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Der listige Baumeister


Ein Mährchen.

Der Scheik Selim von Ispahan hatte einen Baumeister, mit Namen Ali, und einen Pastetenbäcker, der Hassan hieß.

Ali verstand seine Kunst vortrefflich. Die prachtvollste Moschee mit hellschimmernden Minarets und der unübertreffliche Palast des Scheik waren die Werke seiner Leitung und seines Fleißes. Deßwegen war er aber auch Einer von denen, die die Gunst Selims, des erfahrenen weisen Mannes, in hohem Grade genossen. Und wollte der Scheik einen neuen Garten anlegen, oder eine Straße, oder ein Haus bauen – wurde gewiß der Baumeister Ali gefragt; und wie dieser den Plan machte, mußte das Werk ausgeführt werden. Stand aber die Arbeit fertig da, und gefiel sie dem Scheik, woran nicht zu zweifeln war – dann wurde der Baumeister von seinem Herrn großmüthig beschenkt, so daß er nach kurzer Zeit unter die reichsten und wohlhabendsten Muselmänner gerechnet werden durfte.

Hassan, der Pastetenbäcker, sah mit neidigem Blicke auf den von seinem Herrn begünstigten Baumeister. Er sann Tag und Nacht, wie er sein Handwerk veredeln könne; er gab seinen Pasteten und anderen Backwerken verschiedene Formen, ja er baute mit Zucker und Teig Moscheen und Paläste, und schmückte sie mit Süßigkeiten aller Art. Dann trug er sie, stolz auf seine Kunst, zu dem alten Selim, und meinte, dafür rechtes Lob zu empfangen. Aber der Scheik lachte über den drolligen Einfall seines Pastetenbäckers so kräftig, daß er sich mit beiden Händen den Bauch halten mußte, und zerschnitt die zuckernen Moscheen und Paläste, und verzehrte sie unter Lust und Freude mit seinen Gästen, daß in weniger als einer Stunde von den Kunstwerken des Pastetenbäckers nichts mehr zu sehen war. So schnell aber die Süßigkeiten der künstlichen Speisen im Munde des Scheik zerschmolzen, ebenso schnell verschwand aus dessen Kopfe die Erinnerung an die vorzüglichen Leistungen des eiteln, lobbegierigen Hassan, der, trotz seiner Bemühungen, darum nie auf jene Stufe der Gunst seines Herrn gelangen konnte, auf der Ali, der Baumeister, triumphirte.

Das verdroß den Kunstbäcker nicht wenig, und er beschloß in seinem Herzen, an dem Baumeister, dem Liebling des Scheik, bei schicklicher Gelegenheit Rache zu nehmen. Eines Morgens ging er in eine Caravanserai, wo auch Ali hinkam, um bei einem Glase Sorbet die Erzählungen der Pilger aus der Wüste zu vernehmen.

»Was gibt's Neues?« fragte Ali einen fremden Pilger. Dieser antwortete: »Eben nicht viel! Nur muß ich meinem Bruder, dem Kaufmann Nureddin von Basra die Nachricht bringen, daß das Pfund Zucker um zwei Denare aufgeschlagen.«

»Ist's ein Wunder,« lachte Ali, der Baumeister, »seit Hassan, der Pastetenbäcker, in meine Kunst pfuscht, und Moscheen und Paläste aus Zucker baut?« Und Alle in der Caravanserai lachten mit Ali.

Darüber ergrimmte Hassan, sprang auf, zog seinen Dolch, fiel über den Baumeister her, und schnitt ihm auf einen Zug das rechte Ohr ab. »Morgen,« schrie er, »will ich dir dein Ohr in einer Pastete schicken, die besser schmecken soll, als Paläste und Moscheen, aus Zucker gebaut, die Selim, meinem Herrn, und seinen Gästen im Munde vergehen.«

Tags darauf schickte Hassan durch einen seiner Bäckerjungen dem Baumeister Ali wirklich eine wunderschön gelungene Pastete und ließ ihm einen guten Appetit zur Mahlzeit wünschen. Ali aber nahm die Pastete und trug sie als ein Meisterstück edler Kochkunst in die Küche des Scheik, mit dem Bedeuten, daß man sie dem Herrn auf die Tafel setze, als eine Speise, die alle Leckerbissen übertreffe.

Es geschah. Und der Scheik äußerte nicht nur sein Wohlgefallen über die Form der Pastete, sondern er ließ sich den Inhalt derselben vortrefflich schmecken.

Nach der Mahlzeit aber trat der Baumeister in das Gemach des Scheik, verneigte sich bis zur Erde, stellte sich hinter den Divan seines Herrn und sagte: »Mein Herr, Allah gebe dir eine gute Verdauung!«

»Dein Wunsch ist überflüssig,« lächelte der Scheik; »denn die Pastete war so fein, und Hassan hat meinen Geschmack so genau getroffen, daß ich eine zweite von ihm verlange.«

»Das wird nicht sein können,« erwiederte Ali mit trauriger Miene; »außer mein Herr muß ihm gebieten, daß er mir auch das linke Ohr wegschneide. Du hast das rechte Ohr deines Dieners gegessen, das mir der böse Hassan gestern im Zorne abgeschnitten, weil ich über seine zuckernen Moscheen und Paläste spöttelte.«

Als der Scheik dieß hörte, ergrimmte er so sehr, daß er augenblicklich einem Häscher gebot, Hassan zu ergreifen und ihn vor sein Angesicht zu bringen.

Hassan aber hatte erfahren, daß der Baumeister Ali die Ohrpastete dem Scheik zur Mahlzeit übersandt, und fürchtete sich so sehr, daß er alle Thüren seines Hauses versperrte, um nicht ergriffen werden zu können.

Der Häscher stand vor dem Hause und pochte an die Thüre. Da sah Hassan zu oberst aus dem Fenster, und fragte, was er wolle. »Du sollst kommen,« entgegnete der Häscher, »und dem Scheik, deinem Herrn, eine Pastete backen, wie die war, die er von Ali zum Geschenke bekommen, und deine Hand so meisterhaft verfertiget hat.«

Hassan aber schüttelte den Kopf und sagte: »Es thut mir leid, daß ich zu dem Scheik, meinem Herrn, nicht kommen kann. Sage dem Scheik, meinem Herrn, wie es mich überaus freue, daß ihm die Pastete, die ich dem Ali, seinem Lieblinge, geschenkt, so wohl geschmeckt habe. Ich würde auch sogleich eine zweite backen, wenn nicht Kopfwehe, Schwindel und Nasenkatarrh mich zwingen würden, das Bett zu hüten.«

Dabei langte er mit beiden Händen nach der Hirnschale, zog einen lauten Seufzer aus der Brust, ging vom Fenster, und – lachte sich recht vergnüglich in die Faust, daß er den Häscher, der bereits wieder die Straße hinaufschlenderte, so listig geprellt habe. Dann setzte er sich auf seinen Divan und sagte: »Ei, der Narr bin ich nicht, daß ich mein Haus verlasse, ehe sich der Zorn des Scheik gelegt, und Ali's Schmerz über den Verlust seines rechten Ohres sich gemildert hat. Ich trinke Sorbet und esse Zuckerbrod, und will mir's wohl sein lassen, so lange ich Arrest halten muß in meinem eigenen Hause.«

