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Die silberne Axt

Ernst Constantin

I. Kapitel
Franz

Es war einmal ein armer Waldarbeiter, welcher einen 16-jährigen Sohn hatte. Der junge Franz, dies war sein Name, war trotz seiner Jugend groß und stark, und da er einen lebendigen, frischen Geist besaß, so konnte es nicht fehlen, daß er bei jedem guten oder bösen Streich der Anführer seiner Kameraden war.

Der alte Ortspfarrer liebte ihn vor allen seinen Schülern. –

Wenngleich Franz auch nicht besondere Lust zeigte, ein Professor zu werden, und in seinen Freistunden lieber mit Pfeil und Bogen nach einer Scheibe schoß, so arbeitete er seine Aufgaben doch stets pünktlich aus, was bei seinen Mitschülern nicht immer der Fall war. Deshalb, und seiner natürlichen Anlagen halber verwendete der Herr Pfarrer auch besondere Sorgfalt auf seine Erziehung, und so geschah es, daß er unter seinen Jugendgenossen der erste in wissenschaftlicher Bildung wie auch in körperlicher Kraft war.

Sein Vater war arm, deshalb mußte er schon von seinem 10. Jahre an in seiner freien Zeit ihm mit zur Hand gehen und gewöhnte seinen Körper dadurch frühzeitig an Ausdauer.

Das Leben auf seinem kleinen Dorfe wollte ihm aber nicht mehr behagen, deshalb trat er eines Tags vor seinen Vater und sprach:

»Lieber Vater, ich bin nun 16 Jahre alt und habe noch nichts weiter gesehen als unser Dorf und den herrschaftlichen Wald. Ich will reisen und sehen, ob mir das Glück hold ist und komme ich dann wieder heim und habe mir etwas verdient, dann sollst du und Mutter es gut haben.«

»Mein lieber Sohn,« sprach darauf der Vater, »ich ahnte schon lange, daß es so kommen würde; fühlte ich ja in deinen Jahren denselben Trieb zum Wandern, doch durfte ich nicht. Geh' mit Gott, mein liebes Kind, der liebe Gott segne dich. Ich kann die nicht viel mitgeben, denn ich bin arm, doch daß du, wenn dir das Glück gewogen sein sollte, deine armen Eltern nicht vergißt, so nimm als Andenken diese kleine Axt mit, es ist das Geschenk eines großen Herrn, welches einst mein Großvater erhielt.« Damit reichte er ihm eine zierlich gearbeitete, silberne Axt mit kurzem Ebenholzgriff hin, welcher mit verschiedener Schnitzerei geziert war, und dessen Ende in einen Drachenkopf auslief.

Nun gab es noch einen rührenden Abschied von der Mutter und dem alten Pfarrherrn, und mit sehr bewegtem Herzen trat Franz seine Reise in die weite Welt an.

Als er den Berg, an dessen Fuß sein Heimatdörfchen lag, erstiegen hatte, blickte er noch einmal hinunter, wischte sich eine Thräne vom Gesicht und zog dann gefaßter die Straße entlang.

Ein paar Groschen hatte ihm der alte Pfarrer mitgegeben, damit er nicht sogleich mit der Not zu kämpfen brauchte.

Als es nun Abend geworden war, sah er sich um, wo er die Nacht über bleiben könne. Er beschloß, bis zum nächsten Dorfe zu marschieren, wo er wohl für ein Billiges ein frugales Abendbrot und ein Nachtlager finden würde.

Ermüdet kam er denn auch nach einer halben Stunde in demselben an, suchte die Schänke auf und frug den Wirt, einen unfreundlichen Mann, ob er für diese Nacht Obdach bieten könne.

Derselbe sah ihn von oben bis unten an und sagte endlich, es thäte ihm leid, es sei alles besetzt.

»Nun aber etwas zu essen werdet ihr wohl haben,« sprach Franz und setzte sich an einen Tisch, indem er Bier, Brot und Käse verlangte.

Der Wirt brachte auch das Gewünschte, nachdem er sich erst überzeugt hatte, ob Franz auch Geld bei sich habe.

Die schroffe Art, wie der Wirt unserem Franz das Nachtlager abschlug, hatte einer der Gäste bemerkt. Er ging zu Franz hin, setzte sich neben ihn und began zu fragen, wo er herkomme, was er wäre, wo er hin wollte, und was er zu thun gedächte.

Franz, welcher noch ungehalten war über des Wirtes Härte, antwortete ihm grob, was ihm dies anginge und, er solle sich um seine Angelegenheiten kümmern.

»Hoho Bürschchen, nur nicht gleich giftig, bist ja ein Mordskerl, könnte dich wohl brauchen,« lachte der Fremde.

»Ich bin euch nichts schuldig,« entgegnete Franz, »und merkt es euch, ungehobelte Redensarten vertrage ich nicht.«

»Nur ruhig Blut, lieber Freund,« beschwichtigte der Fremde, »höre mich an. Ich glaube, du bist auf der Wanderschaft und hast nock kein bestimmtes Ziel; ich mache dir den Vorschlag, sei mein Diener, natürlich nur so lange es dir gefällt. Als Lohn bekommst du jeden Monat ein Goldstück. Bist du damit einverstanden, so schlage ein« und dabei streckte er ihm seine kräftige, wohlgepflegte Rechte entgegen.

Franz, welchem bei diesem günstigen Anerbieten der Kopf schwindelte, schlug nicht sogleich ein, sondern fragte kleinlaut, was er denn in seinem Dienste zu thun habe.

»Nichts weiter als mich zu begleiten, die Pferde zu besorgen, Geschirr und Kleider zu reinigen und hie und da einen außergewöhnlichen Auftrag, welcher freilich Mut erfordert, auszuführen.«

Mut hatte Franz allerdings wie ein Löwe, und da ihm das andere nicht gerade schwierig vorkam, so legte er seine schwielige Hand in die weiche seines zukünftigen Herrn.

Nachdem der Fremde mit dem Wirt wegen Franzens Schlafstätte gesprochen hatte, setzte er sich wieder an den großen Tisch und lauschte dem Gespräch der übrigen Gäste.

Franz, welcher sehr müde war, ging gleich, als er sein Abendbrot beendet hatte, zur Ruhe, und der nun sehr freundlich gewordene Wirt führte ihn in eine kleine, gemütliche Stube, in welcher ein schönes, weiches Bett stand.

Nachem er dem lieben Gott noch recht herzlich für das Glück, was ihm heute widerfahren war, gedankt hatte, schlief er ruhig und zufrieden ein.

Am andern Morgen, es war schon ziemlich spät, klopfte der Wirt an seine Thüre und bedeutete ihm, daß sein Herr ihn verlangte.

Schnell kleidete er sich an und stand bald vor seinen ihn freundlich grüßenden Gebieter.

»Lieber Franz,« sprach er, »gehe hinunter in's Gut und kaufe den zu Verkauf dort stehenden Rappen, hier hast du Geld! Halte dich aber nicht lange auf, denn wir müssen gleich abreisen!«

Franz that wie ihm befohlen war, er gab das Geld hin, erhielt dafür den Rappen, auf dessen Rücken er sich schwang und trabte ganz seelenvergnügt der Schenke zu.

Sein Herr war, als er kam, schon reisefertig, und der Wirt führte dessen Pferd, gleichfalls ein Rappe, welcher sich wiehernd bäumte, aus dem Stall.

Franz ging schnell in seine Stube, packte seine sieben Sachen zusammen, und bald sprengten beide die Straße hinab.

II. Kapitel
Die Bundesgenossen

Als sie ein geraumes Stück geritten waren, zügelte sein Herr das Pferd, und Franz, dem nichts lieber war als das, that ein Gleiches. Ihm thaten von dem kurzen Ritt schon alle Glieder weh; denn da er das Reiten nicht gewöhnt war, saß er krumm wie ein Flitzbogen auf dem Rücken seines Renners. Die Steigbügel hatte er schon bei allen Anfang verloren und hatte Mühe gehabt, nicht herunter zu fallen.

»Lieber Franz,« begann sein Herr, »ich will dir jetzt Aufschluß über mich und meine Lage erteilen, damit du auch, im Falle es nötig wäre, allein für mich handeln könntest.

Ich bin kein schlichter Kaufmann oder Reisender, wie du vielleicht denkst, sonder ein Fürst. Einst kam ich mit einem bösen Zauberer in Streit, und wegen seiner Unverschämtheit verwies ich ihm das Land. Aus Rache blendete er meine Unterthanen, sodaß dieselben mich nicht mehr als ihren Herrscher anerkannten, sondern einen ganz anderen gewöhnlichen Menschen. Da ich mir dies natürlich nicht gefallen lassen wollte und mit aller Kraft gegen meinen Nebenbuhler protestierte, so wurde ich einfach über die Grenze gesetzt. Mein Zweck ist jetzt, mein Volk von dem unglücklichen Wahn zu befreien und meinen Thron wieder zu erlangen. Welchen Schwierigkeiten ich dabei begegnen werde, wirst du ermessen, wenn ich dir sage, daß dieser Thronräuber im Schutze des Zauberers steht. Du sollst mir beistehen, daß ich wieder zu meinem Rechte gelange, ich will dich nicht als mein Diener, sondern als mein Freund ansehen. Willst du mit Leib und Seele mein Freund sein und mir als solcher in den bevorstehenden Abenteuern zur Seite stehen? Versprich es mir bei deinem Seelenheil und rufe unsern Herr-Gott als Zeugen an.«

Unser Franz, welcher das Schwierige dieses Unternehmens wohl erkannte, zögerte doch keinen Augenblick, sondern streckte die rechte Hand gen Himmel und rief: »Ich will es.«

Da fiel ihm der Fremde um den Hals und sagte: »Ich habe deinen ehrlichen, mutigen Sinn beim ersten Anblick richtig erkannt. Fortan will ich nicht mehr dein Herr sein, sondern dir dasselbe sein, was du mir jetzt bist, nenne mich von nun an Felsen.«

Das erste, was beide vornahmen, war, daß sie sich in der nächsten Stadt Ritteranzüge kauften und als Waffen jeder ein gutes Schwert und einen scharfen Dolch. Dann bekam Franz noch ein anderes Pferd, denn das seinige war nicht viel wert.

