicht nutzlose! Die Schuld an Nichtdurchführung wirklicher Entscheidung messen wir nur der deutschen Führung bei. Die verfehlte Anlage aus Nord-Nordost kostete so viel Menschen, daß nachher die Kraft zur Auswirkung gebrach. Immer wieder war dort Defensive, möglichst starke Offensive im Süden der vorgezeichnete Weg. Man schlug ihn nicht ein und hatte das Nachsehen. Der schönste taktische Sieg bleibt nichtig, wenn strategische Ausnutzung unmöglich.

Die kärglichen Trophäen des Maisiegs ( kein Geschütz, 1100 Gef.) ehren den Gegner. Doch verschwanden ganze englische Brigaden von der Bildfläche. Noch lange erzählte man sich im Biwak von einzelnen Todesstätten wie der »Granatfalle« der B.-Div., der nichts Lebendes entrann. Bei den Kanadiern war nur noch ein Stabsoffizier am Leben, eines ihrer Bataillone verlor über 75%. Gemessen am deutschen Verlust, kann der »ungeheuere« verbündeterseits kaum unter 60 000 und darüber betragen haben. (Offizielle Angabe englischen bisherigen Gesamtverlustes 250 000, der Speaker sagte aber schon im Parlament 500 000, krauser Widerspruch!) Fortan fraß ihnen die Kanonade jeden Tag Leute weg und das wichtigste taktische Ergebnis deutscherseits blieb, daß man mit Minimum von Kräften (1916 rückte auch Deimling nach Verdun ab) vermittels der jetzt erworbenen Artilleriestellung eine verbündete Masse niederhielt in ihren voll Wasser stehenden Kanalgräben. Doch jede Aussicht auf Abschneiden dieser mehr oder minder Eingeschlossenen schwand, taktischer Erfolg artete in strategische Nullität aus. Gegenseitige Planlosigkeit ohne Innehalten fester Gesichtspunkte brachte auch Foch um jede Klarheit, immer nur bekümmert um die belanglose Norddrohung. War French sich der Gefahr bewußt, als Foch in ihn drang, ostwärts das Feld zu halten? Für ihn war das Richtige, aus Leibeskräften nach Süden einzudrehen, doch erst in der Nacht zum 3. gab er den Ostbogen auf, dessen Schlüssel- Scheitel- und Schnittpunkt der Eckpfeiler Zonnebekewäldchen. Am 2. legte sich anscheinend der günstige Nordostwind, was die Gaswirkung beeinträchtigte, angeblich wirkte Gas nicht mehr, weil ½ Million Respiratoren aus England anlangten. Leute in Schützengräben kann man sich mit Lutschbeuteln nur vorstellen, wenn sie schon vorher diese milde Gabe zu sich nahmen, nicht von einem Tag zu anderm unter Wirrwarr plötzlicher Schlacht. Instrumente in solcher Menge fabriziert man nicht, wenn nicht zuvor auf Gasangriff gefaßt. Man gaukelt hier Fürsorge englischer Heerverwaltung vor und überträgt viel spätere »Gasmasken« auf diesen Anfang. Doch ob mit oder ohne Gas, ließen sich am 2. die Briten massenweise töten, um ihre Kriegskunstbauten zu halten, über deren Stärke die Deutschen staunten und von da ab nie mehr ähnliche Verteidigungsmittel vor sich fanden. Schon damals sah es so aus, als müsse French das Ostufer räumen, doch das törichte Haupthämmern aus Osten und Norden gewährte ihm Zeit, um allgemeine Brückenkopfstellung aufzurichten, unter deren Schutz er sich dauernd an den Kanalrand klammerte. Daß nur der Süddruck auf ihm lastete, gab er zu verstehen, indem er damals südlich der Lys den Ring zu sprengen suchte. Da dies mißlang, blieben die Verhältnisse noch zwei Jahre die gleichen, wobei aber jede Entscheidung deutscherseits wegfiel. Im April folgte H. Albrecht unmittelbar dem Abziehenden, ihn in die Enge zu treiben, ehe er Atem schöpfte, damals ließ French nur zur Rückzugsdeckung Brückenköpfe anlegen. Er verhehlte sich nicht, daß seine Front östlich des Kanals abgekniffen werde, wenn Hooge oder Ypern fielen, woran er unzweifelhaft dachte. Aus 25  km Länge 9  km Tiefe notgedrungen auf 13  km Länge 5  km Tiefe verengt, stählte sich aber seine Widerstandskraft. Denn nur Ausnutzung der Geländevorteile behütete bisher seine ungebührliche Ausdehnung vor Unfällen. Jetzt überlieferte ihn die Raumschmälerung nicht mehr so arg dem Kreuzfeuer. Hätte der Kanal eine ungünstige Windung gehabt, wie die Maasschleife bei Sedan, so wäre das Unmögliche seiner Aufstellung früher fühlbar geworden. Aus Osten waren aber die Deutschen nicht nahe genug heran, um gleichzeitig mit French an dessen rückwärtige Kanallinie zu pochen. Das konnte nur aus Süden geschehen. Es war reine Unvernunft, die deutsche Schlachtlinie nach Nordwest zu ziehen, statt Südwest. Das 27. R. K. gehörte auf die Südseite der Chaussee. Wäre dort der Gasangriff erfolgt, so hätte man sofort die Linie Zillebeke–Hooge überschwemmen und Plumer im Rücken fassen können, der dann sowieso sich nordwestlich retten und den mittleren Kanal preisgeben mußte. Dann wäre Schlag auf Schlag Ypern gefallen und den Verbündeten nur Abzug auf Poperinghe unter konzentrischer Kanonade geblieben, da erst in diesem Falle die Nordgruppe wirklich festen Boden unter den Füßen gewonnen hätte, zwar kein Sedan, doch ein Beresina-Debacle war dann unausbleiblich.

Wir wollen den taktischen Hieb, gleichsam eine mobilisierte Gasprobe, nicht verkleinern, doch eher als ein Wunder der Marne sollte die Entente ein Wunder von Ypern feiern. Wir mögen Fochs feste Nerven hier wie dort bewundern, doch nicht die deutsche Führung, die nicht begriff, daß ein Ypernschlag, schwer wie er war, überhaupt strategisch nur entscheiden konnte, wenn man zuvor den viel leichteren Weg zur mittleren Lys auf Bethune beschritt, wo man auf innerer Linie die Front Frenchs zerschneiden konnte. Dem energischen Prinzen Rupprecht lag solch weitausschauende Operation sicher gut, man durfte sie auf jede Gefahr hin in Angriff nehmen, wenn man beim Leipziger Korps Reserven ansammelte. Infolge begangenen Fehlers war im Westen nur noch Ermattungsstrategie am Platze? Zugegeben, dann war aber auch Ypernangriff ein unausnutzbarer Fehlschlag, man hätte schon zu Neujahr streng defensiv abbrechen sollen, im folgenden Neujahr 1916 aber wären dort die bei Verdun versammelten Reserven besser am Platze gewesen. Von all den hochgespannten Hoffnungen erfüllte sich nichts, die ganze Nord- und Westoperation blieb bisher strategisch eine Niete, von der als schätzbar nur Erwerb Antwerpens, Lilles und der Yserschranke übrig blieben. Wir kennen keine trostlosere Entgleisung kopfloser Übereilung als das Wegziehen von Kräften der 4. A. nach Lys und Arras, die dort den Kohl nicht fett machten, doch den möglichen Entscheidungspunkt schwächten mitten im Krisenakt. Kein englischer Vorstoß an der Lys, kein erweiterter Durchbruch bei Arras hatte Bedeutung, wenn nur bei Ypern wirkliche Entscheidung fiel. Immer der gleiche Mangel an Überblick, nur immer eiligst um jeden Preis Lücken stopfen, ohne Rücksicht darauf, wo Wichtiges und Unwichtiges liege. Napoleon wetterte gegen Generale, die nach Verstärkung schreien, da jeder sein Gebiet für maßgebend hält. »Zu viel sehn« ist die Schwäche aller schlechten Feldherrn.

Und mit diesen Dingen, die dem Theoretiker einen Stich ins Herz geben, müßte unsere Untersuchung des Weltkrieges im Westen enden. Alles, was folgte, war taktisches Raufen ohne jeden strategischen Gesichtspunkt, bedarf daher keiner genauen Erzählung. Die große Schlacht bei Arras, die dritte ihres Namens, im Mai, Juni, Juli, ist theoretisch nichts als ein romantisches Abenteuer, ein Fechten um des Kaisers Bart, und einen Ehren- oder Tollpunkt. Uns hätte nichts geschadet, auf die Linie Cambrai–Peronne–Ham zurückzufallen, denn was hatte Joffre davon? Er verkürzte und straffte so die zu weit gespannte deutsche Linie zur Ersparung von Kräften und besserem Ausmaß. Originell finden wir nur die O. H. L., die von allen möglichen wichtigen Fronten Verstärkungen nach Arras zusammenscharrte, sogar den fernen Kronprinzen um die Schlesier bemühte, dagegen 3., 9., 12. K., 4., 7., 9. R. K. unbehelligt ließ, die zwanglos auf kürzestem Weg ganze Brigaden ohne Störung schicken konnten. Statt dessen mußte auf weitem Umweg sogar die Champagnefront herhalten, wo jede Truppenwegnahme schädlich war, weshalb H. B. heftigen dortigen Maikampf unterschlägt, während französischer Bericht genau zu dortigem Verlust paßt. Wir haben nun schon genug Erfahrung, daß H. B. uns oft im Stich läßt, wir also unsere Forschung der V. L. nicht seinem Belieben anzupassen brauchen.

Statistik für Arras-Aubers und andere Kämpfe

Drängen sich Zweifel auf, ob die vom Juni ab nicht mehr mit Ort- und Zeitdaten versehenen V. L. chronologisch immer noch zum Publikationstermin passen? Wenn Mai- durch Junilisten für Arras ergänzt werden müßten, warum stimmen Mailisten sonst in allen anderen Fällen, zumal »Nachträge« sonst stets besonders verzeichnet? Wieder die alte Geschichte von Ypern und Champagne; H. B. verweilt ausschließlich beim ersten Schlachtmoment, als sei damit die Krise erledigt. Mai-Ausbersten gallischer Angriffswut steigerte sich erst im Juni zur höchsten Flamme, die erst langsam im Sommer erlosch, nachdem man beiderseits immer neue Kräfte in den Hexenkessel schüttete und der feindliche verröchelnde Siegeswille sich in rasenden Ringeln wand, wie eine verwundete Schlange. Wie schon kindische Wichtigtuerei grundsätzlicher Weglassung aller bestimmten Truppennamen im H. B. die Mythologie förderte, so verschleierte jetzt Weglassen jeder Ortsfixierung in zeitlosen V. L. das wirre Durcheinander der Einheiten. War Zweck der Übung, dem Forscher das Handwerk zu legen und seinen Einblick zu erschweren? Da spottete der listige F. Wile (Wile heißt englisch List) über so professorale Kleinlichkeit. Als ob Ententisten nicht zu faul und oberflächlich wären, um sich ins Chaos der V. L. zu stürzen und daraus Aufklärung zu schöpfen, wozu andere Vorkenntnisse unerläßlich! Im Gegenteil behaupteten sie jetzt, die Listen bis Neujahr 1916 liefen inhaltlich nur bis Juni, weil man den Arrasverlust verhüllen wolle, deshalb verschweige man die Zeitdaten! Das ist unwahr, doch jetzt konnte man sie nicht überführen, man öffnete jeder Böswilligkeit Tür und Tor. Der eingebildete Bürokratius Militaris, Germaniens Schutzpatron, schneidet sich stets selbst ins Fleisch und heckte auch mit dieser häßlichen Pedantenblüte nur Schädliches aus.

Uns ficht sein Manöver nicht an, wir finden uns schon zurecht. Von 90 000 der Mailisten entfallen 25 700 auf Arras und südlich davon. Dies entspricht genau den Tatsachen, wie z. B. bei 1. b. R. Jg. 760, 1., 2. b. R. 1850, 1., 5. R. Kav. 350 sowie 39. L. W. 1300. Wir entnehmen aber die Wahrheit, was beiderseitige Meldungen nicht verraten, daß der Angriff sich weit stärker gegen Strecke Loretto–Carency als Neuville–Ecurie richtete. Dort verlor die Badische Lorettogruppe 109., 110., 111. nebst 14. P. nicht weniger als 3660, die für sie einspringende Sachsengruppe 106., 107. mit 13. Jg., 22. P. auch 2550. Am 17. focht dort Schles. 157. (1890). Bei Carency, wo die neugebildeten 58., 115. D. aus verschiedensten Teilen zusammenschlossen und bayr. 1. Jg. die 2. R. Jg. verstärkten, opferten sich bis zur Vernichtung 136., 171. Elsässer: 3850. »5 franz. K.« (Bayr. Kr. Ar.) bis zur Telegraphenhöhe nördlich Thelus vorgedrungen, griffen keineswegs nur die Bayern an, deren Linke bei Roclincourt vom Magdeburger K. willkommene Helfer erhielt. Im Zentrum retteten II/7., I/II/10. R. die Lage, obschon 8 Geschütze verloren gingen. Der Durchbruch bei Neuville, wo bayr. 1. R. Jg. und Armins so oft ruhmvoll bewährte Anhaltiner sich großartig schlugen, wird bis ins einzelne geschildert, weil dort der französische Anprall stockte und vor der Höhe Folie ebbte, dagegen viel weniger ausführlich der furchtbare Kampf bei Carency-Ablain-Souchez, weil hier der Feind auch im Juni Schritt für Schritt vorwärts kam.

Seitenschlacht Givenchy-Fromelles und Loos 12 000; 55., 57. Westf. traten in den Vordergrund mit furchtbarem Verlust (3360) und eine vom Kronprinzen gesandte schles. Brig. (2500). Kopfschmerzen macht nur 6. bayr. R. D. Sie soll angeblich sich gegen durchbrechende Engländer gewendet und mit der »heimischen Waffe«, dem Hackmesser, gewaltig herumgefuchtelt haben, bis 1600 oder gar 3600 Briten niedergemetzelt! Sie verlor aber laut Mailisten höchstens 2000 inkl. II/5., II/18. vom Pfälzer K. und Briten pflegen ihr Leben teuer zu verkaufen bei Kampf Mann wider Mann. Im Hauptquartierbericht macht sich so was gut, schmeichelhaft für die Bayern, doch diese hohe Stelle schwindelt uns an, offenbar hat man die meisten Leichen aufs Konto der Westfalen zu setzen. So rückt man erfundene Episoden in bengalische Beleuchtung, unterdrückt und umnebelt Hauptsachen. Von lebendiger Regsamkeit beim Kronprinzen erfährt man nichts, noch weniger von Langles Druck auf die Hessen bei Ville sur Tourbe. Darüber hüpft man weg, erwähnt aber breit ein unbedeutendes Scharmützel bei Berry (nur 101. Sachsen). Wo steht ein Wort davon, daß Maunoury jetzt den Schnittpunkt Roye anschnitt, wo schon im Dezember 18. P. 201 verloren, sonst aber die Infanterie bisher ziemlich Feierabend machte? Im Juni suchte er bei Tout Vent Erfolgmöglichkeit, bereitete dies natürlich im Mai während Entbrennen der Arrasschlacht vor. Dies alles steht klar in den V. L. und nirgends im H. B.

Trotz mürrischem Halbgeständnis nachteiligen Ringens am 5. war Dubail nachher glücklicher als zuvor, die bayrischen Metzer und b. 3. R. Br. verleideten ihm nicht weiteres Ausgreifen, erstere bekundete in erhöhtem Maße ihre Anwesenheit, wurde aber jetzt wirklich, was Dubail ihr im Februar zusprach, nämlich aufgerieben. Im Elsaß gab der Erzchauvin Maudhuy eine Gastrolle mit Auftreten auf neuem Kriegstheater, er gab sich ein Air von veni, vidi, vici und ließ sein Licht leuchten, die übermüdete L. W. stellte es unter den Scheffel, lauer flauer Rückschlag, 19. R. D. in Ablösung der 8. b. bis Juli noch nicht angekommen. Überall wie auch bei Ypern Übereinstimmung der V. L. mit der Wirklichkeit. Deshalb Bestätigung der Maudhuy-Fanfaren über großen deutschen Juniverlust: 6600 inkl. Gebirgskompagnie, 28., 65. und neugebildete 92. L. W., die Hannoveraner kamen hier aus der Champagne vom Regen in die Traufe. Im Fecht- und Krebstal und im ganzen Gebirge waren wir im Nachteil, das Treffen von Metzerool verlief ungünstig. Dagegen blieben die bayerischen Franken bei Ailly Meister, an den Maashöhen wird im Juni Nachlassen bemerkbar, nur 7. Königsgrenadiere hatten es schwer (1350). Sie erstürmten am 26. den Vorsprung von Les Epargues, umsonst opferte sich das franz. 2. K., jeder bisher erzielte Vorteil war dahin. Obschon H. B. diesmal viel über Argonnenkampf auftischt, macht er uns nicht auf 6700 Verl. gefaßt, auch Langle benutzte offenbar Abschub des 8. K. nach Arras zu jähem Vorstoß, hier verheimlicht man etwas. Auch das Treffen der Altonaer bei Tracy verlief ungünstiger, als man uns weismacht, 5. D. mußte von der Aisne her frische Marokkaner-Brigaden binden. Am 17. erlosch dies hitzige Treffen, das sich mit Castelnaus Vorgehen auf Serre verknüpfte. Man schleppte die Schwarzen auf die Schlachtbank, doch den Brandenburgern war nicht wohl dabei. Vier Kompagnien Schleswiger Füsiliere wurden am 6. von vier Batl. vor Noyon überwältigt, zugleich am Mühlenhof Toutvent die Flanke 14. R. K. aufgerissen. Bei Ypern rüttelte French im Juni am Gitter; die Unsern kämpften nicht unerheblich (6000). An der Lys hatten die Leipziger einigen Erfolg, bei Givenchy standen 15., 56. und mit großem Verlust eine schles. Brigade fest, bei Loos 170. (1250) 114.

Bei Arras verlangsamte die Mai-Erschöpfung das Angriffstempo, dann aber stieg wieder der Verlust, zumal eine zweite schles. Brigade einfüllte. Diesmal verlegte der Feind mehr Nachdruck auf die Südstrecke. Erst zwei, dann drei andere rheinische Regimenter warfen sich entschlossen ins Getümmel (3000), diesmal bluteten Armins Elbsachsen am meisten, sein 93. Anhalt gänzlich zerstört, die wahre Perle seines Korps. Neben ihm focht besonders schwer 12. bayr. R. (1297); gegen Lorettohöhe 106. Sachsen. Sogar Castelnau regte sich seit 6.–13. heftiger gegen die badische R. D. bei Hebuterne, während 26. R. D. ihr 120. bei Carency nicht mehr in ihrem Verband hatte, das in 58. D. am 13. Mai durch Vorstoß vier Geschütze rettete. Zuletzt wich auch Maunoury auf Toutvent zurück. 5. D. verschob sich nördlich Arras.

Im Juniverlust 65 650 entspricht alles den Tatsachen. Daß Arras-Verlust sich etwas abdämpfte und noch mehr im Juli, erklärt sich einfach dadurch, daß beide Parteien im Mai schon so viel Blut geschwitzt hatten, ändert aber nicht die Unrichtigkeit im H. B., als ob Juni-Juli-Kämpfe nur noch ein Abzappeln des Gegners ohne Ernst und Gefahr bedeutet hätten.

Schlacht Arras-Loos

Im wunderschönen Monat Mai, als alle Granaten sprangen, ist im Franzosenherzen die alte Liebe aufgegangen: la gloire à tout prix! Notredame de Loretto sollte durchaus Notredame de la Victoire werden. Doch noch aufs Sommerlicht warf die Mordschlacht düstre Schatten. Die von smarten Yankees für wahres Blutgeld verkaufte Sympathiemunition beschädigte die Front auf 30  km Länge, 1800 Wurfminen flogen am 9. Mai auf, 200 Batl. stürmten bis 20. gegen 74 deutsche. 11. K. an der Ancre und 9. K. bei Vermelles sind nicht mitzurechnen, dagegen darf man nur den linken Flügel der Badenser und rechten Flügel Armins zählen. 17. franz. K. griff erst später ein. Bei gleicher Tapferkeit sind dies einfache Verhältnisse, irgendwo muß die Übermacht doch eindringen. Indessen verliefen sich franz. 58., 92., 19. D. in den Mausefallen des Arminschen »Labyrinths«, 33. K. rang die mit äußerstem Heldenmut standhaltenden Badenser am Lorettohang noch nicht nieder, die zur Hilfe herversetzte Sachsengruppe machte hier einen Schritt in die Hölle unter Sperrfeuer, doch die prächtigen 106., 107. hielten sich zähe. 33. K., Marokkaner und Fremdenlegion (alle stark formiert) machten zwar einen Sprung bis Manonmühle, doch als ein aus verlorenen deutschen Söhnen gebildetes Fremdregiment die Bayern hindern wollte, sechs verankerte Geschütze aus der Schlammulde zurückzuschaffen, wurde es niedergemacht wie die schwarze Bande bei Pavia. Die Slavenlegion, worunter sogar rumänische Juden, und die skandinavische, die gegen germanische Stammesbrüder für alberne Phrasen focht, teilten dies Los. Recht geschah ihnen. Das Elsässer 136., dessen Verteidigung von Carency auch der französische Bericht anerkennt, ging zu Grunde und man begreift nicht, daß auch noch im Juli sein Rest sich heftig am Kampf beteiligte, es muß über-etatmäßige Stärke gehabt haben. Die einstige Verteidigung des Hochkircher Kirchhofs fand bei Carency, auf das am 10. in drei Morgenstunden 23 000 Granaten niedergingen und 42. Alp. Jg. eindrangen, und Neuville ein Gegenstück. Da Petain, Maudhuys eigentlicher Nachfolger, nie pausierte, spielten sich bis in den Juli hinein bewegtere Bilder ab als in jeder bisherigen Schlacht, reich an individuellen Heldentaten. Aber 39. L. W. brach vor Neuville ein furchtbarer Augenblick herein, sein Oberst wurde schwer verwundet gefangen, auch dies zersprengte Rgt. sammelte sich später und machte wieder mit. Das 20. K. Toul schickte umsonst seine Tirailleure aus, um La Folie zu erklettern, diese heroische Narrheit mutete der deutschen Spannkraft zu viel Schwäche zu, obschon eine kurze Weile die bayrischen und Magdeburger Batterien den Osthang hinabglitten. Die Hingebung, mit der hier sogar Schipper, Pferdewärter, Depotrekruten zur Waffe griffen, ist ebenso vorbildlich wie die Waffenbrüderschaft, mit der in Neuville Bayern, Thüringer, Elsässer, in Kellern, Bachinseln, Mauerresten eingenistet, um ihr Leben rangen. Hier dämmte man die Brandung, die bis Souchez heranschlug, doch bei Monatsende mußte unsere Rechte nachgeben. Hierher verlegte der Angriff jetzt den Hauptnachdruck, weshalb 20. K. dorthin versetzt, von 17. K. abgelöst, das erneut bei Neuville-Ecurie anlief, doch mit Hilfe der rhein. 16. D., von Vimy her auftauchend, geschlagen wurde. Im Zentrum lagen die Marokkaner zerschmettert am Boden, die Fremdenlegion hatte längst keine Offiziere mehr. Jetzt erschien Foch persönlich, unter ihm wurden die Meldungen wenigstens ruhiger und sachlicher. »Die Deutschen wichen nur im äußersten Notfall«, bekennt er am 9. Juni, schwindelt nie von vielen Gefangenen (einmal zitiert er gar nur 18!), »zahlreiches Material« schrumpft ehrlich auf »15 zertrümmerte verschüttete Masch. G., 1 Gesch.« ein! Dann berichtet er ernst über furchtbare deutsche Kanonade. Obschon auf einzelne Batteriestände 600 Granaten niedersausten, hielt sich unser Artillerieverlust in bescheidenen Grenzen, und wenn allein bei Neuville im Mai-Juni 300 000 Granaten niedergingen, so entsprach die Wirkung nicht so wahnwitzigem Verbrauch, während unvermeidliche Aufeinanderpackung flüchtender Sturmhaufen jeden französischen Rückgang unter Sperrfeuer zur Todeszone verwandelte. Doch die Massen verdichteten sich so, daß unser Schnellfeuer sozusagen nicht nachkommen konnte, da der immer neue Menschenersatz jeden Feuereinsatz überwog. Foch verschmähte nicht Verabreichung von Spirituosen, hielt nicht unter seiner Würde, durch Mitrailleusen im Rücken zur Flucht Geneigter den Todesmut zwangsweise aufzustacheln. Auch sanken die Führer – manche fielen tapfer – aufs Niveau Haighs, indem sie ihren Truppen ihre vierfache Übermacht versicherten (Tagesbefehl aus 33. K.), so maßlose Übertreibung konnte dem H. B. nur willkommen sein, der seinerseits gegen Joffres unwürdige Aufbauschung des »Sieges« schwadronierte wie nach der Winterschlacht: die deutsche Stellung sei unversehrt. Nichts da! Fast das ganze Gebiet, das man im vorigen Oktober eroberte, ging verloren. Lorettohang, Weißer Weg, Weißes Haus, romanische Kirche von Ablain, Kirchhof von Carency, Zuckerfabrik von Souchez, all diese Punkte bezeichneten Etappen der französischen Fortschritte. Freilich bedeutete dies wenig, so lange die Artilleriestellung des Vimyrückens gesichert. Deshalb rühmt man die Rheinländer besonders, weil sie noch im Juni zum Schutz der Massenbatterie dienten. Bei Rollincourt erschien eine gemischte Brigade, wobei 3 Batl. des Münchener K., das aber im Mai nur 65, im Juni 265 verlor, also dauernd geschont. Außerdem allen Ernstes 2 Pfälzer Batl. aus Ypern! Die 1. R. D. machte hier noch am 30. alle Eindringlinge mit Bajonett und Handgranaten nieder und verlor im Mai nur 2300 (?), dagegen 5. R. D. angeblich 6000, wobei offenbar ihr eingereihte 39. L. W. mitgezählt. Sie schied aus, doch am linken Flügel erlosch die Schlacht keineswegs am 17. Juni, wie das Bayr. Kr. Arch. angibt, noch hatte Armins 7. D. südlich nicht »ruhige Verhältnisse«! Man focht ununterbrochen bis 23. Juli. Die erbitterten Bayern, die bis dahin nochmals 5400 verloren, gaben keinen Pardon, die Fama häuft wieder auf sie den Hauptruhm, doch auf Armins Front raste die Junischlacht mit besonderer Heftigkeit, für seine treuen Regimenter wie für die Münchener Reservedivision war sie am blutigsten. Ihr riesiger Maiverlust verminderte natürlich die französischen Massen, doch rückten neue Divisionen ein, 3. K. löste die Marokkaner ab, 77. D. stürmte; die Deutschen stiegen aber auf 103 Batl. (auch 3 hessische dabei) und im Juli gewann ihr eigener Gegenangriffsentschluß an Deutlichkeit.

Prinz Rupprecht gewann sie nicht, aber verlor auch nicht die Schlacht. Aber gallischer Triumphpose lastete Beklemmung, bisher hielt Überspannung die Nerven aufrecht, jetzt klappten sie zusammen. Wenn ein Flor düstern Ernstes über den Deutschen hing, so zitterte das Furchtbare überstandener Bedrängnis minder bei ihnen nach als bei den Franzosen, deren leichtherzige helle Freude in dumpfe Betrübnis überging. Ces terribles boches schienen nicht geneigt, sich überwunden zu erklären. Nachdem drei schlesische Regimenter die ganze Umgegend von Souchez säuberten, ließ sich voraussehen, daß man wie in der Champagne dem »Sieger« den Bodengewinn nicht gönnen werde. Schon beriefen sich Fochs Meldungen auf Nebel, Regen, »erstickende Gase« wie allemal, wo es der Entente brenzlich wurde.

Joffre schielte schon wieder mit einem Auge nach der Champagne, on revient toujours à ses premiers amours, wo er mehr Bewegungsfreiheit hoffte, unstatthafte Selbsttäuschung. Dort spürte man so wenig ein Einstellen der Tätigkeit wie vor der Winterschlacht, doch verstand nicht die Wetterzeichen. 8. K. kehrte diesmal nicht dorthin, sondern nach Rheims zurück, an seine Stelle war eine neue 50. D. (39., 33., 158.) eingeschoben. Dort wurde weiter kokettiert, man warf sich feurige Kußhände zu, begierig nach tödlicher Umarmung in herbstlichen Stunden, noch war die Ernte nicht reif. Und was ernteten die Franzosen bei Arras? Einen Verlust von mindestens 120 000, (im Mai 78 000), wir zollen ihnen Bewunderung, daß solcher Schlag ihren Willen nicht beugte, sondern nur nach neuem Siegeswerben lüstern machte, doch der Reingewinn war Unterbilanz, ein Geschäft, das die Kosten nicht deckt. Von 53 700 Juliverlust kam auch unserseits noch viel auf Arras, man muß aber hier die Schlacht Bassée-Aubers mitzählen und erhält so im ganzen für Mai-Juni-Juli etwa 80 000, Bassée-Arras (13 771 Bayern). Dem französischen Verlust ist ein englischer von wahrscheinlich ähnlicher Höhe beizufügen, außerdem bedeutende neue Einbuße bei Ypern.

Dort lagen beide Parteien zu nahe verstrickt für ein Verflackern, im Juli brannte die Flamme wieder lichterloh. Der Angriff traf sehr ungleich die Front, 215. R. (1290) mußte sich wütiger Franzosen erwehren, 99., 126. zeigten sich den Briten härter als der harte Stoß, zuletzt war die Sache am 20. Juli zu Ende wie am 16. Juni, Hooges Ruinen behielten beide Teile abwechselnd als Pfand, wandernde Feuersäulen der neuen deutschen »Flammenwerfer« trugen Entsetzen in die Londoner Riflebrig.; doch Belastung der Ypernstellung blieb: 12 300, wovon 6100 der Südgruppe, sind eine so hohe Verlustziffer, daß niemand aus H. B. sie ahnen würde. Wie die Franzosen kein Hehl aus Vernichtung ganzer Truppenteile machten, so auch die Briten nicht. Bei »Wildes Schützen« führte ein Leutnant die Kanadier, bei indischen Regimentern fielen alle Offiziere, bei Loos vergossen altenglische Krieger ihr Blut in Strömen. Sie selbst berichten, daß sie, bei hochstehendem Gras heranschleichend, am 10. Mai früh in viele Gräben drangen, wo sie die Westfalen durch Bombardement fortgegrault glaubten, diese aber die vorn geopferten Inder von Meerut und Lahore mit Salven zerschmetterten, dann alle Eindringlinge aus baumumwachsenen Gehöften herausschlugen und 5. Batl. Cinque Ports des Rgt. Essex 13. Kensingten des Rgt. London bis zum letzten Mann »bajonettierten«. Der Kerntruppe »Schwarze Wache« ging es nicht besser. 143 tote Offiziere lagen vor den Westfalen, die also bayrischer Messerstecher nicht bedurften: Tendenziöse Ausschmückung des hochmütigen Hauptquartierberichtes. Erst nach langem Handgemenge trieben 55., 57. die unerwünschten Besucher aus ihrer Wohnung, Haighs Feuerschlünde hatten sie mörderisch betrommelt. Als 4. K. Ravlinson in Gegend Aubers und die Inder bei Biez sich längst zur Flucht wandten, griff K. Gough mit wunderlicher Verspätung, deren Warum Haighs Geheimnis, die Westfalen an. Tief erschüttert ging es aus kurzer Abendunterhaltung mit diesen bösen Brüdern hervor. Haigh, nachher an Frenchs Stelle getreten, hatte einen gleich großen Mund und noch mindere Fähigkeit. Als er am 15. nachmittags nochmals sein Glück versuchte, legten seine schweren Kaliber die Drahtsparren nur halb nieder, seine kampflustigen Scharen irrten durchs Labyrinth zerfetzter Drahtnetze und grünliche Rauchschleier der Lydittbomben und erlagen der Querbestreichung aus Seitengräben. Obschon sich acht D. (51. Kanad., 47. Territ. im dritten Treffen) gegen Festubert ballten, zerbrachen herzhafte Sturmläufe, besonders von 2., 7. D. bis 24. unter grauenvollen Verlusten, wobei erst Sachsen, später Pfälzer und Hannov. L. W. von der Lys zu Hilfe eilten. 2. Scots Guards hörte auf zu sein, von der Walliser Brig. »erreichte nur ein Viertel den Bestimmungsort«, 31. Borderer Rifles gaben den Sturm auf, Warwiek und 3. Camerons waren nicht besser daran. Bei Rue de Bois sahen 104., 139. zu, wie die Schottengarde ihre Toten begrub, alle englischen Regimenter melden, daß sie abends zurückgingen vor verschanzten Gärten und »Häuserblocks« und vor Gegenstößen. Dies Zurückgehen war sehr eilig. Mit der ihnen eigenen kühlen Ruhe erwarteten die Rgt. Lippe und Wesel schweigend den Ansprung, stimmten aber aus voller Kehle die Wacht am Rhein an, sobald ein Sturm vor ihnen niederbrach. Joffres Bericht schenkte dem Kollegen liebenswürdig 1000 Gefangene! Wie schön ist's, wenn Bundesbrüder einträchtig beieinander wohnen! So präpariert man Erfolge fürs Publikum. Erst am 9. Juni, 15. Juli wiederholte der von solcher Anstrengung ausruhende Haigh seine Mißerfolge. Der Angriff auf 6. b. R. D. bei Fromelles am 9. und Wiederholung am 18. Mai war kaum mehr als Diversion. Die Bayern schickten am 13. nach Bassee 4 Batl. zur 14. D., was sowohl deren Bedrängnis als die Geringfügigkeit des eigenen Gefechts beweist. Man verzeichnete seit 1. Mai offiziell 100 000 t. u. verw., wobei Inder und Kanadier fehlen. Das wirft auf mutmaßliche Einbuße der Tag für Tag fechtenden und zahlreicheren Franzosen ein erschreckendes Licht. Übrigens stritt jetzt ihr bei Ypern abgelöstes 9. K. bei Lievin und Angers gegen die Badenser, deren 114. dort das 114. franz. vernichtete und den Rest gefangen nahm. Bei Loos focht 29. D. stärker gegen 2. engl. K. gemeinsam mit der ausgerechnet bei Verdun für sie ausgesuchten schlesischen Hilfsbrigade.

Argonnen, Elsaß usw.

So viel Schlesier zur Einrenkung der Westfront abzugeben, war um so verdienstlicher vom Kronprinzen, als man ihn noch ein reines Saldo in unerfreulicher Buchführung dieses Sommers verdankte, seinen schönen Argonnengewinn. Zunächst glorreiche Erstürmung der Labordèreschanzen im Bismethal Ende Juni, am 2. Juli durch Wegnahme des »grünen Grabens« gekrönt. 40. D. (42. ist Lapsus deutschen Berichts) darf sich zwar ohne Scham dieser Niederlage erinnern, selten fochten Franzosen achtunggebietender, doch gegen schwäbische Metzelsuppen ist kein Kraut gewachsen und 49. Art. spendete schwäbische Knödel, die auch der 126. D., 150. Brig. des schwer mitgenommenen 32. K. unverdaulich im Magen lagen. Die Geschichte dieses Art. Regts. irrt leider, daß die Würt. Inf. wenig litt, weil die Geschütze den Feind herausschossen. Jedenfalls betrug aber der Verlust des vom Plateau ins abfallende Tal gestoßenen Gegners 11 000, deutsche Angabe 7–8000 zu bescheiden, weil sie zu wenig Verwundete neben 2000 Toten und 3000 Gefangenen zählt. 29. P. bahnten dem stürmenden Fußvolk den Weg am Hubertusrücken, wo auch Mudras 30., 145., 173. kraftvoll mitwirkten. Joffre brachte es fertig, von »neuen Schlappen« der Sieger in den Westargonnen zu fabeln und die Julischlacht in den Ostargonnen glatt totzuschweigen. Dort zeigte die deutsche Fahne auf der Steinfestung Schwarzer Hügel und Totes Mädchen, daß die Boches noch zu jeder Kühnheit fähig seien. Das franz. 5. K. hielt sich dort für unangreifbar, doch am 13. Juli packten 33. D. seine Rechte, 11. D. seine Linke. Gegen die Schlesier hielt es sich lange, doch 130., 144. nebst 6. Jäger, 16. P. erstürmten alle Vorderhöhen, 135. nebst 5. J. die Zitadelle der Bergbefestigung, die kahle Kuppe der Fille Morte. 2000 französische Leichen lagen über Berg und Tal verstreut, 2581 Verwundete, 350 Unverwundete, 9 Gesch. fielen in deutsche Hände, auch hier wehrte sich also der Franzose tapfer und besonders die zwei schlesischen Jägerbatl. wußten davon zu reden, die schon seit Neujahr viele Hunderte verloren. Am 15. Juli, dem Nationalfeiertag, gebärdeten sich die Franzmänner wie Bastillestürmer, zehn Brigaden ergossen ihren Zorn in ohnmächtigen Versuchen, das Tote Mädchen der verlorenen Stellung wieder zum Leben zu erwecken. Auch die jetzt hierher versetzte Thüringer L. W. widerstand aufs rühmlichste einem Seitenstoß unter Beihilfe der 49. Art., an der sie »froh wurde«, wie die Regimentsgeschichte schreibt. Auf mehr als 4000 Tote, 7200 Gef. 62 Masch. G. wuchs so auch hier des Gegners Gesamteinbuße. Brav genug schlug er sich, Regimentsgeschichte der 120. Kaisermusketiere berichtet schon aus dem vorigen Dezemberkampf, wie ein blutjunger Zögling der Kriegsschule St. Cyr mit seinem Zug sich lange bis zum äußersten wehrte. Doch nun wars mit der Argonnenherrlichkeit zu Ende, die erworbene Stellung verbot dem Feind jede weitere Unternehmung ein- für allemal, die Flanken des Kronprinzen blieben völlig gesichert, so daß er sich unbesorgt etwaiger Berennung Verduns hingeben durfte. Er hatte die seit September ihm zugewiesene untergeordnete Rolle in eine hervorragende verwandelt. Nicht aus höfischer Liebedienerei vertraute man ihm fortan die Hauptrolle an, längst war Eingeweihten die Leitung der 5. A. als glänzend bekannt, obwohl ihr Stabschef Knobelsdorff nicht immer mit dem hohen Herrn übereinstimmte, der unbedenklich seine eigenen Wege ging. Mit Freude begrüßen wir, daß der »General von der Artillerie« beim späteren Heere des Kronprinzen mit besonderer Hochachtung dieses Feldherrn gedenkt, der ein außerordentliches Verständnis und ungewöhnliche Rührigkeit zeige und mit großem persönlichen Mut im Feuer große Bescheidenheit verbinde. Seine Selbständigkeit Ludendorff gegenüber habe sich in Form von Fragen geäußert, also ebenso höflich als bestimmt.