Der Scheik aber sandte den Tag über noch manchen Häscher zu Hassan, und ließ ihm drohen mit seiner Ungnade, wenn er nicht sogleich erscheinen wollte vor seinem Herrn. Aber Hassan entschuldigte sich durch den Einen mit Brustschmerzen, durch den Andern mit Kolik, durch den Dritten gar mit dem Zipperlein, oder Podagra, wie es die Aerzte zu nennen pflegen. So war die Nacht eingebrochen, und Hassan streckte sich, und schlief ruhig auf seinem Divan. –

Tags darauf in aller Frühe trat der Baumeister Ali vor den Scheik, verneigte sich, und sprach: »Erlaube mir, mein Herr, daß ich selbst hingehe, den Pastetenbäcker Hassan, meinen Feind, der mir ein großes Leid angethan, vor dein Angesicht zu führen.«

Der Scheik lachte und sagte: »Du närrischer Mensch, was fällt dir ein? Meinst du, Hassan werde mit dir gehen, da er alle meine Boten verachtet hat, und selbst die Ungnade seines Herrn nicht fürchtet? Doch, du magst dein Glück versuchen, und deine List, die man im ganzen Lande rühmt, auf die Probe stellen. Soll es dir aber wirklich gelungen sein, und bringst du deinen Feind vor mein Angesicht, so verspreche ich dir, gerechte Rache für dich zu nehmen an meinem Pastetenbäcker, den ich nun nicht mehr leiden mag.«

Der Baumeister verließ den Scheik mit der freudigsten Hoffnung, daß sein Plan nicht mißlingen könne, weil er den Hassan als einen dummen Mann kannte, der gewiß in die Falle gehen werde. Von dem Scheik hinweg begab er sich in die Hütte eines armen Fischers und sagte: »Fischer, gib mir für heute dein Kleid und deinen Angelstab; dann geh' mit mir und thue, was ich dir sagen werde. Bei Sonnenuntergang aber will ich dich, reichlich beschenkt, mit Kleid und Angelstab wieder nach Hause entlassen.«

Der Fischer entgegnete: »Ich stehe zu deinen Diensten, wohlweiser Ali, du Liebling Selim's, unsers großen erhabenen Scheik.«

Darauf hüllte sich Ali in das Kleid des Fischers, schwärzte sein Angesicht, nahm den Angelstab zur Hand und ging, von dem Fischer begleitet, seines Weges.

Am Hause des Pastetenbäckers Hassan lag ein großer Teich, den eine Menge der kostbarsten Fische bewohnte, die Hassan dem Feinschmecker Selim zu den besten Leckerbissen bereiten mußte. Der Fischer aber hatte den Auftrag, in der Woche zweimal im Teiche zu fischen, und mit Goldforellen und Aalen und dergleichen schwimmenden Matadoren die Küche des Scheiks reichlich zu versehen. Hinter dem Hause Hassan's stand Ali stille und sagte heimlich zu dem Fischer: »Versteck' dich hier, und richte dein Auge unverwandt auf die Hausthüre, bis man sie wird von innen geöffnet haben. Dann aber, wenn du siehst, daß Hassan zu mir wird herausgetreten sein – dann springe flugs hinan, und schließe die Hausthüre zu, und wirf den Schlüssel in den Teich. Und nachdem du dieß gethan, eilst du mir zu Hilfe, damit wir den Pastetenbäcker gefangen nehmen, um ihn vor das Angesicht des Scheik zu führen, wie es der Wille meines Herrn gebietet.« –

Der Fischer stellte sich hinter die Dattelpalme an Hassan's Hause, von wo aus er gerade die Hausthüre genau im Auge hatte, und verhielt sich so stille und eingezogen, wie ein schlauer Vogelsteller. Ali aber schlenderte am Hause vorüber, summte ein Liedlein, wie es sonst der Fischer that, wenn er zu fischen kam, und setzte sich endlich in der Entfernung von einigen hundert Schritten am Ufer des Teiches nieder. Dann begann er in seinem Geschäfte, befestigte den Köder an der Spitze der Angel, that dieß und jenes, um seinen Eifer zu zeigen, und warf endlich die Schnur in das trübe Wasser des Teiches. So sehr Ali sich Mühe gab, die Manieren des Fischers nachzuahmen, so wollte ihm doch so Manches nicht gelingen. Und er befürchtete fast, der Pastetenbäcker möchte vor der Zeit seine List entdecken.

Hassan aber, der durch das Fenster schaute, und aus Langeweile die kleinen, flockigen Wölkchen am Himmel zählte, meinte wirklich, der Fischer sitze am Teiche, und da er sein ungeschickt Treiben sah, lachte er aus vollem Halse und schrie hinüber: »Du dummer Djafar, hast du gestern wieder einmal zu viel Sorbet getrunken, und deinen Magen überfüllt mit Pistacienkuchen, weil du heute so träge bist und dein Handwerk auf so einfältige Weise treibst? Wär' ich nur der große Selim, ich wollte dich mit der Bastonade munter machen.«

Der vermeintliche Fischer entgegnete mit keiner Silbe, sondern stieß nur einen faulen Seufzer in die Luft hinaus. In dem Augenblicke war's, als ob ein Fisch anbeißen wollte; er zog die Angel heraus, so schnell er konnte; allein es hing nicht nur kein Fisch an ihrer Spitze, sondern auch der Köder war hinweg. Da lachte Hassan noch viel ausgelassener, als zuvor, und schrie: »Du bist mir ein sauberer Fischer, du! Wenn ich meine Kunst nicht besser verstände, so hätte dem Scheik meine letztgebackene Pastete mit dem rechten Ohr meines Feindes Ali nicht so vortrefflich geschmeckt, daß er eine zweite von mir verlangte, die ich ihm auch augenblicklich verfertigen wollte, wenn ich nur wüßte, wie ich Ali's linkes Ohr bekommen könnte.«

Der Fischer sagte kein Wort, sondern seufzte zum zweiten Male, und trieb seine Arbeit mit einer Geduld, daß man sich verwundern sollte. So oft er aber die Angel herauszog, war sie leer. Wie konnte es auch anders sein? Ali hatte absichtlich ein Stückchen von einem faulen Apfel statt eines Köders an die Angel gesteckt, daß ja kein Fisch anbeißen sollte. Denn mit dieser List wollte er den bösen Hassan, der die Fischerei mehr liebte, als die Pastetenbäckerei – aus dem Hause locken.