In der Stadt aber wohnte ein Hellseher, zu diesem gingen sie. Ritter Felsen klagte ihm sein Leid und bat ihn, ihm doch die Wege zu zeigen, welche er einschlagen müsse, um zu seinem Rechte zu gelangen.

Der Hellseher wollte aber mit der Sache nichts zu thun haben, da der böse Zauberer ein Freund von ihm war. Doch unter einer Bedingung wollte er ihnen behilflich sein, nämlich wenn sie ihm den goldenen Nagel brächten, welcher 100 Meilen nach Osten in einer Eiche stecke und von einem grimmigen Drachen bewacht würde.

Mit schwerem Herzen, aber doch nicht hoffnungslos rüsteten sie sich dann und Ritter Franz, welcher von seinen alten Sachen nichts weiter mitnahm als seine silberne Axt, freute sich schon auf den Kampf mit dem Drachen.

Nun war das erste, daß sie sich Mühe geben mußten, die Eiche zu finden, denn im Osten war ein großer, großer Wald, in welchem viele Eichen standen.

Ritter Felsen, welcher die kleine silberne Axt bei Franz noch nicht gesehen hatte, bat denselben, ihm die Axt doch einmal zu zeigen; Franz that dies auch gerne und holte dieselbe aus seinem Mantelsack, in welchen er sie gesteckt hatte, hervor.

Ritter Felsen besah sich die Axt genau und meinte, das kleine, zierliche Ding sei doch zu gar nichts nütze und habe doch so viel Mühe zum Anfertigen gekostet. Vielleicht, meinte er, steckt gar eine geheime Kraft in derselben, die blos niemand kenne.

Ritter Franz lachte und sagte, sein Vater hätte ihm nichts von einer solchen gesagt, auch sei er arm gewesen und arm geblieben, welches, wenn ein Talisman sich in seinem Besitze befunden hätte, er sicher nicht geblieben wäre.

Nach langen, aufmerksamen Betrachten gewahrte Ritter Felsen auf der Zunge des Drachenkopfes einige orientalische Buchstaben. Er setzte sie zusammen und sprach die Worte: ›Mir nach‹ aus.

Nun gab es ein Kopfzerbrechen, was das wohl bedeuten könne.

Endlich meinte Franz: »Vielleicht will uns die Axt den Weg zeigen, den wir einzuschlagen haben. Wir wollen sie doch einmal werfen!«

Ritter Felsen that dies auch, aber die Axt fiel nach einer gewöhnlichen Wurf-Distance wie jeder andere gewöhnliche Gegenstand zur Erde.

»Vielleicht muß man ›Mir nach‹ rufen«, sprach Felsen. Aber der Zauber der Axt wollte sich auch da nicht zeigen.

Betrübt steckte sie Franz wieder in seinen Mantelsack und sagte: »Es wird weiter nichts sein, als ein nutzloser Zierrat.«

Als sie sich abends zur Ruhe legten, konnte Franz nicht einschlafen, sondern grübelte nach, wie wohl das Rätsel der Axt zu lösen sei; doch vergebens strengte er sein Hirn an, kam aber zu keinem Erfolge.

Am anderen Morgen machten sie sich wieder auf den Weg gen Osten und stelten neue Wurfversuche mit der Axt an, aber ohne Erfolg. Da plötzlich setzte Ritter Felsen sein Pferd in Galopp querfeldein. Franz, welcher nichts besseres zu thun hatte, mußte wohl oder übel nach. Mit einem Male sprang Felsen schnell vom Pferde und hüpfte wie wahnsinning auf der Erde herum und suchte mit den Händen etwas zu erhaschen. Da sah Franz, daß er einen kleinen, langbärtigen Zwerg verfolgte; schnell band er beide Pferde an einen Baum und jagte gleichfalls nach der kleinen Gestalt. Ihren vereinten Anstrengungen gelang es endlich, nach vieler Mühe den kleinen Mann zu erwischen, welcher sie gar trotzig ansah.

»Laßt mich frei,« sagte er, »sonst sollt ihr meinen Zorn fühlen!«

Franz lachte laut auf und meinte: »So ein kleiner Kerl thut aber gefährlich.« Doch Ritter Felsen schloß ihm den Mund mit der Hand und sagte: »Sei still, diesen kleinen Mann hat uns ein guter Geist gesandt, durch ihn werden wir hoffentlich erfahren, wie es mit deiner Axt steht.«

Als der Zwerg von einer Axt hörte, machte er ein verwundertes Gesicht und wollte sie sehen. Franz holte dieselbe auch gleich und beide bemerkten, wie des Zwerges Augen glänzten. Dieser ergriff sie und versprach ihnen viele Säcke mit Gold und Diamanten, wenn er die kleine Axt bekommen könnte. –

»Nein, du Knirps, bekommen sollst du sie nicht, aber sagen mußt du uns was es damit für eine Bewandtnis hat.«

Da lachte der Zwerg und schwur hoch und teuer, daß ihm eher die Zunge im Munde verdorren sollte, ehe er den Wert der Axt erkläre. Ritter Felsen machte aber ein gar grimmiges Gesicht, setzte ihm seinen Dolch in die Seite und drückte die Spitze desselben immer tiefer in's Fleisch hinein. Der Zwerg brüllte mörderisch, doch Ritter Felsen ließ nicht nach bis der Zwerg schrie: »Ich will's sagen! Ich will's sagen!« Nun ließ der Ritter etwas nach und der Zwerg fing an zu erklären:

»Hier auf der Zunge des Drachenkopfes stehen Buchstaben, diese heißen zusammengesetzt ›Emir nach‹. Wenn man die Axt in die Höhe wirft und die Worte ›Emir nach‹ nebst dem Ort oder dem Dinge, das man sucht, ruft, so fällt stets die Axt so herunter, daß der Drachenkopf da zu liegen kommt, wo der Gegenstand oder der Ort liegt, welchen man gerufen hat.«

Ritter Felsen, welcher den Zwerg festhielt, beauftragte Franz die Axt zu werfen und ›Emir nach Osten!‹ dabei zu rufen. Als die Axt herunter kam, lag der Stiel mit dem Drachenkopf nach Osten zu wo die Sonne stand, denn es war noch früh am Morgen. Dies war richtig; aber Franz machte noch mehr Probewürfe und ließ die Axt nach Süden, Westen, Norden und nach seinen Heimatsort zu fallen und alles war richtig. –

»So, nun kann der kleine Mann wohl gehen, denn seine Aussage ist wahr, und die geheime Kraft der Axt ist entdeckt.«

»Ich glaube nicht, daß dies der ganze Wert der Axt ist, sondern glaube vielmehr, daß der Zwerg uns nicht Alles gesagt hat.« –

Als der Zwerg das hörte, fing er, an wütend zu werden, daß man noch mehr von ihm verlangen wollte und fluchte, wetterte und beschwor, daß dies die ganze Kraft der Axt sei.

Doch Ritter Felsen holte ein Strick herzu und hing den Zwerg trotz seines Heulens und Winselns mit den Füßen an einen Baum, so daß er mit dem Kopf nach unten hing. Dann setzte er sich auf sein Pferd. deutete Franz, ein Gleiches zu thun und ritt langsam fort.

Während dessen klagte der Zwerg, daß er wirklich nichts mehr wisse und bat, ihn doch nun laufen zu lassen, da er Alles gesagt habe, was er wüßte. Doch Ritter Felsen ritt fort, obgleich Franz für den Zwerg bat.

Als sie schon ziemlich weit fort waren, kehrten sie sich um und gewahrten, daß der Zwerg sich ein Bein frei gemacht hatte. Wie der Blitz sauste Felsen heran und ergriff ihn gerade noch, als er in eine Felsenspalte schlüpfen wollte.

»Warte, ich will dir lernen uns anzuführen,« rief er und schüttelte den Zwerg tüchtig ab, dann nahm er seinen Dolch und schickte sich an, dem kleinen Kerl den Hals abzuschneiden; doch als er ansetzte schrie der Zwerg: »Ich weiß noch mehr, ich weiß noch mehr!«

»Nun was denn, du Knirps, wenn du es aber nicht gleich sagst, fange ich an zu schneiden.«

Da winselte der Zwerg und sprach: »Unter der Drachenzunge stehen noch die Worte ›Hilf mir‹. Wenn du die Axt wirfst, so trifft die Schneide das, was du treffen willst mit solcher Gewalt, daß es sofort gespalten wird.«

»Weiter, weiter,« sagte Felsen, indem er langsam wieder das Messer in Bewegung setzte.

