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Für d' Katz'

»Gut'n Abend, Wirt!«

»Auch so viel, Hasiererjockl. Wieder einmal anschau'n lassen?«

»Jo, all heilig' Zeit halt. Früher hat das Öfterkommen taugt, daß mer 'n Leuten mit der War' unter die Augen herumgangen is, bis s' Lust kriegt hab'n zum Kaufen; hitzt, wo 's Geld rar is, muß mer sich aufs Seltenwerd' verlegen, muß ihnen mit 'm Kram völlig aus'm Gesicht gehn, daß s' Angst krieg'n und schleuni zum Fleisch'n anheb'n, weil s' nit wissen können, ob ihnen unser Herrgott 's Leben schenkt, bis mer wieder einmal mit ein'm gleichen Stückl 's Wegs kommt.«

»Bist a Schlauer, verstehst 'n Vorteil.«

»Gib du mir deine fetten Bissen, laß' ich dir gleich mein' Kraxen dafür, samt der Schlauheit und 'm Vorteil. Was ich sag'n wollt', 'n Tagwerker Domini bin sch grad begegnet.«

»Is just kein' Ehr'.«

»Er war auch mit einer Begleitung, die keine bringt. Ein Schtandar hat 'n eing'führt. Er soll beim Grindelbauer eing'brochen hab'n.«

»So, so? Na schau, das nimmt mich gar nit wunder. Is ja nit sein erst's Stückl in derer Weis'.«

»Was d' sagst! War er denn schon mal eing'sperrt g'west?«

»Dös nit. Damals is er ganz heil davon kommen. War a lustige G'schicht. Weißt es nit? Na, los zu. Wird dir taugen. Kannst' unter d' Leut' bringen. Kennst ja wohl die alte Bräuningerin. 's selbe alte, zaundürre Weiberl, was d' Kitteln so im Griff hat? Sie fürcht' si allweil, daß sie s' vor Mägrigkeit verliert, und da krampft sie sich randweis' in d' B'satz ein und ruckt all's miteinander af d' Höchen. In der Brunngassen hat's ein klein's Häuserl und weit davon ein' klein' Acker mit Grundbirn' und af all'n zwei'n mehr Mäus', als s' drein und drauf unterbringen kann. Vorm Jahr war's, da is ihr a alte Katz' krepiert, z'erst hat s' im ganzen Haus h'rumg'sucht und g'lockt: ›Mitzi, Mitzerl! Wirst doch kein' schlechte Mutter machen und deine Kinder verlassen? Mein schön's lieb's Mitzerl' –‹ und wie sie's liegen sieht, sagt s': – ›Ach mein, jetzt is dös Mistvieh richtig hin wurd'n.‹ Na, mit einer toten Katz war nix anz'fangen; wann sie s' aber auf ihr'm Feld eingrabt, so is dös a Dunger wie a anderer. Weil sie sich doch g'scheut hat, daß sie s' so ledig anfaßt, bind't sie s' fein sauber in a alt's Tüchl, nimmt 's Packerl unterm Arm und geht schön langsam nach ihr'm Acker.

Nit weit davon steht die Hütten, wo der Domini drein haust mit Weib und Kindern, wenn dö schrei'n, krieg'n s' von der Mutter d' Lotteriezetteln zum Spiel'n und vom Vadern Schläg' und dös wird fürs Schulgeh'n abg'rechnet. Na, 'n selben Abend is der Domini just fuchsteufelswild am Feldweg g'standen, wie allmal mit ein' großen Durst, aber – wie oftmal – mit kein' klein' Groschen im Sack. Steht da und fahrt sich a Öften, wie sein Brauch is, mit der Linken übers Kreuz, was ihm g'wiß nöt vom viel'n Arbeiten weh tun hat, und rasaunt herum: ›Kein Herrgott hilft unserein'm, wann mer ihm gleich alltag sein Vaderunser oder a paar bet't. – Muß aber auch a Freud' für 'n Herrgott'n sein, wann ihn so a Schnapsbruder Vader heißt!‹ – Und schreit er: ›Himmelsapperment, hitzt gilt mer schon all's gleich, ich tu' was!‹ Schon a Zeit hat er die Bräuningerin dahersteigen g'sehn und bemerkt, daß s' was tragt, und wie s' ganz nah' is, faßt er mit der Linken ans Kreuz und mit der Rechten nach 'm Paket: ›Her, damit, Alte,‹ und fort war er und sö wär's auch gern g'west, aber nach der anderen Seite zu, doch aus Angst hat s' nit von der Stell' können, wie s' später g'sagt hat, nit um a G'schloß, ich mein' aber, sie hätt' gehn oder laufen mögen, sie hätt' keins dafür kriegt, einer Alten gibt mer doch fürs Davonrennen kein G'schloß, ehender verheißt mer's einer Jungen fürs Zulaufen. Mittlerweil is der Domini, schier ein' Kopf größer, in sein' Hütten treten. ›Da schaut's her, was 's für ein Vadern habts,‹ schreit er sein' Leuten zu und wirft 's Packl auf 'n Tisch; wie aber 's Mitbrachte näher is ang'schaut word'n, da sein s' alle miteinander ausg'rennt, so ein' Eil hab'n s' g'habt, daß s' in d' frische Luft kommen.