Hassan hatte eine ungestüme Freude über die fruchtlose Arbeit des dummen Fischers, wie er ihn zehnmal in einer Viertelstunde zum Fenster heraus schalt. Endlich da die Sonne im Mittag stand, und der Fischer noch kein Schüppchen erbeutet hatte – schrie der Pastetenbäcker so laut er konnte, den Vorübergehenden zu: »Eilt doch zum Scheik, und sagt ihm, er möge den Mann dort vom Teiche jagen lassen; denn es sei eine unerhörte Sache, daß ein Esel einen Fisch fangen könne.«

Darauf aber ergrimmte der Fischer, sprang auf, und stampfte das Ufer mit den Füßen, und entgegnete: »Wer es besser verstehen will, der komme heraus aus seinem Hause, und beweise in der That, daß seine ganze Kunst nicht blos in elendem Spott bestehe!«

»Ja, das will ich dir beweisen, daß ich es besser verstehe, als du, dummer Djafar, einen kostbaren Fisch an die Angel zu locken!« schrie der übermüthige Hassan, schlug das Fenster zu, und wollte aus dem Hause gehen. Allein, da er den Schlüssel an die Hausthüre steckte, fiel ihm bei, daß er doch nicht trauen dürfe, weil die Häscher des Scheik in der Nähe sein könnten. Er trat also wieder zurück in das innerste Gemach, und dachte bei sich: »Mag der dumme Djafar machen, was er will – was geht es mich an?«

Und er aß und trank, bis er mehr als genug hatte. Dann streckte er sich auf den Divan nieder, und übergab sich einem langen, festen Schlafe, aus dem er erst erwachte, da die Sonne schon ihrem Untergange nahe war. Jetzt trieb ihn die Neugierde wieder an's Fenster. »Beim Grabe des großen Propheten,« lachte er vor sich hin, »der dumme Djafar sitzt immer noch am Teiche – und – o daß ihn der Sand der Wüste verschütten möchte! – er hat noch kein einzig Fischlein gefangen, das auch nur einen Mandelkern werth wäre.«

Dann öffnete er das Fenster, und schrie hinaus: »Wie geht es dir, du dummer Djafar? Hab' ich nicht gesagt, daß der Esel kein Fischlein fängt, und wenn man warten wollte, bis der Prophet von Mecca alle seine Anhänger abgeholt hat in die Freuden des Paradieses? Geh' heim, du einfältiger Knabe, und plage dich nicht länger vergebens mit einer Arbeit, der du nicht gewachsen bist.«

Der Fischer aber seufzte, weinte und entgegnete: »Ach, mein Herr! Wenn ich nun heimkomme, wird mich der Scheik meines Dienstes entsetzen. Denn ich muß einen Fisch bringen, und wenn er auch nicht so viel werth sein wird, als der Köder an der Angel!«

Darauf sagte Hassan: »Beim Bart des großen Propheten, den Allah segnen wolle – du dauerst mich, du dummer Djafar. Und ich könnte dir wohl aus der Verlegenheit helfen; denn die ganze Stadt weiß, welch' ein glücklicher und kluger Fischer der Pastetenbäcker des Scheik ist. Allein ein besonderer Umstand, der dir wohl auch nicht verborgen geblieben, hält mich in meinem Hause zurück.«

»Ich weiß,« entgegnete der Fischer, »daß dir der Baumeister Ali viel zu schaffen macht, und der Scheik zu Gunsten dieses Mannes gestern seine Häscher zu dir gesandt mit dem Auftrage, dich gefangen zu nehmen, wo immer außer deinem Hause sie dich treffen würden. Allein der Scheik muß milder gegen dich geworden sein – denn ich habe den ganzen Tag keinen Häscher in der Nähe deines Hauses gesehen. Du plagst dich wohl mit falscher Furcht, mein Herr – oder du müßtest nur einen Argwohn gegen mich, den armen, unglücklichen Fischer, in deinem Herzen haben!«

»Gegen dich?« rief Hassan, und lachte: »O du dummer Djafar! Was würdest du auch gegen mich vermögen, da du nicht einmal im Stande bist, einen Fisch zu fangen? Nun, so will ich dir denn gleich beweisen, daß ich mich nicht in mein Haus verschließe eines Esels wegen. Warte nur, ich komme zu dir; und wenn ich nicht in wenigen Minuten einen Fisch an der Angel habe, sollst du mich meinem Feinde Ali ausliefern dürfen, ohne daß ich mich dagegen wehre.«

Hassan ging vom Fenster. Und der Fischer zitterte vor Freude, da er wenige Sekunden darauf die Thüre des Hauses sich öffnen sah. Vorsichtig trat Hassan auf die Schwelle, warf die Blicke rechts und links, und da er keine Gefahr witterte, trat er vollends aus dem Hause, indem er noch die Klugheit hatte, die Thüre weit offen zu lassen, um, wenn es nothwendig würde, mit einem einzigen Sprung in's Haus zurückeilen zu können. Allein in dem Augenblicke, da der Pastetenbäcker wohlgemuth zum Teiche ging, kroch der Fischer Djafar hinter der Dattelpalme hervor, schlich zur Hausthüre, schloß sie von Außen zu, und war zu gleicher Zeit, indem er noch den Schlüssel in den Teich warf, mit Hassan bei dem vermeintlichen, dummen Fischer angekommen. Dieser warf Angel und Kleid von sich, und zeigte sich mit spöttischer Verneigung als Ali, der Baumeister des Scheik.

Hassan erschrack und wollte in sein Haus zurückspringen, da sah er den eigentlichen Fischer Djafar hinter sich, und die Thüre seines Hauses verschlossen. Er schämte sich nun nicht wenig, daß er sich von seinem Feinde hatte so arg überlisten lassen, und ergab sich, da ihm der Fischer mit geschickter Hand den Dolch aus dem Gürtel gezogen, nach geringem Widerstande.

»Ei,« spottete der Baumeister Ali, da er, mit Hilfe des Fischers seinen Feind gefangen fortschleppte, »was du mir aus dem Fenster deines Hauses so freundlich zugerufen, ist wahr! Es hat noch nie ein Esel einen Fisch gefangen. Doch mußt du mir auch zugeben, daß jetzt ein Fisch einen Esel gefangen. Hab' ich nicht den ganzen Tag deinen Schimpf ertragen, und bin dabei so stumm und geduldig geblieben, wie ein Fisch? Und bist du nun nicht der Esel, den ich gefangen habe?«

Der Fischer Djafar, auf den eigentlich die Spottreden Hassan's den ganzen Tag hindurch vermeint gewesen, und der sich darüber hinter der Dattelpalme bis in die Seele hinein geärgert hatte, rächte sich unter Weges nach Herzenslust an dem gefangenen Spötter, indem er ihm ein paar Dutzend Rippenstöße beibrachte.

Der Scheik Selim verwunderte sich höchlich über die feine List seines Baumeisters, als Hassan gefangen vor ihm stand, und er sich den Hergang der Verhaftung hatte erzählen lassen. Endlich sagte er: »Mein vortrefflicher Pastetenbäcker, mir hat dein letztes Backwerk so ausnehmend geschmeckt, daß ich mir ein zweites von deiner Kunst verlange. Dazu mußt du dein linkes Ohr hergeben. Das rechte aber gehört dem Baumeister Ali, dem du das Seinige gestohlen hast.«

Nun wurden dem tiefbetrübten Pastetenbäcker die Ohren abgeschnitten; das linke mußte er dem Scheik in einer Pastete als Leckerbissen bereiten, das rechte aber sollte er dem Baumeister zurückgeben. Doch Ali weigerte sich, es anzunehmen, indem er sagte: »Davor bewahre mich der große Prophet, daß ich mir ein Eselsohr ankleben lasse. Erlaube mir, mein Herr, daß ich ohne Hassan's rechtes Ohr bleibe; denn mit diesem Ohr könnte ich die Bauten, die du mich aufführen heißest, erbärmlich verpfuschen. Weil du aber einen ganz besonderen Appetit in dir verspürst zu der neuerfundenen Speise, die Hassan so meisterhaft zu backen versteht, so laß dir von ihm nur auch die dritte Pastete zurichten!«