Der Zwerg keuchte unter dem schweren Druck von Felsens Hand und fuhr fort: »Im Gaumen des Drachenkopfes stehen auch noch die Worte ›Zu mir‹. Wenn du dies aussprichst, kommt die weg geschleuderte Axt wieder in deine ausgestreckte Hand zurück.«

Jetzt ließ Felsen den Zwerg so weit frei, daß er nicht so leicht entschlüpfen konnte und ließ Franz diese neue Kraft der Axt probieren.

Dieser ergriff die Axt beim Stiel, und rief: »Hilf mir!« und warf sie nach einer mächtigen Eiche. Sausend durchschnitt diese die Luft und von der kleinen Axt getroffen, zersplitterte der mächtige Riese des Waldes. »Zu mir!« rief Franz darauf und ebenso schnell, aber sanft, flog die Axt wieder in Franzens ausgestreckte Hand.

Dies wiederholte er an mehreren Bäumen und stets mit gleichen Erfolg. »Nun,« sprach Felsen, »versuche es einmal an diesem mächtigen Felsblock.« Franz tat es und von der Schärfe getroffen, spaltete sich der Stein; doch in demselben Augenblick sprang aus dieser Spalte ein größerer, langbärtiger Zwerg, welcher blitzschnell nach der kleinen Axt greifen wollte, als Ritter Felsen schnell »Zu mir« rief.

Sofort war der Zwerg verschwunden und die Axt kam in seine Hand zurück, während im Felsen der Spalt blieb.

Franz war über den Vorfall sehr erschrocken, aber Ritter Felsen schnaubte den Zwerg, den er in der Hand hielt, an.

»Das war auch einer von deinem Gelichter, aber warte nur, ich will auf meiner Hut sein! Ehe ich dich fort lasse sage mir, wo die Eiche sich befindet, in welcher der goldene Nagel steckt.«

Da lächelte der Zwerg höhnisch und deutete nach Süden und sprach: »Hundert Meilen!«

Felsen, welcher ihn genau beobachtet hatte, sah, daß er belogen worden war, und sagte: »Dies ist eine Lüge, und ich will dich gleich überführen;« denn er erinnerte sich, daß der Hellseher von Osten gesprochen hatte.

Er befahl daher Franz die Axt zu werfen und zu rufen: »Emir, nach den goldenen Nagel!« Dieser that es und der Drachenkopf zeigte nach Westen, als er es noch einmal versuchte, zeigte er nach Norden und bei einem dritten Male nach Osten.

»Warte du Schlingel!« rief Felsen, »entweder sind überall goldene Nägel, oder es gibt gar keinen solchen, wie wir ihn suchen. Höre mal, du Knirps, wie du siehst, kommst du mir nicht aus, sprich die Wahrheit; doch höre erst meinen Vorschlag. Ihr Zwerge seid ein komisches Volk, listig, verschlagen, manchmal helfend, andere wieder in's Unglück stürzend; mache mit uns Freundschaft und sei unser Genosse. Ich weiß wohl, Gold und Edelsteine sind nicht euer Begehr, doch sucht ihr jeder einen Talisman zu bekommen und du scheinst noch keinen zu haben. Wenn do dich uns anschließest und treu und ehrlich unsere Pläne fördern hilfst, so kannst du dir vielleicht einen verdienen, ja vielleicht bekommst du noch die Axt, wenn wir an unserem Ziele angelangt sind.«

Diese Sprache war dem Zwerge neu und übrigens war der Vorschlag so verlockend, daß er frug: »Was ist denn euer Ziel und was sucht ihr?«

»Versprich mir,« sagte Felsen, »wenn du meinen Vorschlag, nachdem ich dir meine Geschichte erzählt habe, nicht annimmst, mir in keiner Weise schädlich zu sein und nie gegen Andere davon zu sprechen;« denn er wußte, daß ein gegebenes Wort ein Zwerg nie bricht.

Dieser überlegte eine kleine Weile und streckte endlich die Hand aus und sprach: »Ich will niemanden etwas von dem sagen, was du mir jetzt offenbaren wirst, ebenso nichts gegen dich thun.«

Nun erzählte er dem Zwerge alles, und dieser lauschte mit größtem Interesse der Erzählung. Als Felsen fertig war, erklärte der Zwerg sein Genosse sein zu wollen, da der Zauberer, der Felsen in's Unglück gestürzt hatte, auch ein Feind seines Reiches sei. Aber er habe auch einen Talisman, wenn auch nur einen kleinen, nämlich einen Ring, durch welchen er sich in jeden beliebigen Fisch verwandeln können. Er habe aber denselben nicht bei sich, sondern müsse ihn erst holen, auch, setzte er hinzu, hättet ihr mich nicht bekommen, hätte ich ihn bei mir.

»Das ist ja eine recht erfreuliche Nachricht,« lachte Felsen. »Höre, wir wollen hier warten, während du deinen Ring holst; wann kannst du wieder zurück sein?«

»Drei Tage wird es immer dauern, denn ich bin ziemlich weit von meinen Bergen entfernt.«

»Es thut nichts,« versicherte Felsen, »wir werden hier warten, denn der goldene Nagel existiert nicht und so müssen wir erst beraten, was wir vornehmen wollen.«

Dann schied der Zwerg mit einer nochmaligen Versicherung seiner Freundschaft.

III. Kapitel
Der Adler mit der silbernen Krone

Die Gegend, wo die beiden Ritter warten wollten, zeigte niedriges Buschwerk mit einzeln stehenden starken Eichen nebst einem munter rieselnden Bach, und da es noch früh am Tage war, so schlug Franz eine Jagd vor, welche gewiß einträglich werden würde, da es hier Wild in Menge gab und Franz sich rühmte, mit seiner Axt so viel Wild zu erlegen, als zehn Jäger in gleicher Zeit. Felsen aber wollte sich nicht mit an der Jagd beteiligen und bat Franz, allein zu jagen und einen saftigen Braten mitzubringen, er wolle einstweilen nachdenken, was nun zu thun sei. –

So ging nun Franz allein. Sein Pferd nahm er nicht mit, da es ihm nur hinderlich sein würde und die Kunst des Jägers darin besteht, das Wild zu überlisten. So war er eine kleine Weile dem Bach entlang geschritten, als er auf einer Wiese einen Hirsch mit drei Stück Mutterwild erblickte. Den Hirsch zu erlangen war sein Streben. Vorsichtig schlich er am Rande des Wassers hin, die an demselben stehenden Sträucher als Deckung verwendend. Glücklicherweise war ihm auch der Wind günstig, denn er kam ihm entgegen. Immer mehr näherte er sich und immer größere Vorsicht wurde nötig; schon war er bis auf 80 Schritte heran, als auf einmal ein Specht dicht über ihm mit lautem Geschrei aufflog und den Hirsch aufmerksam machte, so daß er unbeweglich dastand und den Kopf nach der Richtung hin gewandt hielt, in welcher Franz hinter einen Strauch gedrückt stand. Die Strecke wäre für eine Kugel nicht zu weit gewesen, doch immerhin für einen Axtwurf zu fern, dennoch blieb ihm nichts weiter übrig, als den Wurf zu versuchen. Er warf die Axt mit den Worten ›Hilf mir‹! Dieselbe hielt wohl die genaue Richtung, doch war der Wurf zu schwach und die Entfernung zu groß; nicht weit von dem Hirsche, welcher erschreckt floh, fiel die Axt zur Erde. Franz rief: »Zu mir!« und sofort kam die Axt wieder in seine Hand geflogen. Ärgerlich, über den mißlungenen Versuch setzte er seinen Birschgang am Ufer fort.

Nach einer halben Stunde erblickte er ein kleines Thal, in welchem ein Sprung Rehe äste, unter ihnen ein stattlicher Rehbock. Wie pochte da unserm Franz das Herz, und vorsichtig begann er zu schleichen, wiederum jeden Strauch als Deckung benutzend. Glücklich war er endlich nahe genug gekommen, um den Wurf zu wagen; er wog die Axt in seiner Hand und mit einem lauten »Hilf mir!« flog die Azt dem Rehbock mitten in die Stirn zwischen das Gehörn, so daß der Schädel sofort gespalten war. Als ob der Blitz zwischen die Rehe gefahren, so stobten sie auseinander, ihren verendeten Herrn zurücklassend. Franz, welcher sich seine Axt wieder am Gürtel befestigt hatte, trat hinzu und betrachtete sein Opfer. Es war ein starker, feister Bock mit prächtigem Geweih. Fröhlich hob er ihn auf und legte ihn um seinen Hals, indem er die Läufe mit den Händen fest hielt und begann den Rückmarsch.

Nach einer guten Stunde kam er wieder zu Ritter Felsen, welcher ein helles Feuer angezündet hatte und unseren Franz, der in der Ferne den Hut schwang, freudig begrüßte und ihm Glück zu seiner Beute wünschte.

Franz erzählte ihm sein Schicksal mit dem Hirsch und bedauerte es zugleich, denn der Rehbock wäre nur ein mäßiger Ersatz.

»Laß doch, lieber Franz, es ist viel besser, daß du den Rehbock hast, denn erstens hat dieser Fall uns eine gute Lehre gegeben; die Axt nicht zu mißbrauchen, zweitens ist das Fleisch vom Rehwild viel schmackhafter als vom Hirsch und drittens, was hätten wir beide mit der Menge Fleisch anfangen sollen?« –

So war Franz beruhigt und beide machten sich daran den Bock zu zerwirken, eine saftige Keule über das Feuer zu hängen und im regelmäßigen Pendelschwung diese in einen saftigen Braten umzuwandeln.