Da unsere Stellung zwischen Servon und Maas jetzt eine beherrschende, so traf sich glücklich, daß auch Dubail am Ende seiner Kräfte war. Im Juli beschnitt man ihm die Offensive, die er sich noch in den Kopf setzte. Spotteten seine Meldungen immer der Wahrheit? Nicht so, nicht immer lügt der Feind, nicht immer ist H. B. verläßlich, der ja auch die Arrasschlappe verklausulieren und eskamotieren wollte. Dubail hatte mit Elan die Deutschen zurückgedrängt, doch schrecklicher Verlust zwang ihn zu kurzem Unterbrechen, im Juli fing er wieder an mit auf 1  km tief gegliederten Büffelstoß. Zweimal überfiel er die Liegnitzer Grenadiere, seine schweren Kaliber überschütteten die Woevre, doch sein neu aufgefülltes 2. K. und vier R. D. waren nun aufgezehrt. Bei Mihiel zog er sich nie den Dorn aus dem Fuß, der schon jetzt zu schwören anfing. Bei Ailly eroberte 5. b. D. ein wichtiges Erdwerk, im Oktober ersetzt durch 10. Ers. D. und b. Ers. D, (4., 15. R., 120. L. W., 28. Ers. Regt., also nur zur Hälfte Bayern), die zu Neujahr nach Verdun zurückkehrte. Noch erdröhnte die Kreuzspitze Croix des Carme (Karmeliterkreuz) auf dem Höhenzug am Priesterwald, doch jetzt ward Dubails Mitte dort gesprengt durch festes Draufgehen württembergischer und preußischer Ers. Bat., die »ungewöhnlich viel Tote« vor sich sahen. Gewöhnlicher ist die Verstocktheit, mit der er dann die Dinge auf den Kopf stellte. Auch Maunoury behauptete, er habe bei Tout Vent »das 17. Badische« vernichtet, das nicht badisch und fern in Rußland war, und zwei »eroberte« Geschütze mit Melinit zerstört, weil er sie nicht bergen konnte, was genug sagt. Unter »2000 (!) deutschen Leichen« hätten sich nur 4 Off. befunden, verstandez-vous, preußische Offiziere bleiben eben hinten und lassen ihre Leute sterben! Wahr ist nur, daß am 6.–16. (nicht 14.) seine Bretonen, Schwarzen, Alpenjäger uns einigermaßen schädigten, Brandenburger und Altonaer litten erheblich, doch Sonntagsglocken läuteten über die schwarze Schande der Afrikaner Brigaden, die hier ihren Friedhof in fremder, nordischer Erde fanden. Der Angriff war richtig gedacht, damals Wegziehen von Verstärkung für Arras zu vereiteln, doch seine Kraft war nun so gebrochen, daß später 5. D., 9. K., 7. R. D. ruhig aus dieser Front abziehen konnten. Man wird auch betroffen über unversiegbare Vogesenkämpfe, der Kanonendonner ließ in Basel die Fenster klirren, durch die Berglehne vergrößerte Schallwellen trug der Wind zum Zürichberg hinüber. Seit 22. Juni schlug sich 30. bayer. R. D. am Ban de Sapt herum, wobei 14. R., 1., 2. Ers. Rgt. nicht gut abschnitten. 6. L. W. O. bei Urbais und Stoßmeier erhielt 1. b. L. W. Br. aus der Champagne, 19. R. D. wurde am 26. Juli im Münstertal abgelöst. 1. L. W. warf den Feind am Barenkopf wieder hinaus, am 22., 27. rangen 2. L. W., 14. Jg. am Schatzmännli unter Beihilfe von Gardejägerbat. und 188. Inf., auch erschienen 22., 23. b. R. um Mönchberg nördlich Reichackerkopf. Im August hielt Maudhuy, mit dessen Ankunft dort ein neuer Geist über die ernüchterten Gallier kam, den Zauber deutscher Überlegenheit für gebrochen, doch was glaubt man nicht alles und es wird nichts draus! Er ruhte schon auf seinen Lorbeeren aus, als ihn just am 31. Juli ein Donnerschlag beginnender Gegenstöße unsanft weckte. Die aus Galizien heimgekehrte ???8. b. R. D. lag am Sattelknopf, 10. R. K. verschwand allmählich wieder, nur 74. R., schon lange von Verlusten heimgesucht, focht im August heftig (1100), dagegen kamen 3 neue bayer. L. St. Batl., sächsische Ers. Brigaden und Teile der bayer. Ers. D. (8. Ers., 880). Ungewöhnliche Bedeutung der Elsaßkämpfe könnte man aus H. B. auch nur erraten.

Am 1. triumphierten die Franzosen endlich doch am Lingekopf trotz aller Bravour von 1. b. L. W., 74. R. Am 17. erfolgte ein Stoß auf 18. b. R. (887), nördlich Münster und 37. R. Brig. mußte wieder heran, am 22. machte die tapfere 1. b. L. W. einen glücklichen Angriff. Nach dem 73., 78. R. durch 187. I. ersetzt, zog der Kampf sich im September hin, bis am 12. Oktober die Landwehr endgültig den Feind am Schatzmännle verjagte. Sie verlor vom Juni bis November 152 Off., 6700, 8. R. D., auch 82., 3600.

Im August erwarben die Württemberger das Martinswerk und schlossen so endgültig den Argonnenring ab, 126. L. W., 1. Würt. L. W. Art. und die Thüringer L. W. hatten Gefechte, spärliche Meldungen belegen nicht 4700 Verl. In Südlothringen ward nur scharmützelt, rund um Verdun blutete die Schlacht sich aus. Sprengungen rissen den Boden auf, 99. L. W. samt der beigegebenen M. G. A. Graudenz litt besonders. Vielleicht hier auch 60. I. (1585).

Bei Hooge machte 6. engl. D. große Sprünge, die nicht weit reichten. Sonst auffälliger Ruhestand: 164. I. bei Reims 10, 6. G. bei Fromelles 4. 83. L. W. auf 6 Off. nur 30. Nur bei Tout-Vent und Ypern noch dauernde Reibung. Augustverlust 38 600. Ist Grund vorhanden, dies für zu niedrig zu halten? Wir finden keinen. Allgemeines Atemholen wie nach überstandener Arbeit, doch leider nur Ruhe vor dem Sturm.

Joffre war so wenig erbaut vom Juliergebnis, daß er wieder Artilleriedirektoren und Untergenerale absetzte, Sarrail durch Humbert ersetzte. Man warf ihm vor, er bevorzuge Royalisten wie Castelnau und zeige echten Republikanern wie Sarrail, der sich später beim Ruhrattentat höchst verständig gegen Poincaré u. Co. auflehnte, Mißgunst. Sein »Theekind« blieb immer Foch, sein besonderer Feind Gallieni, der in Umlauf setzte, nur er habe die Marneschlacht »gewonnen«, Joffre habe auskratzen wollen. Der liebe Papa sonnte sich in seiner Popularität und verbrachte viel Zeit mit Lektüre von Bewunderungsbriefen aus aller Herren Länder, Autographen- und Photographiesendungen an die Weltgemeinde, die den braven Mittelmäßigen für einen großen Mann hielt. Die dumme Welt will eben belogen sein, ihr Urteil umkehren, heißt Wahrheit finden. Jetzt ersann er tiefsinnig neue Kopie der Winterschlacht mit der Variante: noch mehr Menschenopfer, noch mehr Munitionsverschwendung. Auf Materialvorbereitung verstand er sich, das war seine ganze Kunst.

Da der Septemberkampf sich diesmal ganz in der Champagne zusammendrängte, verlief er sonst mäßig. Bei Ypern hatte das treue schwäbische 126. nochmals schwere Stunden (1475), ebenso schlug ihr Schwesterregiment der Straßburger Garnison, 105. Sächsische, heroisch einen Angriff ab. An der Lys belästigte man die Leipziger (960). Dort war die verkehrte Welt, Pfälzer und Hannoversche L. W. an der Lys, sowie Schlesier zwischen Loos und Arras. Dort stellte sich 1. K. Gough neben Rawlinson, dahinter das neue 11. K. und Gardediv.; jedes K. hatte jetzt 3 Div.; nördlich des Basséekanals 3. und indische K. Die Bayern bei Arras traten ganz in Reserve (197), nur Armins Rechte wurde noch angefallen. Früh scheint aber bei Loos der Geschützkampf heftig entbrannt zu sein. Auf die Stellung der 12. D. ging besonderes Trommelfeuer nieder, ihre 42., 57. Art. stritt standhaft gegen Flankenkanonade, Badenser und Westfalen wurden anfangs nur unbedeutend betroffen, dann am Südende 14. R. K. schärfer angepackt, von dem Teile über die ganze Front verstaut. Indessen wurde es bald bei Arras wieder lebendig, man begreift kaum, woher Joffre die Stoßkraft dort nahm, da er fast alles bei Chalons gruppierte und A. Petain dorthin versetzte. Er sagt aus, Territoriale hätten die übrige Front belegt, A. Urbal kann freilich nur so auf angeblich 18 D. geschwollen sein, wesentlich war es ähnlich bei Kitchener's Freiwilligenheer. Bei Arras sprang unsere 1. G. B. (1955) heroisch in die Bresche, aus Galizien abtransportiert als Spitze der Garde, die erst nach und nach eingriff. Ihr Blutopfer (4000) beweist aber nichts gegen sonstige mäßigste Einbuße der Westfront. 12. D. trug hier die Hauptlast des Kampfes: 3800 (105 Art.), wovon aber nur Oktoberlisten wissen. Andererseits treffen bei sorgsamster Nachprüfung die Septemberlisten haarscharf das Rechte, z. B. erzählt ein Augenzeuge, daß im Elsaß »unsere Verluste in der ersten Septemberwoche ganz geringe waren«, das stimmt auffallend zu V. L. bis 10. Sept. Dort meldete Maudhuy sauersüß, 40 000 Granaten seien am 3. auf seine Unterstände gerollt, am 9. stürzte ihn bayer. L. W. vom Hartmannsweilerkopf. H. B. vernachlässigte wieder die Pflicht, Kämpfe nach ihrer Bedeutung auseinanderzuhalten. Scharmützel bei Sappignies an der Aisne finden mehr Beachtung als ernste Vorbereitungszeichen in der Champagne und offenbar hitzige Verwicklung bei Roye, denn Verl. 84., 86. I., 90. R. übersteigt dort jedes zulässige Maß, wenn wir nichtssagende Meldungen vergleichen. In den Argonnen machte Havas aus glücklichem Handstreich von 6 Regimentern einen gescheiterten Generalangriff, Humberts verlegene Meldung: »es gelang nicht, unsere ganze Front zu durchbrechen«, übersetzte Joffre flugs »fast gar nicht«. Aus Regimentsgeschichten des 120. geht hervor, daß am 22. das 127. längs Chaussee Menehould-Binarville heftig angegriffen, laut Regimentsgeschichte 49. Art. unterstützte man die hessische L. W. D., deren Chef Mühlenfels ein Dankschreiben an die schwäbischen Batterien richtete. Als neu und wichtig erfährt man, daß je ein »Ruhebataillon« 120., 123., 124. zu Rgt. Legeler vereint und bis 11. Oktober bei 21. R. D. am Kanonenberg südwestlich Cernay eingeschoben wurde. Ihr »heroischer Widerstand« behauptete Höhe 191, man verlor aber dabei die 2. K. als gefangen. Mit Dank zurückgeschickt, mußte Legeler schon am 7. erneut mit 3 anderen Bataillonen (erst I., jetzt II/120.) wieder bei Kanonenberg und La Justice einrücken, wo es 2½ Monate blieb. Was entnimmt man dieser Neuheit? Zunächst die Unvollständigkeit der G. St. Schr., deren amtliche Akten nicht mal ausreichen, um von Mitwirkung der 6 würt. Batl. in der Massigesschlacht zu wissen. Merkwürdigerweise weiß es Stegemann, dem sonst absolut jede Einzelheit für die Cham.-Schlacht fehlt, macht aber in seiner phantasiereichen Art aus dieser Episode ungebührlich eine Hauptsache, seine summarische Darstellung der großen Schlacht tappt ganz im Dunkeln, während er an jedes Vogesengefecht Raum verschwendet. Ist so etwas möglich, dann ist auch alles andere verdächtig als unzulänglich. Und siehe da, das Wichtigste unserer eigenen Neufindung wird oben bewiesen, daß die angeblich im Oktober ausklingende Offensive gerade damals in ihren Brennpunkt stand und überhaupt der Champagnekampf noch lange fortwährte.

Statistik zur Champagneschlacht und Verlauf
bis Neujahr

Betrug der Septemberverlust außer 12. D. sonst nur 29 700, so kann man unmöglich Champagneverlust mit rund 6500 bestreiten, denn nur so viel ergeben dafür Listen bis 6. Oktober. Hielt diesmal Veröffentlichung mit Eingang der Rapporte nicht Schritt; brauchen wir mit H. B. nicht uneinig zu gehen, wenn er aus durchsichtigen Gründen vortäuscht, der Schlachtbeginn Ende September sei Hauptaktion gewesen, und die lange Dauer der Krise vertuscht? Ja und nein. Uns ist unbedingt sicher, daß der Verlust Ende September unverhältnismäßig geringer war als im Oktober, daß wir aber andererseits doch wohl Listen bis 31. Oktober mit heranziehen müssen. Auch hierbei zeigt freilich das 8. R. K. immer noch einen viel zu kleinen, 10. K. viel zu hohen Verlust, wenn wir dies auf Septemberende beziehen sollen. Sonderbarerweise bringt aber auch 105. bei Ypern angemessenen Verlust erst bis 31. Oktober, mäßiger im September. Aus Spezialbericht geht aber hervor, daß damals nur vier Kompagnien der tapferen Sachsen, in ihren Gräben überrascht, den Feind wieder hinauswarfen, und warum sollte das immer vornan stehende brave Regiment nicht im Oktober stärker angerannt sein? Weil H. B. nichts von größerem Oktoberkampf bei Ypern meldet? Der meldet noch vieles andere nicht! Ferner fochten laut G. St. Schr. 5. D. und 35er schon Ende September in der Champagne, die V. L. bis 10. Oktober sagen Null. Immerhin, so gering wir die Wirkung des Trommelfeuers anschlagen, muß doch der Inf. Kampf beim ersten französischen Durchbruch blutig gewesen sein; wir entschließen uns also, 10 000 vom Oktoberverlust dorthin zu verweisen, wie wir auch schon die Schlesier auf der Westfront so ergänzten. Selbst letzteres ist fragwürdig, da über allen Zweifeln nach V. L. ein sehr viel härterer Kampf im Oktober tobte. Nach französischer Meldung bemerkte man im September bei Arras nur 1. G. Brig., wovon 3. G. bald aussetzte, ihr opferbereites Einspringen schildern die Franzosen zutreffend, am 1. Okt. warf sich 1. G. nochmals dem Andrang entgegen, erst später 2. G. und 2. G. D., von welcher nur Elisabether Mitte Oktober ansehnlich litten. Offenbar kam der Feind bald zum Stehen. Wir merken schon: wie früher März und nicht Februar, so ist hier Oktober und nicht September der Kampfmonat. 16 500 ist für Champagne gerade genug; ganzer Septemberverlust 50 000 inkl. 950 Mineurs, Schipper, Stollenkommando, Art. u. P. außer Korpsverband.

Oktober: 23 000 Übertrag aus Listen bis 21., 45 000 bis 31., 52 000 bis 10. Nov. = 120 000. Allein, damit ist es noch nicht getan, denn dabei fehlt 5. bayer. D., angeblich schon Ende Oktober in der Champagne, verzeichnet aber Verlust erst in noch späteren Novemberlisten, wo plötzlich auch 6800 des 8. R. K. auftauchen sowie 2070 v. 39. Westfalen. Fochten sie wirklich erst im Nov. ansehnlich? Kaum, und doch mag man sich täuschen, schweren Novemberkampf anzweifeln, bloß weil H. B. nicht dazu paßt? Mit nichten. Verfrühte, zu niedrige Abschätzung, für Septemberende vermieden wir, doch ebensowenig läßt sich ablehnen, was über Oktober hinaus blutete. H. B. dekretiert wieder mal, daß Ende September die Hauptsache sei, damit die Gefahr als bald überwunden gelte. Daß dies ebenso unrichtig wie Ende Februar hier und Ende Mai bei Arras, zeigte die erstaunliche Menge Verstärkungen, die man im Oktober heranschleppte. Wahrscheinlich 5. bayer. 4. D. erst 1. Nov. im Kampfe, die bestimmten Angaben der G. St. Schr. sind uns nicht maßgebend. Von hessischer Landwehr wissen V. L. nur für 118., 47. L. W. Brig. ist uns ein vager Begriff; man kann »norddeutsche« L. W. nur als 57. deuten, da 56. Köln früher dort war.

Novemberverlust: 67 200. Wozu Einzelheiten nachgehen, da man aus H. B. nie erfährt, warum so viel oder so wenig! An der Maas bluteten 1100 v. 47. I., 37. R., an der Aisne 300 Sachsen (157 Art.), außerdem litten die Bayern-Franken auch in Lothringen, zu denen schon im Sommer die neuen 24., 25. Regt. gestoßen sein dürften. Ihr Hauptverlust entfällt freilich auf Champagneschlacht. Jedenfalls entspricht Elsaßverlust genau den Tatsachen: 2750, falls 91. R. noch bei der L. W. blieb. Zahlreiche Vermißte der 14. I. bestätigen den Überfall am Aussichtsfelsen, obschon »1668« deutsche Gefangene unmöglich.

Maudhuy behauptete ja auch, seit April habe ihm Hartmannsweilerkopf allzeit für immer gehört. Da läßt sich keine Brücke schlagen zur mondhellen Nacht und zum Morgenrot, das an den Zinnen glomm, als 12. L. W. Brig., 14. R. Jg. die bös gelichteten Alpenjäger von Bischofshut und Himmelsleiter hinabstießen zum Nordhang und ihnen 1533 Gef. und 15 M. G. abnahmen. Am 22. Dez. hier Brig. Gerret zersprengt, ihr General gefallen, 152. I. vernichtet. Umsonst trommelten am 28. Dez. vom Hirzenstein die schwersten Belfortkaliber und sprengten unheimliche Minen Felsstücke ab, höchste Wipfel zerknickend. In der Steinburg des Oberrehfelsens spottete die L. W. dieser Höllenbemühung und am 30. erklommen G. R. Jäger (bisher in Rußland) den Südhang. Der Feind floh zum Molkenrain, als man Minenwerfer an Seilen die Klippen hinaufwand und Berggeschütze einschob. Anscheinend war der Dezemberverlust in Elsaß gering (2000 inkl. 850 v. 14. Jg.) Mag man über all die Kletterei als romantisches Intermezzo denken wie man will, mochte dies Lärmmachen durch Bergecho allzu geräuschvoll das Ohr der Neutralen auf sich ziehen, so kitzelte es dauernd die französische Eitelkeit mit Vorstellung eigner Invasion. Wie ein Amadis von Gallian schlug sich Maudhuy um die Ehre greiser Berghäupter und erfüllte dabei doch rührig den praktischen Zweck politischer Reklame. Wie echtfranzösisch diese Mischung von Pathetik mit berechnetem Raffinement, diese Elsässer Gimpel bestechende Schauspielerei auf der Weltbühne!

Dezemberverlust sonst der kleinste im Weltkrieg: 16 850, Gesamtverlust seit 1. Sept. 254 000, Jahresverlust 644 000; weniger als im Vorjahr nur 5 Monate kosteten. Das war billig und wenn Sir John Falstaff bei Loos im Oktober »8–10 000 deutsche Leichen« fand, so war unnötig, solcher Ausgeburt seiner Erfindungsgabe den gleich unwahren Widerpart zu zollen, man habe nur 763 t. u. v. verloren. Dort warfen sich außer Schlesiern besonders 13., 113. I., 11. Jäger entgegen; beiderseitige Unter- und Überbietung war gleich unaufrichtig. War die Herbstschlacht Loos–Arras auch unvergleichlich blutiger für die Alliierten, so verlor doch die Garde seit September 8500, die Schlesier 14 200.

Was dachten sich englische Führer dabei, diese »größte Schlacht der Weltgeschichte« (nur der englischen) entscheide das Schicksal aller kommenden Generationen? Spuckte wieder das Gespenst der German Invasion, schlug man also Deutschlands Übergewicht schon so hoch an? Diese Schlacht und noch manche andere bestimmten kein Schicksal; über die Zukunft war anderes beschlossen im Rat der unsichtbaren Mächte. England befliß sich, selbst einen Strick um den Hals zu drehen, die Invasion drohte später von viel näherer Seite; die Ausmertzung der deutschen Luft- und Seeflotte bedeutete nur Erstarken der französischen, das kluge England beging die entscheidende Dummheit. Wir befinden uns als Historiker in peinlicher Lage, denn unsere tiefe Abneigung gegen französische Art darf uns nicht in Hochschätzung ihrer kriegerischen Begabung beirren; unsere liebevolle Bewunderung für Englands hohe Kultur und Geistigkeit und die edlen Eigenschaften der Rasse darf uns nicht abhalten, unsere tiefste Verachtung für die Bande Northcliffe-Bottomley-Diehards und die ekelhafte verlogene Prahlsucht der britischen Militärglory rückhaltlos zu äußern. Daß die Briten sich tapfer hielten, wer hätte das bestritten! Deutscherseits hob man sogar Sportathletentum viel zu eifrig hervor, und wenn sie oft ihren Posten nur mit ihrem Leben verkauften, so gaben sie selber die überlegene Tapferkeit der Deutschen zu. Wenigstens grollten ehrliebende Offiziere, die geifernden Zeitungsschwätzer möchten doch erst die Deutschen kennen lernen; wie dann unter so viel Abscheulichem einzelne Engländer beiderlei Geschlechts sich über die unchristliche Hetze empörten. Wir haben hier nur ein Amt und keine Meinung, soweit es Registrierung der Tatsachen gilt. Kein Mannschaftsersatz glich die Ungeschicklichkeit der Offiziere aus, das englische Heer erholte sich lange nicht vom »Sieg« bei Hulluch-Loos, erkauft mit wahren Katarakten von Blut. So manches Argonnen- und Vogesengebiet verschlang verstohlen und heimlich eingescharrte Leichen, doch hier wie auf der Champagne Kreidefeld grinste der Tod nackt auf offener Heide. In Hulluch stürzten die Bergmanns-Fördertürme ein, an Loos fraß großer Brand, als Granaten die Dächer aufrissen, deren aufblitzende Flammenkaskaden sich mit dem bleiernen Streusand der Schrapnells mischten, wo sich Flockenwölkchen wie Watte in den Rauchbaldachin einlegten. Um die Hohenzollernschanze fluteten oben weiße, unten rotgrüne, Gaswolken, schmutziges Grau der Minenentladung und häßliche Flecke der Lydittbomben klebten an, wo man sich wechselseitig bewarf. Zur Vollendung des Bildes genügt der Pinselstrich, daß noch 1000 englische Leichen südlich der Schanze im freien Felde lagen, obschon die Briten bei Nacht ihre Toten begruben. Sie begruben noch viel mehr: Ihren Dünkel, der sich Deutschlands Erdrosselung ganz anders vorgestellt hatte, und das Weltimperium-Monopol, für dessen Befestigung sie die German Cousins niederboxen wollten. Andere Leute, denen sie noch als halben Vasallen auf die Schultern klopften und die heimlich gegen den alten verhaßten Erbfeind die Faust im Sacke ballten, leiden nicht minder an französischem Größenwahn; rücksichtslose Selbstsucht pachteten die britischen Jingoes so wenig für sich wie Nietzsche-kranke, alldeutsche Schreihälse und Goethe-Mephisto kichert: Einer dieser Lumpenhunde wird vom andern abgetan!

Zweite Champagneschlacht

Als Castelnau's Annäherungsgräben seiner von Mournelon und Ville s. Tourbe heraufziehenden 4. A. Langles 9. A. Petain sich auf 300 Meter näherten, brach 72 stündiges, unerhörtes Trommeln los. »Die für jedes Geschütz vorgesehene Munition übertrifft alles je Dagewesene« frohlockte Joffre's Aufruf. Jede Division in unseren zwei verschanzten Quadraten nördlich Souain und östlich Tahure erhielt täglich ein Angebinde von 200 000 Granaten. Möge es den Yankees gut bekommen, mögen sie und ihren Wilson 14 schwarze Punkte aus der Schale des Apokalyptischen Reiters belohnen! Rheinländer und Westfalen sahen dem Grauen mit finsterer Fassung entgegen. Doch unsere Batterien übergossen die Angriffsbahn von der mit Geschützen bespickten Tahurehöhe, von St. Marie bellten Mörser und Haubitzen. Als am 25. früh Hornsignale die lauernden Massen hinausriefen, kamen sie diesmal, auf 6 Angriffssektoren verteilt, in sechs Wellen von je einer Division, rasch vorwärts. Doch scheint geträumt, daß Langles Mitte in 10 Minuten »Balkon« und »Bayernzipfl« umzingelte, in 45 Minuten eine »Kol. D.« (offenbar 37. Alg.) die 3  km bis Farm Navarin in einem Sprunge durchmaß. Nur stellenweise ging über Verschüttete oder in ihrem Blut Liegende der Durchbruch glatt hinweg, selten fanden die stutzenden Stürmer gangbare Breschen, nicht selten traf eine Kugel drei Mann hintereinander, wo die Verteidiger aus Unterständen sich ans Tageslicht arbeiteten und an die Brüstung sprangen. Den Durchzug im freien Zwischenraum bei Perthes nahm unsere Artillerie unter beidseitige Feuerumarmung, mörderisches Geschütz- und Gewehrfeuer lockerte sofort den Zusammenhalt. On les aura par la mitraille übersetzte sich hier ins Deutsch. Geschütz- und Menschenverbrauch erwiesen sich gleich trügerisch gegen die elastisch in die zweite Verteidigungsfront zurückschnellende Linie der 15. R. D., der sofort die Sachsen zu Hilfe eilten. Bei der Kürze des Gefechts im Überrennen unserer zerwühlten Vorderlinie am ersten Sturmtag ist leicht möglich, daß 24., 15. R. D., 50. D. ohne jede Gefahr ihre vorderen Feldbefestigungen verließen. Recht bescheiden zählt Joffre 20 eroberte Feldgeschütze, nämlich eingebaute, Revolverkanönchen zählen nicht. Für solche Trophäen brauchte er nicht unterirdische Ställe, wo Kavallerie aufsitzen und zu Dreien abbrechen sollte, noch Zweigbahnen bauen zur Erwartung der erwarteten Gefangenenmasse! Wundern aber muß man sich, daß O. H. L. nur 5. D. und das zur Erholung in Belgien lagernde 10. K. bereitstellte sowie die aus Lothringen anmarschierende 56. D. Diese konnte der Entfernung nach im September so wenig eingreifen wie 10. K. und von der teils in Lastautos beförderten, teils in Fußmarsch herankeuchenden 5. D. auch sicher nur die Vorhut, obschon G. St. Schr. das Gegenteil erzählt, um die mangelnde Fürsorge der O. H. L. zu verbergen. Sie gibt aber selber »Verspätung« der viel näherstehenden 183., 192. sächs. Brig. zu. Deren zur Hand befindliche Vorhut zersprengte kurz resolviert die Spitzen der unbehilflich verknäuelten französischen Vordermassen, 133. R. und Kav. Brig. Lippe bildeten einen Damm, letztere verteidigte abgesessen sehr brav ein Wäldchen. (Ähnlich wie bei Arras 1., 5. bayr. R. Kav. beim Neuville-Einbruch das Fußvolk ersetzte.) Angeblich schlug sich zu ihr nach achtstündigem Kampf 103. R. durch, von der 23. R. D. wird es aber wahrscheinlich nicht schon gleich hergeschickt sein und focht laut V. L. erst im Oktober ernstlich. Dagegen gehorchte I/133. erst abends dem Rückzugsbefehl, weil nordöstlich Langles 32. K. in Masse durchstieß. Es hatte in neuer Zusammensetzung die berühmte 42. D. vorn, 37. Algerische seitwärts. Hier ergoß sich die Sturmflut mit besonderer Gewalt und trug ihre Spritzer bis westlich Chaussee Sommepy, doch die Stürmer litten entsetzlich, Divisionär und Brigadechefs der Algerier fielen. Rechts davon brach 19. Kol. D. aus Souain vor, auch ihr Chef schwerverwundet. (Angeblich der Fashodaheld Marchand, doch dieser führte 10. Kol. D. und sank erst im Oktober.) Wir geben Langles Aufmarsch nach französischen Quellen, sein Erfolg war so unausgeglichen, daß 4. K. nicht mal Auberive den 13. R. Jg. abnahm, vor 124. D. mußte zwar 107. Rgt. weichen, doch auch am 26., 27. leisteten die Sachsen fünf Divisionen unübertrefflichen Widerstand, wobei 133. ungemein litt. Hier beginnt schon Unstimmigkeit der Angaben: badische Leibgrenadiere hätten bei Auberive eingegriffen, fochten aber später bei Tahure und erst im Oktober. Dagegen mag sein, daß immer mehr Bataillone der 183., 192. Brig. anlangten, zunächst 184. Die Franzosen schoben sich wie betäubt hin und her, niedergeschlagen durch auflösenden Verlust. Mit schnell begeistertem Naturell trugen sie stolz ihre neue Kopfbedeckung, doch kaum blitzten die ersten Stahlhelme über den Ausfallgräben, als schon deutsches Sperrfeuer heulend einschlug, und dann sprühte aus abgekämmten Gräben verheerendes Schnellfeuer, die Scheintoten und plötzlich lebendig Gewordenen schleuderten aus nächster Nähe ihre Geschosse, Verschüttete stiegen auf, Verwundete schossen. Im Gefilde versteckte Panzertürmchen streuten Schrapnells über die Ebene. Obschon französische 32- cm-Granaten überall Balken und Kalk zerschlugen, den bald Regen in Brei verwandelte, saßen unsere 21- cm-Granaten viel zermalmender im lebenden Menschenbrei. Die Durchbrochenen fanden sich dann rasch in der Hinterlinie zurecht. Castelnau sah sich zwar genügend vor, die Sturmkeile nachzufüllen, wenn sie absplitterten. Die ihm zugeschriebenen 19 D. im ersten 4 im zweiten Treffen machten noch lange nicht seine ganze Macht aus, doch wüste Hineinstopfung von Rückhaltmassen verwirrte den unbehilflichen Menschenknäuel nur noch mehr, der sich planlos hin und her schob und das Unheil über sich ergehen ließ, auch noch von der zu kurz schießenden eigenen Artillerie im Rücken beschossen zu werden. (Dies tat sie so oft, daß eine Anklageschrift darüber den Unwillen des Fußvolkes ausdrückte.) Langles Massen ergriffen zuletzt die Flucht, zu Tausenden niedergestreckt durch das hinter sie gelegte Sperrfeuer. Die zweiten Staffeln schmolzen so nicht minder wie die vorn durchgebrochene erste Staffel. Daß 66 vorn, 66 dahinter, 128 als drittes Treffen anrückten, wie Stegemann schreibt, ist ein Mißverstehen franz. Angaben. So genau schieden sich die Teile nicht, auch würden »22 D.« ja vielmehr als 132, sogar als 260 Batl. gehabt haben (mindestens 330). Es ist traurig, daß man stets statistischer Ungenauigkeit auf die Finger klopfen muß. Nichtsdestoweniger setzte Castelnau sein Vertrauen in Munitionsverpulvern und war so wenig im Bild, daß er General Baratiers Chasseurs d'Afrique zur Verfolgung aufrief. Sie waren nicht wenig verduzt über den groben Empfang sächsischen Flankenfeuers aus Auberive, der ihnen gleich ganze Glieder wegriß, und machten sich eiligst beim Einsammeln von Fliehenden nützlich.

Mittlerweile löffelten die Westfalen die pulvergewürzte spartanische schwarze Suppe aus, die ihnen das Lyonkorps zubereitete. Wahrlich keine Mastkur, wo es sonst nichts zu beißen und zu brechen gab. 50. D. wich zur Tahurestraße, doch 158. Paderborn hielt die Höhe gegenüber Hurlus und hatte fortan lauter Ruhmestage. Während das zurückgeworfene 53. nach Westen Front machte, schwenkte 158. südöstlich ein. So entstand ein Winkel, der den Feind bösem Kreuzfeuer aussetzte. Am Ostflügel wollen Petains Tirailleure in 15 Minuten das Massigesplateau erstiegen haben. In der »Trapezstellung« hätten 40 Überlebende von 2 Batl. Besatzung sich ergeben müssen, »Eliteregimenter des Kronprinzen« ingrimmig jeden Pardon verschmäht. Damit könnten nur Hessen gemeint sein, beiderseitiger Bericht verlegt absichtlich Oktobervorfälle hierher. Man kam rasch zu den »Champagnehäusern« hinauf? So greift franz. Darstellung den Ereignissen vor, offenbar vertrieb man erst im Oktober dort die 16. R. Art., wo manche Batterie die Hälfte ihres Bestandes verlor, denn bis dahin trug sie gehörig dazu bei, daß die Sturmtage glänzend für unsere Sache verliefen. 65. R. schmetterte alles ab. Was nordwärts wollte, fiel unter kaltblütigem Schießen der Paderborner. Welle auf Welle der 22. D. zerstob vor 28., 68. R., die feindliche Armada konnte auch beim »Schiffchen« nicht hineinsegeln, wo 29. R. Wache hielt. Das Knacken der M. G. wurde für viele ein Todesgeläut. Südlicher brandende Wellen der 39. D. wogten endlich unter Rauchschutz nördlich Massiges empor und überrumpelten einige Geschütze. Sie setzte sich vor »Ehrenberg«, kam aber ebenso wenig weiter wie drei auf der Ostflanke gegen 21. R., 9. L. W. D. vorgehende Divisionen. Stegemanns Phantasie über »Verbluten« der L. W. und Opfern jener 2 Schwabenbatl. am Kanonenberg beruht auf Unkenntnis der Lage und Verluste. Der Kampf auf der Ostflanke war mäßig, dagegen hätten 2 Batl. (es waren 3) nicht genügt, den Kanonenberg zu halten, wenn nicht Teile 56. D. dort zuletzt eintrafen und wahrscheinlich 30. R. mitwirkte. Der Kronprinz eilte plötzlich herbei und kräftigte Dittfurt mit 111. Art. und 24 schweren Geschützen. Ein jäher Platzregen löschte gleichsam den geschleuderten Feuerbrand, den die Deutschen schon mit den Füßen austraten. Das kam Castelnau gelegen als Ausflucht für Einstellen jeder Bewegung bis 4. Oktober durch Platzregen deutscher Geschosse. Plötzlich klagte er über »tränenerzeugende« Gasgranaten ins Suippetal, also bekam er Prügel. Im ganzen Oktober focht er ratlos auf der von 25 auf 15  km verkürzten Front zwischen drei Straßen-Engen, die kreuz und quer die Ebene durchziehen, und Briqueterie nördlich Massiges. Nur unsere Mitte bei Tahure knickte ein, die Flügel spannten sich unzerreißbar.

Wir verloren hier im September-Oktober vielleicht 67 500, wahrscheinlich nur 51 000, relativ nicht viel, da Napoleon bei Leipzig in 3 Tagen 51 000 t. u. v. verlor. Ein Bruch zwischen Erscheinungstermin der Listen und Wahrscheinlichkeit besteht nur für Septemberende in der Champagne, nur hier braucht man späte Oktoberlisten zu Hilfe zu nehmen. Wie man für Oktober noch V. L. – 21. November zugrunde legen muß, bleibt dem Takt überlassen, jedenfalls traten bis 1. Dezember in Champagne wahrscheinlich 17 000 hinzu. Denn man bemerke, daß in späten Novemberlisten zumeist 15. R. D. mit 5500 V. auftritt, die tatsächlich einen letzten Novemberangriff ausführte. Dieser wird eben viel bedeutender gewesen sein, als H. B. erwähnt, auch ist keineswegs undenkbar, daß 39. Westf. erst spät gemäß seiner V. L. bei Tahure zersprengt wurde. Dort wurden Bretonen, Normannen, Pikarden erst spät Meister, Afrikaner und Marinebatl. nahmen aber auch im Oktober nie den Kanonenberg, dessen fünf Abhangfinger die Franzosen »Massigeshand« tauften. Beim Verlustansatz ließen wir 9. K. wesentlich aus, weil wir an dessen ernste Mitwirkung nicht glauben.

Dritte Hauptschlacht Loos-Arras

Auf der Westfront verschäumte die alliierte Sturmwelle fast spurlos, obschon 15. R. Lippe-Detmold seine ganze Hingebung aufbieten mußte, auch die Leipziger diesmal größeren Blutzoll zahlten. Beiläufig focht die Garde auch noch im Dezember und brachte es so auf 13 850 V. (1. G. allein 2500), mehr als je zuvor. Die Herbstschlachten genau zu schildern hat keinen Zweck, da sie nur sklavische Kopie der Winter- und dritten Arrasschlacht, nur mit noch mehr Aufwand von Streitmitteln. Sie verliefen so langweilig, daß sie den Kriegsforscher keinerlei Ausbeute liefern, nur dem Psychologen und Pathologen bezüglich menschlicher Ausharrungsfähigkeit. Roh frontales Anrennen auf bestimmte vom Geschütz bearbeitete Punkte, durch die der Stürmer sich Eingang verschafft! Durchbruchsphantasie zu solcher Phantastik ausgeartet, daß Franzosen und Briten sich zwischen Sambre und Maas im Rücken der deutschen Linien die Hände schütteln wollten! »Man so dhun!« sagt der Berliner. Nach so schrecklichen Lehren? Nach Ablauf tollwütiger Offensivepilepsie, deren Paroxysmen stets mit Kollaps enden, mußten die Westmächte knirschend zusehen, wie man sich bei Vernichtung Serbiens nicht stören ließ.

Auf der ganzen Linie vom Suippe- bis zum Ypernwasser, wo seit 21. Sept. überall ungeheure Kanonade dröhnte, das gleiche Bild. Übermäßiges »Trommeln« erzeugt an und für sich keinen entsprechenden Verlust an Leib und Leben, das zeigt der geringe oder mindestens nicht große des sächsischen 105. vor Hooge, auf dessen stets ausbesserungsbedürftigen, vom Bellewarder See angefeuchteten Schanzgräben schwerstes, am 25. früh unerträglich gesteigertes Feuer lag. Betäubende Minenexplosionen erschütterten den Bahndamm, vier »Wellen« überfluteten die Vorderlinie, doch wurden von Masch. G. hingemäht, von Mörsern bearbeitet, aus den halbgewonnenen tiefliegenden Gräben ließen sich die englischen Veteranen nicht mehr vorbringen. Zwei Freiwilligendiv., die den Rummel nicht kannten, sahen sich bald im Rücken gefaßt, wobei 7., 9. Komp. 105. den sprungweise herangekrochenen Feind niedermachten. Trotz todesmutigen Ungestüm scheiterten die Briten stets bis 1. November unter schwersten Verlusten. Genau im gleichen Stil wie dort, wo die Elsässer mit ausgezeichneter Tapferkeit das 5., 2. engl. K. abschlugen, stürmten Ende September südlich der Lys 15 englische Div., wo auch schon Australier zur Stelle. 70 000 Schuß pro Stunde gingen allein auf den Abschnitt der bei Loos eingefügten Schlesier nieder, die sich unverzagt die Hullucher Kiesgrube wiederholten und dort General Bruce mit seinem Stab gefangen nahmen. 4 hergerufene Pfälzer Batl. machten hier mit. Was am 27. bei Vermelles einbrach, davon entkam keiner lebend. Eine heransprengende Gardedragonerbrigade büßte ihren Vorwitz mit Vernichtung. Hier hatte French seine drei Kav. K. gesammelt. Keine Bange, es kam nie zum Einhauen und Verfolgen! 4. K. ward zum Skelett abgezehrt, 1. K. hatte mit 2. D. am Kanalrand blutigen Mißerfolg, mit 7. D. mäßigen an der befestigten »Zeche 8«, mit 9. D. geteilten, nur 28. Brig. drang in die große Schanze ein. Nördlich große Niederlage. Die vorderen zwei Wellen wurden mit Farbigen gefüllt, über deren Leichen die Weißen eindringen sollten, doch acht Wellen strandeten schauerlich, in Tausende von Stürzenden zerstäubend. Im Norden versagte das Rauchgas, vor Givenchy und Aubers flohen die Briten, die Inder ließen sich töten. Was um Loos herum unter giftigen Wolken mit riesigen Gashelmen herankam in der Überzeugung, das bellende Bombardement der Marinegeschütze habe die Verteidiger begraben, fiel unter Handgranaten. Allein in diesem Abschnitt lagen 20 000 Tote und Verwundete als Zeugen der Niederlage. 47. Territ. D., 15. schottische D. konnten die lange schmale Erhebung von Hügel 70 nicht ersteigen. French redete sich mit Interpunktionsfehlern heraus, als englische Kritiker ihm seine Unwahrheiten vorhielten. Doch gesteht er selber, daß auch die links davon am Westrand von Hulluch angesetzte 1. D. nach fünfstündigem Kampf wich und nennt die Ereignisse sehr betrübend. Sein späterer Bericht munkelt verschwommen, man habe die im Vordertreffen eingebaute Hohenzollernschanze erobert. Doch weder die ablösende 28. D. noch das ganze 11. K. vermochten die große stumpfnasige Schanze einzurennen, nachdem 9. D. von herbeigeeilter sächsischer Hilfsgruppe daraus entfernt. Unsere Artillerie auf Hügel 70 zerschmetterte die mit wildem Hurra aufsteigenden und angeblich 5600  m bis Loos rennenden Freiwilligen. French sagt die Unwahrheit, der Sturm sei bis zum »großen Hügel jenseits Loos« binnen einer Stunde durchgeführt, die Schotten hatten Loos, um ½7 zum Sturm angetreten, erst um 10 Uhr. Hier schäumte das Blutbad zum Überfließen, M. G. spielten von den Turmgerüsten der Bergwerke und aus jedem Fenster, die Badenser wehrten sich bis in die Keller, zornige Abgeschnittene dachten nicht an Übergabe. 3. K. und Inder nördlich Basséekanal (5 Divisionen) wurden von Leipzigern und Pfälzern gründlich geschlagen, 1., 4. K. mußten am Eckfort und den Hullucher Kalkbrüchen vor Westfalen und Badensern weichen, Rgt. Südstafford und Yorkshire zersprengt. Alle Briten bildeten zuletzt nur eine zusammenhanglose Masse ohne taktische Ordnung. Bis 3. Oktober währte das Gemetzel. Die zur Ablösung vorrückende 8. D. stießen Badenser unsanft beiseite. 9. D. verlor 500 Mann pro Bataillon, d. h. 6000, dies Geständnis gibt einen Maßstab, da 1., 15., 47., 28., 7., 2. D. natürlich eher mehr verloren, 2. Schützen-, 26., 73. Brig. aufgerieben. Zuletzt hielt noch 84. Brig. den Westausläufer der Hohenzollernschanze, bald selber zerschossen wie deren Ruinen und bald verjagt. Ihr Chef, Lord Cavan, hatte die Garde ermahnt, er »erwarte Großes von ihr«, sie erzielte nur Kleines. Etwa fünf deutsche Divisionen, bei denen auch 113. Freiburger sich auszeichneten, hatten zehn (nicht »elf«) britische vorerst kampfunfähig gemacht. Im Oktober will French deutsche Gegenangriffe aufgehalten haben, und da deutsche Meldung schweigt, wird es wohl wahr sein. Er entblödete sich nicht, am 12. den Scherz zu unterstreichen: »Unsere Verluste sind noch geringer als wir dachten«, während man in England Trauerkleider anlegte. Die Schlacht wurde beiderseits noch blutiger als im September, ganz wie V. L. ausweisen. Am 13. drangen die Grenadier-Guards am Südwestrand der Hohenzollernschanze ein, deutscherseits stürzten sich die Gardegrenadiere Elisabeth und Franz ins Getümmel. French machte von Stickgas ausgiebigsten Gebrauch, doch war ihm nur winziger Bodengewinn nordöstlich Vermelles beschieden, weil er dort Hilfe des 9. franz. K. von Urbal erbat. Seine Gaswolken wälzten sich auf ihn zurück, er verlor am 15. längere Laufgräben westlich des Feldwegs nach Hulluch, bis 21. scheiterten beiderseitige Angriffe.