Der Plan des Baumeisters gefiel dem Scheik. Hassan aber heulte vor Zorn, und schwur seinem Feinde furchtbare Rache. Anfangs wagte er es kaum, über die Straßen zu gehen; denn man verlachte ihn; und die Buben liefen ihm nach und schrieen: »Seht da, den Mann ohne Ohren!« Noch ärger war's, als er auf den Einfall gekommen war, sich etwas Ohrenähnliches aus Zucker an die ohrenlosen Stellen anzukleben. Da hieß man ihn von der Stunde an den Mann mit den gebackenen Ohren. Den Baumeister Ali aber verhöhnte kein Mensch. Im Gegentheile, man bewunderte seine zauberähnliche Kunst. Denn er erschien Tags darauf mit einem Ohre, das er aus leichtem Korkholz so meisterhaft geschnitzelt hatte, als ob es aus Fleisch und Blut bestände. Ja, Viele meinten, es sei ihm das rechte Ohr nachgewachsen, weil er so listig war, laut auf zu schreien, wenn man ihn in das hölzerne Ohr zwickte.

Einige Zeit darauf erkrankte Selim, der große Scheik; denn er hatte sich durch den übermäßigen Appetit, mit dem er die Ohrpasteten verzehrte, eine lästige Unverdaulichkeit zugezogen, die endlich in Magenverhärtung überging. Und nach drei Monaten starb der große Selim. –

Sein Sohn Almansor, ein eben so berühmter Feinschmecker, wie sein Vater, liebte Zuckerwerke mehr, als Bauwerke, obwohl man nicht sagen kann, daß er letztere geradehin verachtete. Die natürliche Folge davon war, daß der Pastetenfabrikant Hassan mit den gebackenen Ohren in der Gunst des neuen Herrn stieg, während Ali mit dem künstlichen Ohre herabfiel.

»Nun,« dachte Hassan, »ist die Zeit gekommen, daß ich mich rächen kann an meinem Feinde.« Er sann Tag und Nacht darüber nach, wie dieß am besten ginge. Denn seine Rache verlangte nicht weniger, als den Tod des listigen Baumeisters.

Endlich eines Morgens beim Erwachen klatschte er in die Hände, und rief voll ungestümer Freude: »Ich hab' es nun? Ein Traum! Ein Traum! – Warte nur, du sauberer Ali! Ich will dir eine Pastete backen, nicht aus Mehl und Butter, nicht aus Zucker und Eiern, sondern aus List und Rache, an der du dir nicht die Zähne, sondern dein frisches, junges Leben ausbeißen sollst.«

Hierauf kleidete er sich an, wie zum vornehmsten Feste im Ramadan, bedeckte das geschorene Haupt mit einem seidenen, goldgestickten Turban, schrieb auf eine Pergamentrolle etwas Räthselhaftes nieder, rollte sie zusammen, nahm sie unter den Arm, und zog bedächtigen Schrittes über die Straße dem Palaste des Scheik zu. –

Und als er vor Almansor, dem Sohne des großen Selim stand, verneigte er sich bis zur Erde, und hub an: »Allah ist Gott, und außer ihm ist kein Gott! Und Mohamed ist sein großer Prophet, der sich mir heute Nacht geoffenbaret hat in einem wunderbaren Traume.«

Der junge Scheik spitzte die Ohren, um recht genau zu hören; denn er liebte das Wunderbare und Abenteuerliche, und war nicht so hellen Geistes, wie Selim, sein verstorbener Vater, der die Ohren lieber in einer Pastete verzehrte, als daß er sie zum Anhören unsinnigen Aberglaubens gebraucht hätte. – »Laß hören, mein getreuer Pastetenbäcker!« rief Almansor, indem er aus der langen Pfeife, die ihm ein schwarzer Sklave dargeboten, mächtige Rauchwolken in die mit Wohldüften erfüllte Luft jagte, und aus der bunten Schale von chinesischem Porzellan von Zeit zu Zeit den schwarzen Kaffee schlürfte.

»Ich schlief,« fing der Pastetenbäcker mit wichtiger Miene an, »auf meinem Divan so fest und ruhig, wie noch nie. Da kam es mir auf einmal vor, als stände ich an der Pforte des Paradieses. Ich wollte meinen Blicken kaum trauen, da sah ich auch schon den großen Propheten vor mir, der die Pforte des Paradieses öffnete, und mir freundlich winkte, ihm zu folgen. Das that ich auch mit aller Bereitwilligkeit, weil ich schon hier auf Erden stets gewohnt bin, nach seinem Willen zu handeln. Und, bei Allah's unsterblicher Macht, es hat mich nicht gereut; denn ich sah, großer Almansor, unter viel Tausend Glücklichen deinen Vater, den erhabenen Selim. Er eilte auf mich zu, drückte mir die Hand, und erkundigte sich sogleich nach seinem edlen Sohne. Und endlich beim Abschiede, nachdem ich an seiner Tafel eine Pastete verzehrt hatte, die ich, so hoch im Reiche Almansor's meine Backkunst gepriesen wird, um das ganze persische Reich nicht im Stande wäre, zu verfertigen – gab er mir eine Pergamentrolle in die Hand und sagte: »Bringe diesen Brief meinem Sohne, dem großen Scheik Almansor! Gib aber wohl Acht, daß du die Rolle nicht verlierst; denn der Inhalt derselben ist sowohl für mich als auch für meinen Sohn von der größten Wichtigkeit. Wenn Almansor den Brief nicht erhält, mußt du die Nachlässigkeit, die du dir zu Schulden kommen lässest, mit deinem Kopfe bezahlen.« Ich versprach mein Möglichstes zu thun, verneigte mich vor seiner Hoheit, und hatte das Glück, von ihm begleitet zu werden bis an die Pforte des Paradieses, die sich vor dem angesehenen Herrn von selbst öffnete. Hier beliebte es dem großen Selim, auf die Ohrpasteten, die ihm auf Erden so vortrefflich mundeten, daß er sich eine Unverdaulichkeit zugezogen, eine feine Anspielung zu machen, indem er mich ziemlich kräftig auf meine zuckernen Ohren schlug, durch welchen Schlag ich glücklich erwachte, und mich mit Leib und Seele wieder im Reiche der Sterblichen befand. – Ich hätte Alles für leeren Schein gehalten, allein – o Wunder über Wunder – ich hatte diese Pergamentrolle in der Hand, die ich dir, mein Herr, als einen Brief von dem großen Selim hiemit feierlich überreiche.«

Die Erzählung des Pastetenbäckers hatte den Scheik Almansor in großes Erstaunen versetzt. Er nahm sogleich die Rolle zur Hand, öffnete sie, und betrachtete die Schriftzüge seines Vaters. Sie wollten ihm freilich etwas fremdartig vorkommen, und er konnte sich nicht enthalten, die Bemerkung zu machen, Selim's Hand habe zur Zeit, da er Scheik von Ispahan gewesen, viel schöner und deutlicher geschrieben. »Ja wohl,« sagte der schlimme Hassan, »der große Selim meinte auch: Mein Sohn Almansor wird stutzen über meine jetzige Handschrift. Allein, mein getreuer Pastetenbäcker, setzte er hinzu, sage meinem Sohne, in den Freuden des Paradieses sei das irdische Gescripsel ganz abgekommen, vorzüglich aus dem Grunde, weil der große Prophet verhüten wolle, daß durch irgend einen Recensenten die Glückseligkeit des himmlischen Reiches gestört werde.«