Am anderen Tage saßen beide wieder zusammen und beratschlagten, was wohl in ihrer Angelegenheit zu thun sei, aber alle Projekte, die sie entwarfen, schienen nach weiterer Erörterung resultatlos. Da rauschte es plötzlich in der Luft und ein schwarzer Adler hafte auf einen der nächststehenden Bäume auf. Schnell erfaßte Franz seine Axt und war eben im Begriff, sie mit einem lauten ›Hilf mir‹ nach den Adler zu schleudern, als das laute ›Zu mir‹ des Ritter Felsens dieselbe wieder zurück in Felsens Hand führte, denn er hatte gesehen, daß des Adlers Haupt eine kleine silberne Krone schmückte.

Der Adler, welcher erst jetzt die beiden Ritter entdeckte, wollte eben mit mächtigem Flügelschlag davon streichen, als ein lautes ›sei unser Freund‹ Felsens ihn veranlaßte, umzukehren und zu fragen: »Wer seid Ihr?«

»Augenblicklich nur fahrende Ritter, sonst ein Fürst mit seinem Freunde.«

Der Adler hatte sich währenddessen auf einem tiefen Ast niedergelassen und fragte weiter: »Wohl zwei Unglückliche, die, von bösen Mächten verfolgt, in der Fremde herumirren?«

»Du hast es getroffen,« entgegnete Felsen, »doch bevor du weiter fragst, erlaube mir, dich nach deiner Existenz zu fragen.«

»Wie du siehst,« begann der Adler, »trage ich eine Krone, also bin ich von königlichem Herkommen; die Perlen die in meiner Krone glänzen sind die Thränen meiner Mutter, die sie bei meinen Abschied weinte; ich selbst bin die verzauberte Tochter eines nordischen Königs und umso unglücklicher, als ich in das Luftreich verbannt bin, sodaß ich nicht einmal, wenn auch verzaubert, bei meinen teuren Eltern sein kann, weil mir dort Gefahren aller Art begegnen würden.«

»Gibt es denn kein Mittel, dich zu erlösen?« fragte Franz, welchem die traurigen Worte ins Herz brannten, und der in Gedanken seinen Axtwurf, den Felsen noch glücklich abwendete, tausendmal bereute.

»Wohl mag es ein Mittel geben, mich zu entzaubern, doch kenne ich es nicht, und wer wird wohl an meine Entzauberung denken, da ich mich, um mein Leben zu schützen, der Erdoberfläche so selten als möglich nähern darf, da sehr leicht mich das tödliche Geschoß eines Jägers erreichen kann. Hoch in den Lüften bin ich sicher, denn der Adler beherrscht den Luftkreis, kein anderer Vogel kann sich mit ihm messen, doch schwinden schließlich auch dem Adler die Kräfte, wenn er nie einen Ruhepunkt findet und sich immerwiederholende Kreise ziehen muß, er ist doch an die gefahrbringende Erdoberfläche gefesselt.

Als Raubvogel bin ich noch darauf angewiesen, mir meine Nahrung auf mörderische Art und Weise zu suchen, und jeder kleine Vogel, den ich, um mein Leben zu erhalten, zerreiße, liegt schwer auf meinem Herzen.«

»Und weshalb bist du verzaubert worden?« warf Franz ein, dem Thränen der Rührung und Teilnahme in die Augen traten. »Welcher niederträchtige Charakter konnte eine solche Frevelthat begehen?«

»Es ist ein böser Zauberer, der bei meinen Eltern um meine Hand anhielt. Mein Vater aber gab ihm abschlägigen Bescheid, denn er wollte mich nicht an die krüppelhafte Figur des elenden Zauberers ketten. Meine Verzauberung ist nun eine Rachethat, die der Zauberer, dessen Name Sufar ist, ausgeführt hat.«

»Bleibe bei uns,« sprach Ritter Felsen, »sei unser Gefährte, und wenn es irgend möglich ist, das Mittel zu deiner Entzauberung zu finden, so dürfte es uns gelingen. Auch ich bin verzaubert oder eigentlich nicht ich, sondern mein armes Volk. Ich werde wohl mit manchen geheimen Mächten kämpfen müssen, und es dürfte wohl passen, daß wir bei unserer Fahrt dich erlösen können.«

»Ja, bleibe bei uns,« rief Franz mit Feuer, »du sollst keine kleinen Vögel mehr zerreißen, ich will mein Brot mit dir teilen und will dich schützen, damit kein Pfeil dir etwas anhaben soll, nur verzeihe mir, daß ich selbst, nicht wissend wer du bist, nach deinem Leben trachtete.«

»Mit Freuden nehme ich euren Vorschlag an, und einer Verzeihung bedarf es nicht, denn du konntest ja nicht wissen, wer ich bin. Ich hoffe auch euch noch nützlich zu werden. Wir Luftbewohner, denn zu solchen muß ich mich jetzt rechnen, haben scharfe Augen.«

»Als Siegel unserer Freundschaft wollen wir eine Rehkeule gemeinschaftlich essen, die unserer tapferer Jäger Franz uns gestern verschaft hat.« Mit diesen Worten nahm Felsen die zweite in grüne Blätter gehüllte Keule und hing sie über das Feuer, welches Franz zu neuer Glut anfachte, und bald war der saftige Braten fertig.

Der Adler, welchem das beste Stück hingelegt worden war, konnte jedoch nichts davon genießen, und mit Thränen in den Augen klagte er, daß auch seine Natur in die eines Raubvogels verwandelt sei, er könne nur rohes Fleisch verzehren. Sogleich schnitt Franz ein derbes Stück aus dem Rehrücken und konnte nun mit Freuden sehen, wie gut es dem Adler schmeckte.

Mit der Zeit knüpfte sich das neue Freundschaftsband immer inniger und Felsen meinte: »Wir sind nun vier Bundes-Genossen, soviel wert als eine ganze Armee und mögen sich unsere Feinde jetzt in Acht nehmen. Uebrigens ist das Recht auf unserer Seite, und mit Gottes Hilfe werden wir einen glänzenden Sieg davon tragen. Mit unserer Beratung wollen wir so lange warten, bis unser Freund, der Zwerg, wieder hier ist, denn diese Kraft dürfen wir nicht unterschätzen.«

Endlich, genau drei Tage nach seinem Abschiede, kan der kleine Freund und that sehr geheimnisvoll. Als er den Adler erblickte zeigte er sich mißtrauisch, ob es nicht vielleicht ein Abgesandter ihres Feindes sei. Doch beruhigte er sich bald, als der Adler ihm seine Lebensgeschichte erzählte, denn die Zwerge können allen Menschen durch die Sprache und den Ausdruck in das Herz sehen.

»Sage uns deinen Namen, kleiner Mann,« sagte Felsen, »damit wir dich in Zukunft nennen können.«

»Ich heiße Spiel; aber hört, was ich in meinem Reiche erfahren habe. Der Zauberer, unser aller Feind, heißt Sufar.«

Bei den Namen Sufar rief der Adler: »Das ist ja auch mein böser Geist!«

»Er kommt,« fuhr Spiel fort, »oft in eine große Felsenhöhle, die aber unter seinen Bann steht; in dieser könnte man diesem Sufar am leichtesten begegnen, denn nur durch ihn selbst kann man die Entzauberungen erfahren. Mein Vorschlag ist der, die Höhle zu erreichen, um dann durch List die Erlösung zu erfahren.«

»Unser Spiel hat den Nagel auf den Kopf getroffen, die Höhle wird uns offenbaren, was wir zu thun haben.« Vor Freude über die gute Nachricht und den weisen Rat hob Felsen den kleinen Spiel hoch in die Höhe und gab ihm einen Kuß in sein bärtiges Gesicht. »Aber,« fuhr er fort, »was hat es denn für eine Bewandtnis mit der genannten Höhle?«

»Diese Höhle,« berichtete Spiel weiter, »ist das Gefängnis armer Opfer von Sufar; er hat sie dort in Steine verwandelt, und harren schon manche an 100 Jahre auf ihre Erlösung. Sie werden nicht älter dabei, sterben auch nicht, sondern wenn sie entzaubert werden, fangen sie an weiter zu leben von dem Zeitpunkte ihrer Verwandlung an. Insofern ist ihre Entzauberung möglich, als der Tod Sufars eintritt, oder ein sterbliches Wesen den Stein berührt, dann wird dieses Wesen zu Stein, und der Stein selbst ist erlöst. Jedenfalls wird der Bann bei Sufars Tode von euch schwinden; aber es können noch andere Zauberer mit im Spiele sein und so würde Sufars Tod euch nichts nützen.

Was wir weiter thun müssen, um zu unserem Ziele zu gelangen, werden wir schon an Ort und Stelle sehen; jetzt müssen wir vor allen Dingen aufbrechen und die Höhle suchen.«

Wie Spiel es anordnete, so geschah es auch. Franz warf die silberne Axt in die Höhe und rief: »Emir nach Sufars Felsenhöhle!« und der Drachenkopf zeigte nach Süden. Die Pferde wurden gesattelt und gezäumt, Wasser in die Schläuche gefüllt und die Ueberbleibsel vom Rehbock in die Mantelsäcke gethan und fort ging es; Spiel hinter Felsen auf dem Pferde, der Adler vorausfliegend oder auf Franzens Schulter sitzend. Den Marsch dirigierte Spiel, und nach acht Tagen sahen sie sich in ein sehr steiniges Gebirge versetzt. Es war das Fichtelgebirge mit seinen Schluchten, riesigen Felswänden und verborgenen Höhlen.