Vor dem Publikum sah dieser sonderbare Schwärmer alles in rosigem Licht und plauderte amüsant, das 10. franz. K. (soll heißen 10. A.) habe den Vimyrücken erobert. Mit unerschöpflicher Erfindungsgabe auch »die Bundesgenossen« begünstigen, alle Achtung! Er behauptet, inkl. »einer Gardedivision« hätten ihm 48 Batl. gegenüber gestanden, 7 andere seien von anderswo erschienen, hätten 80 % verloren. Das verkündet er mit Berufung auf »Verlustlisten«, kennt er sie durch Inspiration? Er verlor nachweislich 60 000 schon in der letzten Septemberwoche. Auch nordwestlich Radeghem lagen 1100 tote Briten vor 20. b. R., das selber nur 18, 550 verlor. Der Großkampf besiegelte Frenchs Amtsentsetzung, seine Siegerpose trug ihm Entrüstung und Verabschiedung ein. Die 26  km nach Lille zu durchqueren schwand jede Aussicht.

Bei Arras gaukelten die französischen Führer ihren Todgeweihten vor, daß nach solchem Getrommel keine Deutsche mehr lebten, sie bummelten sozusagen mit den Händen in den Hosentaschen heran. Folge: »Das Totenwäldchen« am Südosthang von Loretto. Telegraphendrähte bei Telus, Obstgärten der Hügelwelle La Folie, die ein Schloß und Pachthof krönten, bildeten die äußerste Zone, bis wohin die Franzosen je vordrangen, jetzt wurden sie überall vor Neuville verdrängt. Hier stand unbewegt 1. Garde und machte sich den Feinden furchtbar. Auch die Anhaltiner waren wieder da, wie von den Toten auferstanden, neben ihnen die Altenburger und südlich 72., östlich des Labyrinths sprengten sie feindliche Barrikaden, wo Tirailleure sich in Sprengtrichter einnisteten. Bis zuletzt machte es schwere Arbeit, den zähen Lehm verschütteter Gräben wieder aufzuwerfen unter Streu- und Störfeuer von Loretto her. Den 4  km langen Vimyrücken und seine Ausläufer südwestlich Souchez, von Schleuderminen umfaucht, umhüllten schmutziggelbe Erdreichspritzer, als der Franzose am 10., 11. trommelte, 100 Schuß in der Minute. Erst spät nachmittags trauten die Stürmer sich heraus aufs Signal »Tout le monde en avant«, doch die Woge überschäumte nur wenige Gräben, verbrandete und versandete. Seit 13. schluckten b. 1. R. Jg. bei Beaurains täglich 10–16 000 Granaten, sonst blieben die Bayern fast unberührt. Stoß und Schlag des Handgemenges führten zu heller Feldflucht. Nur am 25. trieb ein Gewaltstoß am Souchezschlößchen 133. sächs. und Schlesier etwas ab, den rechten Flügel der an dieser Front noch nicht eingewöhnten schlesischen Artillerie suchten giftige Stinkbomben heim, Flankenkanonade aus Loos verheerte den Abhang des Vimyrückens, eine dort eingegrabene Batterie feuerte nur noch mit einem Geschütz, holte sich erst später die abgerollten Rohre und verbogenen Lafetten wieder. Nebelschwaden und Pulvergase zogen hin und her, Leuchtkugeln beunruhigten den Feind, gefolgt von Handgranaten, die in überfüllten Sandsackverhauen aufräumten. Faßbenders Res. K. verlor nur 1300 mit nur 29 Off., das ausgeruhte b. 1. K. übernahm die Stellung gemeinsam mit 50. R. D., die später eine Weile zur Champagne abging. 3., 12. franz. K. seien hier am 10. abgeschlagen, deren Hälfte aber in der Champagne stand. Man hatte das Vergnügen, ein bißchen zertrommelt zu werden, das war alles. Erst Mitte November erlosch die Schlacht, nachdem am 30. Oktober die Bayern der 2. D. westlich Thelus noch gute Arbeit taten und den vorgeschobenen Bogen der französischen früheren Bodengewinne eindrückten. Nur 3 Tote kostete der Anlauf. Verankerte Drahtnetze und Sappenköpfe rasch überwindend, breite Grabenfront überspringend, M. G. stumm machend und gegen das gesprengte 50. Rgt. umdrehend, duckte man sich hinter eroberten Stahlschildern gegen Todesgrüße franz. Artillerie. 2. R. zeigte hier die Bayernfaust. Der triumphierende H. B., schon am 3. Oktober hätten die Verbündeten ihre Offensive eingestellt, kam wie gewöhnlich verfrüht, aus kurzer Ruhepause wie in der Champagne schloß man auf Lahmlegen der Kampflust. Das Endergebnis war aber jedenfalls demütigender für den Feind als in der Champagne, die Deutschen konnten mit ihrem Tagewerk zufrieden sein. Wir wagen nicht zu schätzen, wie groß der feindliche Verlust bei Arras-Loos im ganzen war, schwerlich unter 200 000. Feierliches Bedauern über »Ausgießen brennender Flüssigkeiten« bedeutet auf französisch stets deutschen Erfolg und derlei sah man jetzt überall auf der Front bis zum Elsaß.

Champagne bis November

In der Champagne probierte Castelnau jedes Mittel. Seine Artillerie rasselte in flotter Gangart vor, die unzertrampelte zweite Linie zu brechen, doch die unsere, die sie für einen überwundenen Standpunkt hielt, machte ihr sofort den Standpunkt klar, so daß sie schleunigst wieder aufprotzte. Staubwolken der Reitergeschwader zerstoben schneller als sie kamen. Wegen falscher Vorhersagung des H. B. über Abbrechen des Infanteriesturmes, was man aus falscher Ruhepause schloß, möchte deutscher Bericht nicht Wort haben, daß erst im Oktober die Hauptschlacht entbrannte. Als 60 schwere Batterien 23 Stunden lang bei Souain nordwärts brüllten, dann ein Höllenkonzert nordostwärts ein Fortissimo anschlug, wollte Castelnau nicht mehr die Eckpfeiler Souplet-Ripont umstürzen, sein Keilen aus der Mitte ging strahlenförmig nach Nordost und Ost auseinander. Daß »35 D.« anliefen, »6« in Reserve folgten, berücksichtigt nicht die vielen ausscheidenden abgekämpften Körper, manche verbluteten schon, andere verschnauften halt- und kehrtmachend und kauerten sich nieder. Verdichtung durch Nachfüllung steigerte die Zermalmung. Von 12 im September verbrauchten D. bester Infanterie waren 23., 37., 42. als erledigt ausgeschaltet, 14., 20. K., 3. Kol. D. in Auflösung: »5–6 fache Übermacht« kam nie in Frage. Am 1. Okt. hielten 5. D. und die zwei Sachsenbrigaden die Mittelfront vor der abziehenden D. Liebert, die Brandenburger 18., 54. Art. arbeiteten, daß die Rohre auszubrennen drohten, und viele Sachsen verfeuerten ihre letzte Patrone über getürmten Leichenhaufen drei auserlesener Chasseurbatl. Im Westen marschierte General v. Lüttwitz, der jetzt das 10. K. an Stelle des gestorbenen Emmich führte. Seine 10., 46. Art. feuerten von Sommepy, 20. D. ging allmählich ins Feuer. Hier überdauerte auch das plötzlich hierher gesandte 25. bayr. mehrere Stöße (Verl. 800 bei nur 15 Off., wahrscheinlich Gefangene dabei), bei Navarin. Am 6. sei hier ein Hannov. Rgt. in die Bresche gesprungen und im Vandalengraben überwältigt worden, was jedenfalls beweist, daß 10. K. erst im Oktober nach und nach eingriff. 2. G. F. Art. fuhr bei Tahure auf, wo 77. I. sowie 122. R., später 109. I. die Westfalen unterstützten. Bei den Paderbornern erschien 1. Musketierbatl. (mit Schnelladegewehren, von je 2 Mann bedient), ihre Winkel- wurde zu wahrer Winkelriedstellung. Am Ostflügel half jetzt 56. D. (35., 88., 118.), später eine Brigade 53. R. D. (nicht die ganze) aus Ypern und das Würt. kombinierte Rgt. Legeler. Wir skizzieren kurz, was wir ausfanden. Langles 60., 7., 8. D. wurden von Kirchbach völlig geschlagen mit Verlust von 3478 Gef. Die tapferen Sachsen machten alles nieder, was seit 2. Oktober östlich Auberive anlief. 124., 129., 40. D. längs der Chaussee fanden an den sächsischen Hilfsbrigaden und Teilen von Lüttwitz einen unzerbrechlichen Wall. Auf der Ostseite der Chaussee bohrten 14., 56. D., 16., 15. Kol. D. ein Loch, so daß ihr Angriffskreis sich bogenförmig nordwärts krümmte. Wucheras Brandenburger und die Tahuregruppe feuerten in ihre Flanke, 14., 56. gingen vernichtet aus dem Feuer, ersetzt von 48., 51. Die Sachsen schlugen sich auf dieser Strecke mit besonderem Heldenmut, das Gefecht war furchtbar mörderisch, doch alles was von Farm Navarin vorbrach, ging zu Grunde. Westlich der Paderborner hielt 15. Kol. D. stand, 48., 51. konnten den Kampf später auch nicht mehr ertragen, 12. D. Chalons setzte ihn fort. Südöstlich schloß Petains 15. D. an, 3., 21., 53., 153. D. rangen gegen 16. R., 56. D., 32., 157. D., 2. Kol. D., gegen 21. R. D., 128., 151., 20. gegen die L. W., in Reserve 11. D., 22., 39. D., 3. Kol. D. kampfunfähig, bald auch 157. Petain trug sich mit der Hoffnung, Oktober beschere, was September versagt, sie trog ihn. Nur einmal brachte Anlauf von »7 D.« am Vorwerk Justice 1000 Gefangene ein, offenbar kam erst jetzt die 16. R. A. in solche Bedrängnis, denn Joffre gab erst nach Oktober die Zahl eroberter Geschütze hoch an. Der Kronprinz lenkte das Gefecht superior, warf 35er rechtzeitig nach dem Kanonenberg, 88. an die Hessenschlucht. 81. R. behauptete mit Ehren den Ehrenberg. Schon anfangs Ende September, als Afrikaner am »Jammertal« eindrangen, machte Pionieroberst Unverzagt seinem Namen Ehre und ihnen den Rückweg zum Jammertal. 17., 80. R. hielten fest; 57., 118. L. W. mit großer Bravour; desgleichen das württemb. Hilfsregiment. Fünf Wellen todesmutiger Franzosen und Afrikaner verschäumten wie Gischt an Granitklippen vor den Champagnehäusern. Da das Musketierbatl. nur 75 verlor, an so scharfem Gefahrpunkt, läßt sich damit in Einklang bringen, daß die Westfalen laut V. L. anfangs nur mäßig litten. Major Klitzing mußte erst spät seine Paderborner über Klitzinghöhe zurücknehmen, von allen Seiten berannt. Die verlegene Oberleitung, die am 6. nach Austoben ihrer Feuerschlünde leichtes Spiel zu haben glaubte, doch mit sechs fruchtlosen Stürmen verspielte, quälte die Schlacht hin, obschon das Blutvergießen jede Hoffnung in den französischen Reihen ertränkte und nur noch wilde Wut die Gallier beseelte. Absichtlich gesellten sie Turkos ihren heimischen Verbänden, damit diese Bestien sich am Verstümmeln Verwundeter berauschen könnten. (Später stellten sie eigene »Nettoyeurs« an, zum Niedermetzeln Verschütteter, um »la douceur de nos moeurs« zu betätigen, wie Millerand beim Ruhr-Terror so lieblich sagte. Man spricht von englischer Heuchelei, doch da geht nichts über die »großmütig ritterlichen« Franzmänner.) Langles Unternehmen trug von vornherein den Keim des Mißlingens in sich. Kein Andrang auf St. Marie beeinträchtigte Kirchbach's Schlachtordnung; 133. R. zeichnete sich wieder aus, beim 103. war sein tapferer Oberst gefallen, es focht mit starrer Entschlossenheit; 178. I. griff ein, von der Aisne hergeschickt. Am meisten floß Blut an der Chaussee, wo 183., 184., 192., 193. I. heldenmütig 4 D. abschlugen. »Zwei frische D.« nordöstlich Souain werden wohl 48. D., 16. Kol. D. gewesen sein; sie gaben halbvernichtet den Kampf auf. Bis 9. verlor Langles wieder 1500 Gef. am Navaringehöft. Das am längsten fechtende 184. verbrauchte 1000 Patronen pro Mann, man ergänzte jetzt den Schießbedarf, unendliche Schüsse verausgabten die Batterien von Lüttwitz und Wuchera; Flachbahn- und Ringkanonen fegten breite Gassen durch die anrasenden Massen. Artilleristisch gefestigt, mit allem Nötigen versehen, wurde die Mittelstellung nur am 10. vorübergehend bei den Brandenburgern beschädigt. Als man dort einbrach, verdoppelte 18. Art. ihre Wirkung durch Vorfahren zu naher Beschießung; Vorübung für spätere Verdunleistung. Als Lüttwitz die 19. der 20. D. folgen ließ, schwand jede Durchbruchsmöglichkeit an der Chaussee. Westlich davon war nichts mehr zu hoffen. Kritische Tage erster Ordnung folgten einander mehr für Franzosen als Deutsche; 40. und die frisch eingesetzte 127. D. wichen zertrümmert aus der Schlachtlinie und kamen nicht wieder. Verdrießliche Verdrossenheit, Mißtrauen zur Führung, die soviel Brave hinschlachtete ohne greifbares Ergebnis, lastete auf den mürrischen Truppen. Ganze Regimenter, z. B. 103., 104., murrten und meuterten mit Gehorsamsverweigerung gegen nochmaliges Aufreißen zum Sturm. Einen Nennerfolg erwarb man nur, wo größte Übermacht sich einquetscht, bei Tahure. Hier holte Langle noch die 10. Kol. D. vor; sie drang ein, doch blieb das Dorf unbesetzt zwischen beiden Parteien. Was sich herauswagte, verfiel der Todessichel. Die Paderborner wehrten sich beim Zurückgehen gemeinsam mit 2 Radfahrerkompagnien und einem Halbbataillon 35er, schon Ende September hier eingetroffen, und dem zu ihren abgezweigten und restlos eingesetzten brandend. Leibregiment. Gegen sie hatten sich vorn bei Hurlus 3., 15. D. nach Norden geballt, rechts von diesen wurde 12. D. durch Fernfeuer schwerer Haubitzen aus Ripont abgeschlagen. 31. D. hatte es nicht besser, nachdem 32. schon wich, bis endlich 10. Kol. D. unmittelbar auf der Chaussee im Perthes-Feldweg einschwenkte und in die Weiche fiel. Solcher dreiseitigen Übermacht gab die 50. D. nach. Zu lange unabgelöst ausharrend, verlor 53. viel Vermißte, nach mehr später die niederrheinischen Füsiliere. Sie deckten nicht länger mit Front nach Südwest die Gabel-Hasem-Rehschlucht, das Platten-Polygon-Krakenholz. Marchands Kabylen, den eine fast tödliche Kugel traf, hefteten an ihre Fahne den »Sieg Tahure«, weit worauf nördlich. Jetzt standen aber hinter Tahure schon 92. I., 78. R., beide Braunschweig, auch schon 78. R. Brig. versammelt, dann 107. D., 185. Brig. In bunter Reihe Hannoveraner (auch 78. I.), Schwaben, Badenser. Beiderseitig der Chaussee in die Flanke zu wirken, hinderte die große Übermacht; doch noch am 13. blieb ihr Gewaltstoß längs Butte de Tahure ohne rechten Erfolg. Gleichwohl stand Langle hier gefahrdrohend inmitten der deutschen Linie, doch sein Bericht läßt durchblicken, daß unsere Batteriestände der Goutteschlucht (auch Goethetal getauft) nordöstlich die Strecke bestrichen, wo Langles und Petains Innenflanken sich berührten. 15. Kol. und die frisch eingerückte 32. D. als kampfunfähig beseitigt, ersetzt durchs wieder gesammelte 14. K., frische 64. D. neben 51. eingehängt, 12. D. nach Westseite der Chaussee verschoben. Am 14. blieb der Kampf nachteilig für beide Parteien, da die Franzosen zwar von der Butte ihre Wut nur ins tiefliegende Tal ausschütteten, selbst aber unter Kreuzfeuer lagen. Am 11. hatte zwar »glänzender Sturm« den Vorderrand des »Trapezwerks« erobert, drang man aber dort von Graben zu Graben, so war angeblicher deutscher Gegenangriff »westlich Tahure« unmöglich oder bot man ihm schon die linke Flanke? Am Ostflügel war bei Beauséjour Niederlage der 2. Kol. D. entschieden, doch schlug Petain seit 10. ein stürmisches Tempo an. 4., 32. D. wechselten den Platz mit 15., 128. nördlich Massiges und verstärkten Langles Andrang, hinter dem er nicht zurückstehen wollte; er ließ 1. Kol. D. los, vereinte sie mit den Trümmern von 2., 3. Kol., 22. D. nördlich Mesnil, dagegen verschwanden 153., 21., 3., 15. abgekämpft von der Bildfläche. Das jetzt ausgeruhte 20. K. stieg neben 151., 20. D. den steilen Hang zum Aisnetal hinab, konnte aber gegen Mühlenfels' L. W., gelehnt an 49. Art., 127. I., nichts ausrichten. Alle Hessen hielten aufs rühmlichste aus, ermuntert durch Nähe des Kronprinzen. 16. R. D. wurde jetzt abgelöst wie 15. bei Souain und sprengte ihre Tunnelanlagen, als die Afrikaner durchs waldige Gouttetal heraufeilten, wo die abgedrängten Westfalen jetzt beklommen längs der Ripontchaussee abzogen. Doch muß auch dieser Angriff mißglückt sein, denn 1. Kol. D. schied alsbald aus. Am Sattel vor der Hessenschlucht und Kanonenberg war 56. D. nicht aus dem Feld geschlagen; Ankunft der sächsischen R. Brig. aus Ypern verbot jedes weitere Vorgehen Petains.

Mittlerweile handhabte unser G. St. Heranrollen des Trains, Ausladen der Truppen mit feiner Sicherheit; dies war seine Stärke, technisches Handwerk. Nacheinander brachte man 4. D., 50. R. D. (aus Rußland zurückgekehrt), dann 7. R. D., 9. K. aus Noyon. Es war Zeit, denn 10. K. fühlte sich der versprochenen Erholung beraubt durch Kalkstaub nach galizischen Schlammpfützen; im November marschierte es über Sommepy ab. Quast's Aufmarsch wird aber sicher vordatiert, übrigens verlief die Schlacht im Westen fortan ziemlich spurlos. Sich auf ihrem eigenen Leichenfelde einzurichten, ward den Franzosen nicht vergönnt; bei Arbrehöhe und zwei Einbruchswinkeln der 5., 20. D. verbesserte man die deutsche Linie; 23. R. D. fiel von Vaudesincourt her östlich Auberive auf den Feind; III/100. machte 600 Gef. Gegenstoß des 4. fr. K. scheiterte, wie es widerwillig zugesteht. Da Langle am 19. »tränenanregendes, chlorhaltiges Gas« anklagte, welche Tränen der Rührung gewohnheitsmäßig bei empfindlichen Rückschlägen vergossen werden, und in Meldung am 20. »verstärkte Dichtigkeit von Gasen« ihren Dunst verbreitet, so riecht man französisches Pech. In den Communiqués tagt Befürchtung, daß es immer dunkler werde nach so viel fragwürdigen Sonnenblicken.

Erscheinen der von Mihiel hergeschafften 5. bayer. D. südöstlich Tahure wird auf 13. vordatiert. Wir entnehmen dies der franz. Meldung vom 24., 25. über heftiges Ringen um Befestigung von 1200 Meter Breite mit unterirdischen Tunnels, vom Feind »La Courtine« genannt. Die Tunnels deuten klar auf 16. R. D., nur sie besaß solche, stand also noch darin, der Ablösung harrend; denn erst am 29. drängten »drei frische Regt.« den Feind hinaus, das können eben nur 7., 21., 19. bayer. sein. Nur 14. war schon früher am vorspringendsten Punkt und litt schon bis 20., doch erst am 24. erfolgte Angriff auf Kreideberg von Mesnil seitwärts der Küchenschlucht. Bis 17. Nov. rang man hier hitzig bei 76, 2016 Verl. (70. 492 durch Vorkanonade laut B. Kr. Arch.), vermutlich das den Bayern beigefügte 73. R. mitgerechnet. Die Absichtlichkeit, womit man wieder Bayerntaten an dieser Wetterecke hervorhebt, durchschauen wir; 56. D. verdient weit mehr Lob; der mäßige Bayernverlust erst in später Novemberliste macht starke Oktobermitwirkung unmöglich. Betrommlung und Minenbewurf schadeten wenig dem überaus festen Ausbau der Wetterecke. 19. und vorher 14. fühlten sich mehrfach bedrückt durch Umzinglungsgefahr, doch wickelten sich gut heraus. Vom 30. bis 5. Nov. kam der ausgereifte Entschluß des Kronprinzen zur Durchführung, den Feind von Butte de Tahure zu vertreiben. Pommern, 49. I. vorauf, Magdeburger, Hannoveraner machten zwar 1405 Gef. (80. fr. Rgt. vernichtet), doch gewannen Klitzinghöhe nicht zurück. 241 R. (Sachsen, die diesmal überall bei Erfolg den Ton angaben) und 35. warfen gleichzeitig den Feind aus dem Großteil von H. 199 und der Farm Chaussée nördlich Massiges. Sobald die französische Meldung »erstickende Gase« einatmet, weiß man, daß es schief ging. Daher ist logisch, daß wir den V. L. vertrauen und den plötzlichen großen November-Nachwuchs für 15. R. D. und besonders 25. R. auf den großen Streich vom 5. Nov. beziehen, zumal 17., 30. R. anfangs ohnehin auf ihren alten Posten der Winterschlacht verblieben, nicht bei Souain. Ist nicht durchaus wahrscheinlich, daß man Liebert nach langer Oktoberpause wieder neben Dittfurt versetzte und die Rheinländer ihre alte Stellung zurückhaben wollten, daher wie »Köl'sche Jungens« draufgingen? Im November wurden 183., 192. Brig. abgelöst, dagegen nicht 10. K. durch 9.; die V. L. sind dagegen und wir stehen jeder ernstlichen Mitwirkung des 9. K. skeptisch gegenüber. Im November litten auch 4. D. (2750), 66. R. erheblich außer anderen Verlusten, selbst im Dezember endete das Streiten nicht; jedenfalls hier 73. R. (1222) bei 5. b. D.

Bis Neujahr

H. B. ward immer einsilbiger, als geschehe überhaupt nichts mehr; wir sind aber so unhöflich, ihm vorzuhalten, daß Unsere bei Ypern im Oktober 7150, im November 8000 verloren, wo der am 17. »nördlich Ypern« verübte Handstreich nicht so bedeutungslos blieb, auch nicht im Süden. Wir stoßen also um, daß French sich dort still verhielt. Für Westfront nur Geschützduelle und Minensprengung? Und franz. Meldung riecht am 27. drei Ladungen erstickender Gase an den Hochöfen von Berthincourt? Da wittert man immer mißtrauisch größere Schlappen. Und French weiß auch nichts weiter, als daß deutsche Mineurs mal 10 mal 2 Briten verschütteten, ohne ihnen Schaden zu tun! Mit solchen Kindereien vertreibt man sich amtlich die Zeit und streut der Welt Sand in die Augen, während damals immer noch reichlich Blut den Champagnekalk und Flanderns fetten Lehm überströmte und in der Arraszone 1. G. und Franzer, sowie beiderseitig Ecurie Bayern und Magdeburger mit aller Kraft fochten.

Als Weihnachtsbescherung trat French in wohlverdienten Ruhestand; England kannte zwar seine Fehler nicht, doch mißbilligte sie! Monroe als Befehlshaber der Bethune-Armee und Haigh als Höchstkommandierender verschönerten Frenchs Abberufung durch »meisterliche Untätigkeit« (Disraeli). Zu später Stunde besann sich die englische Kriegsführung darauf, daß die Leipziger, vor deren Keckheit man sonst eine heilige Scheu hatte, die Zwischenverbindung Lille–Ypern stärkten. Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, dachte Monroe und stattete ihnen zu Neujahr einen Nachtbesuch ab, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Danke, sehr gut! Die lydittduftige Neujahrskarte ward uneröffnet von den höflichen Sachsen refüsiert, und gelangte so wenig an ihre Adresse wie französische étrennes an andere Türen. Neue Abendvisite am 11. Januar endete mit anzüglichen Hinausschmiß der zarten Aufmerksamkeit. Frischer Kraftzuwachs bewog Sir Charles zu neuer Zudringlichkeit; 139. zeigte ihm nördlich Frelinghem, wo der Zimmermann ein Loch ließ. Doch die brenzelig angesengten Lorbeeren von Loos ließen ihn nicht ruhig schlafen; er bot dem maulaufreißenden Londoner Gloryhunger eine bonne bouche mit Ragout fin kleiner Handstreiche statt der pièce de résistance solider blutiger Rostbraten. In Ermangelung anderer Hors d'Oeuvres verabschiedete er sich vom Hausfriedensbruch mit »einigen Gefangenen«! Hochbefriedigt verkündete Haigh am 17. ausgezeichnetes Ergebnis«. Worin es bestand, überließ er wohlweislich dem Takt des Lesers.

Nur mit Hohn und Spott gedenkt man dieser Zeiten, wo die Entente die Welt mit Siegespost erfüllte, obschon ihr Lärm doch in der Champagne verstummte. Doch sind wir weit entfernt, der Wahrheit Gehör zu verweigern, daß auch H. B. unzeitig jubelte. Amtliches Urteil anzweifeln ist stets gesund, beiderseits warf man mit konstruierter Voraussetzung um sich: Der Franzose wollte durchbrechen, konnte nicht, also deutscher Sieg – der Deutsche wollte uns ganz vermöbeln und zurückschlagen, konnte nicht, also verlor er! Ließ der Deutsche sich ruhig nieder und der Franzose hatte keine Siegeslieder, ging spurlos an uns vorüber? Keineswegs, er blieb bei Tahure. Freilich machte Joffre sich wieder unsterblich lächerlich in Geheimbefehl: Am 10. Oktober wollte er sein Hauptquartier in Vouziers haben! »Die Deutschen haben nur sehr dürftige Reserven hinter ihrer dünnen Stellung.« Ei, wie durfte er dann ein Halleluja anstimmen, wenn man irgendwo solche Dünnheit durchstieß! Später hob er seine riesige Übermacht hervor, man müsse Tag und Nacht über die letzte Linie ins freie Gelände kommen. Die Überstürzung der Reiterattacke bei Souain war vorbedachte Gravelotte-Steinmetzerei großen Maßstabs, diese hochnäsige Strategie schlug sich mit Wahnvorstellungen herum. Wenn man von 840  km Front 23 abknipste, durfte man da von Vertreiben alles Deutschen träumen! Wo er freies Feld vermutete, arbeitete man schon eine neue Linie aus. Nun, den Franzosen fehlt es nie an Mut, wo Gloire vor ihnen hertanzt, Vive la Victoire! sei sie noch so trügerisch. Zur Erhitzung nahm man Alkohol zu Hilfe und sie bewegten sich kräftig mit Marseillaise im Marschtritt vor. Als aber an zertrommelten Gräben viele Eindringlinge das Verderben ereilte, als man nur lang- und mühsam den Eingang ins Feindestor durch reine Massenwucht erzwang und Bestreichung aus der Wetterecke bis tief in die Reihen drang, da verlachte man schon bitter Joffres rappelköpfige Verheißung: den Briten, die bis Namur durch die Luft fliegen sollten, wolle man bei Mezières die Hand schütteln und das deutsche Dreieck zwischen Somme und Aisne in die Luft sprengen! Luftikus! Was blieb von solcher Großsprecherei? »121« Geschütze, die später wieder jungten auf 150, wer zählte sie! Ihm war zuzutrauen, daß er M. G. mitzählte, da solche nicht genannt, oder Grabenkanönchen. Nun, wir verloren, so weit unser Wissen reicht, 56 Geschütze. Zu mehr verstehen wir uns nicht, da ein Teil verlorenen Materials von Sachsen und Rheinländern zurückerobert. 25 000 Gefangene? Wo Einzelheiten geboten, fiel die Ziffer viel kleiner aus, an einer Stelle war man mit »200« zufrieden! 23 000 in späterer Schätzung inkl. Arras und Loos? Doch Foch meldete nur 1500, French 3000, was außerdem wahrscheinlich unwahr, man kennt ja Frenchs Phantasie, im Juni gab Foch übrigens nur 164 an, während wir damals 1166 Gef. machten. Ohne Zweifel zählte Joffre nach gewohnter Art alle liegengebliebenen Verwundeten und Verschütteten, doch auch so gab er nur 17 371 an als »nach Chalons transportiert«, bringt also seine eigene obige Ziffer um. Daß man deutscherseits 10 932 Gef. zählte, scheint übertrieben, G. St. Schr. zählt nur 7000. Aber »noch nicht 20 000 Tote« und dies »ein Fünftel« des französischen Verlustes, wohlbemerkt nach der unwahren Voraussetzung eines nur bis 10. Oktober währenden Hauptkampfes? Da jede präzise Ziffer vermieden wird, soll solch vage Andeutung wohl auf geringeren Verlust schließen lassen, als er wirklich war, da das Publikum kaum zwischen Toten und Verwundeten unterschied, gesteht aber unwillkürlich die Nichtigkeit unserer Berechnung und die lange Kampfdauer, denn bis 1. Dezember verlor man wirklich ungefähr 20 000 Tote, d. h. über 70 000 Gesamtverlust. Beanstanden wir aber die vergleichsweise Ziffer französischen Verlustes? Im Gegenteil. Daß er schon bis Anfang Oktober »100 000 Tote« betrug, ist natürlich Unsinn, im Bann der falschen Vorstellung früher Hauptschlacht. Doch bei 36 D. in der Vorderzone (5 andere wohl nicht mehr eingesetzt) war die Hälfte ruiniert. Bei Durchschnitt von 50 % macht dies schon 160 000 bei aufgefüllten Divisionen inkl. Chasseurs, bei 30 % für die anderen D. zusammen 260 000. Doch dieser Prozentsatz ist zu niedrig, es gab Bataillone, die nur ein Fünftel (1300 v. 1600 Chasseurs), ja nur ein Siebentel zurückbrachten. Man muß 50 % für die ganze Masse inkl. Kav. und Art. rechnen und erhält dann 350 000, was bis 1. Dezember nicht zu hoch gegriffen. So versiegte natürlich die Kraftquelle, die Blutung rann so endlos aus, daß die Verbündeten endlich ihren Eifer sänftigten.

Die bisher blutigste Schlacht der Kriegsgeschichte gewinnt erst durch unser statistisches Gerüst die richtige Gestalt. Beide Parteien hatten ein Interesse daran, die Septembertage grausig-schön zu schildern, und die große Oktoberschlacht aus dem Licht zu rücken, die Einen, weil ihr »Sieg« dort eindunkelt, die Andern, weil sie den löblichen Wahlspruch widerrufen müßten, bis 3. Oktober sei der durch Überraschung geglückte Anfall erledigt gewesen. Wir, die so oft amtliche Unfehlbarkeit bestritten, sollen jetzt den treuen V. L. Mißtrauensvotum ausstellen? Schmecken wir in der lautern Quelle diesmal Unsicheres? Welche Gewähr haben wir für das liederliche Belieben, durch plötzliche Datenlosigkeit unrichtiger Verlustverteilung Freipaß zu erteilen? Wir halten uns an chronologische Reihenfolge und fahren gut damit. Jedem wird einleuchten, daß plötzlicher Ruhestand nach fünf Kampftagen und dann wieder plötzlichen Losbruch einfach darauf beruhen, daß Castelnau Ende September noch nicht seine Hauptmacht beisammen hatte und daher erst am 6. Oktober die Hauptschlacht begann. Tatsächlich fügte sich Joffre bei noch unvollendeter Umgruppierung nur schweren Herzens dem Regierungsbefehl zu sofortigem Losschlagen zur Entlastung Rußlands. Immerhin erweiterte er den Frühjahrsraumgewinn, dies »Haben« läßt sich durch H. B. nicht abstreiten. Doch wer vorwärts will und hängen bleibt, hat beim Schaden für den Spott nicht zu sorgen, die Durchbruchstheorie war ihm gründlich versalzen und ihre Wiederaufnahme 1916/17 lieferte nur den Kehrreim: Le jeu ne vaut pas la chandelle.

Noch dämpften weder aufreibender Stellungskrieg noch solche Mordschlachten die Kampflust der Deutschen, was den Feind in lähmenden Bann schlug, da er sich so ungeschmälerter Festigkeit nach solcher Abmattung nicht vorsah. Im Januar klagte Petain »erstickende Gase« an, das sagt genug, »Deutsche R. Truppen«, »3 deutsche Div.« machten ihm am Tatuberg zu schaffen. Wir erkennen nur 56. D. (900 v. 35. 118.), möglichenfalls 73., 79. R. (1600), 56. L. W. (625). Jedenfalls verminderte sich zusehends der Raumgewinn, von dem der französische Scheinsieg zehrte. Bei Castelnaus erstem Aufmarsch kamen 12 Mann auf den Meter, später auf verkürzter Front wohl 20, ungeheuerliche Tiefengliederung mit Reservestaffel von gleichem Umfang. Ähnlich verliefen die Schlachten bei Arras-Loos-Ypern. Im ganzen verfügten Joffre und French dabei über 66 I., 15 K. D., dazu 12 D. bei Ypern nebst »10« belgischen Brigaden (nicht »Div.«) und etwa 30 D. Joffres auf der übrigen Front. 5000 Geschütze dröhnten bei diesen tobsüchtigen Materialschlachten, 3000 Castelnaus sollen vom 25.–28. September allein 50 Mill. Schuß verfeuert haben, wobei wohl vorhergehendes Trommelfeuer mitgerechnet. Kein Zeitalter erlebte je solche Schrecknisse. Und das Ergebnis? Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren; wo kein Strategenkopf waltet, sieht man nur Taktisches und Lokales. Diese Schlachten waren den Preis nicht wert, auch auf deutscher Seite.

Da die Verbündeten 1915 vermutlich wieder dreimal mehr einbüßten und Englands neues Heer allgemeiner Dienstpflicht erst im Sommer 1916 fertig sein konnte, so kam jetzt wieder ein Augenblick, wo die deutsche Oberleitung das Heft für Bewegungskrieg in die Hand bekommen konnte. Jede strategische wie politische Logik sprach für Durchbruch bei Bethune, rasche Zurückwerfung des Briten auf Dünkirchen-Boulogne hätte zugleich Yser- und Arraslinie aufgerollt und das Ordnen der im Sommer auszuladenden Massen unterbunden. Nur so konnte man die Initiative wieder an sich reißen, was im Krieg so viel bedeutet. Von Joffre war vorerst nichts mehr zu fürchten, der Aderlaß schwächte zu sehr, auch moralisch. 1918 nahm Ludendorff obigen Gedanken wieder auf, doch zu Neujahr 1916 lagen die Chancen viel günstiger. Jeder Sorge vor Rußland war man scheinbar auf lange ledig, jetzt mußte mit neu aufgefüllten Korps etwas gewagt werden. Alles, womit man Anderes befürwortete, wog federleicht neben Aussichten einer Lys-Operation. Selbst die Nörgeleien Monros gegen die Leipziger hätten ein Fingerzeig sein sollen, daß der Feind die dortige strategische Wichtigkeit würdige. Doch so etwas fiel den »Halbgöttern« nicht ein und das Glück wurde endlich müde, uns Aufschub zu gewähren.

Verdun. Einleitung.

Von Vogesen bis zu Argonnen hieß es: Über allen Wipfeln ist Ruh! Im ersten Vierteljahr 1916 beruhigte man sich auch im Elsaß, wo die »Himmelsleiter« zum Aufstieg des Jenseits für manchen Alpenjäger wurde, der Sturmwind schlug sich dauernd nach anderer Richtung. Auf der Mittelfront geschah nichts, wenn man an H. B. glaubt, womit es bei uns hapert. Allerlei Verluste der 18. D. und des Dresdener K. sprechen dagegen. Wo litten Armins 36., 153., empfiehlt sich neue Reibung bei Arras anzunehmen, obschon H. B. schweigt? Wird wohl so sein, auch die Garde hatte Verlust, 6., 7. G. treten jetzt mehr in den Vordergrund. Auch über Leipziger und Westfalen erfahren wir nichts und doch verloren beide Flügelk. im Januar 5200, im Februar 5300. Das entspricht den englischen Meldungen, wo sich Wahres und Falsches in bunter Reihe folgen. Haigh war unschlüssig, wo er die Zange anlegen solle. Bei Ypern leerten deutsche Geschosse viele Gräben, nur Tote blieben darin. Im Mai-Juni entbrannten dort wieder heftige englische Angriffe, die besonders für die Kanadier traurig ausfielen. Haigh spricht im Februar von deutschen Angriffen, »die erfolglos blieben«, weil sie nämlich nicht stattfanden.