Almansor war mit der Erklärung des Pastetenbäckers vollkommen zufrieden, und las mit lauter Stimme, wohl aber der Buchstabirunterbrechung wegen etwas langsamer, wie folgt: »Mein lieber Sohn Almansor! Ich befinde mich in den Freuden des himmlischen Paradieses, wie dir der vortreffliche Pastetenbäcker Hassan erzählen wird. Ich begleite hier das hohe Amt eines Califen im weitausgebreiteten Reiche des großen Propheten, und bin im Begriffe, den wunderlieblichen Houris, die mich vor vielen andern vornehmen Herren auszeichnen, einen goldenen Harem bauen zu lassen. Leider aber befindet sich hierorts kein einziger guter Baumeister. Daher bitte ich dich, sende mir den Baumeister Ali, auf dessen Kunst ich so großes Vertrauen setze, daß ich mich unterstand, mit dem erhabenen Propheten zu wetten, seine himmlischen Baumeister seien nur Pfuscher gegen meinen irdischen Ali. Am schnellsten kann er zu mir gelangen, wenn du ihn auf einem hölzernen Gerüste, das wie ein kleiner Palast geformt ist, dem Feuertode weihest. Er wird wie ein Phönix aus den Flammen zu mir herüberfliegen. In der fröhlichen Erwartung, du werdest meine Bitte so schnell und pünktlich, als möglich, erfüllen, bin ich dein treuer Vater, der große Selim. Nachschrift. Den Pastetenbäcker Hassan, wenn er seine Botschaft genau vollführet hat, empfehle ich deiner besondern Huld und Gnade.«

Almansor schlug die Hände über dem Kopfe zusammen aus purer Freude, daß der Vater in der Herrlichkeit des Paradieses seiner noch gedenke, und entließ den Pastetenbäcker mit den unzweideutigsten Freundschaftsbezeugungen, und mit dem gewissen Versprechen, die Bitte des großen Selim alsobald erfüllen zu wollen. Ja er rief ihm noch nach: »Dein Weg, Hassan, führt dich an Ali's Wohnung vorüber! Melde dem Baumeister, er solle sogleich zu mir kommen, indem ich etwas sehr Wichtiges mit ihm zu sprechen habe.«

Hassan frohlockte in seinem Innern, und hatte keinen andern Wunsch, als das Netz, in dem er bereits den abergläubischen Almansor gefangen, möge für den Baumeister zur Todesflamme werden. Er grüßte diesen, da er ihn vor der Thüre seines Hauses müßig traf, mit verstellter Freundlichkeit, und sagte: »Allah segne dich, mein lieber Ali, und verhüte, daß wir fernerhin in Feindschaft leben. Leihe dein künstliches Ohr meinen Bitten, mit denen ich dir den Vorschlag mache, beiderseits an die Vergangenheit nicht mehr denken zu wollen.«

Ali aber, der von Hassan's Falschheit zu sehr überzeugt war, als daß er seiner Rede trauen wollte, entgegnete: »Deine Worte sind so süß, wie deine zuckernen Ohren, aber ohne wahrhaftiges Leben, so wenig, wie mein künstliches Ohr, das glücklicher Weise die Reden deiner argen Verstellung nicht vernehmen kann. Was aber mein natürliches Ohr betrifft, so ist, Dank dem großen Propheten, sein Gehör noch so fein, daß es deine Worte als ehrlose Lügen zu deuten vermag. Ich will keine Gemeinschaft mit dir haben, du trugvoller Pastetenbäcker! Allah verdamme deine Arglist!«

Und mit diesen Worten kehrte Ali dem bösen Hassan den Rücken. Dieser aber lachte aus vollem Halse, und sagte beim Weggehen: »Ei, ei, das Wichtigste hätt' ich beinahe vergessen. Ich komme so eben von Almansor, der mir den Auftrag gegeben, dir zu melden, daß du sogleich vor ihm erscheinen mögest, weil er etwas höchst Nothwendiges mit dir zu reden habe.« –

»Das kann nichts Gutes sein,« dachte der Baumeister, »weil mein ärgster Feind den Auftrag hat, mich zum Scheik zu rufen!« – Doch Ali hatte ein gut Gewissen, und machte sich kecken Muthes auf den Weg nach dem Palaste des Scheik von Ispahan.

»Mein lieber Baumeister,« sagte Almansor kurz und offen zu dem eintretenden Ali, »bereite dich vor zum Hingange in die Freuden des himmlischen Paradieses. Ich habe von Selim, meinem verstorbenen Vater, den Allah segnen wolle, einen Brief erhalten, worin er mir schreibt, daß er seinen Baumeister Ali zur Ausführung eines goldenen Palastes für die niedlichen Houri's höchst nothwendig bedürfe. So wahr ich selbst einmal in's Paradies eingehen will, so bestimmt will ich die Bitte meines erhabenen Vaters erhören. In den Flammen eines kleinen hölzernen Palastes, den du in aller Eile selbst noch erbauen sollst, mußt du in das Land der Herrlichkeit hinüber schweben. So spute dich, mein lieber Ali! Nach Ablauf von dreißig Tagen muß die Arbeit vollendet sein; und ich selbst will das Holz entzünden, in dessen Flammen du nach dem himmlischen Paradiese fliegen sollst!« –

Ali erschrack, daß er zitterte, und wurde todtenblaß. Allein er faßte sich alsobald, und entgegnete, weil er Almansors festen Willen erkannte, mit den unterthänigen Worten: »Es geschehe, wie mein Herr befohlen hat. Nur bitte ich, den hölzernen Palast, in dessen Flammen ich verschwinden soll, in dem Garten hinter meinem Hause erbauen zu dürfen, damit ich, mein Eigenthum im Auge, ruhig und getrost von hinnen scheide!« –

»O du vortrefflichster Baumeister,« rief Almansor entzückt über Ali's Bereitwilligkeit, »diese Bitte soll dir von Herzen gerne gewährt sein, um so mehr, da der große Selim hierüber keine ausdrückliche Bestimmung erlassen!«

Der Scheik würdigte seinen getreuen Diener, der ihm seines dummen Aberglaubens wegen lieber eine Ohrfeige gegeben hätte, einer freundschaftlichen Umarmung, und lud ihn ein, indem er sagte: »Am Tage deines glückseligen Feuertodes sollst du zum Abschiede noch eine Pastete mit mir verzehren, die Hassan mit allem Aufwande seiner Kunst bereiten muß.«

