Wilhelm Busch
Die Hungerpille
Wilhelm Busch

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Jedoch das gibt nicht mehr aus, und der Herr Professor fängt bereits an, wankelmütig zu werden. Da kommt ihm ein Gedanke: »Wozu wäre denn die Wissenschaft, ich will versuchen, eine magenstärkende Pille zu bereiten, die alle diese sinnlichen Bedürfnisse überflüssig macht.«

Nachdem die Pille genau nach den Regeln der Wissenschaft aus den stärksten Ingredienzen bereitet ist, ruft er seinen Hund: »Da komm her, Bürschel, da hab' ich was Gutes!« Der arme Hund, der seit vier Tagen außer zwei Mücken nichts gefressen hat, verschluckt die Pille mit wahrem Heißhunger.

Aber kaum hat er sie drunten, so dreht ihn ein paarmal im Kreis herum; der Professor meint: »Ha, jetzt wird's Hunderl lustig!« Da – mit einem Male tut's einen Knall, und den Bürschel reißt's auseinander, daß der Kopf weit weg fliegt. – Die Pille – war zu stark gewesen.

»Au weh! jetzt ist's gefehlt«, sagte der Herr Professor. – »Nein, die Pille nehm' ich nicht, da soll mich unser Herrgott bewahren. – Am Ende ist's doch gescheiter, ich laß mir ein Paar Carbonadl kommen; wenn nur kein Mensch was erfährt von der Geschicht', ich müßt' mich in den Tod hinein schämen!«

Das ist die Geschicht' von des geizigen Doktors Pillen,
womit er wollt künstlich den Hunger stillen;
Woraus die Lehre geht:
Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht.

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