Jetzt galt es nun. die Höhle zu suchen; diese sollte dort sein, wo es am wildesten und für Menschen fast unzugänglich war. Um eine größere Umschau zu haben, beschloß man auf eine der Bergspitzen zu klettern und erreichte den Gipfel des Nußhardt.

Von dort aus hatten sie eine weite Aussicht, doch konnten sie nicht entdecken, wo die Höhle sein könnte. Es wurde beraten, wie diese am besten auszukundschaften wäre, und sie beschlossen, den Adler abzuschicken, um zu erfahren, wo die wildeste Stelle des Fichtelgebirges sei.

Der Adler flog fort, während die müden Wanderer sich einen Ruhepunkt suchten, wo sie ein Stück von dem Junghirsch, den Franz vor kurzen mit seiner Axt erlegt hatte, sich braten konnten. Das Glück war ihnen günstig. Auf der Spitze des Nußhardt lagen die Felsblöcke wild durcheinander, und Spiel, der sich in solchem Felsgetrümmer sehr wohl zurecht fand, entdeckte auch bald eine kleine Höhle, groß genug für unsere Reisegesellschaft und wie geschaffen zum Kochen und Braten, denn es zeigte sich eine Oeffnung, die sehr gut als Schornstein dienen konnte.

– Diese Felsenhöhle wird noch jetzt von vielen Touristen besucht und gelangt man, wenn man sich gehörig bückt, schmiegt und biegt, ziemlich leicht in dieselbe. –-

Als Franz, der das Amt des Koches übernommen, einen saftigen Braten ziemlich fertig hatte, kam plötzlich der Adler zerzaust und aus vielen Wunden blutend zurück. Franz war außer sich und wusch die Wunden mit dem klaren Wasser einer Quelle, die nicht weit aus einen Felsen sprang, während der Adler erzählte, er habe bald ein mächtiges Felsenlabyrinth entdeckt, in welchem er die Höhle vermutete; um nun weiter zu forschen, habe er sich in diese verworrene Felsmasse hinein gewagt, aus der aber blitzschnell ein mächtiger Geier auf ihn losstürzte, gegen den er sich nicht erwehren konnte und deshalb sein Heil in der Flucht versuchte.

»Die Abenteuer gehen schon an,« meinte Felsen, »wir müssen uns vorsehen, denn da, wo der Geier hervorstüzte, ist sicher des Sufars Höhle und der Geier der Wächter derselben.«

Dann untersuchte er die Wunden des Adlers, welche er unbedeutend fand, und ein wohltätiger Balsam, den er darauf legte, heilte sie schnell wieder.

Für heute war es schon zu spät, um noch etwas zu unternehmen; auch die Anstrengung machte ihr Recht geltend, und bald lagen die Bundesgenossen in tiefem Schlaf.

Am anderen Morgen erwachte alles neugestärkt. Sie ließen die Pferde frei laufen, denn die Wildnis war so groß, daß kaum ein Fußgänger vorwärts kam, viel weniger noch ein Pferd; die Waffen wurden noch einmal genau untersucht, ob noch alles in Ordnung sei, damit sie auch im Falle der Not nicht ihre Dienste versagten; dann wurden sie zur Hand gesteckt, was Franz namentlich mit seiner Axt that, und so der Marsch nach der Felsenhöhle angetreten.

Unter unendlichen Schwierigkeiten erreichten sie die Gegend, wo der Geier den Adler überfiel. Diese Gegend führte den Namen Luxburg und war damals noch vollständig unzugänglich. Der Adler wagte sich nicht weit fort von seinen Kameraden, und das war sein Glück, denn kaum waren sie in den Bannkreis der Zauberhöhle gekommen, als auch der Geier aus seiner Felsenkluft stürzte und unsere Abenteurer überfiel. Franz aber, auf solchen Angriff vorbereitet, ergriff seine Axt und schleuderte sie mit dem Ruf ›Hilf mir‹ dem Geier entgegen, der mit gespaltener Brust verendet aus der Luft sank. Wie erstaunten sie aber, als sie fanden, daß der Geier aus Stein war, also unverwundbar gewöhnlichen Waffen gegenüber. Dieser Geier von riesiger Größe wäre allein im Stande gewesen, alle unsere Freunde zu bezwingen infolge seiner harten Beschaffenheit, hätte die silberne Axt nicht solch' wunderbare Eigenschaft besessen.

Vorsichtig gingen sie weiter, sich einander helfend, ohne daß ihnen etwas besonderes auffiel als ein munteres Waldbächlein, das lustig sich durch die Felsen wand. Sie gingen dem Bächlein nach und fanden, daß es unter dem Felsen verschwand.

Jetzt war Spiel der Glückliche, der helfen konnte. Er verwandelte sich mittelst seines Ringes in eine Forelle und schwamm in die Felsen hinein. In banger Erwartung standen unsere Freunde da, voll Sorge, daß ihm kein Unglück passiere, und was er wohl für Nachricht bringen werde.

Nach geraumer Zeit kam eine bunte Forelle aus den Felsen herausgeschwommen, die sich schüttelte, und aus dem Wasser stieg Freund Spiel, wohl etwas naß, aber sonst wohl behalten.

Er erzählte, als er eine kurze Strecke geschwommen sei, habe sich der enge Kanal erweitert und er sich in einer großen Höhle befunden, die mit großen Steinen von allen möglichen Formen angefüllt sei; er glaube bestimmt, daß dies die große Höhle sei, doch habe er sich nicht gewagt, sie zu betreten, denn wer einen solchen verzauberten Stein berührt, wird zu Stein, während der betreffende Stein entzaubert ist. »Um nun einen Erfolg zu haben, müssen wir gemeinsam vorgehen; jedoch auf dem Wege, den ich wählte, könnt ihr unmöglich hineingelangen, aber es gibt noch einen anderen Weg. Als ich mitten durch die Höhle schwamm, bemerkte ich über mir eine Öffnung, durch welche das helle Tageslicht hereinfiel. Mittelst Stricken halte ich es nicht für schwer, durch diese Öffnung in die Höhle hineinzugelangen, doch muß die nötige Vorsicht angewendet werden, damit man keinen dieser Steine berührt. –«

Jetzt galt es, das Loch von außen zu suchen, und der Adler schwang sich in die Luft, und seine scharfen Augen entdeckten es bald inmitten ungeheuerer Felsen.

Er führte die Abenteurer an den Rand der Öffnung und bald schauten sie in eine Finsternis, die ihresgleichen sucht.

Um zu sehen, ob dies auch die richtige Öffnung sei, sammelten sie Reisig und warfen es brennend in die Tiefe. Bei dem Feuerschein konnten sie deutlich sehen, daß sie über der Sufarshöhle standen, denn sie sahen einen Bach mitten durchfließen und die vielen verzauberten Steine.

IV. Kapitel
Die Zauberhöhle

Man beschloß, in die Höhle hinabzusteigen. Es wurden Stricke zusammengebunden, die bis auf den Boden der Höhle reichten, und die Stricke an der Oberfläche befestigt. Dann wurde eine alte, sehr harzreiche Kiefer umgeschlagen, welche die nötigen Kienfackeln liefern mußte.

Mit einer brennenden Fackel in der Hand kletterte Ritter Felsen zuerst hinab, weil er dies gefährliche Abenteuer zuerst bestehen wollte und seine treuen Freunde, die doch nur für ihn sich diesen Gefahren aussetzten, vor etwaigem Unglück zu bewahren.

Der Adler schwang sich auf die Spitze einer hohen Tanne als Wächter, um einer etwaigen Überraschung durch Sufar vorzubeugen.

Als Felsen auf dem Boden der Höhle ankam, sah er die unglücklichen Opfer des Zauberers als Felsblöcke herumliegen, und es durchschnitt ihm das Herz, als er daran dachte, daß es lebende und denkende Wesen seien, die in ihrer steinernen Gefangenschaft überaus elend sein mußten.

Er rief Franz und Spiel zu, ebenfalls herunter zu klettern, da der Platz, auf dem er unten angekommen sei, frei von solchen Zaubersteinen ist.

Beide kamen sofort nach, jeder mit einem Bündel Kienfackeln versehen. Als sie zusammen in der Höhle waren, berieten sie, was nun zu thun sei, um das Nötige zu erfahren, wie der Zauber gelöst werden könne.

Währenddessen sahen sie die verschiedensten Formen der Zaubersteine, und die Höhle machte den Eindruck einer Ausstellung halb fertiger oder ganz roh gearbeiterte Statuen oder Steinbilder.

Hier vermutete man einen verzauberten Ratsherrn mit großer Halskrause, gleich daneben glaubte man ein Edelfräulein mit großem Schwinghut und im Reitkleide zu erkennen; etwas rechts ragte eine Riesengestalt empor, die einem geharnischten Ritter ähnlich sah und so noch unendlich viele Steine, aus denen man das frühere ›Sein‹ erraten konnte.