Damals scheinen im Lysgebiet auch 23. b. Rgt., 156. Schles. (635) erheblich gefochten zu haben, letzteres vielleicht bei Ypern, wo V. L. keineswegs ein Ausruhen bestätigen (Januar 2460, Februar 3800, März 3000) und merkwürdiger Platzwechsel stattfand. Das ganze 13. K. (26. D. aus Serbien, 27. aus den Argonnen) trat an Stelle des 15., das nach Verdun bugsiert wurde. Dies übersteigt das Verständnis des Profanen: Die unablässig abgemüdeten, mit Verlust reich gesegneten Elsässer scheiden vom Schauplatz ihrer Verdienste, wo sie sich eingelebt! Die Württemberger verlassen Vaucquois, wo ein hochwichtiger Angriff auf Avocourt sich vorbereitet und besser 26. D. die 27. hätte verstärken sollen! Das seit Juli ausgeruhte 8. K. feiert bei Rheims! Sogar die franz. Informationsspionage glaubte nicht daran und rechnete 8. K. bei Verdun, wo sich der große Angriff unscheinbar und verstohlen einfädelte. Dort wurden Zuschüsse für eine große Materialschlacht erwartet, denn jeden Monat bluteten jetzt 4–5000 Kanoniere und Pioniere, die man örtlich nicht unterbringen kann, ambulant überall beigegeben, wo man der Hilfswaffen besonders bedurfte. Da gab es schon eine 287. P. K., 241. Rhein. Haubitzbatterie, 482. bayrische, 481. westf., 556. rhein. Feldbatterie, ein 240. Art. Rgt. die Fülle der Gesichte blendet, es wird einem angst und bange vor so viel Material.

Der kaiserliche Günstling Mackensen war nun glücklich als Feldherr erfunden, Ludendorff an die Wand gedrückt, den man allen Ernstes zu Linsingens Stabschef degradieren wollte. Der »Oberbefehlshaber Ost« war nur noch Chef einer Armeegruppe und der ehrwürdige Prinz Leopold wurde auch noch als Feldmarschall ausstaffiert, um Hindenburgs Autorität zu beschneiden, sein ehrgeiziger Stabschef Hofmann bildete eine Fronde als Neben-Ludendorff. Nachdem so Falkenhayns unumschränkte Macht stabilisiert wie ein rocher de bronce, geriet er in peinliche Reibung mit Konrad Hötzendorf, dessen verpfuschte Asiago-Offensive, zu der er F. mit Forderung von 4 Div. einlud, uns gegen Rußland schwächte. Förster billigt Konrads Ansicht, erst nach Italiens Niederwerfung seien genügend Kräfte gegen Frankreich verfügbar. Als ob Österreich je bereitwillig Truppen nach Westen entliehen hätte! Jedes Koalitionskriegs Schwäche ohne einheitlichen Oberbefehl! Trotz F's. Weigerung bestand K. auf Eigenwillen, während F. umgekehrt trotz K's. Abmahnung sich von »Verdun« nicht abbringen ließ. Kuhl sieht den Grund beiderseitigen Mißerfolges in zwiespältigen Ansatz der Kräfte, theoretisch war F. im Unrecht, von Rußland abzulassen, wobei wohl Mißbehagen vor Ludendorffs Reibungszone allzu menschlich mitsprach, noch mehr aber der Österreicher, auf eigene Hand sein Abenteuer durchzuführen. 4 in Albanien freiwerdende k. k. D. boten nicht genügenden Kraftüberschuß für Tirol, 4 quer Saloniki unnütz verbliebene hätten dafür auch noch nicht genügt, 7 andere Mackensens brauchte F. für Ausübung eines Drucks auf Rumänien wegen Verpflegungslieferung. War dies nötig, wo so große militärische Interessen im Westen auf dem Spiel standen? Vom damals noch ungerüsteten Rumänien war nach der großen Russenniederlage nichts zu fürchten, übrigens war es Österreichs Sache, sich mit Überwachung Rumäniens und Salonikis zu beschäftigen. F. tat wohl, K. seine Zustimmung zu verweigern, nicht aber damit, daß 11 deutsche Div. nach vollbrachter Arbeit im Balkan zunächst ausruhten, wenn man in Frankreich offensiv werden wollte. Indessen ging 22. R. K. dorthin ab, 11. b. D., 26. D. folgten. Bulgarien durfte man sich selbst überlassen, den Türken retteten deutsche Kanoniere bei Gallipoli, jetzt halfen wir ihm mit Art. und P. an der Suezfront, was eine nicht unebene Ablenkung gab und englische Kräfte an Ägypten band. Über die Leistungen des Marschalls Liman v. Sanders sind die Ansichten von Beobachtern sehr geteilt, die Überschätzung der türkischen Wehrmacht verschuldet aber der alte Goltz Pascha, der lauter Potemkinsche Dörfer vormalte, deren Pappe doch schon der Balkankrieg genügend klarstellte. Dem unsicheren Kantonisten Habsburg, der nur von Deutschlands Gnaden existierte, mußte man obendrein mehr zuhorchen als erwünscht und seine Empfindlichkeit schonen. Gerade deshalb, weil Konrads k. k. Befangenheit die Einheitlichkeit der Mittelmächte-Interessen lockerte, hätte man lieber alles daran setzen sollen, Rußland zum Frieden zu zwingen, was uns auch Rumäniens späteren Abfall erspart hätte. Damals einem Traum nachrennen, wie man das italienische Heer in Venetien einklemmen und »vernichten« könne, kennzeichnet Konrads begrenztes Auffassungsvermögen, denn damals gebot die Lage strikte Defensive am Isonzo. Sein Eigensinn erzeugte die Krise an der Russenfront im Frühjahr und Sommer, meist wurde Österreich nur ein Hemmschuh und mit vielfacher Verräterei seines Völkergemengsels eine Bürde. Man mußte ihm Rußland vom Halse schaffen oder man konnte für nichts stehen. Deshalb verdiente Ludendorffs Plan die ernsteste Beachtung, statt unbeträchtlicher etwaiger Ausschaltung Italiens lieber gleich die Rußlands zu versuchen durch Besitznahme der Ukraine: Hierfür stand bulgarisch-türkische Hilfe zur Verfügung, Festlegen in Rumänien und Ukraine hätte der Hungerblockade ein Schnippchen geschlagen. Doch einen so großzügigen Plan zu vertreten, versagten Falkenhayns Nerven und Urteilskraft. Offensive auf Kiew hätte vielleicht den Ostkrieg um ein Jahr verkürzt. Ließ man einmal von Schlieffens Testament ab: Defensive im Osten, Offensive im Westen, dann mußte man dabei bleiben und auch 1916 die ganze Angriffskraft nach Osten verlegen. Man wußte, daß eine Feindoffensive vor Sommer nicht beginnen könne, bis dahin konnte das Kiew-Unternehmen glücklich ausreifen. Auch Kraftökonomie sprach dafür, da man auf kürzester Route die 11 im Balkan stehenden Div. und 8 bundesgenössische verwenden und die früher aus Rußland abgeleiteten Teile jetzt wieder dafür in Anspruch nehmen konnte. Statt dessen wurden die Balkantruppen bei Verdun verbraucht, das doch als »Saugpumpe« zum »Verbluten« französischer Hauptmassen unter Einsatz bescheidener deutscher Kräfte dienen sollte.

Wie wenig F. an dortige Entscheidung dachte, wie nur überraschender Anfangserfolg ihn weiter trieb und daher nur Planlosigkeit beim angeblichen Plan herrschte, zeigt sein Ausbieten von 8 Div. erst an 3., dann an 6. A., deren Stabschef Kuhl das gütige Anerbieten ablehnte. 18 andere vorläufig in Ruhestand getretene bestimmte F. erst nach und nach für Verdun. Dort den Feind ins feuchte Becken der Maas hineinzustoßen, verhieß freilich mehr als Benefizvorstellungen von Joffres üblicher planloser »Offensive um jeden Preis«, doch dazu bedurfte man zweierlei: geschickte Handhabung und genügende Kräfte. Noch trieben sich Unzählige als »unabkömmlich« in der Heimat herum, gegen die man schonendste Laxheit übte, während fünfmal im Spital Geheilte wieder zur Fahne mußten, dumme Rücksichtslosigkeit, die entmutigen mußte, als pfiffe Deutschland auf dem letzten Loch.

Nur gleichmäßiger Andrang vom West- und Ostufer konnte großen Verdun-Erfolg erzwingen, und wenn der Kronprinz sich Ellbogenfreiheit verschaffte, so konnte nur Rückenstoß von Mihiel her den Feind zu katastrophalem Rückzug nötigen. Nichts von alledem geschah. Auf dem Westufer besaß man nur die Württemberger L. W., 11. b. D., 22. R. D. und die Schlesier. 6. R. K., das reichte nicht, um die Südforts von Verdun zu erobern. Anfangs verfügte der Verteidiger Langle nur über 9 D. der 2. A., doch 1., 20. K. waren unterwegs nebst Teilen Humberts. Am Ostufer waren zunächst vorhanden 18., 3., 15. K., 7. R. K. im Norden, 5. K., 5., 15. R. K. nebst L. W. im Osten, später traten im Westen 4., 54., 192., 38. D., im Osten 7., 10., 22. R. K., 50., 1. D. und erst zuletzt 1., 2., 6. bayr. D. und Alpenkorps hinzu, im Herbst noch 16. K. 21. R. D. Die längste Schlacht der Weltgeschichte entwickelte sich mit betäubender Schnelligkeit. Furchtbarer Kanonendonner rollte beide Maasufer entlang und läutete mit dröhnendem Echo über ganz Frankreich hin das Drama ein. Das Unheil hatte begonnen.

Schlacht bis Juni

Die Hessen eröffneten den Waffentanz Ende Februar mit ihren größten militärischen Ehrentagen. Nach französischer Sitte müßten besonders 81., 87., 115. diese Tage auf ihrer Fahne führen. Unter schneidendem Nordwind stürzten sie sich auf kilometerweite Brustwehren betonierter Waldschanzen. 72., 51. franz. D. und Chasseurbrig. Driand im Caureswald waren überwältigt, ehe sie sichs versahen. Umsonst eröffneten Zuaven ein Schnellfeuer »1000 Patronen pro Mann«, die Kurhessen warfen alles nieder. 14. R. D., deren 159. Haumont nahm, begleitete rechts das Vorgehen, links 5. D., deren 8., 12. über Wariville den Fosseswald erreichten, 6. D. besonders mit 64. über Herbebois Chumensholz und Courrièresschlucht. 57. R. gewann Sommequiaux, beigegebene 77. Schles. Br. Côte de Talu, 87. Feyholz, 80., 116. Louvemont, 117. Beaumont. Umsonst führte Langle persönlich 37. Alg. D. nebst 31., 306. Brig. entgegen. Bald erklommen auch die Darmstädter die Stufen des Pfefferrückens und die Brandenburger 24er, Komp. Haupt und Brandis vorauf, eroberten mit Blitzesschnelle die Umgebung der Panzerfeste Douaumont. II/24. überrumpelte das Fort, während die 12er der 5. D. das Dorf berannten.

Die Anlage des Angriffs war vorzüglich. Schon früher legte der Kronprinz einen Entwurf zur Wegnahme Verduns vor, was er sich aber nicht als eine riesige Haupt- und Staatsaktion dachte. Zu Weihnachten erhielt er mündlichen Angriffsbefehl von Falkenhayn und zeichnete am 4. Januar die Grundlinien auf, um so meisterhafter in unserem Sinne, als er dabei Abschnürung aus Mihiel empfahl. Dies war der springende Punkt und hierfür tat F. nicht das Geringste, der sich stets in Zwiespalt zu Ludendorff vor »Ausdehnung ins Uferlose« scheute, eingenommen für Abnutzungskrieg, was doch nur der Entente zugute kam. Hier wurde er sofort bedenklich, als man am Ostufer nicht mehr so starke Fortschritte wie zu Anfang machte, am 31. März begütigte Stabschef Knobelsdorf hoffnungsfreudig. Ob dem Feind noch 8 oder, wie F. unwirsch an den Rand schrieb, 13. D. als Reserve noch verfügbar, macht keinen wesentlichen Unterschied und »14 englische«, deren Eintreffen F. fürchtete, kamen nie! »Ein Grund in bisherigen Anstrengungen nachzulassen, liegt nicht vor«, ließ sich der Kronprinz vernehmen. Am Ostufer müsse von 4 frischen Div. (?) geschanzt werden, um Gegenstößen zu begegnen, dagegen werde man am Westufer erneut vorgehen. F. antwortete skeptisch, warnte vor Verlusten, ließ nur allgemeine Angriffstendenz nicht fallen, obschon er bereits bei Pr. Rupprecht Ausschau hielt, ob 6. A. einen Schlag auf Arras führen könne, wofür 4 frische D. verfügbar. Der Bayernprinz forderte aber 8. nebst 76 schweren Batterien, was F. nicht leisten konnte, glücklicherweise. Hier hat man wieder die Unfähigkeit zu Roß. Was nützte selbst zweifelhafter Erfolg bei Arras? Reine Kraftvergeudung an unrechter Stelle und das, während man bei Verdun jeden Mann brauchte! Auch gilt hier wieder, was wir für September 1914 in Lothringen sagten: selbst bei zweifelhafter Lage darf man ohne zwingenden Grund nicht umgruppieren, solange noch Erfolgmöglichkeit an Ort und Stelle vorhanden. »Ist der Entschluß gefaßt, so gibts kein Wenn und Aber mehr!« Also wieder Schwanken und Wanken im Vorsatz bei der kleinsten Bedenklichkeit. Zersplittern, »zu viel Sehen« an verschiedenen Punkten statt klarem festen Durchgreifen, halbe Maßregeln, nur mit halbem Herzen dabei. Sowohl Bülow-Klucks Marne-Geist als die alte Cordonkriegsschule gingen gespenstig um. Hier bei Verdun sollte der Hieb fallen, also mußte es dabei bleiben. Reginald Kenn tadelt des Kronprinzen Zögern, dem am 24. Februar der Weg ins Innere der großen Lagerfestung offen gestanden habe. Doch die damals erst erreichten Vorteile geben so superkluger Kritik nicht Recht, denn für gründliche Entscheidung mußte erst Einschnürung am Westufer abgewartet werden. Räumung des Ostufers, wie sie Langle als Höchstkommandierender an beiden Ufern sofort ins Auge faßte, hätte nur einen Lokalerfolg gebracht, das Ausfalltor Verdun zugeschlagen ohne sonst irgendwelchen strategischen Gewinn. Joffre's hartnäckiges Ausharren führte zu gleicher Unbegreiflichkeit wie bei Ypern. Wie dort der Kanal, wurde hier das Ostufer theoretisch unhaltbar. Als Langle sich aber für Abzug erklärte, ließ ihn Joffre barsch an, versetzte ihn dauernd in Ruhestand zu Frankreichs größtem Schaden. Sein Nachfolger Petain war nachher gleicher Meinung, noch am 26. Juni wies Joffre seinen Abzugswunsch derb zurück. Nach dem »Wunder der Marne« ein »Wunder von Verdun«!

Das 18. K. genügte allein, wie Mangin bestätigt, um die ganze vordere Festungslinie außer Gefecht zu setzen, man habe zu methodisch nochmalige Geschützwirkung abgewartet? Ohne sie gelang aber am 26. kein Eindringen des 3. K. in die »Zitadelle« des gewarnten Fortgürtels, das Toulk. warf sich rechtzeitig entgegen. Auch Strantz trug seine anfangs glückliche Überrumpelung der Woevre-Flanke über Aulois auf Haudiomont (rheinische L. W. bei Champlon hervorragend) bis 28. nicht weiter vor. 15. b. R. stieß auf zu viel Drahthindernisse in Waldungen bei großer Marschermüdung, bei fehlendem Mondschein konnte man kaum durch Patrouillen Anschluß an die am Bourbeauwald vordringenden Elsässer feststellen. Der Feind ließ zwar 6 Geschütze stehen, feuerte aber störend aus unerkennbaren Batterien, die unsere dort 76 Geschütze nicht fassen konnten. 4. b. R. am Bahndamm Haudiaumont abgeschlagen, 5. L. W. D. ging zu Stellungskrieg in nassem Lehm über. Näheres Vorziehen der Artillerie bis 10. März erleichterte die Lage, doch fand Mudra, dem man das Kommando am Ostufer übertrug, durchaus keine Aufgabe für sein Pioniertalent, so daß man ihn durch Lochow ablöste, dessen Brandenburger nach sehr verlustreichem Kampf den französischen Gegenstoß bis Thiaumont zurückwarfen. Die 5. D. war hier entscheidend wie vorher die 6., übrigens beteiligten sich wie anfangs am Maasufer 7. R. K., 77. Br. lange kaum mehr, als die Darmstädter D. am Pfefferrücken auf starken Widerstand stieß. Das 3. K. hatte schon abnormen Verlust bei 3. Jäger (1044), auch Deimlings Vorgehen durchs Dieppetal brachte entsendeten sächsischen 105. ansehnlichen Verlust. Während früher die Posener Belagerungsartillerie vor Verdun nur 25 verlor, litt diesmal die Feldartillerie enorm, besonders die hessische, Beweis für das heftige Gegenfeuer. Besonders eine Massenbatterie des Colonel Tarny am Maaskanal schadete, doch verstummte, als die Hessen den Südhang des Pfefferrückens überfluteten. Unsere anfangs winzigen, dann mäßigen Verluste stiegen erst seit 26. und dann im März, doch daß »Bataillone nur mit hundert Gewehren in der Feuerlinie waren«, betrifft nur Ausnahmefälle und heißt viel spätere Schlachttermine vordatieren. Der 9. R. D. gelang es, mit 6., 19. R. bei Vaux einen spitzen Keil in die Mitte einzubohren, am Westufer ging alles gut, doch auch hier kam im Mai ein Stillstand. Am Ostufer scheiterten zwar unzählige Gegenangriffe, zu denen der Feind sich gezwungen sah, da passives Beharren ihn erst recht dem Verbluten durch konzentrische Beschießung aussetzte. Doch der Juni brachte keine wesentlichen Fortschritte und ein Hauptangriff im Juli drang nicht entscheidend gegen F. Souville durch. Flugs befahl Falkenhayn strikte Defensive. Wieder Entschlußlosigkeit, denn wollte man das, so mußte es im Mai geschehen, wo der Kronprinz es wollte, jetzt aber war nötig, den äußerst bedrängten Feind um jeden Preis zu überwältigen. Sonst war es besser, das ganze Unternehmen aufzulösen. Am 15. August heischte F. Kundgebung der Heerführer, ob Angriff fortzusetzen. Der Kronprinz war entschieden dagegen. Am 2. September befahl der neue Generalissimus Hindenburg das Einstellen jeder Bewegung. Doch »an Ausbau einer Dauerstellung war nicht zu denken« (Förster), zwischen 24. Oktober, 15. Dezember ging fast der ganze Gewinn seit Februar wieder verloren.

Während die Waffenbrüder bei Verdun dem Tod ins Auge sahen, feierten 8., 9., 10., 12. K. völlig müßig auf der Mittel-Front. Man gestattete sich solchen Luxus der Nichtverwendung, obschon Eingreifen der neuen englischen Armee immer näher rückte und alles darauf ankam, der Verdunschlacht möglichst früh eine entscheidende Wendung zu geben. Die außerordentlichen Fortschritte am Westufer bis Mitte April lehren, daß rechtzeitiger Einsatz größerer Massen den Feind vom Plateau 310 hinabgeworfen hätte. Die pedantische Sorge für Aufsparung »ausgeruhter« Kräfte führte nachher zu ärgerem Verbrauch. Daß England ein Halbjahr pausierte, war ein Glücksfall, um die Verdun- vor der Sommeschlacht zu beenden. Dann hätte man soviel Kräfte freibekommen, daß man keiner ausgeruhten bedurfte. Nach Abtun der französischen Hauptmasse hätte man den Briten jeden Erfolg untersagt. Nicht die Verdunschlacht an sich war unmöglich, sondern der dilettantenhafte Leichtsinn, mit dem man sich drauf einließ, ohne die logische Konsequenz zu ziehen und alles an alles zu setzen.

Die Franzosen schlugen sich besser denn je. Am Chaumeswald fiel Oberst Driand, Boulangers Schwiegersohn, ein wahres Sinnbild der Revanchehoffnung, bei Cumières blieb der Elsässer Oberst Wacker, der kein »Wackes« sein wollte, mit seinem ganzen 92. Rgt. auf dem Felde der Ehre. Tapfer, höchst tapfer starben die Franzosen für ihr Vaterland. Das Toulk. stürzte sich mit entfalteten Fahnen ins Getümmel, obschon es 52 km Gewaltmarsch hinter sich hatte. Am Wall, Glacis, Feldschanzen, Dorf Douaumont wildes Handgemenge, doch Märker sind nicht zu werfen, zugleich Eis und Eisbrecher. So erging es diesmal und bei allen späteren Stößen. Vor Douaumonts flimmernden Kuppeln, als Aufblitzen von Feuerschlünden und Signalfanalen die Abenddämmerung erhellte und am westlichen Panzerturm des Bergkegels den General Lotterer die Todeskugel traf, vernichteten die 52er das ganze 33. Rgt. Als der an Douaumont vorbeibrausende Gegenstoß in die Thiaumontschlucht rückwärts schäumte, glich die Umgegend »einer Schlächterwerkstatt«, seufzte ein französischer Offizier vom 153., der sich am Brasweg eingrub, voll von Leichen des abgeschmetterten 146. Als 153. am 11. März abzog, sah sich das ablösende 94. verstört in der Todesschlucht um und wollte sich drücken. Das 95. lag unter den Trümmern von Dorf Douaumont begraben. Im Osten enthüllte der Befestigungskreis sein technisches Geheimnis fabelhafter Waldschanzen mit Schiffskanonen. Alles fand die deutsche Kanonade heraus. Am Teich von Vaux gingen ganze Brigaden zugrunde. Als dort das deutsche Banner über dem Fort aufstieg, sprach General Lacroix das erlösende Wort: »es gibt keine Festungen, jeder andere Punkt hat gleichen Wert«! Warum verbrauchte man dann 75 Div., um Verdun zu retten? In der kostbaren Pariser Presse waren die Forts mal »leer, entfestigt«, mal von »größter Bedeutung«, je nachdem sie verloren oder angeblich wieder genommen. Die Kuppe Toter Mann entwich auf verschiedenen Karten, der Pariser Glaube versetzte Berge, der Tote Mann wanderte herum, je nach Belieben französischer, manchmal auch deutscher Meldungen. Wirbelte durcheinander, nahm Abschied, verkroch sich, voltigierte südwärts mit gespenstigem Salto mortale, verflüchtigte sich, doch im April hatte erlöst die liebe Seele Ruh, da fiel auch die hinterste »Schlüsselstellung« vor dem deutschen Eisenschlüssel.

Unsere Langrohre schüttelten den Gansberg am Westufer, von wo der Feind die zu weit vorgeprallten Hessen in Flanke und Rücken beschoß, und richteten ihre Grüße nach Fort Marre, das verderblich hinüberbrüllte. Als der Tanz im Westen begann, schon früher nötig, die Hessen zu entlasten, doch verschoben, um die Kanonade ausreifen zu lassen, erhob sich im März ein einziges, großes Dröhnen von Süden, wo Fresnes von Strantz' L. W. erstürmt, bis zum Nordwesten, wo der Forgesgrund von deutschem Sturmlauf erdröhnte. Den Poilus hatte man eingeschärft, Verduns Rettung sei Frankreichs Schicksal; sie handelten danach. Die Besatzungen verfeuerten die letzte Patrone, die Geschützbemannung ließ sich oft an ihren Stücken in Stücke hauen. Als die von 3. A. Humbert geschickte 52. Brig. Cumières zeitweilig entsetzte, opferte sie die Hälfte der Mannschaft mit dem Brigadier, zwei Obersten, allen Offizieren. Als am 31. die Brigade Collin in dem zersplitterten Avocourtwald aufs neue eindrang, fiel der Kommandeur des 210. an der Spitze seiner Truppe und auf verwesenden Leichenhaufen früherer Stürme türmten sich neue. Als die Kuppen 265, 287, 295 von Schlesiern und Thüringern erobert, sah man im April und Mai immer wieder graublaue Sturmsäulen mit blinkenden Stahlhelmen aus den Schluchten auftauchen, über deren Kanten die Gasschwaden hinkrochen, und die Hörner riefen zum Sturme. Als bei Monatsende ein reinigendes Maigewitter Nivellescher Offensive die Wolken zerstreuen sollte, stritten gegen Douaumont–Haudromont die Normannen des 1. K. Mangin mit Todesverachtung wie Abkömmlinge Robert des Teufels und Wilhelm des Eroberers. Als Div. Tatin ihr 24., 101., 142. bei Vaux verdrängt sah, als alle Entsatzversuche des 238., 321. und einer Zuavenbrigade vom deutschen Feuerwirbel an die Erde festgenagelt erst da ergab sich der Fortverteidiger Major Raynal in den Kasematten mit dem Überrest von 600 Braven. Wohl verdiente er, daß der Kronprinz ihm den Degen ließ und man ihm freundlich den aufgefangenen Funkspruch verkündete, er sei zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt. Wann hätten je Franzosen solch ritterliche Haltung nachgeahmt! Vielleicht ist es sentimentale Schwäche, doch wir wollen ihr folgen und uns nicht sagen lassen, daß wir dem gehaßten Erbfeind nicht sein historisches Recht geben.

Als Castelnau's Auto im Schneesturm des 25. Febr. nach Verdun sauste, überbrachte dieser royalistisch-chauvinistische starre Militarist das Gebot: »Die Maasverteidigung ist am rechten Ufer zu vollziehen.« Als er abfuhr und Petain den Befehl übernahm, ernannte er fürs linke Ufer einen Mann nach seinem Herzen, dem 9. A. und Teile der 3. zuströmten. Es war höchste Zeit. Seit 6. März durch den langgestreckten Rabenwald vorgetragen, erreichte der ungestüme Angriff der 22. R. D. schon am 14. abends den Nordzipfel des Toten Mannes. Bisher wenig hervorgetreten, wollten diese braven Thüringer jetzt auch ein besonderes Lorbeerreis pflücken. Unterstützt von 6. R. Jg. längs der Maaswiesen, kämpften 11. R. Jg. sich bis Cumières durch, in Nebel und Frost verschneiter Waldung und behaupteten sich dort in homerischem Heldenkampf bis zum Herbst. Am Osthang des Toten Mannes grub II/13. b. R. sich ein, dorthin verschoben von 11. b. D., die nebst 11. schles. R. D. am rechten Flügel versagt blieb, bis 12. R. D. Malancourt nahm. Platt auf gefrorener Erde ausgestreckt, wo die Zehen erfroren, schlummerlos unter Leichen und Ratten, erhoben sich jeden Morgen bei rotglühender Wintersonne die Schlesier zum Sturm. Endlich am 5. April hatten sie auch Haucourt, wo der Feind aus Steinkellern und vom Kirchturm unten und oben schoß, ohne sich zu ergeben. 11. R. D. säuberte erst am 21. das Gebiet südwestlich. Man verzweifelte vorerst daran, auf diesem Wege den Termitenhügel westlich Toter Mann zu nehmen, dessen Hauptkamm zu Kuppe 279 anstieg. Erst am 8. Mai war hier die höchste Verschanzung erklommen; die Erstürmer drängten sich in atembeklemmender verbrauchter Luft der Kasematten zusammen, weil schwerste französische Artillerie in die rückwärts offene Kehle schoß. Diese bestrich den Avocourtwald so empfindlich, daß die Bayern dort schon bis 20. angeblich 1000 verloren wegen zu dicht gedrängter Aufstellung. Die Leichenhaufen, über die französischer Sensationsbericht frohlockte, konnte er aber auch bei sich selber suchen: Unsere Artillerie ließ nicht mit sich spaßen. Rechts und links gedeckt durch Vorstöße von 10. R. und 120. würt. L. W., die eine Großschanze »Spinne« eroberte, erstürmten die Bayern jetzt alle Schanzen am Waldrand; doch am 22. scheiterte todesmutiger Anlauf der 3. Augsburger und 13. R. Ingolstadt, obschon eine Kompagnie bis zur Südstraße nach Esmes vordrang. Verlust belief sich auf 19 Off., 1140, meist vom immer aufgeriebenem und neu errichtetem 13. R.; eins der ruhmreichsten Regimenter des Weltkrieges. Der barsche, finstere General Bazelaire, Kommandant des Westufers, der im Tagesbefehl verbot, Gefangene anständig zu behandeln, und die Parole ausgab, »man hat nicht den Feind zu zählen, sondern zu schlagen«, eröffnete jetzt solches Trommelfeuer gegen die überfüllten Waldgraben, daß er Südostspitze der Waldung zurückgewann. Erneut um 19, 932 geschwächt, sahen die Bayern sich endlich durch 192. D. mit 25. b. I. verstärkt, dessen 2 Batl. am Westhang des Termitenhügels eindrangen. Obschon die Bayern sich erneut bis zur Esmesstraße vorschoben, versaute stürzender Regen seit 11. April den Boden in einen Schlamm, der Stiefel und Kleider vom Leibe riß. Am 16. Mai schieden sie aus, ein Augenzeuge erzählte uns Arges vom Zustand der heimkehrenden Truppen, mit förmlich zerschnittener Fußbekleidung. Sogar Typhus war die Folge; später lagen 55 Off., 2190 Mann im Lazarett, wobei wohl manche Verwundeten mitgezählt. Ein Blutverlust von 113, 6991 in 70 Tagen läßt darauf schließen, daß auch in der ersten Maihälfte noch Ausgreifen westlich Höhe 304 stattfand; in welcher Richtung sich 192. R., und später »54. D., 24. R. K.« bis zuletzt bemühten. So laut B. Kr. Ar. Was damit gemeint, ist unverständlich, vielleicht Gen. Komm, dieses K., das sonst in Rußland focht. Die Schlesier, um sich passivem Ausharren in unerträglicher Lage zu entziehen, brachen am »Vogelheerd« aus und erstürmten stückweise die Drahtschanzen von H. 304, später von der 4. Bromberger D. mitgetragen. Von der Furchtbarkeit des Artilleriekampfes gibt es eine Vorstellung, daß 1. b. F. Art. nördlich und südlich der Forges-Bach-Überschwemmung bis 14. Juni 9, 200 nebst 46 zerschossenen Geschützen verlor. Die Geschützmasse der Südforts am Marrerücken und Bourouswald litt aber nicht weniger und vermochte ihr Fußvolk nicht zu schützen, das keinen Boten, Depeschenläufer, Proviantträger mehr empfing, weil niemand mehr unser Sperrfeuer lebend passierte. Fahnenwachen und Musikbande hinter der Front ereilte das gleiche Todeslos wie die Sturmhaufen, die Bazcelaire unablässig aus H. 310 vorhetzte. Die Marokkaner verendeten zu schwarzen, blutigen Klumpen; auch kniff man Gefangene zu Tausenden ab und erbeutete sehr viel Geschütz. Doch im ganzen nur 6 deutsche D. konnten gegen 19 viel stärkere französische nicht mehr ausrichten. Man brachte Flankierungsversuch gegen H. 310 zu keinem guten Ende. Schlesier und Thüringer litten ungemein. Bei so falscher Kraftverteilung kann man sich nicht wundern, daß der Verlust am Westufer bis Juni schon 31 000 betrug; am Ostufer bei 16 bisher fechtenden D. gar 85 000. Auch dort fragt man sich, warum bei Strantz' erstem Angriff 5. K., 15. R. K. nicht zur Stelle waren, so daß er nur Deimling neben sich hatte mit weiter Lücke, die nachher B. Ers. D. in Richtung Souville allmählich füllen mußte. Die brave rheinisch-hessische 30., 59. L. W. Brig. tat das Menschenmögliche. 81. L. W. litt schwer, unter Kreuzfeuer genommen. 25., 65. L. W., 28. Ers. vermochten allein zu wenig, um die Maashöhen zu erreichen. Die O. H. L. war sich also damals noch gar nicht klar über die eigenen Absichten.

Strantz's Hauptmacht blieb immer noch versagt; Zwehl meist ebenso, 50. D. sputete sich nicht gegen Weinberge und Hochbatterie Danloup, bei Deimling stand der Kampf; am 22. Mai wurden 19. R. D., 5., 6. D. aus ihren eroberten Stellungen geworfen, gewannen jedoch am 23. den größten Teil des Verlorenen zurück aus eigener Kraft, ohne die 2. b. D. in Anspruch zu nehmen, die hinter ihnen aufrückte. Indessen führte Prinz Franz am 24. die bewährten Regt. Neu-Ulm und Neuburg so wohlgeregelt und entschlossen vor, daß Dorf Douaumont und die von 5. D. aufgegebene Südwesthälfte des Forts uns erneut zufielen. Doch blieb das an sich berechtigte Wagnis Xylanders verfrüht und am 25., 26. erfolglos, den bei Thiaumont Farm vorgelagerten Wald und die sogenannten Wabengräben am Hang des Th. F. an sich zu reißen. Er verschob den Angriff auf 1. Juni. Die Franzosen melden 2 frische bayer. D., es waren sogar 3, 1., 2., 6. Xylander sah zuversichtlich dem neuen Streit entgegen, vom herbeieilenden, noch nicht aufmarschierten Alpenkorps wurde ihm zum linken Flügel das erprobte 2. Jäger Batl. zugeführt. Das b. Kr. Arch. macht etwas verwirrte Angaben, doch scheint sicher, daß der bayer. linke Flügel, insbesondere 2. Jg., sich weit südlich in Deimlings Schlachtlinie ausdehnte. Bisher stand die Schlacht doch am günstigsten am Westufer, wo unsere Artillerie jetzt vom ganzen Mort Homme Flankenfeuer zum F. Souville entsenden durfte. Kein lebender Franzose lag mehr auf dem Berge, der nur zu sehr seinem Todesnamen entsprach. Grade am Westufer hielten die Franzosen sich großartig unter ungeheueren Verlusten. Alles, was recht ist, man bewundert den Feind, wo er es verdient. Wie hoch aber soll man diese Thüringer und Schlesier preisen, die einen so überaus standhaften Verteidiger aus »uneinnehmbaren« Stellungen herausschlugen! Auf 29 Kilometer flogen Granaten aus 38 Zentimeterrohren bis tief in den Fortgürtel, die höchsten Wipfel wurden Stümpfe, die Dörfer malerische Ruinen, die Gestalt der Hügel, Landstraßen, Bäche völlig umgewandelt. Wie die Poilus sich aus Bethincourt durchschlugen, begreift man nicht. Bei F. Vaux fiel die ausfallende erste Besatzung bis zum letzten Mann; am Wasserturm und Wärterhäuschen hatten die braven Posener Goretzkys, jetzt besonders Grenadiere, sich zahlloser Angriffe zu erwehren. Rückwärts kam niemand durch von der Höhe zur Tiefe, bis endlich von zwei Seiten her Deimlings 126. Würt. und 39. Westfalen nebst I/53., III/158. der 50. D. sich durchrangen.

Nachdem Deimling Werk Hardaumont, Linie Morainville, ein Teil 10. R. D. Redoute von Bezonvaux nahm, eroberten »Niedersachsen« (Vorhut 10. R. K.) den Steinbruch von Haudromont, doch ein voller Monat verstrich, bis F. Thiaumont sturmreif geschossen. Warum waren 10., 22. R. K. nicht früher zur Stelle? Jede dem Feind geschenkte Frist brachte den Augenblick näher, wo rasche Entscheidung unmöglich. Petain hatte schon im März 28 D. um sich versammelt, die Zahl stieg ununterbrochen; mit 39 griff er am 22. April an, doch 10. R. K. stürzte sich in die Waldschlucht südlich; die Mulden zwischen Thiaumont und Vaux füllten sich mit Leichenbergen. Am Westufer halfen endlich die Bromberger gegen H. 304, eine wahre Festung. 22. R. K., bisher wenig leidend, geriet im Mai beim Vordringen längs Pfefferrücken in blutigen Kampf (4800), auch die Hessen bluteten wieder arg.

Es bleibt schwierig, sich ein richtiges Bild über deutsche Truppenverteilung zu machen, zumal es erst heute eine sachliche Spezialschrift »Verdun« gibt und Stegemanns sonderbare Vorstellung alles verwirrte. Er läßt im März 6. D., 10. R. D. bei Hardaumont fechten: geringe Teile davon, dann ganz 19. R. D., letztere versetzt er auf ein viel zu spätes Datum, und während er 15. K. als nicht vorhanden ignoriert, läßt er dessen »105., 116.« (soll heißen 126.) zusammen mit 3. Ostpr. »eine gemischte Div.!« vor Damloup bilden! Woher hat er das? Es ist erstens falsch, denn 126. focht notorisch bei Vaux, zweitens beweisen die V. L., daß das ganze 15. K. und besonders dessen Artillerie seit März Verluste hatten. Glaubt er, es sei bei Ypern geblieben, dort notorisch vom 13. K. abgelöst? Was 10. R. D. betrifft, so trat sie erst im Juni zu ernsteren Gefechten, auch 7. R. K. spät, wie V. L. beweist, so daß es bestimmt nicht am blutigen Märzkampf des rechten Flügels teilnahm; nichts destoweniger schreibt er mit gewohnter Sicherheit, daß es der 22. R. D. über die Maas die Hand reichte. Richtig scheint nur, daß es viel später im Juli zum rechten Flügel abmarschierte. Ferner läßt er 1. D., 7. R. D., 2. b. D. gegen die Linie Cailettewald–Damloup–Vaux vorgehen. Letztere focht aber nicht im Vaux-Gebiet, nur die ihr angehängten 2. Jg. des Alp. K., dies alles entfällt auf Juni. 1. D. drückte tatsächlich den Feind an Cailettewald (1576), soeben erschienen, 7. R. D. unterstützte wirklich nicht ihre thür. Schwesterdivision bei Cumières, wo es hochnötig war, sondern griff heftig (2833) am Ostufer ein, doch nicht bei Damloup, sondern am Cailettewald. Am Westufer wird nur »die brave württemb. L. W.« erwähnt, die aber recht geringen Verlust hatte, und von der Bayerngruppe blieb nur 25. I. (800) westlich H. 304 übrig; von 4. D. am 7. Mai mit mäßigen Verl. erobert. Erst am 21. soll aber diese im Geviertraum sehr breite Hügelfestung endgültig gewonnen sein und zwar durch 38. thür. D., während 56. D., früher Champagne, nun ein für allemal den T. M. sicherte und die zeitweilig zum Rabenwald verdrängte 22. R. D. erneut Cumières und den Vorderwald in ihre Hand bekam. Wir stellen fest, daß dies alles sehr wohl zu den V. L. stimmt, man muß es nur auf Juni übertragen, insbesondere bei 38. D., deren 94., 95., 96. jedes über 900 verloren (zusammen 2850). Auch leuchtet ein, daß das Märker R. K., am Pfefferrücken aufmarschiert, die 44. R. D. ans Westufer sendete zur Deckung der 22. R. D., so daß jetzt endlich etwa 10 D. inkl. L. W. am Westufer fochten. Daß zuletzt am 15. Juni auch noch 13. R. D. am T. M. gefochten habe, ist befremdlich, doch deshalb möglich wenigstens für Juli, als der Verl. 7. R. K. plötzlich anschwoll. Durchaus falsch ist dagegen, daß das Alp. K. schon im Juni seinen Hauptkampf hatte; hier kommen zunächst andere Bayern in Betracht. Es scheint auch nicht, daß bayer. Leibregt. bei Thiaumont dem schwerbedrängten brandenburg. Leibregt. zu Hilfe kam; solche Irrung entstand daher, daß man bei 1. b. D. auch die »Leiber« wähnt, die jetzt zum Alpenk. gehörten.

Viele französ. Truppenkörper waren gesprengt oder vernichtet wie die tapfere 5. D., doch Nivelle, jetzt Höchstkommandierender der Verdunfront unter Petains Oberaufsicht, bekam immer neue Massen. Er stürzte sich seit 2. Juni wütend auf Vaux, wo die Steinmetzfüs. der 10. R. D. den Stoß abschlagen halfen, und ebenso nach Norden aufs 3. K., dessen Munitionskolonnen durch die jede Anmarschstraße beherrschende Festungsart. hart mitgenommen wurden. Laut Chronologie der Listen litten die Brandenburger jetzt, keineswegs im Frühjahr, am furchtbarsten (7000); selbst 3. Jg. verloren nochmals 342 (offenbar nach franz. Muster stärker formiert.) Auch 43. R. D. litt beträchtlich (43., 44. D. zusammen 4828). Das b. 1. K. war aufmarschiert mit 1., 204. Art., 1. P. und bereitete großen Gegenangriff vor. Am Südflügel zerstörten L. W. und R. Brig. die 154. D. Was von der neugebildeten »103. D.« bei Damloup geredet wird, ist unklar; auch erwähnt kein amtlicher bayer. Bericht die »121. D.« am Steinbruch vor Thiaumontschlucht; wir lassen es dabei bewenden, daß dort alle Regt. des 10. R. K. fochten. Unser Juniverlust auf beiden Ufern etwa 45 000.

