Christian Weise
Masaniello
Christian Weise

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Dritter Handlung

Erster Aufftrit.

Carlo, Donato.

Carl. Es ist mir von Hertzen lieb / daß jhr Excellentz gewilliget haben / das Privilegium Caroli V. zu übersenden / und weil ein Eigenhändiger Brieff darbey ist / so wird sich das Volck um so viel desto geschwinder besänfftigen lassen.

Don. Es ist ein wichtiges Werck. Das vergangene kan nicht gebessert werden / und die gegenwärtige Besserung scheinet dem Respecte jhrer Königlichen Majestät entgegen zulauffen.

Carl. Jhr Eminentz der Herr Ertz-Bischoff werden diesen Vorschlag auf jhre Verantwortung nehmen.

Don. Der Staat dieses Reiches ist nicht an den Ertz-Bischoff / sondern an den Vice-Re gewiesen.

Carl. Doch im Fall der Noth ist ein jedweder angenehm / der sich mit einem guten Rathe hervor thut.

Don. Das Schreiben ist schon von etlichen von Adel fort geschickt / also werden wir bald vernehmen / was jhr Eminentz vor Autorität beitragen werden.

Carl. Wie solt es aber gehn / wenn der Hertzog Caraffa eine Glosse darüber machte?

Don. Jhr Gnaden reden zu dunckel.

Carl. Der Herr Secretarius wil es nicht wissen. Es wird etwas beschlossen / welches kein ehrlicher Neapolitaner wünschen kan.

Don. Jhr Gnaden halten mich entschuldigt / daß ich von keiner schädlichen Sache Wissenschafft gehabt. Doch sag ich dieses / jhr Excellentz werden sich nimmermehr etwas gefallen lassen / dadurch die Wohlfahrt dieses Königreichs vermindert würde.

Carl. Solte man hier zu Hofe mit den Banditen in keiner Vertrauligkeit stehen?

Don. Ich rede mit einem vornehmen Freunde / welchem ich wohl etwas vertrauen kan. Es ist an dem / daß sich der Hertzog Caraffa anerbothen hat / dem Auffruhr ein Ziel zustecken. Indem er sich aber dabey heraus gelassen / wie solches vor dem Ausgange keinem Menschen dürffe offenbahr werden: Also werden jhr Exellentz auch entschuldiget seyn / wenn etwas wieder die offenbahre Billigkeit lauffen solte.

Carl. Hertzog Caraffa scheinet mir zu hitzig. Vielleicht legt er ein Feuer an / welches jhn selbst und viel andere rechtschaffene Leute verzehren möchte.

Don. Wir müssen dem Unglück auf Seiten des freyen Volckes den Lauff lassen: Wer wil nun die Anschläge verhindern / welche man auf Seiten des Adels ersinnen möchte?

Carl. Ich möchte dem Volcke ein Unglück von Hertzen gönnen / daß die Aufwiegler und die Mordbrenner zu rechter Zeit belohnet würden. Allein / wo der Vogel / den ich habe singen hören / dem Fischer-Knechte was zu Ohren trägt / so möchte ich mir die Flucht und den Pilgram-Stab erwehlen.

Don. Jhr Excellentz sind zum wenigsten unschuldig.

Carl. Die Zeit ist kurtz / wofern ich von weiten zusehen wil / was in der Stadt nach Ubergebung der Briefe erfolgen wird.

Dritter Handlung

Anderer Aufftrit.

Antimo, Corraggio, Bizzarro, Allegro in einer Paruqve und einem stoltzen Kleide.

Ant. So wollen wir uns auf die Reise machen / alldieweil wir doch der Welt ein ungewöhnliches Schau-Spiel aufführen sollen.

Corr. Ich bin bereit. Und weil ich manchem Neapolitaner eine ziemliche Revenge schuldig bin / so werd ich als ein ehrlicher Bezahler erscheinen.

Biz. Und ich werde doch wohl zu fressen und zusauffen haben: Und wenn keine Stadt in der Welt zufinden wäre / die Neapolis hiesse.

Ant. Es ist doch ein lustiges Leben um einen Banditen. Er fürchtet sich zwar vor etlichen Leuten; doch die gantze Welt muß im Gegentheil jhm mit Furcht oder doch mit Respecte begegnen. Hätte mancher / der einen grossen Titel führet / nicht unsre Dienste von nöthen / so würde dieser Stand nicht so viel Liebhaber antreffen.

Corr. Aber ich wil hoffen / daß wir in unserer Compagnie lauter treue Leute haben.

