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Allegorie

Ein wundervolles Weib, herrlich und stolz die Glieder,
Zum weingefüllten Kelch wallt ihr das Haar hernieder.
Der Liebe Gift, der Trank, den die Spelunke braut,
Sie gleiten spurlos ab am Marmor ihrer Haut.
Sie lacht dem Tod und höhnt der wilden Lust Begehren
Der beiden Drachen, die da streicheln und versehren,
Und im Vernichtungsspiel doch immer noch verschont
Die strenge Hoheit, die im festen Körper wohnt.
Ruhend der Haremsfrau, der Göttin gleich im Schreiten
Wird in der Lust sie dir des Orients Rausch bereiten;
Mit ihren Armen, die sie weit geöffnet hält,
Winkt sie der Menschheit zu, umfängt sie eine Welt.
Sie glaubt, sie weiss es, sie, die grosse Unfruchtbare,
Die unentbehrlich doch im Gang der Weltenjahre,
Dass Schönheit ein Geschenk so wundervoller Art,
Dass jedem Frevel schon durch sie Entsühnung ward.
Sie achtet Hölle nicht, nicht Fegefeuers Wehen,
Und ruft die Stunde einst, den schwarzen Pfad zugehen,
Dann wendet sie den Blick zum Tod hin ohne Scheu,
Ein Kind, ganz unschuldvoll, ganz ohne Hass und Reu .


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