General Herx, Oberkommandant der Verdun-Artillerie, pries seine Batterien über den grünen Klee. Der energische Herr verheimlichte nur, daß deutsche Feuerleitung seine Kanonade auf 40  km Umkreis zersplitterte, sich dann plötzlich auf 8  km verengte und an ausersehenen Punkten den überraschten Feind allen Schrecknissen des Trommelfeuers überlieferte. In Paris malte man schon den Teufel an die Wand, Räumung Verduns hing an einem Haar. Doch die Anfangsphase, wo H. B. mit Recht geringen Verlust meldete und 2 hessische Heldenbataillone ihren ersten Siegesgang nur mit 16 Toten erkauften, war vorüber, rasches Einklemmen des Gegners noch nicht abzusehen. 22. R. D. bezahlte ihre Schicksalsstunde mit 6500 Verl. (2250 v. 82. R., 900 v. 11. Jg.). Bei blutrot auf- und niedergehender Sonne sahen auch viele Schlesier das letzte Licht ihrer Erdentage. Am Ostufer verlor 9. R. D. 5200 (1890 v. 6. Gren.); Deimlings 105. (1843) und Art. sowie 37. R. (1680) hatten es schwer, 3., 18. K. inkl. 56. D. (zusammen 26 500, 3. P. allein 778, auch Mudras Metzer P. litten erheblich) noch schwerer. Verspätetes Heranarbeiten des 7. R. K. packte im Mai schärfer zu (1556 v. 53. R., 2693 v. 13., 56.). Auch 60. I. (1710) dürfte beim Lothringer R. K. vor Verdun geblutet haben. Und man denke nicht, daß an anderen Fronten, wo die Parteien sich lauernd gegenüber lagen, damals die Waffen ruhten. Von 23 560 im Febr., 56 100 März, 62 350 April, 70 000 Mai (zusammen 95 000 Überschuß neben Verdun) floß noch mancher Blutstropfen anderswo.

Nebenfronten bis Juni, Verdunschlacht bis Ende

Im Elsaß rüttelte Maudhuy umsonst an den Bergpfosten und verhüllte den Tatbestand, daß er, im Januar Hals über Kopf hinabgeschleudert, sich selber am Südrand der Vogesen seiner Haut wehren mußte. Pfiffig verhehlte er, daß er viel Gefangene verlor (»8000« im H. B. wohl übertrieben), doch ging es nicht gelinde her, bis man ihn so weit brachte. Die so lange gepeinigte und schon wieder rüstige Landwehr litt nicht unerheblich, besonders 40. bad., das noch dort verbliebene 74. R. und 8. b. R. D. beträchtlich. Im Februar trat doch Ruhe ein. Doch verlor 189. D. Sunkel im Juli noch 1187. Bei Arras faßten die überbürdeten Bayern wieder festen Fuß in Sprengtrichtern von Neuville »mit 7 Bat.«, wie Foch betrübt meldete. In Ablösung des 1. R. K. errang 1. b. K. (50. R. D. 1628) bis 8. Februar Erfolge nördlich der Lenschaussee. Ein beim 14. R. K. hospitierendes schles. Regt. nahm Frizehöhe und Birkenwäldchen im ersten Anlauf, verlor dabei nur 108. Für Ypern erfährt man Vernünftigeres aus englischem als aus deutschem Bericht. Für 14. Februar gestand Haigh Einbuße von 6000 Yards (899  m) nördlich Hooge ein, der sogenannten Bastion, von den Briten »Bluff« genannt. 27. D. Moser, deren 124. die Kanalbastion erstieg, dort von 11. schles. D. abgelöst. Bis Mai wurde heftiger gekämpft, als aus H. B. ersichtlich, auch zwischen Lys und Lens. Im Mai schnellte der Verlust hoch hinauf, weil 45. R. D. (785 von 214.) und besonders eine eingeschobene neue R. D. höllisch litten (156. schles. allein 2474), während am 2., 3. Juni das 13. K. in Deimlings früherer Stellung südlich Hooge mit 125., 124., 120. Regt. die Doppelhöhe 59/60 nördlich Zillebeke eroberte, nachdem es im März die Balkonstellung wieder ans Regt. Shropshire verlor. 46. R. D. gewann im April einen großen Sprengtrichter bei St. Eloi zurück, wo zuvor riesige Explosion die Rendsburger Jäger und Teile 89 wegraffte, und erwarb sich von Engländern das Lob, sie habe Gardewert. Die stärksten englischen Angriffe blieben bisher erfolglos, eine D. schmolz von 12 000 auf 5000. Jetzt wurden die Kanadier, deren Artillerie die Fassung verlor, völlig geschlagen, General Mercer ihrer 1. D. fiel, General Williams der 2. und sein Stab versicherten als Gefangene, die Kanadier dächten anständiger als die Engländer und nennten die Deutschen »Fritz« statt Hund! Schmeichelhaft für Shakespeares Nation, wenn Kanadier sich vor ihr seitwärts in die Büsche schlagen, unübertüncht von Europens Unhöflichkeit: seht, wir Wilden sind doch bessere Menschen! Die Kanadier verloren seit Mai 20 000 (Brig. Hughes vernichtet), indessen eroberten sie gemeinsam mit Engländern am 13. Juni die Höhen zurück. Rgtsgesch. des 120. Ulm (von 4. Ers. abgelöst) sagt, daß viel Tote und Verwundete in Feindeshand gerieten, bestätigt so unsere Vermutung, wie beide Parteien den Begriff Gefangene unpassend erweiterten: So kommt man natürlich zu täuschenden Ziffern. Im Norden warf Werders Artillerie den Nieuport-Kirchturm um, Merkzeichen für englische Geschwader. Die Marine D. neckte die nicht wachsamen Belgier und wahrte bis zur Nieuport-Mole ihre mit Panzerschilden behangene Dünenfeste mit Verlust von 7 Mann! Bei Arras Aufregung »zwischen den Schlachten« durch Virtuosität deutscher Mineurs. Dagegen entlud eine vollgeladene Havasmine Joffres nagenden Ärger. Die grimmen Schwindler verschwiegen ihr eigenes Elend und ergingen sich in Konjunktur, als ob sie sich unsere V. L. besorgt hätten. »Vermehrte Verwendung der Territorialen« wurde gebieterische Notwendigkeit, denn woher nehmen und nicht stehlen, woher Ersatz schaffen, um solche Lücken zu stopfen! Unter Englands massenhaft einströmende Rekruten mischten sich kaum noch Reste alter Kämpfer. Auch ihm brach sozusagen das Blut zum Hals hinaus und erstickte die Stimme, die den Neutralen vorlallte, sie müßten sich zum unumstößlichen Endsieg der Entente bekehren! –

Als Bazelaire, verstärkt durchs 3. K. der 5. Armee, die großen Feldschanzen Alsace-Loraine verlor, nannte Petain diesen schlimmen Tag einen »glorreichen«! Doch Hand aufs Herz, wie stand es mit dem trostlosen Herunterkommen der Prachtgestalt steter Siege, der D. Kneußl, und mit dem Toten Mann, auf dessen Gipfel tatsächlich erst am 22. April deutsche Schützen auftauchten, nachdem man lange zuvor seine Einnahme verkündete? Nun endlich Ende Mai schien am Westufer ein Durchdringen erreichbar, doch dazu hätte man großer Verstärkungen bedurft statt sie am Ostufer immer neu nördlich aufeinander zu packen. Wahrscheinlich hätte ein großer Schlag im Süden gegen die Maashöhen mehr versprochen. Dort ging alles schief und krumm. Erst im Herbst ließ sich Strantz herab, etwas Ernstliches zu unternehmen, wobei er 5. K. immer schonte, nur seine zwei Bayernbrigaden und 15. R. K. ins Feuer trieb, die L. W. wenig. (Thüringer L. W. befand sich wohl neben der württembergischen bei H. 304, die außer ihrer 1. L. W. Art. recht wenig litt, nur 66. Anhalt, 32. verlor im Herbst 560).

Nachdem am 1. Juni der Cailettewald durch die herbeigeholte 7. R. D. erobert, am 2. durch Deimling das Fuminholz südwestlich Vaux, suchte 1. bayr. D. am 8. in die Wabengräben einzudringen, die aber von 1. Art. nicht ausgiebig genug beschossen waren. Nur die Allgäuer 20er nahmen Batt. A. Erst am 12. erstürmte das Münchener 1. Rgt. den Posten mit ausgezeichneter Tapferkeit. Das b. Kr. Arch. bestrebt sich, stets die Bayern allein auf den Schild zu heben, läßt deshalb 19. R. D. an der Thiaumont-Schlucht erneut scheitern, dagegen 2. b. D. den Hauptteil der Schluchthöhe gewinnen. Daß 7. R. K. schon im Juni zum Pfefferrücken abmarschierte, stimmt sicher nicht, da auch die andere Angabe falsch, Damloup sei schon am 2. Juni erobert, die Hochbatterie fiel erst einen Monat später. Die O. H. L. einigte sich schwerlich mit dem Kronprinzen darüber, daß Angriff von Zwehl und Strantz im Südosten nichts mehr versprach. Dieser wollte im Gegenteil den Nordkampf im Norden einstellen, wo man nutzlos neue Massen anhäufte. Dort trat jetzt 2. b. D. ins Hintertreffen, an seine Stelle 2. Jg. Brig. des Alpenk. neben Deimling am Chapitrewald und Wegkreuz vor Fleury. Jetzt liefen 2. Jg. und 10. Ingolstädter der 6. D. mutig gegen das Werk Thiaumont an. Sie nahmen es und stürzten über die Zwischenbatterien D. und E. und den H. Rücken Kalte Erde weg bis nahe ans krönende Hauptfort. Links davon drangen b. 24. sowie die »Leiber« des Alpenk. in die südliche Weinbergsschlucht. Daß letztere F. Thiaumont nahmen, ist reine Fabel, ebenso ihre Mitwirkung in der Sommeschlacht. Dagegen kamen sie weit voraus, als 1. Jg. Brig. in Fleury hineinstürmte. Der Feind hielt sich am kleinen Bahnhof, 2. Jg. Brig. und Deimling konnten die Souvillenase nicht bemeistern, auch 19. R. D. nach wie vor nicht die Thiaumontschlucht. In Anbetracht ihres schon viele Monate währenden Verbrauchs begreiflich. Sie versuchte schon im April aufs bravste die Feuerschranke Kalte Erde zu brechen. Die deutlichen Scheelblicke der bayerischen Darstellung auf diese tapferen Niedersachsen sind so wenig angebracht wie ihr wiederholtes Hervorheben im H. B., denn Erfolge hatten sie nicht und ihre Einbuße stand sehr weit hinter der von Märkern und Hessen zurück, deren gigantisches Ringen gegen feindliche Generalangriffe im April und Mai und Juni lange nicht genug gewürdigt wird. (Hier schlug 87. Hessische den Verlustrekord der Verdunschlacht: 3079, also ganz vernichtet.) Fr. 129. D. besetzte nur einen Augenblick die Ruine Thiaumont, dann mußte sie ihr Adieu sagen. Obwohl die Bayern sich aufs Äußerste anstrengten, den Erfolg zu erweitern, verbot das weittragende Feuer aus F. Souville und sogar vom Marrejoch am Westufer die Fortführung, zumal unsere neue Gasmunition den Erwartungen nicht entsprach. Unter ungeheurem Trommelfeuer suchte der Feind vom 25.–30. durch die Brasmulde uns aus dem Gewinn zu vertreiben. Am 27. löste die 2. b. D. wieder die 1. ab. Zuletzt mußten die 10er wieder auf F. Thiaumont weichen, doch blieben 13er und Alpenk. fest, wobei die Leiber unter ihrem Kommandeur Epp sich besonders hervortaten. Bis 7. Juli wogte dieses Ringen. Ein Vorstoß am 11./12. war nur mit »Leibern« und 1. Jg. südlich Fleury erfolgreich. Unglaublicherweise hatte man auch noch 4. D. vom Westufer hierher gezogen, ihr 140. Hohensalza schloß sich dem 3. Jg. Regt. (4 Batl., davon 2 frühere Schneeschuhbatl.) beim Sturm auf Souville an. Man gelangte quer über das Glacis, mußte aber vom Beginnen abstehen. Jetzt trat das Münchener K. ab, das in 52 Kampftagen nicht weniger als 367 Off. 15 200 verloren haben soll. (Nach V. L. litt nur 15. I. bedeutend und 2. Jg.). Noch blieb 6. D., zu deren 10., 13. jetzt auch 11. Rgt. sich gesellte in Ablösung der Leiber, die am 20. in Fleury überfallen wurden. Links vom Alpenk. erschien 21. R. D. nebst 364. I., rechts 7. R. K. jetzt von Damloup abmarschiert. Es wurde am 2. August heftig angefallen, ebenso 4. D. bei Kalte Erde. Die Bayern sahen sich aus Fleury und sogar F. Thiaumont verdrängt. Das schon in Ruheverhältnis bei Stenay abgeladene Alpenk. mußte, sofort zurückberufen, die 6. b. D. ablösen, die jetzt auch noch ihr 6. Regt. an sich zog und am 4. in überraschendem Anlauf die ganze Fleurystellung zurücknahm. Die tapfern Franken, bisher nur in Lothringen ehrenvoll beteiligt, verewigten hier ihren Kriegerwert glänzend an entscheidender Stelle. Als sie aber dann ausschieden, fehlten 187 Off. 7523 in den Reihen! So sagt das Kr. Arch, allein aus Vergleich der V. L. scheint uns klar, daß stets bei den Bayern auch spätere Sommeverluste in solchen Ziffern inbegriffen. Als am 9. September das Alpenk. wieder ausschied, soll es im ganzen 276, 12 216 (2500 »Leiber«) verloren haben, sehr viel bei so schwacher Zusammensetzung (1., 2. Jg., 3. Jg. Regt. litten stark).

Die Bayern verloren dies Jahr 100 000, vermehrt um 20 000 in Rußland und Rumänien, etwas mehr als in früheren 17 Monaten. Gleichwohl litten Württemberg und fast alle preußischen Provinzen prozentual mehr. Der bayrische Gesamtverlust hätte nach Bevölkerungsziffer stark ein Zehntel des Gesamtverlusts betragen müssen, blieb aber weit darunter. Wir betonen dies lediglich, um den Wahn zu zerstören, als ob die Bayern, wie sie sich einbilden, die Matadore des deutschen Heeres gewesen wären. Ihre Leistungen sind so groß, daß sie solche Reklameübertreibung nicht bedürfen. Auch bei Verdun nahte jetzt ihre Ruhmesstunde, doch ob es mit ihrem alleinigen Kampf bei Fleury seine Richtigkeit hat? In gleicher Richtung vernichtete die schweren Blutzoll entrichtende 44. R. D. die fr. 129. D. und schon früher rollten 78., 79., 92. R. gemeinsam mit unermüdlichen Märkern die »Werke« auf, lange Kette von Batterieeinschnitten am Steilhang des Pachthofs Thiaumont. Das b. Kr. Arch. nennt immer nur 19. R. D. erfolglos, sie war's nicht im Mai; als sie aber vom Steinbruch des Braswegs her über den Kamm 316 hinüber war, erhob sich vor ihr H. 321 mit Dickichtgestrüpp, wohin Festungsgeschütz unheilvoll reichte und am 16. Juni dort weiteren Aufenthalt von 73., 91. R. verbot. Wie am 20. Mai brachte Nivelle auch diesmal mit »6 D. auf 5  km Front« die Märker und Niedersachsen zum Stehen. H. B. drückt sich gewunden aus, doch war es wirklich mit Nivelles Junierfolg nur soso, er schwärmte von 200 Gef., ihm selber kamen 7000 im Juni abhanden, überhaupt bisher 60 000 und hunderte von Geschützen. Doch auch unser Junierfolg war nicht viel wert. Erst am 11. Juli nahm Deimling den Kreuzweg bei Petruskapelle. Drang man auf H. 227, 240 bei Kalte Erde, H. 286 bei Souville und über Rote Erde durch, so war alles aus, doch wir konnten es eben nicht. Immerhin versetzte unsere Einkreisung – nur 5  km fern der freundlichen Gartenstadt, über der 30 000 Granaten platzten und dessen mit dem Bürgermeister allein zurückgebliebene Feuerwehr sich aufopferte – Petain in solche Beklemmung, daß er Joffre um Erlaubnis zur Räumung beschwor. Doch der blieb fest.

Inzwischen waren die Bromberger vor F. Thiaumont gescheitert unter schwerem Verlust, doch 14. R. D. nahm am 8. August erneut den wichtigen Punkt, 57. R. vorauf. Auch sie am 25. abgelöst durch Mudras 34. D., an die sich noch vom Westufer 192. D. links von 33. D. anschloß. Schon verschwand 3. K. zur Somme. Bisher für größere Aktionen zu kurz gekommen, feierte es dies Jahr in einer des Märker Kriegsruhm seit Fridericus Rex würdigen Weise. Da die ostpr. 1. D. später keinen Verlust mehr verzeichnet, ging sie wohl zur Somme ab, wo indessen 2. D. genannt wird, deren Verl. in Herbstlisten aber so gering, daß man annehmen muß, alle Ostpreußen seien in Reserve geblieben. Um den Abgang am Ostufer zu ersetzen, wurde die geringe Macht am Westufer noch mehr geschwächt, wo ohnehin die in Schlamm verwandelte Erdaufwühlung entmutigte und Bazelaire darauf bestand: »Ist der Feind hartnäckig, seien wir's noch mehr!« Kein Eindruck unserer Angriffe auf Esmes war wahrzunehmen, dagegen vorauszusehen, daß die dort verbliebenen schwachen Kräfte später überrannt werden würden. Im August fielen dem Kronprinzen keine Werte mehr zu, er konnte den lebendigen Wall solcher Übermacht nicht überschreiten, zumal ihm Korps nach Korps entzogen wurde, teils zur Somme, teils später nach Rumänien. Da im Spätherbst auch Deimling zur Somme abging, fehlten allmählich 12 D. und sehr viel Artillerie. Da überhaupt nur 400 d. Batl. gegen nahezu 1200 (fr. D. zu 15–17 Batl., d. nur zu 9) fochten, blieb der Umschlag jetzt erst recht unvermeidlich, 17 D. waren zur Schlacke ausgebrannt, von denen trotzdem manche gleich wieder sich im Sommefeuer braten ließen. Schon am 24. März warnte Falkenhayn vor Menschen- und Munitionsverbrauch, als ob man mitten in Schlachtkrise etwas daran ändern könnte. Damals antwortete der Kronprinz triftig: Der Feind sei auf engen Raum eingeschränkt, der Erfolg müsse ausgebeutet werden. Im Mai aber wurde er umgekehrt mit F. uneins, entschied für Aufgeben des Angriffs, dessen Fortsetzung die Fama irrig ihm zuschreibt. Seit an der Somme immer gewaltiger betäubende Monstrekanonade zur Maasoperation herüberscholl, verstrikte die Scheu vor »Uferlosen«, hier am Maasufer symbolisch, erst recht ins Planlose. Zahlreiche Trophäen trösteten nicht darüber, daß die längste und blutigste Dauerschlacht aller Zeiten, für die man nacheinander 43 D. (zuletzt auch noch Garde Ers. D. 14, 39. b. D.) verwendete, als glatte Niete schloß. Wenn wir Juliverlust abhören, so traten 3., 18. K. ab, dafür lag bei Fleury das »Alpenkorps« (2. Jägerregt. 1357), entsprechend litt früher 22. R. K. auf beiden Ufern (6320, allein 3156 v. 205., 206.), Verdun wurde für die Märker ein Unglücksname. Für die Bayern auch, deren 6. D. hier sogar den von der 11. am Westufer übertraf. Im Zentrum drängten die Elsässer stark vor (1207 des braven 126.), rechts davon 10. R. K. mehr zuwartend, links die Ostpreußen (1315), am Südflügel immer noch geringer Verlust, am Westufer jetzt auch. Summa 45 000. Im August: 5535 Pommern, 21. R. D. (81. R. 1850), auch noch das Metzer K. am Ostufer, kein Abflauen im Norden, immer nur mäßige Einbuße der »Niedersachsen«, ab nach Osten, Westf. 3600 (1938 v. 57. R.), beide Posener K. 1100 und 99. R. 2125. Summe mit vielen Zutaten (z. B. 364. I. 750) 45 300. Juni-Juli-Augustverlust zeugen einheitlich für die letzten Entscheidungsversuche. Obwohl auch am Südende bedrängt und bei Damloup am 3. Juli hinabgeworfen, hielt sich der Feind verzweifelt bei Rote und Kalte Erde, die Bayern konnten Fleury nicht behaupten. Brig. Prinz Franz, am längsten im Feuer, litt übrigens nicht übermäßig, die »Leiber« (Prinz Heinrich verw.) packen erst in Augustlisten ihren hohen Verlust aus. 22. R. K. Ende Juli Rußland, Oktober zurück.

Die eigentliche Verdunschlacht ist hiermit abgeschlossen, Gesamtverlust 251 500 (20 000 Art. u. P.). Erschreckend viel, doch auf 190 Tage verteilt. Die Franzosen (3., 5., 9. A., Teile 1., 4., 7.) verloren durchschnittlich überall 40 % und darüber. Joffre plauschte von »Unordnung« in den deutschen Reihen, während es toll in den eigenen herging. Die Schlachtwogen gingen hoch mit Franzosenblut. Demoralisierung griff so um sich, daß einmal eine ganze Kompagnie am 21. 7. sich gottergeben von einem hessischen Musketier abschleppen ließ. Den hier eingepferchten 55 D. Petains war Stilliegen im Hexenkessel noch gefährlicher als Vorbrechen mit unausbleiblich fürchterlichen Folgen. Auf 9  km verkürzt, überschüttete unsere Linie den Feind mit konzentrischem Feuer, er litt unsäglich auf engem Raum.

Trotzdem Abbruch des Kampfes beschlossen, endete das Morden noch lange nicht. Nach Abmarsch der Märker rissen jetzt 14. R. D., 25. D. (1265 v. 117.), 21. R. D. (3500, 1620 v. 88. R.) Mudra (4200, 1304 vom 98.) das Nordfeld an sich. Mit dem Begriff »Pommern« ist uns nicht gedient, man möchte wissen, ob 3. D. anwesend, deren Verluste zu groß, als daß sie damals in Rußland entstehen konnten. Bei der greulichen Zerhackung der alten Korps unter neugebildete Divisionen weiß höchstens Archivaktenkenner noch ein und aus. Am Südflügel beeiferte sich jetzt 15. R. K., besonders b. 15. R. Indessen holte Nivelle im Norden immer frische Massen herbei, schon am 15. September ließ Reitzenstein Fleury fahren und diesmal für immer. Man hatte die neuerstandene Metzer Bayernbrigade herausgenommen und mit dem neuen b. 29. zu »14. D.« vereint. Sie sollte am 3. Oktober die steile Höhe der Souvilleschlucht nehmen und vollzog dies mit gewohnter Tüchtigkeit, obschon bei II/III/4. sieben von acht Komp.-Führern fielen. Alle feindlichen Gegenstöße bis 10. scheiterten, doch am 24. begann ein großer allgemeiner Gegenangriff, der uns sogar schon den Hardaumontwald nördlich Vaux abnahm. Längs der am Westrand dieser Stellung entlanglaufenden Buzenvauxschlucht erschien im November die von der Somme herversetzte 5. b. D., auch im Westen war wieder der Teufel los bei 44. R. D. (3460), von 360.–364. I. bluteten im Oktober 4680. Der Südflügel geriet jetzt dauernd in hitziges Gefecht, wobei die Strantz' unterstellten Kräfte 3400 verloren, nachdem im Oktober 99. R. Zabern nochmals 970 verlor, also ganz vernichtet, und 33. R. D. 2300. Wahllos riß man rechts und links Einheiten los, um sie dem Sommeungeheuer in den Rachen zu werfen, 5. R. K., 15. K. aus Linie Damloup–Vaux, im Norden waren 6 D. weg, indessen ist falsch, daß nur noch 8 D. dort standen, mit den Bayern waren es 16, von denen freilich die Hälfte rückwärts in Ruhequartier lag. Am Westufer lagen nur noch 7, alle sehr geschwächt. Gleichwohl hätten die Franzosen sich nicht getraut, die von uns gewonnenen starken Stellungen zurückzuerobern, wenn nicht die deutsche Art. bis auf 160 Batterien durch die Abgabe zur Sommeschlacht geschwächt worden wäre und ihnen nicht wie den Alliierten an der Somme unerhörte Munitionsmassen zur Verfügung gestanden hätten. Amerika ließ sich angelegen sein, sogar 42  cm Granaten aufzustapeln, die Maschinerie der Materialschlachten wurde immer dämonischer, wenn so kalte Technik solchen Namen verdient. Nichtsdestoweniger macht man sich übertriebene Begriffe von der Vernichtung, die Nivelles Kanonade in den deutschen Gräben trug; sie traf alle festen Objekte, doch die V. L. zeigen, daß in den vier Schlußmonaten unverhältnismäßig weniger Menschen weggerafft wurden, als in vier vorhergehenden. Doch wurde die Lage stets hoffnungsloser. 39. b. D., die 5. ablösend am 16. gesprengt, anschließende 14. R. D. vertrieben, nur 21. R. D. hielt noch den Fossenwald. Daß aber der plötzlich frechgewordene Feind einen Verdunsieg ausschrie, hat keinen Sinn; es ist kein Sieg, wenn man Niederlage wieder einrenkt. Der Übermut vergaß, daß Paris sich schon kleinlaut mit Fall Verduns befreundet hatte, und feierte den Triumph, daß man mit ungeheurer Übermacht die 200 dort verbliebenen Bat. aus ihrem Raumgewinn entfernte. So fälschte man nachher Geschichte, obwohl selbst so wenig davon erbaut, daß man zornig Petain durch Nivelle ersetzte und so den Bock zum Gärtner machte. In Deutschland entsetzte man sich gleichfalls über das Blutbad und zeterte über ruchloses Abenteuer, als ob der Kronprinz für Falkenhayns Unverständnis verantwortlich wäre. Dem G. St. beider Parteien stand nicht gut, wie in Sachen Toter Mann oder F. Vaux widereinander zu krakehlen, da beide sich verfrühte oder übertreibende Meldungen zu Schulden kommen ließen. Es ist traurige Schwäche, Mißerfolge nicht einzugestehen. Das Tag für Tag Zurückdrücken unserer Nordgruppe bei Nivelles großem Aprilangriff bestätigen wir als wahrheitsgemäß; ein englischer Bericht schildert, wie »eine berühmte Division« (wohl »die eiserne« Toul) F. Douaumont zurückeroberte bis auf einen Nordvorsprung, wo Hauptmann Kahlau mit I/12. sich hielt. Flankierung rechts und links durch Aufmarsch 10., 22. R. K. gab wohl den Ausschlag für Absplittern des Angriffes. 3., 39. und hessische 25. Art. verfolgten auf nahe Entfernung den Rückzug. Da Nivelle seine 5. A. hier auf 2 Kilometer Front pro Div. zusammenpreßte, so war jede nach wenigen Tagen kaputt. Eine der 3. Armee ließ bei Damloup gleich zwei Drittel auf dem Schlachtfeld. Petain pflasterte Chapistrewald und Fuminholz mit Leichen wie mit Siegesbrücken. Gewiß litten furchtbar die 2 brandenb. K., die als Atlas die Nordschlacht auf ihren Rücken trugen, doch Nivelle ließ mit edler Dreistigkeit drucken: »Unsere Verluste sind unbeträchtlich«, während sie gen Himmel schrieen. Am 4. Juli lagen in der »Totenschlucht« südlich Thiaumont alle Offiziere bei 4 Batl. in ihrem Blute; 1 Batl. schmolz auf 60. Am Westufer putzte man der Fremdenlegion gleich 3000 in zwei Tagen weg! Ex-Minister Hanataux, Chauvinist und auch Ex-Historiker, schätzte den Gesamtverlust auf 280 000; was nur bis Juli gemeint, aber auch dann viel zu niedrig scheint. Andere Veranschlagung auf 430 000 bis Herbst dürfte kaum auf Irrtum beruhen; leider wuchs auch unsere Einbuße bis Neujahr auf über 345 000. Die letzten Kämpfe waren ernster, als beiderseitige Meldungen ahnen lassen, man würde stumpf und müde, die ewige Schlächterei zu erzählen. Nachdem im September der Kampf einigermaßen ermattete, ließ Nivelle fünf starke Div. los, die er ausdrücklich dafür in Ruhestand gelegt und erzogen hatte. Aber 80 000 Streiter, 650 Gesch. vereinte er unter Mangin gegen ein Stoßziel von nur 7 Kilometer Breite. Das Einleitungstrommeln war so fürchterlich, daß zum ersten Mal unsere Art. zum Schweigen gebracht wurde; fast die Hälfte der Batterien verstummte. F. Douaumont flog beinahe in die Luft, ein rotglühender Steinhaufen, die Granat- und Benzinbehälter explodierten. Als Südfranzosen (Gascogner und Bergsavoyer), braune und schwarze Afrikaner sich zum Klang der Hörner vorwärts stürzten, geht es über lauter Trümmerschutt in dichtem Nebel hinein, den noch die Vergasung schwängert. Nivelle hat nicht nur als Artilleur das Feuer seiner Batterien kunstvoll geregelt, sondern will auch alles mit der Uhr in der Hand abmessen; seine Offiziere tragen den Kompaß, um ihre Sturmhaufen im Nebel richtig zu leiten. Doch der Krieg ist kein Uhrwerk. Nur dort, wo alles niedergeworfen bei Douaumont, brachen Zuaven und Chasseurs der D. Guyot ein. Im Cailettewald widerstand noch 154. I., ein französischer General wurde tot weggetragen beim ersten Auftauchen seiner Brigade. Vor Damloup brach sich der Stoß; Westfalen und Lothringer der 50. D., 33. R. D. Heldenhaft wehren sich 300 preußische Spartaner im Fort V., noch weit tapferer als einst dort die französischen 500; machten jeden Sturm zuschanden und hielten den Feind zum Narren, der sie mit Leichenhügeln abgeschlagener Massen umgürtete, indem sie ihm in Nacht und Nebel entwischten. 21 schwache d. Batl. der Vorderlinie wurden allerdings bis 4. Nov. gesprengt und aufgerieben; Reserven konnten das höllische Sperrfeuer nicht durchschreiten, doch die fünf famosen Sturmlegionen konnten sich auch mit ihren Trikoloren begraben lassen. Im Dezember ließ Mangin erneut die Feuerwalze spielen; wieder erlagen 15 Batl. unserer Vorderlinie in gefrorenen Gräben mit erfrorenen Füßen; man focht Brust wider Brust mit tätlicher Erbitterung; in der erstürmten Farm am Courriereswald fand der eindringende Oberst Picard vom 321. I. noch sieben Helden am Leben. Mangin rühmte sich mit 11 000 Gef., das waren fast alles Verstümmelte, Erfrorene, Verhungerte; 140 eingebaute Grabengeschütze mußte man ihm lassen. Doch der Preis dafür? »Da unten aber ists fürchterlich«, ziehen wir einen Schleier über die französischen Verluste. Wohl mit einer rund halben Million streitbarer Männer bezahlte das Land der Trikoloren die Rettung Verduns. Starrsinn hielt durch wider jede Erwartung und Möglichkeit. Leute, die zur Erbauung unmündiger Leser mit altehrwürdigsten Cannäbeispielen um sich werfen, oder Pariser Kritiker, die von Drücken an den Fluß angstvoll phantasierten, mit Beispiel Friedland (damals an der Alle hatte eben Napoleon keine Verdunforts vor sich als feindliche Rückzugsdeckung des Uferwechsels!) blenden nur Toren, hier aber drängt sich Erinnerung an »Hohenlinden« auf, wo Moreau seine Rückzugslinie parallel zum Gegner hatte; nur unverhoffter Sieg konnte ihn herausreißen. Hier lief Petains Rückzugslinie, die Pariser Bahn, parallel zur deutschen Front und derlei läuft nie gut ab, wenn man eben nicht Glück hat. Das deutsche Unternehmen war einfach am toten Punkt angelangt, was man im Englischen treffend deadlock nennt.

Sommeschlacht

Im Juli 1916 schlug die schlimmste bisherige Stunde des Weltkrieges. Heut ist herzbeklemmend daran zu denken, daß man sie überstand und auch der wieder geschmierten russischen Dampfwalze die Räder brachen und daß gute Beendung des Weltkrieges nur noch Frage der Zeit schien. – Die V. L. bringen wieder für Sommeschlacht eine Überraschung; die bis 10. Juli enthalten nämlich nichts, was irgendwie der amtlichen Darstellung entspricht, auch der Juliverl. kann nicht hoch genannt werden; nur die Augustlisten belegen die Vorstellung hoher Einbuße. Rechnen wir alles zusammen, so ergibt sich mit Berücksichtigung vieler Art. u. P. außer Korpsverband, ungefähr 130 000. Auch mit späteren, strengen Nachwehen erreichte die eigentliche Sommeschlacht nicht den Verdunverlust, was gewiß viele in Erstaunen setzt. Dabei sind die Einbußen der b. 10. D. usw. bedeutend (besonders b. 16. I.), manche Truppe wie 63. schles. (1820) packt erst im August eine große Liste aus; natürlich focht sie schon im Juli, doch damit ist keineswegs gesagt, daß August- zu Juli- und Juli- zu Junilisten gehören. Nachträge zugestanden, kann die Hauptmasse der Verluste nur dorthin fallen, wie sie chronologisch vom 10. Juni bis 10. Sept. vorliegt. 3. b. K. kam erst im September. Die Sachsen litten auch sehr. (1. b. R. K. und 10. D. 10 600; 2. b. K. 3500; 12. K. 4500; 12. R. K. 10 000). Bei »Leipziger Schanze« darf man nicht ans ganze Leipziger K. denken; wahrscheinlich bauten aber dessen 22. P. die Schanze und blieben dort. 24. D. kam erst später ins Feuer. Ferner 5. D. 4220 (1762 v. 12.), man hetzte also die Märker von einem Schlachtfeld aufs andere; wir halten aber für unwahr, daß 5. D. schon Anfang Juli an der Somme mitwirkte; ihr Verlust steht in späten V. L. Mit ihr 56. D., diese verlor im Ganzen nur 2500; ihre 35er 1070 erst in Sept. Listen. In obiger Gesamtziffer sind obendrein 7., 14. K., 6. b. R. D., 40. D., 50. R. D. auf Strecke Arras–Lys beigerechnet, um den Begriff der Sommeschlacht nicht zu eng zu umgrenzen. Zieht man deren Einbuße ab (50. R. D. anfangs nur 887), so wird der so gruselig aufgeplusterte erste Sommeverlust noch geringer. Er war groß genug für zwei Monate, doch nicht erschreckend. 50., 54. R. D., 40. D. treten erst später ins Gebiet der Somme über. Südlich Arras bis zur Ancre 4. K. 10 000, 14. R. K. bei Thiepval 5200, Garde (hauptsächlich 6., 7.) 4800; deren Hauptkampf begann erst später. Im August 13. K. 6800 (3570 v. 27. D.) Im Sommebogen 12. D. 6600, 9. K. 8400, südlich 9. R. K. 10 400, L. W. 2800; später 8. b. R. D. 2000 (602 v. 19. R.) Diese soll nach ihrem großen Elsaßverl. nur 4000 Gew. gezählt haben. Da sie hier an einem Brennpunkt focht, und doch höchstens die Hälfte verlor, werden übertriebene Verl. Märchen uns nicht das Gruseln lehren. Wir rechnen stets summarisch nach altem Korpsverhältnis; d. h. die abgetrennten Brig. bei so vielen neugebildeten Div. nicht extra berücksichtigend. Das Auseinanderreißen muß zu Verwechslung führen. So focht vom 11. K. die 22. D. am Stochod, 38. bei Verdun, dagegen das vom H. B. hervorgehobene 32. sowie 71. (zusammen 3400) zwischen Cambrai und Bapaume. Ferner eine Hannoversche Brigade bei neugebildeten Einheiten am Nordflügel der 1. A. und die Julilisten melden Hauptverlust der Hannoveraner von 20. D. viel früher als H. B. deren Eingreifen im August erwähnt. Man bucht also viel früher, was erst später eintrat? Hier behält freilich H. B. recht, denn offenbar befand sich damals das ganze 10. K. am Stochod, so übermäßig groß sein Verl. erscheint im Vergleich zu allen am Stochod verkämpften Teilen. Wir können daher nur Bruchteile (73er, 78er) in der Sommeschlacht rechnen. Bemerkenswert ist der Verlust des nirgends erwähnten 4. K., offenbar verdankt man ihm die Niederlagen der Linken Haighs, die stets zurückhing.

Wir lassen Stegemann die Ehre, daß er ausnahmsweise die Sommeschlacht zeitlich richtig schildert; nach welchen Quellen, wissen wir nicht. Wir kannten die Wahrheit lange vorher aus den V. L., die sich wieder als einzig feste Basis bewähren. Danach bestand für uns kein Zweifel, daß die Schlacht ungeschwächt bis Dezember fortwühlte, seither bestätigten es uns B. Kr. Arch. und viele Einzelberichte. Für die Öffentlichkeit muß aber Stegemanns Darstellung ein Novum gewesen sein, denn sie widerspricht kraß dem H. B. und offiziellen Angaben Haighs, wonach es zwar immer noch Reibereien gab, doch die Bedeutung der Sommekämpfe spätestens Anfang September oder gar Anfang August endete. Das alte Spiel: H. B. wollte den traurigen Ernst der Lage, des Gegners unverminderte Kampflust verbergen, der Gegner schämte sich, daß er mit 30 Mill. Granaten nur 8  km südlich, 18  km nördlich durchpflügte als Preis für Monate Angriffsdelirium.

Die Franzosen griffen südlich der Somme mit 12, die Briten nördlich zuerst mit 34 sehr stark formierten Div. an, wovon angeblich ein Teil auf Linie Arras entfällt. Frankreich hatte jetzt im ganzen 100 D. = 1500 Batl., Deutschland 122 à 3 Regimenter = 1225 inkl. Jäger. (Übrigens ein Einfall zweifelhafter Güte, Regimenter verschiedener Korps und Stämme zu neuen Einheiten zusammenzukoppeln.) Die Verbündeten besaßen doppelte Überzahl, doch daß wir es ihnen an Material nicht gleichtun konnten, erscheint angesichts »469. bayr. Batterie«, »291. Art. Regt.« zweifelhaft. Unsere Artilleriezahl war gewiß nicht sehr im Rückstand (vergl. Bruchmüller). Einzelheiten der Sommeschlacht zu umgrenzen ist unzulässig. V. L. führen auch hier nicht irre, so steht deutlichst in ihnen, daß 12. schl. D. bei Hem schon am 6. Juli focht. Warum sollen wir in Zweifel ziehen, wenn sie die Sachsen erst spät verzeichnen? Die Julilisten genügen reichlich für Garde, 29. R. D., L. W., und wenn sie für andere zu gering scheinen, wer sagt, ob der Anfangsverlust nicht wirklich klein war. Gleichzeitig bewahrheitet sich glänzend unsere Rechnungsart, denn gelegentliche amtliche Angabe für 119. R. im Juli deckt sich genau mit unserer eigenen Summierung.

Wir fürchten uns nicht wie neutrale Schreibdiplomaten, bei der Entente anzustoßen, sagen daher rund heraus, daß bei ihr nur eine blinde Henne ein Korn fand: Die Angriffsrichtung war diesmal nicht so verfehlt wie bei Arras, bei St. Quentin konnte man uns Ungelegenheiten bereiten und die Rüstung verbeulen.