Ich kann's nit sagen, wer dö Sach' verzunden hat, aber mit einmal krieg'n wir allz'amm' a Vorladung vors Kreisgericht, der Domini, d' Bräuningerin, ich und noch a paar, dö von näher oder von weiten 'n ganzen Attak mitang'schaut hab'n. No, dö Bräuningerin hat einer von uns af 'n Wagen g'nummen, und so sein wir halt ins G'richt g'fahren. Der Domini hat z' Fuß gehn können, is auch gleich in aller Fruh von daheim fort, war ihm just nit leid, daß er ein' ganzen Tag hat feiern können und ein'm löblichen Kreisgericht daran d' Schuld geben. Wie wir dort hintreffen, weist mer uns gleich in d' Stub'n zum Herrn Adjunkt; is a g'spaßiger Mann g'west, derselbe Herr. Er dürft' mal, daß er über alles B'scheid weiß, auch probiert hab'n, wie 's Aufhängen tut, denn er hat allweil um sein' Hals h'rumg'fingert, als ob 'n dort noch 's Strickl einschneiden tät.

Gleich nach uns tappt der Domini herein, und wie er d' Bräuningerin ansichtig wird, sagt er zu der: ›Ah, haben s' dich schon eing'liefert, du alte Hex'? Dös is mer lieb. So is halt doch noch a Gerechtigkeit im Land. Du hast mich nit schlecht betrog'n! Herr Adjunkt,‹ sagt er drauf zu dem, ›freiwillig hat sie sich von mir berauben lassen, hat auch a rechtschaffen's Binkerl mitg'führt, was war aber drein?‹

›Jessas, du diebischer Raubmörder,‹ belfert die Bräunigerin, ›beklag du dich noch! Dukaten hätten 'leicht drein sein sollen? A verreckt' Vieh war drein, und dös war dir vergunt.‹

Auf dös hat 'n Adjunkt der Hals kitzelt, und er sagt: ›Lieb'n Leut'! Woll'n annehmen, 's war alles doch nur ein G'spaß.‹

No zetert d' Bräuningerin: ›A sauberer G'spaß, wo eins drüber siech könnt' werd'n vor Schrecken, oder hin auch gleich!‹

›Hätt' dir auch nit g'schad't,‹ eifert der Domini geg'n ihr und drauf zum G'richt: ›Ah na, Herr Adjunkt! Denken s' Ihnen, Sö hätten heim Weib und Kind hungern und gehn in der ehrlichen Absicht vom Haus, eins anz'packen, und krieg'n nix als a tote Katz'! Dös laß' ich nit für ein' G'spaß gelten!‹

Dösmoll muß aber 'n Herrn Adjunkt 's Strickl höllmentisch eing'schnitten hab'n, denn er is in d' Höh' g'fahren. ›Du bist a Vieh!‹ schreit er 'n Domini an. ›War's kein G'spaß, so ist's Raub g'west und dafür kriegst bei aller Gnad' und Barmherzigkeit a paar Jahr'!‹

›Für d' Katz'?‹ fragt der Domini ganz dumm.

›Für d' Katz',‹ sagt der Adjunkt.

›So, so? no, no!‹ sagt der Domini. ›Schier mein' ich schon selber, 's wär' nur a G'spaß g'west.‹

Drauf hat er so a deppets Gelachter ang'hebt, daß mer sich alle miteinander, nit anders hab'n helfen können und mitlachen mußten. Und so is's zu sein' guten Glück fürs erst' Mal dabei blieb'n und all's für die Katz' g'west. Dösmal aber wird wohl der Herr Adjunkt nit lachen, der Grindelbauer auch nit, und am allerwenigsten der Domini. Hab' mir's doch gleich damal schon denkt, dö Katz' laßt Haar', und davon bleibt was anhängen.«


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