Biz. Wir sind ehrliche Kerlen. Und ich habe es mein Tage gesehen / die Pursche ist niemals ehrlicher / als wenn sie wegen eines Schelmstückes einig werden.

Ant. Und dieses hoffen wir auch von dem Herrn Bruder / nach dem er sich in unsere Gesellschafft begeben hat.

Alleg. Jhr Herren / so wahr als ich ein rechtschaffener von Adel bin / ich habe mich einmahl resolviret / gutes und böses mit jhnen auszustehen.

Ant. So recht / die Probe wird es noch diesen Tag ausweisen. Der rasende Fischer-Knecht muß über den Hauffen geschossen werden. Hernach wollen wir ein Feuer anzünden / welches den Brand der alten Stadt Troja beschämen sol.

Corr. Der neue Herr Bruder sieht einem Constabler sehr ähnlich: er wird müssen zu der Mine commandirt werden.

Alleg. Ja es kan wohl seyn / daß ich mein Lebetage etliche tausend Centner Pulver verschossen habe.

Biz. Man sieht es wohl / daß jhn der Rauch geschwärtzet hat: Allein es wird gewiß in demselben Lande gewesen seyn / da man das Pulver nach dem kleinen Centner auswiegt.

Alleg. In langer Zeit kan viel verderbet werden.

Biz. Ja wohl ist ein Bandite deswegen in der Welt / daß er viel verderben sol.

Ant. Wir halten uns auff. Versamlet das Volck / daß wir den March nach der Stadt thun. Signor Peronne soll unser Commendante seyn. Wenn es jhm belieben wird / soll Masaniello im Blute / und die Stadt im Staube liegen. Im übrigen schonet keines Menschen von dem Pöbel: vielleicht wird euch diese Arbeit mit vielfältiger Beute belohnet werden.

Corr. Wir sind gehorsam zufolgen.

Alleg. Und ich begleite unsern Obersten Officirer.

Biz. Vielleicht / wenn es zum Ausreissen kömt? von wem ich etwas halten soll / der muß sich etliche mahl im Felde gewiesen haben.

Dritter Handlung

Dritter Aufftrit.

Masaniello, Geonino, Vitale, Philomarini, Ghirardini.

Mas. Jhr Hochwürdigste Eminentz leben versichert / daß die gegenwärtige Mühwaltung von dem gesamten Volcke mit unsterblichen Dancke wird gerühmet werden.

Phil. Mein geliebtester Sohn / ich thue / was mir möglich ist / und welcher mich in meiner Hoffnung nicht betreuget / der lebt um so viel desto gewisser / daß er bey GOtt in Gnaden ist.

Mas. Es ist mein einziger Wunsch / wie diese Stadt möchte zu guter Ordnung gebracht werden / daß ich nach Anleitung meines Fischer-Habits mein altes Handwerck wiederum ergreiffen könne.

Phil. Vielleicht werden andre Mittel vorhanden seyn / daß man dieses Handwercks nicht bedürffen wird.

Mas. Da behüten mich alle Heiligen davor / daß ich den Nahmen haben wolte / als wenn ich eines Hellers wegen zu diesem Anlauff Anlaß gegeben hatte. Das Volck hat mich zum Obersten erwehlet / damit wil ich so lange dienen / biß man keines Obersten bedürffen wird. Das heist / wenn der Göttliche Beruff wieder vorüber seyn wird / so wil ich meinen alten Beruff wieder anfangen.

Phil. Mein geliebter Sohn mag nach seinem Gefallen handeln. Indessen / was haben wir vor Hoffnung zu einem Vergleiche?

Mas. Jhr Excellentz haben gute Macht in die Kirche herunter zukommen; denn das Exemplar von dem Privilegio befindet sich gar richtig.

Geon. Wir haben es mit allem Fleisse examiniret / und halten es vor das warhafftige Original.

Vit. Weil auch jhr Excellentz in der itzigen Schrifft nichts anzügliches eingerücket hat / so werden wir uns desto eher behandeln lassen.

Geon. Vor wenig Tagen ward uns als Rebellen Perdon versprochen / da wir doch den König vor unsern Herrn halten / und nimmermehr gedencken einer Rebellion schuldig zu seyn.

Vit. Eben dieses verursachte einen neuen Wiederwillen.

Phil. Jhr liebsten Söhne / wo man vom Frieden handelt / da muß man die Resolution haben alles vergangene zu vergessen.

Mas. Es soll auch vergessen seyn. Jhr Eminentz spatzieren in die Kirche zuvor hinein / ich wil bald Ordre geben / daß sich das Volck zu Verlesung der Privilegien versamlen soll.

