Volksdichtungen
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              Ich armes Käuzlein kleine,
wo soll ich fliegen aus
bei Nacht so ganz alleine?
Bringt mir gar manchen Graus.

Der Ast ist mir entwichen,
darauf ich ruhen soll,
die Läublein sein verblichen,
mein Herz ist Traurens voll.

Es saß ein klein wild Vögelein
auf einem grünen Ästchen;
es sang die ganze Winternacht,
die Stimm', die mußt ihm klingen.

»Sing du mir mehr, sing du mir mehr,
du kleines, wildes Vöglein!
Ich will um deine Federlein
dir Gold und Seide winden,«

»Behalt dein Gold, behalt dein Seid',
ich will dir nimmer singen;
ich bin ein klein wild Vögelein,
und niemand kann mich zwingen.«

»Geh du herauf aus diesem Tal,
der Reif wird dich auch drücken!« –
»Drückt mich der Reif, der Reif so kalt,
Frau Sonn'wird mich erquicken.«

 


 


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