Sich tief verneigend verließ Ali den Scheik von Ispahan, ging niedergeschlagenen Hauptes nach Hause, und verschloß sich in das Innerste seiner Gemächer. Hier überließ er sich tiefem Nachdenken. »Das ist,« sagte er nach einer Weile zu sich selbst, »das ist ein derber Streich, den mein Feind Hassan auf mein Leben führt. Und wahrhaftig, ich hätte nie geglaubt, daß ein so arglistiger Plan in dem Gehirne des dummen Pastetenbäckers stecken könnte. Oder sollte ich noch einen Feind in Ispahan haben, der auf mein Leben zielt? – Nein, nein! Es ist Hassan, der Mann mit zuckernen Ohren und falschen Worten. Doch warte nur, du Bösewicht! Den Baumeister Ali soll seine Kunst aus der Schlinge ziehen; du aber, der nichts gelernt hat, als den Leuten ein süßes Maul zu machen und ihnen dadurch den Geschmack an schönen und nützlichen Dingen zu benehmen – du sollst in der nämlichen Falle gefangen werden, die du für mich gelegt.« –

Nun wurde der Baumeister auf einmal munter, trat aus seinem Gemache, und fing sogleich an, in dem Garten hinter seinem Hause den Platz zum hölzernen Palaste, in dem er nach wenigen Tagen sterben sollte, auszumessen. Die Bewohner von Ispahan, denen Hassan Selim's Brief gar umständlich erzählt hatte, konnten sich über Ali's Ruhe nicht genug verwundern. Ali aber sagte lächelnd: »Wie freut es mich, daß ich zu Selim, meinem Herrn komme, bei dem meine Kunst so hoch angeschrieben, daß er mir den Bau eines himmlischen Palastes anvertraut. Den Hassan aber kann er nicht brauchen, weil ein besserer Pastetenbäcker im Paradiese ist, von dem Hassan selbst bekennt, daß er, ihm die Schuhriemen aufzulösen, nicht würdig sei.« –

Ali baute jeden Tag an dem hölzernen Hause so eifrig fort, daß ihm oft der Schweiß von der Stirne rann. In der Nacht aber, wenn alles Volk meinte, er liege, müde von der schweren Arbeit, auf seinem Divan in festem Schlafe – war er noch viel eifriger mit dem Baue eines unterirdischen Canales beschäftigt, den er von dem innersten Gemache seines Hauses aus in gerader Linie auf den hölzernen Palast zu wölbte, und an einer Stelle, wo das aufmerksamste Auge es nicht leicht entdecken konnte, mit einem eisernen Thürlein versah.

Noch ehe der dreißigste Tag anbrach, hatte der Baumeister seine Arbeit vollendet, seine irdischen Angelegenheiten in Ordnung gebracht, und erwartete die verhängnißvolle Stunde so ruhig, als ob er in die nächste Caravanserai gehen wollte, aus der er beim Untergang der Sonne in sein Haus zurückzukehren gewohnt war. –

Der bestimmte Tag erschien. Ali begab sich in den Palast des Scheik, um mit ihm die versprochene Pastete zu verzehren. Hassan war auch zugegen, und fragte spöttisch lächelnd den Baumeister, wie ihm die Pastete schmecke. »O ganz vortrefflich,« entgegnete der Baumeister, »und so es Almansor, mein Herr, mir erlaubt, nehm' ich eine Portion mit in's Paradies hinüber für den großen Selim! Sollte ihm aber dein Backwerk noch munden, so geschieht es vielleicht durch meine Fürbitte, daß er deiner gedenkt und dich als Küchenvasall dem berühmten Pastetenbäcker im himmlischen Reiche unterordnet.«

Unter der Larve verbindlicher Freundlichkeit verbarg Hassan seinen Ingrimm über die Worte des Baumeisters. Zugleich aber erblaßte er, weil ihn in diesem Augenblicke eine abergläubische Furcht befiel. Denn er dachte an Feen und Geister, und daß Ali, den Betrug, den er ihm gespielt, im Paradiese erfahrend, wirklich als Gespenst ihm erscheinen, durch die Lüfte ihn mit sich fortführen, und aus Rache in irgend einen schrecklichen Abgrund ihn stürzen könnte. Bald aber faßte er sich wieder, zwang sich zu lächeln, und entgegnete auf Ali's Rede: »Du wirst mir eine große Gefälligkeit erweisen, mein lieber Freund, wenn du deine Fürbitte für mich noch etwa dreißig Jahre hinaus schiebest.«

Ali würdigte den Pastetenbäcker keines Wortes mehr, sondern verbeugte sich, Abschied nehmend, vor dem Scheik Almansor, der ihn segnete, und an der Spitze einer großen Volksmenge zum hölzernen Palaste in den Garten hinter seinem Hause begleitete.

Hier betete der Baumeister voll Entschlossenheit und Ruhe ein kurz Gebet, das Angesicht gegen Mecca gerichtet. Dann öffnete er mit einem goldenen Schlüssel die Pforte in die große Leichenbahre, und gab den Schlüssel dem Scheik, mit den Worten: »Wenn ich eingetreten bin, mag mein Herr die Thüre selbst verschließen.«

Dann nahm er noch einen Trunk Sorbet zu sich, steckte ein dampfendes Rohr mit dem besten muselmännischen Kanaster in den Mund, und trat majestätisch in den Palast ein, dessen Pforte der Scheik hinter ihm verriegelte und versiegelte.

Das Volk erhob ein gewaltiges Freudengeschrei über den Heldenmuth des edlen Mannes, und murmelte für ihn verschiedene geheimnißvolle Gebete in die Lüfte, bis der Scheik mit einem brennenden Reisbüschel hinantrat, und einen Balken des Palastes entzündete. Dieß war das Zeichen für die Menge. Unter tobendem Geschrei suchte Jeder dem eingeschlossenen Baumeister die letzte Ehre zu erweisen, lief mit einem brennenden Holze hinan, und legte es an eine leicht entzündbare Stelle des Leichengebäudes.

Nach wenigen Secunden loderten die Flammen, schauerlich leckend, in die mit schwarzen Rauchwirbeln verdunkelte Höhe. Und in einer Viertelstunde war der ganze Palast ein glühender Feuerofen. Allein aus dem Innern des großen Sarges hörte man keinen Schrei, nicht einmal einen Seufzer. Allgemein staunte man über den wunderbaren Heldenmuth des Baumeisters, und das Volk nannte ihn einen Heiligen. –

Ja, nachdem der Palast zu einem Aschenhaufen zusammengebrannt war, wollten Viele ein Knöchlein von den Fingern und Zehen, oder ein Stücklein von den Brustrippen, unter denen das großartige Herz geschlagen, mit sich nach Hause nehmen; weil sie meinten, eine solche Reliquie als Amulet getragen, könne den Leib und die Seele vor jedem gespenstischen und hexenhaften Angriff bewahren. Allein es war, trotz aller angewandten Mühe, kein Stäubchen von dem Körper des verbrannten Ali aufzufinden. Das verdroß besonders den Pastetenbäcker, der am eifrigsten nachgesucht, aus dem bekannten Grunde, weil er auch die größte Furcht vor geisterhaften Erscheinungen, sei es aus Mangel an besserer Erziehung oder wegen der Ueberzahl der Gewissensbisse, in sich verspürte.

Mißmuthig und von schlimmer Ahnung gequält, ging er nach Hause, und konnte sich den grausamen Gedanken gar nicht aus dem Kopfe schlagen, Ali werde ihn bereits im himmlischen Paradiese anschwärzen. Er war nun darauf bedacht, die Rache des verbrannten Baumeisters einigermaßen zu mildern, und ließ zu diesem Behufe gleich den andern Tag an der Stelle, wo Ali den heldenmüthigen Tod gestorben, eine ungeheuer große Pastete aus Cedernholz zum ehrenden Andenken des Verblichenen zu bauen anfangen.