»Wenn einer von diesen Steinen reden könnte, so würden wir gewiß Näheres über die Erlösung erfahren; denn ihrer Sinne wurden sie nicht beraubt, sie sehen und hören, was um sie vorgeht und das ist gerade der qualvollste Zustand ihrer traurigen Lage,« erklärte Spiel; »auch von meinem Geschlecht sehe ich einige in Stein verwandelt, vielleicht ist mein armer Bruder dabei, der vor 40 Jahren verschwunden ist und von dem trotz aller Nachforschung nichts entdeckt werden konnte.«

»Spiel hat Recht,« ließ sich Felsen vernehmen; »dieser Ratsherr mit der großen Halskrause könnte uns gewiß mit gutem Rat zur Seite stehen. Hört, meine treuen Freunde, einen Vorschlag: Wie ihr wißt, bekommt jeder der verzauberten Steine seine wahre Gestalt wieder, wenn ein anderer Mensch ihn berührt, letzterer dagegen wird zu Stein. Nun hört, ich werde diesen Ratsherrn berühren und ihr werdet handeln und klug sein, damit ihr die Erlösung bald vollbringt.«

Da trat aber Franz vor und sprach: »Das dulde ich nicht, daß mein Freund und Herr sich in solche Gefahr begibt, ich bin der Jüngste, der Unerfahrenste, und viel weniger wert als ein Fürst, ich werde diesen Ratsherrn berühren,« und damit wollte er straks an das Steinbild gehen.

Doch Felsen hielt ihn zurück. »Keine unüberlegte That, mein junger Hitzkopf, du wirst mit deiner kleinen Axt im Verein mit Spiel und unserem Adler, mich und alle anderen sicher erlösen. Denke immer daran, dem Mutigen hilft Gott – und jetzt Gott befohlen, mein Vertrauen zu euch ist felsenfest.«

Diese Worte waren so energisch und klar gesprochen, daß Franz keine Widerrede wagte. Felsen drückte noch jedem die Hand, dann ging er schnell auf das Steinbild zu, welches den Ratsherrn vorstellte und legte seine Hand darauf. Sogleich bekam der Stein Form und Leben. Die steinerne Halskrause verwandelte sich in steif gestärktes Linnen, der lange Rock wurde schwarze Seide, und Gesicht und Hände bekamen eine fahle Fleischfarbe. Jetzt dehnte und reckte sich der ganze Körper, als ob er von einem tiefen Schlafe erwachte, dann blinkte er mit den Augen und trat auf Franz und Spiel zu.

Wie aber hatte sich Felsen währenddessen verändert! Sobald er den Stein berührt hatte, sank ihm der Arm herab, er wurde kalt und steif und zum rauhen Stein.

Als der Ratsherr neben Franz stand, packte letzterer ihn fest am Arm, als fürchtete er, der Ratsherr könne die Flucht ergreifen. Sofort fing Franz zu fragen an: »Kannst du uns sagen, wie man den Zauberer Sufar bezwingen und seinen Zauber lösen kann? Sprich schnell, damit uns Sufar nicht etwa zuvor kommt!«

Da öffnete der Ratsherr den Mund und sagte mit tiefer Stimme:

»Vor etwa 50 Jahren bin ich mit der Prinzessin Paulina, deren Lehrer ich war, vom bösen Zauberer Sufar in Stein verwandelt worden. Die Prinzessin sollte durchaus den Sohn des Zauberers heiraten, der eine kleine, häßliche und verkrüppelte Figur, und ein noch viel häßlicheres Herz besaß. Die Prinzessin weigerte sich natürlich; aus Rache nahm er uns, als die Prinzessin einmal spazieren ritt und ich sie begleitete, gefangen und brachte uns hier her, wo er uns in Steine verwandelte. Dort steht sie,« rief er, und zeigte auf den Stein, der die Form einer Dame mit Schwinghut und Reitkleid hatte. »Meine arme, gute, liebe Prinzessin, o, wie werden die alten Eltern um ihr einziges Kind gejammert haben!«

»Eure Geschichte ist zwar sehr traurig,« sagte Franz, »aber wir haben euch deshalb erlöst, damit ihr uns sagen sollt, wie wir Sufar bezwingen und seinen Zauber lösen können. Es ist die höchste Zeit, denn bedenkt, wie leicht Sufar zurückkehren könnte, ehe wir uns geschützt hätten, und dann wären wir alle verloren.«

»Du hast Recht,« entgegnete der Ratsherr, »der Weise soll nicht schwatzen, wenn er handeln muß; so hört denn. Sufar ist oft hier hergekommen, teils um nach zu sehen, ob kein Unberufener in seine Höhle gedrungen ist, oder um neue Opfer zu bringen. Stets, wenn er neue Opfer brachte, pflegte er sich immer sehr laut über seine Schlechtigkeit zu freuen, und hat so selbst seine Geheimnisse ausgeplaudert, er glaubte, die Steine wären stumm! Er hat sich aber getäuscht, Menschen müssen schweigen, aber Steine werden reden!

Einmal, als er kam und den Geliebten meiner guten Prinzessin, den großen Ritter, den ihr hier rechts in der Ecke stehen seht, brachte, auf den er einen besonderen Zorn zu haben schien, rief er laut: ›Ihr erbährmlichen Erdwürmer, ihr wollt Sufar trotzen? Das soll aber beim Teufel nicht geschehen, mögt ihr noch so wild und trotzig thun, wie du, mein tapferer Ritter. Dieser Bergkrystall verwandelt euch alle in Stein und so lange der mein Eigentum ist, kann ich der ganzen Welt trotzen. Erst müßt ihr den haben, ehe ihr mir ebenbürtig seid. Aber niemand kann ihn mir entreißen, denn solange ich ihn an meiner Kette trage, dringt er auf meinen Befehl stets in meinen Körper hinein, der dadurch unverwundbar wird.‹ So sprach er und spielte mit einem schönen glänzenden Krystall, der an einer dicken, goldenen Kette um seinen Hals hing und ein blendendes Feuer ausstrahlte. ›Alle Steine,‹ fuhr er fort, ›können von ihrem Zauber befreit werden, wenn sie ein sterblicher Mensch mit bloßer Hand berührt, du aber, dreister Ritter, sollst diese Vergünstigung nicht haben. Wegen deiner Frechheit mir gegenüber, dir ihr thörichten Menschen Mut nennt, sollst du ewig Stein bleiben, oder bis ich keine Macht mehr habe, was dasselbe ist.‹ – Mit diesen Worten berührte Sufar ihn mit einer Art Gebirgsstock, was jedenfalls den Ritter diese Vergünstigung raubte, und hinaus flog er wieder zu der Öffnung.«

Plötzlich kam voll Schreck der Adler zur oberen Öffnung hereingesaust und rief: »Der Zauberer! Der Zauberer! Er ist furchtbar wütend, denn er hat den toten steinernen Geier gefunden.«

Voll Schreck griff Franz nach seiner Axt, und Spiel nach seinem Ringe. Der Ratsherr wurde fast wieder zu Stein vor lauter Entsetzen.

Eine Minute darauf verdunkelte eine Gestalt die obere Öffnung, und zornerfüllt stand der Zauberer Sufar in der Höle. – –

Er war gekleidet nach Art der Mönche. Seine schwarze Kutte umschloß ein breiter Gürtel von glänzendem Stahl, an welchem dicke Quasten von Elfenbein hingen. Auf dem Kopfe hatte er eine spitzige Mütze ohne Schild, die eine gebogene Feder schmückte, in der Hand trug er einen Gebirgsstock mit eiserner Spitze.

Mit fürchterlicher Stimme brüllte er unsere Bundesgenossen an: »Wie könnt ihr es wagen, in mein Eigentum zu dringen und meinen Wächter zu töten, was wollt ihr hier, wer gab euch den Mut, mir zu trotzen?«

Da sprach Ritter Franz: »Deine Frevelthaten schreien um Rache, und ich werde der Rächer sein!«

»So? Ha ha ha, das ist spaßhaft, doch nimm erst das.« – ›Stein auf Stein‹ schrie der von der Gruppe der Bundesgenossen etwas entfernt stehende Zauberer. Damit nahm er den Krystall und warf ihn nach unserm Franz, wobei sich die goldene Kette, die um sein Hals hängen blieb und an der der Krystall befestigt war, in die Länge zog. Letzterer hatte jedoch dieselbe Geschwindigkeit als ein geworfener Stein, die sich ausdehnende Goldkette war also durchaus nicht hinderlich.

Der Adler saß währenddessen auf Franzens Schulter und beobachtete mit seinen scharfen Augen jede Bewegung des Zauberers. Als dieser den Krystall warf, stürzte er sich blitzschnell zwischen den Zauberer und Franz, sodaß der Talisman von ihm aufgefangen wurde, was zur Folge hatte, daß der Adler als Stein zur Erde fiel, Franz aber unversehrt blieb.

Nachdem der Krystall seine Schuldigkeit gethan hatte, zog sich die Goldkette wieder zusammen, sodaß der Krystall wieder auf der Brust des Zauberers hing.

Ehe der Zauberer aber einen zweiten Wurf thun oder den Krystall in seinen Körper wünschen konnte, flog die Axt mit einem lauten ›Hilf mir!‹, von Franzens Hand geschleudert, direkt auf den Krystall, der unverletzt auf die Erde rollte. Durch die Gewalt des Wurfes war die goldene Kette zersprengt worden, die silberne Axt aber sprang in tausend Stücke.

Der Zauberer, der einen solchen Talisman bei seinen Gegnern nicht vermutet hatte, war zwar selbst nicht verwundet worden, weil ihn der Krystall geschützt hatte, verlor aber doch für einen Augenblick die Besinnung, welchen Spiel benutzte, der den Talisman ergriff, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten und den Zauberer selbst zu Stein verwandeln; doch als er den Arm zum Wurf erhob, kam der Zauberer zur Besinnung und war im Nu zur oberen Öffnung hinausgeflogen.