Der erste Stoß der Franzosen südlich der Somme traf 17. D., 18. R. D. und L. W., sie wurden geworfen, doch »6000 Gef.« ist so handgreiflich unwahr, wie »unser Verlust gering«. Ja, ja, wir sind die Kadetten von Gascogne, die Gasconnaden von Tartarin widersprechen sich immer: Am 1. Hardecourt genommen? am 4. kämpfte man noch dort, am 4. Estrées gewonnen? folgt gleich Einschränkung »außer vier Häuservierteln«! Haigh trieb es ähnlich. Fricourt fiel am 2.? hernach ergab sich dort erst am 4. »der Rest eines Bataillons« (109. R.). Am 4. Boiselle geräumt? nur das Gehölz, am 7. Kampf » vor Orvillers«, d. h. nördlich Fricourt, man kam also fast gar nicht vorwärts! Haigh selbst gesteht, daß Garde und Württemb. ihn an der Ancre warfen (915 Briten gef.). Die Franzosen erzählen redselig, sie hätten 39 Batl. vor sich gehabt, 31 davon »desorganisiert«, bekennen aber zwischen den Zeilen, sie seien zwischen Estrées und Belloy geworfen, die Rechte lag vor Barleux fest. 60 Gesch. erobert? Jamais de ma vie! 20., 60. Art. litten mäßig, 20. R. F. verlor nur 25 Kanoniere.

Die endlose Kanonadewarnung erlaubte, von allen Seiten Truppen heranzuziehen. So taten die Schlesier gleich dem Andrang am Nordufer Einhalt. Zwar wehte südlich die Trikolore endlich auf La Maisonette, doch nach Biaches vorzustürmen mißlang nicht nur, sondern man entnimmt französischer Meldung, daß schon wieder bei Hardecourt gekämpft wurde. Die Stürme auf Barleux ließen Leichenhügel zurück. Zur Abwechslung melden die Franzosen »260 Gef.« bei Hardecourt, 200 am Gehöft Monacu bei Hem, nach allen großen Redensarten kommt heraus, daß 2 Kompagnien vernichtet seien zwischen Estrées und Belloy, d. h., daß man sie bis Hardecourt zurückwarf. Am 10., 13. überfluteten die Briten den Vordersaum des Tronewalds, doch erst fünf Tage später Longeval, ohne es behaupten zu können. So grell man die Schrecken sechstägigen Trommelns malt, so bleiben wir hier wie überall dabei: mehr Verwüstung und Verschüttung als Verwundung, mehr psychische Nervenabzehrung als Blutverlust. Jedenfalls empfing den Angreifer noch wohlgezieltes Feuer aus der ersten Linie. K. Allenby nördlich der Ancre prallte gezehntet ab, K. Rawlinson südlich gewann nur Fricourt, die Stützpunkte der ersten Linie blieben in unserer Hand. 3 und 4  km in der Tiefe bei 29  km Länge war alles, was Briten und Franzosen unserer Linie abgewannen. Letztere drückten uns rasch aus Fay-Curlu, dann stockte der Sturm immer wieder. Nur bei Durchmessen nächster Entfernung aus den Annäherungsgräben erfolgreich, stürzten die Briten in Masse nieder, wo sie ins freie Feld herausbrachen. Vernichtendes Flankenfeuer setzte der Linken Rawlinsons so zu, daß sie mit Verstärkungen neugebildet wurde als eigener Heerteil unter Gough. Vier britische D. waren dort schon völlig aufgezehrt.

Die neue 2. A. Gallwitz (anfangs Fritz Below) hatte nördlich der Somme 5 D. unter Kommando 14. R. K. Stein, 3 südlich und hinter dieser geteilten Front nur 3 Rückhalt. Zunächst rannten 7 franz. im 1. Treffen an, 10 engl. auf der Nordstrecke gegen Thiepval. Zerstörende Wirkung des Trommelfeuers vor 1. Juli läßt sich den V. L. nicht entnehmen außer natürlich auf Gräben und Schanzen. Nur ein Beispiel liegt vor, daß am 1. Juli ein deutscher Truppenkörper sofort zersteubt wurde: bayr. 6. R. zwischen Hardecourt und Curlu, bei 35 Off. 1774 mögen manche dem Trommeln Erlegene und auch viel Gefangene sein. Noch schlimmer ging es dem 16. b. I., gleichfalls zur neugebildeten b. 10. D. gehörig, die längs der ganzen Front zerstreut ihr 8. R. bei Ovillers hatte, wo es mit Auszeichnung am Heldenkampf der 5. G., 26. R. D. teilnahm. Ihm bluteten im Abschnitt zwischen Ancre und Albertchaussee nur 11 Off. 1172 Mann, dagegen wurde das Passauer R. so gut wie aufgerieben (74, 2559), doch erst am 14. nach langem Kampf bei Longeval umzingelt. Diese bayr. D. schied am 23. aus, dafür trat 8. b. R. D. bei Maurepas der benachbarten 12. schles. D. zur Seite, die zähe festhielt, sowie der 46. R. Brig. am Hemwald und am Hohlweg bei Clery. Nur zertrommeltes wüstes Trümmerfeld übergab die abgelöste 123. D. den Bayern, deren Reihen sich mit sächs. 100. R. vermischten.

Nachdem er sich auf 135  km erweiterte, wählte Haigh 37 als Angriffspunkt. Trommelfeuer seit 27. Juni erlaubte der O. H. L., Verstärkungen heranzutrommeln, doch noch nicht in ausreichendem Maße. Andererseits, wenn Anlehnung an die Franzosen Haigh zur Durchbruchsrichtung bestimmte, paßte er sich zu spät an, konnte nicht wie beabsichtigt 60 verbündete D. versammeln, sondern nur 37 engl., eine auf den Kilometer und von Fochs 39 gingen 23 nach Verdun. Als am 1. Juli die Sonne sich erhob und erstickender Feuerbaldachin sich nördlich Albert bis südlich Bray über unsere Linie legte, erschütterte höchstgesteigertes Massenbombardement nur die Schanzen, nicht die Verteidiger. Nur 6., 7. G. in Gommecourt litten laut Listen bis 6., die wohl schon die letzten Junitage einbeziehen. Dies rettet sowohl die Glaubwürdigkeit der V. L. als unsere Auslegung: fast nur Materialschaden, auch durch Fluggeschwader gegen die Anmarschstraßen, deren erdrückende Überzahl oft unsere Flieger aus der Luft vertrieb. Wie bei den U-Booten wiederholte sich hier, daß überlegene Tüchtigkeit eines Richthofen, Immelmann, Bölke die beschämenden Sünden der Kriegsverwaltung wettmachen mußte, man verließ sich auf Zeppeline, deren Verwendbarkeit so viel zu wünschen ließ. Die meisten Flieger verteilte man nach Verdun, obschon sie an der Somme bitter erwünscht waren. Unsere Verlusttabellen lassen weder Vermehrung noch Verminderung zu, streitig bleibt nur Monatsteilung, auch an ihr lassen wir nicht rütteln. Wie kämen die Regt. dazu, verschiedene Rapporte monatsweise zu schicken, wenn alle hohen Verlustangaben bis 1. Dezember sich nur auf 8–9 Schlachtwochen bezögen! Nachträge sind extra verzeichnet (196 Würt., andere 325 im September), zwischen Einlauf und täglichem Abdruck sicher kein nennenswerter Zeitunterschied. Freilich macht Detaillosigkeit in Zeit und Ort vieles unsicher, von Dezember ab haben die V. L. keine andere Einteilung mehr als alphabetische Namensregister ohne Bezeichnung von Truppenteilen, womit jede Möglichkeit genauer Statistik aufhört! Tu l'as voulu, George Dandin! Jetzt kann Generalstabsschläue sich selber an die Nase fassen, wenn man Ententefabeln nicht mehr widerlegen kann. Denn dem G. St. glaubt niemand, er mag lamentieren wie er will, der Feind erklärt die Akten für gefälscht, während er die von Tag zu Tag gedruckten V. L. nicht anzweifeln durfte, so lange sie genauen Zeit- und Ortsvermerk trugen. Nur die bayrischen kamen verspätet und anscheinend unvollzählig, denn sie stimmen selten genau zum b. Kr. Arch., übrigens enthalten sie hier für Juli bis November 22 000 nur für die R. Regt., was verschiedene Angaben des Kriegs-Arch. sehr übersteigt, dagegen weniger für die Inf. Regt., als dort amtlich angedeutet. Jedenfalls ist angemessen, daß die Bayern laut V. L. im August/September am meisten litten, wir entlassen hiermit den üblichen Schwindel, den Anfangsmonat als entscheidend darzustellen.

Haigh gestand: »wir waren nicht im Stande auszuführen«, was er sich vorgesetzt, und erzählte Handstreiche von Neuseeländern, die – zehn Gef. einbrachten! Danach soll man ihm seine späteren Phantasieziffern glauben? Welchen Beweis erbrachten die Franzosen für »ungeheuren deutschen Verlust« im Juli? daß sie in einem Unterstand 40 Leichen fanden, es ist zum Lachen! Wir trauen den V. L. durchaus, daß die Altonaer südlich der Somme wenig litten, nur die Schlesier nördlich, ferner Garde und bad. R. D. Daß bis 7. schon 4 d. D. auf 3000 Gew. schmolzen, ist wahnsinnige Übertreibung, mögen auch manche sich verkrümelt und andere in Gasbetäubung gelegen haben. Nur zerstörte Geschütze an zerstörter Brustwehr fielen dem Feinde zu. »13 500 Gef.?«

Die Briten am 10. machten – 130 Gefangene! Nachher sinds 7500! Am 17. traten Badenser (nicht »Bayern«) bei Pozières kraftvoll entgegen, aus Contalmaisons schlug die Garde sie mächtig zurück. Haigh hatte am 1. Pusieux erreichen wollen, sich wieder mal übernommen, der Mund größer als der Magen, noch im September stillte er nicht diesen Appetit. Die Franzosen dachten sich ihren Erfolg auch anders. Am 18., 19. füllte ihre Leichenmasse den Weg Estrées–Soyecourt, besonders die Algerier eine Mulde vor Maisonette, am Barleux-Friedhof setzten sich Schweriner Grenadiere ein schauriges Denkmal, Sudan- und Senegalesen Mann für Mann niedermetzelnd, dicke Schwarzschädel zerkrachten unter Kolbenschlägen. Acht Reihen Leichenhügel übereinander zeigten die Art, wie man schwarze und weiße Teufel abtat. Man gab den Mohren keinen Pardon, auch am 20. hausten Mecklenburger und Hanseaten furchtbar unter den Eindringlingen. Dafür meldeten die Franzosen tröstlich 10 968 Gef., 48 eroberte Geschütze. Ei, ei, früher warens »60«! Schwer litt allerdings die schlesische Artillerie, blieb also lange weit vorn im Feuer, die Bedienung holte beim Abzug die Reste ihrer demolierten Stücke zurück. Sieht das nach Niederlage aus? Erst am 30. Räumung der Farm Monacu, dagegen behaupteten wir sogar Maurepas südlich Hardecourt. Nur Südteil von Soyecourt erwarb die 5. franz. D., besonders unsere 63. und 163. I. traten opferfreudig auf beiden Ufern den wilden Stürmen entgegen.

An der Fricourtfront standen unerschütterlich 6., 7. G., 119. R., dessen 3. Batl. allein 8 Stürme abschlug und vor dessen Linie 1500 Leichen sich schichteten. Es habe 50 %, 3. Batl. sogar 960 von 1100 verloren? Wie genau sich Haigh – verzählt! Die tapferen Schwaben verloren genau 550 laut V. L. Was bei Ovillers vordrang, ward in zwei Teile zerrissen. Haigh machte hier 126 Gef. der Garde und setzt ehrend hinzu: »Was von den tapferen Verteidigern noch übrig war.« Nur nicht so schwärmerisch! So schlimm war es gar nicht. Nach Abgabe von 2 Mill. Granaten in 168 Stunden brachte den Briten ihr Anlauf nichts Ehrenvolles, Handgranaten rissen blutige Furchen in ihre Reihen, bei Mametz reihenweise von M. G. weggefegt. Jetzt drängten sich 11 engl. D. zwischen Thiepval und Guillemont in ein paar Ruinen von Pozières, doch den Stürmern schlug Sturmwind ins Gesicht zugleich mit Kugelhagel. Noch vier Wochen später halfen hier tapfere Franken, andere folgten dem Beispiel, das Ingolstädter Pionierregt. arbeitete unverdrossen. Armins Art. feuerte seitwärts in die britischen Haufen. Schotten erstürmten hier erst im September Longeval, wo 5. bayr. D. in der Baumschule lange standhielt, Australier und Irisch Rifles brachen nieder bei Pozières. Östlich »Redoute Leipzig« brachten Spitzen der anmarschierenden Sachsen den Feind zum Stehen. Unleugbare Sportverwegenheit wurde Karikatur, als am Höhnwald von Fourinaux die Dragoon Guards attackierten, am 20. leistete sich Haigh die Tollheit, Geschwader und reitende Batterien wie bei einer Manöverübung an die Spitze des Fußvolkes zu stellen. Kanadische Reiter gaben frohgemut Karabinersalven von dem Sattel ab. Was auf 200  m herangaloppierte, wälzte sich im Blut und Staub dieser Balaclava-Steeplechase. Was von Fußvolk in großen Sätzen anlief, ließ 8000 Getroffene liegen nebst 1200 Gef. Generalangriff der Verbündeten am 23. ward gar bald unterbrochen.

Nach 18 vergeblichen Stürmen hatte man den Trôneswald gewonnen, 24. R. D. nahm ihn wieder, und daß sie es »nicht lange behauptete«, dem widerspricht englischer Spezialbericht, wonach der Nordsaum dauernd uns verblieb. Die britische Prahlsucht brach wieder durch, die der Brite im Privatleben verpönt, doch desto ausgiebiger den Nationaldünkel sättigt. Sir Aylmer Hunter (9. K. vier D.) pries 4. D., als bestände sie aus lauter Spartanern, nannte 29. D. »die unvergleichliche«, dagegen ermahnte der Franzosengeneral Lebouc seine 53. D., doch nur noch einmal vorzugehen, denn für zweiten Angriff waren die verbündeten Schlachthaufen nie zu haben, man mußte unablässig ablösen.

Südlich der Somme kamen die Franzosen erst aus Estrées heraus, wie aus Regtsgesch. von 23. bayr. R. klar hervorgeht. Sie hatten also bis dahin ihren Raum nicht erweitert. 22. b. R. focht bei Maurepas, 23. R. neben Holsteiner 85. I. südlicher, sein 1. Batl. (verlor 17, 679) genoß dann noch allerlei Schikanen des Feindes am 10. August. Dies heben wir deshalb hervor, weil hiermit die Mythe endgültig zerstört, die Hauptschlacht habe nur Juli getobt. Vielmehr rückte das 13. K. Watter überhaupt erst im August bei Guillemont neben 9. K. ein und unterlag dort am 13.–22. den heftigsten englischen Angriffen, wobei tieffliegende Flugzeuge mit Bomben und M. G. eingriffen. Diese Gefechte waren so blutig, daß 120. bis zur Ablösung durch 76. Hanseaten nicht weniger als 180 t., 650 verw., 235 verm. verlor.

Dies K. verlor schon im Juni/Juli bei Ypern 2500, meist 27. D. (120. allein 835), ehe es in die Sommeschlacht übertrat. An seine Stelle kam dort 53. R. D., 4. Ers. Regt., ein Würt. R. Regt. griff laut H. B. kräftig ein. Dies bezog sich wohl nicht auf 54. R. D., die später ungemein litt, lange in die Arrasgegend verschoben. Immerhin übertraf der Sommegroßkampf sehr den bei Ypern, besonders für die Art. Dort verlor 49. Art. bei 123. D., wo 127. I. untergesteckt, recht wenig, dagegen hier bei Guillemont in 111. D. der Gruppe Kirchbach 9 Off. 101. Als es, abgelöst durch 77., 78. sächs. Art., wie die Würt. Inf. durch 24. Leipziger D., zum Wytschaetebogen zurückkehrte, litt es überhaupt nicht, doch bei ihm und der gleichfalls zur 27. D. Moser (übernahm später 14. R. K.) gehörigen 13. Art. fing das Bluten gleich wieder an, als sie neben 3. b. Art. erneut im Sommegebiet auffuhr. Man setzte hier Gasmaske gegen neue engl. Nebelgranaten auf. Geschützkampf auf der ganzen Linie so stark, daß auch im Norden bad. und westf. 700 Kanoniere verlor, an der Somme Armin 230, Garde 156, 17. R. Art. 110, bayrische 313, diese Materialschlacht kostete auch 993 bayr. Pioniere, ungerechnet die vielen überzähligen Art. u. P., obschon diese Gattungen bei Verdun noch ärger litten.

Von 58 500 Juniverlust kam zwar fast alles auf Verdun, doch im Juli/August überwogen unsere Schlachtopfer an der Somme. Wieviel von 90 200 der allgemeinen Julilisten, 139 000 August, 137 000 September (wobei 1178 Mineurs, viel Schipper, die im Feuer neue Schanzen bauten) 105 000 Oktober (58 000 Somme), 89 700 November, 30 000 Dezember durcheinander für die Sommeschlacht zu verrechnen, so daß weniger auf Herbst kämen? Jedenfalls war sie auch im September schwer und flaute erst im November ab, selbst im Norden.

Dort wiesen schon am 19. Juli grobe Bayern und höfliche Sachsen einen Besuch des Vetter Englishman mit unwirscher Erbosung ab. 6. bayr. R. D. focht mit gewohnter Auszeichnung, 21. R. verlor 1013. Zwei australische D. brachten am Obstgarten von Fromelles Maxims in Stellung, doch verloren diese und ihr Leben dazu, über 3000 ihrer Toten lagen unter den Fruchtbäumen. Die Scheibenschützen der Kriegsfreiwilligen putzten ihnen die meisten Off. weg, einer schnurrte hierbei 1400 Patronen ab, ein anderer warf 300 Handgranaten. Athleten-Sportgeist trieb krause Blüten: Major Irvin und Hauptmann Neville schnellten einen Fußball so lange mit den Füßen von Fleck zu Fleck vor, bis nachkommende Mannschaft deutsche Gräben erreichte, doch wie wenige! Solch kindliches Fußballspiel konnten die Bayern sich gefallen lassen, als sie die Exoten in Nacht und Nebel hinausjagten. Doch eine schwache D. konnte den von engl. Brig. verstärkten wiederholten Stoß wohl nicht allein aushalten, nur unterstützt von 50., 54. R. Art,, deren Divisionen schon anderswohin abwanderten. Deshalb scheint uns sicher, daß andere Kräfte später mitwirkten, besonders nach Ablösung der Bayern.

Bei scharfem Augustkampf um Ypern entsann sich Haigh später, daß er längs der Lys 4. und 6. Armee trennen wollte, laut V. L. kam es noch im Sept. zu heftigen Auftritten im Norden. Ob die bisher wenig beteiligten Leipziger (Badenser und Westfalen 8200 im Juli-August) dort teilweise stark ins Feuer gingen? Ihre seit früher bei Arras abgetrennten Teile blieben freilich an der Somme, wo auch 22. P. schwer litten. Daß aber 40. D. (allein 5400) sogleich südwärts auswanderte, wo wir sie erst im Oktober finden, ist unwahrscheinlich, da die Front Lys–Arras um so heftiger angebissen wurde, je mehr Haigh einsah, daß sein Sommestoß zum Stillstand kam. Offenbar rückten Hannov. und Thüringer früh im Norden ein als Ersatz der bis Ende September ganz zur Somme abziehenden Leipziger. Auch bei Ypern übte man sich im Herbst keineswegs in Geduld und Pionierarbeit; H. B. unterschlägt wieder ernste von V. L. bezeugte Vorgänge. Plumer schloß sich dort der allgemeinen Offensive an, worüber auch Haigh sich ziemlich ausschweigt; er will wohl verhüllen, daß alle Handstreiche mißglückten; H. B. umgekehrt, daß der Feind auch dort noch solche Stärke besaß.

Für den August ist maßgebend ein Tagesbefehl Pr. Rupprechts: Man solle verhüten, daß der Feind noch irgendwelchen Boden gewinne. Hier endete der furchtbare Kampf der Schwaben an Ruinen und Kiesgruben von Guillemont siegreich am 22. wie H. B. hervorhob; doch verschwieg, daß wenige Stunden nach Ablösung das Dorf doch noch in englischen Besitz überging. In der Tat glich aller Herbstkampf, so blutig er war (auch im Sept. verloren die bayerischen R. Rgt. bei den verschiedenen D. 4500 mit 230 Art.) nur Nach-Wetterleuchten im Vergleich zum Augustgewitter. Haigh verlegt die Hauptschlacht »bis 8. Sept.« im Gegensatz zu H. B.; beide überschätzen absichtlich den Julikampf als Hauptsache. Im engl. Interesse lag vorzuspiegeln, daß wir schon mit großen Streitkräften den Anlauf nicht aufzuhalten vermochten; im deutschen der O. H. L., rasches Heranschaffen genügender Unterstützung vorzuschützen. Doch liegt auf der Hand, daß 20 D. von anderen Fronten erst nach und nach vollzählig an der Somme erschienen, wozu auch die Rheinländer 8. K. gehörten, die für August 3859, Sept. 6000, Okt. 6300 verzeichnen, d. h. erst spät nach und nach ins Feuer kamen. Beiderseits hatte man die Mittelfront so gut wie aufgelöst; alle Macht in zwei Massen an Verdun- und Westfront aufgetürmt.

Im August war die Lage gespannt südlich der Somme, wo 2. G. D. bei Barleux die Linie stützte; dagegen nördlich 18. D. in Ablösung der 12. Hem. nicht hielt und auf Peronne wich in Anlehnung ans breit aufmarschierte 13. K. Die Thiepvalgruppe 1., 4. G. D., 14. R. K. blieb unerschüttert; 180. Tübingen hervorragend. Die Dresdener ausgeruhten Aisnekämpfer überboten fast noch die Champagnesieger in stürmischer Hingebung. Am Delville-Holz wildes Handgemenge der Brandenburger mit Schotten und Südafrikaner. Der »Teufelswald« blieb ihnen im Gedächtnis. Nördlich in F. Belows Befehlsbereich der 1. A. suchten Rawlinsons Engländer, Australier, Neuseeländer bei Guillemont-Guinchy mit äußerster Gewalt durchzubrechen. Die heldischen Sachsen der 24. R. D. wurden endlich vom 13. K. abgelöst, das seit 8. ein Trommeln aus Marinerohren, die ihn selbst 14 schwere Gesch. außer Gefecht setzten, standhaft ertrug und die 2., 55. brit. D. zu Grunde richtete, erst am 23. durch 111. D. abgelöst.

Als Territorialmassen im August endlich die wenigen Verteidiger von Pozières erdrückten, verwehrten Armins dorthin verschobene Regimenter, besonders die bewährten Anhalter und Quedlinburger, Sir Hubert Gough das Heraustreten und machten sich so furchtbar, daß sie künftig kaum mehr angegriffen wurden. Weil jeder weitere Erfolg ausblieb, entschuldigt sich Haigh damit, wir hätten 53 D. ins Feuer gebracht. Das ist beim besten Willen nicht zu verstehen, wenn er nicht alle Teile bis zur Lys mitzählt; selbst dann nicht zutreffend. Auch vergißt er, daß unsere D. nur 9 Batl. hatten, die Verbündeten 15–18. Nach unserer genauen Berechnung fochten in der Sommeschlacht schwerlich mehr als 360 Batl. gegen mindestens 900; erstere alle 20 Tage abgelöst, letztere nach wenig Tagen. Wie unzuverlässig Haigh sich unterrichtete, bezeugt sein Zitat: 3., 6., 7. Bayr. seien gänzlich erledigt worden, 3 vernichtet. Verwechslung mit III/6., 3. focht bei Verdun, 7. litt weniger als 11. (1238), und daß der das 6. kommandierende Major als Gefangener angeblich versicherte, es sei von 3100 auf 100 geschmolzen, ist Gefasel; kein Regiment hatte damals höhere Etatstärke als 1500–2000; übrigens blutete 6. b. schon bei Verdun. Eine Komp. auf 130 Köpfe geschmolzen? Schöner Beweis! Als ob damals Kompagnien stärker als 150 gewesen wären! 69. Rheinische behauptet sogar, es sei nur mit 84 pro Komp. in die Schlacht gerückt, eine davon auf 16 geschmolzen. Warum nicht? Solche Einzelfälle besagen gar nichts. Bei so schreiender Unrichtigkeit schenkt man auch Haighs Selbstschätzung nicht Glauben, er habe im Juli 7071 Off., 121 097 verloren, was er später gleich auf 8709, 187 372 erhöhen und mit 200 000 abrunden mußte. Deutsche Schätzung 230 000 ist bescheiden; bei 30 Mann pro englische Off. sind 260 000 und so wirds wohl sein. Laut britischer Aussage »außerordentlicher Verlust bei Longeval«. Bei Trones ganzes Rgt. West Kent aufgerieben; 36. irische Div. derart angeschossen, daß eines ihrer Bataillone nur 50 von 1000 behielt, bei allen Sturmtruppen 50–70 % Einbuße, alle Off. gefallen! In ihr weiteres Blutbad möchten wir nicht statistisch hinabsteigen; die Verbündeten verloren wie immer den Kern ihrer Truppen. Es bleibt dabei, daß bei steigendem deutschen Augustverlust die Schlacht sich bis Mitte Oktober wenig beruhigte. Wieder die alte Geschichte, wie wir sie sattsam kennen, warum offizielle Meldungen fortan spärlicher flossen: Beide Parteien wünschten nicht, daß man die Fortdauer der Kampfschwere erriet. Wie in allen früheren Schlachten Angreifer und Verteidiger nicht gleich ihre ganze Macht einsetzten, um den Massenverbrauch nicht zu überstürzen, so erstarkte auch hier die Verteidigung erst in dem Maße, wie man über feindlichen Massenaufwand ins Klare kam. –

Im Großkampf von Maurepas wurde 23. R. D. durch 1. b. R. D. am 12. August abgelöst, die sich bei Clery gegen Gallier und Afrikaner heftig verteidigte, schon am 17. sprang 1. G. D. für sie ein. Gleichen Liebesdienst erwies 2. G. D. der 5. b. R. D., die ihrerseits Ablösung der 8. b. R. D. ausführte. Die verdienstvollen Arraskämpfer, in deren Gefechtsstreifen 27 deutsche Batterien spielten, ließen sich nicht nehmen, bis 27. fortzufechten, worauf sie mit Verlust von 108, 4882, abtraten (Kr. Arch., wir rechneten aus Verl. nur 4800). Rechts von ihnen geriet 27. D. in Not, am 18. teilweise überrannt; dennoch hielten b. 7., 10. R. stand, 12. R. vor Maurepas. Obschon 1. R. K. nicht soviel verlor wie im Juli die eine 10. Div. (118, 5505), so bluteten auch diese Bayern sehr für so kurze Kampfzeit und wir sehen auf Schritt und Tritt (bei Armin besonders so), wie erst im August die Schlacht ihren Zenith erreichte. Am Delvilleholz hatten die Briten es mit 5., 56. D. zu tun; jetzt erschienen dort auch 4. b. D. und später 5. bei Longeval–Flers, während 3. sich am Fournauxwald dem Stoß auf Martinpuich entgegenwarf. Obwohl hier erst im September der Hauptkampf tobte, dürfte Ende August 2. b. K. größtenteils im Feuer gewesen sein. Englische offizielle Darstellung ist so wirr, daß sie Ereignisse auf Juli verlegt, die erst im Aug. und Sept. vorfielen. Haigh schämte sich wohl, daß sein Juli-Vorwärts so weit hinter seiner Hoffnung zurückblieb. Obwohl soeben Rumäniens Kriegserklärung erfolgte, was wieder Ablenkung von Kräften dorthin heischte, gewährte Abflauen der Verdunschlacht den Sommekämpfern neuen Zufluß, besonders an Batterien, von denen 26 allein bei der am Südflügel einrückenden 2. ostpreuß. D. (Sie blieb ganz in Reserve und verlor im Juli nur 260, also kann Fernfeuer nicht so arg gewirkt haben, wie man meint.) Im Sept. raste die Schlacht mit unverminderter Heftigkeit. Am 15. entriß ein Tankangriff den 18. Pfälzern den Fournauxwald; am 16. rang man schwer bei Flers-Lesboeuf, wo jetzt 50. R. D. unterstützte, sie verlor 2900 (230. R. allein 1144). Auch 6. b. D. kam von Verdun her und wehrte am 25. neuen Ansturm ab, gemeinsam mit der gleichfalls herbeigeeilten Th. 7. R. D. Es ist bewundernswert, wie bei Verdun so grausam abgekämpfte Truppen, besonders 5. Brand. D., so unverzagt dem neuen Furchtbaren trotzten, statt Ruhe zu begehren. 4. b. D. schlug sich hervorragend, besonders die Bamberger, denen zwar eine angrenzende Höhe verloren ging wie Flers den Würzburgern, die aber dann mit Hilfe der 5. b. abriegelten. 17. Pfälzer behaupteten noch Martinpuich. Als die Briten am Hohlweg von Lesboeuf in die rechte Flanke der Bayernlinie eindrangen, dämmten 7., 19. und Reste von I/9. ab. Seitwärts bei Guinchy–Sailly lag rhein. 28. der 185. D. in stehendem Gefecht. Jetzt traf der Stoß mit voller Wucht die 6. b. D.; am 26., 27. wurden hier I/II/6. in Gnaudecourd vernichtet. Dies müssen wir dem b. Kr. Arch. glauben, nachdem wir Haighs Übertreibung verspotteten, aus V. L. geht es nicht hervor. Neben 7. Res. D. bei Transloy eingereiht, wiesen die Bayern neuen Generalangriff am 7. Okt. ab unter Beihilfe der von Fromelles hergerufenen 6. b. R. D., die schon am 27. ihr 20. R. neben 50. R. D. schob. Das Gefecht bei Le Sart war so blutig, daß die schon vorher sehr geschwächte D. nur noch 635 Gewehre zählte. Trotzdem schlug sie am 12. einen Massensturm ab und übergab ihren Posten unversehrt an Leipz. 40. D. Haigh hatte jetzt erst, was er am 1. Schlachttag haben wollte, daher lange nicht genug, er wollte Sailly und die Bapaumechaussee. Dort stand rhein. 16. D. zwischen 1., 2. b. D. (dem Ruhequartier Mihiel entrissen), den Pierre-Vastwald bei Raucourt nördlich schützten 73. Hannoveraner. Auch in dieser letzten Phase fochten die Briten mit rühmlicher Entschlossenheit, berittene Offiziere vor der Front.

Laut Stegemann war die Septemberschlacht sogar »fürchterlicher als zuvor«. Das möchten wir nicht sagen, jedenfalls war sie aber gleich hart und kein Ende abzusehen. Quillemont und Guinchy fielen endlich, unter schrecklichen Verlusten arbeitete sich Haigh nahe am Combles vor, dem sich der Franzose von links her näherte. Nördlich und südöstlich umringt, wehrten sich dort die eingetroffenen Rheinländer des 8. K. mit siegreicher Tapferkeit, obschon unerhörtes Trommeln vom 22.–25. bis in die unterirdischen Felsgänge hinabklopfte. Das gleitende Kriechen feuerspeiender Panzerraupen, »Tanks« genannt, trug beim ersten Auftauchen Staunen und Stutzen unter die Schützen der 1. A., dann machten sie sich unverzagt daran, sie mit Handgranaten zu erledigen. Im Himmel und Erde erschütternden Gebrüll hielten die Tübinger 180er und vor allem 120. R. in Thiepval aus, griffen ein in den Schloßhof rollendes Ungetüm mit den Fäusten an, die hervorlugenden Masch. G. umreißend, die Räder umklammernd. Ach! die Winkelriedstat rettete endlich nicht mehr; am 27. verließen die letzten Verteidiger den für Gough so unheilvollen Ort, wo die Blüte seiner Mannschaft im Blute lag. Gleichzeitig mußten die Rheinländer sich bei Nacht aus Combles durchschlagen, während noch eine einzige todgeweihte Kompagnie den Friedhof so lange wie möglich gegen eine franz. Brigade und das Rgt. City of London behauptete. Hoffentlich erlebten sie nicht, was in Rußland vorkam, wo ein Oberst die Überlebenden eines Häufleins auspeitschen ließ, weil sie gewagt hätten, einer gegen fünfzig, ihm so schweren Verlust zu bereiten. Das sind die »gutmütigen« Barbaren, nun ja, doch man kann niemals wissen. Plauderte doch ein kostbares Kriegsbüchlein in Paris aus, daß Attilas Hunnen zahlreiche Ansiedler im schönen Frankreich hinterließen, weshalb so Viele und besonders der »große Franzose« Clemenceau ein mongolisches Äußere hätten! Ei, ei, also die »Huns« des jüdischen Brunnenvergifters Northcliffe leben in Gallien, wer hätte das gedacht!

Wieder stieg die englische Reiterei in den Sattel, um zu »verfolgen.« Die zitternden Gäule wußtens besser. Nach Norden war für Haigh nichts zu erreichen, dort vereitelten Armins Elbsachsen jedes Vorgehen, unterstützt vom 18. K. aus Verdun und 26. R. K. aus Ypern. Im Oktober wurde die Abwehr nicht schwächer, sondern stärker, obschon wir keinerlei Deckung mehr hatten außer Granattrichtern. Doch unsere stark vermehrte Art. hatte sich eingeschossen, bearbeitete verheerend die feindlichen Batterien und Sturmmassen, die seit 7. in zehnfachen Wellen hintereinander anliefen. Russische Methode: was fällt, fällt, nur durch! Doch in gas- und regenvollen Vertiefungen stockte der Anlauf. Am Südflügel stand der Franzose über Lihons am Chaulneswald. Hier fand ein Austausch statt, Gallwitz empfing 23. R. K. aus Ypern und schickte sein 9. R. K. zum Waastwald, wo es erstaunlicherweise schon 5. R. K. aus Verdun traf. Diese abgekämpften Truppen bereiteten Fayolles linkem Flügel eine schwere Niederlage. Gleichwohl drangen Briten und Franzosen gemeinsam aufs 4. K. ein, holten sich aber bei Transloy-Sailly nur wahnsinnige Verluste. Hier sprangen die Bayern ein. Unsere Fliegerstaffeln erschienen schon lange von Verdun her und machten den bisher übermütigen Luftgeschwadern der Alliierten den Garaus, wobei der große Luftheld Boelke den Heldentod fand. Am 28. sanken die Angreifer in der öden Kraterwüste zusammen, Saisissel ward nicht erreicht. Als dort am 5. Nov. nach scheußlichem Trommeln Fayolle eindrang, trat ihm das 15. K. aus Verdun sieghaft entgegen und am 15. konnten die Lothringer des neu errichteten Toulkorps die Elsaß-Lothringer Brigaden nicht verdrängen. Obschon am 13. acht Britendiv. Goughs unter Benutzung des von der Ancre aufsteigenden Flußnebels bei Baucourt-Hamel durchdrang, hielten sich Gommecourt-Serre, die alten Gardestellungen, am 15. ward Gough völlig geschlagen, Rawlinson auf Le Sars zurückgeworfen, Balfouriars »eiserne« Touldiv. am Waastwald gesprengt, wobei 73. Hannoveraner die 9. Zuaven mit niedersächsischem Trotzgrimm in Stücke schlugen. Die Bayern halfen brav. Am 1. Nov. erlitt die b. Ers. D. bei Tranloy eine Schlappe, doch 28. bad. Ers. Regt. vereitelte den Einbruch. Bis 5. erlebte 2. b. D. böse Tage in Nässe, Kälte, Höllenfeuer; ihr 15. Rgt. hatte wieder den schwersten Stand, doch Waastwald wurde behauptet, ebenso Sailly-Kirche durch Rheinländer und Münchner gegen keckstes französisches Ungetüm. So ging die Schlacht zu Ende unter nochmals riesigen englischen Verlusten.

Von geringem Dezemberverlust entfällt nur eine kleine Quote auf die Somme. Daß man dort auch noch 15. K., 5. R. K. von Verdun herlotste und dann vom wieder aus Ypern herumwandernden 13. K. ablöste, war des Guten zu viel fürs militärische Spiel »verwechsle das Bäumelein«. Die Verdunfront wurde ungebührlich geschwächt. Die Ypernfront nicht minder, wo im Sept. 2550 v. 53. R. D., im Okt. 3300 bluteten. Seit Juli betrug der Ypernverlust inkl. 11. D. ungefähr 37 000; 13. K. mußte im Sept. dorthin zurückkehren und zwar neben 215. R. bei Wytschaete. Auf der sonstigen Nordfront im Sept. 2100 Westf., im Okt. 2200 Bad., wahrscheinlich hier auch 1350 Thür. Alles in allem war auch der Nordkampf zwischen Arras und Ypern hart, soll das mit Schweigen übergangen werden? Wir lassen uns das nicht gefallen.

Die einzelnen Monatsverluste der Somme-Herbstschlacht lassen sich nicht genau auseinander halten, 14. R. K. bringt eine allzu späte Okt.-Nov.-Liste von 4400.(1887 v. 120. R., 1241 v. 180.), die sich offenbar auf Sept. bezieht. Sonst hat man keinen Grund, die chronologische Reihenfolge anzuzweifeln, wonach der nennenswerteste Nov. Verl. auf die Leipziger (5000) entfiele, doch die Bayern litten auch noch erheblich. Von diesen gingen nach und nach 11 D. nach der neuen Einteilung durch die Sommehölle, bei ihnen läßt sich alles leicht sondern. Wir wünschten ebenso klare Kriegsgliederung bei den andern Neudivisionen zu kennen! Von den früheren 4 Regt. der 54. R. D. (jetzt ohne 245. sächs.) bluteten im Nov. 3150, außerdem ist bemerkenswert, daß 283 vom 51., 52., 54. R. Art. verletzt wurden, wie im Oktober 340 v. 46., 52., 54. R. Art. Das gibt einen neuen Maßstab zu den schon früher zitierten Art. Verl. für die Schwere der Geschützduelle. Im Oktober, wo 54. R. D. 2400 verlor, anscheinend neben 50. R. D., und wo auch 214. (1640), 211. R. (1157) im Süden, wo Gallwitz' Stabschef Bronsart neue Verbände ordnete, sehr blutig rauften wie auch K. Hügel im Norden schwer verstrickt lag (die von Verdun gekommenen 5. R., 15., 18. K., 7. R. D. litten nicht besonders mit ihren geschwächten Mannschaftsstärken), befanden sich 4. K. (6500), Sachsen und 1., 5. bayer. R. D. noch in bitterem Kampf, b. Kr. Arch. sagt nichts davon, um so klarer die Listen, selbst wenn sie sich teilweise noch auf August bezögen. Doch warum verzeichnen Okt. Listen dann nur 6500 Holsteiner, Mecklenburger, Hanseaten (1576 v. 90.), 2300 (158 Art.) von 2. G. D., was wirklich mäßig im Vergleich zum Sept.? Von 4318 Schlesiern (1158 v. 22. I.) entfällt ein Teil auf Ypern. Jetzt ging auch 23. R. K. ins Feuer (5000). Dazu 4000 von 26. R. K. 2066 Hannov. Jedenfalls, wenn noch so spät am Tage ernst gefochten wurde, wird man niemand einreden, daß die Sommeschlacht womöglich schon am 1. Aug. schlafen ging! Im Sept. verloren 2. G. D. 3415, 1., 4. G. D. 4480 (288. Art., 1. Brig. allein 3000). Diese Heldenscharen fochten unabgelöst fort. 18., 12. D. je 3000, südlich der Somme 17. D. (1105 v. 76.), 9. R. K. (1013 v. 86. R.), zusammen nur 4200. Das stimmt genau zur Tatsache, daß die Franzosen damals nachließen. Allerdings dürfte Verl. v. 85. (1909) u. 76. auf die letzten Augusttage fallen nach Ausscheiden des 13. K. Jedenfalls hatte die Septemberschlacht noch ihre Tücken, wobei diesmal das Dresdener K. auch mit 23. D. ganz in den Vordergrund trat, besonders 182. (1562) und 100., außerdem 217 Art., 153 P., dazu 7260 Leipziger. Hier bluteten 19 900 Sachsen! Somit spricht Regtgesch. des 120. mit Recht, daß die Sommeschlacht »in den Septembertagen von uns sehr schwere Opfer forderte und weiterhin an der Kraft der deutschen Armee zehrte.«

Die Zahl britischer D. inkl. Ypern, ob 60 oder 80, bleibt deshalb unklar, weil sie allem widerspricht, was amtlich über Englands Aufgebot festgelegt. Bis Neujahr 1915 nur 400 000, dann 3 Mill., wovon eingestandenermaßen bis Neujahr 1917 schon 2½ verloren. So mußte man wohl oder übel neue 3 Mill. aufbieten und die Dominions schärfer heranziehen. Obwohl Gallipoli, Saloniki, Besatzung Indien-Ägyptens und der Heimat viel verschlangen, kann Dienst in Frankreich nie unter 1½ Mill. beansprucht haben. Sommeschlacht Juli-August kostete angeblich 350 000, Normierung des Juliverlusts zeigt, daß dies viel zu niedrig ist, folgende 2 Monate kosteten auch noch sehr viel dazu, gewaltiger Ypernverlust. Die Hilfsquellen konnten dem Verbrauch kaum nachkommen, dann war die ganze Abnutzungstheorie falsch, deren Leitmotiv durchklang, man müsse uns Ermattungskrieg aufzwingen. Doch Krieg ist nicht Wagnermusik, solche Leitmotive wirken dort eintönig und langweilig.

