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XIV. Theater und Vergnügungslokale.

Billets für sämmtliche Theater, Circus etc. sind im Vorverkauf in der Cigarrenhandlung von H. Käse, Alsterarkaden 9, zu haben.

Das Stadttheater (Dammthorstrasse). Die Bedeutung Hamburgs für die deutsche Theatergeschichte am Ausgange des vorigen Jahrhunderts knüpft sich an den Vorläufer des heutigen Stadttheaters, den alten Opernhof, und wenn auch in der Zwischenzeit die Leistungen vielfach sehr zurückgingen, so gehört das Stadttheater doch seit Jahrzehnten, zumal in der Oper und dem Drama höheren Stils, zu den angesehensten Bühnen Deutschlands und Oesterreichs. (Vom 1. Juni bis einschliesslich August geschlossen.)

Das Deutsche Schauspielhaus (Kirchenallee, St. Georg), ein unter Berücksichtigung aller Fortschritte der Theater-Baukunst und Theater-Technik neu errichtetes, modernes Theater, im September 1900 eröffnet. Spielzeit vom 1. September bis Ende Mai.

Das Thalia-Theater (Pferdemarkt) ist berühmt auf dem Felde des feineren Lustspiels und gilt hierin mit Recht als Musterbühne. Es untersteht derselben Direction wie das Stadttheater. (Vom Juni bis einschliesslich August geschlossen.)

Das Altonaer Stadttheater untersteht derselben Direction wie das Hamburger Stadttheater und hat auch mit diesem gemeinsame Kräfte und dieselbe Spielzeit.

Carl Schultze-Theater (St. Pauli, Langereihe 34/45): Ausstattungsstücke, Operetten und Possen.

Ernst Drucker-Theater (St. Pauli, Spielbudenplatz 30): Volksstücke (Schau- und Lustspiele), Possen und Lokalstücke, plattdeutsche Comödie.

Central-Halle (St. Pauli, Spielbudenplatz): Volksstücke, Possen, Ballet.

Hansa-Theater (St. Georg, Steindamm): Variété-Bühne ersten Ranges. Orchester 40 Musiker. Spielzeit September bis Mai. Bevorzugter Aufenthalt des vornehmen Hamburger Familien-Publikums und der Fremden.

Hammonia-Halle (St. Georg, Besenbinderhof 51), Variététheater, mit grossem Garten und Sommertheater.

Convent-Garten (Neustädter Fuhlentwiete), bevorzugtestes Concerthaus.

Sagebiel's Etablissement (Gr. Drehbahn), wohl das grösste Haus dieser Art in Deutschland, fasst ca. 10 000 Personen. Sonntags Bälle für das einfachere Publikum.

Panorama: Bergfahrt in Tirol (am Heiligengeistfeld), grosses Doppelpanorama der Tiroler Alpenwelt mit Drahtseilbahn, Aufzügen, Wasserfällen und Rutschbahn. Vom Mai bis Ende September bis Abends 11 Uhr geöffnet, mit grossem Concert.

Panorama der Völkerschlacht bei Leipzig (Heiligengeistfeld), geöffnet von Morgens 9 Uhr bis zum Dunkelwerden. Eintritt 50 &#8368;, Kinder 25 &#8368;.

Flora (am Schulterblatt), Variété-Theater mit Ballabenden.

Concerthaus Hamburg, früher Ludwig, (St. Pauli, Millernthor): Laube-Concerte im Winter, Garten-Concerte im Sommer.

Uhlenhorster Fährhaus, Alsterlust und Alsterpavillon, die Sammelpunkte des vornehmen Publikums, sind schon S. 34 f. erwähnt.

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Alsterpavillon.

Circus Busch (St. Pauli, Circusweg), im Gebäude des ehemaligen Circus Renz, Spielsaison in der Regel nur im Sommer.

Hornhardt's Etablissement (St. Pauli), Variété-Bühne, Garten-Concerte im Sommer.

Panoptikum (Spielbudenplatz 3-7, St. Pauli), Darstellung der Geschichte Hamburgs von der Gründung bis zur Jetztzeit. Geöffnet von 10 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends. Eintritt 50 ₰ Kinder 25 &#8368;.

Umlauff's Weltmuseum und Naturalien-Handlung (St. Pauli, Spielbudenplatz 8). Von 10 Uhr Vormittags bis Eintritt der Dunkelheit unentgeltlich geöffnet.

Zu den hervorragenderen Vergnügungslokalen St. Pauli's für Abendunterhaltungen gemischter Art zählen Köllisch's Universum (Singspielhalle), Eden-Concert (Specialitäten), Reichshallen (luxuriös ausgestattete Singspielhalle), Naucke's Variété-Theater, Apollo (Specialitäten), Grosse Bierhallen (Damen- und andere Kapellen), Bierpalast (Musikkapellen), Concerthaus Altona (Singspielhalle mit den »28 bildschönen Damen«) u. s. w.

»St. Pauli!« Vom Millernthor bis über die Grenze Altonas entwickelt sich hier auf langgestreckter breiter Strassenreihe allabendlich, ob Sommer oder Winter, Regen oder Sonnenschein, ein so buntes und bewegtes Leben und Treiben wie kaum anderswo in Deutschland. Hier finden sich in buntem Durcheinander alle Arten von Vergnügungen, welche jedem Geschmack und Bedürfniss entgegenkommen: Verkaufsläden mit Muscheln, ethnographischen Gegenständen und exotischen Vögeln, die verschiedensten Sehenswürdigkeiten ganz nach Jahrmarktsart und eine ganze Reihe Singspielhallen, in welchen die Werke der leichten Muse zu Worte kommen, Bierhallen mit Zigeuner-, Matrosen- und Damenkapellen und Wirthschaften jeder Art, – so bildet St. Pauli eine der amüsantesten Sehenswürdigkeiten Hamburgs, – ein internationaler Tummelplatz, auf welchem sich Seeleute, Fremde und Hamburger jeden Standes und Geschlechts einträchtig nebeneinander bewegen.

Hier vom hohen Elbufer, vom »Berg« aus schweiften die Blicke unserer ehrbahren Altvordern die weite Elbe hinab, und höher schlug ihr Herz, wenn sie die stolzen Schiffe mit geschwellten Segeln aus der Ferne heimkehren sahen, und schon seit dem Anfange des dreissigjährigen Krieges bildete der »Berg« vor den Thoren der Stadt den Mittelpunkt der derben Freuden der See- und Hafenbewohner. Soweit die Schiffe die Weltmeere befuhren, war der »Hamburger Berg« seiner urwüchsigen Vergnügen wegen bekannt und berühmt, und daran hat sich nichts geändert, seit der Stadttheil nach der dort 1682 angelegten St. Paulkirche den Namen St. Pauli erhielt. »Auf den Berg gehen« hiess es vor langen Jahrhunderten, »nach St. Pauli gehen« heisst es heute noch, und der Name erweckt die angenehmsten Erinnerungen, wo immer es weltmeerbefahrene Seeleute giebt!

St. Pauli, du fideles Nest,
Ein jeder Tag ist dort ein Fest;
Denn wer da ist von lustgem Sinn,
Den zieht's dort hin,
Da sitzt er drin!
St. Pauli, du bist eine Welt,
Und kostet'st du mich auch viel Geld,
Du bist und bleibst doch allemal
Des lustgen Bruders Ideal!


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