Gleich darauf rieselten aus allen Felsenspalten klare Wasserbächlein und das Wasser bedeckte den Boden der Höhle; es stieg höher und höher und der Bach, der durch die Höhle floß, wuchs zum reißendem Strom an. In seiner Verzweiflung eilte Franz zu dem Stricke, an dem sie in die Höhle gestiegen waren, aber – o Schreck – er war fort. Franz, dem das Wasser schon bis an die Knie ging, sah, daß aus allen Felsenritzen Wasser fort und fort hervorquoll.

Höher und höher stieg es; Franz watete schon bis an die Brust darin herum. Doch die Liebe zum Leben läßt jeden nach einem rettenden Strohhalme greifen; so auch unsern Franz. Er suchte nach einen hohen Punkt, auf den er sich flüchten könne, um den Tod des Ertrinkens auf kurze Zeit noch zu entgehen. Da fielen seine Augen auf den riesigen steinernen Ritter, er ruderte auf denselben zu und stieg an ihm empor.

Es war grausig anzusehen, wie das Wasser an der Stelle tobte, wo früher der kleine muntere Bach floß. Das Rauschen des Wassers hallte in der großen unterirdischen Höhle wider wie Donner und dies half mit, das Entsetzliche der Lage zu vergrößern.

Der Herr Magister mit seiner großen Halskrause war, wie schon vorhin erwähnt, ganz starr vor Schrecken, erst als das kalte Wasser an ihm empor stieg, bekam er wieder zu Leben. Er rang die Hände und rief: »Soll ich, der erst vor kurzem dem Leben wiedergegeben, nun hier in dieser schrecklichen Höhle ertrinken? Nein, lieber, guter Gott, das kann dein Wille nicht sein, hilf mir!« So klagte er fort, bis er Franz an dem steinernen Ritter in die Höhe klettern sah. Schleunigst arbeitete er sich auch bis zum steinernen Ritter hin, und war nahe daran zu ertrinken, als ihm Franz die Hand reichte und zu sich hinaufzog.

»Es wäre besser gewesen, ich hätte euch ertrinken lassen, dann wäre Angst und Qual mit einem Male vorbei gewesen, denn ich wüßte nicht, was uns jetzt noch retten könnte.«

Das Wasser stieg langsam, aber immer höher. Keiner von den anderen verzauberten Steinen ragte außer dem Ritter, auf dem die beiden Unglücklichen saßen, mehr aus dem Wasser hervor, und auch diesen hatte es bald bedeckt.

Da, als die Not am größten, sank das Wasser ungeheuer schnell. In einigen Minuten war es weg gelaufen und zum Erstaunen der beiden Geretteten fing der große Ritter an sich zu bewegen. Er nahm die beiden von seinen Schultern, setzte sie sanft auf den wasserfeuchten Boden, küßte sie und nannte sie seine Retter.

Jetzt bemerkten sie auch, daß die anderen Steine sich reckten und dehnten, und es war ein Jubel in der Höhle, und alle Erlösten kamen zu Franz und dankten ihm herzlich für ihre Erlösung.

So trat auch ein wunderschönes Mädchen, mit einer kleinen silbernen Krone auf dem Haupte, zu ihm. Mit Thränen in den Augen dankte sie für ihre Erlösung.

»Ihr werdet euch wundern, wenn ich euch sage, daß ich euer Reisegefährte und Bundesgenosse gewesen, aber in der Gestalt eines Adlers.«

Jetzt erkannte Franz die kleine silberne Krone, es war dieselbe, die der Adler getragen hatte. Voll Ehrfurcht wollte er der Dame die Hand küssen, aber diese zog ihn an ihre Brust und sprach: »Hier ist dein Platz!«

Eine ähnlich Scene hatte sich zwischen dem großen Ritter und dem Fäulein mit dem Schwinghute im Reitkleide abgespielt. Sie waren sich in die Arme gefallen und herzten und küßten nach Herzenslust, und der Magister mit der großen Halskrause stand dabei und wollte dem Paare seinen Segen geben, konnte aber nicht hoch genug hinauf langen. Alle übrigen lachten und küßten sich vor Freude über ihre Erlösung; auch eine Menge Zwerge, die Spiel so ähnlich sahen, wie ein Ei dem andern. Nur einer stand still und ruhig dar, er schien sich entweder nicht zu freuen, oder wollte die Freude der anderen nicht stören. Es war Ritter Felsen der kurz vorher ebenfalls ein steinerner Mann gewesen war. Endlich trat er auf Franz zu, gab ihm die Hand, frug, ob er Spiel nicht gesehen hätte. Erschrocken sagte dieser nein, »als das Wasser von allen Seiten geschossen kam, habe ich – o Schande – nur an mich gedacht, die Angst hatte meine Sinne verwirrt. O weh, er ist gewiß ertrunken, denn ich sah ihn nirgends. Oder sollten wir unsere plötzliche Rettung ihm verdanken?«

»Es wird wohl so sein,« sprach Felsen, »denn als der Krystall dem Zauberer entsprang, ergriff ihn Spiel und als Sufar zur Öffnung hinausflog, sprang er zum Bach und verwandelte sich in eine Forelle.«

So war es auch. Als Spiel sah, wie der Zauberer entwischte, nahm er den Krystall in den Mund, verwandelte sich in eine Forelle und schwamm aus der Höhle hinaus. Draußen stieg er in seiner alten Gestalt wieder aus dem Wasser und sah sich nach dem Zauberer um, denn es ahnte ihm, daß er sofort Rache nehmen würde. Er kletterte auf einen Felsen, und sah, wie Sufar einen großen Felsblock vor sich her auf das Loch zuwälzte. Spiel versteckte sich hinter einen Felsen und hielt den Krystall fest in der Hand. Näher und näher wälzte Sufar den Felsblock und endlich hatte er ihn bis an den Rand des Loches gebracht, als auf einmal Spiel hervortrat und ausrief: »Nimm deinen Lohn!« Schnell wie der Blitz ergriff Sufar seinen Gebirgsstock un flog davon aber hörte noch die Worte die Spiel rief – Stein auf Stein – und gleich darauf fühlte er sich in der Luft von dem Krystall, seinen eigenen Talisman getroffen. Gegen diesen hatte er keine Macht; er ließ den Gebirgsstock fallen und stürzte als Granitfelsen auf die Erde zurück; der Zauberkrystall aber wurde nicht wiedergefunden.

Noch heute kann man den Felsen auf der Luxburg, die jetzt Luisenburg heißt, sehen, und Fremden wird er unter den Namen Napoleonshut oder Schiff als Merkwürdigkeit gezeigt. Er hat eine eigentümliche Lage und das außergewöhnliche derselben ist das letzte Andenken an den einst so Mächtigen. – – Das Eigentümliche des Felsens liegt darin, daß er, der eine dreieckige Form zeigt, mit der Spitze auf einem anderen sehr abschüssigen Felsen so schräg aufliegt, daß man nach dem Gesetze der Schwere seinen Absturz jeden Augenblick befürchten muß, denn scheinbar liegt der Schwerpunkt außerhalb seines Stützpunktes.

V. Kapitel
Die Glücklichen

Als der Zauberkrystall Sufar traf, trat mit einem Male die Zerstörung seiner bösen Werke ein. Es war der Zeitpunkt als das Wasser zu sinken begann.

Als Spiel auf so kluge Weise den bösen Zauberer bestraft, und die Erlösung seiner Opfer vollbracht hatte, trat er an die Öffnung und sah hinunter, da hörte er das Jubeln der Erlösten und schnell ließ er den Strick, den Sufar heraufgezogen hatte, wieder herunter und stieg hinab. Unten empfingen ihn seine alten Freunde mit einer Liebe, wie sie unserm Spiel noch nie zu teil geworden war; Felsen herzte und küßte ihn, Franz stellte ihm das schöne Fräulein mit der silbernen Krone vor, als ihren ehemaligen Bundesgenossen den Adler, und auch von ihr bekam er einen herzhaften Kuß, worüber er vor Freude sein Käppchen hoch in die Luft warf. Da drängte sich aus der Schaar der glücklich Erlösten ein kleiner Zwerg hervor, der auf Spiel zusprang und schrie: »Bruder, lieber Bruder, ich bin auch hier! O, wie lange habe ich dich nicht gesehen, wie oft habe ich an dich gedacht, und jetzt kommst du selbst und erlösest mich.«

Spiel wußte vr Freude nicht, was er machen sollte, er umarmte seinen kleinen Bruder und lachte und weinte zu gleicher Zeit. –

Spiel aber sagte: »Ich verdiene nur einen Teil eures Dankes, hätten wir nicht zusammengeholfen, so wäre die Rettung nimmer gelungen. Hier Ritter Felsen war die Triebfeder vom Ganzen, hätte er nicht alles so weise angeordnet, hätte er mich nicht vorher gepeinigt, und mich dann wieder so freundlich aufgefordert, sein Gefährte zu sein, hätte er nicht sich selbst geopfert hier in der Höhle, so daß uns dieser Herr mit der großen Halskrause die Kraft des Zauberkrystalles verraten hätte, wir wären unfähig gewesen, die Erlösung zu bewerkstelligen. Besonders ausgezeichnet hat sich Ritter Franz, er hat mit seiner Axt uns Bahn gebrochen. Die Axt zeigte uns den Weg, tötete den steinernen Geier und trennte den Krystall von dem Zauberer, leider ist sie selbst dabei zu Grunde gegangen, doch um hohen Preis. Offen gestehen muß ich, daß wir im Grunde genommen, ohne die Axt überhaupt nichts hätten vollbringen können und sicher hätte uns schon der Tod durch den steinernen Geier geblüht, der ja unverwundbar gewöhnlichen Waffen gegenüber war.