Ali aber, der in dem Innern des Palastes, da dieser dampfte und flammte, durch das verborgene enge Pförtchen in den unterirdischen Canal, und durch diesen in das tiefste Gemach seines nahestehenden Hauses gekrochen war, ohne auch nur die geringste körperliche Verletzung zu erhalten – mußte doch recht herzlich lachen, wenn er manchmal durch ein kleines Fensterlein in den Garten hinaus sah, und den Bau der ungeheuer großen Pastete, die sein Grabstein sein sollte, betrachtete.

Nach dreißig Tagen nun – so lange nämlich hatte er sich vor keinem Menschen sehen lassen – kleidete er sich in eine ganz ausländische Tracht, die er sich vor der Zeit durch einen reisenden Handelsmann hatte zu verschaffen gewußt – und er sah fast aus, wie ein ehrliches Bäuerlein aus einer schwäbischen Gegend – schwarzlederne Hosen, gemodelte Strümpfe mit Zwickel, rothen Brustfleck, breiten grünen Hosenträger, schwarze Halsbinde, Schuhe mit Schnallen, aschgraues Wamms, und einen großen, dreieckigen Spitzhut von halbfeinem Filz. Er hatte nichts an sich, das ihn kenntlich machen konnte, als seinen Kopf mit dem kahlen Scheitel und mit dem schwarzen großen Barte im Gesichte.

Mit einem knotigen Wanderstabe in der Faust trat er aus seinem Hause, und ging auf den Palast des Scheik zu. Unter Weges begegnete ihm der Pastetenbäcker Hassan, dem er einen gar freundlichen Gruß zunickte. Dieser aber, Ali's Gesicht erkennend, erblaßte und zitterte, und sank zu Boden, indem er schrie: »Beim großen Propheten, das ist der Baumeister – oder ich will nicht mehr Hassan heißen!« Dann raffte er sich auf und eilte, so schnell er konnte, nach Hause, um sich in seinem Gemache einzusperren. –

Ali aber trat vor den Scheik, grüßte ihn und sprach: »Allah segne den großen Almansor!« – Der Scheik riß die Augen weit auf, und staunte, und rief: »Das ist meines Baumeisters Gesicht mit dem großen Barte – und bei der Unsterblichkeit des erhabenen Propheten, er wäre es selbst, wenn er in muselmännischer Tracht vor mir stünde!« – »Mein Herr,« entgegnete Ali, »du täuschest dich nicht! Ich bin wirklich dein Baumeister. Von einem schwäbischen Bäuerlein im Paradiese habe ich diese Kleidung entlehnt. Die Ehrlichkeit der Schwaben ist gar hoch angeschrieben im Reiche der Seligen, und so kam es, daß ich mich, weil ich auch ein ehrlicher Bursche bin, gleich beim Eintritte in's Paradies mit Vielen befreundet habe. Doch was schadet die Tracht? Kleider machen nicht den Mann. Ich bin deßungeachtet dein geschickter Baumeister geblieben, was ich durch jedes schwierige Bauwerk, das du zu vollenden mir aufträgst, beweisen will. Meine Kleider sind im hölzernen Palaste verbrannt. Gib mir nur ein weites Beinkleid, einen Kaftan aus Kaschemir und einen bunten Turban – und du wirst den leibhaftigen Ali vor dir sehen. Dann laß den Pastetenbäcker Hassan herbeiholen, und ich will mich des Auftrages deines Vaters entledigen!«

Bald stand Ali in muselmännischer Tracht vor dem Scheik, der sich zehnmal in einer Minute die Augen rieb, sogar zu einem Theaterperspective die Zuflucht nahm, und endlich voll freudigen Staunens ausrief: »Ja, du bist Ali, mein Baumeister!«

Das Gerücht: »Der Baumeister ist aus dem Paradiese zurückgekommen!« hatte sich, wie ein Lauffeuer, durch die Stadt verbreitet. Alles Volk drängle sich in den Palast des Scheik – und in der Menschenmasse befand sich auch der Pastetenbäcker Hassan. Denn der Ruf: »Ali ist da!« verbunden mit der Gewißheit, er habe ihn in der Tracht des schwäbischen Bäuerleins ja selbst bereits gesehen, hatte seinen Aberglauben so sehr bestärkt, daß ihm kein Zweifel mehr übrig blieb, sein falscher Traum, mit dem er den Baumeister aus dem Wege geräumt, sei nun zur Wirklichkeit geworden. Ergeben in sein Schicksal, wartete er nicht mehr auf die Häscher des Scheik, sondern ging nach dessen Palaste, um sich freiwillig auszuliefern. –

Als die tobende Menge durch einen Wink Almansors zum Schweigen gebracht worden, zog Ali einen Brief, den er auf seiner Brust getragen, hervor, und bot ihn dem Scheik dar, mit den Worten: »Einen gar schönen Gruß von dem großen Selim aus dem Paradiese an seinen Sohn Almansor, den vortrefflichen Scheik von Ispahan.«

Der Geheimschreiber des Scheik mußte den Brief entrollen, und las mit lauter Stimme, wie folgt: »Mein lieber Sohn! Ich sende dir den Baumeister Ali zurück, den ich nicht von dir verlangt habe. Denn der Brief, so dir von Hassan überreicht worden, war von ihm geschrieben, und er hat dich auf solche Weise schändlich betrogen. Dieser Brief aber, den dir der verständige und kluge Ali überreichte, ist meine paradiesische Handschrift. Uebrigens hat mir der Baumeister gute Dienste geleistet, vorzüglich durch den glücklichen Einfall, ein Stückchen von einer Hassan'schen Pastete in's Paradies mir mitzubringen. Ich habe mich früher schon an der Gesellschaftstafel unsers großen Propheten oft gebrüstet, welch köstlichen Pastetenbäcker ich auf der Erde in Diensten gehabt. Nun ward mir unverhofft die Gelegenheit, dem großen Propheten ein Stückchen zum Probiren geben zu können. Er fand es vortrefflich, wiewohl mir, offen gesagt, die paradiesischen Pasteten viel besser behagen. Nun, das Sprichwort muß wahr sein: »Fremde Kost schmeckt besser!« Der große Prophet äußerte schmunzelnd, er gäbe dieß und das, wenn er eine Pastete vom Künstler Hassan bekommen könnte. Und da ich ihm vollends erzählte, wie unübertrefflich die Hassan'schen Ohrpasteten seien, da bekam Mohamed einen so grenzenlosen Appetit, daß ihm der Mund wässerte. – Um mich nun bei dem großen Propheten einzuschmeicheln, so bitte ich dich, mein lieber Sohn, mir deinen berühmten Pastetenbäcker Hassan mit ein paar Dutzend schönen langen Ohren sobald, als möglich, übersenden zu wollen. – Ich ging vor ein paar Tagen außerhalb der Pforte des Paradieses spazieren – und da ich von ungefähr mein Auge hinablenkte auf Ispahan, die Stadt meines Sohnes, sah ich in dem Garten hinter Ali's Hause eine große Pastete von Cedernholz. Dort hinein soll sich der Pastetenbäcker begeben – und wenn du unter der Pastete ein ordentliches Feuer anfachen lässest, so wird Hassan schneller in's Paradies gelangen, als wenn er sich auf die schnellste irdische Eisenbahn gesetzt hätte. Uebrigens sei meines väterlichen Andenkens versichert, und laß dir meinen allerliebsten Baumeister Ali auf's dringendste empfohlen sein. So gegeben in meiner Paradiesapfelbaumlaube. Dein Vater Selim, Calife im Reiche der Seligen, weiland irdischer Scheik von Ispahan.« –