Phil. Was den GOttesdienst betrifft / da wollen wir nichts versäumen. (Geht ab.)

Mas. GOtt lob / daß wir diesen Brieff in den Händen haben! das soll die Grundfeste seyn / darauff unsere Freyheit bestehen wird.

Geon. Sie haben mit jhren Schaden gelernet / was den wiederspenstigen Tyrannen noch weiter begegnen könte.

Vit. Allein was hat Signor Peronne vor eine Verrichtung / daß er sich so bemüht erweiset?

Dritter Handlung

Vierdter Aufftrit.

Die Vorigen und Peronne.

Mas. Was giebt es hier mit neuem Volcke für einen Aufflauff?

Per. Mein Herr Oberster / es sind fünff hundert Banditen / welche sich erboten haben / dem Volcke zum besten jhre Dienste zuthun.

Mas. Weil sie zu Pferde sind / so werden sie Dienste genung verrichten können.

Per. Sonderlich wenn sie allezeit in guter Ordnung beysammen bleiben.

Mas. Was wäre dieses von nöthen? Sie müssen jhre ordentliche Auffwartung zu Fusse verrichten / biß sie Ordre haben jhre Pferde zusatteln.

Per. Es könte aber etwas vorfallen / da man schleunige Dienste bedürffte.

Mas. Aber ich wil es nicht haben. Der Banditen Macht ist mir suspect, wenn sie beisammen sind.

Per. Wo können fünff hundert Mann eine Suspicion erwecken / da 150000. Bürger in Waffen stehn?

Mas. Wer mich reformiren wil / der mag an meiner Stelle Oberster seyn.

Per. Wer wil aber bey einem Obersten Dienste verlangen / bey welchem ein guter Anschlag so verworffen wird?

Mas. Hiemit ist mein Befehl. Lasset die Banditen von einander gehn / oder ich wil sie mit umgedrehten Hälsen zu der Stadt hinaus schicken. Folgt mir nach in die Kirche.

(Masaniello mit den andern geht ab.)

Dritter Handlung

Fünffter Auftrit.

Peronne, Antimo, Coraggio, Bizarro, Allegro.

Per. Verfluchter Trotz-Kopff! hätte mir deine widersinnige Natur nicht so leicht die besten Anschläge verhindern können?

Ant. Mein Herr / wie soll ich dieses verstehn? das Volck kommt mit bewehrter Hand auf mich loß / und wil uns nicht mehr in einem Troupp stehen lassen.

Corr. Ich erwarte Befehl / ob ich mich wehren soll.

Biz. Wer uns nicht besser in der Stadt accommodiren wil / der hätte uns mögen zu Hause lassen.

Per. Gebt euch zufrieden: unser Bluthund mercket seinen Untergang / drum wil er noch vor seinen Tode was befehlen. Er ist in der Kirche / geht getrost hinein und gebt Feuer auf jhn. Wenn er lieget / so wil ich den andern befehlen / daß sie die Mine springen lassen.

Ant. Ist es rathsam bey so viel bewehrten Volcke?

Per. Ich habe die Autorität dem Volcke zu commandiren: wenn der jenige todt ist / welcher über mich gebiethen kan / so ist es mir ein schlechtes alle Gewalt zu verhüten / biß wir in Positur stehen alle Gewalt zugebrauchen.

Ant. Nun wolan / jhr Pursche / gedencket an den Ruhm / welchen jhr bey dieser schönen That erwerben sollet.

Corr. Ich gedencke an das Geld / welches ich dabey verdienen wil.

Biz. Und ich an das Freuden-Feuer welches ich heute ansehen soll.

Alleg. Und ich an etliche Centner Pulver / die ich verschiessen soll.

(Sie gehen ab.)

Dritter Handlung

Sechster Aufftrit.

(Die innerste Scene öffnet sich und præsentiret einen Altar / darbey etliche Pfaffen in jhrem Ornat erscheinen. Philomarini mit seinen Leuten ist zugegen. Masaniello mit seiner gantzen Svite kömt auch aufgezogen.)

Phil. Mein geliebter Sohn / gesegnet sey der Eintrit in dieses Heilige Hauß / damit das heilsame Friedens-Werck darin vollzogen werde.

Mas. Der Himmel helffe / daß der Segen bestätiget werde! ich bin herein kommen den Lobgesang zusingen / wenn zuvor das Volck des Privilegii wegen wird unterrichtet seyn.

Phil. Es ist gar löblich / daß die Gemeine zuvor verstehet / warum diese Freude angefangen wird.