Deutscherseits schmeichelte man sich, unsere lebhaften Ypernangriffe hätten Haigh genötigt, die auf früher angesetzte Sommeoffensive zu verschieben. Wieso, da er eben früher nicht fertig war? Um diese Zeit vermehrte ritterlicher Luftsport die Erbitterung, Zeppelinraids über London und Küste richteten mehr Schaden an, als die übliche Meldung von 1 Kind an der Mutterbrust 2 Pferde oder 2 Säuglinge 1 Pferd vermuten ließ. Solche Kinderei entsprach dem Verstandsniveau der naiven Bevölkerung, deren Spionenriecherei der Humorist Jerome geißelte. Die Spionbattaillone deutscher Kellner wären sonst ein Gaudium für »Punch« gewesen, doch common sense kam den nüchternen Briten abhanden. Luftbomben sollen Regentstreet and Cheapside böse heimgesucht haben, doch pöbelhafte Wutausbrüche verkannten, daß verbündete Flieger ganz andere Kindermorde auf dem Gewissen hatten, was Northkliffes Teufelspropaganda natürlich verschwieg. Umsonst warnten einige upright Gentlemen wie der Rektor von Eaton vor Pharisäismus; unsere Nachforschung ergab, daß unsere Kriegsgefangenen in England human behandelt wurden, doch die Internierten auf Isle of Man (vgl. das Buch von Ch. Hartmann) um so elender, mehr wegen schlechter Organisierung als Bosheit. Nun sollte die neue Armee ihre Einweihung durch Vergeltungsschlacht erster Güte erfahren.

Traf man den Schnittpunkt unserer West- und Mittelfront? Nur in bescheidenem Maße. Dies unbändige Sich-Austoben war schlimmer als ein Verbrechen, zugleich Verbrechen und Fehler. Ein stößiger Steinbock macht eine schöne Geste für die Galerie, fällt aber um inmitten im Vivatschreien, vom Jäger getroffen; indem Haigh jeden Klafter Boden mit Blutströmen tränkte, fiel sein nicht reiflich durchdachter Anschlag schwächlich aus, wenn man das Ergebnis zusammenfaßt. Der unerwartete Anfangserfolg der fr. 10. A. (nebst Teilen der 2.) legte ihm den Gedanken nahe, mit ihrer Zone in Berührung tretend, seine Masse gegen Bapaume aufzustapeln und Entscheidungsschlacht zu liefern. Ursprünglich hatte er bei Arras angreifen wollen, dachte früher an Anrennen unseres Lysflügels, das wurde aufgegeben. Solches »System von Aushilfen« (Moltke) zu loben geht nicht an. Wir billigen, daß er um jeden Preis nördlich der Somme jäher Entscheidung näher bringen wollte, doch bloßes »Hämmern« wurde ungesund wie für Grant im Sezessionskrieg, nur wenn die Franzosen St. Quentin erreichten, konnte Haigh etwas Sicheres von seiner Angriffswahl erwarten. Als der Expreßkurierzug mit falscher Weichenstellung über die Schienen sprang, konnte er nicht mehr bremsen. Für politische Nötigung war äußerer Achtungserfolg freilich Vorbedingung. Deutsche Fachmänner, schlauer als der blagierende Feind, begrüßen auch hier achtungsvoll den Ententekoller, damit ihre eigene Weisheit in Abwehr solcher Kraftprotzen hervorleuchte. Was wir empfahlen, bezieht sich auf den französischen Anteil, doch über dessen unbedingte Zweckmäßigkeit bricht deutsche spätere freiwillige Räumung von St. Quentin den Stab, ohne daß damit unsere Verbindungen gefährdet wurden, die man nur an der Lys lockern konnte. Es hat keinen Wert, die Ereignisse weiter zu verfolgen; Haigh zählte 53 d. D., lange nicht so viel wie später in der Aisneschlacht, wo 70 abwechselten; das ganze blieb ein Riesenzweikampf wie von Griechen und Trojanern. Etwa 46 d. D. in der eigentlichen Sommeschlacht verloren etwa 285 000. Da Haigh von »500 000« phantasierte, war Abwinken des H. B., es seien »beträchtlich unter 500 000« recht unglücklich ausgedrückt, denn »unter 500 000« bedeutet ganzen Jahresverlust von Somme bis Yser. Relativ war freilich die Sommeschlacht blutiger als die Verdunschlacht, weil sie viel kürzer währte. Trauriger und wichtiger ist, daß wir 1916 rund 872 000 im Westen verloren, der Gegner schwerlich mehr als 1½ Mill., d. h. nicht mal das Doppelte. Innerhalb der Kausalität gibt es weder Glück noch Zufall. Zu Neujahr fragte Bellona noch einmal beim Schicksal an, ob Deutschlands Schwert jetzt oder nie eine Todeswunde austeilen solle. Die Antwort lautete Nein, unser Los war vorausbestimmt, denn jeder erntet, was er gesät. Solche Unklarheit und Unentschlossenheit unter Weisheitsmaske lagen im Drill des ganzen deutschen Systems, das seine professorale Verbohrtheit in magistrale Steifheit eines geistlos dürren Militarismus umsetzte.

Kriegsjahr 1917

I. Schlacht Guemappe-Bullecourt

Als Haigh vom »Sieg an der Somme« prahlte, rechnete ihm England sachlich vor, wie viele Klafter Boden er mit Blut von Hunderttausenden düngte und wie er sich Vertreibung der Deutschen nach 10 Jahren denke! Man hatte ein paar Buckel eingeebnet, nicht mal die Riegelstellung Thiepval erschüttert. Nichtsdestoweniger hielt Ludendorff den Zustand der 1., 2., 6. A. für so ungefestigt, daß er im Frühjahr die ganze Vorderlinie zurückverlegte unter Erbauung neuer Hindenburg- und Siegfriedlinien und Verwüstung des vorliegenden Geländes. Über die militärische Notwendigkeit, wobei auch die Kohlengruben von Lens unter Wasser gesetzt, präsentierte man Deutschland nachher eine mörderische Schadenersatzrechnung. Über moralisch Erlaubtes streiten wir nicht, doch das Schwächezeugnis, man fürchte neuen Zusammenstoß, steckte die Moral der Truppen an.

Englands Kraftanspannung, das eine Million nach der andern aus den Boden stampfte, fiel schwer in die Wagschale. Man sah uns schon »im Schatten der Niederlage«, obschon verständige Briten von ihrer eigenen Sommekatastrophe sprachen und gegen 190 alliierte jetzt 123 d. D. auf 151 vermehrt waren. Bis 24. Februar räumten wir den unterhalb Arras jetzt gefährdeten Winkel Thiepval-Gommecourt-Combles und den Barleuxbogen. Am 14. März setzte sich die neugefüllte A. Rawlinson unter dichtem Schneefall in Bewegung, Australier besetzten kampflos Peronne. Am 26. hatte Allenby Roisel »endgültig«, am 27. verlor er es zum dritten Mal. Am Ostermontag, 9. April, nahmen Kanadier dem 9. R. K. die Monchyschanze ab, bis 23. verloren wir die ganze Linie Livin–Thelus, der Vimyrücken ging der 79. R. D. und den Bayern schon verloren. Die nach Ludendorffs Methode eingeübten »Eingriffdivisionen« versagten, wie er behauptet, durch Fehler der Handhabung. Indessen schlug 9. R. K. Allenbys Reitermassen ab, dessen Infanterie aus den Toren von Arras mit fünffacher Übermacht hervorbrach, nachdem eine Kanonade sondergleichen noch den heulenden Sturm überdonnerte, der unsern Kanonieren blendende Flocken ins Gesicht peitschte. 14. R. K. Moser und 27. D. fingen Rawlinsons Seitenstoß bei Bullecourt auf. Großer Verlust der Garde, noch blutiges Gefecht nordöstlich Arras bei Roueux, am 3. Mai ein neues Kanadisches K. östlich Vimy zurückgeschlagen. Am 12. rang Haighs Rechte erbittert um Bullecourt südöstlich Arras. Die Kämpfe begannen unerfreulich, infolge Erschöpfung ließen sich abgekämpfte Truppenkörper von sonst altbewährter Haltung überrumpeln. So schon im Januar das von Ypern wieder nach Trausloy gewanderte Schwabenk., 26. D. wich, 22. R. D. mußte aufnehmen (so 94. R. die Ulmer) und auch 199. D. am Vastwald Ende Februar abgelöst werden. Haigh zog kampflos in Mametz, später in Bapaume ein. Die Besatzung des »Grünen Hügels« nördlich Arras ließ sich von Kanadiern »beim Frühstück« überraschen, am 11. April überrannte 3. austral. D. das 124. bei Rincourt mit Tanks. Allerdings schlugen dann zuletzt 120., 124. die Australier (9 Tanks, 1142 Gef. erbeutend) und lösten ihre Landsleute von 121. R. in Bullecourt ab bis 5. Mai. Dann rascher Abzug, der auf 82., 85. Preußen (21., 18. D.) bei Gouzeaucourt zurückging. Indessen verlor 120. in diesen Gefechten nur 19, 610, unsere Verluste entsprachen also nicht Haighs Redereien. Immerhin war auch eine Nebenaktion, die erst im August anhob, für uns nicht sonderlich ehrenvoll. Am »Infanteriehügel« im Lensgebiet brachen Kanadier der 1. A. Horne überraschend ins »Niemandsland« ein, einen bisher wegen kreuzweisem Sperrfeuer von beiden Parteien gemiedenen verödeten Geländestreifen. Nur an Schlackenhügeln hielten sich die Unsern, und obschon ihnen Lens blieb nach heftigem Straßengetümmel, konnten »4 d. D.« nicht Wiedernahme von H. 70 erzwingen.

Die Schlacht im April-Mai war sehr erbittert und hob bei Arras schlecht an. Gleich zu Anfang mußte b. 1. R. D. bei Roclincourt einen übermächtigen Anprall bestehen, sie überstand ihn leidlich, doch mit Verlust von 30 Geschützen, 100 Off., 3000 (I/1. schmolz auf 150 Gewehre). 18. D. schickte ihre 36. Brig. (31., 85.), die benachbarte 79. R. D. nebst 16. b. mußte weichen, Eingreifen von 17., 111. und sogar 4 G. D. half wenig. Bei Monchy wurden 2 engl. Brig. vernichtet, doch 17. R. D., 3. b. D. und zwei andere D. zuletzt geworfen. Am 23. April wiesen allerdings 3. b., 35., 221. D. den Feind ab, 26. D. marschierte auf. Bis Bassée hin erlitt Haigh schwerste Verluste, setzte aber erbost den Andrang fort. 208., 1. G. R. D. mußten am 28. abgelöst werden, hier erfolgte der Einbruch, die ersetzende 5. b. D. hielt aus, soll im Mai noch 400 Gef. gemacht haben. 1. G. R. D. hielt Oppy, 4. Ers. Roueux 50. R. D. Havricour.

Zweifellos knickte unsere Linie ein, doch man stoppte den Dammbruch und änderte mehrfach die mißliche Lage, obschon Haigh auch mit überraschenden Minenexplosionen arbeitete, die einmal 3 Komp. zerrissen. Unsere Einbuße war nicht unbedeutend, doch läßt sich aus V. L. nachweisen, daß die von den Alliierten aufgeschnittenen Gefangenenziffern jeder Möglichkeit spotten. Eingebaute Positions- und kleine Grabengesch. gingen viel vor Arras verloren, doch schwerlich »200«. Freilich läßt Ludendorff durchblicken, daß er mit den Truppen nicht zufrieden war; auch der Feind, der nördlich der Scarpe kecke Handstreiche versuchte, will gespürt haben, daß er nicht mehr das vollkommene deutsche Soldatenmaterial des Vorjahrs vor sich hatte, nachdem so viele der Besten weggerafft. Siegeskunden aus Osten dämpften nicht den Mißmut über endlose Kriegsverlängerung, der so schwer auf der Heimat lastete. Gerade diese Unlust und Unruhe trieb alldeutsche Schreihälse in den Krieg mit Amerika hinein, getäuscht durch leichtfertiges Gerede von Tirpitz und Capelle. Ihre Propaganda-Agenten, als Unabkömmliche mit reichlichen Geldmitteln versehen, pokulierten in Neutralien und opferten auch der Venus im Namen des deutschen Reichs! Von der Schuld aber sprechen wir sie frei, daß sie durch tolle Forderungen die Entente zum Ausharren veranlaßt hätten, das sind demokratische Selbsttäuschungen. Man muß es dem Herrn, der uns herrlichen Zeiten entgegenführte und dessen persönliches Gebahren uns Zedlitz und Persius so intim nahe brachten, wenigstens lassen, daß er aufrichtiger Angstpazifist war und keine Gelegenheit vorbeiließ ohne wohltuende Friedensangebote. Nein, die Entente, nachdem sie schon unter sich das Fell des Bären teilte, wollte nie von dieser schönen Absicht abstehen und England fechten bis zum letzten Franzosen.

Indessen endete die Schlacht bei Guemappe wenig günstig für Haigh, der gewaltigen Verlust hatte. 221. D. riegelte dort ab, 208. in der Douai-Ebene bei Gravelle. Die berühmte rhein. 15. R. D. ersetzte verbrauchte Truppenkörper, später auch 6. b. R. D. Das 13. K. verabschiedete sich längst von Wytschaetes epheuumsponnenen Bäumen und besetzte Sailly, von wo es jetzt 15  km über Gouzancourt vorging, um die bei Bullecourt abgekämpften Landsleute der 26. R. D. aufzunehmen.

Haighs 4. Versuch im Mai, zwischen Loos und Quéant durchzubrechen, zwang 15. R. D. Fresloy zu verlassen, 208. D. behauptete Roueux mit schwerem Verlust, doch vor den Bayern brach der Ansturm nieder unter so grausen Opfern, daß 1000 tote Engländer allein vor III/20. R. lagen. Vom 8.–10. eroberte General Endres mit 5. b. D. Fresloy zurück (Verl. nur 36, 1500). 20. R., 4. Ers. D. lösten 1. G. D. bei Oppy ab, 208. D. bei Roueux. 13. K. bei Bullecourt machte die erste Bekanntschaft mit Tanks, dem Maidenspeech ihrer raupenartigen Maschinen. Man hielt sich, wobei 120. Ulm 720 verlor, war aber herzlich froh, als Gardefüsiliere und dann ganze 3. G. D. ablösten. Später standen die Schwaben am Scheldekanal, links Anschluß an 82. R. der hier nach ihrer Verduntat untergesteckten 22. R. D., rechts an 85. Holsteiner. Auch diese Truppen verschwanden dort und 15. K. rückte ein nebst der hier untergebrachten 10. b. D., 20. R. Art. Die Linie südlich Cambrai vertraute man jetzt der Mecklenburger Brig. und 6. b. R. D. an, während man 13. K., 26. R. D., 18. D. aus A. Below heraus und zur A. Armin hinüberzog. Haighs fünfter Angriff erstarb blutig vor der ruhmreichen bayrischen R. D., 50. R. D. bei Gravelle hielt aus, die noch frische 38. D. verlor leider Roueux, die Garde erst bis 20. Bullecourt. Die Verluste waren ungleichartig (so b. 5. D. 110 Off., 6. b. R. D. 40 Off., beide je 1700), doch nirgends bedeutend, 27. D. verlor wahrlich nicht 90 Off. wie im vor. August. »Alle deutschen Anstrengungen bei Bullecourt scheiterten?« Erst am 17. fiel der Punkt teilweise, auch erst am 15. Fabrik und Friedhof Roueux. Damit war der Anlauf zu Ende. 6. A. Falkenhausen ging teilweise auf die neue Wodanstellung zurück. H. B. verzeichnet des Gegners »außerordentlichen Verlust«, nicht aber, daß uns 6  km Tiefe 12  km Länge verloren gingen, ein Geländestreifen, von dem man früher Amiens bedrohte.

II. Aisneschlachten

Bei den Franzosen Kommandowechsel. Joffres Optimismus fiel auf Drängen Gallienis in Ungnade, dieser Kriegsminister starb, doch seine Ansicht drang durch, Joffre begab sich nach Amerika zu weiterer Feierung. Doch sein Nachfolger Nivelle, vom Artillerieoberst aufgestiegen, war noch fragwürdiger als Oberleiter. Zunächst überall ungeheuere Kanonade, an der die Yankees ihr Blutgeld non olet verdienten. Er widmete sich auch der Maasschlacht, wo deutsche Lorbeeren verwelkten, doch das Ganze zuletzt ausging als »Remis«. In der Champagne bekamen wir allerlei Schlappen durch »unerhörtes Trommelfeuer« bis zum August. Doch schon im April litten dort 12 D. Petains hart bei dreimaligem Angriff auf die Blockhäuser des Pöhl- und Hochbergs. Das bedeutete nur Ablenkung, Nivelles Sehnsucht stand nach dem »Damenweg«. Während Fayolle kampflos das Oisetal »befreite«, gewann 6. A. Mangin (früher Micheler) schon am 27. März das Waldgebiet um Coucy, 3. A. d'Esperet näherte sich Vermand und Sacy, unbegreiflicherweise hielt 2. A. die beidseitig umgangene Siegfriedstellung St. Quentin noch unversehrt. Bis Ende August nahm Nivelle Vorschußlorbeeren auf Zeitungspapier, der Kronprinz habe auf 33  km Front das Craonneplateau verlassen, doch es erdröhnte stets von gleichem Kampflärm. Am Kasemattenplateau der Kalifornienfarm, am Waldschloß Coucy, an Laffauxmühle, am Winterberg gab es stückweises Abreißen verlorener Gebietsteile durch deutschen Vorstoß. Die »Pantheonfarm« wurde kein Pantheon der Gloire. Im September unstreitig französischer Sieg, doch kein Grund zu besonderer Freude. Am Winterberg, wo der Kronprinz persönlich kommandierte, trat keine erhebliche Schmälerung ein, immer wieder erstiegen seine tapferen Scharen den Damenweg. Nivelles »Schlächtertaktik« brachte sein 1. K. auf ein Drittel herunter, das Kol. K. ging bei Laffaux zu Grunde, die 5. A. vor Reims wälzte sich in ihrem Blut.

Der 7. A. Boehn, 3. Einem diente 1. A. Fritz Below als Rückhalt, 5. A. Gallwitz bis zur Maas, während Gruppe A. Mudra, B. Gündell, C. Fuchs unter H. Albrecht in den Reichslanden außer Nivelles Angriffsbereich blieben. Dieser bestimmte nach unermeßlicher Materialvorbereitung (5345 Gesch., 170 Mill. Patronen, 5 Mill. Handgran.) Mangin zum Sturm auf die Aisnefront, 5. A. Mazel auf die Strecke Berry–Reims; 33 D. gegen 10 deutsche. Dahinter 21 D. der 4. A. Anthoine, 10. Duchesne. Nach siebentägigem Trommelfeuer, für das 8¼ Mill. Gran. verfügbar, schritt Mazel zum Sturm, den 120 Streitwagen beflügelten. Am 16. April machte 5. franz. A. zwischen Reims und Vailly unserer 7. A. ihre erste Aufwartung. Die von Arras losgelöste und hierher übertragene 5. b. R. D. lag neben b. Ersatz und neugebildeter b. 9. R. D. südwestlich Ville aux Bois, dahinter 50., 213. D. Gegen diese schwache Flanke richtete sich Masseneinsatz von 12 D. unter Beigabe zahlreicher Flieger und des neuen Kampfmittels Tank. Bald bedeckten zerschossene Eisenwagen und blaugraue Leichenhügel die Corbenystraße, die Ers. D. bei Craonne hielt sich trefflich, 9. R. D. (11., 14. R., 3. Ers.) behielt Ville a. B., dagegen erlag 5. R. D. an der Mitte. Tanks fuhren bis in den Rücken durch, Tiralleurfeuer knatterte schon bei Guignicourt. Manche deutsche Batterie verfeuerte 4000 Schuß, zwei bis aufs letzte feuernde Batterien fielen in Feindeshand, doch Batterie Ibach faßte Durchgebrochene im Rücken, vertilgte sieben Panzerdrachen, die Hälfte der übrigen war abgeschossen, während Westfalen der 50. D. mit 99. Art. bei Juvincourt Halt geboten. Ein Stoß der 213. D. über Amifonteine trieb den Feind in die Miette, Anlangen von 2. G., 21. R. D. sicherte die Linie, leider gingen 8 Batterien verloren. Am nordöstlichen Aisneflügel schlugen 5. G., 10. R. D. den Stoß ab, der sich aber östlich über Berry nach Reims entlud. Südöstlich standen 10. Pos., 12. schles. D. fest, 21. hess. D. bei Bernericourt blieb ruhig, doch sie und Teile 54. D. taten im Miettethal einen Fehlschlag gegen franz. 10. A., die Bayern der 9. R. D. wurden geworfen, Hälfte von 14. R., 3. Ers. am Villerwald angeblich abgeschnitten, doch Craonne (Ers. D. nebst 74. hann. R.) und rechts davon der ganze Damenweg gegen A. Mangin behauptet, der Winterberg nördlich davon blieb unangetastet. Schwere Gesch. zerschmetterte Duchenes Spitzen, Gegenangriff fesselte ihn an die Brückenköpfe. Die Bayern, abgelöst von 28. R. D., verabschiedeten sich nach Verlust von 5500 (85. 2900 v. 5. R. D., 45, 1700 Ers. und recht wenig von 9. R. D., die anscheinend auseinanderlief). Die preußischen Truppen verloren noch weniger. Das ist wahrlich nicht so viel, um die wahrscheinlich von Monat zu Monat laufend doppelt gezählten Gefangenenziffern zu rechtfertigen, die Nivelle hier und in der Champagne eingeheimst haben will. Dort erstritt 4. A. nur den Südhang des Moronvillershügel unter schwersten Verlusten, am 20. warfen sie die Brandenb. der 1. A, von der Kuppenkante herunter.

Neuer Angriff seit 4. Mai erzwang Gewinn von Teilen Damenweg und Winterberg. 1., 2. G., 20. D. bei Ailles, Heurtebise, Cerny hatten saure Arbeit, am 6. weiteren Anstieg zu verbieten. Da stärkte die seit Verdun neuerrichtete 11. b. D. im Ailettegrund die Schlachtreihe, das Münchner K. (bisher Ruheposten Mihiel) schob sich nebst 14. westf. D. für die Garde ein, 9. Pos. D. übernahm den Winterberg. Um die vergaste und überhöhte Tatstellung zu erleichtern, suchten bis 20. einzelne Vorstöße den Feind am Höhenrand wieder hinabzudrängen. Am 22. stürmte der Franzose in großen Massen unter Versendung vieler Minenpuffer vorwärts, bei 2. b., 9. Pos. D. kam es zu wildem Nahkampf, bis 27. erlangte er nichts als riesige Opfer. Doch b. II/15. schmolz auf 160 Gew., auch die tapfern Neuulmer mußten am 24. durch 152. Ostpr. abgelöst werden, Verlust von 40, 2000 blieb aber weit hinter dem so vieler D. im Vorjahr zurück. Für die Augsburger D., sogar aus Leichtverwundeten und Leichtkranken ein Abwehrbatl. herstellend, trat 15. rhein. D. ein, 1. b. D. bei Heurtebise hatte sogar noch am 16. Juni hübschen Lokalerfolg von I/24., Verl. 29, 1243. Die am längsten fechtende 11. b. D. an der Westecke des Damenwegs war bis Mitte September um 52, 2850 verringert. Solche Verluste, ähnlich bei den preußischen Truppen, sind nicht danach angetan, Nivelles Prahlereien zu bejahen, auf dessen »Blutsaufen« Meuterei von 29 franz. D. antwortete, die man seit Mai rücksichtslos streng erstickte. Die Angriffe an verschiedenen Punkten von Ypern bis Verdun zwangen zum Hin- und Herwerfen deutscher Reserven. Wenn aber 70 D. zu verschiedenen Malen die Aisneschlacht berührten, so vergesse man nie, daß dies 630 schwache Batl. waren, 55 franz. dagegen 825 aufgefüllte. Die Maischlacht endete mit einem »Durchfall«, wie es die Theatersprache nennt. In der Champagne Mißerfolg und Erstarren, Anthoine wurde mit Teilen der 1. A. nach Flandern versetzt. Bei Mazel Angriffsverzicht nach schwerer Niederlage vor Reims. Bei Duchesne ungünstige Verstrickung bei Craonne. Bei Mangin wildes Getümmel zwischen Laffaux und Allemont ohne Ergebnis. Im Juni Gegenstöße Boehns mit 50., 206. D., 78. R. D. Umsonst griff Petain, der neue Generalissimus, wieder bei Cerny zu, 1. b., 10. D., 7. K. schlugen derb zurück, errangen bis 2. August den Damenweg. 5. G. D., 5. R. D. senkten sich wieder auf Winterberg und Craonner Hochfläche nieder, die Ostpreußen der 37. D. zausten den Feind tüchtig bei Courtecon. Neue Tausende von Toten und Gefangenen traten den stummen Zeugen der April-Mai-Opfer hinzu und mahnten Petain zur Rache. Sie kam, lange Oktobertage und Nächte hauste ein Dämon der Zerstörung in den deutschen Linien. Die Vergasung schlich umher wie der Schwarze Tod. Nachdem die Entente Krokodilstränen über deutsche Gasangriffe vergoß, übte sie dies Teufelswerk im größten Maßstab. Am 23. Oktober führte General de Maistre vier K. gegen die winklige Eckstellung am Westrand des Damenwegs vor. Aus dieser an Schluchten und Steinbrüchen reichen Hochfläche lagerten acht kampfgeschwächte D. (14., 37., 52. D., 2., 5. G., 13., 43., 47. R. D.) unter Wichura und Müller. Am rechten Flügel scheiterte 39. K. Deligny völlig, am linken war 14. K. kaum glücklicher, doch 21. K. Degoutte (ein Name, den man sich fortan merken mußte) brach bei Vaudesson-Chavignon ein, wo Riesengranaten den Steinbruch Parnasse zerwühlt und viele Westfalen erschlagen hatten. Die 13. D. ging dort tapfer fechtend unter. 11. K. Maudhuy (weshalb er vom Armee- zum Korpschef herabsank, läßt sich nur durch Enttäuschung über seine ausposaunten Elsaßerfolge erklären) ging auf die Steingruben und Trümmer der Veste Malmaison los, wo 2., 5. G. D. zertrommelt lagen. Nach entsetzlichem über- und unterirdischem Ringen wurden hier Afrikaner und Alpenjäger Meister wegen der Umfassung bei Chavignon. Wir wichen über die Ailette, der Verlust war diesmal groß, 13., 43. franz. hatten die d. D. gleicher Nummer vertilgt, nicht in ehrlichem Kampf, sondern durch Gasgift und Technik. In den Hohlwegen unserer Stellung stolperte man über Vergiftete. Im Pinonwald stak alles voll gesprengter Geschütze, doch die Sieger sahen verdrossen auf die Beute, zu arg hatte die Todessichel in ihre eigenen Reihen gemäht. Dafür sahen sie endlich die alte Kathedrale des alten Laon wieder, auf der wieder die Trikolore gehißt werden sollte.

Auch vor Verdun wußte man nichts besseres als mit Gas zu hantieren. Infernalischer Gestank von Kohlenoxyd tötete in Tunnels und Stollen des Toten Mann die 5. R. D., deren Märker sich erstickend nach russischer Eiswüste sehnten, wo sie so lange atmeten. General Guillaume schritt da leicht am 20. August über Ruinen und Höhen weg, 213. D. mußte flankiert Höhe 304 räumen, 206. D. im Avocourtwald und 48. R. D. konnten nicht helfen, doch am Forgesbach warf 30. D. den Feind zurück, der schon mürbe war. Der Reitergeneral Garnier am rechten, wie Francois am linken Ufer, gefielen mit ihren französischen Hugenottennamen dem Feind so sehr, daß er auch ersteren zu näherer Bekanntschaft einlud. Da 28. R. D. vom Talouberg zurückging, drangen ansehnliche Feindkräfte auf Beaumont vor, wo aber 25. R. D. sie abschlug. Immerhin kostete auch dies gasgeschwängerte Vorgehen den Franzosen viele Opfer. Doch so ungeheuer ihr Verlust an der Aisne, der englische war noch größer. Trotzdem sann Haigh auf einen neuen Streich, Zerbrechung des Cambraibogens. Er beauftragte damit den General Byng, der 12 Inf., 4 Kav. D., 300 Tanks in 10 Geschwadern heimlich zusammenzog, um die Siegfriedstellung zu überrumpeln in 12  km Breite zwischen Quéant, wo 14. R. K. mit 140. D. nördlich stand, und Fontaine-Pavé, wo Watters Schwaben westlich von Cambrai Wache hielten. Den rechten Flügel konnte 18. K. Albrecht unterstützen, den linken am Scheldekanal die Gruppe Kothen. Von Moeuvres und Mosers Geschützstand Marquion waren 20., 214. D. und dahinter 21. R., 3. G. D. heranzuziehen, aber bei sehr raschem Einbruch kam dies zu spät. Doch Byngs Vorbereitungen kosteten Zeit und bis tief in den November schwieg die Front zwischen Lys und Crozatkanal, in strategischen Nebel gehüllt.

III. Flandernschlacht

Mittlerweile wütete aber das größte Morden des Jahres in Flandern. 5. A. Gough marschierte nördlich am Kanal auf, 2. A. Plumer gegenüber der mächtig ausgebauten Bastion Wytschaete-Messines-Douve, wo K. Stetten und Laffert die Linke der 4. A. bildeten, seit H. Albrechts Abgang zum Elsaß von Armin geführt. Bayern, Ostpreußen, Sachsen harrten der Dinge, die da kommen sollten, als Plumer als Oberleiter in Flandern unter Haighs persönlicher Aufsicht zehn Tage und Nächte mit 30  cm Schiffskalibern trommelte. Britische Minenarbeiter waren schon jahrelang beigestellt, um den Boden zu untergraben und eine Million Pfund Dynamit den ahnungslosen Verteidigern unterzuschieben. Wahrlich, dies war kein ehrliches Streiten, Krieger früherer Zeit hätten es verabscheut, doch welche Grausamkeit und Lücke wäre im Weltkrieg als Waffe unbenützt geblieben! Mit brüllendem Jauchzen begrüßte das Britische Weltreich die beispiellose Feuerwalze, als mitten in der Nacht das Verderben über Schlafende hereinbrach, die man durch trügerische Ruhe und Schweigen des Bombardements täuschte, alle Briten marschierten hinterdrein, auch irische Ulsterbataillone auf Wytschaete, Neuseeländer auf Messines. Gleichzeitig grub sich der von Petain gesendete Anthoine ein, dessen »1. A.« angeblich nur aus wenigen D. bestand. Die Belgier beigerechnet, denen bis Nieuport Admiral Schröder und General Quast mit 199. D., 3. Mar. D. nebst Batl. der 1. und 2. gegenüberstanden und mit L. W. der »Gruppe Dixmuiden«, ballte sich vielfache Übermacht und erdrückende Materialüberlegenheit gegen Armin zusammen. Heldenhafter als die Sachsen und Bayern, die jenes auf 25  km im Geviert spürbare künstliche Erdbeben aus dem Schlafe weckte, benahmen sich Männer nie. Dem Briten schwebte freilich ein nationales Ziel vor, er warf sich auf Flandern, um die Deckung für U-Bootbasis Zeebrügge wegzustoßen, da die verspottete »Papierblockade« sich drückend fühlbar machte. Am 7. Juni verschlang ein Glutmeer, wo eine Hölle 10 springender Minenkrater sich öffnete, 3 b. Bataillone an der »Sehnenstellung« Hollebeke–Warneton, 6 d. D. wurden schwer erschüttert, der größte Teil der A. verloren, südlich bei Douve Pfälzer und Thüringer teilweise umgerannt; sie faßten sich aber und zermalmten die Tanks mit Granaten. Die ruhmreiche 1. G. D. schlug den Feind bei Messines in die Flucht. Anrückende Westfalen zersprengten eine Masse indischer Lancers und leichter kanadischer Reiter im Douvegrund. Am 14. war die Gefahr überstanden. Lange Pause folgte, zu sehr verblüfften diese Nerven von Stahl, die alle natürlichen Folgen solcher Riesenexplosion nach solchem Trommelfeuer spielend überwanden, wohl die höchste Leistung von Soldatentugend, die man je auf Erden sah. Eine andere Gruppe von Groene-Linde bis Hooge und »Gruppe Ypern« des Generals v. Stein, zusammen 11 Div., sahen sich am 31. Juli um etwa 1  km geschmälert, weil Verwüstung und Vergasung zunahmen und tausend Flugzeuge unsere Linien beunruhigten. Vierfache Geschützüberzahl konnte aber Armins guterzogene Art. nicht niederringen, nur mit riesigem eigenen Verlust erdrückte der Feind unsere Vorderlinie, die Tanks kamen nicht durch. Um Armins Widerstand zu würdigen, muß man anerkennen, daß die Briten nie Fassung und Haltung verloren, so hart sie von beherrschender deutscher Kanonade aus Pilkem schon am 28. und beim Kanalübergang mitgenommen, den blitzschneller Brückenschlag ermöglichte, ein Rgt. schlug allein 17 Brücken. Gräßliches Trommelfeuer ging vor den Sturmsäulen her, zwang zum Verlassen der aus Beton ausgeführten Unterstände, deren Verteidiger sich töten ließen, wie früher die braven sächsischen Maschinenschützen in Messines. Unter Ausgießen von Brennöl und mit Panzertanks gelang Durchstoßen bis Verlorenhoek. Doch so schnell folgte unser Gegenschlag, daß sogar die Kanalränder wieder deutsches Hurra vernahmen. Man überhört im englischen Bericht, daß der Widerstand im Asylwalde (Herethagewald) und Glencorse-Holz (Nonnebosch) ein »furchtbarer« war. Thüringer und Badenser wetteiferten, 46. Schlesier füllten die Lücken der b. 6. R. D., welche zur Elite aufgestiegenen Freiwilligentruppe mit Verl. von 40, 2900 vom Schauplatz abtrat. Die seit der Sommeschlacht neugeschaffene 10. b. D. bei Hollebeke, deren Passauer sich wieder hervorragend schlugen, verlor nur 35, 1800 und nur 800  m in der Tiefe. Der heftigste Andrang im Zentrum warf Thüringer und 3. G. D. über die Albrechts- und Wilhelmstellung nach Zonnebeeke, doch 50. R., 221. D. stießen von Poel in die Flanke, nahmen Langemark-St. Julien wieder und lagerten am 10. August schon bei Fortuin. Denn als am 2. vier neue D. eingriffen, war Plumers Angriff unter schrecklichem Blutopfer gescheitert. Seine 16 Vorderdivisionen bestanden aus Altengländern, Neuseeländern, Australiern; 2 fr. D. des Generals Antoine drängten die schwache »Gruppe Dixmuide« aus Bixschoote, bis 9. b. R. D. von der Aisne her erschien. Jetzt bildete sich eine neue Linie durch Einrücken des zur alten Kampfstätte heimkehrenden 13. Korps, es fand' 12. R. D. in Höhe von St. Julien. Die Schwaben unterstützten hier 38. schles. R. und 60. Els. I. (221. D.). Da noch 26. R. D., 204. Würt. D. hinzutraten (127., 180. I. und ein R. Rgt.), so fochten jetzt 4 schwäbische Heerteile in einer Reihe. Nach langer Unterbrechung durch Regengüsse erhob sich am 16. Aug. ein Mark und Bein erschütterndes Trommelfeuer, frische englische Kräfte gingen zunächst nach Norden. 214. D. mußte über Korteker weichen, doch die alten Rußlandhelden der 79. R. D. nebst 183. D. von Poelkapelle, Brandenb. und Posener Kerntruppen der 6., 9. R. D. von Poelbahnhof beugten dem Durchbruch vor. Die von der Somme abgeladene 5. b. D. hielt ihre Stellung, unterstützt von 51. R.; die Schlesier fochten mit gewohnter Hingebung, bis die Schwaben sie loslösten. Diese schirmten die Mitte bis 13. Sept. Ihre Art. opferte sich standhaft (49. verlor 10 Off. 76), hier lösten die Stuttgarter und 407. Brig. (127er) auch noch würt. 54. R. D. ab. Die Briten brauchten nebelausspeiende Wolkengranaten, doch die Gelbkreuzmunition unserer Gasgranaten erwies sich überlegen. Bis 23. Aug. glatter Mißerfolg der Angreifer nur 500 Schritt Raumgewinn im Waldgebiet der Meninchaussee treuherziges Geständnis, daß man nur 6 kleine gesprengte Grabenmörser auflas! Im Norden wollen die Franzosen bei Korteker 4  km und 23 Gesch. erobert haben, wers glaubt! Plumer meldet kleinlaut nur 250 Gef. und gesteht, er sei im Süden ein Stück weit zurückgetrieben. Inwiefern unsichtiges Regenwetter nur die Briten schädigte und die Deutschen begünstigte sieht man nicht; jedenfalls hinderte der Regenmatsch Armin nicht, ab 6. 17. Aug. bei Frezenberg den Gegner empfindlich zu züchtigen; im Süden drang sein Gegenstoß wieder bis Hollebeeke. Plumers Gefangenenziffern klingen äußerst bescheiden, dabei konnte er von 2056 Gef. im Sept. nur 1618 bei Zonnebeke namhaft machen; übrigens verloren die Belgier bei Lombarzyde 1500 an die dort ins Ruhequartier verlegten Hanseaten. Schon am 9. Juli hatte dort Adm. Schröder den Dünen-Brückenkopf erwischt, die englische Besatzung vernichtet, die Kanalschleusen zerstört. Am 6., 10., 20., 21. Sept. brannte die Schlacht auf der ganzen Front. An Straße Hooge-Veldhoek bei 32. sächs. D. ging es blutig her, dort kamen die Schotten nicht vorwärts, am 28. Aug. löste b. Ers. D. ab. Im Nordfeld verzog sich 9. b. R. D. zur Ruhe nach Mihiel, 5. b. D. ebenso ersetzt durch wieder vortretende 5. R. D.; beide b. D. verloren gleichviel, zusammen 80, 2800, wenig genug. Da die englische Linke heftig auf Houtholst drückte, gingen 3 schwäbische D. dorthin ab, zunächst trat 26. R. D. erfolgreich auf neben 18. D., deren 85. neben 121. R. lag. Später im Oktober erschien hier noch 8. b. R. D. auf der rechten Flanke bei Clerkem, wo sie nur zaghafte Betastung der Belgier genoß. Durcheinandermengung aller Einheiten brachte mit sich, daß im Spätherbst dort noch 41. D. aus Rußland 19. Art. anrollten. Dies Hin- und Herwerfen, an sich eine schöne Leistung des Etappenverkehrs, löste Korpsverbände so auf, daß nur wenige Einheiten beisammen blieben. Frühere Generalkommandos hatten jetzt meist ganze Teile ganz verschiedener Herkunft unter sich, statt Korps gab es »Gruppen«, die Division gab als taktische Einheit den Ton an.