Hier die wunderschöne junge Dame mit der silbernen Krone hat durch ihre edle Aufopferung den Ritter Franz vor des Zauberers Tücke geschützt, nicht achtend, daß sie selbst dem Zauber verfallen mußte. Sie war eben so unentbehrlich wie jeder von uns; überhaupt muß ich noch einmal bemerken, daß gerade wir vier zusammen sein mußten, um überhaupt den Sufar zu bezwingen.«

»Lieber Spiel, deine Bescheidenheit ehrt dich sehr,« entgegnete Ritter Felsen, »ich will nicht mit dir zanken, wenn es auch ein edler Streit wäre; kurz und gut wir haben durch unser Zusammenwirken viel Glück gebracht, uns und anderen; nur der arme Spiel trägt nichts als die Ehre davon, denn die silberne Axt, die wir ihm nach Gelingen unseres Vorhabens in Aussicht gestellt haben, ist für immer dahin. Ihr alle seid erlöst worden, und auch ihr, mein schönes Fräulein. Ich werde mein Reich wieder bekommen, Franz wird durch diese schöne Prinzessin und mich beglückt werden; aber Spiel, der gute Spiel, geht leer aus. Gold und Edelsteine haben für ihn keinen Wert, dieweil er mitten unter solchen wohnt, und –«

»Ihr irrt euch, Ritter Felsen,« unterbrach ihn Spiel, »zwar ist die kleine Axt nicht mehr, und Gold und Edelsteine können mich nicht erfreuen, doch hier ist meine Freude,« damit klopfte er seinem Bruder auf die Schulter, »und dann,« fuhr er fort, »liegt oben neben dem Loche der Stab des Zauberers, der dem Besitzer die Kunst des Fliegens verleiht; es ist dies derselbe Stab, mit dem Sufar den großen Herrn Ritter durch eine Berührung damit für immer zu Stein verwünschte. Diesen Liebesdienst werde ich Sufar gleichfalls erweisen, dann wird er wohl für immer unschädlich sein. Sollte nun niemand Anspruch darauf erheben, so würde mich der Besitz dieses Stabes mehr als zuviel belohnen!«

»Wer sollte wohl Anspruch darauf erheben? Ich glaube niemand, kleiner Spiel,« meinte Franz, und alle stimmten ihm bei.

»Der Stab gehört dir,« sagte Felsen, »mache nur den Zauberer für immer zu Stein.

Aber jetzt hinaus aus dieser Höhle, daß wir das liebe Sonnenlicht wieder sehen. Spiel, nimm deinen Stab und fliege, hole Strickleitern herbei, damit wir, namentlich die Damen, bequem hinaus können.«

Spiel ließ sich dies nicht zweimal sagen, rasch kletterte er an dem Strick empor, ergriff den Stab, den Sufar hatte fallen lassen, als ihn der Krystall berührte und flog auf den versteinerten Zauberer zu, den er mit der Spitze berührte, damit er ewig Stein sei. Nach diesem wichtigen Geschäft flog er weiter, um Strickleitern zu holen.

In einem dreiviertel Stunden davon gelegenen kleinen Orte, der jetzt zu einer sehr lieblichen, sauberen Stadt heran gewachsen ist, und den Namen Wunsiedel führt, fand Spiel drei Strickleitern, welche er durch die Lüfte entführte. Angekommen, befestigte er sie an der Öffnung der Höhle, und bald waren alle glücklichen Menschenkinder hinausgestiegen.

Hier trennte man sich und jeder suchte in seine Heimat zu gelangen.

Sehr herzlich war der Abschied der wackeren Bundesgenossen von einander und alle versprachen, für immer in Verbindung zu bleiben.

Felsen suchte sein Land auf. Dort waren seinen armen Unterthanen indessen die Augen aufgegangen. Sie hatten den Ururpator vom Thron gestoßen und Boten in das Land geschickt, um ihren rechtmäßigen Fürsten aufzusuchen. So standen die Dinge, als er hin kam. Als er sich nun dem Volke, das so lange verblendet gewesen war, zeigte, wollte der Jubel kein Ende nehmen, man küßte ihm die Hände und den Saum seines Kleides und setzte ihn mit großer Feierlichkeit wieder auf den Thron.

Spiel, der so glücklich war, seinen Bruder wieder zu finden und einen so herrlichen Talisman sein Eigen zu nennen, kehrte wieder in sein unterirdisches Reich zurück.

Was Franz betraf, so hatte das schöne Fräulein mit der silbernen Krone darum gebeten, Franz allein belohnen zu dürfen.

Sie nahm ihn mit in das nordische Reich ihres Vaters, der überglücklich war, seine geliebte Tochter wieder zu sehen. Ein großes Fest wurde veranstaltet und die glückliche Erlösung und fröhliche Wiederkunft der Prinzessin gefeiert. Bei der großen Tafel stand der alte König auf, klopfte an sein Glas und sprach: »Es hat dem Himmel nicht gefallen, mir einen Sohn zu schenken, doch habe ich einen Ersatz in meiner lieben Tochter. Auch diese war von mir bereits aufgegeben worden, da ich kaum an ihre Erlösung glauben konnte. Nun ist dieser Jüngling gekommen und hat dieselbe mit Hilfe seiner Freunde mit großer Lebensgefahr erlöst. Wie kann man einen solchen Helden, der mir mein Glück wieder brachte, am besten belohnen? Meine liebe Tochter hat mir zu einer Belohnung geraten, die seiner würdig ist. Ich nehme ihn hiermit feierlichst als meine Sohn an und gebe ihm meine Tochter zur Frau, und heute soll Verlobung sein und übers Jahr Hochzeit. Nach meinem Tode wird er mein Nachfolger werden, und ich werde für seine Erziehung als Herrscher sorgen.«

Da erbrauste ein mächtiger Jubel durch den Saal, und alle Großen des Reiches brachten ihm Glückwünsche dar. Franz aber und die Prinzessin fielen sich um den Hals und gelobten sich innige Treue.

Franz war glücklich und nun mußten auch seine armen Eltern glücklich werden.

Festlich geschmückt mit einem großen Gefolge zog das glückliche Paar aus, um Franzens Eltern zu holen.

Wie staunten aber die Bewohner des kleinen Dorfes, als sie einen so prächtigen Zug Ritter und Ritterfräuleins kommen sahen. Das arme Holzhackerpaar aber glaubte zu träumen, als der schönste der Ritter vom Pferde sprang und sie umarmte, herzte und küßte. Auch der alte Ortspfarrer bekam seinen Teil Küsse. Endlich legte sich der Sturm und Franz erzählte seine Abenteuer, wie er mit Hilfe der kleinen silbernen Axt zu solchem Glück gekommen sei.

Da hoben die guten armen Eltern die Hände empor und dankten Gott für das Glück, das er ihnen in ihren alten Tagen noch beschert habe. Auch der alte Ortspfarrer sprach ein Gebet und erwähnte darin, daß die silberne Axt zwar nicht mehr existierte, aber für einen sehr guten Zweck geopfert worden wäre.

Die schöne Prinzessin wollte aber auch nicht zurückstehen, sondern küßte den alten Holzhacker und seine Frau mit großer Liebe und nannte sie immer Vater und Mutter.

Nun wurde eine große Sänfte gebracht, dahinein mußten sich Franzens Eltern und der alte Ortspfarrer setzen und der Zug setzte sich in Bewegung, um in eine neue Heimat zu ziehen.

Unter den Bewohnern des Dörfschens ließ Franz viele Goldstücke austeilen, damit auch die Freude haben sollten, unter denen er seine Jugendzeit als armer Knabe verlebt hatte.

Ein Jahr darauf war eine große Hochzeit in dem nordischen Reich, wozu auch Felsen, Spiel mit seinem Bruder, der große Ritter mit seiner Frau (dieser hatte das Edelfräulein mit dem großen Schwinghut und dem Reitkleide geheiratet) und der Magister mit der großen Halskrause geladen war.

Noch einmal schaute Franz auf seine Erlebnisse zurück und mußte sich sagen, daß er und so viele andere ihr jetziges Glück hauptsächlich der silbernen Axt zu verdanken hatten, deren Wert das alte Holzhackerpaar nicht gekannt hatte.

Glücklich lebte unser Franz mit seiner schönen Frau. Der alte König unterrichtete Franz in der Kunst, weise und gerecht zu herrschen und als er im hohen Alter starb, übernahm Franz, der nun ein gereifter Mann geworden war, die Regierung des Landes. Er regierte sein Volk, das ihn sehr liebte, so, wie es einem klugen und gerechten König zukommt und hielt immer mit Felsen und Spiel treue Freundschaft.

Die Höhle in der Luxburg ist jetzt ausgefüllt mit Wasser und nicht mehr zugänglich. Der Felsblock, den Sufar bis an den Rand des Loches gewälzt hatte, ist bei einer Erderschütterung vollends hineingerollt und deckt so den Eingang. Er ist mit Wasser umgeben und führt den Namen ›Insel Helgoland‹. Das muntere Bächlein hat sich aber auch unterirdisch verloren und tritt jetzt nur noch als Quelle an verschiedenen Orten hervor.

 


 


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