Mas. Wohlan unser Secretarius Marco Vitale mag die Sanction des Herrn Vice-Roy öffentlich ablesen.

Vit. (Fängt an zu lesen.) Philippus von Gottes Gnaden in Hispanien / beyder Sicilien und Jerusalem König Don Roderigo Ponze de Leon, Hertzog von Arcos, des Königreichs Neapolis Königlicher Stadthalter und General Capitain.

(Unter wehrenden Lesen setzet sich Philomarini und Masaniello.)

Vit. (Lieset weiter.) Wir versprechen dem gemeinen Volcke dieser getreuen Stadt Neapolis, in Krafft dieses ewigen immerwährenden Privilegii, daß alle und jede Zölle und Aufflagen in der Stadt Neapolis und selbigen gantzen Königreiche so nach der Zeit Keysers Caroli V. Hochsel. Andenckens biß auf diese Stund auffgeleget worden / gäntzlich cassiret und abgeschaffet seynd; Uber diß soll alles / was bey dieser gegenwärtigen Revolution, wie es immer Nahmen haben mag / von dem ersten Anfange biß auf diesen letzteren Augenblick / verübt und begangen worden / allerdings vergessen / verziehen / todt und ab seyn. Geben in dem neuen Castell den 10. Julii 1647.

El Dugne de Arcos         
    Donato Coppola des König-      
        reichs Secretarius.


(Wie dieses gelesen ist / fallen die bestellten Banditen hinein und schiessen ingesamt auf den Masaniello loß. Masaniello schreyt / Ha / Verrätherey! Es wird ein grosser Aufflauff / biß sich alle vom Theatro verliehren / biß auff Philomarini und die Pfaffen.)

Dritter Handlung

Siebender Aufftrit.

Philomarini, Bizarro, Bravo, Furfante.

Biz. (Komt gelauffen.) Ach! jhr Heiligkeit / ich bitte sie um dieses heiligen Ortes willen / sie lassen sich bey jhrem Kleide umfassen / sonst muß ich unschuldig sterben.

Phil. Wer bistu?

Biz. Ein unglückseliger Mensch.

Phil. Der vielleicht diesen itzigen Tumult verursachet hat?

Biz. Ach! ich unschuldiger / soll ich darum sterben / da ich auff der Gassen biß in diese Kirche verfolget werde?

Brav. Ha / wo hat sich der Bösewicht hinverkrochen?

Furf. In dieser Kirche muß er sich finden lassen.

Phil. Ach jhr Söhne / was habt jhr vor / wollet jhr diesen heiligen Orth mit Blut entheiligen?

Brav. Wir suchen einen Verräther.

Furf. Und einen solchen Bösewicht / der unserm Obersten nach dem Leben stehet.

Phil. Giesset nur euren Zorn an keiner unschuldigen Person aus.

Brav. Wo die Noth vorhanden ist / da schont man keiner Kirche. Jhr Eminenz lassen ab / diesen Vogel zubeschützen / sonst wollen wir entschuldiget seyn / wenn jhre hohe Person sich über geringen Respect beklagen möchte.

Furf. Du Hund / hastu dich hinter dieses Kleid verbergen wollen?

Biz. Ach jhr Heiligkeit / ach jhr Heiligkeit! hab ich hier keine Freystadt?

Phil. Ich bin zu schwach: GOtt helffe euch / wo jhr unschuldig seid.

(Er gehet zum Altar.)

Brav. Siehe da / du Bösewicht / gestehestu / daß dein Leben in meiner Gewalt ist?

Biz. Ich habe nichts gethan: soll ich sterben / so geschichts aus ungerechter Gewalt.

Furf. Was wir thun / das geschieht der Gerechtigkeit zu Trost.

(Bizarro steht auf und läuft biß zum Altar.)

Brav. Und wenn du auf dem Altar stündest / so wolt ich deines Blutes nicht verschonen.

(Sie lauffen hin und stechen jhn.)

Furf. An diesen Tantz sollen deine Cameraden nach einander geführet werden.

(Furfante und Bravo gehen ab / die Geistlichen fangen anzuschreyen.)

Ach weh / das ist ein Greuel der Verwüstung / da unsre Wohnung mit Blute entweihet wird.

(Die innerste Scene fällt zu.)

Dritter Handlung

Achter Aufftrit.

Xaverio, Allegro.

Alleg. Herr Pater, ist kein Platz in seiner Zelle mehr übrig? Wo mich die Feinde bekommen / so bin ich des Todes.

Xav. Und wo sie euch an diesem Orte antreffen / so müssen wir vor schuldig mitleiden.