Am heftigsten rang man im Südfeld, wo b. 10. und Ers. D. bei Polderhoek so bluteten, daß letztere auf 1000 Gew. sank, nach Verl. v. 70, 2600. Daraus erhellt, wie überaus schwach unsere abgekämpften D. oft nicht mal in Brigadestärke. Man lasse sich daher nicht täuschen durch die Zahl die unter Armin auftretenden und wieder verschwindenden D., nach unserer Berechnung im ganzen 54. Es gehörte zu den Eigentümlichkeiten dieses Krieges, daß man alle andern Fronten entblößte, wenn es zu Hauptschlachten kam, die Briten hatten sicher 40 D. von doppelter Stärke hier. General Currie hatte seine bei Arras kämpfenden Kanadier zu Plumer geführt, dessen 2. A. und Goughs Rechte beständig im Nachteil waren. Auch Goughs Linke lag jetzt fest, auch hier wie so oft glückte nur der Zentrumsstoß. 50. R. D. übernahm die Linie der Bayern, die nach Verl. von 110, 4800 abzogen, 16. D. hielt nur 2 Kampftage aus. 2. G. R., 17. D. besetzten die von den Schwaben freigelassene Lücke zunächst mit 77. R., für die hartbedrängte 4. Ers. D. bei Corteker kam 6. b. D. angefahren, die wieder ausgeruhte 4. b. D. griff als Stütze der wankenden 23. sächs. D. ein und stellte mit Hilfe von 2., 229. Art. das Treffen wieder her, bis 20. Hann. D. den Posten übernahm. Da das Gefecht im Norden jetzt günstig stand, kam 6. b. D. zur 208. nach Langemark. Daß Plumer nur 11 Gesch. eroberte, glauben wir ihm gern, nach Weltkriegsmaßstab schon ein Zeichen der Niederlage. Armins Septemberschlacht hatte das Glück, den Feind im Norden festzulegen, im Süden einen Umschwung herbeizuführen. Denn Plumers neuer Angriff am 29. begann zwischen Langemark und Hollebeeke, »Inverneßholz«, gegen das sich die Yorkshire Brig. richteten, bedeutet Hoogeholz. Die Lancashire Brig. focht noch südlich Fortuin und Südafrikaner, Schotten, London- und Hochland Territorials hatten die Schanzhöhe Zonnebeeke noch nicht erworben. Australier und Northumberlands Füs. faßten erst den Westsaum des Polygonwaldes, Argyle Hochschotten mußten von ihren Landsleuten aus Umzingelung befreit werden.

Am 1. Okt. warf Armin die britische Vorderlinie um; am 4. warf sich eine Masse Batl. von 28 Counties, besonders der Midlands, und Neuseeländer über Wellingtonhöhe auf Poel, unter Regensturm vorstürmend, erst am 9. überschritten Reg. York und Warwick den Bahndamm. Iren, Walliser, englische Garden wandten sich nordwärts gegen Mangelaere, aber die Deutschen waren zu viel für Goughs Siegesappetit. Fürs zersprengte 85. sprang sofort 187. I. ein, die Schwaben schoben den Riegel vor, 49. Art. feuerte stark neben 45. Die Feuerstellung bei Staden sicherten 26., 36. R. Art. Umsonst quälten Regt. Chester, Manchester, Gloucester, R. Scotts sich am Südrand der großen Waldung. Regiment Norfolk, Suffolk, Essex, Berksshire flohen längs Chaussee Ypern–Stade. Die Nordfront lief unangetastet, obwohl sogar die Belgier bei Luikemp mitkämpften, die Franzosen bei Dreibank und das Geschützduell allein schon bei 49. Art. 130 tötete und verwundete. Was in Paschendaele vordrang (Australier, Lancashir Füs., Manchester Territ., dann Kanadier und Marinefüs.) mußte sich beidseitig eingraben, durch fünf Gegenstöße gefesselt, auch am Sporn von Morslede. Armin wich nur Punkt für Punkt, tat dem Feind soviel Abbruch wie möglich und wartete nur auf Gelegenheit zum Gegenschlag.

Plumer brach wieder lange ab; zu spät erkannte Haigh die Aussichtslosigkeit, Stade beizukommen, was allein ihm für Bedrohung Zeebrügges nützen konnte. Vorher brachte er die Ypernarmee um jede Schlagfähigkeit, so daß sie später 5 Monate lang sich nicht mehr rührte. Was diesmal auf den blutgetränkten Gefilden vorfiel, war noch kostspieliger als jede frühere Schlacht am gleichen Schauplatz. Spitzfindige Feststellung, unser Verlust übertreffe den britischen um 70 %, erheitert angesichts der Wirklichkeit. So überbot und überholte Haigh jede Erfindungsgabe. Am 23. Sept. hätten 15 000 Deutsche 60 % verloren. Wer hat sie gezählt! Kann sich nur auf jene Bayern bei Polderhoek beziehen, die aber höchstens 8000 stark waren. Der Oktober war für Plumer kein Erntemonat. Zwar nahmen Ostlancashire und London Territ. Poel, doch bewahrten die Deutschen den Nordteil vom Bahnhof und Kapelle, gestützt aufs 189. (187. D.); südlich davon hielten hartbedrängt 4. G. 10. Ers. D. Paschendaele-Morslaede, 20. D. Kerselaere-Broodseinde unter opferfreudiger Beihilfe der wackeren Würzburger D., die mit Verl. von 90, 3100 ausschied, durch 195. D. ersetzt. Bei Bezelaere-Cheluvelt fochten grimmig 17. und jetzt auch 8. D., bei Reutel und Polderhoek schob sich 10. b. D. zwischen die immer noch aushaltende 22. R. D. und 25. Hess. ein. Schloß Polderhoek konnten Schotten und Australier nicht bezwingen, wo 10. b., 15. Rh. D. abwechseln. Bei Hollebeeke erschien 1. b. R. D., 5. b. R. D. im Zentrum bei Wollemole, wo es vom 12. bis 21. heiß herging. Seit 9. rang man verzweifelt um die Flandernstellung bei Roosebeke, 187., 227. D., 6., 16. b. D. festigten ihre erschütterten Linien während 18. D. im Norden bei Houdholst zurückging. Dort stießen noch 16., 111. D. zur Gruppe Staden und verteidigten erneut den Grooswald. Obschon die Schwaben allmählich abgekämpft, konnten altenglische Massen und Antoines Franzosen nicht durchdringen; der Angriff blieb im Dreck stecken und ertrank im Blut unter Nebelschwaden der regentriefenden Waldung.

Jetzt marschierte auch die kaum ausgeruhte 11. b. D. von der Aisne her am Bahndamm südlich Paschendaele auf und bestand am 21. gemeinsam mit 238. D. einen bittern Kampf, der dem Feind keinen Gewinn versprach. Rittmeister Hertling, Sohn des späteren Reichskanzlers, denkt in seinen Erinnerungen mit Stolz daran, wie diese unermüdlichen Pfälzer, Augsburger, Ingolstädter von einem Schlachtfeld aufs andere marschierten; nie gab es eine bessere Truppe. Doch alle Deutschen waren in gleicher Weise ihrer früheren Siege eingedenk. Erst am 30. wurden 238. D. und östlich Poel die dorthin verschobene 5. b. R. D. etwas in Unordnung gebracht, doch hielten sie die Paschendaelhügel, gelehnt ans 172. I. (39. D.) und 73. (111.) Im Norden verknüpfte sich Gruppe Dixmuiden mit Marine und 40., 199. D., 20. Landwehr D. gegen Belgier und Franzosen zwischen Merkem und Mangelaere löste 22. b. R. das 134. Leipz. ab. Bei Wollemolen trotzten 3. G., 39. D. den beständigen Drohungen. Im Nebelmond November umnebelte düsterer Zweifel beide Parteien, die eine, ob sie sich halten, die andere, ob sie durchdringen werde. Die Briten kontinentale Karten-Namen verachtend, tauften die englischen mit Phantasie-Namen wie Tower Hamlets für Gheluvelt, wo sie von ihren Fortschritten sprachen. Da jetzt auch noch 4., 11. Div. den Kampf bei Paschendaele aufnahmen und 11. R. D. die 11. b. D. ablöste (die endlich nach neuem Verlust von 55, 2450 nach Lothringen ins Ruhequartier ging, nachdem sie auch diesmal wie 1916 in zwei Hauptschlachten ihre Schuldigkeit tat), so glauben wir den englischen Berichten nicht, wonach Plumer überall, außer im Norden, Meister geblieben sei. Am 5. Nov. noch Massendruck bei Mosselmark und damit Schluß. Als am 10. Kanadier, Marinekorps, Territ. die Hügelfront vor Roulers einstoßen wollten, begegneten 4., 35. D., 6. R. D. ihnen so unsanft, daß sie das Wiederkommen vergaßen. – Armins Heldenscharen schlugen sich indessen nicht alle gleichwertig, immer neue Kräfte mußten zum Umtausch verwendet werden und traten meist bald ab, im Durchschnitt fochten stets je 25 D. (8 b., 5. würt.) Diese Schlacht, in Deutschland weniger beachtet als in England, war eine der größten des Weltkrieges, von Armin vorzüglich geleitet. Der Feind erreichte weder seinen Hauptzweck, bis Gent vorzustoßen und unsere U-Bootbasis zu gefährden, noch drängte er bis Roulers–Menin, wie seine zweideutig konfuse Darstellung durchblicken läßt. Unbegreiflich, wie wir auch noch die Gegend Hollebeke-Messines behauptet haben sollen unter solchen Umständen, zeugt es für englische Schwäche. Ungeheure deutsche Verluste? Wir verloren im Juli-August etwa 120 000, im Sept., Okt. 160 000, nicht übermäßig für 6 Hauptbrennpunkte. Denn auch bei Verdun gab es Ende Nov. harte Kämpfe, dort standen 29., 46., 56. R. D., 15. b., 19. D. bei Beaumont-Chaumeswald, 2. b. D., 2. b. L. W. D. schon Ende Aug. bei Malancourt und Cheppy. Die Punkte zeigen, daß am Rabenwald wieder Chanteclair krähte, der Tote Mann wieder französisch sprach, vom Pfefferrücken französische Art. in unsere Linien pfefferte. Dagegen gelang es nicht, der »Gruppe Vailly« bei Brah und Craonne die Suppe zu versalzen, wo sich in Rußland so verdiente 47. R. D. und 17. Pfälzer (25, 500) auszeichneten. Am schlechtesten sah die Lage vor Arras aus, die Truppen ließen sich hier mehrfach Nachlässigkeit zu Schulden kommen. Doch die Gefangenenziffern in englischen Berichten sehen recht gemacht aus.

Leuchtende Spitzen der Bergwalder hüllten sich in Nebelvorhang, Herbst vergilbte die Blätter der Kriegshetzer, leuchtende Hoffnungen verdunkelte Wahnvorstellung wie schleichendes Fieberdelirium schiefer Weltanschauung. Nur kein Friede! Immerhin, wie dies Jahr die Kriegsfakel loderte, war für deutsche Augen kein erfreuliches Schauspiel. Englands Aktien stiegen, obschon es am 1. Juli schon 400 000 Mann neuen Verlust seit Neujahr gestand. Denn die Ypernschlacht Armins gegen eine gewaltige Übermacht nahm im Herbst doch keinen guten Verlauf. General Plumer ließ nie nach, trotzdem die Briten förmlich durch Blutbäche wateten. Teilen wir auch nicht die kühne Behauptung, Haigh habe allein bei Ypern 500 000 verloren, so sind englische amtliche Angaben selten offenherzig, und doch diesmal nur um 100 000 niedriger. An einem Tag bei Ypern verlor man 511 Off., am anderen 440, was schon allein in zwei Tagen 39 000 Tote und Verwundete ausmacht, man focht aber 190 Tage. Die Tapferkeit der Briten war überall groß, doch ihre prahlende Selbstverliebtheit erregt Ekel. Wieviel achtungswerter erscheint der lange Widerstand von Armins Minderzahl! Freilich überließ er dann unaufhaltbarem Druck fast alles, was dreijähriges Mühen erwarb. H. B. ist hier mehr als dürftig; irreführend, denn man war jetzt so weit wie vorher im Oktober 1914.

Leider knapste Nivelle uns noch ein weiteres Stück Laonplateau ab, am 22. Okt. 14. D. bei Vauxaillon hinter die Ailette geworfen, am 2. Nov. »Damenweg« verlassen, und Haigh nahm im November den Gedanken wieder auf, Cambrai-Lille aus Südwesten anzurennen und die Liller Kriegsindustrie zu bedrohen. Durch Nebel begünstigt, stieß Sir Julian Byng's 3. A. (viel zu niedrig auf 100 000 geschätzt), ein Loch in die Siegfriedlinie, das aber alsbald »20 deutsche Divisionen« füllten. In Richtung Marcoing–Masnieres seit 20. auf nur 10  km Front, bis auf 2  km an Cambrai vorgeprallt, verlor Byng sofort wieder Fontaine an die Garde, von Bourlon, das dreimal den Besitzer wechselte, behielt er am 25. nur noch den Wald, wo Gardefüs., Pommersche Gren., Hannoveraner wie rasend seine 40. D. vollständig vernichteten. Er warf sich in die Brust mit »8000 Gef.« (n. a. 6000 oder 10 750), dann war auch hier die Herrlichkeit zu Ende. Wie Steinbruch Mont Parnasse bei Malmaison den Presse-Musen Nivelles ein Museum der Gloire und ein Parnaß berauschter Pegasusflügel wurde, so schrieb ein für solchen Krimskrams im britischen Hauptquartier Angestellter: »Seit der Marneschlacht erfocht man keinen so glänzenden Sieg«. Naiver Schwärmer! Wenn der Sieg so aussah wie an der Marne! Kaum schrieb er's, da hatte man schon das Nachsehen. Niederschlesier und Posener trieben schon frontal den Keil ab und 2. A. Marrwitz (Bülow schon Anfang 1916 ausgeschieden) war beauftragt, am 30. den Stoß auf Marcoing zu leiten, 6. A. aus Süden. Beide Gruppen sollten sich, nachdem die Schenkel des von Byng gebildeten Dreiecks eingedrückt, bei Havricourt südwestlich vereinen. Nördlich riß seine Linie bei Masnières, wo Hannoveraner vorgingen, südlich bei Guignicourt. Byngs gefährdete Rechte warf zwar die Südgruppe über Bahnstrecke und Chaussee ostwärts, unsere Nordgruppe fand an der Brücke des Scheldekanals Widerstand. Doch 34., 185., 9. b. R. D. fingen bei Gouzaucourt ab, am 2. Dezember drangen drei Divisionen von Marrwitz bei Marcoing durch, am 3. beendigte 3. Garde Div. siegreich den Kampf. Beim Verfolgen zeichneten sich die Gardefüsiliere besonders aus, als schon bis 6. Byng unaufhaltsam wich, wobei Marrwitz' Artillerie ihn in der Flanke, die der Südgruppe ihn im Rücken beschoß. 1200 schwere Gesch. schlossen ihn im Feuerkreis ein. Früher im Burenkrieg Kavallerist, ein harter barscher Charakter, der in Transvaal ein übles Andenken hinterließ, opferte er sogar seine Kavallerie, eine anreitende indische Brigade sah sich im Handumdrehen vernichtet. Hanseatenbrig., Oldenburger und eine rheinisch-westf. D. zeichneten sich aus. Byngs Rückzugsstraße überfüllte sich mit Leichen, als er dem Bourlonwald und der verschanzten Moeuvregegend entfloh, sein Verlust muß »ungeheuer« gewesen sein. 29. Div. ganz vernichtet, drei andere fast. Auch verlor er 150 Gesch., 700 M. G. Er hatte seinem früheren Anfall kein Trommelfeuer vorausgeschickt, um die Deutschen nicht zu warnen, das trug zum Gelingen der Überraschung bei, erhöhte aber nachher den Verlust der ohne Artilleriehilfe Weiterstürmenden. Dafür stattete er die Sturmkolonne überreichlich mit Tanks aus, halb Drache, halb Walze, 300 solcher Ungetüme rollten voraus. Bisher machte man schlechte Erfahrung mit den neuen Streitwagen, in der Sommeschlacht oft zum Gespött geworden, diesmal nützten sie anfangs sehr. Als sie aber gegen rückwärtige Gräben anprallten, erlagen die eisernen Lindwürmer im Nahkampf den Handgranaten der gewandten Verteidiger. Viele der unbehilflichen Maschinen blieben auf der Strecke, ihre Insassen verbrannten im Stahlverließ. Da aber anfangs diese hundertfache Walze die Gräben rechts und links mit Feuer eindeckte, beugte man solchem Vorkommnis vor, indem man eine Zwischenlinie schiefer steiler Gräben mit Betoneinsatz für schwere Geschütze baute, worin sich die Anrollenden verfingen.

So schleppte sich der Krieg seinem Ende zu mit einem Sinnbild bloßer Technik.

Haighs Stabshof Robinson gab die kecke Hoffnung auf, bis Neujahr die Siegfriedsstellung zu brechen. Trotz vieler unleugbarer Lokalerfolge mutet es seltsam an, daß der Entente der Mut so wuchs. Bei Saloniki stand ihre Sache früher ungünstig, jetzt nicht besonders. In dieser Strandfestung, die an Torres Vedras erinnerte, hatte Sarrail sich weidlich bemüht, jetzt löste ihn Franchet d'Esperet ab, um die Früchte zu ernten, nachdem sein Vorgänger das Schwerste überstand wie früher Laurezac. Wunderbar, wie solche Vorgänge sich wiederholen! In Palästina hatte Allenby leichtes Spiel, da der gepriesene und auf Gallipoli wirklich verdienstvolle Liman v. Sanders wenig Sorgfalt bewies. Liman, Gleich, Kiesling schieben in ihren Büchern alles auf die verrotteten Konstantinopeler und die miserabeln türkischen Offiziere, indessen zeigten Kemal und Djamal, daß man die Türken in Zucht halten kann, wenn man sie zu behandeln versteht, nicht mit Limans eitler Rücksichtslosigkeit auch gegen deutsche Untergebene, unter denen hier der bayerische Generalstäbler v. Kreß hervortrat. In Mesopotanien hatte der alte Goltz vor seinem Tode den Briten eine böse Schlappe versetzt, doch Falkenhayns Bagdadunternehmen »Ilderim« endete wenig blitzartig! Das war lauter Nebensache; das Wesentliche aber, daß Rumänien wie Serbien erledigt und die Russen am letzten Rande ihrer Kriegsfähigkeit waren. Niederlagen der Türken mochten angenehm sein, halfen aber in Europa nichts. Der Wunsch trog, daß Beseitigung des Zaren durch Schattenrepublik den Kriegswillen stärke. War es Mut der Verzweiflung, eine Art Raserei, was die Westmächte stachelte? Ihre Angriffswut kannte keine Grenzen, ihre Opfer waren noch größer als im Vorjahr. Nun ward auch noch die Isonzo-Illusion zunichte, Italiens Zusammenbruch schien bevorzustehen. Jetzt winkte nur noch in der Ferne Amerikas rasche Hilfe, an die niemand glaubte. Bei Jahreswende standen die Dinge spottschlecht für die in allen Fugen krachende Entente, man fütterte die Völker mit Traumbildern, begrüßte jede frohe Botschaft aus Verdun, Soissons, Arras, Ypern als Bürgschaft des »mathematisch sichern« Endsiegs. Ob den Knockout-Politikern dabei wohl war? Wer ahnte damals! – Selbst der Tiger Clemenceau, solange knurrend: »Die Deutschen stehen immer noch in Noyon«, erlöste sich nicht von seelischem Bann; man ahnte vor, wie endlos die Hunnen noch den sol sacré de la patrie beschmutzen würden, wenn man immer nur so kleine Fetzen von ihren Waffenrock abschneide. Zwar brachte der August mit Hitze der Hundstage den künstlichen Erfolgtaumel zum Sieden, die Presse sorgte für jene Sachlüge, die sich von Zeitungsenten nährt. Speisung der Zehntausend, die Steine für Brot nehmen und wie bei der Kanahochzeit sich mit Wasser berauschen! Denn im Herbst vergilbten die Blätter, auf deren roten Lettern »Endsieg« stand, im November tanzten noch Erlkönigs Töchter den verführerischen Reigen, doch mancher Besonnene seufzte: Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

Vielleicht mochte man daraus Mut schöpfen, daß die Angriffe mit einer Schnelle glückten, wie es früher nie vorkam. Häufig unehrenvolle Auftritte, wie rascher Hinauswurf deutscher Krieger aus ihren Gräben ohne nachhaltigen Widerstand, mochte man als Nachlassen seelischen Halts deuten, wie auch geschah. Natürlich verhüllt H. B. dies Bedauerliche, doch man mag sagen, was man will: die Unseren schlugen sich in der Jahreshälfte mehrfach nicht so, wie sonst gewohnt. Der Rückzug aus Linie Bapaume–Peronne verriet manche Überstürzung. Die Masch. G. der Nachhuten mögen verderblich gespielt haben, wie Überlieferung sagt, doch Haighs Gefangenenziffern können bei aller Übertreibung nicht glatt erlogen sein. Wie wir schon berührten, griff der Rückzug mit obligater Verwüstungsarbeit die Truppen-Psyche an; ein geschulter Kriegstheoretiker hätte Massenas ähnlichen Rückzug aus Portugal als warnendes Beispiel vorgehalten, daß derlei stets ungünstige Folgen hat, und die äußerste Nötigung, der damals Massena gehorchte, lag wahrlich für Ludendorff noch nicht vor. Man verließ sehr gute Stellungen für minder gute, die doch auch bald gefährdet werden konnten, und ließ allzuviel Material und Proviant im Stich. Da dies Verfahren uns nachher im Versailler Raubmörderfrieden so teuer zu stehen kam, wird man billig zweifeln, ob man so extreme Maßregeln begrüßen soll. Eine gewisse Panik läßt sich nicht verkennen, ein psychologisches Symptom wie bei der Marneschlacht. Die braven Truppen waren stolz darauf, die Sommeschlacht überdauert zu haben mit ganz geringem Raumverlust; man erzählte ihnen mit Recht von »kolossalen Verlusten« der Angriffe, die jetzt seit langem nachließen. Da kam der Rückzugsbefehl sehr ungelegen. Auch die Einwirkung aus der Heimat sei nicht unterschätzt, denn dies war das schlimmste Hungerjahr, bis man aus Ukraine und Rumänien etwas Speisung erhielt, lange nicht so viel als man hoffte. Daß die in schweren Wetterstürmen ungebeugten Champagne- und Verdunkämpfer jetzt so oft französischen Windsbräuten sich beugten, daß so feste und gutausgebaute Posten am Aisneplateau überwältigt wurden, wie nie zuvor, macht bedenklich. Gewiß waren die alten Truppen vielfach aufgezehrt, die Reihen mit Neulingen gefüllt, die sich nicht gleich ins Wirrsal und Schrecknis des Grabenkrieges einweihen ließen. Und wenn man über die hitzige Bravour der Verbündeten staunt, deren Schlachtreihe erst recht aus ungedrillten Volksaufgebot bestand, so muß man erwägen, daß der Freiwillige und Rekrut weit besser dem l'enthousiasme du depart fröhnt als dem stillen Dulden des Pflichtgefühls bei passiver Defensive. Doch es bleibt ein schäbiger Rest zurück, der sich durch nichts kriegspsychologisch erklären läßt als Ermattung des Kriegswillens. Unsere Lage hatte schon etwas Beklemmendes. Indessen blieb die Aussicht, daß es mit Rußland zu Ende gehe, und man freiwerdende Kräfte heranziehen dürfe. Es galt also durchzuhalten. Die Entente wollte umgekehrt noch etwas erzwingen, da man auf Amerikas Beistand 1918 sich wenig verließ. Lloyd George spottete in pessimistischer Rede über Haighs Triumphlieder, wenn er ein paar Kilometer gewann, während die Mittelmächte von ihrem Riesenerfolg an der Piave viel weniger Aufhebens machten. Während die Italiener bisher in zehn Isonzoschlachten mit rühmlicher Tapferkeit immer wieder einen Teil österreichischer Stellungen erstiegen, änderte sich plötzlich das Bild, als sieben oberschlesische, märkische, württembergische und bayerische Divisionen bei Tolmein in den österreichischen Reihen auftauchten. Es ging so wie in der Bukowina, als Helmspitzen einer preußischen R. D. vor den siegreichen Russen auftauchten und der Schreckensruf »Germanski« sich fortpflanzte. Die k. k. Schlamperei ward vom deutschen Selbstgefühl fortgerissen, ein Karstberg nach den anderen trug die deutsche Fahne auf seinem Gipfel, 5. ital. A. völlig vernichtet (700 Gesch. 80 000 Gef. verloren), 2. A. aufgerollt, vom 22. Okt. bis 1. Dez. war Italiens Niederlage besiegelt, sie hätte größer werden können, wenn die Österreicher mehr leisteten. Um Italien beim Bündnis festzuhalten, schickte man ein englisches Hilfskorps Plumer, Frankreich wollte sogar 15 Div. daran wenden. Damit verlor die eigene Übermacht im Westen an Umfang, die sich vorher steigerte wegen Abzweigung stattlicher deutscher Kräfte zum Isonzo. So brach das Neujahr dennoch umwölkt für die Westmächte an und es wirkte tragikomisch, daß jetzt auch Portugiesen, Siamesen, Maoris in der englischen Front aufmarschierten, Kanonenfutter aus aller Herren Länder.

Unser Jahresverlust in Frankreich betrug rund 700 000, der des Feindes 1 800 000. Bei so ungleicher, gegenseitiger Schwächung, wobei wieder der Ideal-Maßstab 1 zu 3 beinahe erreicht wird, sah die Entente heimlich wohl trübe dem Folgejahr entgegen. Ihr lächerliches Prahlen mit entscheidendem Sieg bei Verdun – Wiedergewinn verlorener Stellung! – zeigt die naive Autosugestion der menschlichen Natur. Doch das sorgsame Vertuschen unserer Mißerfolge erweist deutsche Amtlichkeit als gelehrigen Schüler der Ententegepflogenheiten. Relativer Mißerfolg des Vorjahres, wo Vorteil und Nachteil sich ziemlich ausglichen und nur das Verlustverhältnis viel ungünstiger war als früher, steigerte sich jetzt, positive Niederlagen an allen Punkten. Vom Siegeskuchen blieb sozusagen nur noch die Kruste übrig, das Meiste im Westen weggeknabbert und abgezwickt. Wie ist das zu verstehen? Keime des Zerfalls unserer Wehrmacht durch unersetzliche, unnatürliche Abnutzung? Doch daß Rußland und Rumänien bald von der Bühne abtraten, hob den Mut, während man auf uneingeschränkten U-Bootkrieg um so leichtfertiger Hoffnungen setzte, als die Zahl der U-Boote nicht entfernt dem Lärm der über England verhängten Papierblockade entsprach. Noch hielt England den vermeintlichen Vasallen Frankreich fest in den Klauen, ohne zu ahnen, wie dieser Patronisierte nur ans einst berühmte Wort von Österreichs Schwarzenberg dachte: »Wir werden die Welt durch unseren Undank in Erstaunen setzen.« Les Armées victorieuses de la France hatten nachher alles allein getan! Eine naivere Dummheit wie die Englands, sich selbst durch Aufpäppelung des alten Erbfeinds ins Fleisch zu schneiden, eine gerechtere Bestrafung dafür, als die von der moralischen Weltordnung verhängte, kennt die politische Geschichte nicht. Auch, daß Botschafter Buchanan die Kerenzki-Revolution anzettelte (beweist, daß eben nicht nur der Zarismus Nationalkrieg gegen die Teutonen wollte), erwies sich nachher als schlimmster Fehlschlag. Diese Ungunst verschärfter Lage ging für uns bald glücklich vorüber und in Frankreich steigerte sich der Defaitismus, den man natürlich viel rücksichtsloser niederschlug als bei uns eine Flottenmeuterei mit etlichen Zuchthausstrafen. Hätte man damals die Volksmarinedivision geahnt! Wer konnte glauben, daß die Mißstimmung über hochnotpeinliche Disziplin und Hoffart der Offiziere auf der Marine viel ärger gährte als in der Armee! Hier wird man leider nicht sagen können, daß nicht die Berufs- sondern Reserveoffiziere den Unwillen nährten.

Die Marine, dies Schoßkind deutscher Nation, brütete ein Basiliskenei aus oder richtiger ein faules Ei. Das Instrument als solches war glänzend, die Schiffe besser gebaut als die englischen, die Panzerplatten besser durchs Kruppsche Härtungsverfahren, die vielbeklagte kürzere Feuerzone schadete nicht immer. Das Treffen an den Falklandinseln, wo zuschauende Japaner verächtlich die Nase rümpften – »diese Gentlemen sind keine Samurei« – gereichte unserer Flotte zur höchsten Ehre wie ihr Sieg bei Coronel. Held Spee war ein ausgezeichneter Seestratege auch die Art, wie Souchon den Göben rettete, hervorragend. Wo finden wir bei der übermächtigen Entente-Marine Ähnliches! Die wahren Kriegsbeleber, Lloyd George und Clemenceau, konnten nur zu Lande wirken. 40 Mill. Engländer und Schotten (Iren aus guten Gründen nicht dafür gerechnet) scheinen 7 Mill. bewaffnet zu haben, d. h. fast 20 % der Bevölkerung wahrscheinlich fast die ganze Masse der Wehrfähigen. Frankreich bot laut Fochs Aussage anfangs 2 300 000 Bajonette auf, d. h. 3½ Mill. Effektiv. Bedenkt man die dauernden Riesenverluste (vergleichsweise zu Deutschland mindestens 6 Mill., an den Toten und Gefangenen bemessen), so sind von 39 Mill. gar über 9 Mill. Wehrfähiger und Untauglicher unter der Fahne gewesen. Diese fanatische Ausnutzung der Volkskraft bis zum letzten Mann – selbst Rußland strengte sich barbarisch an – fand kein Gegenstück in Deutschland, bei dem es sich doch um Sein oder Nichtsein handelte, nach dem ersten vaterländischen Aufschwung, wo Knaben und Greise sich zur Fahne drängten, drückten sich viele, wie sie nur konnten, keine schonungslose Diktatorfaust durfte »auskämmen«. Doch so sehr die jusqu' à bout und knock-out Politiker der Entente an Konvent und Wohlfahrtsausschuß der Carnotzeit erinnerten, zur See blieb ihr Wettersturm ohnmächtig. Die französische Flotte kam nur einmal vor Gallipoli zum Schuß, wo sie und noch mehr die englische sich von der alten Wahrheit überzeugten, daß gut gedeckte Strandbatterien jedes Schiffsfeuer bezwingen. Die englische, meerbeherrschende Marine führte nur Krieg gegen deutsche Frauen und Kinder, sie vollzog Hungerblockade unter Brutalisierung der Neutralen und wohlwollenden Augenzwinkern Wilsons, des Apostels der Menschenrechte, doch lieferte kein Trafalgar. Die Schlacht am Skagerack, wo beide Parteien sich fälschlich den Sieg zusprachen, enthüllte eine gewisse Überlegenheit deutscher Führung und brachte den Briten trotz Untergang von »Lützow«, »Pommern« und einiger Beschädigung von »Seydlitz«, »Derfflinger« fast dreifach größeren Verlust. Die englische Flotte blamierte sich, ungestrafte Beschießung der englischen Ostküste beschimpfte tödlich die Meerkönigin. Unsere Besatzungen gingen durchweg wie Helden unter. Was ferner U-Boote oder »Emden« leisteten überstieg jede mögliche Erwartung und erinnerte an die Zeiten Drakes, als seien Wagemut und nautische Überlegenheit auf die Hansaenkel übergetreten. Man wird dies für alle Zukunft festhalten müssen. Doch die Kehrseite der Medaille blieb vorerst verborgen, kein Mensch wußte, mit welch unerhörtem Bluff Tirpitz und Capelle ihre U-Bootherrschaft ausprahlten, obschon sie am besten unsere Rückständigkeit dieser Waffe bei Kriegsbeginn kannten, die Geringfügigkeit unsrer zahlenmäßigen Mittel. Völliges Versagen der ungeheuren U-Bootübermacht der Entente ist ein Kapitel für sich. Es scheint, daß die Deutschen es trieben wie bei der Filmkunst: Abwarten, Beobachten und dann alles weit übertreffen! Doch damit noch Amerikas Kriegserklärung herauszufordern, diese unglaublichste Torheit stürzte uns ins Verderben. Und was veranlaßte solche Albernheit? Einfach die angeborene Anmaßung der Berufsmilitärs, die alle Lehren des Sezessionskriegs mißachteten und unsere Warnung nicht hören wollten. Freilich wanden später die Yankees billige Lorbeeren ums Sternenbanner, sie schlugen sich überall tapfer, doch unerfahren, nur ihrer riesigen Übermacht verdankten sie alle ihre äußern Erfolge, für die sie als Marathonier gepriesen wurden!

Nichtsdestoweniger verdient Amerikas organisatorische Leistung noch höheres Lob als die Englands. Dürfen wir Gleiches von der deutschen sagen, von der doch In- und Ausland Unübertreffliches erwarteten? Beim Bestand der Artillerie im letzten Kriegsjahr hatte Bayern allein 275 Feld-, 190 (anfangs 22) schwere Batterien: 18 500 Geschütze mit 50 000 Pferden, dazu 4 Geb.-Batt., 98 Kompanien Pioniere und Minenwerfer. Man geht daher kaum fehl, unsre Art. bei Kriegsschluß auf 20 000 Geschütze zu schätzen, natürlich die weit größere Zahl dienstunfähig gewordener Stücke ungerechnet. Hier also darf man keine Achillesferse suchen, wie steht es aber mit Mannschaftsbestand? Erweitert man Bayerns 270 000 I., 90 000 Art., 10 000 P. 7500 Kav. aufs ganze ums Elffache, so sind dies rund 4 200 000 Streitbare, was selbstredend viel zu wenig wäre. Freilich müssen alle Ersatzrekruten, Etappendepots, Nichtstreitbare, kleinere Hilfswaffen, Marine als Zuschläge dienen, keinesfalls hat aber Bayern die Summe seiner angeblich 1 663 500 Wehrfähigen auch nur entfernt ausgenutzt. Diese Ziffer scheint freilich viel zu hoch gegriffen, obschon man nicht vergessen darf, daß innerhalb 4 Jahren neue Jahrgänge nachwuchsen. Demgemäß hätte Deutschland, dessen damalige Bevölkerungsziffer nicht feststeht – die letzte ordentliche Volkszählung war längst vorüber – und vielleicht sich 70 Mill. näherte, etwa 18 Mill. Wehrfähiger gehabt, was die höchste Vermutung von 14 Mill. weit übertrifft. Nun entspricht zwar obige bayr. Inf.-Zahl genau der Zahl ausgehobener Bataillone inkl. L. St., widerspricht aber sehr dem bayr. Weltkriegsverlust: 172 000 T. (exkl. 16 000 an Krankheit gestorbenen), 435 000 Verw. und Gef., was insofern zutrifft als Deutschland 1 800 000 Tote und rund 6 Mill. im ganzen verlor. Demnach hat Bayern seine 380 000 verfügbaren Streitbaren wahrscheinlich durch Ersatz verdreifacht und Deutschland nach gleichem Maßstab 12 Mill. ausgehoben, Bayern aber wäre immer noch um 525 000, Deutschland um 5–6 Mill. unter der verfügbaren Summe geblieben. Wir haben allen Grund zu glauben, daß dies leider zutrifft. Selbst wenn wir die Zahl Wehrfähiger sehr reduzieren, steht fest, daß sich Millionen »Unabkömmlicher« bis zuletzt herumtrieben und die Aushebung sehr ungleichmäßig geschah. Auf dem Land und in kleinen Landstädten wurde der letzte Mann eingezogen, in größeren Städten keineswegs, außerdem war außer den Kriegsindustriearbeitern (meist untauglich, viel Frauen dabei) ein unnützes Beamten- und Schreiberheer besoldet. Ein Montblanc von Papier, der zu Industriezwecken verwendbar war, wurde mit Tinte besudelt für nichts und wieder nichts, täglich neue »Verordnungen«. In Bern trieb sich ein kriegsstarkes Bataillon junger, gesunder Leute bei der Gesandtschaft herum, darunter viel »Edelste der Nation«. Nicht die Nation verlor den Krieg, Heer und Industrie taten beide Wunder, sondern der Staat, die Staatsmänner ohne Männer, die pedantisch äußerlich stramme, innerlich schlaffe Kriegsverwaltung mit ihren Kreuzen 1. Klasse für kommerzienrätliche Autofahrer. In Österreich liefen die Unabkömmlichen in Wien auf allen Gassen, alle Nichtdeutschen wurden schonend eingestellt, während in Tirol jeder Greis zum Stutzen griff. Die Türkei, über die Goltz sich und andere täuschte, war nur bedacht, viel aus uns herauszuschinden, ohne die deutschen Obersten Wehrle, Kannegießer usw. wäre Gallipoli gefallen.

Unpsychologisch verfuhr man auch in Wertung der stahlharten britischen Imperialpsyche. John Bull hielt seine Helfershelfer stramm am Wickel und besetzte die Nordfranzösische Küste als Faustpfand des Wohlverhaltens, Calais glich einem englischen Hafenort, man wettete damals, daß England nie wieder Calais verlassen werde. Vielleicht wäre ähnliches geschehen ohne Onkel Sam, der über französische Interessen den Schild hielt. Außerdem hatte Lloyd George den Geheimvertrag mit Wilson in der Tasche, der mehr als wohlwollende Neutralität verbürgte und am liebsten schon nach Lusitaniaversenkung Amerika in den Krieg gehetzt hätte. Weil aber mit der Parole »Wilson ist der Friede« gewählt, wäre ihm dies kaum möglich gewesen trotz alles Hochdrucks der Propaganda, wozu der famose Film »Kriegsfackel in Amerika« gehörte, dessen Pickelhauben und Biertrinker unser Commisvoyageur Erzberger in Zürich als – Japaner erkannte. (Auch die Propagandaleistung dieses pfiffigen Jesuiten in der Schweiz und in Italien verdient besondere Beschreibung). Da bot man Wilson endlich den ersehnten Vorwand und wiederum wußten unsere feinen Diplomaten nicht, was im freien Amerika die Vollmacht des Präsidenten bedeutet, nämlich Allmacht der Exekutive. Einen Terror wie Wilson ihn übte, würde kein monarchisches Land ertragen und Zähnefletscher Roosevelt (»mein Freund Roosevelt, Oberster Rough Riders« mit Tochter Alice als Taufpatin eines kaiserlichen Torpedoboots) stieß sofort ins gleiche Horn, um Wilson streberhaft zu überbieten. (Das Schicksal bereitete ihm dafür einsam qualvollen Tod ähnlich wie Wilson furchtbar büßte und Kitchener wie eine Ratte ersoff, doch außer diesen Kriegsverbrechern und dem Zaren laufen noch Schlimmere springlebendig herum, vom Schicksal mit Kainsmal gezeichnet).

Auch ohne Rücksicht auf den transatlantischen Meister war die Rechnung verkehrt; England durch Hungerblockade meistern zu wollen. Einst bei der Kontinentalsperre konnte seine Meerherrschaft nicht große Einbuße der Handelsmarine durch Kaperkreuzer verhindern (vergl. Trelawneys »Abenteuer«), auf der Insel herrschte Hungersnot, den Aus- und Aufständen der Arbeiter (vgl. Byrons Jungfernrede im Oberhaus) gesellte sich große Flottenmeuterei und doch hielt Albion durch, bis Napoleon am Boden lag vermittels besoldeter Kontinentalmächte. Nur durch Zerschmetterung Frankreichs konnte England auf die Knie gezwungen werden, daß der U-Bootkrieg ihm an der Leber fraß. Mögen auch tägliche Ziffern des H. B. übertrieben haben, es litt mehr Hunger und Not als das Ausland erfuhr. Auch unsere Luftraids richteten genug Unheil an, man staunt über die Taten unserer Aviatik angesichts solcher Übermacht feindlichen Luftzeugs. Doch was helfen die herrlichsten Leistungen, wenn das Schicksal zürnt und einem vermorschten System ans Leben will. Als jener Ton hallte »Nur ein guter Christ kann ein guter Soldat sein«, so war der Spott billig, denn wohl kann man tapfer und nicht religiös, doch nicht religiös und feige sein. Es ist höchst tapfer, die Gerechtigkeit des Weltenrechts anzuerkennen, auch wo sie gerechter als uns lieb ist. Man möchte aus der Haut fahren oder sich häuten wie die Schlange, doch leider ist jede Haut angeboren und angemessen. Gott schuldete uns nichts als Selbstvergeltung, alles Geschehen ist selber Ethik.


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