»Bravo! Bravo!« ertönte der Jubel der versammelten Muselmänner. Almansor aber winkte dem Hassan, daß er aus der Menge hervortrete, und fragte ihn: »Nun, mein lieber Pastetenbäcker, ich denke, du wirst mit eben so großem Muthe, wie Ali, der Baumeister, in's Paradies hinüberfliegen wollen? Hast du noch eine irdische Angelegenheit zu besorgen, so thu' es gleich. Denn ich bin gesonnen, dich noch vor Sonnenuntergang in's Reich der Seligen zu schicken, weil es ganz gegen die kindliche Pflicht wäre, meinen Vater länger warten zu lassen. Auch will ich dadurch, daß ich dem großen Propheten so bereitwillig meinen vortrefflichen Pastetenbäcker zum Geschenke mache, selbst einmal einen ordentlichen Platz an seinem himmlischen Tische mir erwerben. Also – mache dich bereit, Hassan! Die große, hölzerne Pastete, die du dem verbrannten Ali als Grabmal setzen ließest, harret sehnlichst, dich aufzunehmen. Noch nie ist in einer Pastete ein so großartiger Inhalt gebraten worden. Glückliche Reise, mein Freund Hassan, und dereinst fröhliches Wiedersehen im Paradiese, wenn es sich etwa nicht ereignen sollte, daß dir der Reisepaß, wie dem Baumeister Ali, zurückvisirt wird, den Scheik Almansor auch fürderhin mit deiner Pastetenbäckerkunst zu beglücken.« –

Hassan neigte sein Haupt, kreuzte die Arme über die Brust, und entgegnete: »Mein Herr, ich bin bereit. Denn es obwaltet kein Zweifel, daß Ali, bei dessen feurigem Hintritt in's Paradies ich selbst zugegen gewesen, von dieser Erde wirklich geschieden war, und nun wieder gekommen ist, mich dahin zu beordern. Ist es der Wille des großen Propheten, daß ich sein himmlischer Pastetenkünstler werde – nun wohlan, so soll von meiner Seite auch nicht eine Minute versäumt werden, ein ehrenvolles Amt im Paradiese anzutreten.«

Almansor war sehr zufrieden mit der Bereitwilligkeit Hassan's, und gab sogleich Befehl, daß man die von seinem Vater Selim verlangten paar Dutzend schöne, lange Ohren in aller Eile auftreibe. Zu diesem Behufe wurden Boten ausgeschickt, um alle diejenigen, bei denen die Ohren die naturgesetzliche Form menschlicher Ohren überschritten, ihrer Kopfzierde zu berauben. Auf diese Weise verlor hier ein Geldmäckler, dort ein Kornwucherer, hier ein Güterverstückler, dort ein schwatzhafter Barbiergeselle, hier ein eitler Gecke, dort ein betrügerischer Quacksalber, hier ein naseweiser Schöngeist, dort ein leichtsinniger Springinsfeld – seine Ohren, bis endlich die von dem großen Selim verlangte Zahl voll war, worüber sich Almansor von Herzen freute.

Diese kostbare Sendung, zukünftige Leckerbissen zu den von Selim dem großen Propheten angepriesenen Kunstpasteten seines ehemaligen Küchenvasallen, auf einem zierlichen Präsentirteller tragend, schritt Hassan, von Tausenden begleitet, der hölzernen Pastete zu, in der er zum Eintritt in's Paradies gebacken werden sollte. Viele der Zuschauer erhoben ein Gelächter, und schrieen: »Seht, seht, wie er zittert aus Angst und Schrecken!« Allein diese Schreier hatten offenbar unrecht. Denn das Zittern in Hassan's Gliedern wurde nur durch die Sehnsucht erzeugt, mit der er schon sein Künstlerleben im himmlischen Reiche beginnen wollte. Einige waren gar vernünftig, und sagten untereinander: »Das hat ihm der Baumeister, der sein Feind ist, angethan!« – Die Vernünftigsten aber feierten Hassan's Hintritt zu der hölzernen Pastete mit der Sittenlehre: »Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!«

Ehe der Pastetenbäcker mit den schönen langen Ohren des Geldmäcklers, des Kornwucherers, und so weiter, unter der hölzernen Pastete verschwand, bot ihm der Scheik Almansor treuherzig die Hand, und sagte: »Grüße mir meinen Vater, den großen Selim, und vor Allem den erhabenen Propheten, und bringe ihm meinen Glückwunsch zu einem gesegneten Appetit. Sage ihm, wenn ihm deine Ohrpasteten vortrefflich schmecken, sollte er dich nur zurücksenden, um eine neue Sammlung schöner, langer Ohren unternehmen zu lassen; denn es gäbe deren noch eine Menge in meinem Reiche.« –

Hassan verneigte sich, und trat, gesegnet von dem Jubelgeschrei und den muselmännischen Gebeten der Menge, unter die hölzerne Pastete, die wenige Minuten darauf in Flammen stand. »Ach,« schrie nun Ali, der listige Baumeister, voll Schmerzgefühl, indem er einen silbernen Schlüssel aus der Tasche zog, »die Hauptsache hätt' ich fast vergessen. Löschet die Flammen, damit ich dem Pastetenbäcker diesen Schlüssel übergebe; denn ohne diesen Talisman kann er nicht auf die Erde zurückkehren, wenn es dem großen Propheten einfallen sollte, ihn nach einer zweiten Ausbeutung langer schöner, irdischer Ohren herüberzuschicken.« –

Augenblicklich wurde das Feuer vertilgt; allein es war zu spät. Hassan lag schon entseelt und, sammt den Kostbarkeiten auf dem Präsentirteller, am ganzen Körper verbrannt, unter der hölzernen Pastete. –

Ali erklärte nun den Betrug, indem er den Schlüssel an das verborgene Pförtchen des unterirdischen Canales steckte, der ihm vor der Arglist seines Feindes Hassan das Leben gerettet hatte.

Almansor warf einen finstern Blick auf den Leichnam des Pastetenbäckers, und sagte: »Allah möge dir den schlimmen Haß gegen Ali und deine Dummheit verzeihen, unglücklicher Pastetenfabrikant! Du hast nun den Betrug, mit dem du meinen Baumeister vertilgen wolltest, mit deinem Leben bezahlt.«

Alles Volk aber jubelte und schrie: »Der Pastetenbäcker ist in seiner Dummheit zu Grunde gegangen. Den Baumeister aber hat seine Kunst gerettet!« –

Ali kam bei dem Scheik in große Gnade, und wurde mit vielen Ehrenämtern bekleidet. An der Stelle der halbverbrannten hölzernen Pastete aber wurde von dem Baumeister eine Denksäule errichtet, mit der Inschrift: »Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.«



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