Alleg. Es wird nicht offenbahr werden.

Xav. So wil ich keinen Anlaß zu meiner Gefahr geben.

Alleg. Ich geh aber nicht weg.

Xav. So lauff ich nach dem Fenster und ruffe die Leute um Hülffe an.

Alleg. Ach! wil sich niemand erbarmen? ist denn keine Mönchs-Kappe da / darein ich kriechen kan? ach Herr Pater, es ist ein geistlich Werck / wenn man einen Menschen beym Leben erhalten kan.

Xav. Was wil ich thun? Dieser Mensch betrübet mich / daß ich seine Wohlfahrt befördern muß / werfft euer Kleider von euch / ich wil sehen / wo Rath zu einer Kappe geschaffet wird.

(Geht ab.)

Alleg. Gute Nacht du Banditen-Kleid / so lange du an meinem Leibe bist / so werd ich meines Lebens nicht sicher seyn.

(Er wirfft die Peruqve nebst dem Kleide weg und steht wiederum als ein leibhafftiger Pickelhering da:)

Nun wil ich sehen / was der Herr Pater zu der neuen Gestalt sprechen wird.

Xav. (Komt wieder.) Da ist ein Kleid.

Alleg. Wer wil einen Schelm verkleiden helffen? Bekenne oder ich stürme dir das Kloster.

Xav. Ach gnädiger Herr. Meinem Frater war eine Kappe zurissen / so bat er mich um eine andere / biß sie wieder könte angerichtet werden.

Alleg. Du hast einen Banditen in der Paruque damit verkleiden wollen.

Xav. Mir geschieht als einer geistlichen Person unrecht.

Alleg. Thustu als eine Geistliche Person unrecht so mustu doppelt gestrafft werden.

Dritter Handlung

Neundter Aufftrit.

Die Vorigen und Salvador.

Xav. Ach weh ich muß unschuldig sterben!

Salv. Jhr Herren es kömt Befehl vom Herrn Obersten / so dann auch von jhrer Eminentz dem Herrn Ertz-Bischoff / daß sich niemand an Geistlichen Personen vergreiffen soll.

Xav. Ach das ist ein Engel / der mich in Leib- und Lebens Gefahr trösten kan.

Alleg. Wer wil mich in meinem Heiligen Wercke verstören?

Salv. Das thut ein Cavallier in Nahmen solcher Personen / die zu befehlen haben.

Alleg. Und was ich thue / das thut ein Cavallier / der die Meuchel-Mördischen Banditen aussuchen wil.

Salv. Hier ist keine Wohnung vor Banditen. Ich sage nochmals / man lasse die Herrn Patres in jhrer Wohnung unverunruhiget.

Alleg. Ich und die Gemeine zu Neapolis sagen was anders.

Salv. Ey Signor Allegro itzo wird er mir erst bekandt. Wie soll ich das verstehen / daß er als ein Rebelle die Clöster stürmen wil?

Alleg. Sein Diener / mein Herr: er thut wohl / daß er sich auf eine alte Bekandtschafft berufft / sonst hätte ich in meinem Zorne wollen entschuldiget seyn / wenn er bey mir zu Händeln kommen wäre.

Salv. Die Händel wären vielleicht auszustehen. Doch hiermit wird meine Frage nicht beantwortet?

Alleg. Wenn mir der Vice-Roy sein Thor vor der Nase zuschleust / so muß ich wohl gedenken / daß ich hier einen andern Herrn suchen soll.

Salv. Pfuy / das ist ein heßlicher Mißverstand! Aber wenn die Rebellen alle werden an den Galgen kommen / wie wird alsdenn die Sache ablauffen?

Alleg. So wird der Mißverstand noch ärger seyn.

Salv. Ich sehe / daß ich vor meine Erinnerung keinen Danck habe: ich wil dem Herren zu wissen thun / was ich gesehn habe.

Alleg. Ey was geht es unsern Herren an? Ich bin so gut Königlich / als vor diesem. Der Herr weise mir nur einen Weg / wie ich zu jhrer Parthey wieder kommen soll.

Salv. Wo ist der Degen? Wo ist der Mantel?

Alleg. Er mag im Lermen verlohren seyn.

Salv. So komt doch / wir wollen sehn / daß Rath geschafft wird. Jhr aber Herr Pater lebt fein geruhig.

Xav. Ach grossen Danck / grossen Danck / gnädiger Herr! vor die gute Beschützung.

Alleg. (Ad Spectatores.) Und grossen Danck / daß ich mit so gnädiger Manier aus meinem Banditen-Kleide kommen bin.


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